Liebe - Frucht, die nach Gott schmeckt.

Liebe - Frucht, die nach Gott schmeckt.
- Ursprung all dessen, was zählt -

An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen - Matth. 7,16.
Es gibt also kein Abweichen - wie wir leben ist für den Ruf Gottes entscheidend.
Wir sind seine Vertreter auf dieser Erde, Botschafter an Christi statt. Eine peinliche Zumutung?

Wie soll ich das machen, Herr? Ich bin auch nur ein Mensch. Eine Show abziehen?
So tun, als ob ich alles im Griff habe, etwas projizieren, was ich nicht wirklich bin? Fehlerlos leben?

Worum geht es?

Ich bin überzeugt, dass es tatsächlich einen Weg gibt, wir wir mit gutem Gewissen normal, menschlich, fehlerhaft und authentisch leben können, und gerade dabei andere Menschen auf den Geschmack bringen, nach Gott zu suchen.
Für Jesus ein Zeugnis sein heißt nicht, dass wir schauspielern müssen: auf Musterchrist, Musterehepaar, Musterfamilie, Mustergemeinde zu machen, Gott und andere Menschen mit unserer Frömmigkeit zu beeindrucken.

Wie aus dem Ei gepellte Christen, perfekt gestylt, strahlend und souverän in der Bewältigung ihres Alltages - diese mögen zwar von anderen bewundert werden, können aber auch ganz schön ungenießbar sein.

Aber auf unsere Schwächen und Ausrutscher stolz sein im Namen des authentischen Lebensstils?
Das wollen wir auch nicht! 

Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit - Gal. 5,22:
Das ist laut Paulus die Frucht, die nach Gott schmeckt.

In einer Zeit, in der die Sitten immer rauer werden, Menschen nicht mehr lernen, Bitte oder Danke zu sagen, soziale Kompetenzen und feine Manieren Fremdwörter sind,
ist diese Liste wie Musik in meinen müden Ohren.
Genau so möchte ich behandelt werden.

Der Kollege, der letzte Woche eingeschnappt auf eine ganz normale Frage reagierte, soll sich diese Eigenschaften doch zu Gemüte führen.
Mein Mann, als er keine Zeit hatte, mir sofort mit dem eingeklemmten Papier im Drucker zu helfen, als ich ihn brauchte.
Meine Kinder, wenn sie nicht zurückrufen, nachdem ich versucht habe, sie zu erreichen.

Bis mir klar wird: Diese Liste ist an mich gerichtet.
Eine ganz schön steile Anforderung, auch die Liebesregel in 1.Korinther 13,
oder Jesu eigener Benimm-dich-Katalog in Matth. 5, als Seligpreisungen bekannt.

Spätestens hier hört die Poesie dieser herrlichen Passagen auf.
Ich soll lieben, wenn ich nicht zurückgeliebt werde?
Freude? Wenn das Leben gerade ein einziger Hürdenlauf ist?
Treue? Langmut? Und der Rest?
Wenn meine Mitmenschen über mich herfallen mit Lieblosigkeiten, Ansprüchen, die ich nicht erfüllen kann,
wenn sie mich im Stich lassen?

Die Antwort lautet - Ja!
Ich darf nicht vergessen, es ist nicht meine Frucht, die sich hier entwickeln soll, sondern die von Gott.
Er bewirkt sie in mir.
Die Rebe im Gleichnis von Jesus, Joh. 15,1-8, hat kein bisschen Stress damit, in der Erntezeit dicke, saftige Trauben hervorzubringen.
Ihr einziger Verdienst ist es, am Weinstock zu hängen.
Und selbst das ist eher der Verdienst des Weinstocks als der Rebe. Ein befreiendes Bild.

Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. Paulus listet die Spielregeln dieser Liebe in seinem Brief an seine Freunde in Korinth auf. Die Liebe ist langmütig, gütig, sie neidet nicht, tut nicht groß, bläht sich nicht auf, benimmt sich nicht unanständig, sucht nicht das ihre, lässt sich nicht erbittern, rechnet Böses nicht zu, freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern mit der Wahrheit. Erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles - 1. Kor. 13,4-7.
Was für Eigenschaften!
Wer von uns möchte nicht für solche Attribute bekannt sein?

Privilegiert
Eigentlich muss man nicht einmal Christ sein, um den Sinn in diesem Verhaltenskodex zu sehen.
Gib und es wird dir gegeben.
Das wissen alle zivilisierten Menschen, die den Vorteil einer halbwegs guten Erziehung hatten.
Aber wie viel größer ist die Kraft, die Motivation, der Ansporn dazu, wenn wir nicht nur Jesus vor Augen als Vorbild, sondern seinen Geist in uns wohnen haben! In Römer 5,5 lesen wir, dass die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen wurde durch den Heiligen Geist.

Wenn wir im Geist wandeln, täglich die Nähe Gottes im Gebet suchen, uns füllen mit seinem Wort, dann können wir nicht anders, als lieben.

Wir werden unsere Familie lieben, unsere Freunde, aber auch unsere Feinde, Fremde, unsere Nächsten.
Die Liebe Gottes, die er in unsere Herzen gegeben hat, wird also ein erfrischender Fluss hin zu anderen sein.

In Galater 5 macht Paulus klar:
Wir können keine Liebe aus uns selbst produzieren, genauso wenig wie die Rebe von sich aus Frucht hervorbringen kann.
Unsere Aufgabe ist es, am Weinstock angeschlossen zu bleiben,
unser eigenes Herz von Gott aus zu ernähren und nicht darauf zu setzen, dass Menschen uns diese Liebe geben.

Wie sieht es praktisch aus?
Wenn ich mich von Gottes Gegenwart, seinem Wort und seinem Geist prägen lasse, dann fallen mir auf einmal Kleinigkeiten auf, die mir ohne Jesu Hilfe nicht so schnell aufgefallen wären.

Ich nehme meine Gedanken, Worte und Reaktionen viel eher unter die Lupe, ich spüre ein Bedürfnis, mich zu ändern.
Irgendein doofer Kommentar steigt in mir hoch, aber gleichzeitig eine kleine Stimme in meinem Gewissen - Runter damit, das hilft niemandem weiter - Klappe zu, sonst bereust du es nachher!

Unser Gewissen wird belebt. Mit Gottes Hilfe üben wir uns in einer Kunst, die in unserer Zeit ziemlich abhanden kommt:
dem Mut, über das eigene Verhalten zu reflektieren.
Nicht beleidigt zu sein, wenn Gott oder ein Mitmensch korrigiert, kritisiert und Feedback gibt.

Stellt euch vor, was das für eine Ehe, für einen Familienalltag, für das Miteinander mit Kollegen und Geschwistern in der Gemeinde bedeuten kann! Das wünsche ich allen Lesern.

Ein Ausschnitt aus dem Beitrag von Nicola Vollkommer
in der ethos-Ausgabe 9/2022
www.ethos.ch

Ich wünsche allen, die hier mitlesen, ein erholsames und gesegnetes Wochenende!

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