weiße TaubeChrist sucht Christ Logo ohne Taube

Gotteserkenntnis und ihre Folgen

Gotteserkenntnis und ihre Folgen
Basistexte: Jesaja 11, 1-10; Jesaja 42, 1-4; Jesaja 61 ff

Bereits im AT werden uns drei Texte vorgestellt, die uns Auskunft geben über den Zusammenhang von Recht, Erbarmen und Gerechtigkeit nach Gottes Vorstellung. Übermittelt werden Gottes Vorstellungen durch den Geist-Träger, Jesus Christus.

Jesaja 11, 1+2: Ein Reis wird hervorgehen aus Isais Stumpf, und ein Sproß aus seinen Wurzeln hervorsprießen. Und auf ihm wird ruhen der Gottes Geist, der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Planens und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht.

Hiermit wird der Geist Gottes beschrieben, der auf Jesus ruht. Die Wirkung von Gottes Geist übersteigt Israels Grenzen.

10: Und an jenem Tag, da werden sich die Heiden wenden zum Wurzelschoss Isais, der dasteht wie ein Feldzeichen für die Völker. 

Wenn wir den Jesajatext 11, 1-10 vollständig lesen, erfahren wir: Der Geistträger bringt Gerechtigkeit. Er verbindet Rechtsprechung mit Erbarmen. Der Geistträger moralisiert nicht auf Kosten einer Rechtskultur, er entwickelt z.B. nicht am Recht vorbei Ausnahmeregelungen zugunsten der Schwachen. Der messianische Geist-Träger wahrt und pflegt den schwierigen Zusammenhang von Recht und Erbarmen. Die Verheißungen, die vom Ruhen des Geistes sprechen, stellen in Aussicht, dass die Aufrichtung von Recht, Erbarmen und Gotteserkenntnis nicht auf Israel beschränkt bleiben.

Gerechtigkeit ist keine Notlinderungsmaßnahme in Spezialfällen. Auch religiöse Spitzenerlebnisse sind nicht gemeint. Die Aufrichtung von Recht, Erbarmen und Gerechtigkeit nach Gottes Vorstellung führt zu einer dramatischen Wendung. Fremde und Ausländer werden Israel als Gewächse der Gerechtigkeit und Herrlichkeit Gottes bezeichnen und sagen: Ihr seid Diener unseres Gottes, des Gottes der Fremdvölker. Sie erkennen im Gott Israels ihren eigenen Gott und gewinnen Anteil an der Aufrichtung von Recht, Erbarmen, Gerechtigkeit und Gotteserkenntnis.

Was bedeutet z.B. Erbarmen? 
Es geht nicht nur um Sensibilität für die Not anderer Menschen. Gottes Erbarmen bezieht die systematische Benachteiligung und ungerechte Differenzierung in einer Gemeinschaft ein. Gottes Erbarmen ist nicht auf einen für allemal bestimmbarer Personenkreis oder ein bestimmbares Problemfeld beschränkt. 

Das Erbarmen bleibt empfindlich für immer neu und in unvorhersehbarer Weise erkennbar werdende Schwache, Bedrängte und Benachteiligte einer Gemeinschaft. Beständige Selbsterkenntnis, Selbstveränderung und Selbsterneuerung sind angesagt. Aufrichtung von Recht bedeutet, dass sicher erwartbare Formen und Praktiken der Konfliktlösung eingeführt werden. Bisherige Orientierungs- und Lebensformen werden revidiert und geändert im Hinblick auf ungerechte Unterschiede, Not und Abwertung von Menschen.

Moral
Kaum ein Thema ist denkbar, das nicht prinzipiell moralisiert werden kann. Jedoch ist der moralische Markt kein vom Geist Gottes bewirktes Kraftfeld. Gottes Geist korrigiert gängige aber mächtige Konzeptionen von Moral, ein sogenanntes gesundes Rechtsempfinden sowie die allgemeinen Vorstellungen von Humanität. Das Wirken des Geistes zielt auf ein ausdrückliches Selbst- und Wirklichkeitsverständnis vor Gott.

Der Geist-Träger erfüllt die Erwartungen und Hoffnungen der Menschen auf befremdliche Art und Weise. Er wählt nicht die üblichen Formen und Strategien der moralischen oder politischen Aufmerksamkeits- und Loyalitätsbeschaffung: „Er schreit nicht und ruft nicht laut, er lässt seine Stimme nicht auf den Gassen hören.“ (Jesaja 42,2). Dieser Text wird in Matth. 12,18 ausdrücklich auf Jesus bezogen. Jesus setzt sich nicht durch öffentliche Propaganda durch, er preist sich noch nicht einmal an und bedient sich nicht einer öffentlichen Gesetzes- oder Urteilsproklamation.

Das Wissen sowie die Erfahrung, dass Gottes Erbarmen nicht nur die Situation schlechter gestellter Menschen, einer Gruppe oder eines Volkes mildert und erträglicher macht, sondern dass diesen Menschen die Herrlichkeit Gottes zukommt, ist überwältigend. 

Diese Erfahrung ist nur schwer anzunehmen, solange gewachsene, erprobte und bewährte Ermessungsspielräume, nach denen innen und außen, zugehörig oder fremd, stärker oder schwächer in Frömmigkeit festgelegt sind

In der Folge der Nachfolge Jesu sind neue Maßstäbe zu setzen und alte Frömmigkeitsformen aufzubrechen. Darin sehe ich keinen verelenden Relativismus, sondern die Aufrichtung der alles überbietenden Gerechtigkeit Gottes, die menschliche Ermessensspielräume in Frage stellt.

Kein Mensch, der sich zu diesem Gottesknecht bekennt, kann sich unkritisch und ungebrochen einer bestimmten öffentlichen Meinung, einer allgemeinen Stimmung, einer Ideologie oder einer sozialen Routine überlassen. Jesus nötigt zu einer Auseinandersetzung, einer Wandlung und Umkehrbereitschaft, die das Vertrauen auf eingespielte Machtformen, in denen das Leben eingebettet ist, preisgibt


Durch einen politisch nicht durchsetzbaren und nicht öffentlichkeitsgerechten Messias wirkt Gottes Geist der Gerechtigkeit und des Friedens

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar
 
rehpinab 13.08.2022 19:19
Ein starkes, frommes Gebet der Jesuiten, sonst halten wir doch gar nicht durch:
" Seele Christi, heilige mich. Leib Christi, rette mich. Blut Christi, tränke mich. Wasser der Seite Christi, wasche mich. Leiden Christi, stärke mich. O guter Jesus, erhöre mich. Birg in deinen Wunden mich..." 
Jesus sieht sein Wirken in der Vision des leidenden Gottesknechtes und bringt Heil. 
Die innerste Einheit zwischen der Heilsgeschichte des Alten Bundes mit nun dem Neuen Bund bleibt im Versöhnungsgeschehen Jesu auch gewahrt, "Unwissende" hatten Jesus ans Kreuz geschlagen, und  Jesus bittet Gott für die Mörder um Vergebung...
Gottes Reich gründet darauf, und die Erkenntnis in diese Liebestat, im Glauben angenommen und gefeiert, lässt uns doch hoffen: Gott ist am Werk, Gott gibt nicht auf. Wie sollten wir aufgeben? Lassen wir ihn nicht im Stich!
 
janinaj 13.08.2022 19:43
#Ein starkes, frommes Gebet der Jesuiten,#
Du weist aber schon, wer die Jesuiten sind und zu welchem Zweck sie sich gegründet haben? Und weil ich das weiss, halte ich von dieser Gruppe mehr als nur Abstand. Wer wissen möge wer die Jesuiten sind, kann gerne bei Wikipedia nach lesen. 

#sonst halten wir doch gar nicht durch:# Aus uns heraus können wir den Glauben nicht nur leben, das ist wahr, aber: Es ist Jesus Christus der uns hält. ER als der lebendige Herr, nicht ein spezielles Gebet und schon gar nicht eine spezielle fromme Gruppe hält unser geistliches Leben. Spätestens wenn man nur ein wenig Gotteserkenntnis bzw. Bibelkenntnis erlangt hat begreift man dies - obschon dieses Begreifen ein ganzes Leben dauert und auch nur begrenzt, bedingt durch unseren begr. Verstand möglich ist. 

Ich möchte nicht auf die Einzelheiten dieses "Gebets" eingehen. Nur der Satz: "Lassen wir ihn nicht im Stich".
Also ob Jesus Christus auf uns angewiesen wäre. Wir lassen Jesus sozusagen bei jeder Sünde im Stich. Schon mal darüber nachgedacht? 

Umso erstaunlicher und dankbarer bin ich, dass

ER uns hält und erlöst hat,
ich nichts dazu tun kann und brauche. 
 
rehpinab 13.08.2022 22:36
Und doch kann ich die ernsthafte missionarische Arbeit der Jesuiten gutheißen und schätze sehr wohl ihr tiefes spirituelles Glaubensleben, Gebetsleben. Ich bin dankbar für jeden Gläubigen, der in wahre und gute Worte fassen kann, was auch meinen Glauben stärkt, und auch wieder mir weiter zu verstehen verhilft; die unfassbaren Glaubensgeheimnisse werden mir näher gebracht, auf den Punkt gebracht - Worte, die ihre Tiefe  erahnen lassen und mich ergreifen...
 
Bluehorse 13.08.2022 22:58
Was ist mit missionarischer Arbeit gemeint?
Nach Ansicht des britischen Historikers Henry Kamen zählten die Jesuiten zu den größten Sklavenhaltern Südamerikas in der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Im Exerzitienbuch der Jesuiten entnommen: „Wir müssen, um in allem das Rechte zu treffen, immer festhalten: ich glaube, dass das Weiße, das ich sehe, schwarz ist, wenn die Hierarchische Kirche es so definiert.“

Die Ausrichtung auf Jesus Christus ging wohl mal mehr und mal weniger verloren.
 
rehpinab 14.08.2022 08:14
Die europäischen Eroberer im 16.Jhdt. zogen Indianer in ihren Kolonien zur Zwangsarbeit heran. Die Missionsorden wendeten sich dagegen, sie gründeten Missionsreservationen, Reduktionen, die aber wegen der Überfälle spanischer Händler dann scheiterten. Aber der Plan, die Indianer in Reduktionen anzusiedeln und sie z.Teil in ihrer Landessprache zu missionieren, wird immer wieder aufgenommen, ausgehend vom christlichen Gleichheitsgedanken. Damit kämpfen sie leidenschaftlich gegen das spanische Kolonialsystem. In diesen Reduktionen mit ausgedehntem Wirtschaftsraum und Verwaltungsautonomie durften die Indianer nicht zur Zwangsarbeit herangezogen werden. Sie organisierten eine eigene Miliz gegen brasilianische Sklavenjäger.
 
(Nutzer gelöscht) 14.08.2022 10:30
die Jesuiten haben sich, so viel ich weiß, bis heute nicht von dem Grundstz getrennt: "Der Zweck heiligt die Mittel" und das finde ich sehr verwerflich !!!!!!!!!!!!!!!
 
janinaj 14.08.2022 10:36
Die Jesuiten haben über Jahrhunderte alle die nicht kath. waren verfolgt und waren auch immer diejenigen die die Institution Inquisition "am leben gehalten haben". Von den "Ruhmestaten" der sog. Gegenreformation fange ich erst gar nicht an. 
 
Bluehorse 14.08.2022 13:26
es kann hier nicht darum gehen, die Sünden irgendeiner Denomination oder Gruppe zu  beleuchten. Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass wir Menschen gewohnt sind, mit menschlichen Mitteln unsere (guten) Absichten voran zu treiben. Und wenn Menschen das tun, dann sind schlimmste Folgen nicht auszuschließen. 

Wie oft haben - evangelische oder katholische - Christen Kriege geführt oder Menschen unterdrückt - und alles in bester Absicht und angeblich mit dem Segen Gottes. In diesem Sinne haben auch Jesuiten - aber nicht nur diese - Schuld auf sich geladen. 

Es liegt eben an dem gottlosen Weg, den eine angeblich fromme Gruppe eingeschlagen hat und an den Mitteln, die alle nicht mit Gott abgestimmt sind. 

Deswegen berufe ich mich auch nicht auf Dr. Martin Luther oder auf ... oder auf....

Je mehr ich Jesus nachfolge, desto weniger kann ich mein Tun an irgendeiner Denomination ausrichten. Auch die in einer Kirche gelernten Frömmigkeitsformen sind aufzubrechen.  

Ich denke: Kein Mensch, der sich zu diesem Gottesknecht bekennt, kann sich unkritisch und ungebrochen einer bestimmten öffentlichen Meinung, einer allgemeinen Stimmung, einer Ideologie oder einer sozialen Routine überlassen. 

Jesus nötigt zu einer Auseinandersetzung, einer Wandlung und Umkehrbereitschaft im normalen Alltag.
Und jede Umkehrbereitschaft setzt voraus, dass das Vertrauen auf eingespielte Machtformen, in denen das Leben eingebettet ist, preisgegeben wird.  

Darum geht es.

 
weiße TaubeJetzt kostenlos registrieren