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Andacht vom 4. Juni 2022

Andacht vom 4. Juni 2022
Wenn jemand der Erste sein will, dann soll er der Letzte von allen und der Diener aller sein.

Markus 9,35 (Zürcher Bibel)


Vor langer Zeit, in einem weit entfernten Dorf, wurde bekannt, wie krank der alte Häuptling war und dass er nicht mehr lange leben würde.
Alle wollten ihn besuchen, denn der alte Häuptling musste einen Nachfolger aussuchen.
Bald fanden sich viele junge Männer in der Hütte des alten Häuptlings ein.

"Ich bin sehr tapfer", sagte einer, "denn ich habe ganz allein einen Tiger in die Flucht geschlagen."

"Der Tiger war wohl nicht hungrig", sagte ein anderer.
"Ich allerdings bin sehr klug und kenne den Stammbaum von jeder Familie im Dorf.
Ich weiß zum Beispiel, dass der Schwager deiner zweiten Cousine deiner Mutter ein Dieb war", meinte er und schaute den ersten jungen Mann abschätzig an.

"Geschätzter und werter Häuptling", meinte ein dritter junger Mann, "ich habe dir ein wertvolles Geschenk mitgebracht, das ich hier jetzt anbringen werde, damit du es sehen kannst, wenn du darüber nachdenkst, wer der nächste Häuptling unseres Dorfes werden soll."
Und damit hängte er ein eher schlecht gemaltes Bild von sich selbst über dem Eingang auf.

"Genug!", rief der Häuptling.
"Ich werde euch einer Prüfung unterziehen, und derjenige, der die Prüfung besteht, soll der neue Häuptling werden."

"Sehr gut", riefen die jungen Männer begeistert.

"Ihr habt schon alle an meiner Prüfung teilgenommen", sagte der alte Häuptling.
"Ich habe den neuen Häuptling schon gesehen!"
Damit zeigte er auf einen jungen Mann, der bis jetzt nichts gesagt hatte und gerade dabei war, etwas aufzukehren.
Tito blieb stehen, als er das hörte, und der Raum war plötzlich voller Entsetzensschreie.
"Doch nicht Tito – er hat noch nie einen Tiger verjagt!"
"Er hat keine berühmten Verwandten!"
"Er sieht nun wirklich nicht toll aus!"

"Bevor ihr alle herkamt, leerte ich einen Becher trockenen Reis auf den Boden.
Ihr seid alle darüber gelaufen oder habt es gar nicht bemerkt.
Tito war der Einzige, der es bemerkte, sich einen Besen holte und den Reis zusammenfegte.
Er sah, was getan werden musste, und tat es.
Wahrscheinlich dachte er sich, dass niemand es sehen würde, aber ich sah es."

Titel oder Rampenlicht machen keine besonderen Menschen.
Besondere Menschen sehen, was getan werden muss - und tun es, selbst wenn niemand hinschaut.


(Chantal J. Klingbeil)

Kommentare

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grateful 04.06.2022 20:52
auch in schweren Zeiten hilft es einfach zu tun was uns vor den Füssen liegt

lieben Dank, einSMILEkommtwieder für die gute Andacht
 
Autumn 05.06.2022 07:45
Wer will anderer Leute Diener sein?

Jedoch selbst Jesus war ein Diener, hat sogar Füße gewaschen.

 "Er kam nicht „dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene“
  (Matth. 20,28)
 
einSMILEkommtwieder 05.06.2022 08:14
Der letzte Satz aus der Andacht:

"Besondere Menschen sehen, was getan werden muss - und tun es, selbst wenn niemand hinschaut."

hat mich sehr nachdenklich werden lassen.

Ist es nicht allgemein so, dass wir gerne gesehen werden wollen bei unseren ehrenamtlichen Tätigkeiten, "die getan werden müssen", oder auch bei den Handlungen unserer Nächstenliebe?


Allen Lesern wünsche ich ein Pfingstfest an dem der Geist Gottes wirken kann wie er will
mit Segensgrüßen
Vera
 
Sanft 05.06.2022 20:30
Danke liebe Vera
für diesen anrührenden Beitrag
und für das gute Gespräch am heutigen Nachmittag
sagt Joachim
(der hoffentlich kein Helfer-Syndrom hat)
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