Andacht vom 19. Juni 2022
19.06.2022 08:59
Andacht vom 19. Juni 2022
19.06.2022 08:59
Andacht vom 19. Juni 2022
Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der HERR.
3. Mose 19,18
Es gibt eine nette Geschichte über ein altes Ehepaar, das seit vielen Jahren ein festes Ritual beim Frühstück hatte.
Immer nahm der Mann ein Brötchen, schnitt es auf und gab das schöne, knusprige Oberteil seiner Frau.
Er selbst begnügte sich mit dem nicht so attraktiven Boden.
Nach mehr als drei Jahrzehnten trat durch Zufall zutage, dass sie die untere Hälfte des Brötchens viel lieber mochte, aber nie etwas gesagt hatte, weil sie das Gleiche von ihm vermutete.
Kurioserweise liebte der Mann jedoch eigentlich die obere Hälfte.
In der Annahme, dass es seiner Frau genauso ging, verzichtete er aber und überließ sie ihr.
Man kann über die beiden schmunzeln.
Man kann ihre hingebungsvolle Liebe bewundern, die vielleicht die Grundlage für eine lange glückliche Beziehung war.
Und doch gibt es zugleich den Schmerz, das beide unnötigerweise über Tausende von gemeinsamen Frühstücksmorgen hinweg gelitten haben.
Ist es das, was unser heutiger Bibeltext meint?
Nicht zu Unrecht wird beim Bedenken dieses Textes oft darauf hingewiesen, das der erste Satzteil mit "wie dich selbst" endet.
Ein gesundes Maß an Selbstliebe wird nicht verurteilt oder abgewertet, sondern geradezu als Grundlage benannt.
Die Wünsche des einen sind nicht zwangsläufig weniger wert als die Wünsche des anderen.
Jeder hat sein Recht und es wäre, bezogen auf die Geschichte am Anfang, durchaus sinnvoll miteinander darüber zu sprechen.
Eine einfache Frage hätte über die Jahre noch mehr Glück bedeuten können.
Beachten wir auch den zweiten Satzteil, der nicht ohne Absicht dort steht: "Ich bin der HERR".
Das bedeutet doch, dass die Nächstenliebe nicht im luftleeren Raum hängt, sondern unter dem Spannbogen Gottes geschieht.
Das Wort "HERR", das die Lutherbibel in Kapitälchen wiedergibt, weist auf den Gottesnamen hin.
Der beschreibt die den Menschen zugewandte Haltung Gottes - "Ich, der ich für euch da bin".
Nun, wenn er für uns da ist, dann kann das für uns ein Ansporn sein, auch für andere da zu sein.
Und es muss nicht Nächstenliebe bis zur Selbstaufgabe sein, sondern ich darf in gesunder Weise ebenfalls in der Beziehung vorkommen.
Wer sich selbst nicht wertschätzt, bringt diese Wertschätzung auch anderen gegenüber nicht auf.
Wie schön, dass unser Gott ein Realist ist.
(Matthias Müller)
3. Mose 19,18
Es gibt eine nette Geschichte über ein altes Ehepaar, das seit vielen Jahren ein festes Ritual beim Frühstück hatte.
Immer nahm der Mann ein Brötchen, schnitt es auf und gab das schöne, knusprige Oberteil seiner Frau.
Er selbst begnügte sich mit dem nicht so attraktiven Boden.
Nach mehr als drei Jahrzehnten trat durch Zufall zutage, dass sie die untere Hälfte des Brötchens viel lieber mochte, aber nie etwas gesagt hatte, weil sie das Gleiche von ihm vermutete.
Kurioserweise liebte der Mann jedoch eigentlich die obere Hälfte.
In der Annahme, dass es seiner Frau genauso ging, verzichtete er aber und überließ sie ihr.
Man kann über die beiden schmunzeln.
Man kann ihre hingebungsvolle Liebe bewundern, die vielleicht die Grundlage für eine lange glückliche Beziehung war.
Und doch gibt es zugleich den Schmerz, das beide unnötigerweise über Tausende von gemeinsamen Frühstücksmorgen hinweg gelitten haben.
Ist es das, was unser heutiger Bibeltext meint?
Nicht zu Unrecht wird beim Bedenken dieses Textes oft darauf hingewiesen, das der erste Satzteil mit "wie dich selbst" endet.
Ein gesundes Maß an Selbstliebe wird nicht verurteilt oder abgewertet, sondern geradezu als Grundlage benannt.
Die Wünsche des einen sind nicht zwangsläufig weniger wert als die Wünsche des anderen.
Jeder hat sein Recht und es wäre, bezogen auf die Geschichte am Anfang, durchaus sinnvoll miteinander darüber zu sprechen.
Eine einfache Frage hätte über die Jahre noch mehr Glück bedeuten können.
Beachten wir auch den zweiten Satzteil, der nicht ohne Absicht dort steht: "Ich bin der HERR".
Das bedeutet doch, dass die Nächstenliebe nicht im luftleeren Raum hängt, sondern unter dem Spannbogen Gottes geschieht.
Das Wort "HERR", das die Lutherbibel in Kapitälchen wiedergibt, weist auf den Gottesnamen hin.
Der beschreibt die den Menschen zugewandte Haltung Gottes - "Ich, der ich für euch da bin".
Nun, wenn er für uns da ist, dann kann das für uns ein Ansporn sein, auch für andere da zu sein.
Und es muss nicht Nächstenliebe bis zur Selbstaufgabe sein, sondern ich darf in gesunder Weise ebenfalls in der Beziehung vorkommen.
Wer sich selbst nicht wertschätzt, bringt diese Wertschätzung auch anderen gegenüber nicht auf.
Wie schön, dass unser Gott ein Realist ist.
(Matthias Müller)
und als ein beliebtes Beispiel dafür, was passiert, wenn wir nicht miteinander reden.
Das was hier passiert ist muss nicht an fehlender Selbstliebe liegen, sondern daran, dass wir oft Kommunikation verlernt oder nie wirklich gelernt haben.
Unsere modernen und smarten Kommunikationstechniken helfen dabei auch nicht wirklich.
Im Gegenteil