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Christliche Partnerbörsen: „Mit Enttäuschungen muss man rechnen“
GLAUBEN LEBENFAMILIE
24. Oktober 2022
Am Valentinstag erreicht Iris das Scheidungsschreiben ihres Mannes, mit dem sie 23 Jahre verheiratet war. Noch am selben Tag meldet sie sich bei einer christlichen Online-Partnerbörse an. Ihre Hoffnung: einen gläubigen und aufrichtigen Mann finden.
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Frau Kloos, warum haben Sie sich damals für eine Online-Plattform und nicht für den „old fashioned way“, einen Mann kennenzulernen, entschieden?

Weil es in meiner Kirche schlicht und ergreifend keine Singlemänner in meinem Alter gab. Für mich war aber klar, dass mein zukünftiger Mann Christ sein soll. Wo hätte ich ihn anders kennenlernen sollen? Die Chance, einem gläubigen Mann auf der Straße oder beim Ausgehen zu begegnen, ist sehr gering. Deshalb war für mich klar: Ich suche ihn online.

Sie waren zwei Jahre auf diversen christlichen Plattformen unterwegs. Was haben Sie dort für Erfahrungen gemacht?

Erschreckende, verurteilende und ablehnende Erfahrungen. Aber ich hatte auch wirklich schöne und lustige, manchmal auch traurige Begegnungen – also wirklich die ganze Palette, die das Leben zu bieten hat.

Welche ist besonders bei Ihnen hängen geblieben?

Besonders mitgenommen hat mich die Erfahrung mit einem Mann, bei dem ich wirklich dachte: „Der ist es!“, und der mir auch dasselbe Gefühl seinerseits bestätigt hat. Während wir uns gedatet haben, hat er sich aber mit weiteren Frauen getroffen – darunter auch eine damals enge Freundin. Das war einfach nicht aufrichtig und hat natürlich nicht nur unsere Beziehung, sondern auch die Freundschaft zu der besagten Freundin kaputtgemacht. Man erwartet auf diesen Plattformen ja keine Christen, die nicht ehrlich sind und einen so enttäuschen.

Haarsträubend, was da passiert.

Ich hab das Gefühl, wenn man von christlichen Partnerbörsen hört, dann meistens nur im Zusammenhang mit einem Happy End. Ist das also eine Mär?

Ich kenne die Statistiken nicht. Es gibt sicherlich viele Ehepaare, die sich dort kennengelernt haben. Aber ich würde sagen, es gibt viel mehr Geschichten, die enttäuschend sind oder sogar verletzend. Das ist nicht nur meine Erfahrung, sondern auch die vieler anderer Menschen, zu denen ich in dieser Zeit Kontakt bekommen habe. Das ist haarsträubend, was da passiert. Damit könnte man mehrere Bücher füllen.

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Lohnt es sich Ihrer Meinung nach denn überhaupt, einen Partner auf solchen Online-Portalen zu suchen?

Ja, unbedingt! Man muss ein bisschen Geduld mitbringen. Es wird Enttäuschungen geben, die muss man einfach einkalkulieren. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Verhalten vieler Männer auf den Plattformen anders ist als das, was sie in der Kirche zeigen. Ich musste lernen, dass das christliche Verhalten nicht übereinstimmt mit dem Bild, das ich hatte. Man lernt auch mehr über sich selbst und seine Bedürfnisse.

Wie ist es Ihnen gelungen, die negativen Erfahrungen zu verarbeiten?

Mir persönlich hat es geholfen, das Erlebte aufzuschreiben und darüber zu beten. Ich habe das immer an Jesus abgegeben und ihm auch meinen Schmerz und meinen Frust mitgeteilt. Zudem hatte ich immer sehr gute Telefonate mit meiner besten Freundin oder meinen zwei Schwestern. Darüber zu reden, hat mir immer Erleichterung gegeben.

Man kann und muss das alles nicht einfach so wegstecken. Dass man verletzt wurde, darf man wahrnehmen und auch darüber sprechen. Wenn ich zum Beispiel degradiert wurde, musste da auch einfach wieder etwas geradegerückt werden. Da braucht es jemanden, der mir sagt: „Hey, du bist nicht so, wie dieser Mensch, der dich überhaupt nicht kennt, behauptet.“ Nach solchen Erfahrungen oder auch, wenn sich auf der Online-Suche lange nichts tut, ist mein Rat, dass man eine Pause macht, einfach einen Augenblick mal alles verarbeitet und neu überdenkt.

Welche Tipps geben Sie anderen, die auf der Suche nach einem Partner sind?

Ich finde, man sollte sich relativ schnell treffen, nachdem man ein paarmal Nachrichten hin- und hergeschickt oder sogar telefoniert hat. So kann man herausfinden, ob der andere wirklich die richtige Person ist. Sonst verschenkt man zu viel Zeit, und dann ist die Enttäuschung am Ende viel größer.

Wir haben drei Monate nur geschrieben und telefoniert und uns schließlich ineinander verliebt.

Ich habe mich zum Beispiel einmal mit einem Mann getroffen, den ich vom Schreiben her sehr nett fand, der aber ganz anders aussah als auf seinem – wie sich bei dem Treffen herausstellte – sieben Jahre alten Profilbild. Man sollte sich auf keinen Fall aus Mitleid mit jemandem treffen, weil der- oder diejenige sonst vielleicht keinen abbekommt. Ich habe mich zum Beispiel ein paarmal mit Männern getroffen, die stark übergewichtig waren, weil sie mir leidgetan haben. Wichtig ist, dass man sich selbst treu bleibt und weiß, was man sich von einem Mann wünscht, und davon nicht abweicht.

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Aber manchmal wird man doch vom Gegenteil überrascht?

Ja, man sollte sich trotz allem eine gewisse Flexibilität erhalten. Wenn man sich schon so festlegt, nimmt man dem Ganzen ja auch irgendwie den Zauber, sich doch noch überraschen zu lassen von jemandem, der erst gar nicht so zu seinen Vorstellungen passt, in den man sich aber trotzdem verlieben und mit dem man den Rest seines Lebens verbringen kann. So ist es letzten Endes ja auch bei mir passiert.

Wie haben Sie dann doch noch den Mann fürs Leben gefunden?

Ich hatte mich entschieden, meine Dating-Karriere in einem Buch zu erzählen und die Geschichten, die ich erlebt habe, dadurch zu verarbeiten. Ich hatte mich zu diesem Zeitpunkt schon abgemeldet und konnte deshalb den Anmeldevorgang, den ich in meinem Buch beschreibe, nicht mehr nachvollziehen.

Deshalb habe ich mich noch einmal angemeldet, dann aber den Löschbutton nicht gefunden, um mein neu angelegtes Profil wieder zu entfernen. Also habe ich den Administratoren geschrieben und sie gebeten, mich wieder zu löschen. In dieser Zeit hat mich ein interessanter Mann angeschrieben und ich habe etwas getan, was man nie tun sollte: Ich habe ihm meine private E-Mail-Adresse gegeben, weil ja klar war, dass ich früher oder später gelöscht werden würde.

Sie haben quasi eine Ihrer eigenen Regeln gebrochen?

Ja, Gott sei Dank! Wir haben drei Monate nur geschrieben und telefoniert und uns schließlich ineinander verliebt. Nie hätte ich gedacht, dass ich mich in einen rothaarigen, ergrauten, eher nordländischen Mann verlieben könnte und er, dass er eine so stark tätowierte Frau wie mich attraktiv finden würde. Aber in diesem Monat heiraten wir (lacht). Es kann also doch ein Happy End geben.

Danke für das Gespräch.

Die Fragen stellte Ruth Korte.

Iris Kloos hat ein Buch über ihre Erlebnisse geschrieben: „Dating Queen. Wie ich mein Glück online suchte und analog irre Erfahrungen machte“. Es ist bei Fontis erschienen.

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 24.10.2022 17:13
Also Erfahrungen, die jede von uns gemacht hat und irgendwie verarbeitet werden wollen.... 
Wenn wir alle darüber ein Buch verfassen würden, gäbs keine anderen Druckwerke mehr.

"Am Valentinstag erreicht Iris das Scheidungsschreiben ihres Mannes, mit dem sie 23 Jahre verheiratet war. Noch am selben Tag meldet sie sich bei einer christlichen Online-Partnerbörse an. Ihre Hoffnung: einen gläubigen und aufrichtigen Mann finden."
..... ihre Ehe hatte sie ja schnell verarbeitet...
 
Schneeball 24.10.2022 17:48
@Sneakerin - ich hatte einen ähnlichen Gedanken,bzw.
sehr gestutzt - ABER - was ich gelernt habe und immer
noch lerne:
Menschen sind SOWAS von verschieden . . .
Und - vielleicht war sie bereits viele Jahre zuvor innerlich
mit dieser Ehe "zu Ende". ????
 
Lachmoewe 24.10.2022 18:47
Ich habe gerade diese Geschichte bei Jesus.de gelesen, fand sie interessant.
 
(Nutzer gelöscht) 24.10.2022 19:25
Bevor man die Scheidungspapiere in der Hand hält, hat man in der Regel ja schon mindestens ein Trennungsjahr hinter sich, oder?
 
(Nutzer gelöscht) 24.10.2022 19:28
ja, sie schreibt viel Wahres, man muss enttäuschungsresistent sein, sonst gibt man auf..........

so ein Happy End ist toll................ danke fürs Teilen
 
(Nutzer gelöscht) 24.10.2022 20:07
Auf jeden Topf passt ein Deckel …
 
(Nutzer gelöscht) 24.10.2022 20:41
... und so lange gibt es Frischhaltefolie! 😅
 
(Nutzer gelöscht) 24.10.2022 20:56
Das ist gut 😊
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