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Meinungen sind wichtig

Meinungen sind wichtig
Meinungen, Deinungen, Seinungen, Ihrungen und Eurungen


Meinungen sind wichtig.
Sie dokumentieren Standpunkte, drücken Überzeugungen aus und stellen unsere geistige Visitenkarte, den Beweis unserer Informiertheit dar.
Zumeist beinhalten sie Bewertungen zur Qualität von Umständen und Zuständen, sie manifestieren Gesichtspunkte, zumindest aber den Versuch, darzulegen, dass wir uns im Gewirr der schier unendlichen Informationsdichte und der jeweiligen Zusammenhänge zurechtfinden.

Wir wollen uns zurechtfinden und dies auch nach außen zeigen.
Wer will schon als ahnungsloser, nichtwissender Zeitgenosse gelten, an dem das pulsierende Leben achtungslos vorbeizieht?
Doch eine wirkliche Meinung, die ja sowohl einer Überprüfung als auch einer kontroversen Ansicht standhalten soll, setzt Hintergrundwissen voraus, an dem wir uns orientieren, die wir als intellektuelles Fundament unserer Meinung im Disput belegen und notfalls verteidigen können.

Hierzu bedarf es entsprechender Informationen, um die es sich zu kümmern gilt.
Informationen bedürfen eines intellektuellen, sachlich-faktischen Hintergrunds, damit wir sie dann auch emotional bejahen, zu ihr stehen können.

Nun denn, machen wir eine kleine Probe auf’s Exempel:
Was halten Sie von
- dem Chaos-Brexit
- der 5G-Debatte
- dem Genderismus
- der Kitapflicht als Mutterersatz
- dem zu schwierigen Mathe-Abitur des Jahrgangs 2019
- einem bundesweit einheitlichen Abitur
- den Egomanen Trump, Erdogan, Assad – um nur einige zu   nennen
- den Konflikten in Syrien, dem Jemen, Mali, Irak und  Afghanistan
- den West-/Ostkontroversen im Iran und in der Ukraine
- der Alleinschuld Deutschlands am 1. und 2. Weltkrieg
- der humanogenen Klimakatastrophe
- der Krise in Venezuela
- der Flüchtlings- oder Migranten-Krise
- der zunehmenden gesetzlichen Verzwängungen immer weiterer Bereiche des täglichen
  Lebens
- dem bedenklich sinkenden Niveau der gesetzlichen Rentenversicherung

Woher beziehen Sie Ihre Informationen?
Welcher Überprüfung unterziehen Sie diese?
Wonach richten Sie generell Ihre Meinung aus?

Wir stehen vor einem Dilemma: Einerseits wollen wir als intelligente Wesen Ansprechpartner für nahezu alle Fragen unseres täglichen Lebens und Erlebens sein, andererseits fehlt uns in den meisten Fällen die nötige Tiefe an gesichertem Hintergrundwissen.
In unserer Not – man möchte ja nicht als unwissend oder "doof" dastehen – orientieren wir uns (zumeist unbewußt) in unserer Meinungsfindung an denjenigen Personen oder Bezugsquellen, denen wir glauben, vertrauen zu dürfen, und unterstellen diesen auch das nötige Hintergrundwissen, um ihre Ansichten und Meinungen im weiteren vertreten zu dürfen.

Meinungen sind sehr stark mit unserem Selbstverständnis verquickt.
Da wir aber gleichzeitig als "Rudeltiere" harmoniebedürftig sind, Kontroversen zu meiden suchen und vor offen ausgetragenem Dissens regelrecht Angst haben, laufen wir latent Gefahr, auch vermeintlich qualitative und quantitative Aspekte in die Ausformung unserer Meinungen einzubeziehen; wir argumentieren mit Zahlen, Fakten und Wertungen, die wir ungeprüft übernehmen.
Wir nehmen sehr feinfühlig auf, was "die Masse" von sich gibt, welche Meinung sie vertritt.
Dagegen ist niemand so recht gefeit, und im Grunde genommen dient dies ja unserem eigenen Schutz, denn in der Masse läßt es sich nicht nur bequemer leben, da sie Komfort verspricht und Schutz bietet, sondern auch gefahrloser argumentieren.

Gräbt nun aber ein etwas kritischerer Zeitgenosse, der weniger Angst vor Kontroversen und möglichem Dissens hat, tiefer nach, so müssen wir uns schamhaft eingestehen, dass wir in den seltensten Fällen unsere Meinung auch autark, d.h.: aufgrund eigener Recherchen und tieferem Verständnis um die Zusammenhänge, wirklich begründen können.
Diese Erkenntnis mündet in die Einsicht, dass es sich bei unseren Meinungen in den allermeisten Fällen mehr um Ihrungen, Seinungen, Deinungen oder Eurungen handelt.
Diese Erkenntnis ist bitter und konfrontierend, zumal sie uns vor Augen führt, dass wir von den meisten Zusammenhängen und Hintergründen schlicht zu wenig Ahnung haben, bzw. zu bequem waren, uns tiefer gehend mit den jeweiligen Themen auseinanderzusetzen.

Wer nun festen Auges der Überzeugung ist, nur dann eine eigene Meinung zu vertreten, wenn er sich mit der entsprechenden Thematik ausführlich und intensiv befasst hat, kann sich die Zeit der weiteren Lektüre dieses Artikels sparen.
Er sei hoch gelobt!

Die meisten werden sich jedoch klammheimlich eingestehen müssen, dass sie sich im o.g. Wirrwarr der vielfältigen Geschehnisse viel zu wenig auskennen, als dass sie wirklich von einer eigenen Meinung sprechen könnten.
Dazu ist das uns umgebende Leben, nachgerade angesichts der unglaublichen Geschwindigkeit, mit der Informationen um die Welt geschickt werden, viel zu vielfältig und vielschichtig.

Und hier liegt eine immense Gefahr – die Gefahr nämlich, durch Desinformationen korrumpiert und vereinnahmt zu werden.
Dazu ist es hilfreich, zu verstehen, dass Korruption (lat.: corrumpere) beileibe nicht nur auf die Erzielung bzw. Vergabe von wirtschaftlichen Vorteilen und Geld beschränkt ist.
Vielmehr findet man in älteren Ausgaben des Stohwasser einen umfassenden Katalog von Bedeutungen für ‚corrumpere‘: beugen, biegen, brechen, zerbrechen, hinters Licht führen, täuschen, zerstören.

Desinformationen werden (ebenso wie wirkliche Informationen) immer mit einer entsprechenden Absicht unterlegt.
Während Informationen dem realen Wissenszuwachs und -aufbau dienen, Zusammenhänge verständlich machen und Hintergründe erläutern wollen, dienen Desinformationen nur bestimmten Personen oder Gruppen von Menschen, die damit entsprechende Absichten verbinden und danach trachten, Dritte zu Handlungen zu bewegen, die dem Desinformanten zum Vorteil gereichen, einen Zugewinn bringen.
Dieser Vorteil kann wirtschaftlicher/finanzieller Art sein, er kann aber auch dem Zugewinn an Macht, Einfluß und Prestige dienen.
Man kann mit entsprechend weitverbreiteten Desinformationen Massen bewegen, Thesen verbreiten, unliebsame Zeitgenossen ins Abseits stellen oder desavourieren, Feindbilder errichten, Angst und Schrecken verbreiten, indem man Unsicherheit schürt und sogar Kriege auslösen und (scheinbar) rechtfertigen.
Nur wer den erweiterten Katalog der Sinninhalte von Korruption versteht und erkennt, kann zum einen die Gefahr entlarven, die hinter Desinformationen – gezielt oder unabsichtlich verbreitet – steckt, zum anderen Vorsorge für sich selbst treffen, indem er/sie buchstäblich jede Information, die einen gewissen Stellenwert hat und (un-)mittelbar das eigene DenkFühlHandeln zu beeinflussen in der Lage sein könnte, achtsamer hinterfragt, bevor man ihr den Stempel einer eigenen Meinung aufdrückt.

Insofern möchte ich Sie ermuntern, bei all dem Wust an Informationen, mit dem wir tagtäglich überschüttet werden, erst einmal die grundsätzliche Frage zu stellen: "Ist der Inhalt dieser Information für mich in irgendeiner Weise relevant und deshalb interessant?" Sofern Sie diese Frage mit ‚Nein‘ beantworten, dürfen Sie auch getrost den Mut aufbringen, sich mit der verabreichten Information nicht weiter zu beschäftigen, auch angesichts des möglichen Vorwurfs von dritter Seite, Sie seien nicht informiert.
Entgegnen Sie dem Adressaten dieses Vorwurfs ruhig mit einem lächelnden Gesicht: "Damit habe ich mich noch viel zu wenig befasst, als dass ich mir eine eigene Meinung anmaßen könnte".
Meinungen haben nämlich ein verräterisches und sogar gefährliches Momentum im Schlepptau: sie wollen gegen Angriffe verteidigt und gerechtfertigt werden, denn ansonsten müsste man sich ja des Vorwurfs zeihen lassen, man sei auf Desinformationen reingefallen, habe sich übertölpeln lassen und wisse im Grunde gar nicht Bescheid.
Dies ist auch der Grund dafür, dass Meinungen nur allzu häufig ohne fundiertes Hintergrundwissen vertreten und vehement verteidigt werden, ja sogar zu festen, ideologisch verankerten Überzeugungen führen, die jeglichen Beweis schuldig bleiben.
Schauen Sie sich hierzu nur sämtliche Religionen und apodiktisch verbreitete "Gerüchte" an.
Nach wirklichem, handfestem und belegbarem Wissen grabende Zeitgenossen geben hierbei offen ihre Zweifel zu, während die Masse lauthals und fernab jeglicher Diskussionsbereitschaft ihre Parolen brüllt.

Wie kann es dann aber sein, dass wir tagtäglich mit Informationen der Massenmedien zugekleistert werden, die sich bei tiefergehender Recherche als unvollständig, gelenkt oder schlichtweg falsch entpuppen?

Nun, das hat vor allem zwei Gründe:

1. Die Anzahl unterbeschäftigter und hungerleidender Journalisten dürfte neben den Schauspielern wohl die größte sein (nicht nur hierzulande); die allermeisten haben auch gar keine journalistische Ausbildung – jeder kann sich Journalist nennen (dann eben ohne Presseausweis).
Aufgrund der hohen Zahl an Journalisten besteht nun ein hoher Druck auf diese Masse an Informationslieferanten, schnell und möglichst sensationell zu arbeiten, um ihre Zeilen irgendwo unterzubringen.
Darunter leidet jedoch die Informationstiefe und -qualität; Recherche ist unter diesen Umständen für freie Journalisten kaum noch möglich.

2. In ihrer Not bedienen sich die meisten Journalisten aus o.g. Gründen offizieller Nachrichtenagenturen, da deren Berichte rechtsbesichert sind, d.h. erweisen sich von Nachrichtenagenturen weitergegebene Meldungen im Nachhinein als falsch, kann der Journalist/Redakteur/Herausgeber für den Inhalt eines auf falschen Tatsachen beruhenden Artikels rechtlich nicht zur Verantwortung gezogen werden.

Das Problem dabei: Diese Nachrichtenagenturen beschränken sich weltweit auf etwa zwei Dutzend, und hinter ihnen stehen massive politische, nachrichtendienstliche und wirtschaftliche Interessen, die geradezu logischerweise auch auf den Inhalt der jeweiligen Informationen abfärben.
Näheres hierzu finden Sie in meinem im Jahr 2000 erschienenen Buch "Korruption – die Entschlüsselung eines universellen Phänomens".

All dies erklärt, warum selbst die Bezeichnung Lügenpresse in den meisten Fällen schlicht Unsinn ist: Eine Lüge bedingt den Vorsatz, also das Wissen um die Tatsache, dass das Gesagte/Geschriebene unwahr ist.
Nicht jede verbreitete Meldung (schon gar nicht von angestellten Redakteuren oder Nachrichtensprechern) ist dementsprechend eine Lüge.
Zudem: Wer sich nur einseitig orientierter Nachrichten bedient, muß sich nicht wundern, wenn er mit bruchstückhafter oder sogar bewußt gefälschter "Information" – also Desinformation – getäuscht und geistig-emotional korrumpiert wird.

All dies ist jedoch kein Grund, sich jeglicher Meinungsäußerung zu enthalten, zu Nichts und keinem Thema mehr Stellung zu beziehen.
Vielleicht hilft Ihnen dabei folgender Gedankengang: Haben Sie jemals einen Zeitgenossen, dem Sie eine Frage stellten oder den Sie nach seiner Meinung befragten, für dumm gehalten, wenn er Ihnen zur Antwort gab: "Dazu habe ich mir noch keine feste Meinung gebildet, da hierzu so viele unterschiedliche Aspekte untersucht werden müssen, dass ich bislang noch zu keinem festen Urteil gekommen bin"?
Sicherlich nicht, vielmehr werden Sie diesen Zeitgenossen ob der Sorgfalt, mit der er einerseits thematisch hantiert, andererseits auf Ihre Frage geantwortet hat, schätzen und achten.

Sie selbst sollten sich wert sein, nicht Ihrungen, Eurungen, Seinungen und Deinungen bequem zu übernehmen und an Dritte weiterzugeben, sondern im Verlaß auf Ihre eigene Denkfähigkeit die für Sie wichtigen, interessanten und bedeutsamen Themen fundiert auszuloten und all Ihr Interesse, Ihre Neugier und den für jeden Wissenserwerb notwendigen Eifer in die Durchdringung des jeweiligen Themas einbringen.
Erst dann und in dem Maße werden Sie selbst erarbeitete Meinungen auch mit Überzeugung und der entsprechenden inneren Haltung vertreten können – egal, was die Masse dazu meint.

Aber Achtung! – immer mit einem restlichen Quantum des Vorbehalts eines Irrtums, denn keine Meinung sollte in Stein gemeißelt und unumstößlich sein, denn schon vor mehr als 2000 Jahren wußte man: "errare humanum est" (Irren ist menschlich).


(Hans-Wolff Graf, München, Sept. 2019)



https://drive.google.com/file/d/13wDtCce97T1H-Zf5Vjxr_-UwB_jTKfLS/view

Kommentare

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einSMILEkommtwieder 10.07.2022 14:34
Für mich ein sehr interessanter Artikel, der noch vor der "Corona-Krise" und dem "Ukraine-Krieg" verfasst wurde, den ich im Januar diesen Jahres im Internet gefunden hatte, nach meinen "Kalender-Beitrag" hier im Forum:


Unterscheide stets: ….

… Meinungen – Deinungen – Seinungen

Wir leben in einer Zeit, in der jeder seine Meinung zu allem Möglichen abgeben kann – vor allem im Internet.
Dabei wird jedoch gerne vergessen, wie schnell aus Meinungen verletzende Urteile werden und wie rasant diese sich verbreiten können.
Mach dir bewusst, dass in jeder Meinung viel "mein" steckt, sie also immer erst die Einstellung und Gefühle desjenigen verrät, der sie äußert.
Entscheide dann sorgfältig, ob und wieviel du dir die Deinung deines Gegenübers oder die Seinung eines Fremden aneignest, bevor du dir daraus deine Meinung bildest und sie preisgibst.

(im "Lebensfreude-Kalender auf dem Kalenderblatt KW17 2022" gelesen)
 
pieter49 10.07.2022 21:26
Viele Themen -'Meinungen'- zum Überdenken, bzw. Diskutieren.

Leider, oder vermutlich, haben viele jetzt andere Sorgen...?!
 
einSMILEkommtwieder 11.07.2022 11:15
… ganz genau, lieber Pieter!
Diese: "meine" Sorgen, die ich mir durch bestimmte Informationen mache, darf ich - sollten die mit "meinem" fundierten Hintergrundwissen noch Bestand haben -  an Jesus abgeben!
LG Vera
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