"Fürchtet Euch vor der Selbstgerechtigkeit!"
18.11.2022 14:57
"Fürchtet Euch vor der Selbstgerechtigkeit!"
18.11.2022 14:57
"Fürchtet Euch vor der Selbstgerechtigkeit!"
"Fürchtet Euch vor der Selbstgerechtigkeit!"
Ansgar N. Przesang (https://www.bibelunterricht.de)
Wer ist am meisten gefährdet, das Heil zu verpassen?
Stellt euch eine beliebig große Menge Menschen vor. Alt, jung, mittelt; männlich, weiblich, divers; bekennend gläubig, bekennend atheistisch, überhaupt nichts bekennend…?
Wir neigen vermutlich dazu, auf die sogenannten "Ungläubigen” zu zeigen. Die Gläubigen haben ja bereits auf Erden Frieden mit Gott und kommen in den Himmel. Also sind die Ungläubigen wohl am meisten gefährdet, die Gnade Gottes zu verpassen und in die Hölle zu kommen.
Ist das so? Ja, wer der Frohen Botschaft nicht glaubt, der erfährt die Konsequenz und wird auf ewig nicht froh werden. Aber die Frage war nicht: Wer kommt in den Himmel und wer in die Hölle, sondern: Wer steht am meisten in der Gefahr, keinen Frieden mit Gott zu bekommen und nach seinem Tod in die Hölle zu kommen?
Jesus warnt eindringlich vor Selbstgerechtigkeit
Wer sucht einen Arzt auf: Gesunde oder Kranke?
Lesen wir einen kurzen, einfachen Bibeltext:
Markus 2,13–17 NeÜ
Danach ging Jesus wieder einmal an den See hinaus. Die ganze Menschenmenge kam zu ihm, und er belehrte sie. Als er weiterging und an der Zollstelle vorbeikam, sah er Levi, den Sohn von Alphäus, dort sitzen und sagte zu ihm: „Komm, folge mir!“ Der stand auf und folgte ihm. Später war Jesus in seinem Haus zu Gast. Mit ihm und seinen Jüngern waren auch viele Zolleinnehmer eingeladen und andere, die einen ebenso schlechten Ruf hatten. Viele von ihnen gehörten schon zu denen, die ihm nachfolgten. Als die Gesetzeslehrer von der Partei der Pharisäer sahen, dass Jesus mit solchen Leuten aß, sagten sie: „Wie kann er sich nur mit Zöllnern und Sündern an einen Tisch setzen?“ Jesus hörte das und entgegnete: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“
Der Zusammenhang zeigt auf, dass Jesus bei “Zolleinnehmern und Leuten mit einem schlechten Ruf” eingeladen worden war. Andere Bibelübersetzungen übersetzen genauer “Sünder".
Soweit, so gut. Aber: Ist Jesus also für die anderen, die er “Gesunde oder Gerechte” nennt, nicht gestorben? In diesem Geschehen sind es die Pharisäer, also Angehöriger einer religiösen Partei, die auf genaue Einhaltung der Gesetze und der Überlieferungen der Väter achten.
Ich denke, dass wir dem Bibeltext Gewalt antun, wenn wir behaupten, dass solche Leute keinen Frieden mit Gott bekommen können.
(James R. Edwards, The Gospel according to Mark, The Pillar New Testament Commentary (Grand Rapids, MI; Leicester, England: Eerdmans; Apollos, 2002), 86.)
Ein Gleichnis über Selbstgerechte
Vielleicht möchtet ihr mir zustimmen, dass dies auch die Aussage von Lukas 18,9-14 ist:
Lukas 18,9–14 NGÜ NT+PS
Jesus wandte sich nun an einige, die in falschem Selbstvertrauen meinten, in Gottes Augen gerecht zu sein, und die deshalb für die anderen nur Verachtung übrig hatten. Er erzählte ihnen folgendes Beispiel: »Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer und der andere ein Zolleinnehmer. Der Pharisäer stellte sich selbstbewusst hin und betete: ›Ich danke dir, Gott, dass ich nicht so bin wie die übrigen Menschen – ich bin kein Räuber, kein Betrüger und kein Ehebrecher, und ich bin auch nicht wie jener Zolleinnehmer dort. Ich faste zwei Tage in der Woche und gebe den Zehnten von allen meinen Einkünften.‹ Der Zolleinnehmer dagegen blieb in weitem Abstand stehen und wagte nicht einmal, aufzublicken. Er schlug sich an die Brust und sagte: ›Gott, vergib mir sündigem Menschen meine Schuld!‹ Ich sage euch: Der Zolleinnehmer war in Gottes Augen gerechtfertigt, als er nach Hause ging, der Pharisäer jedoch nicht. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; aber wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.«
In seinem Gleichnis verwendet Jesus den Pharisäer als Beispiel. Noch einmal: Das sind Leute, die es mit dem Wort Gottes auf ihre Art und Weise sehr ernst meinen.
Was ist ein Pharisäer?
Das Folgende ist ein Exkurs aus der Abteilung “Biblisches Hintergrundwissen”. Aber es soll wachrütteln hinsichtlich der darauffolgenden Frage: “Sind unter uns Selbstgerechte Menschen?”
Zunächst zu dieser eigenartigen Gruppe namens “Pharisäer”:
Die Arbeit des at. Priesters Esra, die Schrift zu erforschen und das Gesetz zu lehren und zu tun, wurde von Personen fortgesetzt, die als “Schriftgelehrte” bekannt geworden sind. Ihre Anhänger im weiteren Sinne sind als Chasidim ( “die getreuen Gottes” ) bekannt geworden. Die Pharisäer waren eine Minderheit innerhalb der Hasidim, die sich im 2. Jahrhundert vor Christus von der politischen und religiösen Haltung der Mehrheit distanzierten. Sie spielten dann eine führende Rolle im Hohen Rat der Juden. Zur zeit des Neuen Testamentes nahmen sie eine pro-römische Haltung ein und kamen meist aus dem Mittelstand.
Sie betonten eine persönliche Gesetzeserfüllung (im Gegensatz zu den Sadduzäern, deren Hauptakzent auf dem Tempelgottesdienst lag). Das mosaische Gesetz wurde dabei den äußeren Bedingungen angepasst, die jeweiligen Durchführungsbestimmungen waren für alle verbindlich. Sie enthielten 613 Gebote (248 Gebote und 365 Verbote). Diese wurden durch eine Vielzahl von Zusatzgeboten ergänzt, so dass keiner gegen die Grundsätze verstoßen sollte; z.B. gab es 39 Gruppen von am Sabbat verbotenen Tätigkeiten. Die Pharisäer legten großen Wert auf die Einhaltung des Zehntengebotes und waren davon überzeugt, dass ihre Traditionen als korrekte Anwendungsformen des Gesetzes gelten können. Jesus verurteilte dagegen ihre Frömmigkeit (Mt 23,13ff), die oft hohen ethischen Maßstäben entsprach, als bloß nach außen gekehrt und darum unaufrichtig. (aus “Phariäser” in: Drechsel/Meyer-Baltensweiler/Williams (Hg.) Brunnen Bibel-Lexikon, Gießen: 2015
Ich weiß, dass man bei langen Zitaten schnell aussteigt. Aber ich halte diese Beschreibung für sehr wichtig. Ich werde niemanden von uns als Pharisäer bezeichnen oder beschimpfen.
Warnung vor der Selbstgerechtigkeit
In Lk 18 verwendet Jesus den Pharisäer nur als Beispiel - er spricht zu Leuten, die “auf sich selbst vertrauten, dass sie gerecht seien, und die übrigen verachteten.” (ELB) Wir brauchen uns also nicht zu fragen, ob wir Pharisäer sind, ob wir ihnen mehr oder weniger ähneln. Den Streit können wir beilegen, bevor er ausbricht.
Warum finde ich diese Situation so erschreckend? Weil diese Leute ein breites Wissen über Gottes Wort haben, weil sie selbst daraus lehren, weil sie in der Synagoge sitzen und den Predigten und Textlesungen der anderen Pharisäer zustimmen und diesen am Ausgang gratulierend auf die Schulter schlagen. Sie merken nicht, dass das von ihnen gelesene Wort, das vorgetragene Zitat aus der Schrift, dass die Predigt sie selbst ansprechen soll - denn sie sind in ihren Augen keine Sünder, sondern Gerechte - oder im ersten Bild: Gesunde. Auch für sie ist Jesus gekommen - aber ihr eingebildete Gerechtigkeit, die sie mit Bibelworten und Werken begründen, hindert sie, zum Arzt zu gehen und ihn um Heilung und Rettung zu bitten. Es liegt nicht an Jesus, es liegt an ihnen.
Ich möchte aber die Warnung des Herrn Jesus eindringlich wiedergeben: Zu denken, man wäre gerecht, um dann auf ein paar Einstellungen zum Wort Gottes oder ein paar Äußerlichkeiten hinzuweisen, ist eine brutale und tödliche Fehleinschätzung.
…
https://sermons.faithlife.com/sermons/327208-furchtet-euch-vor-der-selbstgerechtigkeit!
Ansgar N. Przesang (https://www.bibelunterricht.de)
Wer ist am meisten gefährdet, das Heil zu verpassen?
Stellt euch eine beliebig große Menge Menschen vor. Alt, jung, mittelt; männlich, weiblich, divers; bekennend gläubig, bekennend atheistisch, überhaupt nichts bekennend…?
Wir neigen vermutlich dazu, auf die sogenannten "Ungläubigen” zu zeigen. Die Gläubigen haben ja bereits auf Erden Frieden mit Gott und kommen in den Himmel. Also sind die Ungläubigen wohl am meisten gefährdet, die Gnade Gottes zu verpassen und in die Hölle zu kommen.
Ist das so? Ja, wer der Frohen Botschaft nicht glaubt, der erfährt die Konsequenz und wird auf ewig nicht froh werden. Aber die Frage war nicht: Wer kommt in den Himmel und wer in die Hölle, sondern: Wer steht am meisten in der Gefahr, keinen Frieden mit Gott zu bekommen und nach seinem Tod in die Hölle zu kommen?
Jesus warnt eindringlich vor Selbstgerechtigkeit
Wer sucht einen Arzt auf: Gesunde oder Kranke?
Lesen wir einen kurzen, einfachen Bibeltext:
Markus 2,13–17 NeÜ
Danach ging Jesus wieder einmal an den See hinaus. Die ganze Menschenmenge kam zu ihm, und er belehrte sie. Als er weiterging und an der Zollstelle vorbeikam, sah er Levi, den Sohn von Alphäus, dort sitzen und sagte zu ihm: „Komm, folge mir!“ Der stand auf und folgte ihm. Später war Jesus in seinem Haus zu Gast. Mit ihm und seinen Jüngern waren auch viele Zolleinnehmer eingeladen und andere, die einen ebenso schlechten Ruf hatten. Viele von ihnen gehörten schon zu denen, die ihm nachfolgten. Als die Gesetzeslehrer von der Partei der Pharisäer sahen, dass Jesus mit solchen Leuten aß, sagten sie: „Wie kann er sich nur mit Zöllnern und Sündern an einen Tisch setzen?“ Jesus hörte das und entgegnete: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“
Der Zusammenhang zeigt auf, dass Jesus bei “Zolleinnehmern und Leuten mit einem schlechten Ruf” eingeladen worden war. Andere Bibelübersetzungen übersetzen genauer “Sünder".
Soweit, so gut. Aber: Ist Jesus also für die anderen, die er “Gesunde oder Gerechte” nennt, nicht gestorben? In diesem Geschehen sind es die Pharisäer, also Angehöriger einer religiösen Partei, die auf genaue Einhaltung der Gesetze und der Überlieferungen der Väter achten.
Ich denke, dass wir dem Bibeltext Gewalt antun, wenn wir behaupten, dass solche Leute keinen Frieden mit Gott bekommen können.
(James R. Edwards, The Gospel according to Mark, The Pillar New Testament Commentary (Grand Rapids, MI; Leicester, England: Eerdmans; Apollos, 2002), 86.)
Ein Gleichnis über Selbstgerechte
Vielleicht möchtet ihr mir zustimmen, dass dies auch die Aussage von Lukas 18,9-14 ist:
Lukas 18,9–14 NGÜ NT+PS
Jesus wandte sich nun an einige, die in falschem Selbstvertrauen meinten, in Gottes Augen gerecht zu sein, und die deshalb für die anderen nur Verachtung übrig hatten. Er erzählte ihnen folgendes Beispiel: »Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer und der andere ein Zolleinnehmer. Der Pharisäer stellte sich selbstbewusst hin und betete: ›Ich danke dir, Gott, dass ich nicht so bin wie die übrigen Menschen – ich bin kein Räuber, kein Betrüger und kein Ehebrecher, und ich bin auch nicht wie jener Zolleinnehmer dort. Ich faste zwei Tage in der Woche und gebe den Zehnten von allen meinen Einkünften.‹ Der Zolleinnehmer dagegen blieb in weitem Abstand stehen und wagte nicht einmal, aufzublicken. Er schlug sich an die Brust und sagte: ›Gott, vergib mir sündigem Menschen meine Schuld!‹ Ich sage euch: Der Zolleinnehmer war in Gottes Augen gerechtfertigt, als er nach Hause ging, der Pharisäer jedoch nicht. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; aber wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.«
In seinem Gleichnis verwendet Jesus den Pharisäer als Beispiel. Noch einmal: Das sind Leute, die es mit dem Wort Gottes auf ihre Art und Weise sehr ernst meinen.
Was ist ein Pharisäer?
Das Folgende ist ein Exkurs aus der Abteilung “Biblisches Hintergrundwissen”. Aber es soll wachrütteln hinsichtlich der darauffolgenden Frage: “Sind unter uns Selbstgerechte Menschen?”
Zunächst zu dieser eigenartigen Gruppe namens “Pharisäer”:
Die Arbeit des at. Priesters Esra, die Schrift zu erforschen und das Gesetz zu lehren und zu tun, wurde von Personen fortgesetzt, die als “Schriftgelehrte” bekannt geworden sind. Ihre Anhänger im weiteren Sinne sind als Chasidim ( “die getreuen Gottes” ) bekannt geworden. Die Pharisäer waren eine Minderheit innerhalb der Hasidim, die sich im 2. Jahrhundert vor Christus von der politischen und religiösen Haltung der Mehrheit distanzierten. Sie spielten dann eine führende Rolle im Hohen Rat der Juden. Zur zeit des Neuen Testamentes nahmen sie eine pro-römische Haltung ein und kamen meist aus dem Mittelstand.
Sie betonten eine persönliche Gesetzeserfüllung (im Gegensatz zu den Sadduzäern, deren Hauptakzent auf dem Tempelgottesdienst lag). Das mosaische Gesetz wurde dabei den äußeren Bedingungen angepasst, die jeweiligen Durchführungsbestimmungen waren für alle verbindlich. Sie enthielten 613 Gebote (248 Gebote und 365 Verbote). Diese wurden durch eine Vielzahl von Zusatzgeboten ergänzt, so dass keiner gegen die Grundsätze verstoßen sollte; z.B. gab es 39 Gruppen von am Sabbat verbotenen Tätigkeiten. Die Pharisäer legten großen Wert auf die Einhaltung des Zehntengebotes und waren davon überzeugt, dass ihre Traditionen als korrekte Anwendungsformen des Gesetzes gelten können. Jesus verurteilte dagegen ihre Frömmigkeit (Mt 23,13ff), die oft hohen ethischen Maßstäben entsprach, als bloß nach außen gekehrt und darum unaufrichtig. (aus “Phariäser” in: Drechsel/Meyer-Baltensweiler/Williams (Hg.) Brunnen Bibel-Lexikon, Gießen: 2015
Ich weiß, dass man bei langen Zitaten schnell aussteigt. Aber ich halte diese Beschreibung für sehr wichtig. Ich werde niemanden von uns als Pharisäer bezeichnen oder beschimpfen.
Warnung vor der Selbstgerechtigkeit
In Lk 18 verwendet Jesus den Pharisäer nur als Beispiel - er spricht zu Leuten, die “auf sich selbst vertrauten, dass sie gerecht seien, und die übrigen verachteten.” (ELB) Wir brauchen uns also nicht zu fragen, ob wir Pharisäer sind, ob wir ihnen mehr oder weniger ähneln. Den Streit können wir beilegen, bevor er ausbricht.
Warum finde ich diese Situation so erschreckend? Weil diese Leute ein breites Wissen über Gottes Wort haben, weil sie selbst daraus lehren, weil sie in der Synagoge sitzen und den Predigten und Textlesungen der anderen Pharisäer zustimmen und diesen am Ausgang gratulierend auf die Schulter schlagen. Sie merken nicht, dass das von ihnen gelesene Wort, das vorgetragene Zitat aus der Schrift, dass die Predigt sie selbst ansprechen soll - denn sie sind in ihren Augen keine Sünder, sondern Gerechte - oder im ersten Bild: Gesunde. Auch für sie ist Jesus gekommen - aber ihr eingebildete Gerechtigkeit, die sie mit Bibelworten und Werken begründen, hindert sie, zum Arzt zu gehen und ihn um Heilung und Rettung zu bitten. Es liegt nicht an Jesus, es liegt an ihnen.
Ich möchte aber die Warnung des Herrn Jesus eindringlich wiedergeben: Zu denken, man wäre gerecht, um dann auf ein paar Einstellungen zum Wort Gottes oder ein paar Äußerlichkeiten hinzuweisen, ist eine brutale und tödliche Fehleinschätzung.
…
https://sermons.faithlife.com/sermons/327208-furchtet-euch-vor-der-selbstgerechtigkeit!