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Die scharfe Steinzeitklinge: frühe Währung und Waffe zugleich

Die scharfe Steinzeitklinge: frühe Währung und Waffe zugleich
https://www.n-tv.de/wissen/Der-Euro-der-Steinzeit-waren-Steinklingen-article23546283.html

ca. 5000 v.Chr.
(Moses lebte über 3000 Jahre später und benötigte diese Klingen für seinen Wüstenkrieg und für die Getreide-Ernte, um Bier zu brauen.)

Heimatkunde 4./5. Klasse.

Zeitlos
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Zeitlos5 28.08.2022 11:38
Herr Binsteiner, Sie vermuten, dass vor 7000 Jahren in Bayern nahe Regensburg das erste Währungssystem der Welt entstanden ist. Woraus bestand das Geld?

Alexander Binsteiner: Es bestand aus Steinklingen, die aus dem sogenannten gebänderten Plattenhornstein hergestellt wurden, einem der besten Feuerstein-Materialien, das wir weltweit kennen. Durch eine Laune der Natur kommt es nur an einer einzigen Stelle im Juragestein Bayerns vor: in Arnhofen nahe Regensburg.

Was zeichnet das Material aus?

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Aus Plattenhornstein wurden zunächst Werkzeuge hergestellt.

(Foto: Alexander Binsteiner)

Der Plattenhornstein ist zwischen 140 und 160 Millionen Jahre alt und gehört ebenso wie Achate, Amethyst und Opal zur sogenannten Quarz-Opal-Gruppe. Vor allem ist das Material leicht zu verarbeiten und liefert extrem scharfe Klingen.

Wie erfolgte der Abbau?

Um an den Hornstein zu gelangen, mussten sich die Bergarbeiter erst durch eine Schicht aus Sand und Kies graben. Dabei entstanden Schächte, die bis zu acht Meter tief waren und in langen Reihen angeordnet waren.

Das klingt nicht ungefährlich, immerhin gab es 5000 v. Chr. ja noch keine Bergbauingenieure.

Ja, trotzdem fanden wir unter all den Schächten, die wir ausgegraben haben, keinen einzigen, der eingestürzt war. Die Arbeiter gingen offenbar sehr vorsichtig zu Werke. Sie haben mit dem Aushub des einen Schachtes den vorangegangenen aufgefüllt. Auf diese Weise konnten sie verhindern, dass die nicht besonders stabilen Gruben einstürzten. Das Ganze war sehr gut organisiert.

Von wie vielen Schächten sprechen wir?

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Der Stein wurde in zahlreichen Schächten abgebaut.

(Foto: Alexander Binsteiner)

Seit dem Beginn der Untersuchungen im Jahr 1980 wurden etwa 500 Schächte archäologisch ausgegraben. Hochgerechnet auf das gesamte Bergwerksareal waren es rund 20.000. Es war ein Megabergwerk.

Wofür wurden die Klingen verwendet?

Als Messer zum Schneiden und auch als Sichel zum Ernten von Getreide. Aber eben auch als Zahlungsmittel.

Wie kommen Sie darauf?

Die Steinklingen waren sehr hochwertig und wurde über 500 Kilometer weit in Mitteleuropa verbreitet. Archäologen fanden es in West- und Ostdeutschland, in Norddeutschland, Österreich und Tschechien. Immer wieder kommen neue Fundstellen hinzu, zuletzt nahe Krems in Niederösterreich. Insgesamt liegen die Fundorte über eine Fläche von über einer halben Million Quadratkilometer verteilt. Das sind enorme Zahlen für die mittlere Phase der Jungsteinzeit, also den Zeitraumraum von 4900 bis 4400 v. Chr. Kein anderes Steinmaterial wurde damals so weit verbreitet. Wären die Klingen nur als Werkzeug verwendet worden, hätte sie niemand so weit transportiert. Die Menschen in Nord- und Ostdeutschland hatten genug eigenen Feuerstein. Sie hätten dort keine Steinklingen aus Bayern importieren müssen.

Wann kam Ihnen die zündende Idee mit dem Steingeld?

Ein Kollege von mir grub in Prag eine Siedlung aus der Zeit um 4600 v. Chr. aus. In der Mitte der Fundstelle lagen elf unbenutzte Steinklingen aus Arnhofener Hornstein so nahe zusammen, als stammten sie aus einem Beutel oder einer Kasse.

Hätten sie nicht auch Prestigeobjekte sein können?

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Vermutlich ließen sich die Steinklingen gut transportieren und wurden allgemein geschätzt.

(Foto: Alexander Binsteiner)

Nein, dazu sind solche Klingen sicher nicht verwendet worden. Auch als Schmuck sind sie ungeeignet, dafür wurden damals Steinperlen und gelochte Muschelschalen benutzt.

Wie wurde dann aus Stein Geld?

Die Klingen müssen auf den alten Handelswegen von Hand zu Hand, von Siedlung zu Siedlung gewandert sein. Zunächst waren sie wohl ein Tauschobjekt und wurden dann in einem weiteren Schritt zu einer Art Währung. Der Händler musste dann nicht schwere Gegenstände zum Tauschen mitschleppen, sondern hatte stattdessen die leichten Klingen dabei.

Welche Kriterien muss eine Währung aus wirtschaftlicher Sicht erfüllen?

Das sind eine ganze Reihe. Die Währung muss zum Beispiel fälschungssicher sein. Die Arnhofener Klingen erfüllen das perfekt. Ihre Bänderung ist so charakteristisch, dass man sie nicht nachmachen kann. Jeder Laie kann sie leicht erkennen. Zum anderen muss genug Rohmaterial vorhanden sein. Es macht keinen Sinn lediglich hundert Klingen herzustellen und dann geht der Rohstoff aus. Aber mit dem großen Bergwerk stand genug "Geld" zur Verfügung.

Von wie vielen Klingen sprechen wir?


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Aus einer Platte Hornstein ließen sich etwa 100 Klingen herstellen. Insgesamt waren es hochgerechnet sicher zwischen 20 Millionen und 40 Millionen Stück. Arnhofen war damals das, was heute Solingen ist: die berühmteste Messerstadt.

Das erforderte eine Art Fabrik.

Genau. Unlängst konnte in Regensburg die zentrale Produktionsstätte untersucht werden. Ein seltener Glücksfall. Die Klingen wurden dort auf eine bestimmte Art und Weise hergestellt; es gab also eine Art Patent, mit dem Klingen in Masse in immer gleicher Qualität produziert wurden. Um an die besonders wertvollen Mittelklingen zu gelangen, musste dabei aber viel Rohmaterial abgeschlagen werden. Von 20 Kilo Rohmaterial blieb am Ende ein Kilogramm Klingen übrig. Das machte sie noch wertvoller. Dieses Produktionszentrum erfüllte also ein weiteres Kriterium für eine Währung: eine Reproduzierbarkeit.

Was braucht es noch für ein Bezahlsystem?

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Die Währung muss von anderen Marktteilnehmern akzeptiert werden, denn sonst würde ich etwa meinen teuren Pelz nicht dafür hergeben, und man muss sich über den Wert der Klingen einigen. Nur dann gibt es auch eine entsprechende Nachfrage nach dem Geld. Und nicht zuletzt braucht es gute Distributionswege, das heißt eine Art Exportsystem. Das waren damals die Wasserstraßen wie etwa Donau und Rhein, die Highways der Steinzeit.

Ruft Geld nicht auch Fälscher auf den Plan?

In einiger Entfernung von Arnhofen gab es kleinere Nachbarbergwerke, etwa in Flintsbach bei Deggendorf. Dort wurde sogenannter Knollenhornstein abgebaut, ein qualitativ schlechteres Material als der Plattenhornstein. Die Flintsbacher Klingen verbreiteten sich aber nur lokal und wurde ausschließlich als Werkzeuge verwendet. Als Währung haben sie nicht getaugt.

Wer profitierte von dem Bergwerk und der Klingenfabrik?

Münze aus der Zeit von Krösus, Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr.
FRAGE & ANTWORT
01.04.14
Frage & Antwort
Wer hat das Geld erfunden?
Die Menschen lebten damals alle in Siedlungsgemeinschaft aus 30 bis 40 Meter langen Gebäuden zusammen. Besonders große Gebäude, die einen besonderen Reichtum Einzelner repräsentiert hätten, gab es anscheinend nicht. Aber insgesamt gab es zwischen Regensburg und donauabwärts bis zum Gäuboden um Straubing eine besonders hohe Bevölkerungsdichte. Der Reichtum äußerte sich also darin, dass sich die Menschen mit ihrem Geld das ganze Jahr über Essen beschaffen konnten. Das bedeutete weniger Hungersnöte und Abhängigkeit von dem, was sie selbst auf ihren Äckern produzieren konnten. Die Kindersterblichkeit war geringer als in anderen Regionen und die Bevölkerung wuchs an. Andere organische Wertgegenstände wie etwa Pelze oder kostbares Leder sind hingegen leider nicht überliefert.

Wie lange galt der Steinzeit-Euro?

Nur über eine Phase von etwa 200 Jahren, von 4600 bis 4400 vor Christus. Danach bricht das Währungssystem wieder zusammen und das Material verschwindet mehr oder weniger vollständig.

Warum?

Offenbar war das Bergwerk in Arnhofen so stark ausgebeutet, dass es keinen Nachschub mehr gab. Das ganze Währungs- und Handelssystem brach damit zusammen, ich nenne das die Arnhofen-Katastrophe.

Gab es ähnliche Bezahlsysteme in dieser Zeit?

Etwas Vergleichbares gab es weder vorher noch nachher. Andere Währungen, etwa Kupferbarren, etablierten sich erst sehr viel später in der Bronzezeit ab etwa 2000 v. Chr.

Mit Alexander Binsteiner sprach Helmut Broeg, das Interview erschien zuerst im "Stern".

Quelle: ntv.de
 
Zeitlos5 28.08.2022 11:42
Unseren Vorfahren .... waren intelligent?

Wofür wurden die Klingen verwendet?

Als Messer zum Schneiden und auch als Sichel zum Ernten von Getreide. Aber eben auch als Zahlungsmittel.
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