Römer 5

Römer 5
Anmerkungen zu Kapitel 5
»Es stellt sich eine neue Frage: die Frage der Hoffnung: Wird der Glaube
endgültig retten? … Um die Frage zu bejahen, führt Paulus drei Punkte an,
um zu zeigen, dass die Hoffnung (Vers 1) gewiss ist: 1. Trübsale können
sie nicht zerstören, sondern sie stärken sie vielmehr (Verse 2-4); 2. Sie hat
eine feste Grundlage in Gottes Liebe zum Gerechtfertigten (Verse 5-11);
3. So wie der einen Sünde Adams wegen die Verbindung des Menschen mit Adam unfehlbar zu seinem Tod führt, so führt wegen der einen
gerechten Tat Christi … seine Verbindung mit Christus zu ewigem Leben
(Verse 12-21)« (James M. Stifler, The Epistle to the Romans, S. 87).
»Nach der universalen Notwendigkeit der Rettung (1,18–3,20) und dem
einzigen Weg der Rettung (3,21–4,25) begründet der dritte Argumentationsgang dann die garantierte Gewissheit der Rettung für jene, die im
Glauben der Gerechtigkeit Gottes teilhaftig geworden sind (5,1–8,39).
Die Gerechtfertigten wird Gott mit Gewissheit eschatologisch verherrlichen (8,30). Deshalb haben jene, ›die aus Glauben gerechtfertigt sind‹,
bereits jetzt ›Frieden mit Gott‹ und damit ›Zugang zu der Gnade‹, welche sich der ›Hoffnung auf die [zukünftige] Herrlichkeit rühmen‹ kann
(5,1-2) – da die Gerechtfertigten ›weder Hohes noch Tiefes, noch irgendein anderes Geschöpf … zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die
in Jesus Christus ist, unserem Herrn‹ (8,39). Damit umrahmt Paulus den
Abschnitt über die Gewissheit des zukünftigen Heils durch die Klammer
197 Römer 5
[inclusio] der Verse 5,1-2 und 8,39« (Wolfgang Nestvogel, Wann ist ein
Christ ein Christ?, S. 74).
V. 1-11 – »Die Frucht der Rechtfertigung: Der Friede mit Gott und die
Entwicklung des neuen Lebens bis zur Bewährung der christlichen Hoffnung [d. h., bis sie sich bewahrheitet; B.P.]. Der neue Gottesdienst der
Christen: Sie haben den freien Zugang zur Gnade ins Allerheiligste.
Daher rühmen sie sich der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes, der
Offenbarung der realen Schechina Gottes in dem realen Allerheiligsten
– und selbst auch der Trübsale, durch welche diese Hoffnung vollendet
wird. Die Liebe Gottes in Christo als Bürgschaft der Verwirklichung der
christlichen Hoffnung, Christi Tod unsere Versöhnung, Christi Leben
unsere Seligkeit. Die Blüte der christlichen Hoffnung: das feste Rühmen,
dass Gott unser Gott sei« (J.P. Lange, Der Brief Pauli an die Römer,
S. 104).
V. 1 – »Nun wir denn sind gerechtfertigt worden durch Gottes Ansehung
durch den Glauben, nicht aus Werken, so haben wir Frieden mit Gott im
Gewissen und dem Geist, wenn auch nicht mit den Menschen und dem
Fleisch, der Welt und dem Teufel; vielmehr haben wir hier desto mehr
Anfechtung« (M. Luther, Vorlesung über den Römerbrief, erster Band,
S. 315 [WA 56, 49, 4-6]).
»Der Apostel beginnt diesen neuen Teil in charakteristischer Weise,
indem er das Wort ›daher‹181 verwendet. Ich denke manchmal, dass das
ganze Geheimnis des Christenlebens darin liegt, dass wir lernen, dieses
Wort ›daher‹ recht zu gebrauchen. Das Leben des Christen ist in mancherlei Hinsicht eine Sache der Logik, eine Sache der rechten Schlussfolgerungen. Die Christen, die im Lauf der Jahrhunderte am hellsten
geleuchtet haben, waren immer Leute, die dieses ›Daher‹ zu gebrauchen
wussten. Entsprechend muss man sagen, dass das meiste Zu-kurzKommen im Leben des Christen daran liegt, dass er dieses Wort nicht zu
gebrauchen weiß, um aus der großartigen Lehre, die wir studiert haben,
die notwendigen Schlussfolgerungen zu ziehen« (M. Lloyd-Jones,
Romans, Chapter 5, S. 1).
181 In der englischen Authorized Version, die M. Lloyd-Jones verwendet, lautet Röm 5,1: »Therefore
being justified by faith, we have peace with God through our Lord Jesus Christ.«
Gottes Gerechtigkeit offenbart sich in der Bewahrung … (5,1–8,39) 198
V. 3-5 – »Ist es nicht eine wundervolle Gnade, dass Gott dir Frieden in
Christus gegeben hat, ehe er dich aufs Krankenlager legte? … Erfährst
du die Wahrheit von Röm 5,3? Du kannst nicht Trübsal um ihrer selbst
willen gern haben; bitter muss stets bitter bleiben, und Schmerz stets
Schmerz. Gott weiß, dass du Trübsal nicht mögen kannst. Doch um der
Segnungen willen, welche die Trübsal bringt, kann er dich lehren, darum
zu beten. Wirkt die Trübsal in dir Ausharren? Führt sie dazu, dass du
dich inniger an den Herrn klammerst, dich tiefer im Felsen verbirgst?
Lässt sie dich still sein und erkennen, dass er Gott ist? Macht sie dich
ganz ergeben in seiner Hand und dass du von keinem anderen Willen
wissen willst als seinem? So wirkt das Ausharren Erfahrung, eine durch
Erfahrung gewonnene Vertrautheit mit Jesus. Führt sie dazu, dass du
größere Wonne hast an seiner Lieblichkeit, sodass du weißt, wem du
geglaubt hast? Und stärkt diese Erfahrung deine Hoffnung der Herrlichkeit – ein weiterer Anker, der in das Innere des Vorhangs hineingeht?
Und gibt dir diese Hoffnung ein Herz, das nicht beschämt werden kann,
da du überzeugt bist, dass Gott dich geliebt hat und bis ans Ende lieben wird? Wenn ja, dann hast du den Nutzen der Trübsal empfangen«
(Andrew Bonar, Memoir and Remains of R.M.M’Cheyne, London: The
Banner of Truth Trust, 1966, S. 277-278).
»Wer sein Leben nur in diesem Zeitalter lebt und für wen diese Welt die
ganze ist, kann in den Leiden, die ihn treffen, nur etwas Negatives sehen.
Für den Christen dagegen wird das Leiden gerade zum Punkt, an dem
sich die Macht der Hoffnung am deutlichsten erweist. Er weiß, ›dass dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sind, die an uns soll offenbart
werden‹ (Kap. 8,18). Das Leiden erhält einen neuen Sinn, es wird ein
Mittel in der Hand Gottes, uns zur Vollendung hindurch zu führen. Wenn
Gott den Menschen unter die Leidenspresse legt, so tut er es, um ihn in
Geduld und Standhaftigkeit zu üben. Gerade das Leiden macht es, dass
der Christ mit noch größerem Eifer seine Hoffnung auf die Herrlichkeit
richtet, die Gottes Verheißung ihm vorhält … Wenn es die Leiden nicht
gäbe, könnte die Hoffnung niemals Gelegenheit erhalten, ihre Stärke zu
entwickeln« (Anders Nygren, Der Römerbrief, S. 145).
V. 5 – »Der Heilige Geist tut sein Werk der Heiligung, indem er den
Gläubigen Erfahrungen gibt von der Wahrheit, Realität und Vorzüglich­
199 Römer 5
keit der Dinge, die er glaubt … Ich behaupte: Wer nichts davon weiß, wie
der Glaube gestärkt wird, indem er an seiner Seele die Kraft erfährt von
den Dingen, die er glaubt, der hat nie teil an diesen Dingen gehabt« (John
Owen, The Holy Spirit, S. 233).
V. 12 – »Darum, d. h., weil wir mit Gott durch Jesus Christus so versöhnt
sind, wie kürzlich (5,10 u. 11) gesagt ist, dass, obzwar wir alle unter der
Sünde sind (Kap. 1 u. 2), wir dennoch durch den Glauben an Jesus Christus gerecht sind (Kap. 3 u. 4), Frieden mit Gott und die Hoffnung auf
seine Herrlichkeit haben, ja, uns auch Gottes selbst rühmen, so geht dies
in der folgenden Weise zu, es gründet sich auf den folgenden Ratschluss
Gottes: ›Wie durch einen Menschen die Sünde ist gekommen in die Welt
und der Tod durch die Sünde … also ist auch durch eines Gerechtigkeit
[d.h. die Gerechtigkeit des einen] die Rechtfertigung des Lebens ge -
kommen.‹« (Carl Olof Rosenius, Der Brief an die Römer, Bd. 1, S. 270).
»›… weil alle sündigten‹. Das ist die Grundaussage: Alle handelten, als
Adam handelte: alle sündigten … Wenn wir hier übersetzen ›alle haben
gesündigt‹, verdunkeln wird die Aussage gänzlich, indem wir das Sündersein des Menschen abhängig machen von seinen eigenen Taten anstatt
von dieser einen Tat Adams« (William Newell, Romans Verse by Verse,
S. 181).
V. 14 – »Welcher ist ein Bild des, der zukünftig war. Also ist das Abbild
der Übertretung Adams in uns, weil wir sterben, als hätten wir in gleicher Weise gesündigt. Und das Abbild der Rechtfertigung Christi ist uns,
weil wir leben, als hätten wir in gleicher Weise die Gerechtigkeit erfüllt«
(M. Luther, Vorlesung über den Römerbrief, erster Band, S. 353).
V. 20 – »Sobald das Gesetz recht offenbart wird, ist es auch sogleich ein
Verbot und Hindernis für die Begierde, die dann das Gesetz hasst, welches dem Menschen verbietet und ihn plagt. Da wird dann die gehinderte
Lust erbittert und zornig, wächst und vermehrt sich. Also ist das Gesetz
die Kraft der Sünde (1Kor 15,56), denn es stärkt und mehrt die Sünde.
Darum heißt es auch ein ›Gesetz des Todes‹, weil es tötet, indem es die
Sünde größer macht« (Luther, Sämtliche Werke XII, S. 1339, zitiert von
Rosenius, Der Brief an die Römer, Bd. 1, S. 307).
Gottes Gerechtigkeit offenbart sich in der Bewahrung … (5,1–8,39) 200
»Dass man des Gesetzes auf solche Weise eigentlich und vornehmlich
zu gebrauchen wisse, ist überaus nützlich und hoch vonnöten. Denn
einer, der nicht offen ein Mörder, Ehebrecher oder Dieb ist, sondern hält
sich vor der Welt für einen frommen Mann, der würde einen Eid darauf
schwören, er sei durchaus gerecht und fromm; denn er ist vom Teufel
verblendet und besessen, dass er seine Sünde, Elend und Jammer nicht
sieht und fühlt. Darum träumt er solche Gedanken, als wäre er fromm
und gerecht, und überhebt sich seiner guten Werke und Verdienste.
Einen solchen Heuchler und stolzen Heiligen kann Gott, unser Herr,
freilich durch keine andere Kunst weich machen und demütigen, dass
er sein Elend und Verdammnis erkenne, denn durch das Gesetz. Denn
dasselbe ist die rechte Keule oder Hammer, der rechte höllische Donner, und die Art göttlichen Zornes, die dreinschmeißt, zu Boden schlägt
und zerschmettert die verstockten und verhärteten Heuchler … dass
es die Leute soll erschrecken, wie die Kinder Israel erschreckt wurden
vom Blitz, Donner und dem Hall der Posaune am Berg Sinai, als sie
das Gesetz empfingen. So bereitet nun das Gesetz auf solche Weise der
Gnade einen Weg, auf dem sie zu uns kommt. Denn Gott ist ein Gott
derer, die betrübt, arm, elend, niedergedrückt, verzweifelt und gänzlich
zu nichts gemacht sind. An denen kann Gott sein recht natürlich182 Werk
tun, das da ist: die Niedrigen erhöhen, die Hungrigen speisen, die Blinden erleuchten, die Armen und Elenden trösten, die Sünder gerecht, die
Toten lebendig und die Verdammten und Verzweifelten selig machen«
(Luther zu Gal 3,19; zitiert von Rosenius, Der Brief an die Römer,
Bd. 1, S. 307-308 [WA TR 6, 130, 1ff.]).
»Um der Gnade Gottes Raum zu schaffen, lehrt Paulus, dass die Menschen über ihr Verderben besser in Kenntnis gesetzt werden müssen. Sie
hatten ja schon vor dem Gesetz Schiffbruch erlitten. Da sie sich jedoch
bei ihrem Untergang eingebildet haben, schwimmen zu können, wurden sie in die Tiefe gezogen, damit ihre Erlösung umso bemerkenswerter
erscheine, wenn sie gegen alle menschliche Erwartung wieder auftauchen« (J. Calvin, Der Brief an die Römer, Band 5.1, S. 295).
182 D. h. seiner Natur entsprechend.
201 Römer 5
»[Das Gesetz] wurde zu einem bereits bestehenden Plan hinzugefügt zu
einem untergeordneten, wenngleich notwendigen Zweck. Es war nicht
sein Zweck, Leben zu geben, sondern die Menschen zu bereiten, Christus
als die einzige Quelle der Gerechtigkeit und des Lebens aufzunehmen«
(Charles Hodge, Romans, S. 177)...https://clv.de/Kommentar-zum-Roemerbrief/256386...Gruss,Ralf😘

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