Mehltau über dem Land
12.10.2022 00:47
Mehltau über dem Land
12.10.2022 00:47
Mehltau über dem Land
Eindrückliches Zeugnis von Umtrieben, wie sie selbst hier auf dieser Seite Einzug gefunden haben.
Martenstein: „Glaube nicht, dass ich in diesem Gewerbe nochmal jemandem vertrauen kann“
Der Publizist Harald Martenstein hat ein großes Interview gegeben, in dem er auch über seinen Abgang beim „Tagesspiegel“ und die Rolle von Medien und Journalismus in der heutigen Zeit spricht. Er sagt u.a.: „Wenn ich noch einmal 20 wäre, würde ich nicht im Traum auf die Idee kommen, Journalist zu werden.“
Stattdessen würde er eine Nachtbar eröffnen, „das käme mir solider vor“. Martenstein hat den „Tagesspiegel“ im Februar dieses Jahr im Streit über die Depublikation einer seiner Kolumnen verlassen (MEEDIA berichtete). In der Kolumne um Proteste gegen Corona-Maßnahmen und Teilnehmer, die dabei einen „Judenstern“ mit der Aufschrift „Ungeimpft“ tragen. Martenstein bezeichnete dies als „eine Anmaßung, auch eine Verharmlosung“ und „für die Überlebenden schwer auszuhalten“. Das Verhalten sei aber, so der Text weiter „sicher nicht antisemitisch“. Die Demonstranten mit dem Stern würden sich ja mit verfolgten Juden identifizieren. Der Text sorgte wegen der Einschätzung „nicht antisemitisch“ für viel Kritik und Empörung innerhalb und außerhalb der Redaktion des „Tagesspiegel“. Die Chefredaktion entschied sich schließlich dafür, ihn zu depublizieren. Anschließend nahm Martenstein nach über 30 Jahren beim „Tagesspiegel“ seinen Hut.
Der Streit um seine Kolumne habe „viel mit Lügen und Intrigen zu tun“ gehabt, sagt Martenstein nun bei „Tichys Einblick“: „Das, was auf jeden Fall bei mir bleibt, ist ein irreversibles Misstrauen. Ich glaube nicht, dass ich in diesem Gewerbe noch mal jemals jemandem vertrauen kann.“ Martenstein betont, dass er nicht „gecancelt“ wurde, sondern aus freien Stücken ging, „weil mir meine Selbstachtung keine andere Möglichkeit ließ“. Die Chefredaktion habe nicht nur seinen Text gelöscht, „sondern zur Garnierung eine Erklärung veröffentlicht, in der sie mich zum Vollidioten und zu einer Gefahr für die Allgemeinheit erklärte“.
Es sei ein Signal an „alle im Medienbetrieb“, wenn auch Leute wie er, „die relativ bekannt sind, die Preise gewonnen haben und sich bei einem nicht ganz kleinen Lesersegment einer gewissen Wertschätzung erfreuen, trotzdem aus bescheidenstem Anlass heftigsten Anfeindungen ausgesetzt werden“.
Bei der „Zeit“, wo er noch seine Kolumne im „Zeit Magazin“ veröffentlicht, schätzt Martenstein das breite Meinungsspektrum. Ebenso bei der „Welt am Sonntag“, wo er nach seinem Abgang vom „Tagesspiegel“ nun eine Kolumne schreibt: „Bei Springer, herrscht für mich, nach meinen Erfahrungen der letzten Jahren, ein geradezu unbegreiflich offenes Meinungsklima.“
Martenstein: „Glaube nicht, dass ich in diesem Gewerbe nochmal jemandem vertrauen kann“
Der Publizist Harald Martenstein hat ein großes Interview gegeben, in dem er auch über seinen Abgang beim „Tagesspiegel“ und die Rolle von Medien und Journalismus in der heutigen Zeit spricht. Er sagt u.a.: „Wenn ich noch einmal 20 wäre, würde ich nicht im Traum auf die Idee kommen, Journalist zu werden.“
Stattdessen würde er eine Nachtbar eröffnen, „das käme mir solider vor“. Martenstein hat den „Tagesspiegel“ im Februar dieses Jahr im Streit über die Depublikation einer seiner Kolumnen verlassen (MEEDIA berichtete). In der Kolumne um Proteste gegen Corona-Maßnahmen und Teilnehmer, die dabei einen „Judenstern“ mit der Aufschrift „Ungeimpft“ tragen. Martenstein bezeichnete dies als „eine Anmaßung, auch eine Verharmlosung“ und „für die Überlebenden schwer auszuhalten“. Das Verhalten sei aber, so der Text weiter „sicher nicht antisemitisch“. Die Demonstranten mit dem Stern würden sich ja mit verfolgten Juden identifizieren. Der Text sorgte wegen der Einschätzung „nicht antisemitisch“ für viel Kritik und Empörung innerhalb und außerhalb der Redaktion des „Tagesspiegel“. Die Chefredaktion entschied sich schließlich dafür, ihn zu depublizieren. Anschließend nahm Martenstein nach über 30 Jahren beim „Tagesspiegel“ seinen Hut.
Der Streit um seine Kolumne habe „viel mit Lügen und Intrigen zu tun“ gehabt, sagt Martenstein nun bei „Tichys Einblick“: „Das, was auf jeden Fall bei mir bleibt, ist ein irreversibles Misstrauen. Ich glaube nicht, dass ich in diesem Gewerbe noch mal jemals jemandem vertrauen kann.“ Martenstein betont, dass er nicht „gecancelt“ wurde, sondern aus freien Stücken ging, „weil mir meine Selbstachtung keine andere Möglichkeit ließ“. Die Chefredaktion habe nicht nur seinen Text gelöscht, „sondern zur Garnierung eine Erklärung veröffentlicht, in der sie mich zum Vollidioten und zu einer Gefahr für die Allgemeinheit erklärte“.
Es sei ein Signal an „alle im Medienbetrieb“, wenn auch Leute wie er, „die relativ bekannt sind, die Preise gewonnen haben und sich bei einem nicht ganz kleinen Lesersegment einer gewissen Wertschätzung erfreuen, trotzdem aus bescheidenstem Anlass heftigsten Anfeindungen ausgesetzt werden“.
Bei der „Zeit“, wo er noch seine Kolumne im „Zeit Magazin“ veröffentlicht, schätzt Martenstein das breite Meinungsspektrum. Ebenso bei der „Welt am Sonntag“, wo er nach seinem Abgang vom „Tagesspiegel“ nun eine Kolumne schreibt: „Bei Springer, herrscht für mich, nach meinen Erfahrungen der letzten Jahren, ein geradezu unbegreiflich offenes Meinungsklima.“