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Wer hören will, achte auf das, was der Geist den Gemeinden sagt!

Wer hören will, achte auf das, was der Geist den Gemeinden sagt!
Die Gemeinde ist etwas Geistliches.
a. Ihr Wesen ist geistlich.

Jh 3,5.6: „Jesus antwortete: ‚Wahrlich! Wahrlich! Ich sage dir: Es sei denn,
dass jemand aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in Gottes
Königreich eingehen. Das aus dem Fleisch Geborene ist Fleisch, und das aus
dem Geist Geborene ist Geist.’“
1Kr 6,17: „Aber wer mit dem Herrn vereinigt wird, ist ein Geist mit ihm.“
b. Ihre Wohnung ist eine geistliche.

Rm 8,9: „Ihr aber, ihr seid … im Geist, unter der Voraussetzung, dass Gottes
Geist in euch wohnt.“
Eph 2,22: „… in dem auch ihr mitgebaut werdet zu einer Wohnstätte Gottes
im Geist.“
V. 6: „… und er erweckte uns zusammen mit ihm und setzte uns zusammen
mit ihm in den himmlischen Bereichen in Christus …“
Infolgedessen ist die Gemeinde nicht im Fleisch (Rm 7,5A; 8,9A): „… denn
als wir im Fleisch waren … Ihr aber, ihr seid nicht im Fleisch, sondern im Geist
…“
Auch ist sie darum nicht im Gesetz (Rm 7,6): „Aber nun wurden wir dem
Gesetz enthoben, da wir in dem starben, in dem wir festgehalten wurden; und
so sollten wir Leibeigenendienst tun im Neuen, im Geist, und nicht im Älteren,
im Geschriebenen, [in dem Gesetz].“
c. Sie wird bewohnt vom Geist.

Jh 14,17: „… den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil
sie ihn nicht schaut noch ihn kennt. Aber ihr kennt ihn, weil er bei euch
verbleibt, und er wird in euch sein.“
Rm 8,11: „Wenn aber der Geist dessen, der Jesus von den Toten erweckte, in
euch wohnt, wird der, der Christus Jesus von den Toten erweckte, auch eure
sterblichen Leiber lebend machen wegen seines in euch wohnenden Geistes.“
1Kr 3,16: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempelheiligtum seid und der
Geist Gottes in euch wohnt?“
12,13M: „… wir wurden alle in einen Geist getränkt …“
d. Ihre Lebens- und Kraftquelle ist der Geist.

Jh 7,37M-39A: „‚Wenn jemanden dürstet, komme er her zu mir, und es trinke
der, der an mich glaubt – so wie die Schrift sagte: Ströme werden aus seinem
Inneren fließen, [dem Inneren des Messias,] Ströme lebenden Wassers.’
Dieses sagte er aber über den Geist …“
Ag 1,8: „… sondern ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf
euch gekommen ist …“
Ga 5,25: „Wenn wir durch den Geist leben, (was ja der Fall ist) …“
2Tm 1,7: „… denn Gott gab uns nicht einen Geist des Zagens, sondern der
Kraft und der Liebe und eines gesunden Sinnes mit Zucht.“
Man sehe auch ein: 1Kr 12,13 (man beachte die Begründungen); Eph 5,18-
21 (ein zusammenhängender Satz); Ga 5,22; Kol 1,8.
e. Ihre Lebensausrichtung ist nach dem Geist.

Rm 8,14: „… denn so viele von Gottes Geist geleitet werden, diese sind Söhne
Gottes …“
Ga 5,25: „Wenn wir durch den Geist leben, sollen wir uns auch durch den
Geist ausrichten.“
f. Ihre Anbetung ist im Geist.

Jh 4,24; Rm 8,15; Eph 2,18; 6,18; Jd 20
g. Sie ist begabt im Geist.

1Kr 12,7-9: „Einem jeden wird die Offenbarung des Geistes … gegeben … in
demselben Geist …“
h. Ihr Dienst ist im Geist.

Rm 7,6M: „… und so sollten wir Leibeigenendienst tun im Neuen, im Geist
…“
15,16: „… um ein Dienstleistender Jesu Christi zu sein für die, die von den
Völkern sind, und priesterlich zu wirken an der guten Botschaft Gottes
[einschließlich die Bedienung der guten Botschaft], damit die Darbringung
derer, die von den Völkern sind, als Weihegabe wohlangenehm werde, im
Heiligen Geist geheiligt.“
Php 3,3M: „… die wir im Geist Gott in Verehrung dienen …“
i. Ihre Geistlichkeit ist eine Verheißung.

In 2Kr 4,7A wird unsere Gegenwart beschrieben („wir haben diesen Schatz in
irdenen Gefäßen&ldquozwinkerndes Smiley, aber Rm 8,11 und 1Kr 15,43.44 eröffnen eine neue
Perspektive:
„Wenn aber der Geist dessen, der Jesus von den Toten erweckte, in euch
wohnt, wird der, der Christus Jesus von den Toten erweckte, auch eure
sterblichen Leiber lebend machen wegen seines in euch wohnenden Geistes.“
„Es wird gesät in Unehre. Es wird erweckt in Herrlichkeit. Es wird gesät in
Schwachheit. Es wird erweckt in Kraft. … Es wird erweckt ein geistlicher
Leib.“
Die Schlussfolgerung: „Dann sind wir also Schuldner, Brüder, – nicht dem
Fleisch, um nach dem Fleisch zu leben …“ (Rm 8,12)
3. Zum grundsätzlichen Wesen der Gemeinde gehört auch die sie
prägende Christusbotschaft.
a. Ihre Entstehung liegt im Wort des Christus.
. Das Christsein – und somit das Gemeindesein – konstituiert sich an
der besonderen Christusbotschaft, der man Vertrauen schenkt. Aus dem Wort
kommen Christen hervor. Das Gepräge des Wortes tragen sie fortan.
Rm 6,17: „Gott aber sei Dank, dass ihr leibeigene Knechte der Sünde wart,
aber ihr gehorchtet von Herzen dem Muster der Lehre, dem ihr übergeben
wurdet.“
1Kr 15,1.2.11.14: „Ich lasse euch kennen, Brüder, das Evangelium, das ich
euch als gute Botschaft brachte, das ihr auch übernahmt, in dem ihr auch steht,
durch das ihr auch gerettet werdet, wenn ihr festhaltet, was für ein Wort ich
euch als gute Botschaft sagte, es sei denn, dass ihr ohne Grund und ohne Erfolg
glaubtet… Ob also ich oder jene: So verkünden wir, und so glaubtet ihr…
Wenn aber Christus nicht erweckt worden ist, dann ist unsere Verkündigung
vergeblich, vergeblich aber auch euer Glaube.“
2Kr 3,2.3: „Unser Brief seid ihr, eingeschrieben worden in unseren Herzen,
gekannt und gelesen von allen Menschen, die ihr offenbar gemacht werdet,
dass ihr ein Brief Christi seid, durch uns bedient, eingeschrieben nicht mit
Tinte, sondern mit dem Geist des lebenden Gottes, nicht auf steinerne Tafeln,
sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens.“
Jk 1,18A: „Nach seinem Beschluss gebar er uns durch das Wort der
Wahrheit …“
1P 1,23: „… als Wiedergeborene – nicht aus verderblichem Samen, sondern
aus unverderblichem, durch das lebende und in Ewigkeit bleibende Wort
Gottes …“
. Will man als Christ gelten, muss man einer ganz bestimmten
Botschaft Glauben schenken.
1Jh 4,2-4A: „An diesem kennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der Jesus, den
Christus, als im Fleisch gekommen bekennt, ist aus Gott, und jeder Geist, der
nicht Jesus, den Christus, als im Fleisch gekommen bekennt, ist nicht aus Gott.
Und dieser ist der des Antichristus, der kommt. Das hörtet ihr. Und er ist jetzt
schon in der Welt. Ihr seid aus Gott, Kindlein, und habt sie überwunden …“
2Jh 1.2: „Der Ältere der erwählten Herrin und ihren Kindern, die ich in
Wahrheit liebe und nicht allein ich, sondern auch alle, die die Wahrheit kennen
gelernt haben, wegen der Wahrheit, die unter uns bleibt und auf ewig bei uns
sein wird.“
V. 9-11: „Jeder, der übertritt und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat
nicht Gott. Wer in der Lehre des Christus bleibt, dieser hat sowohl den Vater
als auch den Sohn. Wenn jemand zu euch hin kommt und diese Lehre nicht
bringt, nehmt ihn nicht in die Wohnung und sagt ihm nicht einen Gruß, denn
wer ihm einen Gruß sagt, nimmt teil an seinen bösen Werken.“
b. Dieses Gotteswort hat Raum in denen, die Gemeinde sind.

Ein Christ ist jemand, der auf das Wort Gottes eingestellt ist. Es nimmt den
entscheidenden Platz ein in seinem Leben: Jh 8,31.32.37.43.47.
Jh 10,16A: „Und andere Schafe habe ich, die nicht aus dieser Hürde sind.
Auch die muss ich bringen. Und sie werden auf meine Stimme hören.“
2Kr 3,2.4: „Unser Brief seid ihr, eingeschrieben worden in unseren Herzen,
gekannt und gelesen von allen Menschen… Aber solches Vertrauen haben wir
zu Gott durch Christus.“
Heb 8,10: „… weil dieses der Bund ist, mit dem ich mich dem Hause Israels
verpflichten werde nach jenen Tagen, sagt der Herr, wobei ich meine Gesetze
in ihr Denken gebe, und auf ihre Herzen werde ich sie schreiben. Und ich
werde ihnen zum Gott sein, und sie werden mir zum Volk sein.“
1Jh 1,10: „Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt, machen wir ihn zu
einem Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.“
2,24.25: „Ihr also, das, was ihr von Anfang hörtet, bleibe stets in euch. Wenn
das, was ihr von Anfang hörtet, in euch bleibt, werdet auch ihr in dem Sohn
und in dem Vater bleiben. Und das ist die Verheißung, die er uns verhieß: das
ewige Leben.“
Es ist der, der die Christusbotschaft im Herzen trägt, der auf dem Weg zum
ewigen Leben ist und als solcher in der Gemeinde des Erlösers.
c. Diese Botschaft bestimmt und prägt die Gemeinde.
. Wo das Evangelium angenommen wird, erfüllt sich die Verheißung
Jeremias.
32,39: „Und ich gebe ihnen ein Herz und einen Weg, mich zu fürchten …“ Ein
Pluralismus in der Ethik ist also ausgeschlossen. Über Gut und Böse, über das,
was richtig, und das, was nicht richtig ist, sind Gott wohlgefällige Christen sich
einig.
. Neutestamentliche Aussagen
Rm 6,17: „Gott sei aber Dank, dass ihr leibeigene Knechte der Sünde wart,
aber ihr gehorchtet von Herzen dem Muster der Lehre, dem ihr übergeben
wurdet.“
1Tm 1,10: „… solche, die sich der außerehelichen Geschlechtsverbindung
hingeben, Homosexuelle, solche, die Menschen in Knechtschaft führen,
Lügner, Meineidige und das, was sonst der gesunden Lehre [welche Christen
kennzeichnet] zuwider ist.“
4,15.16 (In Folgendem soll Timotheus ein Beispiel für alle sein): „Diesen
[Anliegen] widme deine Aufmerksamkeit – sei in ihnen –, damit dein
Fortschritt allen offensichtlich sei; habe stets Acht auf dich selbst und auf die
Lehre; bleibe beharrlich bei ihnen; denn indem du dieses tust, wirst du sowohl
dich selbst bewahren und retten als auch die, die dich hören.“
6,1.3.4A: „So viele als leibeigene Knechte unter dem Joch sind, sollen die
eigenen [über sie] herrschenden Herren aller Ehre wert halten, damit nicht der
Name Gottes und die Lehre gelästert werden. … Wo jemand Andersartiges
lehrt und nicht einverstanden ist mit gesunden Worten, die unseres Herrn Jesu
Christi sind, und der Lehre, die der rechten Ehrfurcht entspricht und zu ihr
führt, ist er aufgeblasen …“
2Tm 3,10: „Aber du bist mit Aufmerksamkeit nachgefolgt meiner Lehre,
meiner Lebensweise, meinem Vorsatz, meinem Glauben, meiner Geduld,
meiner Liebe, meiner Ausdauer.“
4,3: „… denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen
werden, sondern nach ihren eigenen Lüsten sich selbst Lehrer anhäufen
werden, wobei ihnen die Ohren kitzeln werden.“
Tt 1,1: „Paulus, leibeigener Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi für den
Glauben der Erwählten Gottes und die Erkenntnis der Wahrheit, die zur rechten
Ehrfurcht führt …“
V. 9: „… einer, der sich an das treue Wort der Lehre hält, damit er in der
gesunden Lehre aufrufen und Zuspruch geben kann und auch die
Widersprechenden zurechtweisen [kann].“
2,1.10: „Rede du aber das, was der gesunden Lehre geziemt … nichts
unterschlagen, sondern alle gute Treue erweisen, damit sie die Lehre Gottes,
eures Retters, in allem zieren.“
. Diese Christuslehre grenzt Gemeinde Jesu auch ab. Irrlehre, bzw.
Sonderrichtung, und Gemeinde werden zu unversöhnlichen Gegensätzen:
Rm 16,17.18: „Ich rufe euch aber auf, Brüder, Acht zu geben auf die, die
Zwiespalt anrichten und Fallstricke legen oder ein Ärgernis sind entgegen der
Lehre, die ihr wie Jünger lerntet, und wendet euch von ihnen ab, denn solche
tun nicht Leibeigenendienst unserem Herrn, Jesus Christus, sondern ihrem
eigenen Bauch, und durch freundlich klingende und schöne Worte betrügen sie
gänzlich die Herzen der Arglosen.“
Tt 3,10.11: „Einen Menschen, der eine Sonderrichtung vertritt, meide nach
einer und einer zweiten Ermahnung in dem Wissen, dass ein solcher ganz
verkehrt ist und am Sündigen ist, durch sich selbst verurteilt.“
2P 2,1: „Aber es entstanden auch falsche Propheten unter dem Volk, wie
auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die zerstörerische
Sonderrichtungen nebeneinführen werden, die den unumschränkten Herrscher,
der sie kaufte, verleugnen werden, die sich selbst einen schnellen Untergang
zuziehen.“
2Jh 9-11: „Jeder, der übertritt und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat
nicht Gott. Wer in der Lehre des Christus bleibt, dieser hat den Vater und auch
den Sohn. Wenn jemand zu euch hin kommt und diese Lehre nicht bringt,
nehmt ihn nicht in die Wohnung und sagt ihm nicht einen Gruß, denn wer ihm
einen Gruß sagt, nimmt teil an seinen bösen Werken.“
4. Zum Wesen der Gemeinde gehört, dass sie nur eine Gemeinde ist.

Eph 4,4: „Ein Leib ist es.“
a. Es gibt nur eine Art von Gemeinde.
I: Ungeachtet des dreifachen Umfanges
Wenn es einen dreifachen Umfang des Begriffes Gemeinde gibt, heißt das
nicht, dass damit auf drei Arten von Gemeinde hingewiesen würde. Das
Heilsvolk ist immer eine einzige Gemeinde, ein Volk. Ob im Himmel, auf der
ganzen Erde oder an einem Ort, es gibt nur eine einzige Art von Heilsvolk.
Gemeinde Jesu Christi ist immer: Heilsmenschen; und alle Heilsmenschen sind
Gemeinde.

. Es leiden viele Christen – leider – unter der Auffassung, universale
Gemeinde und die am Ort wären zu unterscheiden. Mit wem in der Geschichte
des Christentums diese Auffassung einsetzte, ist nicht bekannt. Dr. David
Ewert, ein Theologe der mennonitischen Brüdergemeinden, teilt mit, dass diese
Unterscheidung nicht neutestamentlich sei. Sie sei erst später aufgekommen.
Dr. Getz vom Dallas Theological Seminary meint: „Als Paulus schrieb, dass
Christus das Haupt der Gemeinde [war] und dass Christus die Gemeinde liebte
und sich selbst für sie dahingab (Eph 5,23.25), da bezog er sich auf die
Gemeindearbeit. Doch als er einen Brief ‚an die Gemeinde Gottes in Korinth’
schrieb, oder als er Bezug nahm auf die Lehre, die er ‚überall in den
Gemeinden’ lehrte, hatte er eindeutig örtliche Gruppen von Gläubigen im Auge
(1Kr 1,2; 4,17). Manchmal ist es schwierig, zwischen den beiden
Verwendungsarten des Wortes ekklesia zu unterscheiden. Doch in den meisten
Fällen ist es ziemlich klar, dass mit dem Wort in erster Linie eine Ortsgemeinde
gemeint ist. Diese Verwendung des Ausdrucks überwiegt im Neuen Testament.
Alfred Kuen glaubt, dass von den 115malen, da dieses Wort ekklesia im Neuen
Testament erscheint, es sich 90mal auf die örtlichen Gemeinden bezieht.“22
Es ist nicht nur „schwierig“, sondern ein müßiges Unterfangen, überall
identifizieren zu wollen, um welche Art von Gemeinde es sich handle, denn
einen Wesensunterschied zwischen Universalgemeinde und Ortsgemeinde
kennt die Schrift nicht. Was die Gemeinde als Ganzes ist, das ist die Gemeinde
am Ort in Sonderheit. Die am Ort ist lediglich ein Ausschnitt der größeren.
Wenn Gott in den ersten Tagen nach Pfingsten „zur Gemeinde hinzutut“, ist
es zur gleichen Zeit zur Gemeinde überhaupt und zu der in Jerusalem:
Ag 2,47M: „Täglich tat der Herr die, die gerettet wurden, als sie gerettet
wurden, zur Gemeinde [schlechthin] hinzu.“
Und da es täglich nach Pfingsten so war, wird es auch am Pfingsttage (V.
41E) so gewesen sein. D. h.: Der Raum der Gemeinde ist der Raum des Heils.
So wie man in Christus hineinkommt, so kommt man in die Gemeinde: durch
Buße und Glauben an Jesus Christus.
. „Durch Buße und Glauben an Jesus Christus kommt man in die
Gemeinde“ – also nicht z. B. mit der Taufe. Im Neuen Testament wird die
Taufe nur an „Gemeindegliedern“ vollzogen – eben weil sie an Christen
vollzogen wird und diese bereits zur Gemeinde Jesu (allgemein und am Ort)

22 Getz, G. A.: Die Gemeinde aus biblischer Sicht; Dynamis-Verlag, Kreuzlingen, Schweiz, 1981;
S. 10
gehören. Man wird weder in Christus noch in die Gemeinde getauft, sondern in
Wasser. Diese Wassertaufe kommt nachdem man in Christus und in der
Gemeinde (am Ort) ist. Ag 2,41-47 will genau gelesen werden.
Die Auffassungen der deutsch- und russischsprachigen baptismusorientierten Gemeinden
über Gemeindebeitritt scheinen auf Johann Gerhard Oncken und seine Gedanken zu den
Schlussversen der Ag 2 zurückzugehen. Woher dieser sie bezog, ist dem Verfasser nicht
bekannt. Die Auffassung einer zweifachen Gemeindezugehörigkeit (der örtlichen wie der
universalen) scheint bereits eine alte und in vielen Ländern verbreitete zu sein.
Der Biograf George M. Ella berichtet23 von einem mehrfachen Briefwechsel während
der Jahre, in denen Oncken sich intensiv mit dieser Frage beschäftigte, mit dem
baptistischen Geschichtler Ivemy in England sowie führenden amerikanischen Baptisten.
Eine enttäuschende Antwort von Robert Haldane rief bei ihm die Bemerkung hervor:
„Auch große Männer können irren.“ Persönlichen Kontakt hatte er mit dem
amerikanischen Baptistenprediger Prof. Dr. Barnas Sears, der ihn auch taufte. Matthews,
der ebenfalls die Untertaufe annahm, Pastor der englischen Reformierten Gemeinde in
Hamburg, die Oncken längere Zeit besuchte, scheint eher von Letzterem beeinflusst
worden zu sein als umgekehrt. Oncken war recht selbstständig, las viel und genoss das
Vertrauen mancher höher gestellter Persönlichkeiten wie Tholuck, Hahn und
Hengstenberg. Es ist also wahrscheinlich, dass er eine eigene Theologie der Gemeinde
entwickelte.
Die Entdeckung Onckens, dass bekannte Persönlichkeiten sich irren konnten, sollten
wir alle zu Herzen nehmen und darum immer wieder zur Schrift zurückgehen mit der
Frage: „Was sagt denn der Höchste?“
. In den neutestamentlichen Briefen sind Universal- und
Ortsgemeinde identisch.
1Kr 12,27: „Ihr [Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, … samt allen, die an
jedem Ort, an ihrem und auch an unserem, den Namen unseres Herrn anrufen
(1,2)] seid aber Christi Leib und Glieder im Besonderen.“
1Tm 3,14.15: „Solches schreibe ich dir in der Hoffnung, bald zu dir zu
kommen; falls ich aber verzögere, damit du weißt, wie man wandeln soll im
Hause Gottes, das die Gemeinde des lebenden Gottes ist, ein Pfeiler und eine
Stütze der Wahrheit.“ Die Gemeinde am Ort Ephesus, in der Timotheus tätig
ist, ist hier identisch mit der allgemeinen.
1P 5,9: „Dem widersteht, fest im Glauben, wissend, dass dieselben Leiden
sich vollziehen an eurer Bruderschaft, die in der Welt ist.“
. Das Missverständnis um Gemeinde am Ort spiegelt sich wieder in
Bemerkungen, die man in Berichten von Reichgottesmitarbeitern hören kann.
- In einem Zeugnis über einen Arbeitsanfang und einen bereits
entstandenen Hauskreis heißt es: „Es muss in Richtung Gemeinde gehen.“

23 in einem Internetmanuskript
- „Wir wollen neutestamentliche Gemeinde werden.“
- „Ab Juni 1989 werden wir eine unabhängige Gemeinde sein.“
- „Der Saal ist voll. Wachstum ist nicht mehr möglich.“
- Eine Krankenschwester, Missionarin, erlebt, dass vierzig
Menschen zum Glauben an Jesus Christus kommen. Und, so heißt es, „da ist
eine Gemeinde entstanden.“
Man meint auch, zwischen (verfassten) Gemeinden bzw. Kirchen und „paragemeindlichen“ Werken unterscheiden zu müssen.
II: Es gibt auch nicht zwei Arten von Gemeinde in dem Sinne, dass
eine unsichtbar, die andere sichtbar wäre.
. Letztlich ist Gemeinde für menschliche Augen immer unsichtbar –
bis Jesus Christus wiederkommt. Die Gemeinde Gottes ist durch unseren
irdischen Leib immer verhüllt. Nur der innere Mensch ist wiedergeboren und
vom Heil erfasst. Und diesen sehen wir nicht. Nur im inneren Menschen
besteht die Einheit. Äußerlich sind wir noch in der alten Schöpfung:
Kol 2,20: „… als lebtet ihr noch in der Welt …“ Im Leib wohnen sie in der
Welt, aber sie selbst sind im himmlischen Bereich (Eph 2,6.7), nicht in dieser
Welt. Wer im Leibe Jesu ist, gehört zu einer anderen Welt.
3,3.4: Das Leben der Gemeinde ist verborgen worden mit Christus in Gott.
Christus sehen wir jetzt nicht, ebenso wenig unser Leben.
. Zur gleichen Zeit ist die ganze Gemeinde Gottes aber auch eine
sichtbare. Wie? Insofern sich das neue Leben (d. h.: das Heil) in Haltung und
Bewegung der Leiber der Gläubigen bemerkbar macht, wenn sie z. B. beten,
singen, Wort Gottes weitergeben, im Heiligen Geist ernst oder fröhlich sind. In
dem Maße, in dem Heilsmenschen sich in einer vom Heil geprägten Art und
Weise begegnen oder verhalten, sind sie als Gemeinde Jesu Christi erkennbar.
Wenn zum Beispiel Liebe Jesu nicht zu sehen ist, ist Gemeinde an dieser Stelle
nicht mehr sichtbar, kann die Welt nicht erkennen, wie Jesus sagte, dass wir
seine Jünger sind.
Dieses trifft zu für die versammelte Gemeinde wie für die Zeit dazwischen.
Wir sind nur in dem Maße sichtbar, wie das Heil sichtbar wird. Es ist nicht die
Zusammenkunft als solche, durch welche Gemeinde sichtbar wird.
Friedrich Heitmüller meinte: „Dieser Organismus des Leibes Christi, des
heiligen Tempels im Herrn, des gottgeweihten Volkes ist nicht das farblose
Gebilde einer ‚unsichtbaren Kirche Christi’, von der auch heute noch so viel
geredet und geschrieben wird.“24

24 Das Geheimnis Christi und seiner Gemeinde; Schriftenmissionsverlag Gladbeck; S. 17 u. 18
. Die Gemeinde Gottes ist also immer zur gleichen Zeit sichtbar und
unsichtbar.
b. Es gibt auch nur eine Art von Gliedschaft.
. Im Grunde besteht kein Unterschied zwischen Gliedschaft der
Gemeinde am Ort und der großen Gemeinde Gottes. In der Schrift ist der, der
Glied am Leibe Christi ist, somit Glied der Gemeinde am Ort. Gläubige auf
Reisen gehören zu jeder Gemeinde Jesu, zu der sie hinkommen, weil es nur
eine einzige Gemeinde gibt. Gemeinde ist die Schar der Erlösten, wie oben
festgestellt. Ein Christ unterwegs gehört immer zur Schar der
Wiedergeborenen, wo diese sich auch versammeln. Freilich kann er nicht
überall mit den Christen gleich viel Gemeinschaft haben; aber dennoch gehört
er zu ihnen, ganz einfach deshalb, weil er ebenso wie sie ein Wiedergeborener
ist. Er mag zwar dem Irdischen nach zu Gast sein an jenem Ort, aber niemals
kann er „Gaststatus“ haben in der Gemeinde Gottes an jenem Ort. Die
Gemeinde ist eine Familie. Zur Familie gehört man entweder, oder man gehört
nicht zu ihr. Man kann nicht einerseits zur Familie gehören, andererseits aber
nur Gaststatus haben.
Verlässt ein Christ irgendwo die Gemeinde Gottes, so gibt es keine andere.
Daher kommt es – neutestamentlich gesprochen – auf dasselbe hinaus, ob man
sagt, jemand hätte den Herrn verlassen, oder er hätte die Gemeinde verlassen.
Wer den Herrn verlässt, verlässt das Heil und damit auch die Gemeinde des
Heils. Hat also jemand (in diesem neutestamentlichen Sinne gesprochen) die
Gemeinde verlassen, so ist er somit kein Christ mehr. Wenn er kein JesusNachfolger mehr ist, hat er die Gemeinde Jesu verlassen.
Ebenso kann es von einem Jesus-Nachfolger nie heißen: „Er ist (noch) nicht
in der Gemeinde“ – denn sobald er ein Jesus-Nachfolger ist, ist er in der
Gemeinde Jesu.
. Am Pfingsttage und den Tagen danach werden die gezählt, die durch
Umkehr hinzugetan werden. Hinzu tut aber nicht der Mensch, sondern der
Herr:
Ag 2,41.47: „Die also, die sein Wort im Vertrauen aufnahmen, wurden
getauft. Und an jenem Tage wurden etwa 3000 Seelen hinzugefügt… priesen
dabei Gott und hatten Gunst beim ganzen Volk. Täglich tat der Herr die
Gerettetwerdenden zur Gemeinde hinzu.“ D. h., als der Herr dabei war, sie zu
retten, war er dabei, sie der Gemeinde in Jerusalem hinzuzutun.
Und sie wurden, berichtet Lukas, dem Herrn selbst hinzugefügt:
5,14: „Aber mehr noch wurden Glaubende dem Herrn zugefügt, Mengen von
Männern und auch Frauen.“
11,24: „Und es wurde eine große Menge dem Herrn hinzugetan.“
In dem Moment, in dem jemand das Wort annahm, eines anderen Sinnes
wurde und an Jesus Christus glaubte, nahm der Herr ihn an und in seinen Leib
auf. Es war also kein Unterschied zwischen Hinzufügung zum Herrn und
Hinzufügung zur Schar der Gemeinde. Es bedurfte nicht noch eines zweiten
Schrittes, um zur Gemeinde am Ort zu gehören. (Man hört auch niemanden in
der Schrift sagen: „Ich gehöre zu dieser oder jener Gemeinde.“ Das
besitzanzeigende Fürwort, z. B. mein, dein, sein, unser, wird in Verbindung mit
dem Wort Gemeinde im NT nie erwähnt. Die einzige – und bezeichnende –
Ausnahme ist Mt 16,18.)
Ag 6,1: „In jenen Tagen, als die Zahl der Jünger zunahm, entstand ein
Murren der Griechischen gegen die Hebräer, weil ihre Witwen bei der täglichen
Bedienung übersehen wurden.“
V. 7: „Und das Wort Gottes wuchs, und die Zahl der Jünger in Jerusalem
erfuhr eine sehr starke Vermehrung. Auch eine große Menge der Priester
gehorchte dem Glauben.“
Die Gemeinde in Jerusalem nahm also zu durch Zunahme der Zahl der
Jünger. Mit der Bekehrung von Menschen wuchs die Gemeinde. Zwischen
Gemeinde(mit)gliedschaft und Jüngerzahl war also kein Unterschied. Zählte
man alle Jünger Christi in Jerusalem, so wusste man, wie viele in der örtlichen
Gemeinde waren. Die Begriffe „Gemeinde“, „Gläubige“ und „die Menge derer,
die dem Herrn zugefügt wurde“, werden auswechselbar gebraucht. Vgl. auch
8,1.
. Auch in Antiochien ist die Zahl der Gläubigen identisch mit dem
Begriff Gemeinde: Ag 11,20.21.24E.26A. Alle Bekehrten heißen Gemeinde. D.
h., diejenigen, die sich in Antiochien bekehren, sind dort auch das, was
Gemeinde genannt wird.
. In K. 14 stellen wir fest: Die „Glaubenden“ von V. 1, die „Brüder“
von V. 2 und die „Jünger“ der V. 21 u. 22 heißen in V. 23 „jede Gemeinde“.
Die Christen in der ganzen Gegend von Ikonium bis Derbe heißen abwechselnd
„Gläubige“, „Brüder“, „Jünger“ und „Gemeinde“. Wenn es dann in 16,5 heißt:
„Die Gemeinden wurden im Glauben gestärkt und nahmen an Zahl täglich zu“,
so weiß man, dass es sich um Bekehrungen handelt.
. „Gemeinde“ als Bezeichnung für einen Kreis von Christen dürfte
dennoch von einer Gewissen Einheit sprechen. Darauf könnte ihr Gebrauch in
Rm 16,5 von der Gruppe, die sich im Hause Aquilas traf, hinweisen, während
sie in der Anrede des Briefes, K. 1, fehlt. Ausleger haben denn auch vermutet,
dieses Fehlen deute hin auf einen der Gründe für den Brief, nämlich, die
Einheit der Gläubigen in Rom zu fördern. Ist dem so, so fällt das Mittel auf (der
Brief), mit dem der Apostel eine solche Einheit erzielen will, denn diese ist
geistlicher Art, nicht organisatorischer.
. Dass es bei dieser Einheit nicht um eine verfasste geht, dürfte
andererseits in Php 1,1 zum Ausdruck kommen. Trotz Erwähnung der Aufseher
und Diener, fehlt die Bezeichnung Gemeinde hier ebenfalls. Obwohl es Paulus
offensichtlich um vermehrte Einigkeit geht, drückt der Brief im Ganzen doch
eine gewisse Zufriedenheit mit den Lesern aus. Wohlenberg (bei Zahn), der
sich ausführlich mit dem Fehlen des Begriffes Gemeinde befasst, dürfte es
getroffen haben: Das Wort fehle zu Gunsten einer Betonung – wie im Brief
überhaupt – auf „jeden“, auch im Kreise der Verantwortlichen: Jeder solle
wissen, dass er vom Apostel anerkannt sei, und keinem habe er auch nur einen
Vorwurf wegen Trägheit in der Fürsorge für ihn zu machen.
. Eine besondere Gemeinde„mitgliedschaft“ darf auch nicht abgeleitet
werden von der Tatsache, dass das Wort Gemeinde in der Mehrzahl vorkommt
– so wenig, wie man beim Wort Schar an Mitgliedschaft denkt. Wenn man z.
B. sagt: „Eine große Schar von Menschen strömte aus allen Himmelsrichtungen
in das Stadion“, wird niemand meinen, man müsse zuerst „Mitglied“ werden,
um zu dieser Schar zu gehören. Es könnte hier eingewendet werden, der Begriff
Gemeinde sei aber ein fester umrissener und hätte doch vereinsähnlichen
Charakter. Beim deutschen Wort hat sich tatsächlich dieses Empfinden
entwickelt. Wir haben es jedoch 1.) mit Gottes Wort zu tun und 2.) mit einem
griechischen Begriff, der vom Wesen der Teilnehmer und nicht vom
Mitgliedschaftsgedanken geprägt war.
Wenn im NT das Mehrzahlwort „Gemeinden“ vorkommt, heißt das nicht,
dass damit von etwas anderem gesprochen wird als von der einen Gemeinde,
dem Leibe Christi. Der, der zur Schar der Erlösten in der Welt gehört, gehört
auch zur Schar der Erlösten an einem bestimmten Ort, wenn er sich gerade an
diesem Ort befindet.
Ähnliches kann gesagt werden vom Ausdruck „Gemeinde zu/in (Name des
Ortes)“. Wer sich zu einer bestimmten Gemeinde in einer Stadt hält, ist dort
nicht in stärkerem Maße „Mitglied“ als sonstwo, wo er hinkommt, wenn er auf
Reisen ist.

. 1Kr 5,13: „… tut ihr den Bösen weg aus eurer Mitte!“ Auch aus
diesem Vers kann nicht eine besondere Gemeinde„mitgliedschaft“ abgeleitet
werden. Der Begriff „Mitte“ setzt nicht eine „Mitgliedschaft“ voraus, sondern
Gemeinschaft. „Aus der Mitte zu entfernen“, ist die Aufgabe eines jeden
Christen in Korinth (vgl. 1,2) und eine Wiederholung von 5,2E („damit der, der
diese Tat verübte, aus eurer Mitte entfernt würde&ldquozwinkerndes Smiley sowie eine
Neuformulierung der Aufforderung von V. 11 („nun habe ich euch geschrieben,
nicht Umgang zu pflegen, wenn jemand als Bruder bezeichnet werde und ein
Unzüchtiger … sei&ldquozwinkerndes Smiley. Jeder hatte die christliche Gemeinschaft mit dem
Betreffenden abzubrechen. Dass nicht alle diesem nachkamen, zeigt 2Kr 2,6.
(Von einem dritten Brief zu sprechen, dazu gibt es nicht genügend Grund.
Bleiben wir bei dem, das geschrieben steht.)
. Was Paulus in Rm 15,7 sagt, stimmt mit diesem überein. Christen
haben einander anzunehmen, wie Christus sie angenommen hat. Gemeinde
entsteht nicht, nachdem Menschen zum Glauben gekommen sind, sondern in
dem Moment, da Menschen zum Glauben an Jesus und zu neuem Leben in ihm
gelangen. Von dem Zeitpunkt an, wo Jesus Christus jemanden angenommen
hat, ist derjenige einer von uns.
Zugehörigkeit zu Christus ist in der ersten Zeit identisch mit Zugehörigkeit
zur Gemeinde, ob sie die örtliche oder die allgemeine ist. Die Gemeinde
schließt die Zahl aller durch den Glauben Erneuerten ein.
. Gemeinde hat also keine „Mitglieder“, wie auch eine Herde keine
„Glieder“ hat. Durch das Wort „Herde“ wird bereits eine Gruppe von mehreren
Individuen bezeichnet. Ebenso ist es bei dem Wort „Gemeinde“. Sie ist eine
Schar von Menschen besonderen Wesens. Sobald man „Schaf“ Christi wird,
gehört man zur Herde. Sobald man Christ wird, gehört man zur Gemeinde.
Folglich ist es überflüssig und von der Bibel her letztlich sogar falsch, von
„Gliedern“, im Sinne von „Mitgliedern“, zu sprechen. Wenn Paulus
beispielsweise in 1Kr 12 Christen als „Glieder“ am Leibe Jesu Christi
bezeichnet, gehört das zu dem Bild, mit dem er die Gemeinde vergleicht,
nämlich mit dem Körper Jesu Christi. Außerhalb dieses Bildes ist der Bibel der
Begriff „Glied“ mit der Bedeutung „Zugehöriger zur Gemeinde“ jedoch fremd.
Nehmen wir an, an einem Ort, wo bis vor kurzer Zeit das Evangelium völlig
fremd war, ist jemand irgendwo auf ein Neues Testament gestoßen, das man
begierig zu lesen und herumzureichen begonnen hat, und eine Erweckung ist
ausgebrochen. Junge und alte Menschen haben sich bekehrt. Nehmen wir an,
ich komme dorthin; ich freue mich über die Erweckung, aber ich teile den
Lieben mit: „Ihr braucht Gemeinde“, obwohl sie bereits glückliche
Gemeinschaft haben. Ich stelle nun Kriterien auf, die, sagen wir, neunzig
Prozent der Bekehrten erfüllen. Nach der Schrift gehören jedoch alle zum Leib
Christi, in welchem jeder seine Aufgabe am anderen hat. Durch das Einführen
einer formalen Mitgliedschaft habe ich nun einen Riss durch die Gemeinde
Jesu an dem entsprechenden Ort eingeführt.
Es wird hiermit deutlich, dass dieses Thema nicht einfach eine
Meinungsangelegenheit ist, über die man ruhigen Gewissens verschiedener
Auffassung sein kann. Es gibt fast überall Christen am Rande von organisierten
Gemeinden, die ungenügende Betreuung erfahren, weil sie irgendwelche von
Menschen aufgestellten Mitgliedschaftskriterien nicht erfüllen. Wer geht ihnen
nach?
Wer zu Jesus gehört, gehört zur Gemeinde Gottes, zur örtlichen wie zur
universalen. Eine Gemeindezugehörigkeit, die darüber hinausgeht, kennt die
Schrift nicht.
Nach 1Kr 12 tragen alle Glieder (Christen) zum Wohl aller Glieder
(Christen) bei. Eine zweite Art Gliedschaft, eine Mitgliedschaft, hindert
diesem. Die Praxis zeigt es.
. Warum ist eine zusätzliche Gemeindemitgliedschaft hinderlich?
- Anstatt zur Einheit des Leibes Christi beizutragen, spaltet sie
vielmehr die Gemeinde Jesu. Sie schafft eine künstliche Grenze da, wo Gott
keine macht. Das entspricht nicht der Liebe. Zusätzliche Mitgliedschaft schließt
alle die aus, die aus irgendwelchen Gründen mit dieser Mitgliedschaft nicht
mitmachen.
- Mit der Einführung einer zusätzlichen Mitgliedschaft wird der
Begriff Gemeinde neu definiert. Aber eine solche „Gemeinde“ kennt die Schrift
nicht. Zusätzliche Mitgliedschaft verzerrt und stört das Bild von der einen
Familie bzw. Herde Gottes. In einer Familie wird man nicht durch ein
zusätzliches Ereignis Mitglied, sondern man wird hineingeboren.
- Die klaren biblischen Grenzen von Draußen und Drinnen werden
verwischt. Es kann dann vorkommen, dass welche drinnen sind, die nicht
Christen aber Mitglieder sind, und welche draußen sind, die aber Christen sind.
Äußere Zugehörigkeit ist nicht Indiz dafür, wie es um das innere Leben steht.
Wen der Herr aufgenommen hat, den haben wir anzunehmen. Wen er nicht
aufgenommen hat, der ist nicht so zu behandeln als gehöre er dazu (vgl. Rm
15,7; Ag 2,41.47; 3Jh 8; Ag 18,27; Rm 16,2; Php 2,29).
- Zusätzliche Gemeindemitgliedschaft fördert das Denken in
Denominationen. Man beginnt zu fragen: „Zu welcher Gemeinde gehörst du?“
Richtig wäre: „Mit wem pflegst du regelmäßigere Gemeinschaft?“ Sollten
Christen nur mit denen Gemeinschaft haben, die in ihrer Denomination
Mitglieder sind?
. Die oft angeführten Gründe für die Einführung einer zusätzlichen
Mitgliedschaft sind folgende:
- Sie fördere die Verbindlichkeit der Gemeindeglieder.
Dagegen: Die Praxis beweist, dass sie das nicht tut. Oft sind die, die nicht
Mitglieder sind, verbindlicher als die Mitglieder. Gemeinde Jesu ist Familie.
Dinge geschehen aus Liebe und Vertrauen – und aus direkter Verbindung mit
dem Haupt des Leibes, aus Gehorsam zum Herrn. Wo unter Christen dieses
nicht (mehr) der Fall ist, ist Buße angezeigt.
- Sie erleichtere die so genannte „Gemeindezucht“.
Dagegen: Biblische „Gemeindezucht“ hat nichts mit Mitgliedschaft zu tun,
sondern mit Leben. Ihre Form ist Entzug der Gemeinschaft.
- Sie verringere die Verantwortung der Ältesten.
Dagegen: Kein Ältester hat Verantwortung für jeden Besucher der
Versammlung. Ein Hirte sorgt für die Herde Christi, und der Herr bestimmt, in
welchem Umkreis. Nicht jeder Hirte kann allen Schafen nachgehen. Jeder
Christ ist aufgerufen, seines Bruders Hüter zu sein.
- Sie verhindere Mitläufertum.
Dagegen: Mitläufer wird es immer geben. Das kann man auch durch die
Gemeindemitgliedschaft nicht ändern. Mitläufertum wird aber gedämmt, wenn
die Gemeinde ein heiliges Leben führt. In der ersten Gemeinde haben sich
Mitläufer nicht allzu lange wohl gefühlt (vgl. Ag 5,13; 1Kr 14,23; 1J 2,19).
. Entgegen Befürchtungen, die an dieser Stelle gerne aufkommen
wollen, darf gesagt werden: Die Schrift fördert keine Anarchie. Sind wir
imstande, es besser zu machen, als unser Herr es in seinem Wort uns mit großer
Sorgfalt hat aufzeichnen lassen?
5. Unterscheidungen sind notwendig.
a. Echte Gemeinde und erkannte Gemeinde

Zu sagen, was nach der Schrift echte Gemeinde ist, ist leichter, als bis zur
Unmissverständlichkeit eine solche darzustellen. Wir wissen nicht immer, ob
Menschen, die hinzukommen, in Wirklichkeit neues Leben haben, weil wir den
inneren Menschen nicht sehen können.
I: Unechte Christen können nämlich wie echte aussehen.

Sie können daher unter den echten unbemerkt vorkommen: Ga 2,4; Php
3,18.19; Jd 4.12. Deshalb ruft Paulus die Korinther auf, sich zu prüfen, ob sie
im Glauben stehen: 2Kr 13,5. Weder ein Christ noch ein Nichtchrist kann
normalerweise auf den ersten Blick erkannt werden. Auch sind Abgefallene
nicht sofort als solche zu erkennen. Es kann sogar vorkommen, dass unechte
Christen sich selbst täuschen in der Meinung, sie stünden in der Gunst Gottes:
Mt 7,21–23. Es kommen im Kreise der Glaubenden immer wieder Unechte vor:
Jh 2,23.24; 6,64; 7,31; 8,30-59; 2P 2,1.
Doch weiß Gott um die Seinen: 2Tm 2,19. Eines Tages gibt es dann die ganz
reine Gemeinde: Ps 1,5.
II: Auch echte Christen können unerkannt sein.

Es kann auch vorkommen, dass sogar echte Christen unerkannt bzw. nicht
anerkannt sind. Saulus von Tarsus nach seiner Bekehrung ist ein Beispiel: Ag
9,26. Besonders schwer wird es, Wiedergeborene als solche zu erkennen, wenn
sie krank sind und der Welt gleichen.
b. Gemeinde und Gemeinschaft

Auch an dieser Stelle ist zu unterscheiden.
I: Entzug der Gemeinschaft ist manchmal notwendig.

Es kommt vor, dass Christen aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausgesondert
werden müssen: 1Kr 5. Es wird ihnen die Gemeinschaft entzogen. Ein gesunder
Körper sorgt dafür, dass Fremdelemente ausgeschieden werden. Wenn der Leib
Fremdkörper aussondert, ist dieses ein Heilungsprozess.
Entzug der Gemeinschaft ist an zwei Stellen notwendig:
- wenn jemand mit dem Munde eine Lehre vertritt, die dem Evangelium nicht
entspricht;
- wenn jemandes Handeln nicht dem Evangelium entspricht. Er mag zwar
Wahrheit sprechen, lebt aber Unwahrheit.
II: Entzug der Gemeinschaft ist nicht ein Gemeindeausschluss.

Biblische Gemeinde, ob am Ort oder allgemein, wird nicht von Menschen
durch Aufnahme und Ausschluss bestimmt. Das Heil bestimmt, wer in der
Gemeinde ist. Daher ist es Gott, der zu ihr hinzutut. Menschen können also
nicht andere in die Gemeinde aufnehmen. Auch können nicht Menschen andere
Menschen aus der Gemeinde ausschließen. Nur Gott bestimmt, wer in Christus
– und somit in der Gemeinde – ist. Niemand kann jemanden aus der Gemeinde
ausschließen, denn damit würde man ihn aus dem Heil ausschließen. Und das
kann nur Gott tun. Vgl. Of 3,16.
Ist jemand nicht mehr in der Gemeinde, so ist er auch nicht ein Christ. Ist er
aber Christ, so ist er immer noch in der Gemeinde.
Dass jemandem die Gemeinschaft der Gläubigen entzogen wird, kann allzu
oft vorkommen. Dieser Vorgang sollte aber nicht als „Gemeindeausschluss“
bezeichnet werden, weil er das nicht ist. Es ist also zwischen Gemeinde und
Gemeinschaft zu unterscheiden.
Einen „Gemeindeausschluss“ im verbreiteten und üblichen Sinne kennt die
Schrift nicht. Um ihn aber zu begründen, wird man wohl spätestens auf 1Kr 5
hinweisen.
Nehmen wir einmal an, dort sei an einen Gemeindeausschluss gedacht. Was
war Gemeinde in Korinth? Woraus bestand sie?
1Kr 1,2A: „… der Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, den Geheiligten in
Christus Jesus, den gerufenen Heiligen …“
Die „Gemeinde“, „die in Korinth ist“, bestand aus denen in Korinth, die zu
Christus Jesus „gerufen“ wurden, „geheiligt“ waren „in dem Namen des Herrn
Jesus und in dem Geiste unseres Gottes“ (6,11E) und nun „Heilige“ „in
Christus Jesus“ waren. Wer nicht mehr in der Gemeinde war, der war nicht
mehr ein Gerufener, sprich: Bekehrter, nicht mehr in Christus, Gott nicht mehr
geheiligt, sondern von ihm verbannt. Traute Paulus es den Korinthern zu, den
Schuldigen von dem einen Bereich des Heils in den anderen der Verlorenheit
zu versetzen? Er selbst ging nicht so weit.
Sein Urteil war (5,5), „einen solchen dem Satan zu übergeben zum
Verderben des Fleisches, damit der Geist am Tage des Herrn Jesus gerettet
werde.“ Sowohl vor als nach Vollstreckung des Urteils galt er für den Apostel
als einer, der sich innerhalb des Heilsbereiches und somit innerhalb der
Korinthergemeinde befand und den es galt, für das ewige Leben zu bewahren,
wozu eine gewisse Züchtigung für nötig befunden wurde, aber nicht ein
„Gemeindeausschluss“.
Und welche Aufgabe hatten die Korinther?
5,2.6M.7A.9.11.13E: „Und ihr seid aufgebläht und trauertet nicht lieber,
damit der, der diese Tat beging, aus eurer Mitte entfernt würde … Wisst ihr
nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig säuert? Fegt also den alten
Sauerteig aus, damit ihr ein frischer Teig seid, entsprechend dem, dass ihr
ungesäuert seid … Ich schrieb euch in dem Brief, nicht mit Unzüchtigen
Umgang zu pflegen … Aber nun habe ich euch geschrieben, nicht Umgang zu
pflegen, wenn jemand als Bruder bezeichnet werde und ein Unzüchtiger oder
Habsüchtiger oder Götzendiener oder Lästerer oder sich Berauschender oder
ein Räuberischer sei, mit einem solchen nicht einmal zu essen … tut ihr den
Bösen weg aus eurer Mitte …“
Beim Begriff „Mitte“ geht es also um „Umgang“, um solchen, bei dem man
angesteckt, zum Bösen hin beeinflusst werden könnte. Die Treuen sollen
„ungesäuert“ bleiben.
Ist das befremdende Sprache? Man prüfe, was die Schrift eigentlich sagt.
Auch der Verfasser untersteht dieser Pflicht.
III: Entzug der Gemeinschaft ist auch keine Lieblosigkeit.

Biblische Heiligkeit und biblische Liebe stehen nie im Widerspruch. Heb 12,6
lehrt uns, dass Zucht ein Akt der Liebe ist.
IV: Entzug der Gemeinschaft bedeutet auch nicht Abbruch von
jeglichem Kontakt.

Schon die Zurechtweisung bedeutet Begegnung: 2Th 3,14E. Es soll also nicht
jeder Kontakt abgebrochen, aber ein Unterschied in der Gemeinschaft gemacht
werden. Mit einem solchen Menschen hat man nicht mehr denselben Umgang.
Man grüßt ihn nicht auf dieselbe Weise und isst unter Umständen nicht mit
ihm.
V: Für Entzug der Gemeinschaft ist jeder Christ verantwortlich.

2Kr 2,6: „Genügend ist solchem die Strafe, die von der Mehrzahl erteilt
wurde.“
Nicht jeder in Korinth hatte also beim Gemeinschaftsentzug, der in 1Kr 5
befohlen war, mitgemacht.
1Th 5,27: „Ich beschwöre euch und verpflichte euch auf den Herrn, den
Brief vor allen heiligen Brüdern lesen zu lassen.“
2Th 3,6: „Wir weisen euch aber an, Brüder, im Namen unseres Herrn, Jesus
Christus, euch von jedem Bruder zurückzuziehen, der in unordentlicher Weise
wandelt und nicht nach der Überlieferung, die er von uns überkam.“
V. 14: „Wenn jemand unserem Wort mittels Brief nicht gehorcht, merkt
diesen und habt nicht Umgang mit ihm, damit er beschämt werde.“
Jeder einzelne Christ ist angesprochen. Man wartet nicht, bis alle anderen es
tun, sondern jeder hat die individuelle Verantwortung, sich andere zu merken
und sich ihnen zu entziehen, wo die Voraussetzungen für Gemeinschaft nicht,
bzw. nicht mehr, gegeben sind. Je größer jedoch der Konsens, desto besser ist
es.
VI: Fazit

Bei der so genannten „Gemeindezucht“ geht es also nicht um
Gemeindeausschluss, sondern um einen Unterschied im Umgang. Man hat sich
zu fragen: Kann ich mit diesem, der immer noch im Raum der Gemeinde ist,
Gemeinschaft haben?
c. Biblische Gemeinde und Gemeindebezeichnungen
. Der biblische Begriff Gemeinde (Heilsgemeinde) deckt sich nicht mit
dem heutigen Gebrauch von Gemeindebezeichnungen wie z. B. Kirche,
Freikirche, Gemeinde, christliche Gemeinde, christliche Gemeinschaft,
Versammlung, Bruderschaft. Dabei ist es unerheblich, ob sie kirchlicher,
innerkirchlicher oder freikirchlicher Art sind.
„Versammlung“ als Übersetzung von ekkleessia genügt nicht, weil
Gemeinde mehr ist als nur Versammlung. Der Ursprung des Wortes Kirche
dürfte, obwohl das in Frage gestellt worden ist, im griechischen kyriakos
(‚einem Herrn gehörend&rsquozwinkerndes Smiley liegen. Dieses Wort kommt im NT zweimal vor (1Kr
11,20; Of 1,10), doch nicht als Bezeichnung für die Gemeinde. E. Petersen
bemerkt:
„Religiöse Gebäude und denominationelle Gruppen haben sich im Namen
des Christentums die Bezeichnung ‚Kirche’ angeeignet, während sie zur selben
Zeit den eigentlichen geistlichen Sinn des Wortes im Neuen Testament
verletzten.“25
Es werden heute verschiedene Formulierungen für organisierte Gemeinde
oder Kirche gebraucht, z. B.: Baptistengemeinde, Brüderverein,
Brüderversammlung, Christliche Gemeinde, Christliche Gemeinschaft,
Evangelische Kirche, Freie Christengemeinde, Freie evangelische Gemeinde,
Freie Missionsgemeinde, Gemeinde Christi, Gemeinde Gottes, Katholische
(Allgemeine) Kirche, Lutherische Kirche, Mennonitengemeinde,
Methodistenkirche, Reformierte Kirche. Diese sind Bezeichnungen für
Organisationen. Das Wort Gemeinde (bzw. Kirche) in solchen Bezeichnungen
bezieht sich dann auf die betreffende Organisation (Denomination,
Benennung), auf ein Gebilde, eine Sache also. So gebraucht, ist es nicht mit
dem biblischen Wort Gemeinde zu verwechseln, denn im NT ist Gemeinde
Heilsmenschen.
Einen Namen hat die Gemeinde des Erlösers als solche nicht.
. Die verfasste Gemeinde kennt die Schrift nicht.
„Die Gemeinde Jesu in dieser Welt ist eine Größe, die nicht mit anderen
Institutionen verglichen und gemessen werden kann. Sie lebt nach ganz
anderen Gesetzen. Das Wesen der Gemeinde ist nur erkennbar, wenn wir ihren
Ursprung ausschließlich in Gottes Tat im Pfingstgeschehen begründet sein
lassen. Sie ist keine menschliche Erfindung oder Eingabe. Sie ist nicht

25 Petersen, E.: Die Gemeinde; Schwengelerverlag, 1978; S. 8
entstanden durch menschliche Organisation. Gemeinde Jesu ist viel mehr als
ein Zweckverband. Es ist das Einzigartige an der Gemeinde, dass sie keine
Organisation ist und, wie Emil Brunner sagt, ‚nichts vom Charakter der
Institution’ an sich hat. Sie ist ein Organismus. Sie ist der ‚Leib Christi’.“26
In dem Maße, wie ein vom Geiste Gottes und der Schrift getragenes
„Leib“leben der Nachfolger Jesu fehlt, kann die Versachlichung eintreten und
zunehmen in dem Versuch, das Funktionieren des Gemeindelebens weiterhin
zu gewährleisten. Doch werden wir mit unseren erfahrungsbewährten
Vorstellungen und Modellen nie „fortschrittlicher“ sein als die einfachen aber
ewiglich gültigen Gedanken, die unser Herr uns in seinem Wort vorgezeichnet
hat.
. Es gibt heute Bestrebungen, die verfassten Gemeinden
(Denominationen) einander näher zu bringen, weil man eine Einheit sucht.
Dabei verwechselt man die biblische Wesenseinheit der Gemeinde mit einer
organisatorischen. Indem man dieses tut, hindert man jedoch die Darstellung
der biblischen Einheit der Gemeinde Jesu. Durch menschlich organisierte
Bündnisse von Gemeinden oder Denominationen trägt man nicht zur
Darstellung der biblischen Einheit der Gemeinde bei, weil die Einheit eine
geistliche ist. Sie kann nicht auf menschliche Art und Weise hergestellt werden,
sondern durch Ausleben der inneren gottgegebenen Einheit des Geistes. Dieses
geschieht durch fleißiges Ausüben von Liebe und Ausleben der Wahrheit in
einer Haltung der Demut, Sanftmut und Geduld (Eph 4,2.3) – am Ort wie
überörtlich.
. Wie heißen nun die Gemeinden der ersten Zeit? Namen in unserem
Sinne tragen sie nicht. Will man die Gläubigenkreise einer Gegend
identifizieren, so kann man damals wie folgt sprechen:
- „die Gemeinde, die in Jerusalem war“: Ag 8,1; 11,22;
- „… Antiochien bei der Gemeinde, die dort bestand“: 13,1;
- „die Gemeinde zu Kenchrea“: Rm 16,1;
- „die Gemeinde in ihrem Hause“ (in dem von Priskilla und Aquila): V. 5;
1Kr 16,19; vgl. Phm 2; Kol 4,15;
- „die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist“: 1Kr 1,2; 2Kr 1,1;
- „die Gemeinden von Galatien“: 1Kr 16,1; Ga 1,2;
- „die Gemeinden Asiens“: 1Kr 16,19; vgl. Of 1,11;
- „die Gemeinden Makedoniens“: 2Kr 8,1;
- „die Gemeinden Judäas“: Ga 1,22;
- „die Gemeinde der Laodikeer“: Kol 4,16; vgl. Of 3,14;
- „die Gemeinde der Thessalonicher“: 1Th 1,1; 2Th 1,1;

26 Aeschlimann, Fritz, Inspektor der Pilgermission St. Chrischona, an einer Tagung in Basel
- „die ephesische Gemeinde“: Of 2,1;
- „die Gemeinde von Smyrnaern“: V. 8;
- „die Gemeinde in Pergamos“: V. 12;
- „die Gemeinde in Thyatira“: V. 18;
- „die Gemeinde in Sardis“: 3,1;
- „die Gemeinde in Philadelphia“: V. 7.
Spricht man von der Gemeinde im Allgemeinen, so sagt man:
- „die Gemeinde Gottes“: Ag 20,28; 1Kr 10,32; 11,16.22; 15,9; Ga 1,13;
1Tm 3,5;
- „die Gemeinden Gottes“: 1Th 2,14; 1Th 1,4;
- „die Gemeinden derer, die von den Völkern sind“: Rm 16,4;
- „die Gemeinden Christi“: V. 16;
- „die Gemeinden der Heiligen“: 1Kr 14,34;
- „die Gemeinde des lebenden Gottes“: 1Tm 3,15;
- „die Gemeinde der Erstgeborenen“: Heb 12,23.
Man sagt auch einfach: „die Gemeinde“ bzw. „Gemeinden“.
Keine aber dieser Bezeichnungen sind in unserem Sinne Namen von
Gemeinde. Sie sind beschreibende Erkennungsmittel.
d. Gemeinde und Quasi-Gemeinde

Es gibt heute auch viele Kreise, die nie echtes Gemeindeleben kennengelernt
haben, sich aber auch nicht von ihrem kirchlichen Umfeld trennen wollen. Sie
bemühen sich, biblisches Leibleben (Gemeinschaftsleben) zu verwirklichen, z.
B. in Aktionskreisen, Bruderschaften, Hauskreisen, Jugendkreisen,
Kommunitäten, landeskirchlichen Gemeinschaften, Missionskreisen,
Studentenmissionen, Zweierschaften. Die Absicht ist anerkennenswert. Aber
auch diese Formen sind nicht Ersatz für schriftgemäßes Gemeindeleben.
Biblische Gemeinde kann nicht durch Quasi-Gemeinde ersetzt werden.
e. Gemeinde und Gemeindesaal

So wie „Kirche“ eine Bezeichnung für den Bau geworden ist, in dem Christen
sich treffen, ist auch das Wort Gemeinde bereits zu einer Bezeichnung für den
Raum geworden, in dem Gläubige (meistens Christen außerhalb der verfassten
Kirchen) zusammenkommen. Das führt zu Ausdrücken wie: „Ich habe meine
Bibel in der Gemeinde gelassen“, oder: „In dieser Woche sind wir dran, die
Gemeinde zu putzen.“ Solche Angewohnheiten tragen ebenfalls dazu bei,
biblische Vorstellung von Gemeinde zu vernebeln.
f. Gemeindewesen und Gemeindestruktur

Biblische Gemeinde ist zu unterscheiden von der Gestalt, die Menschen ihr
manchmal zu geben versuchen.
Gehört zum Wesen der Gemeinde eine bestimmte Struktur?
Ag 14,23: „Nachdem sie ihnen in jeder Gemeinde Älteste bestimmt hatten,
unter Fasten gebetet, übergaben sie sie dem Herrn, an welchen sie geglaubt
hatten.“ In jeder Gemeinde bestimmten sie Älteste. Nicht erst mit dem
Einsetzen derselben also wurden sie Gemeinden. Auch G. Getz, der die
Gemeinde am Ort sehr betont, gibt dieses zu:
„Auch Gemeindeleiter scheinen keine Voraussetzung dafür zu sein, um eine
Gruppe von Gläubigen als Gemeinde zu betrachten; denn in der Bibel werden
Gruppen von Gläubigen in Lystra, Ikonium und Antiochien ‚Gemeinden’
genannt, ehe Älteste bestimmt worden waren (Ag 14,21-23).“27
Als Gemeinden werden dort die Menschen bezeichnet, die sich vor einigen
Tagen bzw. Wochen an den Messias Jesus ausgeliefert hatten, ohne dass sie
noch zusätzlich zu „Gemeinden“ organisiert wurden. Im NT werden
Gemeinden nie „aufgemacht“, „begonnen“, „gegründet“, „gemacht“,
„gepflanzt“, „organisiert“. Es „bilden sich“ nicht Gemeinden. Man „geht“ auch
nicht „in eine Gemeinde“, „hat“ nicht eine, „gehört“ nicht zu einer. Man ist sie.
Sichtbare Struktur ist nicht ein notwendiger Bestandteil des Wesens der
Gemeinde. Wohl aber gehört eine Struktur zu einer wohl funktionierenden
Gemeinde. Diese wird aber nicht von Menschen geschaffen, sondern durch die
von Gott verteilten Gnadengaben bestimmt. Sie tritt naturgemäß in dem Maße
hervor, wie sich einzelne Christen dem Herrn zum Dienst zur Verfügung
stellen. Man gibt sich nicht selbst Statuten. Wie viele Älteste in der Gemeinde
sein werden und wie viele Diakone, Lehrer usw., dürfen Menschen nicht
vorschreiben. Das entscheidet Gott, der die entsprechenden Gnadengaben gibt.
Die Gemeinde stellt sie fest und handelt demnach.
Die Struktur der Gemeinde erwächst aus den erkannten Gnadengaben, und
der Herr lässt diese Struktur wachsen. Man ist dann natürlich auf viel Beten
angewiesen. Da muss man wirklich flehen: „Herr, öffne uns die Augen für das,
was du willst und tust.“
6. Zur weiteren Orientierung

Die Frage, ob neutestamentliche Gemeinde in der Heilsgeschichte etwas Neues
oder etwas Altes ist, wird für ein späteres Thema aufgehoben, wenn vom

27 Getz, G. A.: Die Gemeinde aus biblischer Sicht; Dynamis-Verlag, Kreuzlingen, Schweiz, 1981;
S. 11
Werden der Gemeinde die Rede ist, ebenfalls das Thema „Geheimnis“, da es
dabei um ihre Geschichte geht.
7. Persönliches

Vor Jahren bekam der Verfasser einmal einen unerwarteten Anruf von einem
älteren leitenden Theologen eines ihm wohlbekannten Gemeindeverbandes.
Dieser wusste, dass ich bereits viele Jahre im Verkündigungsdienst gewesen
war, und stellte die Frage:
„Wie bekommt man starke Gemeinden?“
Der Vater in Christus hatte sich offensichtlich Sorgen gemacht um den
Zustand der Gemeinden seiner Benennung. Da ich in einigen von diesen
gedient hatte, erwähnte ich einen Bruder, dessen Wirksamkeit mir Eindruck
machte. Ob nicht die Gemeinde, in der er diente, ein Beispiel sei.
Er erwiderte in seiner bedächtigen Art aber mit Traurigkeit in der Stimme:
„Das ist nicht eine starke Gemeinde.“
Viel mehr wusste ich nicht zu sagen, und so wurde das Gespräch nicht lang.
Seit dem Tage habe ich viel über diese Frage nachdenken müssen. Heute ist
sie etwas klarer geworden.
Wenn es in der Schrift um Schwachheit und Stärke der Gläubigen geht, ist es
der einzelne Christ, der angesprochen ist. Of 3,8 ist keine Ausnahme, da es dort
nicht um einen geistlichen Zustand geht, für den man verantwortlich wäre.
Trotz des Wissens um die Einheit der Gemeinde, bleiben Gläubige vor Gott
Einzelpersonen. Vor dem Richterstuhl Christi (zu Recht so bezeichnet) stehen
wir alleine, nicht als Gemeinden. Erst wenn ein Christ persönlich stark ist, kann
er zur Stärkung anderer beitragen.
Zu wissen um das biblische Wesen der Gemeinde ist grundlegend, wenn wir
starke Christen und starke Gemeinden haben wollen. Der Einheitscharakter
einer Gemeinde beginnt nicht am Tage, an dem eine Gruppe von Gläubigen
sich zu einer am Ort konstituiert, sondern bei der kleinsten Einheit, dem
einzelnen Christen – und nicht dadurch, dass dieser Mitglied wird und sich zu
Verbindlichkeit verpflichtet, sondern dass er sich an das Haupt hält (Kol 2,19).
Stark wird er im Herrn (Eph 6,10), in der Gemeinschaft mit ihm. Zu diesem
Erstarken gehört die Zunahme an Frucht des Geistes, in welcher ja die Liebe
Vorrang hat. Diese drängt ihn zur Gemeinschaft mit dem Bruder, und
Leibleben entsteht, das sich keineswegs in einer Gegenwart in – oder gar
Teilnahme an – geplanten Versammlungen erschöpft, sondern in einer Vielfalt
von Begegnungen. Die wenigsten Gläubigen kennen dieses Familienleben im
Herrn. Zeiten des Geisteswehens weisen es immer wieder auf.
Alles Gemeinsame lebt vom Beitrag des Einzelnen. Selbst starke Ehen
beruhen auf der Stärke des einzelnen Partners. Jemand hat gesagt: „Die
praktische Tragkraft der Ehe ist die selbstständige Stärke des Einzelnen. Ehe ist
zuerst Einsamkeit – mit dem Herrn.“ Das Sprichwort ist bekannt: Eine Kette ist
nur so stark wie das einzelne Glied. Zwischen einer Gruppe von Christen und
einer Kette besteht jedoch dieser Unterschied: Ist das Gros der Gruppe stark,
kann sie auch Schwache tragen. Dennoch hängt auch die Stärke dieses Gros’
von der des Einzelnen ab. Soll es starke Gemeinden geben, die den Stürmen
des Feindes standhalten werden, brauchen wir Nachfolger Jesu, die ihn kennen,
mit Inbrunst lieben, in seinen Worten zu Hause sind und alleine den Weg mit
ihm gehen können. Solche werden, wenn sie einander begegnen, nie
Einzelgänger sein, sondern gerade im Zeichen ihrer Stärke im Herrn
zusammenhalten und gemeinsam „Gottes untadelige Kinder [sein] mitten in
einem krummen und verkehrten Geschlecht … offenbar … wie Lichter in der
Welt, darhaltend das Wort des Lebens“ (Php 2,15M.16A)...https://www.sermon-online.com/de/contents/27317

Kommentare

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Sulzbacher 25.05.2022 17:26
🤔Im NT werden
Gemeinden nie „aufgemacht“, „begonnen“, „gegründet“, „gemacht“,
„gepflanzt“, „organisiert“. Es „bilden sich“ nicht Gemeinden. Man „geht“ auch
nicht „in eine Gemeinde“, „hat“ nicht eine, „gehört“ nicht zu einer. Man ist sie.🤔
 
Sulzbacher 25.05.2022 17:32
Gruss,Ralf😘
 
Sulzbacher 25.05.2022 19:23
Die Gemeinde in bildlicher Darstellung

Was Gemeinde ist, lässt sich anschaulich machen mittels einer Anzahl
biblischer Vergleiche. Sie sind hier in drei Gruppen geteilt: Bilder aus dem
Bereich der Menschen, Bilder aus dem Bereich der Natur und gegenständliche
Bilder.
1. Bilder aus dem Bereich der Menschen
a. Die Gemeinde ist ein neuer Mensch.
I: Zum Begriff
A: Die Schrift kennt viererlei „alter Mensch“.
· Der erste Mensch, Adam: 1Kr 15,45.47
· Die erste Menschheit: Rm 5,12
· Eine Person der ersten Menschheit – vor der Umkehr: Rm 6,6
· Die Lebensweise solcher Menschen: Kol 3,9
B: Dem entsprechend gibt es vier „neue Menschen“.
· Der zweite Mensch, Jesus Christus: 1Kr 15,45.47
· Die zweite Menschheit: Eph 2,15
· Eine Person der zweiten Menschheit: 2Kr 5,17
· Die Lebensweise solcher Menschen: Eph 4,22.24; Kol 3,9.10.
Vgl. Rm 6,4.
C: Bemerkungen

Vier „alte Menschen“ stehen also vier „neuen“ gegenüber. Adam steht an erster
Stelle in einer ersten Schöpfung, Jesus Christus in einer neuen.
Jesus Christus ist zu gleicher Zeit letzter Adam und zweiter Mensch. Mit
dem Tode Christi kommt die alte Menschheit zu ihrem Ende. Sie wird
gerichtet. Mit seiner Auferstehung entsteht eine neue Menschheit – in seiner
Person.
Vgl. auch die Gegenüberstellung in Rm 5, ab V. 12.
II: Zum neuen Menschen der Gemeinde
A: Die Gemeinde als neue Menschheit steht der alten in Adam
gegenüber.

„Das Besondere der [irdischen] Menschheit im Unterschied von anderen
Kreaturen Gottes ist der natürliche Zusammenhang in Abhängigkeit von Gott.
Das Besondere der Christenheit ist der geistliche Zusammenhang in der
Lebensverbindung mit Christus. Vgl. Rm 6,5: ‚… wir sind mit ihm
zusammengewachsen, eine Pflanze mit ihm geworden …’“28
.
Eph 2,14.15: „… denn er ist unser Friede (er, der die beiden eins machte und
die Scheidewand des Zauns auflöste, die Feindschaft, [und zwar] in seinem
Fleisch, indem er das Gesetz mit dessen in Satzungen gefassten Geboten außer
Kraft setzte), damit er die zwei in sich selbst zu einem neuen Menschen
schaffe, so Frieden stifte …“ Christus ist gestorben, um einen neuen Menschen
zu schaffen. Dieser ist eine neue Menschheit. Sie entsteht aber erst nach dem
Kreuz. Vorher war sie nicht da.
1P 2,9: Das erwählte Geschlecht ist ein neues. Schon im AT war die Rede
vom Geschlecht der Gerechten bzw. vom Geschlecht der Bösen. Hier haben
wir ein Geschlecht der Gerechten durch Jesus Christus, den Gerechten. Mit
Jesus Christus entsteht eine neue Menschheit.
Haupt und Vater dieser Menschenform ist der Messias: Jes 9,5; 53,10; Rm
5,17; 1Kr 15,22.45.48.
B: Der einzelne Christ steht dem einzelnen Nichtchristen gegenüber.

Jeder, der an Jesus Christus glaubt, ist ein neuer Mensch. Christus, der neue
Mensch, verleiht ihm sein Leben. Somit entsteht die neue Menschheit, die
Gemeinde Jesu. Der alte Mensch ist das, was der Christ selbst vorher war und
was andere Menschen, die noch nicht Christen sind, immer noch sind.
Vom alten Menschen sagt Paulus, dass er gekreuzigt ist. Ich und meine alte
Lebensweise wurden am Kreuz mit Christus hingerichtet. Zur Klarstellung:
Diese Kreuzigung findet nicht in meinem Leben statt, sondern hat schon vor
2000 Jahren am Kreuz Jesu stattgefunden. Diese Wahrheit wird angewendet,
wenn ich mich im Glauben als mit Christus gekreuzigt halte: Ga 2,19.20; 5,24.
Der alte Mensch wurde damals mitgekreuzigt; auch die Lebensweise wurde
mitgekreuzigt. Der alte Mensch muss nicht „ersäuft“ werden, wie Luther es
ausdrückte. Er ist schon mit Christus gestorben. Ich habe mich jetzt juristisch
dafür zu halten: Rm 6,11.
Als lebender neuer Mensch soll nun jeder in der Gemeinde betreut werden
und in das Bild Christi wachsen:

28 Haarbeck, Theodor: Kurzgefaßte biblische Glaubenslehre; Buchhandlung der Ev. Gesell. für
D., Elberfeld, 1919; S. 181
Eph 4,11-15: „Und er selbst gab: die einen zu Aposteln, andere zu
Propheten, andere zu Evangelisten, andere zu Hirten und Lehrern, zwecks der
Zurüstung der Heiligen zum Werk des Dienstes, zum Bauen des Leibes Christi,
bis wir alle hingelangen mögen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis
des Sohnes Gottes, zu einem erwachsenen Manne, zum Größenmaß der Fülle
des Christus, damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin und her geworfen und
von jedem Wind der Lehre umhergetrieben durch die Betrügerei der Menschen,
durch Verschlagenheit, hin zu mit List ersonnenem Irrweg, indem wir aber
wahrhaftig sind in Liebe, wir in allem heranwachsen mögen zu ihm, der das
Haupt ist, Christus …“
C: Die neue Lebensweise steht der alten Lebensweise gegenüber.

Eph 4,22.24: Die Christen bekamen in diesem Brief die Anweisung, den neuen
Menschen anzuziehen. Wie Kleider, die man Stück für Stück anzieht, soll man
sich die Tugenden Jesu zulegen.
Im Grunde ist die neue Lebensweise die Lebensweise Jesu, sein Charakter.
Wir ziehen Christus an: Rm 13,14; Ga 3,27. Seine Lebensweise eignet man
sich an zwei Stellen an: grundsätzlich in der Umkehr, dann aber auch im
christlichen Leben. Da haben wir Stück für Stück das Alte abzulegen und das
Neue anzuziehen. So wachsen wir in der Gerechtigkeit, in der Heiligung.
b. Die Gemeinde ist ein Leib.
I: Grundsätzliches

Rm 12,4.5: „… denn gleichwie wir an einem Leibe viele Glieder haben, nicht
aber alle Glieder dieselbe Verrichtung, so sind auch wir, die Vielen, ein Leib in
Christus, als einzelne Glieder voneinander.“
Christus hat einen Körper. Mit seinem ersten Körper, den er immer noch – in
verwandelter Form – hat, hat er Gott in dieser Welt dargestellt. An Jesus
Christus in Menschengestalt war Gott zu lesen:
Jh 14,9: „Jesus sagt zu ihm: ‚Für so lange Zeit bin ich bei euch, und du hast
mich nicht gekannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen,
und wie sagst du: Zeige uns den Vater?’“
Der Körper ist das Mittel, wodurch eine Person sich zum Ausdruck bringt.
So ist es mit dem zweiten Leib Jesu, der Gemeinde: Mit ihr möchte sich Jesus
Christus in dieser Welt ausdrücken – durch ihren Mund und ihr Leben, durch
Reden und Handeln. Mit unseren Worten sollen wir sprechen, was und wie
Gott spricht, und mit unserem Handeln soll das Wesen Jesu Christi zum
Ausdruck gebracht werden. Jesus auf Erden war Offenbarungsmittel Gottes.
Die Gemeinde ist nun Jesu Offenbarungsmittel auf der Erde.
In besonderer Weise wird der Leibcharakter der Gemeinde am Tisch des
Herrn zum Ausdruck gebracht durch die gemeinsame Teilnahme am selben
Brot, das den Herrn darstellt:
„Das Brot, das wir brechen, ist es nicht eine Gemeinschaft des Leibes
Christi? – weil es ein Brot ist, ein Leib wir, die Vielen, sind, denn wir alle sind
des einen Brotes teilhaftig.“ (1Kr 10,16M.17)
Es ist aus verschiedenen Gründen, dass der Leib in der Schrift mit der
Gemeinde in Verbindung gebracht wird. U. a. sind wir ein Leib, weil Jesus
seinen Leib hergab:
Eph 2,15M: „… indem er das Gesetz mit dessen in Satzungen gefassten
Geboten außer Kraft setzte, damit er die Zwei in sich selbst zu einem neuen
Menschen schaffe …“
Und weil wir ein Leib mit Christus sind, sollte unser Leib für ihn da sein:
1Kr 6,19.20: „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen
Geistes ist, der in euch ist, den ihr von Gott habt, und ihr euch nicht selbst
gehört? – denn ihr wurdet um einen Preis erkauft. Verherrlicht ja Gott in eurem
Leibe und in eurem Geiste, welche Gottes sind!“
Das Bild vom Haupt und Leib spricht von Folgendem:
II: Im Leib wird regiert.

Eph 1,22: „… und er tat alles unter seine Füße, und ihn, Haupt über alles, gab
er der Gemeinde, welche sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen füllt.“
Kol 1,17.18: „… und er selbst ist vor allem; und alles besteht in ihm; und er
selbst ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde, der der Anfang ist,
Erstgeborener von den Toten, damit er in allem der Erste würde …“
2,19: „… und der sich nicht hält an das Haupt, von dem aus der ganze Leib
durch die Gelenke und Sehnen sich darreicht und zusammengefügt wird und so
ein Wachstum erfährt, das Gottes ist.“
Es gibt solche, die sich nicht an das Haupt halten. Sie richten sich nicht an
ihm aus. Mit anderen Worten, das Haupt dieses Leibes ist dessen Regierung.
III: Im Leib wird versorgt.

Nebst seinem Herrsein ist Christus als Haupt auch Helfer.
Eph 5,29: „… denn niemand hasste je sein Fleisch, sondern er nährt und
pflegt es – gleichwie auch der Herr die Gemeinde.“
Christus nährt und pflegt die Gemeinde. Er nimmt sich meiner täglich an.
Meine Sorgen sind eigentlich seine Sorgen. Ich darf sie ohne weiteres auf ihn
werfen: 1P 5,7. Habe ich Probleme, darf ich sagen: „Herr, das ist dein
Problem.“ Nicht nur sind die Glieder für das Haupt da, sondern das Haupt ist
auch für die Glieder da.
Als Haupt hat Christus auch die Gaben und Aufgaben der Glieder so verteilt,
dass der Leib zu seinem eigenen Wachstum beiträgt:
Eph 4,11-16: „Und er selbst gab: die einen zu Aposteln, andere zu
Propheten, andere zu Evangelisten, andere zu Hirten und Lehrern, zwecks der
Zurüstung der Heiligen zum Werk des Dienstes, zum Bauen des Leibes Christi,
bis wir alle hingelangen mögen … , … wir in allem heranwachsen mögen zu
ihm, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der ganze Leib … sich das
Wachstum des Leibes bewirkt, sodass er sich selbst baut in Liebe.“
IV: Der Leib kennt Verschiedenheit.

1Kr 12,12–20.27: Die Glieder am Leib der Gemeinde sind grundsätzlich in
zwei Aspekten verschieden: was die Gaben und was die Aufgaben betrifft.
A: Verschiedenheit in den Gaben

Paulus vergleicht jeden Christen mit einem Glied an einem Körper. Dabei ist
jedes Glied zugleich Gnadengabe und auch Christ. Der eine ist eine Hand, der
andere ein Fuß, ein weiterer ein Ohr oder ein Auge. Wer Fuß ist, ist Fuß; wer
Auge ist, ist Auge – konstant, von Tag zu Tag.
Die Verschiedenheit im Wesen macht einen jeden von uns zu einem
Original. Niemand muss den anderen kopieren. Keiner darf es. Jeder hat seine
Möglichkeiten und auch seinen Platz, den er zu füllen hat. Die Gaben sind
nämlich für die Aufgaben da.
B: Verschiedenheit in den Aufgaben

Wer Ohr ist, tut, was ein Ohr tut. D. h., wenn wir Glieder sind, haben wir
Aufgaben. Diese tun wir immer wieder. Die Gliedschaft am Leibe Jesu Christi
spricht von Sein und von Tun. Wir sind etwas, und wir tun etwas. Wir sind es
konstant, und wir tun es immer wieder.
Rm 12,4.5: „… denn gleichwie wir an einem Leibe viele Glieder haben,
nicht aber alle Glieder dieselbe Verrichtung, so sind auch wir, die Vielen, ein
Leib in Christus, als einzelne Glieder voneinander.“
Alle Glieder gehören zum selben Leib, aber sie haben verschiedene
Aufgaben.
V: Der Leib kennt Einheit und Gemeinschaft – mit dem Haupt und
auch unter den Gliedern.
. Die Gemeinde ist lebensmäßig mit Christus verbunden.
Rm 6,5: „… denn wenn wir Zusammengewachsene geworden sind …“
1Kr 12,12: „… denn gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat … so
ist auch der Christus.“
Der Leib ist eins mit dem Haupt, Jesus Christus: Eph 1,22; Kol 1,18.24. Von
ihm her vollzieht sich das Wachstum: Eph 4,15.16. Er bestimmt es. Als Glied
bin ich mit Jesus Christus verbunden: Sein Leben ist mein Leben, seine
Geschichte meine Geschichte, seine Zukunft meine Zukunft. Die Glieder sind
die Ergänzung des Hauptes – eins mit ihm. Durch sie möchte er sich zum
Ausdruck bringen.
Das sollte unser Gebet sein, dass Jesus mehr und mehr in unserem Leben zu
sehen und zu hören sein darf. Wir sind ein Fleisch, ein Bein mit ihm, haben
Leben von seinem Leben: Eph 5,23.30.31.
Eph 3,6: „… dass die, die von den Völkern sind, gemeinsame Erben und
gemeinsamer Leib und gemeinsame Teilhaber seiner Verheißung in Christus
Jesus seien durch die gute Botschaft.“ Juden und Nichtjuden werden eine
Einheit, wenn sie Glieder dieses Leibes werden.
. Gemeinde als Leib ist Zusammengehörigkeit, Gemeinschaft.
Kol 3,15A: „Und der Friede Gottes walte wie ein Kampfrichter in euren
Herzen, zu dem ihr auch gerufen wurdet in einem Leibe.“ Der Christus, der zu
sich ruft, ist seit Pfingsten nicht ohne Leib zu denken. Er ruft in eine
Friedensbeziehung zum Dreieinigen, die aber auch die Beziehung der
Gerufenen unter einander kennzeichnet. Die Einheit der Glieder untereinander
soll an einem ausgestrahlten Frieden und einer gegenseitigen Dankbarkeit
erkennbar sein.
Eph 4,16: „… von dem aus der ganze Leib, wohl zusammengegliedert und
zusammenverbunden durch jedes Gelenk als ein darreichendes, nach dem
Wirken eines Teiles in [seinem] Maße, sich das Wachstum des Leibes bewirkt,
sodass er sich selbst baut in Liebe.“ Aufgrund der Einheit (mit dem Haupt)
können die Glieder einander dienen. Durch diesen Dienst können sie sich
gegenseitig immer mehr aufbauen.
Gemeinde Jesu Christi ist ein geistlicher Leib. Und was sie ist, soll sie sein.
D. h., Gemeinde soll wie ein Leib leben. Christen haben ihr Sololeben
aufzugeben und zu lernen, in Leibgemeinschaft zu leben – und diese beschränkt
sich keineswegs auf regelmäßige Zusammenkünfte.
Auch Wahrhaftigkeit ist eine Frucht dieser Wesenseinheit (Eph 4,25):
„Darum lasst die Lüge abgelegt sein, und ‚jeder rede Wahrheit mit seinem
Nächsten’, weil wir Glieder von einander sind.“
Siehe auch 1Kr 12,18-27; Eph 5,19-21; 1P 4,8-10; Jd 20.21.
. Erich Schnepel schreibt im Vorwort zu seinem Studienbuch über
die Offenbarung:
„Es bewegt mich immer wieder, in welch starkem Umfang wir Prediger- und
Pastorenkirche sind und wie selten wir solche kleinen Gemeindlein um die
Bibel antreffen, die nicht ständig von einem Pfarrer oder Prediger versorgt
werden, sondern in einer selbstständigen Weise in der Bibel forschen und sich
gegenseitig Bruder und Hirte, Lehrer und Seelsorger zu sein versuchen.
Auch in der Kirche der Reformation ist das praktische Ausleben des
allgemeinen Priestertums der Gläubigen keine Selbstverständlichkeit. Und doch
ist es nach Eph 4,11–13 die entscheidende Aufgabe eines Pfarrers, diejenigen,
die den Weg zu einer echten Hingabe an Christus gefunden haben, so zu führen
und zu stärken, dass sie zu selbstständigen Männern und Frauen in Christus
werden, die nicht nur persönlich ihren Weg mit ihrem Herrn finden, sondern
auch andere darin zu stärken und zu Christus zu führen vermögen.
Wo aber eine Schar von Jüngern Jesu ein Stück Bruderschaft miteinander
leben will, wird der Quellort ihres Zusammenlebens nächst ihrem gemeinsamen
Herrn immer die Bibel sein, oder diese Bruderschaft verliert an wirklicher
innerer Kraft, wird fade und armselig und ist nicht in der Lage, ihr Leben mit
Christus in klarem Kurs zu gestalten, weil sie den Kompass, die Bibel, nicht
gebraucht.
Ich weiß, dass viele sich gern in solcher Weise über der Bibel
zusammensetzen würden, wenn sie nur wüssten, wie sie das Forschen in der
Schrift ohne Pfarrer und Prediger fruchtbar und praktisch gestalten könnten.
Das vorliegende Buch möchte helfen, dass solch ein Gemeindlein innerhalb der
großen Gemeinde Jesu den Weg findet.“29
c. Die Gemeinde ist eine Geliebte.

Das Bild von der Geliebten findet in der Schrift Anwendung auf das Volk der
Erlösten. Es ist verständlich, dass derjenige, der die Menschen als Mann und
Frau in seinem Bilde schuf, diese Seite der Menschheit als Bild für seine teuer
Erkaufte verwendet. Als Geliebte ist Gemeinde zweierlei: eine Verlobte und
eine Frau.

29 Schnepel, Erich: Die Offenbarung des Johannes. Die letzte Etappe der Weltgeschichte;
Stuttgart: Verlag Junge Gemeinde, 1960; Vorwort zur ersten Auflage 1937
I: Alttestamentliche Beispiele30
A: Eva

1M 2,22-24; Eph 5,30-32
In der zweiten Stelle wird aus der ersten zitiert. Dabei ist es wichtig, dass wir
die Anführungsstriche an richtiger Stelle anbringen:
„… weil wir Glieder seines Leibes sind, ‚von’ seinem ‚Fleisch und von’
seinem ‚Gebein. Deswegen wird ein Mensch den Vater und die Mutter
verlassen und an seine Frau gefügt werden, und die Zwei werden ein Fleisch
sein.’ Dieses Geheimnis ist groß, aber ich spreche in Bezug auf Christus und in
Bezug auf die Gemeinde.“
Dieses Beispiel wird vom Apostel angeführt, um zu zeigen, wie „der Herr die
Gemeinde“ liebt und warum. Er zeigt seine Liebe zu ihr indem er sie „nährt
und pflegt“. Mit treuster Fürsorge umgibt er uns, die Seinen. Und ein Grund für
diese tätige Liebe ist unser Ursprung in ihm. Am Kreuz, wo er in den
Todesschlaf gelegt wurde, war gleichsam unsere Geburtsstunde. Auf Grund
davon formte der Heilige Geist uns aus ihm am Pfingsttage. So sind wir ihm
wesensverwandt, „von“ seinem „Fleisch und von“ seinem „Gebein“.
Bedenkenswert sind die Bemerkungen Petersens: „Damit Adam in Empfang
nehmen konnte, musste er bereit sein zu geben. Er musste die Wunde
davontragen, die notwendig war, damit Gott seinen Plan und seine Absicht
ausführen konnte. Aus dieser Wunde und aus diesem Opfer konnte Gott dann
die Braut und Partnerin formen, die zu einem nach dem Bilde Gottes
geschaffenen Geschöpf passte. Eva wurde deshalb von allem Anfang an so sehr
ein Teil von Adam, weil sie das eigentlich schon immer gewesen war – ein Teil
von ihm. Die Wunde in Adams Seite ließ keinen Zweifel darüber aufkommen,
wem sie gehörte, denn von dort war sie gekommen. Genauso lässt auch die
Wunde in der Seite Jesu keinen Zweifel zu, wem wir angehören. Und wir sehen
in dieser Wunde die Quelle und den Ursprung unseres neuen Lebens …“
31
Unsere Ähnlichkeit mit der Eva schließt zudem eine Führung ein. So, wie
Gott sie dem Adam zuführte, wird er eines Tages seine Gemeinde seinem
Sohne zuführen in der herrlichen Hochzeit an den Pforten der Ewigkeit.
B: Rebekka

1M 24

30 Vgl. das lesenswerte Heft von G. Steinberger: Alttestamentliche Vorbilder der Braut des
Lammes; Schriftenverlag Asyl Rämismühle, 1926, 5. Aufl.
31 Petersen, E.: Die Gemeinde; Schwengelerverlag, 1978; S. 41
Nachdem uns in 1M 22 die einzigartige Aufopferung des „einigen“ Sohnes
Abrahams berichtet wird, ein Hinweis auf die Dahingabe des Sohnes Gottes,
begegnet uns eine Geschichte in K. 24, die ebenfalls eine auffallende
Ähnlichkeit mit einer neutestamentlichen Wahrheit aufweist: Ein Knecht
Abrahams geht hinaus, um eine Braut für den Sohn der Verheißung zu holen.
So ist der Heilige Geist heute dabei, eine Braut aus der Fremde für den Sohn
Gottes heimzuholen.
Als die, die zu schwerem Dienst bereit war (V. 19.20), sich schmücken und
kleiden ließ (V. 22.53) und bereit war, ihre Heimat zu verlassen, um in die
Ferne zu ziehen, ist Rebekka ein Vorbild für die Gemeinde des geliebten
Sohnes Gottes.
C: Rahel

1M 29,20: „Und Jakob diente um Rahel sieben Jahre. Und sie waren in seinen
Augen wie einzelne Tage, weil er sie liebte.“
Es ist ein besonderer Zug in der Geschichte dieser Frau, die sie zu einem
Vorbild für die Gemeinde macht: Ihr Bräutigam diente, um sie zu gewinnen,
weil er sie liebte. Nicht liebte er, weil sie gut war. Unergründlich ist die Liebe
Jakobs, ein Schattenbild der Liebe unseres Bräutigams, der so viel
Ungerechtigkeit und Schweres auf sich nahm, um seine Erwählte als Eigentum
zu bekommen.
D: Asnath

1M 41,50-52: „Und dem Josef wurden zwei Söhne geboren, ehe das Jahr der
Hungersnot kam, die Asnath ihm gebar, die Tochter Potipheras, des Priesters zu
On. Und Josef gab dem Erstgeborenen den Namen Manasse, ‚denn Gott hat
mich vergessen lassen all meine Mühsal und das ganze Haus meines Vaters.’
Und dem Zweiten gab er den Namen Efraim, ‚denn Gott hat mich fruchtbar
gemacht im Lande meines Elends.’“
Sieht man bei Rahel, was der Bräutigam der Braut bedeutet, so bei Asnath,
was sie ihrem Mann bedeutet.
In Jes 53,10.11A lesen wir: „Und dem HErrn gefiel es, ihn zu zerdrücken,
ihn leiden zu lassen. Wird seine Seele ein Übertretungsopfer gestellt haben,
wird er Samen sehen, lange leben, und das Wohlgefallen des HErrn wird in
seiner Hand gedeihen. Von der Mühsal seiner Seele wird er sehen. Er wird
zufrieden sein.“
Für Josef, Retter seines Völkleins und Vorbild auf den großen Retter, war
Asnath mit ihren Kindern (Efraim heißt: doppelte Fruchtbarkeit) nach seiner
Leidenszeit eine wahre Erquickung und ein Trost. Stellen wir uns vor: Wenn
Jesus seine Gemeinde sieht, denkt er: Es hat sich gelohnt!
E: Zippora

2M 2,15-21
Mose, der Ausgestoßene, wird zu einem Retter einer Braut in der Fremde und
ist so ein Vorbild auf unseren Herrn, und seine Frau wird zu einem Vorbild der
Gemeinde des Herrn. Es wird denn auch ihr Los, das Leidenslos ihres Mannes
mitzutragen. Wenn dieser Text etwas geheimnisvoll ist, sind die Gedanken
Steinbergers32 nicht so abwegig. Er schreibt:
„Sie trug ja mit Mose seine Verwerfung; denn die vierzig Jahre in Midian
waren für Mose auch eine Zeit der Verwerfung von seinem Volk, das ihn nicht
haben wollte als Führer. Aber als das Gericht über ihr eigenes Leben gehen
sollte, da bebte sie zurück. Sie wusste ja, dass Mose als Nachkomme Abrahams
beschnitten war. Aber als er auch die Beschneidung vornehmen wollte an
seinem Sohne, dem Fleisch und Bein der Zippora, da schrak sie zurück und ließ
es nicht geschehen. Und erst als sie auf dem Wege nach Ägypten waren und
Gott des Nachts in der Herberge den Mose anfiel und ihn töten wollte wegen
dieser Sache, da holte sie das Versäumte nach, indem sie sprach:
‚Du bist mir ein Blutbräutigam!’ (2M 4,24-26)
Sie wusste noch nicht, dass ihre Verbindung mit Mose den Tod für die Natur
in sich schloss – was ja die eigentliche Bedeutung der Beschneidung ist.
‚Damals sprach sie: Blutbräutigam, der Beschneidung wegen.’
O, wir alle haben solche ‚Damals’ in unserem Leben, wo er uns tiefere Wege
führte und die Todesschatten des Kreuzes über unser Wesen gehen ließ.“
Später wurde es der Zippora wieder beschert, die Schmach ihres Gemahlen
zu tragen: 4M 12,1-3.
F: Ruth

In diesem Brautbild begegnet uns der Charakterzug der Treue, einer
Eigenschaft, worin die Gemeinde an Ruth ein besonderes und
nachahmungswürdiges Beispiel hat. Sie war treu in ihrem Entschluss der
Nachfolge: 1,16.17. Sie war treu im Geringen: 2,7. Sie war treu in ihrer
gesellschaftlichen Stellung: 2,13. Sie war treu in der Not (Ende K. 2), teilte mit
ihrer Schwiegermutter nicht nur ihre schwere Lage, sondern machte durch ihre
Liebe all den Verlust vergessen. Sie war auch treu im Blick auf ihre Zukunft:

32 in Alttestamentliche Vorbilder der Braut des Lammes; Schriftenverlag Asyl Rämismühle, 1926,
5. Aufl.
3,9-11. Sie wusste, dass sie als nächste Verwandte dem Boas zugehöre, und im
Blick auf diese Zusammengehörigkeit hielt sie sich treu und rein für ihn.
G: Die „Gemahlin des Königs“

Ps 45,2.7.8.10-12
H: Schulamith
Das Buch Hohelied
J: Das Volk Israel

Jes 54,5.6: „… denn der dich gemacht hat, ist dein Mann; HErr der Heere ist
sein Name; und der Heilige Israels ist dein Erlöser; er wird der Gott der ganzen
Erde genannt werden; denn wie eine verlassene und im Geist betrübte Frau ruft
dich der HErr, und wie eine Frau der Jugend, wenn sie verstoßen ist, sagt dein
Gott.“
Die Fruchtbarkeit Israels als Frau des HErrn ist nicht von ihr abhängig,
sondern von ihrem Mann. Wenn die Frau unfruchtbar ist, kann sie doch Kinder
bekommen, weil ihr Mann, der HErr, ein Schöpfer ist.
Siehe auch Jes 62,4.5; Jr 2,2; 3,20; Hes 16,8; Hos 2,16-22.
II: Die Gemeinde als eine Verlobte

A: Dieses spricht von Freude.

. Jh 3,26-29: „Und sie kamen hin zu Johannes und sagten ihm:
‚Rabbi, der, der jenseits des Jordans mit dir war, für den du Zeugnis ablegtest,
– siehe! – dieser tauft, und alle kommen hin zu ihm.’
Johannes gab ihnen zur Antwort: ‚Ein Mensch kann nichts empfangen, es sei
ihm denn gegeben aus dem Himmel. Ihr selbst seid meine Zeugen, dass ich
sagte: Ich bin nicht der Gesalbte, sondern: Ich bin vor jenem gesandt. Der, der
die Braut hat, ist der Bräutigam. Aber der Freund des Bräutigams, der sich
hingestellt hat, dasteht und ihn hört, freut sich sehr, wegen der Stimme des
Bräutigams. Diese meine Freude also ist erfüllt.“ Der Täufer wusste um den
alttestamentlichen Vergleich Israels mit einer Braut und Frau, als er so sprach.
Der „Freund des Bräutigams“ war es in der Tat, aber mehr: Er vermittelte
zwischen dem Mädchen, das der junge Mann im Auge hatte, warb um sie und
bat um ihre Hand, diente dem Brautpaar während der Verlobungszeit als
Mittelsperson, traf Vorbereitungen für die Hochzeit und führte endlich beim
Hochzeitsfest den Vorsitz33. In diese Aufgabe wusste sich Johannes „aus dem
Himmel“, von Gott, gestellt. Deshalb vermochte er sich mit dem Messias, dem
„Gesalbten“, zu freuen, wenn „alle hin zu ihm“ kamen und seine „Braut“
wurden. Es war ja keine einfache Sache gewesen, diese Braut zu gewinnen.
Unter großen Entbehrungen hatte er in Israel ernstlich den Ruf des
himmlischen Bräutigams weitergegeben.

. Auch Paulus verstand sich als ein solcher Brautwerber: 2Kr 11,2.
Chemnitz (bei Dächsel) wendet diesen Gedanken weiter an, wenn er sagt:
„Das ist ein lieblicher Name, welcher hier den Dienern des Wortes gegeben
wird, daß sie ‚Freunde des Bräutigams’ heißen, denn gleichwie ein Bräutigam
vertrauter Freunde zu Brautwerbern sich bedient, so bedient Christus sich
seiner Diener, welche das geistliche Verlöbniß mit ihm den elenden Sündern
antragen und sie durch Aufdeckung ihrer Sünden und Vormalung seiner
Versöhnung ihm gewinnen sollen … Das ist ein feines Bildniß, wodurch
sowohl das Amt des neuen Testaments herrlich geziert, als die Verwalter
desselben an ihren Beruf gemahnt werden, daß sie es nämlich ihre höchste
Freude sein lassen, Christo viele Seelen zu gewinnen und zuzuführen; denn
keine größere Freude mag dem, welcher in Wahrheit des Bräutigams Freund
ist, widerfahren, als wenn er hört die Stimme des Bräutigams, wie er die Braut
aufnimmt und mit sich ewig verbindet zur Gemeinschaft aller seiner Güter.“

. „Der, der die Braut hat“ und sich über sie freuen darf, „ist der
Bräutigam“, und nur er. Und für die Braut kommt kein anderer in Frage.
B: Es spricht von Hoffnung.

Heute wird geworben und gehofft. Morgen kommt die Hochzeit: Mt 22,2ff.
Inzwischen ruft die Braut nach dem Bräutigam (Of 22,17A):
„Und der Geist und die Braut sagen: ‚Komm! (Sei stets am Kommen!)’“
Of 19,6–9: Wir haben die gewisse Hoffnung, unseren Herrn zu sehen. Die
Beziehung zu ihm wird dann bestätigt werden. Es ist etwas ganz besonderes, zu
dieser Hochzeit geladen zu sein, d. h., dabei zu sein. Seine Braut, heißt es, hat
sich vorbereitet. Zu dieser Vorbereitung trug aber auch in geheimnisvoller
Weise die Verfolgung seitens der Hure bei. Doch hielt sie sich während der
langen Zeit des Wartens auf den Bräutigam rein für ihn.
Bereiten wir uns vor? Leben wir in der Erwartung jenem Tag entgegen!
C: Es spricht von Bewährung.


33 S. Godet u. andere.
2Kr 11,2.3: „Doch ertragt ihr mich auch, denn ich eifere um euch mit der
Eifersucht Gottes, denn ich verlobte euch einem Mann, eine reine Jungfrau
Christus darzustellen. Aber ich fürchte, ob nicht etwa, wie die Schlange in ihrer
List Eva gänzlich betrog, so eure Gedanken verdorben sein könnten,
weggezogen von der Einfalt gegen Christus.“ Geliebt wird also in den
Gedanken. Die Gemeinde soll eine „reine Jungfrau“ sein, die ihrem Bräutigam,
Christus, vorgeführt werden kann.
Of 19,7; 20.6: „Lasst uns froh sein und jubeln und ihm [den Ruhm der]
Herrlichkeit geben, weil die Hochzeit des Lammes gekommen ist, und seine
Frau machte sich selbst bereit… Ein Seliger und ein Heiliger ist der, der Teil
hat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine
Vollmacht, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und als Könige
mit ihm herrschen …“ Die Braut soll Mit-Regentin werden! Die mit Christus
verlobte Gemeinde macht heute eine Bewährungsprobe durch. Die Besiegelung
der Beziehung kommt noch.
Die Verlobung ist aber bereits eine feste Bindung. In Israel war sie der erste
Bestandteil einer zweistufigen Eheschließung. Sie geschah unter Zeugen, hatte
also Öffentlichkeitscharakter. Man war gesetzlich verbunden, lebte aber noch
nicht zusammen. Aber man gehörte bereits zueinander. Inzwischen wurde alles
für die große Feier und für das Zusammenleben vorbereitet.
So ist es in der Verbindung zwischen Christus und der Gemeinde. Wir
gehören ganz dem Herrn, gehören einander, aber wir stehen in der Bewährung
und sollen Treue halten bis zur Hochzeit. Es soll jetzt zu sehen sein, dass wir
Jesus lieben und für ihn da sind. Niemand anderer und nichts anderes soll uns
in den Bann ziehen. Nichts anderes sollte die Liebe zu Jesus ersetzen, um sich
nicht dem Vorwurf des Jakobus auszusetzen:
„Ehebrecher und Ehebrecherinnen, wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der
Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer immer sich also entschließt, ein Freund
der Welt zu sein, stellt sich als Feind Gottes hin.“ (4,4)
III: Die Gemeinde als eine verheiratete Frau

Eph 5,22ff: Christus und seine Gemeinde sind eine Einheit wie Mann und Frau.
Er ist das Haupt.
Rm 7,4: „Und so, meine Brüder, ist es auch bei euch: Ihr wurdet dem Gesetz
getötet durch den Leib des Christus, um eines anderen zu werden, dessen, der
von den Toten erweckt wurde, damit wir Gott Frucht brächten.“
Wenn in Eph 5 die Gemeinde mit der verheirateten Frau verglichen wird,
dann weil es schon jetzt um ein geistliches Fruchtbringen geht und weil die
Gemeinde in ihrem Sendungsauftrag die Aufgabe übernimmt, die in der
Schöpfung der Frau zugedacht war, als Gehilfin – u. z. des Messias. Sie ist mit
dem Auferstandenen vermählt. Wir sollen hervorbringen, was er in uns erzeugt
und wachsen lässt. Damit er in uns diese Frucht hervorbringen kann, sollen wir
uns ihm ganz hingeben.
IV: Verwandte Bilder
Als etwas Ganzes wird die Gemeinde, wie wir es eben getan haben, mit einer
Geliebten verglichen. Diese ist einmal eine Braut, dann eine verheiratete Frau.
Als Schar von Einzelgläubigen jedoch wird sie auch mit Brautfreundinnen und
Gästen verglichen. Beim zweiten Vergleich wird die Botschaft für Jesu
Anhänger persönlicher.
A: Die treuen Freundinnen der Braut
Mt 25,1: „Dann wird das Königreich der Himmel zehn Jungfrauen verglichen
sein, welche ihre Lampen nahmen und ausgingen, dem Bräutigam zu
begegnen.“
Mit diesem Bild macht Jesus das Leben seiner Jünger „zum Vorabend des
Festtages“, wie Schlatter so schön sagt.
V. 2: „Fünf von ihnen waren klug und fünf töricht.“
In der Umgebung der Treuen Jesu gibt es solche, die starke Ähnlichkeit mit
ihnen haben. Wer aber beim Kommen seines Herrn bereit sein will, lässt sich
nicht von lässigen und untreuen Gottesdienern beirren, sondern konzentriert
sich auf das hinterlassene Wort seines Meisters, hat nur es im Ohr und nur ihn
vor Augen. Die Versuchung ist heute äußerst stark, so zu sein wie andere, von
denen man dann auch immer wieder angehalten wird, den Weg mit ihnen zu
gehen.
Spätestens mit dem Erscheinen des Bräutigams zeigt sich der Unterschied
zwischen Begeisterung und Beständigkeit, zwischen oberflächlichem Glauben
und ausharrendem. Viele werden gerufen und machen sich auf den Weg.
Wenige harren aus und kommen am Ziel an. Die fünf Törichten wollen dabei
sein, wollen Öl, gehen auch auf den Rat ein und zahlen den Preis. Aber es ist zu
spät. Das Interesse war zu Beginn nicht stark genug, um beizeiten die nötigen
Vorkehrungen zu treffen.
B: Die würdigen Gäste des Mahles
Of 19,7-9A: „’Lasst uns froh sein und jubeln und ihm [den Ruhm der]
Herrlichkeit geben, weil die Hochzeit des Lammes gekommen ist, und seine
Frau machte sich selbst bereit.’
Und es wurde ihr gegeben, dass sie umkleidet werde mit reinem und
glänzendem feinen Linnen, denn das feine Linnen ist die Gerechtigkeiten der
Heiligen.
Und er sagte zu mir: ‚Schreibe: Selige die, die zum Hochzeitsmahl des
Lammes gerufen sind.’“
Hier wird die Schar der Gemeinde zuerst als „Frau“ bezeichnet, dann als die
„Heiligen“, sodann als die zum Mahl Gerufenen.
In der Parallelstelle Mt 22,2-14 sind die zum Heil Gerufenen und Erwählten
ebenfalls die zum Hochzeitsmahl des Königssohnes würdiglich gekleideten
Geladenen. Vgl. auch Mk 2,19.20.
In Lk 14,15-24 geht es um die Annahme der Einladung. Wer ihr Folge
leistet, ist somit gewürdigter Gast, auch wenn er zuvor der Geringste in der
Gesellschaft war.
d. Die Gemeinde ist eine Familie.
. Die göttliche Institution der Familie ist eine geschichtliche
Voraussetzung für das Gemeindeleben, denn die Gemeinde ist eine Familie
Gottes. Gott hat sowohl die irdische als auch die himmlische Familie
eingerichtet.
Die ganze Gesellschaft ist aus Familien zusammengesetzt. Die Familie bildet
den Kern der größeren menschlichen Gesellschaft. Das Volk wird letztlich von
einer alle verbindenden Blutsverwandtschaft zusammengehalten. Die Familie
besteht aus zwei Einzelpersonen, die eine zweigeschlechtliche Beziehung
eingegangen sind, und aus deren Kindern. Diese Kinder verknüpfen sich durch
Ehen mit anderen Familien, sodass Sippen entstehen, die dann ein Volk bilden.
Diese Blutsverwandtschaft ist ein Faktor für den Zusammenhalt der
menschlichen Gesellschaft.
Bei der Neuordnung der menschlichen Gesellschaft, wie sie heute stattfindet,
geht man jedoch nicht mehr von der Familie aus. Man schuf die Nation als
Zusammensetzung der Einzelbürger in einem geografischen Raum. In einer
Nation fehlt der bindende Faktor „Blutsverwandtschaft“. Den Zusammenhalt
versucht man mit künstlichen Mitteln wie örtlichen Regierungen,
Erziehungsprogrammen usw. zu erreichen.

. Die Gemeinde ist eine Gottesfamilie. Doch besteht sie nicht wie ein
natürliches Volk aus irdischen Familien. Jesus machte deutlich, dass das
Evangelium mitten durch Familien hindurch Grenzen ziehen werde. Und
Paulus zeigt an, dass die Grenze sogar durch Ehen gehen kann. Die natürliche
Familie ist demnach nicht als Einheit garantiert, und es wäre nicht richtig, zu
behaupten, im NT seien ganze Familien getauft worden, nur weil der Vater zum
Glauben gekommen war. Es wurden Einzelpersonen getauft. Kam es jedoch
vor, dass alle Einzelpersonen einer Familie sich taufen ließen, dann war es,
weil sie alle glaubten; d. h., es handelte sich um glaubensfähige Mitglieder der
Familie.
Die Gemeinde besteht also nicht nur aus solchen Familien, in denen alle
gläubig sind; aber wer als Familienoberhaupt gläubig ist, soll im Stande sein,
seine göttliche Menschenaufgabe wahrzunehmen, nämlich, in der Familie
unbescholten zu sein. Wenn er das nicht kann, kommt er z. B. als Ältester in
der Gemeinde nicht in Frage.
. Für diese Gesellschaftszelle kann die Schrift das Wort Haus
gebrauchen. Aber auch andere Begriffe weisen auf den Familiencharakter der
Gemeinde hin. Der Himmel, das neue Jerusalem, ist unsere Mutter: Ga 4,26.
Wer den Willen des Vaters im Himmel tut, ist Jesu Mutter, Bruder und
Schwester: Mt 12,48-50 (Mk 3,34.35). Wenn wir zu Jesus kommen, werden wir
seine Brüder: Mt 25,40.41.45.46; 28,10; Rm 8,29; Heb 2,9-14M, und der
himmlische Vater wird auch unser Vater. Wir gehören dann zu einer geistlichen
Familie.
. Jesus lässt die Seinen nicht als Waisen zurück: Jh 14,16–18. Er war
für die Jünger Vater und Fürsorger gewesen. Nun geht er weg, verleiht ihnen
jedoch einen neuen Vater, den Heiligen Geist.
Die Seinen sind also Kinder Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen
Geistes. Mit der Vaterschaft Gottes ist und wird die Gemeinde als Familie
reichlich beschenkt: Mt 7,11; Lk 11,13; 15,31; Rm 8,32; Eph 1,3-5; Jk 1,17.
. 1Tm 5,1.2: Timotheus soll die verschiedenen Altersgruppen wie
Familienmitglieder behandeln. Das spricht zu gleicher Zeit von Nähe und auch
von Abstand. In einer Familie ist man sich nahe, aber nicht zu nahe. Man lernt,
in rechter Weise miteinander umzugehen, lernt den Unterschied zwischen
Einheit und Individualität. Hier ist jedes ein Individuum, aber auch geborgen in
der Einheit dieser Gesellschaftszelle. Beides kommt in der Gemeinde ebenfalls
zum Ausdruck, wo Gemeinde als Familie gelebt wird.
. Weitere Schriftstellen: Ga 6,10; Eph 2,19; 3,15; 5,1–6; 1Tm 3,15; Heb
3,6; 10,21; 1P 2,17; 5,9.
. Noch ein zu beherzigendes Wort von Friedrich Heitmüller sei
angefügt: „Die Gemeinde Jesu trägt in ihren Erscheinungsgefäßen das Gepräge
einer Familie. Nicht das Band von Statuten und Lehrsätzen ist das Einigende
und Ordnende, sondern die durch den Heiligen Geist in die Herzen
ausgegossene Gottes- und Bruderliebe ist die zusammenschließende und -
haltende, herrschende und leitende Macht. Das Gemeindeleben gestaltet sich
schlicht und einfach aber würdig, ‚lieblich und fein’ geordnet und geleitet
durch den Heiligen Geist.“34
e. Die Gemeinde ist eine Priesterschaft.

. Sie wird z. B. mit der Priesterschaft des Alten Testamentes
verglichen:
Rm 15,16: „… um ein Dienstleistender Jesu Christi zu sein für die, die von den
Völkern sind, und priesterlich zu wirken an der guten Botschaft Gottes [einschl.
die Bedienung der guten Botschaft], damit die Darbringung derer, die von den
Völkern sind, als Weihegabe wohlangenehm werde, im Heiligen Geist
geheiligt.“
1P 2,5.9.10: „… auch ihr selbst als lebende Steine gebaut werdet – ein
geistliches Haus, eine heilige Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die
Gott angenehm sind durch Jesus Christus… Aber ihr seid ein erwähltes
Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliges Volk, ein Volk zum
Eigentum, um kund werden zu lassen die Lobenswertigkeiten dessen, der euch
aus der Finsternis rief in sein wunderbares Licht, die ihr einst nicht ein Volk
wart, aber nun Gottes Volk seid, die ihr nicht Barmherzigkeit empfangen hattet,
nun aber Barmherzigkeit empfingt.“
Of 1,6A: „… auch machte er uns zu Königen und zu Priestern für seinen
Gott und Vater …“
5,10A: „… und uns machtest zu Königen und Priestern für unseren Gott …“
20,6: „Ein Seliger und ein Heiliger ist der, der Teil hat an der ersten
Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Vollmacht, sondern sie
werden Priester Gottes und Christi sein und als Könige mit ihm herrschen für
tausend Jahre.“
Vgl. Jes 61,6.
. Christen sind Priester im Tempel der Gemeinde. Jeder tut hier
Priesterdienst. Dieser ist ein von den Menschen zu Gott und ein von Gott zu
den Menschen hingewandter.
Wenn der Hohe Priester in den Tempel ging und vor Gott trat, hatte er die
Menschen im Rücken. Er vertrat sie vor Gott. Die Namen der Stämme Israels
trug er zweimal auf seinem Leibe: zum einen auf zwei Steinen (auf jeder
Schulter einen, je sechs Namen auf einem Stein), zum anderen auf der Brust,
auf dem Efod (zwölf Steine, je ein Name der Stämme Israels pro Stein).

34 Das Geheimnis Christi und seiner Gemeinde; Schriftenmissionsverlag Gladbeck; S. 21
So treten auch wir vor den Herrn und legen Fürbitte ein für Mitchristen und
Verlorene. Auch wir bringen Opfer dar: den Leib (Rm 12,1), das Lob der
Lippen (Heb 13,15), Wohltätigkeit (Heb 13,16) und Teilnahme an der
Gewinnung von Menschen für Christus (Rm 15,16).
Als Priester werden wir dann von Gott zu diesen Menschen gesandt. Gott
steht hinter uns als Sendender; die Menschen sind vor uns, damit wir ihnen
dienen. Der Priester dient zuerst als Evangelist (Mal 2,1.6.7). Dann soll er das
Gefundene belehren. Jeder von uns sollte früher oder später, mehr oder weniger
lehren, etwas beitragen, sodass der andere in seinem Glaubensleben
vorankommt.
Nach Hes 44,15 ist es die Aufgabe eines Priesters, vor Gott zu treten, ihm zu
dienen, vor ihm zu stehen: eine hohe und vollzeitige Aufgabe!
f. Die Gemeinde ist ein Volk.
I: Die Gemeinde ist ein Volk wie jedes Volk.

Hier geht es um ihre Wesensart.
1P 2,9: „Ihr seid ein erwähltes Geschlecht, … ein Volk.“
Das Bild vom Volk spricht von einer erweiterten Familie. Gott ist ein Vater
von allem, das Familie ist: Eph 3,15.

. Die Gemeinde ist ein erwähltes Volk, wie Israel ein erwähltes war
– und ist.
. Die Gemeinde ist ein neues Volk, das mit keinem irdischen zu
identifizieren ist, weder mit Israel noch mit einem aus den vielen Völkern. In
Eph 2,15 heißt es:
„… damit er die Zwei in sich selbst zu einem neuen Menschen schaffe …“
Für ‚neu’ steht im Grundtext kainos, neu in Qualität, nicht lediglich in Bezug
auf die Zeit.

. Die Gemeinde kennt eine völkische Zusammengehörigkeit. Dieses
Volk Gottes hat vieles gemeinsam. Volk heißt, dass die Gemeinde eine
gemeinsame Lebensordnung hat, ein neues Gesetz, eine neue Gesetzmäßigkeit,
auch wenn alles eine „Familie“ ist. Kurz: Sie ist ein Gemeinwesen, das vieles
zusammen besitzt und vieles zusammen tut.
Zwei Texte können dieses beleuchten:
Php 3,20: „… denn unsere bürgerliche Heimat hat ihren Bestand in den
Himmeln, von woher wir auch einen Retter erwarten …“
Trefflich gibt Prof. Schlatter wieder: „Denn unsere Gemeinde, in der wir das
Bürgerrecht haben, ist in den Himmeln“ und schreibt dazu: „Die jüdisch
gesinnten Männer bemühten sich, eine irdische Gemeinde herzustellen und
wollten auf Jerusalem, die irdische Gottesstadt, nicht verzichten. Paulus
dagegen gehorcht dem göttlichen Ruf, der uns das Bürgerrecht nicht in einer
irdischen Gemeinschaft verleiht, uns darum auch kein irdisches Glück verbürgt
und uns nicht die Erfüllung derjenigen Begehrungen verschafft, die im Bauch
entspringen. Die Gemeinde, der wir durch Jesu Ruf eingegliedert sind, hat
vielmehr ihren Platz bei Gott im Himmel.“
Das griechische Wort, das „bürgerliche Heimat“ zugrunde liegt, heißt
politeüma, ein staatliches Gemeinwesen, in dem man als Bürger registriert war
und seine bürgerliche Heimat hatte. „Der Staat“ des Christen ist ein
himmlischer, „verborgen mit Christus“, dem Haupt, in Gott. Wenn also das
Wesen der Gemeinde ein geistliches ist, so ist es doch verkleidet in
menschliche Leiber und offenbart sich in dieser Welt durch diese in einer
übernatürlichen Zusammengehörigkeit.
1,27A: „Allein: Führt den Lebenswandel als Glieder eines Gemeinwesens in
einer Weise, die der guten Botschaft des Christus würdig ist …“
Hier haben wir denselben Gedanken in der Tätigkeitsform. Paulus befiehlt:
„Politeüesthe!“, „Verhaltet euch, wie es Bürgern dieses himmlischen
Gemeinwesens geziemt.“
Schlatter übersetzt: „Nur verwaltet die Gemeinde so, wie es der Botschaft
des Christus würdig ist …“
Einige Sprachkenner meinen, zum Zeitpunkt dieses Schreibens hätte das
Wort seinen politischen Gesellschaftscharakter verloren und wäre gleich dem
Wort für „wandeln“. Andere sind überzeugt, der Gedanke an ein Gemeinwesen
schwinge immer noch mit. Selbst in der Ag 23,1 dürfte das der Fall sein:
„Paulus blickte den Hohen Rat unverwandt an und sagte: ‚Männer, Brüder!
Ich habe mich [als Glied unseres Volkes Gemeinwesens] mit allem guten
Gewissen vor Gott aufgeführt bis auf diesen Tag.’“ Schon das Wort „Brüder“
gibt an, dass hier ein Israelit zu Israeliten spricht. Wenn er nun als solcher
beurteilt werden soll, kann er bezeugen, dass er sich weder vor dem Volk noch
vor Gott hat zu Schulden kommen lassen.
Persönlich bin ich der Meinung, der Apostel hätte in Php 1 dieses Wort
bewusst gewählt im Blick auf seine Lage sowie die der Philipper. Diese waren,
als Bewohner einer römischen Kolonie, Bürger der Stadt Roms und des
Imperiums. Auch Paulus war kraft seines elterlichen Wohnsitzes vollgültiger
Bürger. Doch wurden beide, Paulus und die philippischen Christen, von ihren
staatlichen Mitbürgern bedrängt wegen des Evangeliums, der Botschaft von
Jesus Christus. An diesem Christus teilten sich nämlich die Geister des
römischen und des himmlischen Reiches, und zwar lebensbedrohlich. Der
Apostel in Rom und die Christen in Philippi standen „im selben Kampf“ (Php
1,30). Seine Leser sollten ihn zum Beispiel nehmen, sich wie Himmelsbürger
verhalten und zusammenstehen. Ihre Evangeliumsgemeinsamkeit war der
Gemeinsamkeit, die sie mit ihren irdischen Mitbürgern teilten, übergeordnet.
II: Die Gemeinde ist ein Volk aus den Völkern.
A: Einleitendes

Hier geht es um ihre Herkunft.
Die Menschen der Gemeinde kommen aus den verschiedensten Völkern der
Erde. Sie hat also universalen Charakter.
Die Völker der Welt werden in der Schrift in zwei Gruppen geteilt: Israel auf
der einen Seite, „die Völker“ auf der anderen. Die Heilsgemeinde Gottes
kommt aus beiden Teilen. Beides muss auch betont werden.
Wie Gott in dieser Hinsicht alles wunderbar geplant und gefügt hat, zeigt
sich auch in der geografischen Lage des Ursprungslandes des Evangeliums.
Israel liegt nämlich an einer Stelle, wo drei große Kontinente der Erde
zusammentreffen: Afrika, Asien und Europa.
B: Die Gemeinde kommt aus Israel.

In welchem Sinne?
1: In dem Sinne, dass ihre geistlichen Wurzeln in Israel liegen
a: Schriftstellen

Jh 4,22: „Ihr betet einen an, über den ihr nicht Bescheid wisst. Wir beten einen
an, über den wir Bescheid wissen, weil das Heil von den Juden ist.“
Rm 11,16-18: „Wenn der Erstling heilig ist, ist es auch die Teigmasse, und
wenn die Wurzel mit dem Stamm heilig ist, sind es auch die Zweige. Wenn
aber einige der Zweige ausgebrochen wurden und du, der du ein wilder Ölbaum
warst, unter sie eingepfropft und der Wurzel mit dem Stamm und der Fettigkeit
des Ölbaums mitteilhaftig wurdest, rühme dich nicht gegen die Zweige. Wenn
du dich aber gegen sie rühmst: Du trägst nicht die Wurzel mit dem Stamm,
sondern die Wurzel mit dem Stamm trägt dich.“
1Kr 10,1: „Ich will nicht, dass ihr darüber in Unkenntnis seid, Brüder, dass
unsere Väter alle unter der Wolke waren …“ „Brüder“ bezieht sich auf die
Gemeinde, „Väter“ auf Israel.
b: Hinweise

Eine Anzahl von Tatsachen weist auf diesen Ursprung der Gemeinde hin.
. Das Haupt der Gemeinde stammt aus Israel.
. Die Bibel stammt zum größten Teil aus Israel.
. Die ersten Boten stammen aus Israel.
. Die Synagoge der Israeliten war oft Raum der Bekehrung,
für Juden und für viele Heiden, oft Raum und Form der Gemeinde.
. Der Begriff Gemeinde stammt u. a. aus Israel, wie oben
bereits erwähnt.
. Der Ältestenbegriff kommt aus Israel.
. Die Taufe kommt aus Israel, im AT wie im NT.
. Der Ursprung des Herrnmahls ist gebettet im israelitischen
Passafest.
. Israel ist Bild von der Gemeinde: 1P 2,9; 1Kr 10,11:
„Vorbilder“; Rm 15,4.
. In Of 21,9-12 geht der Weg in die Gemeinde durch die
zwölf Stämme (Tore), über Gottes Handeln in diesem Volk – wie Jesus sagte:
„Das Heil kommt von den Juden.“
2: In dem Sinne, dass viele Israeliten den Messias annehmen
Die Gemeinde kommt aus Israel, wenn, wie es die Evangelien und die
Apostelgeschichte berichten, Menschen aus diesem Volk zu Jesus Christus und
so zu seiner Heilsgemeinde kommen. In den Jahren besteht die christliche
Gemeinde fast nur aus Israeliten.
3: Nicht aber in dem Sinne, dass das ganze Israel dabei wäre

Rm 9,1-6; 10,1-3.16-21; 11,7-10
C: „Aus Israel und den Völkern“ heißt: Gemeinde kommt nicht nur
aus Israel.
1: Der schriftliche Befund

. Bereits von den Propheten war dieses angesagt worden:
Ps 22,28A: „Des HErrn werden gedenken und sich zu ihm kehren alle Enden
der Erde …“
Jes 55,3-5: „Neigt euer Ohr, [Israel], und kommt zu mir! Hört, und eure
Seele wird leben! Und ich werde einen ewigen Bund mit euch machen, die
gewissen heiligen Gnadenerweisungen Davids, [die ihm verheißen waren].
Siehe! Ich habe ihn, [den Verheißenen des Bundes], den Völkerschaften zum
Zeugen gestellt, zum Fürsten und Gebieter von Völkerschaften. Siehe, du wirst
die aus den Völkern rufen, die du nicht kennst. Und die aus den Völkern, die
dich nicht kennen, werden zu dir laufen um des HErrn willen, deines Gottes,
und des Heiligen [Messias] in Israel, der dich herrlich gemacht hat.“
56,6-8: „Und Söhne der Fremde, die sich dem HErrn angeschlossen haben,
ihm zu dienen und den Namen des HErrn zu lieben, ihm zu leibeigenen
Knechten zu sein, jeden, der den Sabbat hält, dass er ihn nicht entweihe, und
die, die festhalten an meinem Bunde, diese werde ich zu meinem heiligen
Berge bringen und sich freuen lassen in meinem Bethause; … denn mein Haus
wird ein Bethaus genannt werden für alle Völker.
Spruch des Herrn, des HErrn, der die Ausgestoßenen Israels sammelt: ‚Zu
ihm, zu seinen Gesammelten, werde ich noch mehr hinzusammeln.’“

. Jesus kündigte an (Mt 9,17), der neue Wein werde neue
Schläuche benötigen, und seine Botschaft sei für alle Völker: Mt 24,14; 28,19;
Lk 24,47; Jh 10,16; 11,52.

. Wohl waren die ersten Christen Juden und immer noch der
Meinung, die mit Pfingsten eingetroffene Erneuerung gelte nur Israel. Die
Klärung blieb aber nicht lange aus: Ag 10; 11; 15; Rm 9,6-8; 15,10; Ga 3,14;
Eph 3,6:
„… dass die, die von den Völkern sind, gemeinsame Erben und gemeinsamer
Leib und gemeinsame Teilhaber seiner Verheißung in Christus Jesus seien
durch die gute Botschaft.“
2,11–19: Sie waren ohne Messias, ausgeschlossen von der Bürgerschaft
Israels. Jetzt aber sind sie nicht mehr Fremdlinge ohne Bürgerrecht, sondern
Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes.
2: Die Folgen für den israelitischen Christen
a: Ist der Jude, der Christ wird, kein Israelit mehr?

Sind für ihn „Christ“ und „Jude“ Gegensätze?
Ja: Ga 3,22:
„Die Schrift schloss jedoch alles unter die Sünde zusammen, damit die
Verheißung aus Glauben an Jesus Christus gegeben würde den Glaubenden.“
Zur Gemeinde gehören nur Christen, „die Glaubenden“.
Nein: Rm 11,1:
„Ich sage also: Verstieß Gott sein Volk? Das sei fern! – denn auch ich bin
ein Israelit aus dem Samen Abrahams …“ Juden dürfen sich immer noch zu
Jesus wenden, und wenn sie das tun, behalten sie ihre Volksbezeichnung. Im
Grunde wird ein Jude mit der echten Bekehrung zum Messias sogar zu einem
echten Juden:
Rm 2,17.26-29: „Sieh, du wirst Jude genannt und ruhst auf dem Gesetz und
rühmst dich Gottes … wird nicht … die Unbeschnittenheit von Natur, die das
Gesetz ausführt, dich richten, der du bei Geschriebenem, [beim Gesetz], und
Beschneidung ein Übertreter des Gesetzes bist? – denn nicht der [Jude], der es
im Sichtbaren ist, ist Jude, noch ist die [Beschneidung], die es im Sichtbaren
ist, im Fleisch, Beschneidung, sondern der [Jude], der es im Verborgenen ist,
ist Jude, und Beschneidung ist die des Herzens, im Geist, nicht im
Geschriebenen, [im Gesetz]. Eines solchen Lob ist nicht von Menschen,
sondern von Gott.“
11,24: „… denn, wenn du von dem von Natur wilden Ölbaum abgeschnitten
und wider die Natur in einen edlen Ölbaum eingepfropft wurdest, wie viel mehr
werden diese, die natürlichen Zweige, in ihren eigenen Ölbaum eingepfropft
werden …“
b: Dürfen Judenchristen sich in eigenen Gemeinden
versammeln?

In der Ag 19,1-7 wird ein Ereignis berichtet, das hier wegweisend sein könnte.
Paulus führt jüdische Männer zu Jesus, tauft sie, aber der Heilige Geist hat sich
zurückgehalten, ist nicht, wie üblich, bei der Bekehrung gekommen. Wie in der
Ag 8 scheint er die Aufmerksamkeit auf etwas lenken zu wollen: dass
Judenchristen keine Insel für sich bilden sollen.
c: Dürfen Judenchristen sich mit ihrem Volk identifizieren?

Ja, so lange sie dabei keinen Schatten auf den Messias werfen. Sie dürfen sich
nicht z. B. wieder unter das Gesetz stellen.
D: Die Gemeinde kommt aus allen Völkerteilen.

D. h.:
1: Aus allen Völkerfamilien

Drei besondere Bekehrungsberichte in der Apostelgeschichte bringen dieses
zum Ausdruck (bedenken wir, dass Noahs drei Söhne, nach 1M 10 u. 11, die
Urväter der heutigen Erdbevölkerung sind):
. Ag 8: die Bekehrung eines Sohnes Hams
. Ag 9: die Bekehrung eines Sohnes Sems
. Ag 10: die Bekehrung eines Sohnes Japhets
Mit diesen Berichten hat Lukas gezeigt, wie die Christusbotschaft von Israel
aus zu den drei großen Menschheitsfamilien kam.
2: Aus allen Völkerstämmen

Of 5,9: „Und sie singen ein neues Lied, dessen Worte lauten: ‚Du bist würdig,
das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen, weil du geschlachtet wurdest
und uns für Gott erkauftest mit deinem Blut – aus jedem Stamm und jeder
Sprache und Volksschar und jedem Volk …’“
3: Aus allen Volksschichten

Ag 2,17.18; 13,1; 1Kr 1,26-29; Ga 3,28; Kol 3,11
Das heißt: Keiner soll übersehen werden! Jeder soll es hören.
III: Gemeinde ist ein Volk nebst anderen Völkern.

Hier geht es um die Abgrenzung der Gemeinde.
1Kr 10,32; 1P 2,9: „ein erwähltes Geschlecht“, nicht „das“. Was bedeutet
dieses?
A: Gemeinde ersetzt nicht Israel.
1: Einleitendes

Gemeinde ist nicht Israel, auch wenn viele der Gemeinde aus ihm kommen,
auch nicht das „neue Israel“.
Folgende Bemerkungen Luthers zu Jes 2 geben die Haltung vieler Ausleger
wieder: „Also handelt dieses Capitel von nichts anders, als daß es das geistliche
Reich Christi beschreibet, in welchem er durchs Wort hin und wieder
regieret… Es irren auch die Juden, welche auf ein leibliches Reich ihres Meßiä
warten. … jedoch sind alle diese prächtige Verheissungen geistlicher Weise
anzunehmen, daß nemlich die Kirche sey ein über alle andere Berge erhöheter
und bevestigter Berg, aber im Geist.“35
Israel hat als Verheißungsvolk Gottes immer noch seine
Existenzberechtigung. In diesem Sinne löst die Gemeinde Jesu Israel nicht ab.
Gott hat noch seine Absichten mit diesem Volk. Nur sollte man vorsichtig sein:
Dieses Volk Israel wird noch aufgeteilt werden in zwei Teile: Ein Teil geht
unter und verloren; der andere kommt zur Umkehr und zur Gemeinde. In
diesem Sinne hat Israel noch eine Bestimmung. In der Ewigkeit wird es dann
nur noch ein einziges Volk Gottes geben.
2: Für Paulus gibt es Gemeinde und Israel.

Gemeinde Jesu und Israel existieren nach ihm nebeneinander.
Ag 13,26: Wenn nur die in der Gemeinde Kinder Abrahams sind, warum
bezeichnet Paulus hier denn seine irdischen Volksgenossen so?
Rm 9,6: Israel wird in zwei geteilt.
Rm 11,1: Hier ist vom irdischen Israel die Rede.
V. 5 u. 7 sprechen von einem zweiteiligen Israel.
V. 13-16: Israel steht neben der Gemeinde.
Siehe auch Rm 11,28–32; 2Kr 3,14-16.
In Rm 15,8-12 kann der Apostel sogar die Christen aus Israel und die aus
den Völkern unterscheiden, was kaum verständlich wäre, wenn nur die
Gemeinde als solche das neue Israel wäre.
3: Dass Gemeinde und Israel nicht identisch sind, wird durch
andere Stellen nicht bestritten.
. Mt 8,11 lehrt nicht, dass die Gemeinde zu Israel wird.
Verworfen wird Israel schon (Mt 21,43; Rm 11,8-10), nur nicht für immer: Rm
11,15-24.
. In Rm 2,28 steht nicht: „… denn nicht der Mensch, der es im
Sichtbaren ist, ist Jude.“ Auch steht nicht in V. 29: „… der Mensch, der es im
Verborgenen ist, ist Jude“, schon gar nicht: „… der Christ, der …“ Im Auge hat
Paulus hier weder Menschen im Allgemeinen noch Christen im Besonderen,
sondern Juden, die er ab V. 17 im Besonderen anspricht. Es ist der Jude, der es
im Verborgenen ist, im Herzen, der wirklich Jude ist. Der Jude, der es nur im
Sichtbaren ist, hat sein Recht auf Zugehörigkeit zum Volke Gottes verwirkt.

35 Luther, Martin: Luthers Werke. In einer das Bedürfnis der Zeit berücksichtigenden Auswahl.
Viertes Bändchen; Hamburg: bey Friedrich Perthes, 1826; S. 14-17
Das hatten aber die alttestamentlichen Propheten schon lange zuvor gesagt,
die Israel in einen größeren biologischen und einen inneren Kreis echter
Israeliten aufteilten.
In Ps 73,1 heißt es: „Israel hat dennoch Gott zum Trost …“ Welches Israel?
„– wer nur reines Herzens ist.“ Vgl. auch Ps 1; 15; 24,3-6; Jh 8,39.40; Rm 9,7-
9; Ga 4,27.28; Jk 1,1.
. Für Paulus bedeutet sein Christ Gewordensein nicht die
Aufhebung seines Judeseins.
Es ist gerade anders: Dass er als Israelit zu Jesus finden durfte, ist für ihn ein
handfester Beweis, dass mit Eintreten des neuen Zeitalters des Messias Gott
sein alttestamentliches Volk nicht gänzlich verstoßen hatte:
Rm 11,1: „Ich sage also: Verstieß Gott sein Volk? Das sei fern! – denn auch
ich bin ein Israelit aus dem Samen Abrahams, vom Stamme Benjamin.“
„Israel“ wird in Rm 11 also nicht neu definiert. Das Israel, das am Ende
angenommen wird, ist in Jr 32,42 gekennzeichnet:
„So spricht der Herr: Wie ich dieses große Urteil, alles, über dieses Volk
gebracht habe, so will ich auch alles Gute über sie bringen, das ich über sie
rede.“
. Rm 4,9-18; Ga 3,7.14.29; 4,28 sprechen nicht von einem
Ersetzen, sondern besagen, dass Glaubende außerhalb Israels zusammen mit
Glaubenden in Israel das messianische Volk ausmachen. Vgl. Rm 11,17.
. Ga 6,16 steht nicht, dass die Gemeinde das Israel Gottes ist.
Wenn Paulus anderswo, wie es im AT geschah, sein Volk in zwei Kreise geteilt
hat, werden wir auch hier an den inneren Kreis des wahren Israels zu denken
haben, nämlich an diejenigen Israeliten, die Christen geworden waren. Ga 6,16
ist im Sinne von Jh 1,47 aufzufassen und steht im Gegensatz zu 1Kr 10,18.
. Eph 2,12-15 besagt nicht, dass die Gemeinde zur
„Bürgerschaft Israels“ geworden ist.
V. 19: „So seid ihr also [die ihr (V. 11) früher von den Völkern wart’] …
Mitbürger der Heiligen [des inneren Kreises echter Israeliten]“.
. Php 3,3: „… denn wir sind die Beschneidung, die wir im
Geiste Gott in Verehrung dienen und uns rühmen in Christus Jesus und nicht
auf Fleisch vertraut haben …“ Man darf in das „wir“ nicht mehr hineinlegen als
notwendig. Paulus und viele seiner Mitarbeiter und Freunde waren glaubende
Juden.
. Auf 1P 2,9 wurde bereits hingewiesen. Of 2,9; 3,9 sprechen
von den Israeliten, die nicht zum inneren Kreis gehören, zu den
Messiasgläubigen.
B: Gemeinde ist auch nicht identisch mit denen, die aus den Völkern
sind.
1: Das zeigt sich an den Stellen, in denen der Begriff für
Gemeinde von dem für Menschen aus den Völkern unterschieden wird.

1Kr 10,32; 12,2 („wart“); Eph 2,11 („früher“); 4,17; 1P 2,12.
2: Wie sind dann aber die Stellen aufzufassen, in denen Gläubige
als Menschen aus den Völkern bezeichnet werden?

Rm 11,13: „… denn euch, die ihr von den Völkern seid, sage ich: Insofern ich
der Apostel bin derer, die von den Völkern sind, verherrliche ich meinen Dienst
…“
Eph 3,1: „Deswegen ist es, dass ich, Paulus, Gebundener Christi Jesu für
euch, die ihr von den Völkern seid …“
In solchen Stellen wird eben offenbar, dass mit dem Kommen des Messias
und dem Bilden des neuen Volkes Gottes die völkische Identität der Gerufenen
an und für sich nicht aufgehoben ist, wie bei Israel so auch bei denen aus den
Völkern nicht. Es ist nämlich der innere Mensch, der, verwandelt, zur neuen
Welt gehört.
3: Dass Gemeinde nicht identisch ist mit denen, die aus den
Völkern sind, ist an den Stellen zu erkennen, in denen die Gemeinde nicht
losgelöst von Israel zu betrachten ist.

Rm 1,16 gilt heute noch; 11,25: „zum Teil“; ebenso alle Stellen, die bezeugen,
dass Gemeinde aus Juden und Nichtjuden besteht (z. B. 1Kr 1,24; 12,13; Ga
2,15).
g. Die Gemeinde ist ein Königreich.

Weil der Messias ein König ist, ist das messianische Volk auch ein Königreich.
I: Einleitendes

Allerdings ist die Gemeinde nur eine Form des göttlichen Königreiches. Gott
ist wohl allgegenwärtig und somit seine Herrschaft; doch darf man von der
Schrift her von folgenden Formen der Königsherrschaft Gottes sprechen:

. Gottes geschichtliche Herrschaft in drei konzentrischen Kreisen
- Seine Königsherrschaft im Himmel über alles: Ps 103,19
- Seine allgemeine Königsherrschaft auf Erden: Ps 24; 47,3.8.9
- Sein Königreich in Israel: 2M 19,6; 1S 8,7; Ps 47,7; 89,19
. Gottes verheißenes Königreich
- Angesagt und begonnen zur Zeit des AT: Ps 2,6-12; 93,1; 96,10;
Jes 32,1; Jr 23,5
- Zuerst verwirklicht in der Person Jesu Christi: Mt 13,45.46; Mk
11,10; Lk 17,20.21; 1Kr 15,25
Da Gott, der Vater, auch als König regiert (Mt 22,2), ist der Sohn Co-Regent
mit ihm.
Weil Jesus König ist, ist mit ihm auch das erwartete Königreich in der Form
einer Königsherrschaft da. Wo immer er hinkommt, beherrscht und regiert er
die Szene mit Wort und mit Tat. Selbst auf dem Weg in den Tod verläuft alles
nach seinem Willen. Vgl. Jh 18,1-9.
Nach Mk 9,1 u. Lk 9,27 geht es beim Begriff Königreich in Mt 16,28 um die
Person Jesu. Und nach der Ag 1,3-5.6-8; 2,30-36 dürfte bei der Erfüllung an
seine Auferstehung und an Pfingsten zu denken sein.
- Dann dehnt es sich aus auf die Gemeinde Jesu Christi,
- später auf die ganze Erde im tausendjährigen Reich. Am Kreuz
hat Israel Gott als seinen König verworfen. Deshalb hat Gott auch sein Volk
verworfen, aber nicht auf ewig und nicht ganz. Im tausendjährigen
Friedensreich wird die Königsherrschaft Gottes auf der Erde wieder
aufgerichtet sein. In diesem Reich wird die Gemeinde mitherrschen, aber es
wird größer sein als die Gemeinde. So muss also auch jenes Königreich
unterschieden werden vom Königreich Gemeinde.
- Die Endform: Gottes endgültige Allherrschaft: Mt 25,34; Lk
12,31.32; 22.29.30; Ag 14,22; 1Kr 15,24; Eph 5,5; 1Th 2,12; 2Tm 4,18; Heb
12,28; 2P 1,11
II: Hinweise auf die Gemeinde als Königreich
A: Die Heilsbotschaft, durch welche die Gemeinde entsteht, ist
Botschaft vom Königreich.

Verkündigung des Königreiches ist Verkündigung der guten Botschaft von
Jesus Christus. Gemeinde entsteht durch die missionarische Kunde von
Christus. Diese ist die Botschaft vom Königreich. Daher heißt sie auch die
Botschaft von der Rettung.
Mt 7,19–23: „Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer getan. Also! An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Nicht jeder,
der zu mir sagt: ‚Herr, Herr’, wird in das Königreich der Himmel eingehen,
sondern der, der den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist.
Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: ‚Herr, Herr, weissagten wir nicht
durch deinen Namen, und trieben wir nicht durch deinen Namen Dämonen aus,
und taten wir nicht durch deinen Namen viel Kräftiges?’
Und dann werde ich ihnen bekennen: ‚Nie kannte ich euch. Fort von mir, ihr,
die ihr Gesetzlosigkeit wirkt!’“ V. 21 macht klar, dass es sich um das
Königreich des Himmels handelt. Sie nennen ihn „Herr, Herr“, d. h., einen
Herrschenden.
Ag 28,30.31: Die Botschaft von Paulus ist die Botschaft des Evangeliums,
identisch mit der Botschaft von der Königsherrschaft Jesu Christi.
B: Gerettet zu werden heißt, in das Königreich einzutreten.

So in Mt 19,23–26. Gerettet zu werden heißt aber auch, in die Gemeinde zu
treten. In das Königreich einzutreten heißt daher, in die Gemeinde einzutreten.
Mt 9,35: Jesus verkündet die gute Botschaft vom Königreich, damit
Menschen gerettet werden.
Lk 16,16: Bis Johannes war Weissagung; ab jetzt ist Erfüllung. Jetzt ist das
Königreich da. Jetzt ist das Heil da. Jetzt können Menschen wirklich gerettet
werden.
Ag 19,8–10: Paulus verkündete das Evangelium vom Königreich Jesu: ‚Jesus
ist König. Kommt, unterstellt euch seiner Herrschaft! Dann werdet ihr gerettet.'
Gerettet zu sein heißt, unter die Königsherrschaft Jesu zu kommen. Wenn
Paulus evangelisiert, damit Menschen gerettet werden und in das Königreich
Gottes kommen, verkündet er die Botschaft vom Königreich. Dadurch entsteht
Gemeinde.
Kol 1,13: „… der uns aus der regierenden Macht der Finsternis befreite und
uns versetzte in das Königreich des Sohnes seiner Liebe.“ Das Wort Königreich
bringt zum Ausdruck, dass Jesus der Herr des Königreiches ist. Jesus ist in
seiner Gemeinde König.
Das Heil bringt ins Königreich. In das Königreich einzutreten heißt, gerettet
zu werden. Gemeinde ist die Schar der Geretteten. Das Königreich, in welches
man hineingerettet wird, ist die Gemeinde.
C: In der Nachfolge Jesu zu stehen, heißt, im Königreich Gottes zu
sein.

1P 2,9: „Aber ihr seid ein erwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft,
ein heiliges Volk, ein Volk zum Eigentum, um kund werden zu lassen die
Lobenswertigkeiten dessen, der euch aus der Finsternis rief in sein wunderbares
Licht.“
Lk 9,59.60.62: „Er sagte aber zu einem anderen: ‚Folge mir!’
Aber der sagte: ‚Herr, gestatte mir, zuerst hinzugehen und meinen Vater zu
begraben.’
Jesus sagte zu ihm: ‚Lass die Toten ihre Toten begraben. Gehe du hin und
verkünde das Königreich Gottes.’ …
Jesus sagte zu ihm: ‚Niemand, der seine Hand an den Pflug gelegt hat und
nach hinten blickt, ist passend für das Königreich Gottes.“
Of 1,9: „Ich, Johannes, der auch euer Bruder ist und Mitteilhabender an der
Bedrängnis und an dem Königreich Jesu Christi und der Ausdauer für ihn, ich
war auf der Insel, die Patmos genannt wird, wegen des Wortes Gottes und
wegen des Zeugnisses Jesu Christi.“
Ps 23,1 und Rm 8,28 setzen die Herrschaft Gottes in seinem Volk im
Besonderen und in der Schöpfung im Allgemeinen voraus. Wir haben einen
Gott, an den man sich mit Zuversicht wenden kann. Als Alleinherrscher ist er
imstande, Umstände zu ändern.
D: Der Raum der Gemeinde ist Königreich Gottes.

Kol 4,10.11: Aristarchus und Markus sind Mitarbeiter für die Sache, die Paulus
betreibt, das Königreich Gottes. Sie arbeiten an diesem Königreich, sind
bemüht, Menschen unter die Herrschaft Christi zu bringen. In der Gemeinde zu
sein, heißt darum, im Königreich Gottes zu sein.
Rm 14,16.17: „Lasst also euer Gutes nicht verlästert werden, denn das
Königreich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und
Friede und Freude im Heiligen Geist.“ Die Christen in Rom sind Königreich;
und sie sollen darauf achten, dass sie nicht ein falsches Bild von ihm abgeben.
Es geht in erster Linie nicht um irdische Werte, sondern um geistliche. Es geht
um die Christusähnlichkeit. Die ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im
Heiligen Geist. Da ist Königreich Gottes; da herrscht Christus als König.
1Kr 4,19.20: Das Königreich Gottes besteht nicht lediglich in Worten,
sondern in Kraft, die auf die Worte folgt, Worte, die kraftgeladen sind, die von
Charakter sprechen. Die Sache des Evangeliums in Korinth ist Königreich, also
die Gemeinde.
E: Die Lebensregel der Gemeinde ist das königliche Gesetz.

Jk 2,8: Das Gesetz des Königreiches Christi ist ein sehr gnädiges und
wunderbares: das Wort Gottes, das Evangelium. Übrigens ist Jakobus Hebräer,
und das hebräische Wort für Gesetz ist Tora, was Weisung bedeutet, sowohl
Unterweisung als Anweisung. In diesem Sinne hieß bereits das ganze AT Tora
oder „Gesetz“. In 2,8 deutet Jakobus an, was Paulus und der Hebräerschreiber
deutlich zum Ausdruck bringen: Das Alte hat einer neuen Ordnung Platz
gemacht, dem Evangelium, das ebenfalls Tora genannt werden kann, das
Gesetz des königlichen Messias.
Vgl. 1Kr 9,21; Ga 5,24.25: „Aber die, die Christus gehören, kreuzigten das
Fleisch mit den Leidenschaften und Begierden. Wenn wir durch den Geist
leben, sollen wir uns auch durch den Geist ausrichten [weil er als Gott unser
Herrscher ist].“
F: Das zukünftige Weltreich nimmt mit der Gemeinde heute schon
Form an.

Heb 1,5.6: Das Wort im Grundtext, das hier mit Weltreich wiedergegeben
werden kann, lautet oikumenee, „Ökumene“. Dieses spricht von einem Reich,
einem Imperium (vgl. Lk 2,1), in diesem Fall von dem Reich der Welt, in dem
Menschen herrschen.
Oikumenee heißt soviel wie „Hausbleibe“ (oikos = Haus, menein = bleiben, das
Substantiv monee = Bleibe). Es ist ein Wort, dem der Philosoph Aristoteles besondere
Bedeutung gegeben hat. Er träumte nämlich davon, dass alle Völker unter ein Dach
kommen sollten, in einem Haus verbleiben.
Zu seiner Zeit (der zwischen Altem und Neuem Testament) war Philippus König von
Makedonien, im Nördlichen von Griechenland. (Dieses Land ist von Zeit zu Zeit
verschieden aufgeteilt gewesen. Der südliche Teil hieß Achaia, der nördliche
Makedonien. Zu gewissen Zeiten konnten diese beiden eine Einheit bilden, zu anderen
Zeiten aber zwei verschiedene Länder. Auch die Prägung der Bevölkerung war
verschieden. Zum Beispiel hatten in Makedonien die Frauen mehr Freiheit. Sie kamen
mehr zur Geltung und hatten mehr zu sagen als im Süden.)
Der König Philippus hatte nun einen heranwachsenden Sohn namens Alexander.
Dieser hatte zum Lehrer Aristoteles, den Philosophen, der ein Schüler Platons gewesen
war und davon träumte, dass eines Tages alle Völker unter einem Dach leben, ein großes
Volk bilden sollten – ein Traum, der bis heute nicht aufgegeben worden ist.
Alexander, Schüler des Aristoteles, hat diesen Gedanken aufgegriffen. Er war noch ein
Jüngling, als er König wurde. Als ausgezeichneter Stratege und Kämpfer fing er an, die
Welt zu erobern. Er war es, der zum ersten Mal die Weltherrschaft (die oikumenee) von
Asien nach Europa brachte.
Er schuf ein riesiges Reich, in dem Griechisch gesprochen wurde, von Asien bis nach
Rom (auch hier wurde – nebst Lateinisch – Griechisch gesprochen). Sie war die Sprache
des Imperiums, der oikumenee – oder: der „Gemeinde“, der „ekkleessia“. Das ganze
Imperium war eine große Gemeinde, wo jeder seinen Platz hatte.
An einigen Stellen der Schrift handelt es sich beim Wort oikumenee um das
menschliche Reich schlechthin oder um ein Imperium, das Menschen regieren
– das Imperium Roms z. B., das Imperium Griechenlands oder das endzeitliche
antichristliche Reich. Es kann aber auch das Gottesreich sein.
In Heb 2,5 heißt es: „… denn nicht [himmlischen] Boten unterordnete er das
Weltreich, das kommen sollte, von welchem wir reden.“ Hier ist von einem
Weltreich die Rede, das im Raum von dem von 1,6 errichtet werden wird.
Wenn Jesus Christus zu dieser Welt, wo Menschen die Herrschaft übernommen
haben, wiederkommt, wird er sein Weltreich aufrichten. Dieses wird dem
Menschensohn Jesus unterstellt sein – und uns: Vgl. 2,6–10. Wir werden dann
höher gestellt sein als die Engel und in diesem Reich mitherrschen. Es wird mit
Jesus in das Reich der Menschen (1,6) kommen, wenn Gott den Erstgeborenen
in die oikumenee dieser Welt führen wird. Dann sollen ihn alle Engel anbeten.
Vorhanden ist dieses neue Weltreich bereits. Es ist jedoch noch nicht als
solches erkennbar. Der Schreiber sagt in 2,5 (beachten wir, dass die V. 1–5
einen Satz bilden und erst mit V. 6 der neue Abschnitt beginnt): Wir sprechen
von diesem Weltreich, das jetzt schon (durch die Verkündigung der
Heilsbotschaft) Form annimmt. Gerettet zu werden bedeutet ja, unter die
Königsherrschaft Jesu Christi zu kommen.
III: Dieses Königreich ist eine Gabe.
Das bedeutet zweierlei: Der Eintritt ist kostenfrei, und es gilt als ein Vorrecht,
dazuzugehören.
Das Königreich Gottes ist eine Gabe, die aus dem Himmel kommt, zu uns
Menschen, die wir eingeladen werden, in seine königliche Gemeinschaft zu
treten: Mt 22,2.3A.
Mt 21,43: „Das Königreich Gottes wird … einem Volk gegeben werden …“
25,34: „Dann wird der König zu denen zu seiner Rechten sagen: ‘Kommt
her, ihr von meinem Vater Gesegneten! Erbt das Königreich, das von
Gründung der Welt an euch bereitet war …“
Mk 10,14M.15: „Lasst die Kindlein zu mir kommen und wehrt ihnen nicht,
denn solcher ist das Königreich Gottes. Wahrlich! Ich sage euch: Wer irgend
das Königreich Gottes nicht annimmt wie ein kleines Kind, wird keinesfalls in
dasselbe eingehen.“
Lk 12,32: „Fürchte dich nicht länger, du kleines Herdchen, weil euer Vater
Wohlgefallen hatte, euch das Königreich zu geben.“
22,29: „Und ich vermache euch, so wie mir mein Vater vermachte, ein
Königreich …“
In welchem Sinne „schenkt“ Gott sein Königreich?
. Als allmächtiger König befreit er von der bösen Herrschaft.
. Als allgütiger König schafft er freundliche Lebensbedingungen: Fürsorge
sowie Schutz vor jeglicher Gefahr.
2Tm 4,18: „Und der Herr wird mich von jedem bösen Werk befreien und
mich bewahren für sein himmlisches Königreich, dem die Herrlichkeit
[gebührt] in alle Ewigkeit.“
IV: In diesem Reich darf ausnahmsweise jeder König sein.

Rm 5,17: „… denn, wenn infolge des Fehltrittes des Einen der Tod durch den
Einen als König herrschte, vielmehr werden die, die das Übermaß der Gnade
und des Gerechtigkeitsgeschenkes empfangen, im Leben als Könige herrschen
durch den Einen: Jesus Christus.“
Of 1,6A: „… auch machte er uns zu Königen und zu Priestern für seinen
Gott und Vater.“
Of 5,10A: „… und uns machtest zu Königen und Priestern für unseren Gott.“
V: Das Königreich der Gemeinde mündet eines Tages in die ewige
Königsherrschaft Gottes.

2Tm 2,12; 4,18; Heb 12,28; Jk 2,8.5; 2P 1,11; Of 5,10
h. Die Gemeinde ist eine Schar von Kämpfern.
I: Eine Schar von Wettkämpfern

1Kr 9,24–27: „Jeder Wettkämpfer übt in allem Selbstbeherrschung. Nun tun
jene es, damit sie eine vergängliche Krone bekommen, aber wir für eine
unvergängliche. Ich laufe daher so: nicht wie ein Ungewisser. Ich führe einen
Faustkampf: nicht wie einer, der die Luft schlägt, sondern ich behandle meinen
Leib wie ein Faustkämpfer, der seinen Gegner pausenlos anfährt, und mache
ihn zu einem leibeigenen Knecht, um nicht, nachdem ich anderen verkündet
habe, selbst verwerflich zu werden, weil ich die Probe nicht bestanden hätte.“
Php 1,27: „Allein: Führt den Lebenswandel als Glieder eines Gemeinwesens
[nach 3,20 das himmlische] [in einer Weise] die der guten Botschaft des
Christus würdig ist, damit, ob ich komme und euch sehe oder abwesend bin, ich
von euch höre, dass ihr fest steht in einem Geist, mit einer Seele zusammen
ringt und kämpft in dem Glauben an die gute Botschaft …“
2Tm 2,5: „Und auch, wenn jemand wettkämpft, wird er nicht mit dem
Siegeskranz gekrönt, wenn er nicht nach den Regeln wettkämpft.“
Kol 1,29: „… dahin ich auch arbeite, wobei ich ringe nach seinem Wirken,
das in mir wirkt in Kraft.“
Heb 12,1: „Ja, so lasst denn also auch uns, da wir eine so große Wolke von
Zeugen haben, die uns umgibt, nach Ablegung alles Beschwerenden und der
gern umstrickenden Sünde mit Ausdauer laufen in dem Wettlauf36
, der vor uns
liegt …“
II: Eine Schar von Kriegskämpfern

Eph 6,11–17
Rm 13,12: „Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag hat sich genaht. Lasst
uns also die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts
anziehen.“
2Kr 10,3–5: „… denn wobei wir im Fleisch wandeln, kämpfen wir nicht
nach dem Fleisch –, denn die Waffen unserer Kriegführung sind nicht
fleischlich, sondern kräftig durch Gott zum Stürzen von Festungen – wobei wir
Vernunftschlüsse stürzen und jede Höhe, die gegen die Kenntnis Gottes
erhoben wird, und jeden Gedanken gefangen nehmen in den Gehorsam Christi
…“
1Th 5,8: „Da wir aber des Tages sind, lasst uns nüchtern sein als solche, die
angezogen haben die Brustwehr des Glaubens und der Liebe und als Helm die
Hoffnung des Heils.“
2Tm 2,3.4: „Erleide du also mit das Üble wie ein rechter Soldat Christi Jesu.
Keiner, der Soldatendienst leistet, verwickelt sich in Angelegenheiten dieses
Lebens, damit er dem, der ihn in den Dienst aufnahm, gefalle.“
III: Eine Schar von Überwindern

Rm 8,37: „Jedoch in diesem allem sind wir überlegene Sieger durch den, der
uns liebte.“
2Tm 4,7.8A: „Ich habe den edlen Kampf gekämpft. Ich habe den Lauf
vollendet. Ich habe den Glauben bewahrt. Hinfort liegt die Krone der
Gerechtigkeit für mich bereit.“
1Jh 5,4.5: „… weil alles, das von Gott geboren ist, die Welt überwindet. Und
dieses ist der Sieg, der die Welt überwand: unser Glaube. Wer ist es, der die
Welt überwindet, wenn nicht der, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?“

36 Vgl. Erich Sauer: In der Kampfbahn des Glaubens; Wuppertal: Brockhaus, 1952
i: Die Gemeinde ist eine Schar von leibeigenen Knechten.
. Das Vorrecht, „meine Gemeinde“ zu sagen, hat Gott sich vorbehalten.
M. W. wagt in der Schrift niemand außer einem, so zu sprechen, auch nicht von
der Gemeinde am Ort.
Der Sohn Gottes erklärt (Mt 16,18): „Ich werde meine Gemeinde bauen …“
Diese besteht aus den „Seinen“ (Jh 13,1; 2Tm 2,19). Sie sind „ein Volk zum
Eigentum“ (1P 2,9).
. Eigentum Gottes ist die Gemeinde, weil er sie erkauft hat.
Ag 20,28E: „… Gemeinde Gottes, die er durch das eigene Blut erwarb …“
1Kr 6,19.20: „Oder wisst ihr nicht, dass … ihr nicht euch selbst gehört? –
denn ihr wurdet um einen Preis erkauft. [Die Konsequenz:] Verherrlicht ja Gott
in eurem Leibe und in eurem Geiste, welche Gottes sind!“
7,23: „Ihr seid um einen Preis erkauft. [Darum:] Werdet nicht der Menschen
leibeigene Knechte.“
1P 1,18.19: „… in dem Wissen, dass ihr nicht mit Verderblichem, mit Silber
oder Gold, losgekauft wurdet von eurer eitlen, von den Vätern überlieferten
Lebensführung, sondern mit kostbarem Blute, als eines fehlerlosen und
unbefleckten Lammes, dem Blute des Messias …“

. Darum heißen sie auch leibeigene Knechte.
Lk 17,10: „So auch ihr, sobald ihr alles, was euch angeordnet ist, getan habt,
sagt: Wir sind unnütze leibeigene Knechte; wir haben getan, was zu tun wir
schuldig sind.“ Siehe auch 12,35-48.
Jh 13,16: „Wahrlich! Wahrlich! Ich sage euch: Ein leibeigener Knecht ist
nicht größer als sein Herr, auch ist ein Gesandter nicht größer, als der, der ihn
schickte.“
15,20: „Gedenkt des Wortes, das ich euch gesagt habe: Ein Leibeigener ist
nicht größer als sein Herr. Verfolgten sie mich, werden sie auch euch
verfolgen; bewahrten und hielten sie mein Wort, werden sie auch das eure
bewahren und halten.“
Ag 2,18: „Ja, auch über meine leibeigenen Knechte und leibeigenen Mägde
werde ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen …“
Rm 6,16–22: „Das sei fern! Wisst ihr nicht, dass, wem ihr euch als
leibeigene Knechte zum Gehorchen zur Verfügung stellt, dessen leibeigene
Knechte ihr seid, dem ihr gehorcht, ob der Sünde zum Tode oder [Knechte] des
Gehorchens zur Gerechtigkeit? Aber Gott sei Dank, dass ihr leibeigene
Knechte der Sünde wart, aber von Herzen gehorchtet dem Muster der Lehre,
dem ihr übergeben wurdet. Nachdem ihr aber von der Sünde frei gemacht
wurdet, wurdet ihr der Gerechtigkeit als leibeigene Knechte dienstbar. Ich
spreche auf menschliche Weise wegen der Schwachheit eures Fleisches; denn
so, wie ihr eure Glieder als leibeigene Knechte zur Verfügung stelltet der
Unreinigkeit und der Gesetzwidrigkeit zur Gesetzwidrigkeit, so stellt nun eure
Glieder als leibeigene Knechte zur Verfügung der Gerechtigkeit zur Heiligung,
denn als ihr leibeigene Knechte der Sünde wart, wart ihr frei von der
Gerechtigkeit. Was hattet ihr damals also für Frucht? – Dinge, über die ihr euch
nun schämt, denn das Ende derjenigen ist der Tod. Nun aber, von der Sünde
frei gemacht aber Gottes leibeigene Knechte geworden, habt ihr eure Frucht zur
Heiligung, als Ende aber ewiges Leben …“
7,6M: „Und so sollten wir Leibeigenendienst tun im Neuen, im [Heiligen]
Geist, und nicht im Älteren, im [Gesetzes]Schreiben.“
14,4A: „Wer bist du, der du über eines anderen Hausknecht urteilst? Er steht
oder fällt vor dem eigenen Herrn.“
1Kr 7,22E: „Desgleichen ist der gerufene Freie ein leibeigener Knecht
Christi.“
Eph 4,8: „Darum sagt er: ‚Als er in die Höhe aufgestiegen war, führte er
Gefangenschaft gefangen und gab den Menschen Gaben.’“ Christen sind aus
einer zerstörerischen Knechtschaft in eine heilsame Bindung gekommen.
6,6: „… nicht mit Augendienerei als Menschen Gefällige, sondern als
leibeigene Knechte Christi, die von Herzen den Willen des Herrn tun.“
Kol 3,12.24; 4,1: „Es sei also von euch als Erwählten Gottes, Heiligen und
Geliebten angezogen herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut,
Geduld, … wissend, dass ihr vom Herrn als Vergeltung das Erbe empfangen
werdet, denn ihr leistet Leibeigenendienst dem Herrn Christus … Herren,
gewährt den leibeigenen Knechten das, was gerecht ist, und das, was gleich,
wissend, dass auch ihr einen Herrn in den Himmeln habt.“
1P 2,16: „… als Freie und nicht als hättet ihr die Freiheit zum Deckmantel
der Bosheit, sondern als leibeigene Knechte Gottes.“
Of 7,3: „Schädigt nicht die Erde noch das Meer noch die Bäume, bis wir die
leibeigenen Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen versiegeln!“
11,18A: „Und die Völker waren zornig, und dein Zorn ist gekommen, auch
die Zeit der Toten, um gerichtet zu werden, und die Zeit, den Lohn zu geben
deinen leibeigenen Knechten …“
19,2M: „… und er rächte das Blut seiner leibeigenen Knechte an ihrer
Hand.“
 
Sulzbacher 25.05.2022 21:17
Die Gemeinde in Bildern aus dem Bereich der Natur
a. Die Gemeinde ist eine Herde.
. Die Herde ist ein recht altes Bild für die menschliche Gesellschaft.
Bereits der griechische Schriftsteller Homer hatte Könige als Hirten des Volkes
bezeichnet. Auch in der Heiligen Schrift findet sich dieses Bild schon früh.
2S 24,17: „Und als er den Boten, der das Volk schlug, sah, sagte David zu
dem HErrn: ‚Siehe! Ich habe gesündigt! Ja, ich habe die Missetat getan! Und
diese, die Herde, was haben die getan?’“
Ps 74,1M: „Gott, warum hast du uns für immer verstoßen? Dein Zorn raucht
gegen die Herde deiner Weide?“
Ps 100: Gott ist der große Hirte. Die Israeliten sind Schafe seiner Herde.
Mt 2,3-6: Auf Anfrage des Herodes teilen die Hohen Priester und
Schriftgelehrten Jerusalems (nicht Matthäus! – wie zu viele ‚Ausleger’
[eigentlich: Hineinleger] es haben wollen) ihm mit: „Und du, Bethlehem,
Landschaft Judas, bist keineswegs am geringsten unter den Vorangehenden
Judas, denn aus dir wird hervorkommen ein Vorangehender, welcher über mein
Volk Israel Hirte sein wird.“
. Als Volk Gottes wird die Gemeinde mit diesem alttestamentlichen
Bild für Israel verglichen, mit einer Kleinviehherde.
Lk 12,32: Jesus spricht von einer kleinen Herde, klein im Vergleich zur
Bewohnerschaft der Erde, aber dennoch so kostbar, dass er sein Leben für sie
gibt. Siehe auch Jh 10,1–16.26.27.
Ag 20,28: „Habt also Acht auf euch selbst und auf alle in der kleinen Herde,
in welcher der Heilige Geist euch zu Aufsehern setzte, um Hirten zu sein der
Gemeinde Gottes, welche er durch das eigene Blut erwarb.“
1P 2,25: „… denn ihr wart wie irrende Schafe; jedoch seid ihr nun
umgekehrt zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen.“
5,2: „Seid Hirten für die kleine Herde Gottes bei euch und übt Aufsicht –
nicht gezwungener, sondern freiwilliger Weise, nicht um schändlichen Gewinn,
sondern aus freien Stücken.“ Es gibt viele „kleine Herden“ in dieser Welt,
Gruppen von Christen. Sie alle zusammen bilden die große „kleine Herde“. In
den kleinen Herden an den verschiedenen Orten gibt es solche, die Hirtendienst
tun. Aber diese Hirten sind auch selbst Schafe.
. Um am Leben zu bleiben, brauchen wir, lehrt Paulus, zweierlei:
Nahrung und Bedeckung, bzw. Schutz (1Tm 6,8): „Haben wir die Mittel, uns
zu nähren und zu bedecken, so werden wir an denen genug haben.“ Es ist die
Aufgabe eines Hirten, für diese zwei zu sorgen.
Dementsprechend versorgt uns Jesus, unser himmlischer Hirte, in höchster
Treue mit Zufuhr von Lebensmitteln und -kräften und schützt vor Wegnahme
des Lebens, denn er ist der gute Hirte (Jh 10,10.11.14; vgl. Ps 23), der große
Hirte (Heb 13,20; vgl. Jes 63,11) und der Oberhirte (1P 5,2). Er tut aber noch
ein Drittes: Er führt durch dieses Leben hindurch in das ewige: Ps 23,3M.6.
In Ps 81 lesen wir ab V. 14: „Wenn doch mein Volk mir gehorchte und Israel
auf meinen Wegen ginge! Wie schnell könnte ich ihre Feinde beugen und
meine Hand gegen ihre Gegner wenden! Die, die den HErrn hassen, müssten
ihm schmeicheln, und ihre Zeit währte ewiglich. Er ließe ihn essen vom besten
Teil des Weizens, und mit Honig aus dem Felsen würde ich dich sättigen.“
Zu diesen Versen schreibt Luther: „Zwei Dinge sind, deren wir bedürfen:
Nähren und Wehren. So sagt nun Gott hier zu, daß, so sie sich bekehren, er
nicht allein ihr Kriegsmann sein wolle, der für sie stritte, sondern auch ihr
Ackermann, also daß denen, so ihn fürchten und ihm vertrauen, nichts mangeln
solle, was zu diesem Leben vonnöten sei.“ (Bei Dächsel)
Der Hirte ist nicht nur Hüter der Schafe. Er ist auch Herr und
Machtausübender in ihrem Umfeld. Diese Tatsache gewährt ihnen das
bewahrte Durchkommen. Dementsprechend heißt es in Ps 2,5-9:
„Dann redet er zu ihnen in seinem Grimm, und in der Glut seines Zorns
schreckt er sie. Und ich, ich habe meinen König gesalbt auf Zijon, dem Berge
meiner Heiligkeit. Ich melde von einer Festsetzung:
Der HErr sagte zu mir: ‚Du bist mein Sohn. Ich habe dich heute geboren.
Bitte von mir, und ich gebe dir Völker zum Erbe und dir zum Besitz die Enden
der Erde. Du regierst sie mit eisernem Stabe, zerbrichst sie wie ein
Töpfergeschirr.’“
Diese Worte werden in der Offenbarung aufgegriffen, dort als Aufgabe eines
Hirten betrachtet und auf die obsiegende Gemeinde angewendet, denn der
Gottessohn nimmt die Seinen, die überwinden, in seine Mitregentschaft (Rm
8,17; 2Tm 2,12A):
Of 2,26.27: „Und dem, der überwindet und meine Werke bis ans Ende
bewahrt, werde ich Vollmacht geben über die, die von den Völkern sind, und er
wird Hirte über sie sein mit eiserner Rute, wie Töpfergefäße zerbrochen
werden, wie auch ich von meinem Vater empfangen habe.“
Das letzte Bibelbuch lehrt, dass der Hirte und das Haupt der umdrängten
Gemeinde auch Herr und Haupt der ganzen Menschheit und des Kosmos ist,
von daher auch imstande, sie hindurchzubringen zum herrlichen Ziel.
b. Die Gemeinde ist ein Frucht bringendes Feld.

Mt 13,38A: „Das Feld ist die Welt.“
1Kr 3,9: „Ihr seid Gottes Ackerfeld.“
Das „Ackerfeld“ in Korinth waren zunächst die Einwohner der Stadt. Wo die
Saat des verkündigten Wortes aufging, da entstand Gemeinde. Das Feld war
das Ganze. Doch nur ein Teil davon trug Frucht.
Gemeinde ist dort, wo auf den Ackerboden von Menschenherzen das Wort
Gottes als Saat fällt, wo sie aufgeht und Frucht bringt. Die Frucht besteht aus
Christen. Und Gott ist dabei, auch auf dem fruchtbringenden Boden weiter zu
wirken, damit die Gemeinde noch mehr Frucht trägt.
Das Bild kennt also drei Stadien:
. Zuerst das Ackerfeld von unbekehrten Herzen. Auf dieses fällt die Saat des
Wortes Gottes.
. Das Ackerfeld, das Frucht bringt. Das ist Gemeinde.
. In dieser Gemeinde, die Frucht bringt, wirkt Gott, damit es noch mehr
Frucht gibt.
c. Die Gemeinde ist eine Pflanze.

Bereits der alttestamentliche Gottesmensch wird mit einem Baum verglichen:
Ps 1,3; Sp 12,3.12. Jesus setzt diesen Vergleich fort:
Jh 15,16: „Es ist nicht so, dass ihr mich erwähltet, sondern ich erwählte
euch und setzte euch mit dem Ziel, dass ihr hingehen und Frucht tragen sollt
und eure Frucht bleiben soll, damit, was immer ihr den Vater in meinem
Namen bitten werdet, er euch gebe.“
I: Die Pflanze kann ein Weinstock sein.

Jh 15,1–8
Der Textort dieses Vergleiches ist bezeichnend. In den vorangehenden
Versen spricht Jesus von Golgatha:
14,30M.31A: „… es kommt der Fürst dieser Welt. Und in mir hat er nichts;
damit jedoch die Welt Kenntnis davon habe, dass ich den Vater liebe und so,
wie mir der Vater gebot, auf diese Weise ich handle …“
Die weiteren Worte unmittelbar vor dem Gleichnis erinnern dann an die so
kleine Schar des Messias: „… macht euch auf; lasst uns von hier gehen.“
Darauf kommt dieses schöne Bild, das vom Geheimnis des Neuen in der
Gewissheit letztendlichen Sieges spricht. Von „viel Frucht“ redet der Meister!
Der Vater ist der Weingärtner. Jesus bringt über die Rebzweige – mit ihnen
zusammen – Frucht zur Freude des Weingärtners. Der Saft fließt vom
Weinstock in die Rebzweige. Die Rebzweige haben keinen Saft von sich her.
Sie beziehen ihn vom Weinstock. Die Frucht, die die Rebzweige tragen, tragen
sie nicht von sich aus, sondern sie sind nur Vermittler der Frucht, die vom
Weinstock kommt. Jesus ist der echte Weinstock, der wirklich Leben spendet.
Er ist die Quelle des Lebens. Es gibt keinen anderen echten Weinstock.
Wenn Israel Weinstock ist, dann nur im Bilde. Vgl. Ps 80; Jes 5,1ff; Jr 2,21.
Aber auch in dem Fall ist Christus als wahrer Israelit, der den Platz seines
Volkes einnimmt, die Erfüllung des Vergleiches. Verbindet man dann dieses
mit dem des Ölbaums, so kann man sagen, dass die Wurzel mit Stamm in Rm
11 ebenfalls ihre Erfüllung in Christus findet.
Zweimal wird an den Rebzweigen geschnitten. Jeder Rebzweig an Jesus
bringt Frucht. Wo einer nicht Frucht bringt, wo kein Saft mehr durchfließt, da
muss der Rebzweig vom Weinstock entfernt werden. Ein zweites Mal wird am
Rebzweig selbst geschnitten. Jeder, der überhaupt Frucht bringt, bringt mit der
Zeit viel Frucht. Wo am Weinstock lebende Rebzweige sind, werden diese
beschnitten, denn es entsteht an ihnen nicht nur Frucht, sondern auch nutzloses
Gewächs. Das muss weg. Es kommt zwar aus dem Leben, dient aber jetzt nicht
dem eigentlichen Zweck. Jeder von uns wäre zu vielseitigem Dienst fähig.
Aber wir dürfen uns nicht verzetteln; wir müssen uns auf eine Bahn
konzentrieren, somit verzichten. Und so beschneidet uns der Weingärtner und
weist uns durch Wegbegrenzung in die Bahn, um dort zielbewusst für Jesus
Frucht zu bringen.
Ein Rebzweig bringt arteigenes Gewächs hervor, aber wir Menschen bringen
auch fremdes Gewächs hervor, Sünde. Wesensunverwandte Frucht muss also
ebenfalls weg. So ist bei uns Beschneidung nicht nur das Wegschneiden von
nichtdienlichem Gewächs, sondern auch von allem, das verkehrt und krank ist.
„Reinigen“ heißt also zweierlei, einmal Verzicht auf Gutes, das (in diesem Fall)
nicht zum Ziel führt, und dann Wegtun von Bösem, das wirklich schädlich
wäre.
„Bleibt an mir“: Bleibt bei mir. Das geschieht durch den Glauben, das
Vertrauen. Wir hängen an ihm, verlassen uns auf ihn. Das ist keine Leistung,
sondern – im Gegenteil – Verzicht auf Leistung. Man verlässt sich ganz auf
Jesus.
II: Die Pflanze kann eine Senfstaude sein.

Mt 13,31.32: „Ein weiteres Gleichnis legte er ihnen vor und sagte: ‚Das
Königreich der Himmel ist einem Senfkorn gleich, das ein Mensch nahm und
auf seinem Felde säte. Dieses ist, in der Tat, unter allen Samen das Kleinste.
Sobald es aber wächst, ist es größer als die Gartengewächse, und es wird ein
Baum, sodass die Vögel des Himmels kommen und sich in seinen Zweigen
niederlassen.’“
A: Einleitendes

Dieses Bild ist den Königreichsgleichnissen Jesu entnommen, was die Frage
aufkommen lässt, welche Beziehung die Gemeinde denn zum Königreich
Gottes habe. Zum Teil wurde diese Frage bereits im Rahmen des Bildes
Königreich besprochen. Wer jedoch grundsätzliche Schwierigkeiten damit hat,
sollte einmal ein Bibelstudium über das Thema „Königreich und König in der
Bibel“ machen. Dabei empfiehlt sich, die Bibel so zu lesen, als würde man es
zum ersten Mal tun. Gelingt einem das nicht, so ist die Gefahr nur zu nahe, dass
man von bereits vernommenen Gedanken von Menschen gelenkt wird, anstatt
von Gott im Wort.
Um nun aber den Weg zur Besprechung des Bildes Senfstaude zu bahnen,
soll wenigstens einiges an möglichem Vorbehalt ausgeräumt werden:
Waren diese Gleichnisse nicht eher eine neue Lehrmethode für die
ablehnende Bevölkerung als eine Anleitung für den apostolischen Kern der
neuen Gemeinde?
Erstens muss festgehalten werden, dass der Begriff Gleichnis keine feste
Form hat, besonders als Übersetzung des hebräischen maschal. Diese
Redeform umfasste eine große Bandbreite von Vergleichsarten.
Zweitens ist zu sagen, dass Jesus auch vor diesem Zeitpunkt sich des Mittels
des Gleichnisses bedient hatte. Und ab dieser Zeit gebrauchte er die Form nicht
nur in der Öffentlichkeit. In seinen bekannten Abschiedsreden an seine Jünger
(Mt 24; 25; Jh 15) hat er sie mitbenutzt.
Verbindet man nun die Tatsache, dass Gott immer im Regiment ist und die
Gemeinde eine von mehreren Phasen dieser Herrschaft ist, zusammen mit dem
Gedanken, dass es unserem Herrn daran lag, deutlich werden zu lassen, das
ersehnte Königreich Gottes sei im Ansatz bereits da, so müsste man weniger
ein Problem mit dem vorliegenden Bild haben.
B: Der Vergleich
1: Was wird eigentlich verglichen?

Diese Frage ist ernst zu nehmen – wie jedes Bibelwort. Mit Leichtsinn meinen
einige Besprecher des Textes, der Ausdruck „ist gleich einem Senfkorn“ sei
nicht so genau zu nehmen; es gehe um den allgemeinen Vergleich. Wenig
Wunder, wenn dann das Merkwürdigste zu diesem und anderen Gleichnissen
gesagt wird. Die jeweiligen Eingangsworte sind Schlüssel zur Tür ihres
Verständnisses.
Jesu Sprache ist einfach und klar: „Das Königreich der Himmel ist einem
Senfkorn gleich …“ Fortan haben wir nun darauf zu achten, was er über dieses
Körnchen sagt, um etwas zu lernen über die Himmelsherrschaft in seiner
Verkündigung.
Er erklärt: „Dieses ist, in der Tat, unter allen Samen das Kleinste.“ Über
dieses Wort sollte man nicht stolpern. Jedes Mal, wenn die Vokabel „alles“
fällt, hat sie einen eingrenzenden Rahmen, auch in der Schrift. Bei diesem
Wort, das vor 2000 Jahren in einem kleinen Volk gesprochen wurde, auch
wenn es vom vollkommenen Sohn Gottes war, ist es müßig, an den heutigen
weltweiten Stand der Wissenschaft zu denken. Der Meister spricht eine
bestimmte Menschengruppe an mit einem bestimmten Ziel, und im Rahmen der
botanischen Erfahrung dieser Menschen war das Senfkorn das kleinste Korn.
Doch ist dieses ein Gleichnis, und Jesus dürfte hier mehr sagen. Da es ohne
Kommentar seitens unseres Meisters bleibt, versuchen wir nach dem Modell
seiner Erklärung anderer Gleichnisse zu verfahren, was er meinte; denn nach
diesem Modell können verschiedene Gegenstände und Bewegungen eines
Bildes symbolische Bedeutung haben. Das Senfkorn ist ja das Königreich
Gottes. In der Staudeform ist es eine Vielfalt, zu Beginn dagegen eine Einzahl.
Wir werden daran erinnert, dass unser Herr selbst die Minigestalt des
verheißenen Königreiches ist. Im Vergleich zu seiner Größe im Himmel wurde
er zu einem Kleinsten, als er, das Königtum Gottes, in diese Welt kam.
2: Welches sind die Handlungen des Vergleiches?

„… das ein Mensch nahm und auf seinem Felde säte.“
Das „Nehmen“ ist weder überflüssig noch überdramatisch. Man versuche
einmal, ein Senfkörnchen zu fassen. Es muss schon bewusst mit Vorsicht
„genommen“ werden, um nicht zu entschlüpfen. Bewusst wurde auch Jesus
vom Vater genommen, in die Welt getan und hier „gesät“ – auf seinem eigenen
Feld, das er geschaffen hatte, denn der Sohn kam „in sein Eigentum“.
3: Welche Wirkungen liegen im Vergleich?

„… es wächst … ist … größer als die Gartengewächse, und es wird ein Baum,
sodass die Vögel des Himmels kommen und sich in seinen Zweigen
niederlassen.“
Der Ausdruck „Baum“ sollte keinen Anstoß erwecken. Im „New Bible
Dictionary“ (Inter-Varsity Press), für Studenten gedacht, werden die Weide und
auch der Strauch von Jr 17,6; 48,6 unter „Trees“ (Bäume) besprochen. In
diesen Zonen, in denen Jesus sich bewegte, konnte die Senfstaude tatsächlich
Baumgröße erreichen.
Carson macht darauf aufmerksam, dass es in der Bedeutung des Gleichnisses
nicht auf die Größe des Senfbaums als solchen geht; es gehe um die organische
Einheit von Saat und Staude. Im Verhältnis zum Kleinsten der Körnchen
wächst dieser Strauch an, bis er zum Größten seiner Art wird. So beginnt das
göttliche, verheißene Königreich mit einer unansehnlichen Geburt des
Fleischgewordenen über eine nicht gerade beeindruckende kleine Schar von
hauptsächlich Galiläern, weiter über einen schmachvollen Tod, wo alles aus zu
sein scheint, und wächst dann an, bis es zum Größten seiner Art wird, zum
größten aller Königreiche.
Und wie die Vögel des Himmels, auf die, lehrt Jesus, sein Vater Acht gibt,
Schutz in dieser verzweigten Staude finden, so hat schon mancher, der selbst
(noch) nicht dazu gehörte, wohltuende Herberge gefunden bei den Bürgern
dieses Gemeindereiches. Sein Einfluss reicht nämlich weit über seine Grenzen
hinaus.
C: Die Lehre
Gott kann mit dem Kleinsten beginnen, wenn er sein Reich baut; ja, aus dem
Nichts kann er etwas hervorbringen, um seinem Namen Ehre zu bereiten. Man
denkt in dieser Verbindung an folgende Stellen:
Jes 53,1-3: „Wer hat geglaubt, was wir hörten? Und der Arm des HErrn,
wem ist er gezeigt?
Und er ging auf vor ihm wie ein zartes Pflänzchen und wie ein Wurzelspross
aus dürrem Erdboden. Er hatte nicht schöne Gestalt und nicht Pracht, und sahen
wir ihn, war kein Aussehen da, dass wir Gefallen an ihm gefunden hätten. Er
war verachtet und im Stich gelassen von [hohen] Männern, ein Mann der
Schmerzen und mit Leiden vertraut und wie einer, vor dem man das Gesicht
verbirgt. Er war verachtet, und wir achteten ihn nicht.“
1Kr 1,26-29: „… denn ihr seht euer Gerufensein an, Brüder, dass nicht viele
Weise nach dem Fleisch da sind, nicht viele mit Können, nicht viele von
Geburt Vornehme; sondern das Törichte der Welt erwählte sich Gott, damit er
die Weisen beschäme, und das Schwache der Welt erwählte sich Gott, damit er
das Starke beschäme, und das von Geburt Niedrige der Welt und das
Verachtete erwählte sich Gott und was nicht ist, damit er das, das ist, zunichte
mache, damit sich kein Fleisch vor Gott rühme.“
Bis heute ist dieses der Weg des himmlischen Königs mit seinem Reich: Er
fängt an mit dem unwahrscheinlich Schwachen:
2Kr 4,7-12: „Aber wir haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die
Übertrefflichkeit der Kraft sei Gottes und nicht aus uns – überall, als
Bedrängte, jedoch nicht abgeschnitten, als Ratlose, jedoch nicht verzweifelt, als
Verfolgte, jedoch nicht verlassen, als Niedergeworfene, jedoch nicht
umkommend, allezeit das Sterben des Herrn Jesu im Leibe umhertragend,
damit auch das Leben Jesu in unserem Leibe offenbar werde, denn wir, die wir
leben, werden ohne Aufhören dem Tode ausgeliefert, Jesu wegen, damit auch
das Leben Jesu in unserem sterblichen Fleische offenbar werde. So wirkt auf
der einen Seite der Tod in uns, auf der anderen das Leben in euch.“
Gott führt seine Gemeinde in Knechtsgestalt ihrem Haupte nach zum Sieg.
III: Die Pflanze kann ein Ölbaum sein.

Rm 11,16-24
Dass der Ölbaum ein Bild von der Gemeinde sei, ist von denen bestritten
worden, die die Möglichkeit eines Abfalls von Christus nicht wahrhaben
wollen. Die wilden Zweige stünden vielmehr für die Christenheit in den
Völkern. Aber von einer „Einbürgerung“ von Namenschristen in seinen Plan
weiß Gott nichts.
Um das Bild des Ölbaums besser zu verstehen, wäre es eine Hilfe, wenn wir
wüssten, was genau die zwei Bilder Erstling und Wurzel im
Textzusammenhang bedeuteten. Das wird uns aber leider vom Apostel nicht
mitgeteilt. Er scheint hier einiges vorauszusetzen. Das Rätsel des zweiten
Bildes ist ein noch größeres als das des ersten. Nicht nur ist das Bild ein
anderes; auch das, wofür es steht, scheint anders zu sein.
Die griechische Bezeichnung des zweiten Gegenstandes bedeutet, nach
Menge: „Wurzel; Spross; Stamm“. Grimm u. Thayer meinen: „Wurzel; nach
dem entsprechenden Hebräischen: das, was aus der Wurzel hervorgeht“.
Manchmal bedeutet es also: der Stamm, als Verlängerung der Wurzel
gedacht (vgl. Mt 3,10). Übersieht man dieses, scheint in Rm 11,16, in der Rede
von Wurzel und Zweigen, der Stamm übersprungen zu sein.
Wenn „etliche“ der Zweige ausgebrochen wurden wegen Unglaubens,
werden die anderen Zweige die neutestamentlichen jüdischen Glaubenden sein.
Wenn diese aus der Wurzel mit dem Stamm hervorgingen und die
neutestamentliche israelitische Gemeinde aus der vorpfingstlichen gläubigen
Gemeinde in Israel, dürfte die alttestamentliche Glaubensgemeinde gemeint
sein, die seit den Vorvätern Israels zur Hauptsache aus den Treuen in diesem
Volk bestand. Man vgl. auch V. 28.
Zur Hauptsache geht es in diesem Kapitel um das Volk Israel, aber das heißt
nicht, dass die Wurzel bzw. der Stamm speziell jüdisch sein müsste. Es fällt
nämlich auf, dass Paulus diesen Teil des Ölbaumes nie genau identifiziert. Die
Glaubensgemeinde des ATs beschränkt sich keineswegs auf Israeliten. Sie
beginnt auch nicht mit Abraham, sondern in der allerersten Familie und schließt
Persönlichkeiten ein wie Noah, Melchisedek, Jethro, Rahab, Ruth, Urija,
Naeman und Nebukadnezar (Da 4,34).
Im Hintergrund dieses Bildes ist allerdings Christus. Er ist „Saft und
Fettigkeit“ des Ölbaumes, die Verheißung, die Abraham gegeben wurde, „der
Same“ und „der Segen“, der zu allen Völkern kommen sollte, „der
Wurzelspross aus dürrem Erdboden“ (Jes 53,2). Diese saftige Wurzel mit
Stamm bringt Zweige hervor – in Form von Gemeinde. Die ersten Zweige
waren an Christus gläubig gewordene Juden. Aber es gibt auch Zweige, die aus
fremden Ölbäumen geholt und auf diesen gepfropft werden. So gehören sie
jetzt zum Ölbaum Gemeinde Jesu, des verheißenen Gesalbten. Sie dürfen sich
aber nicht überheben; sonst werden sie wieder entfernt. Leben sie vom Saft des
Stammes, in Abhängigkeit von Christus, werden sie bleiben und Frucht
bringen.
IV: Allgemeine Bilder von Pflanzen
. Rm 6,5: „… denn wenn wir Zusammengewachsene geworden sind,
zur Ähnlichkeit seines Todes, werden wir sie aber bestimmt auch sein in der
[seiner] Auferstehung.“
„Verwachsen“ (nicht „gepflanzt“), eins mit Christus, werden wir durch das
Handeln Gottes auf den Glauben an Jesus Christus hin. Als Zeichen davon,
dass wir zu ihm gekommen sind, lassen wir uns auf Christus taufen.
Verwachsenwerden ist der geistliche Rettungsprozess, der der Taufe vorangeht.
. Eph 3,17: „… in der Liebe verwurzelt.“ Unsere Wurzeln sollten in
den Boden der Liebe hineingehen wie die Wurzeln einer Pflanze.
. Php 1,11: „… voll von Früchten der Gerechtigkeit, die durch Jesus
Christus entstehen, zur Verherrlichung und zum Lobe Gottes.“

. Ps 1,1-3A: „Ein Seliger der Mann, der nicht wandelt nach dem Rat
der Ehrfurchtslosen, noch steht auf dem Weg der Sünder, noch sitzt, wo die
Spötter sitzen, sondern Lust hat an der Weisung des HErrn und in seiner
Weisung murmelnd nachdenkt Tag und Nacht! Der ist wie ein Baum, der an
Wasserbächen gepflanzt ist, der zu seiner Zeit seine Frucht bringt …“
In Jr 17,7.8 wird wohl Bezug genommen auf diese Stelle: „Gesegnet der
Mann, der auf den HErrn vertraut und dessen Vertrauen der HErr gewesen ist!
Und er ist wie ein Baum an Wassern gepflanzt. Am Bach streckt er seine
Wurzeln und fürchtet sich nicht, wenn Hitze kommt. Und seine Blätter grünen.
Und im Jahr der Dürre bangt er nicht und hört nicht auf, Früchte zu tragen.“
d. Ist die Gemeinde ein Garten?

Dieser Vergleich scheint in einigen Kreisen ein beliebter zu sein.
In Jes 58,11 wird der alttestamentliche Gottesfürchtige wie folgt
beschrieben: „Der HErr wird dich ohne Unterbrechung leiten und deine Seele
in der Dürre sättigen und deine Gebeine stärken. Du wirst sein wie ein
wohlbewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, deren Wasser nie
versiegen.“
Man kann sich fragen, ob in Jh 7,38 Jesus an diesen Text dachte. Sollte das
der Fall sein, so wäre es der einzelne Jünger, der der Garten wäre, und nicht die
Gemeinde, höchstens als Jüngerschar ein Feld von Gärten. Auch fehlte immer
noch der beliebte Gartenzaun. (Für Nichteingeweihte: Mit der Mitgliederzahl,
sagt man, bekäme die Gemeinde am Ort eine bestimmte Grenze. Als Garten sei
das eingeschlossene Gebiet heilig. Was dort unter Umständen an
Unangenehmem geschehe, solle nicht nach außen getragen werden.)
Im NT fehlt m.W. dieses Bild als solches.
 
Sulzbacher 25.05.2022 21:51
. Die Gemeinde in gegenständlichen Bildern
a. Die Gemeinde als eine Perle

Mt 13,45.46: „Wiederum ist das Königreich der Himmel gleich einem
Menschen, einem Handelsmann, der schöne Perlen suchte, der, als er eine
einzige hochwertige Perle fand, hinging, alles verkaufte, das er nur hatte, und
sie kaufte.“ Auch dieses Gleichnis, wie das obige von der Senfstaude, will
genau gelesen werden. Tut man das, so wird man es auch vom vorangehenden
im Text unterscheiden können.
Das Königreich wird hier mit einem Kaufmann verglichen, nicht mit einer
Perle. Die Königsherrschaft Gottes ist in dem Messias verkörpert. Wo er ist,
dort ist die Herrschaft Gottes gegenwärtig. Der Sohn Gottes ist es, der in die
Welt kam, um Perlen zu suchen. Wie er alles hingab, um uns zu erkaufen,
davon hört die Schrift nie auf zu reden. Und die Gemeinde, die erkaufte Perle,
sollte nie aufhören, davon zu reden – im Lob zum „Kaufmann“ hin wie im
Zeugnis Menschen gegenüber.
b. Die Gemeinde ist ein Bau.
I: Allgemeines

Haggai rief einmal Israel zu (2,3): „… dieses Haus … wie seht ihr es jetzt?“
Wie sehen wir heute das Haus der Gemeinde gestaltet?
Das Bild vom Bau wird von Paulus – zusammen mit dem vom Leib – am
meisten verwendet. Es schließt verschiedene spezielle Begriffe ein, denen man
dann in einem Bibelstudium nachgehen kann: Haus, Tempel, Wohnung, Zelt,
Heiligtum.
Wird nun die christliche Gemeinde mit einem Tempelbau verglichen, so sind
die Christen die Steine:
1P 2,5A: „… auch ihr selbst wie lebende Steine gebaut werdet als ein
geistliches Haus …“ Die Steine kommen vom Schutthaufen dieser Welt, wo sie
Verworfene waren und nichts bedeuteten. Jesus reinigt sie und mauert sie ein
als neue, lebende Steine und macht sie zu sinnvollen Bestandteilen seines
himmlischen Baues.
Andererseits ist dieses Haus nicht unbedingt vor Abbau verschont:
„… weil der Zeitpunkt [da ist], an dem Gericht vom Hause Gottes [her]
beginnen sollte; wenn aber zuerst bei uns, was wird das Ende derer sein, die der
guten Botschaft Gottes im Unglauben ungehorsam sind?“ (1P 4,17)
II: Vom Ort dieses Hauses

Eph 2,20E-22: „… wobei Jesus Christus selbst der Haupt-Eckstein ist, in dem
der ganze Bau zusammengefügt wächst zu einem heiligen Tempelheiligtum im
Herrn, in dem auch ihr mitgebaut werdet zu einer Wohnstätte Gottes im Geist.“
„In Jesus Christus“, „im Herrn“, „im Geist“: In dem Gott, der uns das Heil
gebracht hat, ist also das Haus der Gemeinde zu finden.
III: Von der Struktur des Hauses
A: Seine Bestandteile
1: Das Fundament
. Eph 2,20: „… aufgebaut auf dem Fundament der Apostel und
Propheten, wobei Jesus Christus selbst der Haupteckstein ist.“
1Kr 3,10.11: „Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben wurde, habe ich als
ein weiser Baumeister den Grund gelegt, aber ein anderer baut darauf. Ein jeder
sehe zu, wie er darauf baut, denn einen anderen Grund kann niemand legen,
außer dem, der liegt: Der ist Jesus, der Christus.“
. Einer der erwähnten Apostel, Matthäus, berichtet ein Wort,
das Jesus selbst gesprochen hat (7,24): „Jeder also, welcher auf diese meine
Worte hört und sie tut, den werde ich vergleichen mit einem klugen Mann,
welcher sein Haus auf den Felsen baute.“
. Dass Jesus Christus das Fundament ist, bezeugen ebenfalls
folgende Stellen: Rm 9,33; 10,9.11; 1P 2,3.4.6.
. Wie ist nun Mt 16,18 einzuordnen? Eine Übersetzung folgt, in
welcher der Jüngername und das Wort „Fels“ mit den griechischen Wörtern
wiedergegeben werden:
„Aber auch sage ich dir: Du bist petros, und auf dieser petra werde ich
meine Gemeinde bauen. Und Pforten des Todesbereiches werden ihr an Stärke
nicht überlegen sein.“
„Petrus“ gibt das griechische petros wieder, das in vorchristlicher Zeit nebst
lithos noch ein Wort für Stein war. Petros übersetzt wiederum das aramäische
kepha, das „massiver Fels“ bedeutete. Petra kann ebenfalls „massiver Fels“
bedeuten. Ein großer Unterschied ist zwischen petros und petra in der
Sprachgeschichte nicht gesichert, und beide übersetzen dasselbe aramäische
Wort. Doch wird im Griechischen nur petros als Name verwendet. Die
Peschitta, eine Übersetzung ins Syrische, das mit dem Aramäischen (der
Sprache Jesu) verwandt ist, verwendet in unserem Vers an beiden Stellen
dasselbe Wort.
Es ist möglich, dass im Griechischen bewusst zwei verschiedene Formen des
Wortes verwendet wurden, um das Wortspiel zu wahren. Hätte Jesus einen
Unterschied zwischen „Stein“ und „Steinmasse“ betonen wollen, hätte er von
einem „kleinen kepha“ und einem „großen“ sprechen können. Auch hätte
Matthäus in seinem Bericht in Griechisch die Bezeichnungen lithos und petra
gebrauchen können. Aber dann hätten wir kein Wortspiel, was offensichtlich
beabsichtigt war. Immerhin ist es der griechische Text, den uns der Heilige
Geist gegeben hat.
Dass Petrus in seinem ersten Brief Jesus als den „Felsen“ bezeichnet, heißt
nicht, dass er selbst nicht auch, wenn auch in einem anderen Sinne, einer sein
könnte. Jesus baut die Gemeinde, aber auch Paulus (1Kr 3,10). Jesus ist
Fundament der Gemeinde (1Kr 3,11), auch die Apostel und Propheten (Eph
2,19.20). Jesus ist das Licht der Welt (Jh 9,5). Seine Jünger sind es ebenfalls
(Mt 5,14), wenn auch nicht in derselben Weise.
Was genau Jesus mit „Fels“ gemeint hat, wird vielleicht nie ganz gewiss
werden. Jedoch ist es nicht unmöglich, dass er damit Petrus meinte, zumal auch
Paulus die Apostel als Grund der Gemeinde bezeichnet hat. Auch ist es mit
dieser Annahme einfacher, in diesem Vers den Bauenden und das Fundament
der Gemeinde auseinander zu halten: Jesus der eine, Petrus das andere.
Bei dieser Betrachtungsweise wird jedoch keineswegs der römischkatholischen Lehre Vorschub geleistet. Diese geht sowohl über die Geschichte
als auch über den biblischen Text weit hinaus.
Theodor Zahn macht aufmerksam auf den Unterschied des Wortlautes zu Mt
7,24, wo, zum einen, „bauen“ mit dem Dativ steht. Hier, dagegen, wird der
Akkusativ verwendet zusammen mit „diesem“. Der Gedanke sei eher: „… im
Anschluss an diesen Felsen …“ Petrus ist der erste, der Jesus als den Christus
bezeugt, als solcher auch der Erste am Pfingsttage und in der Gemeinde zu
Jerusalem, wo Jesus als Erhöhter die Gemeinde zu bauen beginnt.
V. 19 beginnt mit einem „Und“. Möglicherweise soll das darauf Folgende
eine Erklärung für V. 18 sein.
2: Der Eckstein
Dieser war oft ein größerer Stein, der möglicherweise, wenn er groß genug war,
mehrere Steinreihen stützen konnte, die an dieser Stelle als Mauern in zwei
Richtungen angefügt werden konnten. Der Eckstein konnte auch der
Schlussstein sein, eines Kuppelbaus, der die Kuppel zusammenhielt, oder einer
Pyramide, der diese abschloss.
Jesus Christus ist sowohl Fundamentstein als Schlussstein. Aber das Zeugnis
von Jesus Christus durch Apostel und neutestamentliche Propheten ist mit
Fundament, auf dem gebaut wird. Das Zeugnis von Jesus Christus durch
Apostel und Propheten ist das, womit wir bauen, bis der Bau fertig ist, wenn
Jesus Christus zurückkommt und dann den Schlussstein bildet.
3: Der Oberbau

Das Haus hat einen Oberbau, der wiederum aus Steinen besteht: 1P 2,4.5.
. Die Steine sind lebende.
. Sie kommen vom Schutthaufen der Welt.
Eine Frau aus der Gefährdetenhilfe Scheideweg berichtete in einem Zeugnis:
„Ich hab’ zuerst ‘ne Menge Schrott gelebt.“ Aber …!
Man wird zu einem brauchbaren Stein gemacht; niemand tut es selber.
B: Seine Einheit

Der Bau spricht von der Einheit der Gemeinde. Es gibt nur einen Tempel. Wer
zur Gemeinde gehört, gehört zu diesem einen.
Die Bausteine in diesem Bau sind fest an einander gefügt:
Eph 2,21: „… in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem
heiligen Tempel im Herrn.“
Ist diese Verkettung zu sehen – im Aufsuchen von Kontakt mit Gläubigen,
im Verhalten?
Der Oberbau ist eins mit dem Grund- und Schlussstein. Das soll zu hören
sein, auf welchem Fundament wir stehen. Vgl. 1P 3,15.16.
IV: Von der Bestimmung des Hauses
A: Die Gemeinde als Wohnung
. Als Haus Gottes ist die Gemeinde eine Wohnung.
Ag 7,48: „Der Höchste wohnt jedoch nicht in von Händen gemachten Tempeln,
sowie der Prophet sagt …“
Mt 18,20: „… denn wo zwei oder drei zu meinem Namen
zusammengekommen sind, dort bin ich in ihrer Mitte.“
Eph 2,22: „… in dem auch ihr mitgebaut werdet zu einer Wohnstätte Gottes
…“
Der Gott, der in seinem Sohn auf der Erde wohnte, wohnt dort wieder in
denen, die zu seinem Sohn halten, und will mit ihnen Gemeinschaft haben.
Christen sind im Vater, im Sohn und im Heiligen Geist (z. B. Rm 8,1.9; 1Th
1,1), und der Vater, der Sohn und der Heilige Geist sind in ihnen, wie in einem
Hause: Jh 14,17.23; Rm 8,9.10; 1Kr 3,16; 6,19; Eph 2,21.22.
. Beim letzten Vers darf noch ein weiterer Aspekt beachtet
werden. Trotz der Allgegenwart Gottes ist die Gemeinde die Wohnstätte Gottes
in dieser Welt. Sie ist der Raum, in dem Gott sein Zuhause hat. Außerhalb sind
die Unversöhnten, ist Feindesgebiet.
Was unter Umständen die Gegenwart des Herrn bedeuten kann, ersieht man
an einem alttestamentlichen Beispiel beim Propheten Hesekiel
(35,2.3A.10.11A): „Menschensohn, richte dein Angesicht gegen den Berg Seir
und weissage gegen ihn und sage zu ihm: So spricht der Herr, der HErr: Siehe!
Ich bin gegen dich, Berg Seir… weil du sagtest: ‚Die beiden Völker und die
beiden Länder sind mein, und wir werden sie in Besitz nehmen’, und der HErr
war dort. Darum, so wahr ich lebe, sagt der Herr, der HErr, werde ich handeln
…“
Auch David erlebt diese Wahrheit (Ps 14,4.5): „Haben alle Übeltäter nichts
erkannt, die mein Volk fressen, als äßen sie Brot? Den HErrn rufen sie nicht an.
Da überfiel sie ein Schrecken, denn Gott ist bei dem Geschlecht der
Gerechten.“
B: Die Gemeinde als Heiligtum

1Kr 3,16.17; 6,19.20; 2Tm 2,19-21
Das Heiligtum Gottes ist nur für ihn da, für keinen Fremden. Wie im
alttestamentlichen Heiligtum ist es „dem Herrn heilig“, ihm zugeordnet: „…
soll niemand drin wohnen als Jesus allein.“
1P 3,15A: „Den Herrn, Gott, heiligt in euren Herzen.“
In der Gemeinde Gottes wird wie folgt gebetet: „Dein Name werde
geheiligt.“
Und in ihr findet dieses Gebet auch gleich Erhörung. Gottes Name wird hier
geheiligt. Ihm wird durch seine Priester in Verehrung gedient:
1P 2,5.9: „… auch ihr selbst als lebende Steine gebaut werdet – ein
geistliches Haus, eine heilige Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die
Gott angenehm sind durch Jesus Christus… Aber ihr seid ein erwähltes
Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliges Volk, ein Volk zum
Eigentum, um kund werden zu lassen die Lobenswertigkeiten dessen, der euch
aus der Finsternis rief in sein wunderbares Licht …“ – durch Loblieder, durch
Gehorsam, durch gegenseitiges Auferbauen.
C: Die Gemeinde ist ein Bethaus.
. Dieses Haus wurde zu einem bestimmten Zweck hergerichtet.
Anhänger Jesu Christi wollen sich hier treffen, um ihren Herrn anzubeten und
sich gegenseitig dem inneren Menschen nach aufzubauen.
Mt 21,13: „Und er sagt zu ihnen: ‚Es ist geschrieben: Mein Haus wird ein
Haus des Gebetes genannt werden. Aber ihr habt es zu einer Räuberhöhle
gemacht.’“
Israels Tempel war also ein Haus, wo man sich zur Anbetung treffen konnte.
Doch als man seinen Gott anzubeten aufhörte, konnte Jahwe auf das Haus
verzichten und ließ es abreißen.
Als das Volk in der siebzigjährigen Verbannung das Beten wieder gelernt
hatte, konnte nach der Rückkehr mit einem Neubau begonnen werden.
Kaum hatte man angefangen, da rief der Prophet Gottes auf zu einer neuen
Perspektive. Im Vergleich zum ersten Haus sei das gegenwärtige kümmerlich.
Doch Jahwe habe noch etwas ganz anderes vor.
Wichtiger als der Anbetungsraum sind die Anbeter. Jesus erinnert die Frau
aus Samarien daran: Jh 4,23.
Der wahre Tempel ist heute das gereinigte Herz eines Sünders: „Sein Haus“,
sagt der Hebräerbriefschreiber, „sind wir.“
. Jeder Christ ist individuell ein Bethaus.
Paulus schreibt (1Kr 6,19.20): „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel
des Heiligen Geistes ist, der in euch ist, den ihr von Gott habt, und ihr euch
nicht selbst gehört? – denn ihr wurdet um einen Preis erkauft. Verherrlicht ja
Gott in eurem Leibe und in eurem Geiste, welche Gottes sind!“
Dass in diesem Hause stets angebetet würde, sollte unser Gebet sein.
„O, dass mein Herz ein Altar wär, voll Räuchwerk des Gebets!“
. Gemeinsam sind Christen ein Bethaus. Die viel zitierte Stelle in
Mt 18 (V. 19 u. 20) kann auch so übersetzt werden: „Wiederum sage ich euch:
Wenn zwei von euch sich auf der Erde einigen, in Bezug auf jede Sache, um
die sie bitten mögen, wird es ihnen bei meinem Vater, der in den Himmeln ist,
gewährt werden, denn wo zwei oder drei zu meinem Namen
zusammengekommen sind, da bin ich in ihrer Mitte.“
Es ist eine unglückliche Entwicklung, dass in vielen Gemeinden im
Gottesdienst kaum mehr gebetet wird. Oft wird vor der Zusammenkunft die
Gebetsgemeinschaft vorgezogen (vielleicht unter den Ältesten oder nur
zwischen Prediger und Gastprediger). Im Gottesdienst betet dann der Pastor
bzw. der Leitende, aber eine Gebetsgemeinschaft während der regelmäßigen
Versammlung fehlt. Freilich können Christen auch außerhalb dieser
Zusammenkunft beten, aber die Gebetsgemeinschaft soll in erster Linie dort
stattfinden, wo Gemeinde als Gemeinde und Wohnheiligtum Gottes
zusammenkommt.
D: Die Gemeinde ist ein Ort der Begegnung.
. Im Alten Testament kam man zu Gott, wenn man sich
versammelte. So war das Haus des Herrn ein Ort der Zusammenkunft, zu
allererst mit Gott, aber auch mit Mitmenschen. Heute geht man stattdessen „in
die Kirche“ oder „in den Gemeindesaal“ oder „in die Predigt“. Das sind
Ausdrücke, die zeigen, dass das Christentum verkümmert ist.
Im Alten Testament ging man zum Herrn. Zur gleichen Zeit, wenn
individuelle Israeliten zum Herrn gingen, zur Stiftshütte, wo der Herr sich
offenbaren wollte, kamen sie auch zueinander. Wenn Israeliten sich mit Gott
treffen wollten, trafen sie sich auch miteinander.
. Auch im Neuen Testament ist die Gemeinde ein Ort, wo
Menschen dem Herrn und einander begegnen:
„So seid ihr also nicht mehr Fremde und Ausländer, sondern Mitbürger der
Heiligen und Gottes Hausgenossen …“: Eph 2,19.
„Hausgenossen“ heißt: eine Familie von Kindern Gottes, Brüdern und
Schwestern.
Neutestamentliche Gemeinde ist ein Haus sowohl regelmäßiger als auch
unregelmäßiger Gemeinschaft. Christen sollten regelmäßig zusammenkommen,
dürfen sich aber auch dazwischen immer wieder treffen.
Kol 3,16.17: „Das Wort Christi wohne reichlich in und unter euch: indem ihr
euch unter einander in aller Weisheit lehrt und mahnt, mittels Psalmen,
Lobgesänge und geistlicher Lieder, indem ihr in Gnade dem Herrn in euren
Herzen singt. Und alles, was immer ihr tut, in Wort oder in Werk, [tut] alles im
Namen des Herrn Jesus. Dankt dabei Gott, dem Vater, durch ihn.“
. Die Begegnung der Gläubigen wird auch als eine
Tischgemeinschaft dargestellt.
Jes 25,6: „Und der HErr der Heere wird auf diesem Berge allen Völkern ein
Mahl von fetten Speisen bereiten, ein Mahl von alten Weinen, von fetten,
markigen Speisen, von alten, geläuterten Weinen.“
Siehe auch Lk 22,16.17; 13,29; 14,15-24; 1Kr 5,8; Of 3,20. Vgl. Mt 22,2-12;
26,29; Lk 22,29.30.
. Christen begegnen auch Andersdenkenden. Die Gemeinde Gottes
übt Gastfreundschaft. Sie sollte in kleineren und größeren Kreisen
Nichtchristen willkommen heißen. Es gibt im Neuen Testament keine Art von
christlicher Zusammenkunft, wo Nichtchristen nicht dabei sein dürften. 1Kr 14
setzt voraus, dass Ungläubige zugegen sein konnten.
Allerdings: Im Neuen Testament lädt man nicht zum Gottesdienst ein. Die
Zusammenkunft ist in erster Linie eine der Gläubigen, auch wenn Ungläubige
dabei sein dürfen.
Eine Trennung des Zusammenkommens in zwei Teile, einen, bei dem
Nichtchristen dabei sein dürfen, und einen, bei dem das Mahl des Herrn
gefeiert wird, kennt das Neue Testament auch nicht. Letztlich wissen wir ja nie,
ob wir es nur mit Christen zu tun haben oder nicht. Auch Paulus weiß es nicht.
Daher ruft er auf: „Prüft euch, ob ihr im Glauben seid …“: 2Kr 13,5.
E: Die Gemeinde als Ort der Schönheit

Hg 2,3A: „Wer ist unter euch der Übriggebliebene, der dieses Haus in seiner
früheren Herrlichkeit sah?“
Ein Tempel Gottes soll die Schönheit Gottes ausstrahlen: Esr 7,27; Ps 27,4;
Jh 17,22; Tt 2,9.10; 1P 2,9.
F: Die Gemeinde als Ort der Aufbewahrung

Gottes Wort wird darin aufbewahrt. Im Alten Testament wurde es in der
Stiftshütte gelagert. In neutestamentlicher Zeit hatten die Juden eine Kopie des
Wortes Gottes in der Synagoge. (Es gab auch in den Familien viele Kopien.
Sogar Kinder hatten Bibelteile auf kleinen Rollen.) Das Volk Gottes ist von
jeher mit dem Aufheben der göttlichen Offenbarung betraut:
Rm 3,1.2: „Was ist also der Vorteil des Juden oder was der Nutzen der
Beschneidung? Viel, in jeder Hinsicht –, denn ihnen wurden, erstens, die Worte
Gottes anvertraut.“
1Tm 3,14–16: Die Gemeinde trägt das Wort Gottes. Sie sorgt dafür, dass die
Wahrheit im Raum bleibt, sollte für das Aufbewahren der Heiligen Schrift
sorgen
. durch sorgfältigen Umgang mit den Kopien der Bibel. Eine Bibel sollte
ehrfurchtsvoll behandelt werden. Man sollte beim Lesen vorsichtig sein, dass
sie nicht gleich verkommt.
. durch Herstellen und Verbreiten von Kopien der Bibel. Die Gemeinde sorgt
dafür, dass es immer wieder für alle genug Bibeln gibt, durch Herstellung guter
Übersetzungen (Leserlichkeit und Verständlichkeit garantieren noch nicht
Genauigkeit der Übersetzung), Druck, Verbreitung.
. durch gute Verkündigung des Inhaltes. Die Gemeinde ist dafür
verantwortlich, dass wir die Bibel haben und dass wir sie verstehen.
. durch Auswendiglernen des Textes. Dann ist er im Herzen aufbewahrt.
Ps 119,11: „Dein Wort habe ich in meinem Herzen aufgespeichert, damit ich
nicht gegen dich sündige.“
. durch Anwenden und Gestalt–Annehmen im Leben. Die einzige Bibel, die
viele Menschen in ihrem Leben lesen werden, sind Christen, die das Wort
Gottes in ihrem Leben darstellen.
2Kr 3,2.3: „Unser Brief seid ihr, geschrieben worden in unseren Herzen,
gekannt und gelesen von allen Menschen, die ihr offenbar gemacht werdet,
dass ihr ein Brief Christi seid, durch uns bedient, geschrieben nicht mit Tinte,
sondern mit dem Geist des lebenden Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern
auf fleischerne Tafeln des Herzens.“
G: Die Gemeinde als Zufluchtsort

Die Gemeinde ist ein Zufluchtsort für Verirrte: 1Kö 8,41.42; vgl. Ag 8,27. Da
jeder einzelne Christ ein Tempel ist, sollte jeder auch eine Anlaufstelle für
Heilssuchende sein: 1P 3,15. Jeder Christ sollte andere Menschen in sein Leben
hinein willkommen heißen, sodass ein anderer mit seinen Problemen bei ihm
Zuflucht finden darf. Das ist wahre Gastfreundschaft.
V: Vom Bauen an diesem Haus
A: Wer baut am Haus Gottes Gemeinde?
1: Gott selbst

Heb 3,1-4; Kol 2,19
Jes 53,10: „… in seiner Hand …“, der des Messias, der litt und erhöht wurde.
Er beruft, disponiert, treibt an, stärkt, korrigiert, ist Maß beim Bau. Er bringt
seine Sache zum Ziel.
Siehe Mt 16,18; Ag 2,41.47; 9,31; 15,14-16; 1P 2,5.
2: Die ersten Sendboten bauen.

1Kr 3,10.11: „Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben wurde, habe ich als ein
weiser Baumeister den Grund gelegt, aber ein anderer baut darauf. Ein jeder
sehe zu, wie er darauf baut, denn einen anderen Grund kann niemand legen,
außer dem, der liegt: Der ist Jesus, der Christus.“
Eph 2,20A: „… aufgebaut auf dem Fundament der Apostel und Propheten
…“
3: Jeder Christ baut.

Haggai rief die Israeliten auf: „Baut das Haus!“
Auch wir alle sind dazu aufgefordert.
1Th 5,11M: „… und einer baue den anderen …“
1K 3,10: „Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben wurde, habe ich als ein
weiser Baumeister den Grund gelegt, aber ein anderer baut darauf. Ein jeder
sehe zu, wie er darauf baut.“
Eph 4,12: „… zwecks der Zurüstung der Heiligen zum Werk des Dienstes,
zum Bauen des Leibes Christi …“
B: Wo wird gebaut?

Das Fundament ist gelegt. Wir bauen darauf.
1: An der Innenseite

1Th 5,11: „Darum ruft einander auf und einer baue den anderen, so, wie ihr es
auch tut.“
1P 2,5: „… auch ihr selbst als lebende Steine gebaut werdet – ein geistliches
Haus …“
Jd 20: „Ihr aber, Geliebte, während ihr euch selbst aufbaut mittels eures
heiligsten Glaubens und im Heiligen Geist betet …“
2: An der Außenseite

Es gibt noch so manche Lücke im Bau. Und es sind viele Steine, die im Ruin
herumliegen, einige vor unserer Tür, einige weiter entfernt. Wir sollen sie holen
und Jesus, dem Baumeister, zuführen. Viele sehen gar nicht wie brauchbare
Bausteine aus, sind zerschlagen, aber unser Herr ist der Maurer. Er verwandelt
jeden.
C: Mit welchem Ziel soll gebaut werden?

Eph 4,12-15: „… zwecks der Zurüstung der Heiligen zum Werk des Dienstes,
zum Bauen des Leibes Christi, bis wir alle hingelangen mögen zu der Einheit
des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu einem erwachsenen
Manne, zum Größenmaß der Fülle des Christus, damit wir nicht mehr
Unmündige seien, hin- und hergeworfen und von jedem Wind der Lehre
umhergetrieben durch die Betrügerei der Menschen, durch Verschlagenheit, hin
zu mit List ersonnenem Irrweg, indem wir aber wahrhaftig sind in Liebe, wir in
allem heranwachsen mögen zu ihm, der das Haupt ist, Christus.“
Ob in Zusammenkunft oder sonstwo, alles soll dem Zweck der Erbauung
dienen (1Kr 14.26E) hin zur Christusähnlichkeit. Alles Abbauende soll
wegfallen.
Kol 1,28.29: „… den wir als Botschaft verbreiten, wobei wir jeden
Menschen mahnen und jeden Menschen lehren in aller Weisheit, damit wir
jeden Menschen darstellen als vollendeten in Christus Jesus, dahin ich auch
arbeite, wobei ich ringe nach seinem Wirken, das in mir wirkt in Kraft.“
Ga 4,19: „… meine Kindlein, um die ich wieder Geburtswehen habe, bis
Christus in euch gestaltet worden ist!“
D: Wie soll gebaut werden?
1: In Liebe und Einmütigkeit

Eph 4,15.16. Vgl. 3,17.
Paulus sagt: „Kenntnis bläht auf, aber Liebe baut.“ (1Kr 8,1)
Doch ist nicht alles Liebe, das so heißt. Und es ist nicht alle Liebe von Gott
bzw. von Jesus oder dem Heiligen Geist. Es geht um die Liebe, die im Wort
erwächst und im Vertrauen auf den Herrn in selbstloser Weise dem anderen
dient.
2: Mit Wort Gottes

Ag 20,32: „Und nun übergebe ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, das
Kraft hat, euch aufzubauen und das Erbe zu geben unter allen Geheiligten.“
3: Mit Weisheit

Wie Paulus: „Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben wurde, habe ich als ein
weiser Baumeister den Grund gelegt, aber ein anderer baut darauf. Ein jeder
sehe zu, wie er darauf baut, denn einen anderen Grund kann niemand legen,
außer dem, der liegt: Der ist Jesus, der Christus. Wenn jemand auf diesen
Grund aufbaut Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh, wird das Werk
eines jeden offenbar werden, denn der Tag wird es klarmachen, weil es in
Feuer enthüllt werden wird, und welcherlei das Werk eines jeden ist, wird das
Feuer prüfen.“ (1Kr 3,10-13)
4: Bis der Bauherr wiederkehrt!

„Handelt bis ich komme.“ (Lk 19,13E)
Beten wir für günstiges „Bauwetter“:
Ag 9,31: „Also hatten die Gemeinden durch ganz Judäa und Galiläa und
Samarien hin [nach der Bekehrung des Verfolgers Saulus] Frieden, wurden
gebaut und lebten in der Furcht des Herrn. Und durch den Zuspruch des
Heiligen Geistes wurden sie vermehrt.“
12,24: „Aber das Wort Gottes wuchs [nach dem Tode seines Feindes
Herodes] und mehrte sich immerfort.“
1Tm 2,1-4: „Vor allem lege ich dir nahe: Lass Flehen, Gebete, Fürbitten und
Dank für alle Menschen dargebracht werden, für Könige und alle, die in
höherer Stellung sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben in aller rechten
Ehrfurcht und Ehrbarkeit führen mögen, denn solches ist edel und angenehm
vor Gott, unserem Retter, der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur
Erkenntnis der Wahrheit kommen …“
E: Worte zur Besinnung
An welchem Haus baust du?
Du opferst deine beste Kraft, dein ganzes Tun und Streben
dem Haus auf Erden, hast’s geschafft, bequemlich hier zu leben.
Auf deines Herzens erstem Platz ist dieses Haus zu finden.
Du opferst manchen großen Schatz, um dessen Bau zu gründen.
Doch siehst du nicht, wie Gottes Haus verödet schon seit Jahren?
Und du bleibst still, gehst nicht hinaus, willst dir die Mühe sparen?
Du machst dein Leben schön und reich und willst viel Freude sehen,
doch Gottes Werk muss krank und bleich, verwaist am Rande stehen?
Dich kümmert’s nicht: Es gibt ja doch die andern, und die sollen
die Arbeit tun. Es gibt ja noch genug, die bauen wollen.
Doch lieber Freund, heut’ bitte ich, erlaube mir die Frage:
Besinne und erinn’re dich zurück an diese Tage.
Hat sich der ganze Stress gelohnt? Was hast du denn gewonnen?
Nur Unruh’ hat bei dir gewohnt, und alles ist zerronnen.
Du brachtest viele Schätze heim, die deinem Hause galten.
Doch Gott blies in dein Werk hinein. Du konntest gar nichts halten.
Du hast viel Samen ausgesät, doch wenig nur erworben.
Hast du geschuftet früh bis spät, ist schnell der Lohn verdorben.
Du wurdest nicht vom Essen satt. Du trankst und bliebst betrogen.
Nichts hielt, was es versprochen hatt’. Der Durst ist nicht verflogen.
War es der ganzen Mühe wert? Was blieb von deinen Schätzen?
Du bist nur müde und verzehrt von all’ der Müh’, vom Hetzen.
Du hast die beste Kraft geweiht, für das, was wird vergehen,
und denkst nicht an die Ewigkeit und was dort wird bestehen.
Steh’ auf und hole Holz herbei, an Gottes Bau zu helfen!
Und ob der Dienst auch schwierig sei, Gott wird ihn dir vergelten,
denn wenn die beste Kraft und Zeit, dein ganzes Tun und Streben
ist Gott und seinem Reich geweiht, wird er dir alles geben.
Dann reicht er schon auf dieser Welt dir manches Glück entgegen
und sorgt, dass es dir niemals fehlt an Freude, Haus und Segen.
Hab’ doch den Mut und prüf’ es jetzt. Gott wird es dir beweisen:
Wenn du auf sein Verheißen setzt, wird er sich treu erweisen.
D’rum geh’ in Gottes Haus sogleich und sorg’ dich nicht um morgen!
Nein, sorge dich um Gottes Reich, und Gott wird für dich sorgen.
- Alexander Derksen, Gifhorn
c. Die Gemeinde als Pfeiler

. 1Tm 3,15: „… falls ich aber verziehe, damit du weißt, wie man sich
verhalten soll im Hause Gottes, welches die Gemeinde des lebenden Gottes ist,
Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit.“
Zur Zeit der Bibel gab es zwei Arten von Pfeilern, den freistehenden wie den
tragenden. Der erste diente ästhetischen bzw. Gedenkzwecken. In diesem Sinne
könnte der Gläubige die Verheißung in Of 3,12 haben. Der zweite war die
Stütze eines Daches, sei es in einem Zelt, einem festen Bau oder einer offenen
Überdachung. Es ist dieser, an den der Apostel wohl in seinem Schreiben an
seinen Mitarbeiter denkt, denn mit ihm verbindet er gleich den Gedanken der
„Grundfeste“, eines festen Grundes oder einer Stütze. Das „und“ zwischen
„Pfeiler“ und „Grundfeste“ ist wohl im Sinne von „das heißt“ gemeint. Das
Fehlen des Artikels bei beiden Vokabeln unterstützt diese Annahme.
Allerdings, weil sie die Verknüpfung mit dem Vorangehenden „hart“ finden,
verbinden einige Besprecher des obigen Textes seinen Schluss mit V. 16, was
m. E. nicht gestattet ist, weil dadurch der Wahrheitsgehalt aufgeteilt wird:
Wahrheit wird Pfeiler von Wahrheit, während im NT das Evangelium die
Wahrheit als ein Ganzes ist, wovon gerade V. 16 eine Zusammenfassung ist,
vielleicht die wichtigste. Und der flinke Bildwechsel von „Haus“ zu „Pfeiler“
kann sogar als typisch paulinisch angesehen werden.
Nun stimmt es, dass das Evangelium Jesu Christi und seiner ersten
Sendboten nach Eph 2,20 unser Fundament ist. In diesem Sinne braucht die
Wahrheit keine Stütze. Aber darum geht es nicht in unserem Text, sondern um
die Bezeugung der Wahrheit und den Umgang mit ihr. Für das Fortbestehen der
Botschaft des Evangeliums in dieser Welt hat Gott seine Gemeinde in
Mitverantwortung gezogen. Der Vers soll den jungen Timotheus in seiner
verantwortungsvollen Tätigkeit in Ephesus motivieren. Wenn die Gemeinde die
Christusbotschaft in der Welt nicht trägt und in sie hinein, wer soll es denn tun?
. Denken wir auch an Eph 6,14A.15: „Steht also, … die Schuhe an den
Füßen gebunden in einer festen Bereitschaft der guten Botschaft des Friedens
…“
Der Ausdruck „Bereitschaft der guten Botschaft“ hat den Auslegern von
jeher Schwierigkeiten bereitet.
Das im Grundtext zugrunde liegende Wort hat die Bedeutung: ‚bereit zu
sein’, ‚im Begriff der Bereitschaft zu sein’. In der griechischen Übersetzung
des AT kann es in Verbindung mit einer festen Unterlage gebraucht werden,
einer Art Fundament, das bereits vorhanden ist, also in Bereitschaft liegt. Der
Apostel, der seine Schrift kennt, dürfte auch an diesen Aspekt gedacht haben.
Es handelt sich hier also wohl um eine Bereitschaft der Festigkeit.
Paulus spricht von einer „Bereitschaft der guten Botschaft“, des
Evangeliums. Der Wesfall ist in sich selbst nicht klar. Handelt es sich um eine
feste Bereitschaft „für“ die Botschaft oder „aus“ ihr? Soll man die Botschaft
weitertragen oder in ihr stehen? Die Antwort kommt aus dem Hauptprädikat
des Satzes, in dem der Text steht. Es befindet sich ganz am Anfang (in V. 14)
und lautet: „Steht“, u. z. in der Befehlsform. Dieses eine Wort bildet den
Hauptsatz eines mehrteiligen und längeren Satzes, der bis zum Ende von V. 20
reicht. Das Subjekt „ihr“ ist nämlich vorausgesetzt, und alles, das auf „Steht“
folgt, erklärt, wie man zu stehen hat.
Es geht dem Apostel also um ein Stehen mit der guten Botschaft und nicht
um ein Gehen mit derselben.

. Zwei treffende Stimmen seien angefügt.
Zantop (in seiner Auslegung des 1. Timotheusbriefes): „Die Gemeinde bewahrt
das Leben Jesu, indem sie es ihm in heiligem Ernste nachlebt und also das
Licht der Wahrheit nicht nur in der Heiligen Schrift, in Lehre und Predigt,
sondern durch das eigene Leben in die Welt hineinleuchten läßt (Php 2,15.16).
Die Gemeinde bewahrt Gottes Wort. Sie verbreitet es ohne menschliche
Zutaten weiter und weiter bis an die Enden der Erde und gewinnt Jünger für
Jesum unter allen Völkern. Sie bietet so der Wahrheit des Evangeliums für
ihren Bestand in der Welt eine fortdauernde Stütze und feste Grundlage
gegenüber den ‚Pforten der Hölle’, den Angriffen Satans, der böse Geister im
Himmel (Eph 6,11-13) und ungläubige, unverständige arge Menschen auf
Erden (Rm 15,30; 2Th 3,2) zu Dienern hat …
Fürchten wir uns, dieser Auffassung [von 1Tm 3,15E] zu folgen, weil die
Gemeinde in den vergangenen Jahrhunderten den so hohen Beruf, Pfeiler und
Grundfeste der Wahrheit zu sein, nur sehr mangelhaft erfüllte, so ist zu
beachten, dass eben die Christenheit im großen und ganzen aufhörte, den
Namen ‚Gottesgemeinde’ zu verdienen.“
M. a. W.: Wo sie nicht „Pfeiler und Grundfeste“ ist, ist sie nicht Gemeinde.
Schlatter bemerkt zu unserer Stelle: „Gottes Haus besteht aus seiner
Gemeinde. Sein Eigentum sind nicht Tempel, sondern die, die seine Gnade
inwendig mit ihm und dadurch unter einander verband. Diese in ihm mit
einander vereinigte Gemeinde ist deshalb sein und darum durch Christus von
ihm gemacht, damit die Wahrheit bei ihr sei… Ihr dient die Gemeinde in
ähnlicher Weise, wie ein Sockel der Statue, eine Säule dem Bilde dient, das sie
trägt. In ihr hat die Wahrheit ihren Ort, ist bei ihr heimisch und zur Herrschaft
gebracht … Durch sie soll sie auch den anderen sichtbar werden und allen
gezeigt werden, so dass sie in die Welt hineinstrahlt und alle [ruft]. Dadurch
entsteht die hohe Verantwortlichkeit, die sich auf jedes Glied der Gemeinde
erstreckt … Die Vertretung der Wahrheit Gottes ist der Gemeinde aufgetragen.
Welch ein Dienst! Welch eine Pflicht! … Denn es handelt sich um diejenige
Wahrheit, durch deren Erkenntnis wir gerettet sind (2,4), die den einen Gott
und den einen Mittler zwischen Gott und den Menschen vor uns enthüllt, ihn in
seiner Kreuzesgnade.
Darum wird die Höhe des Berufs, der der Gemeinde dadurch gegeben ist,
dass Gott sie als die Säule für seine Wahrheit [gebraucht], durch die Größe des
Geheimnisses der Frömmigkeit näher bestimmt“ [Bezug nehmend auf V. 16].
d. Die Gemeinde ist ein Licht.

Mt 5,14-16: „Ihr [die Jünger Jesu] seid das Licht der Welt. Es kann eine Stadt,
die auf einem Berge liegt, nicht verborgen werden. Man zündet auch nicht eine
Lampe an und tut sie unter ein Getreidemaß, sondern auf einen Leuchter, und
sie leuchtet allen, die im Hause sind. So soll euer Licht leuchten vor den
Menschen, sodass sie eure edlen Werke sehen und euren Vater, der in den
Himmeln ist, verherrlichen.“

. Der, der diese Worte sagte, hatte allerdings noch mehr über Licht in
unserer Welt zu sagen. Sein Jünger Johannes berichtet:
1Jh 1,5: „Und dieses ist die Ankündigung, die wir von ihm gehört haben und
euch berichten: Gott ist Licht, und in ihm ist gar keine Dunkelheit.“
Jh 1,1A.14.4-10A: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott
[und ihm zugewandt], und das Wort war Gott… 14 Und das Wort wurde
Fleisch und wohnte unter uns, und wir schauten und sahen seine Herrlichkeit,
eine Herrlichkeit wie eines Einziggeborenen vom Vater her, voll Gnade und
Wahrheit… 4 In ihm war das Leben. Und das Leben war das Licht der
Menschen. 5 Und das Licht scheint in der Dunkelheit, und die Dunkelheit hielt
es nicht auf.
6 Es trat ein Mensch auf, von Gott gesandt. Der hieß Johannes. 7 Dieser kam
zum Zeugnis, um von dem Licht Zeugnis zu geben, damit alle durch ihn
glaubten. 8 Er selbst war nicht das Licht, sondern er sollte von dem Licht
Zeugnis geben.
9 Es war das wahre Licht, das jeden Menschen anleuchtet, in die Welt
kommend. 10 Er war in der Welt …“
8,12: „Darauf redete Jesus wieder zu ihnen und sagte: ‚Ich bin das Licht der
Welt. Der, der mir folgt, wird n ich t in der Dunkelheit wandeln, sondern wird
das Licht des Lebens haben.’“
. Dieser Sohn Gottes, das Licht im Wesen, hat nun in seinen
Nachfolgern ein Licht angezündet, das jeder leuchten lassen soll. Kraft ihrer
Verbundenheit mit ihm und seiner Innewohnung in ihnen sind sie als Zeugen in
einer dunklen Welt, was er ist: Lichter in der Nacht der Menschheit. Deshalb
können Paulus und Barnabas in der Ag 13,47 das von sich sagen, was in Jesaja
49,6 vom Messias gesagt war: Sie seien ein Licht denen aus den Völkern. Auch
in folgenden Stellen kommt diese Wahrheit in deutlicher Weise zum Ausdruck.
Eph 5,8: „… denn ihr wart einst Finsternis; nun aber seid ihr Licht im Herrn.
Wandelt wie Kinder des Lichts.“ Licht ist ihr Ursprung, und sie sollen wie
Licht wirken.
Php 2,15: „… damit ihr frei von Tadel und unlauterer Beimischung seid,
Gottes untadelige Kinder mitten in einem krummen und verkehrten Geschlecht,
in dem ihr offenbar seid wie Lichter in der Welt“ – Lichter in der Nacht am
Himmelsgewölbe.
Of 1,12.13.20: „… sieben goldene Leuchter …“: Sie erinnern an den
siebenarmigen Leuchter im Tempel.
V. 16: „Und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem
Munde ging hervor ein scharfes, zweischneidiges heftiges Schwert, und sein
Gesicht war wie die Sonne, wenn sie leuchtet in ihrer Kraft.“
2,1: „Dem Boten der ephesischen Gemeinde schreibe: Das sagt der, der die
sieben Sterne in seiner Rechten hält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter
geht.“
Christen sind Sterne und Leuchter in dieser dunklen Welt. Es ist nun der, der
das Licht selbst ist, der die Lichtträger platziert. Jeder von uns sollte willig und
bereit sein, in die dunkelste Ecke gestellt zu werden, um dort himmlisches
Licht leuchten zu lassen.
In der Stiftshütte gab es keine Fenster. Der siebenarmige Leuchter war die
einzige Lichtquelle. Diese Welt kennt keine Fenster. Wir sind das Licht und
bilden das Fenster zum Jenseits. Und nach Of 2,5 sind wir nur solange Licht
(und Leuchter), als wir wirklich Licht sind. Wenn wir zu scheinen aufhören,
kann man den Ständer wegwerfen.
e. Die Gemeinde ist eine Stadt.

Mt 5,14: „Ihr seid das Licht der Welt. Es kann eine Stadt, die auf einem Berge
liegt, nicht verborgen werden.“ Das Licht scheint das der Stadt zu sein. In dem
Fall fließen die zwei Bilder Licht und Stadt zusammen.
Der Wandel, zu dem in Php 1,27 aufgerufen wird, setzt eine Stadt voraus,
deren Bürger man ist. Die Gemeinde ist ein geistlicher Stadtstaat, von der guten
christlichen Botschaft geprägt, der entsprechend man leben soll.
Ga 4,23-27: „Jedoch ist der, der von der leibeigenen Magd war, nach dem
Fleisch geboren, aber der, der von der Freien war, durch die Verheißung,
welches als Bild dient … Aber das obige Jerusalem ist frei, welches unser aller
Mutter ist, denn es ist geschrieben: ‚Sei fröhlich, Unfruchtbare, die du nicht
gebierst. Brich aus in Jubel und rufe, die du keine Geburtsschmerzen [zu
leiden] hast, weil der Kinder der Einsamen viele sind, mehr als die Kinder
derer, die den Mann hat.’“
„Die Gemeinde ist die Mutter ihrer Glieder; sie erzeugt sie in ihrem Schoß“,
schrieb Adolf Schlatter. So wie die Stadt Jerusalem im alten Bunde eine Mutter
für Israel war, so ist die Gemeinde des neuen Bundes eine himmlische Stadt
(vgl. Eph 1,3; 2,7) und Mutter derer, die im Heil zu ihr stoßen.
He 12,22.23A: „… ihr seid hingekommen zum Berge Zion und zur Stadt des
lebenden Gottes, einem himmlischen Jerusalem“ mit „Zehntausenden von
[himmlischen] Boten“ und „der Gesamtfestversammlung und „einer Gemeinde
von Erstgeborenen, in den Himmeln eingetragen …“
Of 21,9.10: „Und es kam zu mir einer der sieben Boten, welcher die Schalen,
voll der sieben letzten Plagen, hatte, und sprach mit mir. Er sagte:
‚Komm her! Ich werde dir die Braut zeigen, die Frau des Lammes.’
Und er trug mich im Geiste auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir
die große Stadt, das heilige Jerusalem. Sie kam nieder aus dem Himmel von
Gott.“
Diese Stadt kann beides sein, ein Bild von der Gemeinde wie auch eine
tatsächliche Stadt, der künftige ideale Wohnort der Gemeinde.
f. Die Gemeinde ist eine Reihe von Gefäßen.
Paulus wurde vom Herrn als ein für ihn brauchbares Gefäß betrachtet:
Ag 9,15: „Der Herr sagte zu ihm: ‚Gehe hin, weil dieser mir ein erwähltes
Gefäß ist, meinen Namen vor die von den Völkern und vor Könige zu tragen,
und vor die Söhne Israels …“
Im Grunde ist Gott in jedem Leben am Werk, um ihn zu seiner Ehre zu
gestalten; doch nur die durch Glauben Gerechtfertigten haben Aussicht auf ein
seliges Bleiben:
Rm 9,21-24A: „Oder hat der Töpfer nicht Vollmacht über den Ton, aus
derselben Masse ein Gefäß zur Ehre und ein anderes zur Unehre zu machen?
Wenn aber Gott, da er [seinen] Zorn erzeigen und seine Kraft kennen lassen
wollte, in viel Geduld die Gefäße des Zorns, die fürs Verderben fertig
geworden waren, ertrug? – und [wenn er dieses tat], damit er kennen lasse den
Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Barmherzigkeit, die er im
Voraus zu Herrlichkeit bereitete, [an] uns, die er auch rief …?“
Als Gefäß ist der Christ ein Träger des kostbaren Heilsgutes:
2Kr 4,7: „Aber wir haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die
Übertrefflichkeit der Kraft sei Gottes und nicht aus uns …“
Will jemand in der Gemeinde brauchbar sein, hat er sich zu reinigen und
Abstand von allem Bösen zu nehmen:
2Tm 2,21: „Wenn also jemand sich selbst von diesen ganz gereinigt haben
wird, wird er ein Gefäß zur Ehre sein, [eines, das] geheiligt worden ist und dem
Herrn, der [über die Gefäße] verfügt, gut brauchbar, zu jedem guten Werk
bereitet.“
Schon von Natur aus ist einer ein stärkeres Gefäß als ein anderer. Das will
berücksichtigt werden:
1P 3,7: „… gleicherweise die Männer: wohnt nach Kenntnis zusammen mit
dem weiblichen Gefäß als dem schwächeren und erteilt [ihm] Ehre und
Wertschätzung zu als solche, die auch Miterben der Gnade des Lebens sind,
sodass eure Gebete nicht abgeschnitten werden …“ Gläubige Eheleute sind
beide vergängliche Gefäße, die auf die Gnade künftigen bleibenden Lebens
hoffen. So sind sie eher fähig, heute ihr Zusammenleben zu führen.
g. Die Gemeinde wird mit Salz verglichen.

Mt 5,13: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz aber fade geworden ist,
womit soll es gesalzen werden? Es ist zu nichts mehr imstande als
hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden.“
I:. Das Bild steht nicht allein im Raum.
Im nächsten Vers werden die Jünger des Herrn als Licht der Welt bezeichnet.
Der Unterschied im Bereich des Vergleiches fällt auf: Licht sind sie in einer
„Welt“, Salz dagegen auf einer „Erde“. Das wird jedoch verständlich, wenn
man an die Bilder selbst denkt: Licht verscheucht Finsternis, die in der Welt,
die also als negativ zu betrachten ist. Salz will aber das erhalten, in das es
eingeführt wird, in diesem Fall die Erde, die demnach als etwas Positives
betrachtet wird. Das lässt darauf schließen, dass Jesus hier beim Begriff „Welt“
an die der Menschen denkt, beim Begriff „Erde“ an die Schöpfung, die aus der
Hand Gottes kam, wegen der Verderblichkeit aber, die Gott nach dem Fall in
sie einführte, der Erhaltung bedürftig ist. Salz der Erde sollen Jünger Jesu sein,
weil etwas Schlimmes in etwas Gutes hineinkam, Licht der Welt, weil etwas
Gutes in etwas ganz Schlimmes hineingebracht werden soll.
Nachfolger Christi haben einen Schöpfungsauftrag und einen Auftrag, das
Licht des Evangeliums zu verbreiten. Christen sind das erhaltende Salz der
Erde Gottes und das rettende Licht dieser dunklen Welt. Die zwei Aufträge der
Gemeinde werden zu gleicher Zeit wahrgenommen. Zeugen des Lichts sind wir
bei der Schöpfungsarbeit, Salz bei aller evangelistischen Tätigkeit. Doch kann
der Schwerpunkt des einen Gläubigen in einem Bereich liegen, beim nächsten
im anderen. Salz wirkt eher im Verborgenen. Licht fällt ins Auge. Beide
Aufträge werden mit Wort und Wandel wahrgenommen, Rede und Tat.
II:. Der Auftrag ist ein alter.
Der Auftrag des ersten Menschen, der in eine vollkommene Umwelt gestellt
wurde (1M 1,28; 2,8), ist offenbar nicht zurückgezogen worden, als er nach
seinem Fall aus dem Garten ausgewiesen werden musste.
Jesus scheint diesen Auftrag für die neue Menschheit aufrecht zu erhalten,
solange sie auf der Erde wohnt. Mit seinem ersten Kommen bricht eine neue
Zeit an. Dabei dauert die alte weiterhin an. Hinfort haben Nachfolger des
Messias zwei Aufträge. Der Auftrag einzelner alttestamentlicher Propheten, die
Licht ankündigten, wird nun der eines jeden Messiasschülers. Der
Schöpfungsauftrag bleibt.
In Of 11,18 ist zu lesen: „Und … ist gekommen … die Zeit … , … die zu
verderben, die die Erde verderben.“
Gott ist zur Zeit noch dabei, das Verderbende zurückzuhalten (Heb 1,3A; 2P
3,5). Der Staat (2Th 2,6.7) und die Gemeinde sind in ihren jeweiligen
Aufgaben dabei seine Mitarbeiter.

III:. Von der Wirkung des Salzes
. Salz verbessert den Geschmack der Speise. Andere Menschen
sollen durch uns wieder einen Geschmack für echtes Leben bekommen. Durch
uns sollen sie erkennen, dass das Leben einen Sinn hat und dass Jesus dieser
Sinn ist. Unsere Rede soll angenehm sein, attraktiv, das Leben für Menschen
um uns herum erfreuen:
Kol 4,5.6: „Wandelt in Weisheit gegen die, die draußen sind; kauft dabei die
gelegene Zeit aus. Euer Wort sei allezeit in Gnade [gesprochen], mit Salz
gewürzt, zu wissen, wie ihr einem jeden antworten sollt.“

. Salz trägt auch zur Dauerhaftigkeit bei.
- Die Menschheit droht dauernd, dem Verfaulungsprozess anheim
zu fallen. Es sind die Christen, die ihn noch aufhalten. Sie wirken wie ein
Präservativ. Salz wirkt dem Bösen entgegen, desinfizierend, reinigend, wie
Feuer. Im Zeichen des neuen Lebens, das sie erhalten haben, und der neuen
Welt, der sie entgegengehen, verhalten sich Jünger Jesu anders als die, die in
dieser Welt ihr Zuhause haben (Of 12,12), jedoch in undankbarer Weise mit ihr
umgehen. Die Gemeinde des Messias ist gerufen, alles Gute unter Menschen
und in der Schöpfung zu erhalten.
Sind wir aber nicht mehr Salz, sind wir auch nicht mehr Christen. Hätte Lots
Frau im Leben mehr Salzkraft gehabt, hätte sie nicht im Tode zu Salz werden
müssen.
- Auch Beziehungen können erneuert und erhalten werden.
Ein arabischer Ausdruck für einen Treuebund besagt: „Es ist Salz zwischen
uns.“
Fausset bemerkt: „Ein Araber, der einen eben noch beraubt und umgebracht
hätte, sobald man sein Salz geschmeckt hatte, würde er bis zum Tode sich für
einen einsetzen.“
Auf Persisch war ein Verräter einer, der „dem Salz untreu“ war.
Nach einem Streit unter den Jüngern sagt Jesus: „Habt Salz in (bzw. unter)
euch.“ (Mk 9,50)
Das Salz auf den Opfern sprach wohl von der Bundestreue Gottes.

. Salz wirkt auf Kosten seiner selbst.
Siehe auch Php 4,8; Tt 2,11-14; 1Kr 7,29-31.33.34.
h. Die Gemeinde ist ein Brief.

2Kr 3,2.3: „Unser Brief seid ihr, geschrieben worden in unseren Herzen,
gekannt und gelesen von allen Menschen, die ihr offenbar gemacht werdet,
dass ihr ein Brief Christi seid, durch uns bedient, geschrieben nicht mit Tinte,
sondern mit dem Geist des lebenden Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern
auf fleischerne Tafeln des Herzens.“
Die Korintherchristen sind Gestalt annehmendes Wort Gottes geworden, das
in Korinth gepredigt und aufgenommen wurde. Sie wurden gleichsam
Evangelium. Aber dieses Evangelium, das dort Menschenform angenommen
hatte, war zuerst geschrieben worden in den Herzen des Apostels Paulus und
seiner Mitarbeiter; dort hatte es begonnen. Der Brief stammte von Christus,
wurde in das Herz des Apostels geschrieben, der wie ein „Briefträger“ nach
Korinth kam und ihn dort ablieferte. Dort wurde er aufs Neue geschrieben,
nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebenden Gottes, nicht auf steinerne
Tafeln, sondern auf die Herzen. Vgl. Hes 36,26.27.
Wir sind im Wesen Zeugen – wie Jesus es seinen Jüngern verhieß (Ag 1,8).
In Wort wie in Tat ist die Gemeinde Jesu eine Botschaft – allerdings nicht nur
in irdischer Richtung an unsere Umwelt, sondern auch in himmlischer:
Eph 3,10: „… damit nun den Erstrangigen und Autoritäten in den
himmlischen Bereichen durch die Gemeinde die sehr mannigfaltige Weisheit
Gottes kund würde …“
i. Wird die Gemeinde mit einem Brot verglichen?

Bei dieser Frage müssen wir uns etwas mit 1Kr 10,16.17 beschäftigen.
I: Eine etwas engere Übersetzung des Textes

„Der Becher des Lobens, [über] den wir loben, ist er nicht eine Gemeinschaft
des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht eine Gemeinschaft
des Leibes Christi? – weil es ein Brot ist, ein Leib wir, die Vielen, sind, denn
wir, alle, sind des einen Brotes teilhaftig.“
II: Der Text mit Zwischenkommentar

„Der Becher des Lobens, [über] den wir loben [wie der Israelit in der Passafeier
und unser Herr bei der Einsetzung des Herrnmahles], ist er nicht eine
Gemeinschaft des Blutes Christi [weil, (1.) es an unserer Statt vergossen wurde
und (2.) wir das in Reue und Vertrauen angenommen haben, welches beides
wir im Trinken darstellen]? Das Brot, [für das wir ebenfalls gelobt haben als
Bild vom Leib Jesu Christi], das wir brechen, [womit wir zum Ausdruck
bringen, dass wir mit schuldig sind am Leiden unseres Herrn], ist es nicht eine
teilhabende Gemeinschaft [wenn wir es zu uns nehmen] des Leibes Christi,
[eine Gemeinschaft zusammen mit anderen]? – weil [es] ein [und dasselbe]
Brot [ist, das vom leidenden Leib unseres Herrn spricht und von dem jeder
isst], ein Leib wir, die Vielen, sind, denn die Allen, des einen Brotes sind wir
teilhaftig.“
III: Zusätzliche Bemerkungen
. In diesem Text stehen Gemeinschaftsgegenstand und
Gemeinschafthabende einander gegenüber. Dadurch, dass mehrere Individuen
teilhabende Gemeinschaft mit demselben Gegenstand haben, haben sie eine
verbindende Gemeinschaft mit einander. Von daher muss es als eine
Fehlübersetzung betrachtet werden, wenn in V. 17A das Brot als Bild von der
Gemeinde entsteht. Auch der letzte Satz in V. 17 spricht dagegen.
. Zu V. 16: Er starb an meiner Statt, ich mit ihm; wir starben
zusammen. Dieses bekenne ich, wenn ich teilnehme.
„Blut Christi“ und „Leib Christi“ stehen parallel. Sie beziehen sich beide auf
den leidenden Herrn. Daher ist der zweite Ausdruck nicht auf die Gemeinde zu
beziehen.
. Zu V. 17: Weil es ein Brot ist, bilden die mehrzähligen Teilnehmer
einen Leib. Ein Genussgegenstand macht die Genießenden zur Einheit.
Wozu dient die Erwähnung der Einheit der Teilnehmer an dieser Stelle,
wenn der Apostel darauf abzielt, Schuld bei Teilnahme an
Götzenopfermahlzeiten aufzuweisen? Bedenken wir nämlich, dass die Verse
14-22 ein einheitlicher Text sind. Hätte für diesen Zweck nicht V. 17
weggelassen werden können? In der Tat gewinnt der Vers zwischen den Versen
16 und 18 den Charakter einer störenden Parenthese, wenn er mit einem neuen
Satz beginnen soll, wie Kling, Braune und Braune (bei Lange) andeuten.
Dagegen soll er offensichtlich als organisches Glied in dem Fluss der
Beweisführung dienen.
Der Hinweis des Verses dient tatsächlich der Überführung. Wenn jeder
nämlich vom selben Gegenstand genießt, kann niemand sich ausnehmen und
sagen: „Bei mir war das aber nicht der Fall.“ Genau das war in Korinth die
Gefahr. Der Brief ist geradezu ein Dokument als Bericht über Einzelgängerei in
einem Thema nach dem anderen, vom ersten Kapitel an. V. 17 will zeigen, dass
mit der zweimaligen Erwähnung „Gemeinschaft“ in V. 16 mehr als nur
individuelle Teilnahme am Leiden Christi gemeint ist. Es ist eine gemeinsame
Teilnahme. Jeder tut dasselbe. Daher auch die Betonung des Wortes „alle“
durch den Artikel, ja, die zweimalige Erwähnung der Mehrzähligkeit: „wir, die
Vielen, die Allen“. Wenn es sich also beim Mahl des Herrn so verhält, dann
auch am Tisch der Götzen, hinter denen lebende Dämonen stecken. Teilnahme
an diesen Opfermahlen ist nicht ein individuelles Vergnügen, bei dem man
niemandem Rechenschaft schuldet.
Es könnte noch ein weiterer Grund für die Betonung der Leibhaftigkeit
vorliegen: Diese bringt Hirtenverantwortung mit sich. Es hat hier das Wort des
Hebräerbriefverfassers Platz (12,13-16):
„… und ‚macht euren Füßen gerade Bahn’, damit das Lahme nicht
abgewandt werde, vielmehr geheilt. Jagt dem Frieden nach mit allen, auch der
Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird, und dabei haltet Aufsicht,
dass nicht jemand von der Gnade Gottes abkomme und sie ihm fehle, dass nicht
etwa eine bittere, giftige Wurzel emporwachse und Schwierigkeit bereite und
viele dadurch befleckt werden, dass nicht ein Unzüchtiger da sei oder ein
Profaner, der außerhalb des Heiligen ist, wie Esau, der für ein Essen seine
Erstgeburt weggab …“
Sind die Korinther durch den gemeinsamen Genuss des Brotes, das ihren
gemeinsamen für sie sich hingegebenen Herrn darstellt, eine eng verbundene
Gemeinschaft, so hat jeder auf das geistliche Wohl des anderen zu schauen.
j. Die Gemeinde als ein ungesäuerter Teig

1Kr 5,6M-8: „Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig säuert?
Fegt also den alten Sauerteig aus, damit ihr ein frischer Teig seid, entsprechend
dem, dass ihr ungesäuert seid, denn auch unser Passa wurde für uns geopfert:
Christus, sodass wir das Fest feiern sollten, nicht mit altem Sauerteig, nicht mit
dem Sauerteig der Schlechtigkeit und des Bösen, sondern mit dem
ungesäuerten Brot der Lauterkeit und der Wahrheit.“
I: Die Bilder

Der Teig ist der Einzelne wie die Gemeinde als solche. Jeder soll schauen, dass
er selbst „gefegt“, dazu, dass die Gemeinde rein ist.
Hier, wie in Mt 16,6 und Ga 5,9, nicht aber in Mt 13,33, spricht Gesäuertes
von ungöttlichem Wesen im Lebenswandel.
Dass Krümchen von gebackenem gesäuerten Teig (das Gegenteil von einem
ungesäuerten) ausgefegt werden sollten, dürfte, so könnte man denken, darauf
hindeuten, dass Gott vorhabe, aus ihnen ein („gebackenes“) Brot zu machen,
das „genießbar“ wäre – für ihn, wie in Of 3,16, oder als Segen für andere. Doch
wird in dieser Hinsicht nichts gesagt. Der Vergleich soll wohl dem Zweck des
Aufrufes zur Heiligung dienen.
Paulus sagt in V. 7: „… damit ihr ein frischer Teig seid …“ Doch macht er
sofort die auffallende Aussage: „… ihr seid ungesäuert.“
Der frische Teig war ein ungesäuerter. Sie sollen also sein, was sie sind. Was
sie sind, ist ein Ganzes, ein „Teig“, der aus der Vielzahl der Gläubigen besteht,
die Gemeinde. Diese ist „frisch“, etwas Neues, nicht etwas Altes, Geflicktes.
II: Die Forderungen

Im Ganzen werden in Verbindung mit diesem Vergleich drei Forderungen an
die Leser gestellt.
Die erste lautet eigentlich: „Fegt also den alten Sauerteig aus …“
Nachdem das „ägyptische“ Wesen ganz weggetan ist, soll
Dauerwachsamkeit folgen, um ungesäuert zu bleiben, denn es heißt: „Wir
sollten Fest feiern nicht mit Altem.“ Das ist die zweite Forderung.
Der andere Aspekt des Feierns lautet: „Wir sollten Fest feiern mit
ungesäuertem Brot“ – eine dritte Forderung.
Zum Feiern gehört also einmal das wachsame sich Hüten vor „dem Sauerteig
der Schlechtigkeit und des Bösen“, zum anderen das sich Nähren „mit dem
ungesäuerten Brot der Lauterkeit und der Wahrheit“.
Das Bild wechselt also: Zuerst ist man ungesäuerter Teig. Dann genießt man
den gebackenen.
„Feiern“ ist fortdauernde Gegenwartsform. Sich fortsetzende Absonderung
wird gefordert (also: „Werdet stets, was ihr seid“) und ein fortgesetztes
Ernähren an der Weisung Gottes. Das neue Sein ist zugleich Vorrecht und
Verantwortung.
III: Die Gründe für die Forderungen

Die erste Forderung lautete: „Fegt also den alten Sauerteig aus“.
Das „also“ weist auf das eben zuvor Gesagte als ersten Grund hin: „Wisst ihr
nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig säuert?“
Es ist wegen dieser Gefahr, dass alles entfernt werden soll. Genau heißt es:
„ausreinigen“, „ausräumen“, also: Schlussmachen. Um rein zu bleiben, muss
jegliches alte und sündliche Wesen entfernt werden. Sonst wird es, wie
Sauerteig, unwiderstehlich das Ganze des Neuen verunreinigen.
Und der zweite Grund, und zwar für alle drei Forderungen?: „… denn auch
unser Passa wurde für uns geopfert: Christus …“
Der Tod Christi bringt eine unerbittliche Trennung von Sünde. (Vgl. 2M
12,15.19.20.) Der gekreuzigte Christus, unser Passa, hat eine ewige Kluft
entstehen lassen zwischen uns und „Ägypten“. Er ist aber nicht nur unser Tod
der Sünde, sondern auch Leben, unser „ungesäuertes“, vollkommen reines
Brot, an dem wir uns immerzu ernähren dürfen.
„Unser Passa wurde für uns geopfert: Christus, sodass wir das Fest feiern
sollten – nicht mit altem Sauerteig, nicht mit dem Sauerteig der Schlechtigkeit
und des Bösen, sondern mit dem ungesäuerten Brot der Lauterkeit und der
Wahrheit.“
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