Für alle Mitpilger und Weggefährten/gefährtinnen
24.04.2022 17:29
Für alle Mitpilger und Weggefährten/gefährtinnen
24.04.2022 17:29
Für alle Mitpilger und Weggefährten/gefährtinnen
Einleitendes
Die Bibel kann mit Recht als das Buch der Offenbarung der Liebe Gottes zu den Menschen
bezeichnet werden. Gott spricht die ganze Welt an. Insbesondere wendet er sich aber an
sein Volk, im alten wie im neuen Bund.
Das Thema Welt kommt in der ganzen Bibel zur Sprache, von ihrem Anfang bis zu ihrem
Ende, während das Thema Christ nur im Neuen Testament vorkommt. Aber die Vorläufer der
Gemeinde Jesu sind schon im Alten Testament vorhanden, und wir Christen können bereits
im Alten Testament eine ganze Menge lernen. Es gibt einige Stellen in der Bibel, in denen
das Thema Christ und Welt ganz besonders besprochen wird.
In Epheser 4, 1-4 steht geschrieben: „Ich rufe euch also auf, ich, der Gebundene im Herrn,
in einer Weise zu wandeln, die würdig ist des Rufes, mit dem ihr gerufen wurdet, mit aller
Demut und Sanftmut, mit Geduld, wobei ihr einander in Liebe ertragt und euch befleißigt, die
Einheit des Geistes in dem Band des Friedens zu bewahren. Ein Leib ist es und ein Geist,
entsprechend dem, dass ihr gerufen wurdet in einer Hoffnung eures Rufes.“
Ab V. 17 lesen wir: „Dieses sage ich also und bezeuge in dem Herrn: Ihr habt nicht mehr
so zu wandeln, wie es die anderen, die von den Völkern sind, tun, in der Leere ihres
Denksinnes, deren Denken verfinstert ist und die dem Leben Gottes entfremdet sind, wegen
der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verhärtung ihres Herzens, die alles Gefühl von
sich taten und sich selbst der Ausschweifung hingaben zur Ausübung jeder Unreinigkeit in
Habsucht.
Aber so lerntet ihr Christus nicht, wenn ihr ihn hörtet und in ihm gelehrt wurdet – wie ja
Wahrheit in Jesus ist –, abzulegen, in Betreff des früheren Betragens, den alten Menschen,
der dabei ist, zugrunde zu gehen, was bestimmt ist durch die trügenden Lüste, aber stets
erneuert zu werden am Geist eures Denksinnes und den neuen Menschen anzuziehen, der
nach Gott geschaffen wurde in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit.“
In diesen Versen wird der Christ als einer, der sein Leben zur Zeit in der Welt führt,
angesprochen. Bevor man aber nun zu den Beziehungen zwischen den beiden Begriffen
„Christ“ und „Welt“ kommt, sollte man sich darüber im Klaren sein, wovon hier eigentlich die
Rede ist, denn – wie durch das Wort „und“ angedeutet, geht es um die „Beziehung“ des
Christen zur Welt.
A. Klärungen
1. Das Wort ‚Christ’ im NT
Dreimal nur kommt es vor.
Ag 11, 26E: „In Antiochien [war] es auch, [dass] die Jünger zuerst als ‚Christen’
bezeichnet wurden.“
26, 28: „Agrippa sagte zu Paulus: ‚Nur wenig, und du überzeugst mich, ein Christ zu
werden.’“
1. Petrus 4, 16: „Wenn er aber als Christ [leidet], schäme er sich nicht, verherrliche aber
Gott in diesem, das ihm zuteil wurde ...“
2. Was ist ein Christ?
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Das scheint eine banale Frage zu sein, aber es gibt viele, selbst in evangelikalen oder
bibeltreuen Gemeinden, die eigentlich nicht wissen, was ein Christ ist, weil sie eine
Informationslücke haben, die nie ausgefüllt wurde. Sie haben zwar eine gewisse
Entscheidung getroffen im Blick auf das Evangelium, das sie bruchstückhaft gehört haben,
sind „getauft“ worden, sind Mitglieder von Gemeinden, sind aber nie wirklich zu neuem
Leben hindurchgedrungen.
Was ist nun das Besondere bei einem Menschen, der nach der Bibel Christ genannt
werden darf?
a. Ein Christ ist jemand, an dem Gott etwas Bestimmtes getan hat.
I: Gott hat ihn gerufen.
Die Schrift sagt, dass Gott Menschen ruft. Er ruft alle durch die Botschaft des Evangeliums.
Gott ruft, wenn wir die Bibel aufschlagen, wenn wir das Evangelium lesen oder hören.
Immer, wenn Evangelium verkündet wird, ruft Gott. Wenn in zwischenmenschlichen
Gesprächen der Name Jesus und seine Sache zur Sprache kommen, kann Gott durch den
Heiligen Geist rufen. Er ruft durch sein Wort, durch den Heiligen Geist oder durch Menschen,
die seine Zeugen sind. Er ruft den Menschen weg von der Welt und hin zu Gott.
Wir kommen gottfremd auf die Welt, mit dem Rücken Gott zugewandt. Wir befinden uns
bereits von Anfang an auf der Flucht vor ihm. Wir sind dabei, uns von Gott wegzubewegen.
Selbst wenn jemand in einem gewissen Maße an Göttlichem interessiert ist, so ist er
innerlich doch auf der Flucht vor Gott, ehe er Christ ist. Und Gott ruft ihn.
Von diesem Ruf ist, wie bereits erwähnt, in Epheser 4, 1-4 die Rede: „Ich rufe euch auf“,
sagt Paulus, „ein Leben zu führen, das eurem Ruf, eurem Gerufensein, entspricht ...“
Wie gesagt: Gott ruft alle Menschen. Doch teilt uns die Bibel mit, dass einige im
besonderen Sinne „Gerufene“ sind. Das sind solche, die bereit gewesen sind, auf seinen
allgemeinen Ruf zu hören, die aufhorchten und dem Ruf Gottes Gehör schenkten, dann sich
aufmachten und durch die ihnen gewiesene Tür gingen, um ihm nachzufolgen.
Gott ruft jeden Tag. Er ruft auch uns, die wir bereits seinem Ruf Folge geleistet haben. Er
ruft uns, ihm weiter nachzufolgen, bis er uns eines Tages in die Ewigkeit holt. Auch in
diesem Sinne können wir von einem Ruf sprechen.
Es gibt also einen Ruf Gottes, der alle Menschen betrifft; und diejenigen, die sich dann
rufen lassen, erfahren in der Nachfolge eine stetige Lebendigkeit dieses Rufens.
Ein Christ ist jemand, den Gott hat rufen dürfen.
II: Gott hat ihn gerettet.
Das andere, das ein Christ (wenn er wirklich Christ ist) erlebt hat, ist, dass Gott ihn gerettet
hat.
Rufen und Retten sind zweierlei. Wir werden gerufen, um gerettet zu werden. Nicht jeder,
der gerufen wurde, ist damit schon gerettet. Einige schlagen den Ruf aus. Sie nehmen ihn
nicht an. Gott kann nur diejenigen retten, die dem Ruf Folge leisten.
Was heißt es, wenn Gott rettet? Folgende Texte sagen etwas darüber aus.
. In Tt 3, 4-7 lesen wir: „Aber als die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres
Retters, erschien – nicht auf Grund von Werken, die wir in Gerechtigkeit verrichteten,
sondern nach seiner Barmherzigkeit rettete er uns durch Waschung der Wiedergeburt und
Erneuerung des Heiligen Geistes, den er durch Jesus Christus, unseren Retter, reichlich
über uns ausgoss, damit wir, durch die Gnade desselben gerechtfertigt, Erben würden
gemäß der Hoffnung des ewigen Lebens.“
In V. 5 sagt Paulus: „durch Waschung der Wiedergeburt“. Das ist nicht die Taufe, denn in
ihr wird man nicht gerettet, sondern darin legt man rückblickend ein Zeugnis von der Rettung
ab, die (zum Zeitpunkt des Getauftwerdens) bereits geschehen sein muss; sonst ist die
Taufe sinnlos, denn sie ist ein Hinweis auf ein Ereignis. Wenn dieses Ereignis, die Rettung,
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fehlt, zeigt die Taufe ins Leere, und sie wird somit bedeutungslos und muss noch einmal
geschehen, wenn der Betroffene wirklich zum lebendigen Glauben kommt.
In diesem Text wird die Wiedergeburt mit einer Waschung verglichen. So wie wir den
Schmutz des Leibes mit Wasser abwaschen, so hat Gott unseren geistlichen Schmutz
weggewaschen. Aber das konnte er nur aufgrund des Blutes Jesu Christi, das auf Golgatha
für uns vergossen wurde, tun. Das heißt, Jesus Christus ist wie ein Opferlamm,
stellvertretend, an unserer Stelle geschlachtet worden – wie ein Opfertier im Alten
Testament.
Somit kann Gott unsere Schuld nach dem Gesetz Gottes streichen. Das nennt die Bibel
„waschen“. Dazu kommt, dass unser Gewissen gleichzeitig entlastet wird. Es wird
gewaschen, rein gewaschen, weil die Schuld gestrichen ist. Wer dem Ruf folgt, erfährt diese
Waschung.
. Man spürt die Rettung, die Waschung, allerdings nicht. Sie ist etwas, das auf der
anderen Seite des Schleiers zwischen uns und dem Jenseits geschieht. Die Waschung
geschieht zwar in uns, aber wir erfahren sie nicht mit einem unserer fünf Sinne, sondern wir
erfahren davon im Worte Gottes. Wir wissen, unter welchen Voraussetzungen Gott uns
rettet. Wir können feststellen, ob wir diese Voraussetzungen erfüllt haben. Dann haben wir
Gott zu vertrauen und uns auf das Wort Gottes zu verlassen, dass die Rettung eingetreten
ist. Wenn jemand dem Ruf Gottes folgt, rettet er. Er wäscht uns und macht uns neu; wir
werden neu geboren. Bei unserer Wiedergeburt entsteht dann ein neues Wesen an Stelle
des alten.
Paulus führt weiter aus: „durch Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen
Geistes“. Gott rettete uns durch Waschung der Wiedergeburt, das heißt, durch Erneuerung
des Heiligen Geistes. Es ist der Heilige Geist, der dieses erneuernde Waschen an uns
vollzogen hat. Das konnten wir nicht spüren.
Mancher entgegnet: „Ich fühlte mich aber erleichtert, nachdem ich zu Jesus kam.“
Das mag sein. Ein solches Gefühl kann die Reaktion auf die Rettung Gottes sein, und das
ist etwas Herrliches. Aber es ist letztlich nicht der Beweis dafür, dass etwas in uns
geschehen ist. Den Beweis liefert uns das Wort Gottes. Wir können dankbar sein, wenn
etwas bei uns anders geworden ist. Früher oder später wird das in einem Leben erkennbar
werden. Nur sollte man vorsichtig sein, nicht zu viele Beweise der Rettung in der eigenen
Seele feststellen zu wollen. Wenn wir etwas über die Tatsachen unserer persönlichen
Rettung erfahren wollen, sind wir völlig auf Gottes Wort angewiesen, denn die Bekehrung ist
etwas, das wir vollziehen, die Rettung etwas, das Gott vollzieht, und was Gott vollzieht,
merken wir nicht immer. Wir stellen zwar hinterher fest, dass wir kein unreines Gewissen
mehr haben; wie die Rettung aber zustande kam, spüren wir nicht. Ein reines Gewissen ist
eben die Reaktion auf die Waschung.
Den Heiligen Geist kann man weder sehen noch hören, weder riechen noch spüren; aber
er ist am Werk. Im Worte Gottes erfahren wir, was er tut: Er erneuert uns. Und wir glauben
dem Wort Gottes. Wir glauben, dass wir neu geworden sind. Die Frucht ist dann der Beweis.
Die können wir allerdings mit dem menschlichen Auge feststellen.
. Weiter heißt es dann: Er rettete uns durch Erneuerung des Heiligen Geistes, „den er
durch Jesus Christus, unseren Retter, ausgegossen hat“ (Tt 3, 6).
Hier wird ein weiterer Retter genannt. Gott ist nämlich Retter in allen drei Personen:
. V. 4: Gott, der Vater, rettete uns.
. V. 5: Der Heilige Geist handelte an uns in der Rettung.
. V. 6: Der Herr Jesus Christus ist unser Retter.
Wenn wir gerettet werden, handelt also der dreieinige Gott an uns.
Jesus Christus, der im Himmel thront, hat den Heiligen Geist ausgegossen und schenkt
ihn jedem, der seinem Ruf folgt und zu ihm kommt. Dieser Heilige Geist vollzieht, wenn er
kommt, seine Rettung an uns. Das Kommen des Geistes wird im Alten Testament mit Regen
verglichen. Gott gießt seinen Geist über uns wie Öl oder Regen reichlich aus (Römer 5, 5).
Und das bedeutet Erneuerung in fast jeder Hinsicht. Er goss ihn reichlich über uns aus,
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„damit wir, durch die Gnade Jesu Christi gerechtfertigt, Erben würden, gemäß der Hoffnung
des ewigen Lebens ...“ (Tt 3, 7).
Wir wollen das nun zusammenfassen: Der Heilige Geist ist über uns ausgegossen
worden. Er hat uns gewaschen und erneuert. Wir sind gerettet. Wir sind gerechtfertigt. Das
alles sind Ausdrücke, welche die Bibel für diese Rettung gebraucht: das Schenken von
Leben (und dem, das zu diesem Leben gehört) anstelle des Todes, in dem wir lebten und
dem wir als verlorene Sünder entgegen eilten. Wir sind heute schon Gerettete und werden in
der Zukunft einen weiteren Teil der Rettung erfahren.
. 1. Korinther 6, 11 spricht ebenfalls von unserer Rettung: „Und dieses waren etliche von
euch. Ihr wurdet jedoch gewaschen! Ihr wurdet jedoch geheiligt! Ihr wurdet jedoch
gerechtfertigt! – in dem Namen des Herrn Jesus und in dem Geist unseres Gottes.“
Die Rettung verwandelt ein Leben, sodass eine entsprechende Frucht im Handeln
aufkommt. Wenn man evangelikale Gemeinden besucht, bekommt man manchmal den
unguten Verdacht, dass einige dort keine Christen sind. Sie leben nicht wie Christen. Ihr
Leben spricht nicht davon, dass sie Gott gehören, sondern sie leben wie Menschen, die noch
ganz über sich selbst verfügen. Sie leben genauso, wie wenn sie selbst über ihre eigene
Zeit, ihre Energie, ihr Geld, ihr Hab und Gut verfügen dürften. Das ist für sie ganz
selbstverständlich. Wenn man ihr Leben sieht, bekommt man nicht den Eindruck, dass sie
Gottgeweihte sind.
Paulus schrieb an Titus: „Rede ... zu den älteren Frauen … dass sie in einem Verhalten
seien, wie es Geweihten geziemt” (Tt 2, 3).
Christen sind Gottgeweihte, wie Priester im Alten Testament. Paulus hat einige sehr harte,
klare Worte über solche zu sagen, die sich in den christlichen Reihen befinden, aber nicht
Gott zugeordnet leben. An einer Stelle sagt er: „... der hat den Glauben verleugnet“. Er darf
nicht als Christ betrachtet werden (1. Timotheus 5, 8). Wir würden so etwas ungern über die
Lippen bringen aus Furcht davor, wir könnten jemanden zu Unrecht richten. In der Tat
stehen wir oft in der Gefahr, jemanden zu schnell zu beurteilen und als Nichtchristen zu
stempeln, der es nicht verdient. Solche Entscheidungen sollten wir schon mit Vorsicht
treffen.
In 1. Korinther 6, 11 sagt Paulus dreimal „jedoch“, um den Gegensatz auszudrücken zu
dem, das sie waren: „Jedoch wurdet ihr gewaschen; jedoch wurdet ihr geheiligt; jedoch
wurdet ihr gerechtfertigt“ – vor dem Gesetz Gottes. Die Schuld ist weg. Wer von den
Korinthern früher Schuldner vor Gott war – Hurer, Dieb, Trinker –, der ist das nun nicht mehr.
Er ist jetzt geheiligt, gereinigt, gerettet von der Kraft jener Sünde. Die Sünde ist gebrochen.
Die Versuchung ist zwar nicht ganz weg, aber man darf jetzt über jene Sünde Sieg
genießen.
Ein Christ ist jemand, den Gott hat retten dürfen.
b. Ein Christ ist jemand, der selbst Bestimmtes vor Gott getan hat.
Es ist nicht nur so, dass Gott an ihm gehandelt hat, sondern auch er hat vor Gott gehandelt.
Gott hat gehandelt, als er ihn rief. Der Mensch hat ihn nicht gesucht. Jeder von uns kam
durch Gottes Wirken in die Reihe der Christen. Niemand von uns suchte Gott (oder die
Gemeinde oder das Heil) von sich aus. Alles Suchen, das in einem Menschen vorkommt, ist
die Folge von Gottes Wirken in seinem Leben. Nicht wir suchen, sondern er ruft. Und er
rettet, verändert, gibt. Gott hat an uns gehandelt.
Andererseits haben auch wir vor Gott gehandelt. Was ist es, das der Christ zu seinem
Christwerden beigetragen hat?
I: Er hat geglaubt.
Es heißt, durch den Glauben wird man gerettet. Wir lesen davon in der Apostelgeschichte.
Der Kerkermeister in Philippi fragt: „Was muss ich tun, um gerettet zu werden?“
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Paulus antwortet ihm: „Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du gerettet!
Dasselbe gilt für dein Haus.“ (Ag 16, 31)
Was heißt nun ‚glauben’? Glauben heißt in diesem Zusammenhang zweierlei.
A: Das Glauben ist ein ‚Nehmen’.
Von denen, die am Pfingsttage Christen wurden, schreibt Lukas: „Die also, die sein Wort
begrüßten und gerne aufnahmen, wurden getauft.“ (Ag 2, 41)
Man glaubt, wenn man das Wort Gottes, das den Ruf an einen heranträgt, aufnimmt. Die
Bibel gebraucht an dieser Stelle ein interessantes Wort. Das deutsche ist ein sehr mageres.
In dem Zusammenhang, in dem es hier gebraucht wird, bedeutet es mehr. Hierzu eine Bild:
Denken wir einmal an jemanden, der einen Gast eingeladen hat. Dieser erscheint an der
Tür. Er ist ein lieber Gast, und man freut sich auf sein Erscheinen, begrüßt ihn ganz herzlich,
umarmt ihn vielleicht sogar und bittet ihn ins Haus hinein. Er soll ja nicht im Vorraum stehen
bleiben. Er soll ablegen und ganz in die Wohnung eintreten.
Einladen und ins Innere des Hauses hineinnehmen – das ist das Wort, das auch Jakobus
gebraucht, wenn er vom Aufnehmen des Wortes Gottes spricht (Jakobus 1, 21). Es soll
beherzigt, in das Innere unserer Person aufgenommen und nicht nur in Empfang genommen
werden. Das Wort wird als heilbringend, als rettungbringend begrüßt. Es wird aufgenommen,
beherzigt, geglaubt.
Glauben heißt, den Ruf Gottes (das Wort, die Kunde Gottes) als eine Ewigkeitsbotschaft
zu beachten und sie von ganzem Herzen anzunehmen. Glauben heißt, auf die Botschaft
einzugehen, sie zu beherzigen. Wenn wir das tun, hat der Ruf sein Ziel erreicht. Dann kann
die Rettung eintreten.
Noch ein Weiteres gehört dazu.
B: Zu glauben heißt auch zu ‚geben’.
Wenn man glaubt, nimmt man nicht nur; man gibt auch. Diese Handlung geht bei dem
einfachen deutschen Wort ‚glauben’ manchmal unter, das ja heute sehr verflacht ist. So sagt
man zum Beispiel: „Ich glaube, dass es morgen schönes Wetter gibt.“ ‚Glauben’ heißt in der
Heiligen Schrift aber, von einer Tatsache überzeugt worden zu sein und dann sein inneres
Ja dazu zu geben. Und wenn es eine Person ist, welcher wir Glauben schenken, können wir
das Wort „Vertrauen“ gebrauchen, ein Vertrauen, das auch zur Hingabe führen kann. Glaubt
man an Gott, gehört die Hingabe auf jeden Fall mit dazu. Wer also dem Ruf Gottes gefolgt
ist, hat im Vertrauen sein Angebot angenommen und sich ihm hingegeben.
II: Ein Christ ist jemand, der auch Buße getan hat.
Zum Glauben kommt ein Weiteres hinzu, die Buße. Glaube und Buße zusammen bedeuten
in der Bibel Bekehrung oder Umkehr. Der Glaube ist die Hinkehr: Der Ruf kommt an uns
heran, und wir reagieren in positiver Weise darauf. Aber mit dieser Hinwendung geschieht
gleichzeitig auch eine Abwendung, welche die Bibel Buße nennt.
Buße heißt, sich abzuwenden von der Sünde, von dem eigenen „Ich“, von Satan und von
der Welt. Wer Buße getan hat, hat zu sich selbst Nein gesagt. So verlangt es Jesus:
„Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst. Der nehme sein Kreuz auf sich” (Matthäus
16, 24).
Wenn zur Zeit Jesu einer sein Kreuz trug, war er unterwegs zu seiner Hinrichtungsstätte.
Solange er es trug, lebte er noch. Er war nicht tot. Aber jeder, der das sah, wusste, wohin es
ging. Wer Jesus nachgeht, soll wissen: Er kann morgen sterben – Jesu wegen. Wer dazu
nicht bereit ist, darf sich nicht Christ nennen. Darum ist auch die Vermutung zurecht
angebracht, dass manche in unseren Gemeinden vielleicht doch keine Christen sind.
Paulus ruft die in der korinthischen Gemeinde auf und sagt: „Prüft euch selbst, ob ihr im
Glauben steht“ (2. Korinther 13, 5). Das soll jeder tun, der am Anfang des 1. Korintherbriefes
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genannt ist: alle in der korinthischen Gemeinde und darüber hinaus alle Christen auf der
Welt (1. Korinther 1, 2).
Jeder Christ sollte sich ab und zu prüfen, ob er wirklich Christ sei, ob er wirklich ein Nein
zur Sünde und zu sich selbst gesagt, ob er wirklich ein Nein zur Welt und zu Satan gesagt
hat im Zeichen eines ganzen Ja zu Jesus Christus; denn hier gilt „entweder – oder“,
entweder Jesus oder die Welt. Petrus sagt: Wer Christ ist, der ist „der Lust in der Welt
entflohen“. Er hat der Welt den Rücken gekehrt (2. Petrus 1, 4).
3. Was ist ‚Welt’?
Dieses Wort wird in der Bibel verschieden gebraucht. Wenn wir das Thema stellen „Der
Christ und die Welt“ und die Beziehung zwischen beiden kennenlernen wollen, ist es auch
wichtig zu wissen, was Welt ist.
a. Die ‚Welt’ ist ein Raum.
In diesem Sinne gibt es zwei Welten: eine materielle und eine geistliche.
I: Von der materiellen Welt
Diese ist der Raum der greifbaren Schöpfung. Wenn wir „greifbar“ sagen, meinen wir die
Natur, die mit den fünf Sinnen erlebbar ist, die Welt und alles in ihr, die Gott geschaffen hat.
Und kraft dessen gehört sie ihm. Es ist interessant zu lesen, wie Gott sich ausdrückt,
wenn er das Volk Israel einlädt, nach Kanaan zu kommen. Er geht ins Detail, sagt, die
Häuser, die Felder usw. werden den Kindern Israels gehören. Gott bestimmt den Besitzer;
das heißt, dass die Gegenstände, die er da anführt, ihm gehören und nicht der
gegenwärtigen Bevölkerung im Lande! Die Menschen haben es lediglich für eine gewisse
Zeit anvertraut bekommen. Und auch wenn Israel ins Land kommt, werden sie ihm nur
anvertraut. Wenn es nämlich den Bund mit Gott nicht hält, wird es des Landes verwiesen.
Das Land gehört immer Gott. Alles in der Welt gehört Gott:
„Die Erde ist des Herrn und alles, das in ihr ist.“ (Psalm 24, 1) Gott hat sie geschaffen, und
deswegen ist sie mit Recht sein.
Alles Geschaffene, das sichtbar ist, wohnt in diesem Raum Welt. Und diese Welt ist
bemessen, ist nicht uferlos. Sie ist in verschiedener Hinsicht und nach verschiedenen
Richtungen begrenzt. Sie ist räumlich bemessen: Irgendwo hört sie auf, ob wir unseren
Planeten meinen oder den ganzen Kosmos (das griechische Wort für Welt), bzw. das
Universum (das lateinische Wort für Welt). Auch zeitlich hört die Welt auf. Sie hat einen
Anfang gehabt – vorher gab es sie nicht –, und sie wird ein Ende haben, danach es sie
wieder nicht mehr geben wird. Nur in dieser Zeitspanne gibt es diese geschaffene materielle
Welt.
Als Kosmos ist die Welt, so, wie Gott sie geschaffen hat, ein Raum, der mit Schönem
gefüllt ist. Das griechische Wort bedeutet nämlich ‚das Schöne’. (Von diesem Wort kommt
auch der Begriff Kosmetik, das, womit man sich schön machen will.) Die Welt, so, wie Gott
sie schuf, war vollkommen. Etwas Schönes kam aus der Hand Gottes. Dazu gehörte nicht
nur der Raum, sondern alles, was diese Erde füllte.
II: Die geistliche Welt
In der geistlichen Welt wohnt das, was für unsere Augen und Sinne unsichtbar und
unerlebbar ist (es sei denn, es wird uns auf übernatürliche Weise offenbart): Gott und die
Engel. Das heißt, in jener Welt wohnen Geister. In ihr entstand die Sünde, die in diese
unsere Welt kam und wodurch der Tod in die Welt kam (Römer 5, 12).
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III: Die Not in beiden Welten
Nun ist Not in beiden Welten, sowohl in der geistlichen Welt als auch in der materiellen.
A: Die Not in der geistlichen Welt
In der jenseitigen Welt wohnen jetzt nicht nur gute Wesen, wie z.B. Gott und gute Engel,
sondern auch böse Engel. Paulus nennt diese Welt „das Himmlische“ (Epheser 6, 12 u.a.).
Das ist nicht der Himmel, der Gott umgibt, sondern einfach die geistliche Welt, wo zweierlei
Wesen wohnen, gute und böse.
Auch nicht nur gute und böse Engel (letztere nennen wir Dämonen), sondern auch gute
und böse Verstorbene wohnen in jener Welt. Dort sind die Gerechten, die den Herrn Jesus
Christus kannten. Dort sind auch die Ungerechten, die nie Vergebung in diesem Leben
erfuhren. Sie sind dort ewiglich und kommen nie mehr zurück in diese Welt. Mit der
Auferstehung kommen sie vor das Gericht. Wer einmal die Tür zum Jenseits durchschritten
hat, kommt nie mehr zurück. Man kann an dieser Stelle also kein Experiment machen; man
kann sich nicht einfach aus der Familie bzw. der Gesellschaft ausreihen, um dann
irgendwann einmal wieder zurückzukehren. Der Tod ist endgültig. Sehr viel wissen wir nicht
über jene Welt, aber sie muss ernst genommen werden, denn sie ist ewig, weder zeitlich
noch räumlich bemessen.
Jene Welt ist ewig, diese zeitlich. In dieser Welt hat man sich auf die Ewigkeit
vorzubereiten.
B: Die Not in der materiellen Welt
Auch in unserer Welt ist jetzt Not, nicht nur in der anderen. Es herrscht Sünde bei den
Menschen. Die Tiere verhalten sich ähnlich. Sie tun, wie wenn sie Sünder wären. Es gibt den
Zerfall, das Zerbröckeln; es gibt den Herbst, das Altwerden, das Vergängliche, den Tod.
Hier herrscht das Gesetz der Vergänglichkeit. Dieses Gesetz ist nicht Sünde. Es ist
nämlich keine Sünde, alt oder müde zu werden. Aber es ist die Folge der Sünde allerdings
nur mittelbar. Die Ursache für das Gesetz der Vergänglichkeit ist Gott nicht Satan oder der
Mensch. Nicht Satan hat die Krankheit eingeführt. Er kann sie unter Umständen gebrauchen,
aber es ist Gott, der die Krankheit schuf als Form von Schwachheit und Tod.
Alles Mühsame in unserem Leben kommt von Gott. Er setzt uns damit Grenzen, damit wir
immer daran erinnert werden, dass wir nicht das sind, was wir sein wollten: Gott (wie Adam
und Eva, als sie vom Baum nahmen, um „wie Gott zu sein&ldquo.
Daher haben wir jetzt auch einen zusätzlichen Energieverlust. Es heißt:
„Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen.“ (1. Mose 3, 19)
Wir haben Pflanzen, die an der falschen Stelle wachsen und uns zusätzliche Arbeit
bereiten. Es gehen Dinge schief im Leben, und wir brauchen mehr Zeit, um sie wieder
zurecht zu bringen. Das alles setzt uns Grenzen. Paulus sagt: Gott hat Grenzen in die
Gesellschaft der Menschen gestellt, auch Landesgrenzen, „damit sie Gott suchen möchten“
(Ag 17, 27).
Man hört des öfteren, wir würden „in einer gefallenen Welt“ leben. Ob das stimmt, hängt
davon ab, was man mit „Welt“ meint. Denkt man an die als nächste zu besprechende
Bedeutung, ist es richtig. Meistens denkt man aber an die ganze Schöpfung. In diesem
Sinne stimmt es nicht, denn die Natur, die uns umgibt, ist nicht „gefallen“. Dieses Wort trägt
in diesem Zusammenhang den Gedanken der Schuld. Gerade das, jedoch, dass die Umwelt
des Menschen Schuld hätte, verneint Paulus, wenn er schreibt (Römer 8, 20): „die
Schöpfung wurde der Nichtigkeit unterstellt (nicht von sich aus, sondern es ist dem
zuzuschreiben, der sie unterstellte)“. Der fehlerhafte Zustand der Natur, die uns umgibt, ist
nicht auf ihren „Fall“ zurückzuführen, denn sie ist nicht gefallen, sondern Gott hat sie in
Mitleidenschaft gezogen, als er dem Menschen, der in der Tat gefallen war, sein hinfortiges
Los mitteilte (1. Mose 3). Nur die Menschheit gilt als „gefallen“, nicht ihre Umwelt.
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In dieser Welt herrscht nun Not, Sündennot, Not der Vergänglichkeit. Das ist die Welt, in
der wir leben, die materielle.
b. Die ‚Welt’ ist auch die Welt der Menschen.
In die materielle Welt hat Gott die Menschen gestellt. Diese als Ganzes wird „Welt“ genannt,
so z.B. in Johannes 3, 16:
„Auf diese Weise hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn gab ...“ Gott hat
Menschen als Gegenstand seiner Liebe geschaffen, nicht Bäume oder Flüsse oder Eisen
oder Blumen. Alle diese Gegenstände schätzt er, aber seine Liebe gilt den Menschen. Auf
diese Weise hat Gott Menschen geliebt, als er „die Welt“ liebte.
c. Die ‚Welt’ ist sodann die Welt der Gottfernen.
Den Kreis der ganzen Menschheit kann man jetzt noch weiter eingrenzen. Es gibt
Menschen, vielleicht die meisten, die verloren sind. Die Bibel gebraucht das Wort Welt in
diesem engeren Sinne für die ganze Schar von unerlösten Menschen.
. Ein Beispiel ist Johannes 1, 10: „Und die Welt kannte ihn nicht.“
Dann heißt es in V. 12: „Wieviele ihn aufnahmen, denen gab er das Recht, Gottes Kinder zu
werden.“
Die ihn aufnahmen, sind aus dem Begriff Welt ausgeschlossen, denn sie haben den Herrn
Jesus gekannt. Alle anderen kannten ihn nicht. Sie waren „Welt“.
. Johannes 14, 17: „... den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil
sie ihn nicht sieht noch ihn kennt, aber ihr kennt ihn ...“
Diese Jünger Jesu, von denen hier gesprochen wird, bilden einen Kreis. Es gibt noch
einen anderen Kreis, die Welt; das sind die Nichtjünger. Menschen, die keine Jünger Jesu
sind, werden in der Schrift also Welt genannt. Sie stehen den Jüngern Jesu gegenüber und
„hassen“ sie. Sie können den Geist Gottes nicht bekommen, weil sie nicht bereit sind, die
Grenze ihres Kreises zu überqueren und in die Nachfolge Jesu zu treten.
. Römer 13, 12 ist ein weiteres Beispiel: „Die Nacht ist weit vorgerückt. Der Tag hat sich
genaht. Lasst uns also die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen
...“
Hier wird zwar das Wort Welt nicht erwähnt, aber es wird die Welt der Verlorenen
beschrieben. Christen sind Kinder des Lichts. Sie sind zu Gott, zum Licht, gekommen, sind
jetzt im Licht. Das Licht ist auch in ihnen. Es ist in ihnen hell geworden. Aber sie führen ihr
Leben in einer Welt, die dunkel ist. Und zwischen diesen verlorenen Menschen sind die
Christen. In diesem Sinne befinden sie sich und befinden wir uns in einer dunklen Nacht,
immer wieder von Finsternis und den Werken der Finsternis umgeben. Nun sollen wir nicht
so handeln, wie die Menschen um uns her, sondern wir sollen bereit sein, für unseren Herrn
dazustehen wie ein Soldat, der frühmorgens aufsteht und bereit ist, in den Kampf zu
ziehen, denn Licht und Finsternis sind Feinde voneinander.
Dort, wo Licht hinkommt, muss die Finsternis fliehen. Und wo die Kerze des Lichts erlischt,
da wird es dunkel. Die beiden können nicht miteinander leben. Sie schließen einander aus.
Wir haben also mit der Dunkelheit in der Welt zu kämpfen. Unsere Schlacht ist nicht eine
gegen Fleisch und Blut, sondern gegen das Element Finsternis, das eigentlich von Satan
und der Sünde herrührt (Epheser 6, 12). In diesem Element Finsternis leben unbekehrte
Menschen.
. Philipper 2 zeigt uns ebenfalls diese dunkle Seite der Welt der Verlorenen: „... damit ihr
frei von Tadel und unlauterer Beimischung seid, Gottes untadelige Kinder mitten in einem
krummen und verkehrten Geschlecht [d.h., Menschengeschlecht], in welchem ihr offenbar
seid wie Lichter in der Welt, darhaltend das Wort des Lebens“ (Philipper 2, 15.16).
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Im Bild dieses Verses herrscht Nacht. Am Himmel sind einige Sterne zu sehen. Mit diesen
Lichtern vergleicht Paulus die Christen. Sie sind wie Sterne in einer dunklen Nacht. Inmitten
allgemeiner Dunkelheit geben nur noch diese Sterne etwas Licht. Sie werden auch fernerhin
einen Lichtschein geben, wenn ihr Wandel hell ist, wenn sie nicht nur wie eine Kerze sind,
sondern das Wort Gottes wie eine Fackel in der dunklen Nacht mit ausgestreckter Hand
darhalten, sodass Menschen zu Jesus finden können.
Die Welt ist dunkel, und wer kein Christ ist, lebt innerlich und äußerlich im Dunklen. Bei
uns Christen ist es innerlich hell geworden. Wenn wir das Wort Gottes lesen und ins Gebet
gehen, ist es hell um uns her. Wenn wir uns aber in dieser Welt bewegen, bemerken wir die
Dunkelheit. Sie macht uns unruhig; wir fühlen uns in dieser Dunkelheit nicht wohl.
Die Welt, in der unbekehrte, ungerettete, verlorene Menschen leben, ist finster. Aber diese
Welt ist nicht so finster wie jene, in die sie einmal hineingehen müssen, wenn sie nicht zum
Licht finden. Da wird dann „äußerste Finsternis“ sein, ohne die Lichter der Kinder Gottes,
ohne das Wort Gottes, welches Gott ab und zu durch seinen Ruf und durch seine Boten
hineinstrahlen ließ. Jetzt bewegen sich unbekehrte Menschen immer noch in relativer
Dunkelheit, denn überall ist etwas von dem Licht, das Gott in die Welt hineingeschickt hat,
hineingekommen. Eines Tages aber wird die Dunkelheit vollkommen sein. Wenn unbekehrte
Menschen spotten und sagen: „Da werde ich wenigstens eine Menge Gesellschaft haben!“,
täuschen sie sich bitter; denn es wird wohl viele Menschen in der Hölle geben, aber jeder
wird vollkommen einsam sein, ohne Gesellschaft. Gesellschaft ist eine Schöpfung Gottes.
Die gibt es in der Hölle nicht.
d. Ferner ist die ‚Welt’ die Zeit einer Raumwelt.
Es gibt zwei Welten, die materielle, von Gott am Anfang dieser Weltgeschichte geschaffene,
und die geistliche. Jede dieser Welten hat ihre Zeit. Und diese Zeit heißt Äon (griechisch:
aioon). Äon ist die Zeit (oder die Zeitspanne) einer räumlichen Welt. Wie oben erwähnt ist die
materielle Welt vergänglich. Ebenso ist auch die Zeit dieser Welt, ihr Äon, bemessen.
Wenn die geistliche Welt ewig ist, ist auch der Äon der geistlichen Welt ewig, unendlich;
d.h., die Zeit der geistlichen Welt hört nie auf.
Der Ausdruck ‚Äon dieser Welt’ wird auch in einem anderen Sinne gebraucht. Weil diese
Welt von so vielen verlorenen Menschen bewohnt ist und diese Verlorenen „Welt“ heißen, ist
die Zeit, durch welche sie hindurchgehen, auch eine Welt. Das Wort Äon kann nun für die
Lebensweise von nichtbekehrten Menschen gebraucht werden. Das wird aber in den
meisten Übersetzungen nicht angedeutet.
. Zum Beispiel Römer 12, 2: „Passt euch nicht der Welt an; seid nicht gleichförmig ...” Da
steht für „Welt“ nicht das griechische Wort kosmos, wie man vermuten könnte, sondern
aioon, d.h., die Lebensweise der Menschen, die noch nicht bekehrt sind.
Sinngemäß kann man also lesen: „Passt euch nicht der Lebensweise dieser Welt an”.
. 2. Timotheus 4, 10: „Demas verließ mich aus Liebe zum Lauf der jetzigen Welt ...”, der
Lebensweise dieser Welt! Ob er wirklich abgefallen war, wissen wir nicht, aber er liebte die
Dinge dieser Welt mehr als die Arbeit für den Herrn.
. Epheser 2, 2: „In welchen [Sünden und Übertretungen] ihr einmal lebtet, ausgerichtet
nach der Zeit dieser Welt ...“ Unbekehrte Menschen sind nach einem gemeinsamen Maßstab
ausgerichtet.
e. ‚Welt’ ist im Weiteren ein Weltreich.
. Lukas 2, 1: „Es geschah in jenen Tagen, [dass] eine Verordnung vom Kaiser Augustus
ausging: Das ganze Weltreich sollte eingeschrieben werden.“
Für „Weltreich“ steht hier im Grundtext oikoumenee, von dem wir das deutsche Wort
‚Ökumene’ haben. In jenen Tagen war die oikoumenee das römische Reich. Alexander, der
10
Große, hatte als erster versucht, den Begriff Weltreich in die Tat umzusetzen, alles unter ein
‚Haus’ zu bringen. Oikoumenee heißt nämlich ‚Hausbleibe’ (oikos ist das ‚Haus&rsquo. Alles sollte
also unter ein Dach gebracht werden.
Heute versucht man das wieder, politisch und auch religiös. Alle Menschen sollen
staatliche und religiöse Brüder und Schwestern werden. Alle sollen zu einem Staat und zu
einer Religionsgemeinschaft gehören. Es wird eine unglückliche Heirat von Politik und
Religion geben, und wir, die Nachfolger Jesu, wenn wir uns nicht anpassen, werden dann
ausgegrenzt werden. Das ist eine Entwicklung, die noch vor uns liegt. Inzwischen wird an
diesem Weltreich gearbeitet. Die Menschen träumen von einem Weltreich, das die ganze
Welt zu einem Königreich macht, zu einem ‚Haus’.
Aber auch Gott plant ein solches Reich.
. In Hebräer 2, 5-8 lesen wir davon.
Vers 6 gibt uns eine interessante Auskunft: „Nicht Engeln unterordnete Gott das Weltreich,
das kommen sollte, von welchem wir reden.“
Wen hat dieses Weltreich denn als Regenten?
In Psalm 8 wird gefragt und bezeugt: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, oder
der Sohn des Menschen, dass du auf ihn siehst?“
Hier geht es also um Menschen und Kinder von Menschen.
„Du machtest ihn (den Menschen) ein wenig geringer als die Engel“, so steht es in Psalm
8.
In Hebräer 2 wird Psalm 8 zitiert, und es heißt dann: „Mit Herrlichkeit und Ehre kröntest du
ihn, und du setztest ihn über die Werke deiner Hände ...“
Es war also Gottes Plan, den Menschen höher zu stellen als er bei der Erschaffung war.
Diesen Plan scheint Satan vorweg nehmen zu wollen, um ihn im eigenen Interesse
durchzuführen. Und so fiel der Mensch in die Sünde.
Gott hat seinen Plan jedoch nicht aufgegeben. In den Versen 9 und 10 ist von Jesus
Christus die Rede, der unsere Stelle einnimmt. Er erniedrigt sich, wird niedriger als die
Engel. Er geht sogar an die Stelle des Menschen in den Tod. Und dann wird er auferweckt;
er fährt gen Himmel und setzt sich zur Rechten des Vaters. In Zukunft wird er regieren – und
mit ihm werden die Erlösten regieren, sodass über Jesus Christus Gottes Plan dennoch in
Erfüllung geht. Erlöste Menschen, die in die Gemeinschaft mit dem Sohne Gottes gekommen
sind, werden eines Tages in jenem Weltreich mitregieren. Wahrscheinlich wird dieses im
tausendjährigen Reich geschehen (Of 20, 6).
. Dazu gehört wohl auch 1. Korinther 6, 2.3: „Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt
richten werden?“
Vielleicht ist hier an ein Richten gedacht, wie es im Buche Richter beschrieben ist, also ein
Richten im Sinne von Regieren. Wenn das unsere Zukunft ist, sagt Paulus, sollten wir uns
jetzt schon bemühen, in Weisheit miteinander umzugehen und nicht unreif bleiben.
f. Abschließendes
Es ist sehr wichtig, dass wir diese grundsätzlichen Dinge wissen, damit wir vor dem Wort
Gottes Ehrfurcht bekommen und klarere Vorstellungen von dem Unterschied zwischen Christ
und Welt. Mitten in dieser Welt leben wir als Christen.
‚Welt’ ist also verschiedenes: Sie ist ein Raum, in dem es wiederum zwei verschiedene
Räumlichkeiten gibt, eine zeitliche Welt und eine ewige, eine materielle und eine geistliche.
Ursprünglich waren sie beide gut. Jetzt gibt es Not in beiden Welten.
Das soll uns aber nicht dazu verleiten, anzunehmen, dass der Himmel (der Raum um
Gott) Not kennen würde. Nein, der große Raum der jenseitigen Welt ist noch einmal
aufgeteilt. In die Welt Gottes kommen wir, wenn wir Jesus kennen. Dort ist keine Not, keine
Nacht, keine Sünde. Das ist unsere Hoffnung. Satan hat dort keinen Zugang. Er wird
ausgestoßen sein. Er darf nicht mehr vor Gott erscheinen und uns verklagen. Wir werden
ewiglich im Licht sein und werden nie mehr zur Sünde versucht werden. Das ist unsere
gewisse Hoffnung.
11
Johannes sagt einmal: „Wer diese Hoffnung hat“, Jesus zu sehen, den Reinen, den
Sündlosen, „der reinigt sich“ jetzt schon, damit er unbefleckt für Jesus leben kann (1J 3, 3).
Gott schenke es, dass wir uns immer wieder reinigen, dass wir, wie es in der Offenbarung
heißt (7, 14) „unsere Kleider waschen“ aufgrund des verflossenen Blutes Jesu, durch den
Heiligen Geist, damit wir, wenn es einmal so weit ist, die Schwelle in jene Welt zu
überschreiten, einen weiten Eingang kennen (2. Petrus 1, 11)...https://info2.sermon-online.com/german/HerbertJantzen/Der_Christ_Und_Die_Welt_2011.pdf...Gruss,Ralf😘
Die Bibel kann mit Recht als das Buch der Offenbarung der Liebe Gottes zu den Menschen
bezeichnet werden. Gott spricht die ganze Welt an. Insbesondere wendet er sich aber an
sein Volk, im alten wie im neuen Bund.
Das Thema Welt kommt in der ganzen Bibel zur Sprache, von ihrem Anfang bis zu ihrem
Ende, während das Thema Christ nur im Neuen Testament vorkommt. Aber die Vorläufer der
Gemeinde Jesu sind schon im Alten Testament vorhanden, und wir Christen können bereits
im Alten Testament eine ganze Menge lernen. Es gibt einige Stellen in der Bibel, in denen
das Thema Christ und Welt ganz besonders besprochen wird.
In Epheser 4, 1-4 steht geschrieben: „Ich rufe euch also auf, ich, der Gebundene im Herrn,
in einer Weise zu wandeln, die würdig ist des Rufes, mit dem ihr gerufen wurdet, mit aller
Demut und Sanftmut, mit Geduld, wobei ihr einander in Liebe ertragt und euch befleißigt, die
Einheit des Geistes in dem Band des Friedens zu bewahren. Ein Leib ist es und ein Geist,
entsprechend dem, dass ihr gerufen wurdet in einer Hoffnung eures Rufes.“
Ab V. 17 lesen wir: „Dieses sage ich also und bezeuge in dem Herrn: Ihr habt nicht mehr
so zu wandeln, wie es die anderen, die von den Völkern sind, tun, in der Leere ihres
Denksinnes, deren Denken verfinstert ist und die dem Leben Gottes entfremdet sind, wegen
der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verhärtung ihres Herzens, die alles Gefühl von
sich taten und sich selbst der Ausschweifung hingaben zur Ausübung jeder Unreinigkeit in
Habsucht.
Aber so lerntet ihr Christus nicht, wenn ihr ihn hörtet und in ihm gelehrt wurdet – wie ja
Wahrheit in Jesus ist –, abzulegen, in Betreff des früheren Betragens, den alten Menschen,
der dabei ist, zugrunde zu gehen, was bestimmt ist durch die trügenden Lüste, aber stets
erneuert zu werden am Geist eures Denksinnes und den neuen Menschen anzuziehen, der
nach Gott geschaffen wurde in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit.“
In diesen Versen wird der Christ als einer, der sein Leben zur Zeit in der Welt führt,
angesprochen. Bevor man aber nun zu den Beziehungen zwischen den beiden Begriffen
„Christ“ und „Welt“ kommt, sollte man sich darüber im Klaren sein, wovon hier eigentlich die
Rede ist, denn – wie durch das Wort „und“ angedeutet, geht es um die „Beziehung“ des
Christen zur Welt.
A. Klärungen
1. Das Wort ‚Christ’ im NT
Dreimal nur kommt es vor.
Ag 11, 26E: „In Antiochien [war] es auch, [dass] die Jünger zuerst als ‚Christen’
bezeichnet wurden.“
26, 28: „Agrippa sagte zu Paulus: ‚Nur wenig, und du überzeugst mich, ein Christ zu
werden.’“
1. Petrus 4, 16: „Wenn er aber als Christ [leidet], schäme er sich nicht, verherrliche aber
Gott in diesem, das ihm zuteil wurde ...“
2. Was ist ein Christ?
2
Das scheint eine banale Frage zu sein, aber es gibt viele, selbst in evangelikalen oder
bibeltreuen Gemeinden, die eigentlich nicht wissen, was ein Christ ist, weil sie eine
Informationslücke haben, die nie ausgefüllt wurde. Sie haben zwar eine gewisse
Entscheidung getroffen im Blick auf das Evangelium, das sie bruchstückhaft gehört haben,
sind „getauft“ worden, sind Mitglieder von Gemeinden, sind aber nie wirklich zu neuem
Leben hindurchgedrungen.
Was ist nun das Besondere bei einem Menschen, der nach der Bibel Christ genannt
werden darf?
a. Ein Christ ist jemand, an dem Gott etwas Bestimmtes getan hat.
I: Gott hat ihn gerufen.
Die Schrift sagt, dass Gott Menschen ruft. Er ruft alle durch die Botschaft des Evangeliums.
Gott ruft, wenn wir die Bibel aufschlagen, wenn wir das Evangelium lesen oder hören.
Immer, wenn Evangelium verkündet wird, ruft Gott. Wenn in zwischenmenschlichen
Gesprächen der Name Jesus und seine Sache zur Sprache kommen, kann Gott durch den
Heiligen Geist rufen. Er ruft durch sein Wort, durch den Heiligen Geist oder durch Menschen,
die seine Zeugen sind. Er ruft den Menschen weg von der Welt und hin zu Gott.
Wir kommen gottfremd auf die Welt, mit dem Rücken Gott zugewandt. Wir befinden uns
bereits von Anfang an auf der Flucht vor ihm. Wir sind dabei, uns von Gott wegzubewegen.
Selbst wenn jemand in einem gewissen Maße an Göttlichem interessiert ist, so ist er
innerlich doch auf der Flucht vor Gott, ehe er Christ ist. Und Gott ruft ihn.
Von diesem Ruf ist, wie bereits erwähnt, in Epheser 4, 1-4 die Rede: „Ich rufe euch auf“,
sagt Paulus, „ein Leben zu führen, das eurem Ruf, eurem Gerufensein, entspricht ...“
Wie gesagt: Gott ruft alle Menschen. Doch teilt uns die Bibel mit, dass einige im
besonderen Sinne „Gerufene“ sind. Das sind solche, die bereit gewesen sind, auf seinen
allgemeinen Ruf zu hören, die aufhorchten und dem Ruf Gottes Gehör schenkten, dann sich
aufmachten und durch die ihnen gewiesene Tür gingen, um ihm nachzufolgen.
Gott ruft jeden Tag. Er ruft auch uns, die wir bereits seinem Ruf Folge geleistet haben. Er
ruft uns, ihm weiter nachzufolgen, bis er uns eines Tages in die Ewigkeit holt. Auch in
diesem Sinne können wir von einem Ruf sprechen.
Es gibt also einen Ruf Gottes, der alle Menschen betrifft; und diejenigen, die sich dann
rufen lassen, erfahren in der Nachfolge eine stetige Lebendigkeit dieses Rufens.
Ein Christ ist jemand, den Gott hat rufen dürfen.
II: Gott hat ihn gerettet.
Das andere, das ein Christ (wenn er wirklich Christ ist) erlebt hat, ist, dass Gott ihn gerettet
hat.
Rufen und Retten sind zweierlei. Wir werden gerufen, um gerettet zu werden. Nicht jeder,
der gerufen wurde, ist damit schon gerettet. Einige schlagen den Ruf aus. Sie nehmen ihn
nicht an. Gott kann nur diejenigen retten, die dem Ruf Folge leisten.
Was heißt es, wenn Gott rettet? Folgende Texte sagen etwas darüber aus.
. In Tt 3, 4-7 lesen wir: „Aber als die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres
Retters, erschien – nicht auf Grund von Werken, die wir in Gerechtigkeit verrichteten,
sondern nach seiner Barmherzigkeit rettete er uns durch Waschung der Wiedergeburt und
Erneuerung des Heiligen Geistes, den er durch Jesus Christus, unseren Retter, reichlich
über uns ausgoss, damit wir, durch die Gnade desselben gerechtfertigt, Erben würden
gemäß der Hoffnung des ewigen Lebens.“
In V. 5 sagt Paulus: „durch Waschung der Wiedergeburt“. Das ist nicht die Taufe, denn in
ihr wird man nicht gerettet, sondern darin legt man rückblickend ein Zeugnis von der Rettung
ab, die (zum Zeitpunkt des Getauftwerdens) bereits geschehen sein muss; sonst ist die
Taufe sinnlos, denn sie ist ein Hinweis auf ein Ereignis. Wenn dieses Ereignis, die Rettung,
3
fehlt, zeigt die Taufe ins Leere, und sie wird somit bedeutungslos und muss noch einmal
geschehen, wenn der Betroffene wirklich zum lebendigen Glauben kommt.
In diesem Text wird die Wiedergeburt mit einer Waschung verglichen. So wie wir den
Schmutz des Leibes mit Wasser abwaschen, so hat Gott unseren geistlichen Schmutz
weggewaschen. Aber das konnte er nur aufgrund des Blutes Jesu Christi, das auf Golgatha
für uns vergossen wurde, tun. Das heißt, Jesus Christus ist wie ein Opferlamm,
stellvertretend, an unserer Stelle geschlachtet worden – wie ein Opfertier im Alten
Testament.
Somit kann Gott unsere Schuld nach dem Gesetz Gottes streichen. Das nennt die Bibel
„waschen“. Dazu kommt, dass unser Gewissen gleichzeitig entlastet wird. Es wird
gewaschen, rein gewaschen, weil die Schuld gestrichen ist. Wer dem Ruf folgt, erfährt diese
Waschung.
. Man spürt die Rettung, die Waschung, allerdings nicht. Sie ist etwas, das auf der
anderen Seite des Schleiers zwischen uns und dem Jenseits geschieht. Die Waschung
geschieht zwar in uns, aber wir erfahren sie nicht mit einem unserer fünf Sinne, sondern wir
erfahren davon im Worte Gottes. Wir wissen, unter welchen Voraussetzungen Gott uns
rettet. Wir können feststellen, ob wir diese Voraussetzungen erfüllt haben. Dann haben wir
Gott zu vertrauen und uns auf das Wort Gottes zu verlassen, dass die Rettung eingetreten
ist. Wenn jemand dem Ruf Gottes folgt, rettet er. Er wäscht uns und macht uns neu; wir
werden neu geboren. Bei unserer Wiedergeburt entsteht dann ein neues Wesen an Stelle
des alten.
Paulus führt weiter aus: „durch Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen
Geistes“. Gott rettete uns durch Waschung der Wiedergeburt, das heißt, durch Erneuerung
des Heiligen Geistes. Es ist der Heilige Geist, der dieses erneuernde Waschen an uns
vollzogen hat. Das konnten wir nicht spüren.
Mancher entgegnet: „Ich fühlte mich aber erleichtert, nachdem ich zu Jesus kam.“
Das mag sein. Ein solches Gefühl kann die Reaktion auf die Rettung Gottes sein, und das
ist etwas Herrliches. Aber es ist letztlich nicht der Beweis dafür, dass etwas in uns
geschehen ist. Den Beweis liefert uns das Wort Gottes. Wir können dankbar sein, wenn
etwas bei uns anders geworden ist. Früher oder später wird das in einem Leben erkennbar
werden. Nur sollte man vorsichtig sein, nicht zu viele Beweise der Rettung in der eigenen
Seele feststellen zu wollen. Wenn wir etwas über die Tatsachen unserer persönlichen
Rettung erfahren wollen, sind wir völlig auf Gottes Wort angewiesen, denn die Bekehrung ist
etwas, das wir vollziehen, die Rettung etwas, das Gott vollzieht, und was Gott vollzieht,
merken wir nicht immer. Wir stellen zwar hinterher fest, dass wir kein unreines Gewissen
mehr haben; wie die Rettung aber zustande kam, spüren wir nicht. Ein reines Gewissen ist
eben die Reaktion auf die Waschung.
Den Heiligen Geist kann man weder sehen noch hören, weder riechen noch spüren; aber
er ist am Werk. Im Worte Gottes erfahren wir, was er tut: Er erneuert uns. Und wir glauben
dem Wort Gottes. Wir glauben, dass wir neu geworden sind. Die Frucht ist dann der Beweis.
Die können wir allerdings mit dem menschlichen Auge feststellen.
. Weiter heißt es dann: Er rettete uns durch Erneuerung des Heiligen Geistes, „den er
durch Jesus Christus, unseren Retter, ausgegossen hat“ (Tt 3, 6).
Hier wird ein weiterer Retter genannt. Gott ist nämlich Retter in allen drei Personen:
. V. 4: Gott, der Vater, rettete uns.
. V. 5: Der Heilige Geist handelte an uns in der Rettung.
. V. 6: Der Herr Jesus Christus ist unser Retter.
Wenn wir gerettet werden, handelt also der dreieinige Gott an uns.
Jesus Christus, der im Himmel thront, hat den Heiligen Geist ausgegossen und schenkt
ihn jedem, der seinem Ruf folgt und zu ihm kommt. Dieser Heilige Geist vollzieht, wenn er
kommt, seine Rettung an uns. Das Kommen des Geistes wird im Alten Testament mit Regen
verglichen. Gott gießt seinen Geist über uns wie Öl oder Regen reichlich aus (Römer 5, 5).
Und das bedeutet Erneuerung in fast jeder Hinsicht. Er goss ihn reichlich über uns aus,
4
„damit wir, durch die Gnade Jesu Christi gerechtfertigt, Erben würden, gemäß der Hoffnung
des ewigen Lebens ...“ (Tt 3, 7).
Wir wollen das nun zusammenfassen: Der Heilige Geist ist über uns ausgegossen
worden. Er hat uns gewaschen und erneuert. Wir sind gerettet. Wir sind gerechtfertigt. Das
alles sind Ausdrücke, welche die Bibel für diese Rettung gebraucht: das Schenken von
Leben (und dem, das zu diesem Leben gehört) anstelle des Todes, in dem wir lebten und
dem wir als verlorene Sünder entgegen eilten. Wir sind heute schon Gerettete und werden in
der Zukunft einen weiteren Teil der Rettung erfahren.
. 1. Korinther 6, 11 spricht ebenfalls von unserer Rettung: „Und dieses waren etliche von
euch. Ihr wurdet jedoch gewaschen! Ihr wurdet jedoch geheiligt! Ihr wurdet jedoch
gerechtfertigt! – in dem Namen des Herrn Jesus und in dem Geist unseres Gottes.“
Die Rettung verwandelt ein Leben, sodass eine entsprechende Frucht im Handeln
aufkommt. Wenn man evangelikale Gemeinden besucht, bekommt man manchmal den
unguten Verdacht, dass einige dort keine Christen sind. Sie leben nicht wie Christen. Ihr
Leben spricht nicht davon, dass sie Gott gehören, sondern sie leben wie Menschen, die noch
ganz über sich selbst verfügen. Sie leben genauso, wie wenn sie selbst über ihre eigene
Zeit, ihre Energie, ihr Geld, ihr Hab und Gut verfügen dürften. Das ist für sie ganz
selbstverständlich. Wenn man ihr Leben sieht, bekommt man nicht den Eindruck, dass sie
Gottgeweihte sind.
Paulus schrieb an Titus: „Rede ... zu den älteren Frauen … dass sie in einem Verhalten
seien, wie es Geweihten geziemt” (Tt 2, 3).
Christen sind Gottgeweihte, wie Priester im Alten Testament. Paulus hat einige sehr harte,
klare Worte über solche zu sagen, die sich in den christlichen Reihen befinden, aber nicht
Gott zugeordnet leben. An einer Stelle sagt er: „... der hat den Glauben verleugnet“. Er darf
nicht als Christ betrachtet werden (1. Timotheus 5, 8). Wir würden so etwas ungern über die
Lippen bringen aus Furcht davor, wir könnten jemanden zu Unrecht richten. In der Tat
stehen wir oft in der Gefahr, jemanden zu schnell zu beurteilen und als Nichtchristen zu
stempeln, der es nicht verdient. Solche Entscheidungen sollten wir schon mit Vorsicht
treffen.
In 1. Korinther 6, 11 sagt Paulus dreimal „jedoch“, um den Gegensatz auszudrücken zu
dem, das sie waren: „Jedoch wurdet ihr gewaschen; jedoch wurdet ihr geheiligt; jedoch
wurdet ihr gerechtfertigt“ – vor dem Gesetz Gottes. Die Schuld ist weg. Wer von den
Korinthern früher Schuldner vor Gott war – Hurer, Dieb, Trinker –, der ist das nun nicht mehr.
Er ist jetzt geheiligt, gereinigt, gerettet von der Kraft jener Sünde. Die Sünde ist gebrochen.
Die Versuchung ist zwar nicht ganz weg, aber man darf jetzt über jene Sünde Sieg
genießen.
Ein Christ ist jemand, den Gott hat retten dürfen.
b. Ein Christ ist jemand, der selbst Bestimmtes vor Gott getan hat.
Es ist nicht nur so, dass Gott an ihm gehandelt hat, sondern auch er hat vor Gott gehandelt.
Gott hat gehandelt, als er ihn rief. Der Mensch hat ihn nicht gesucht. Jeder von uns kam
durch Gottes Wirken in die Reihe der Christen. Niemand von uns suchte Gott (oder die
Gemeinde oder das Heil) von sich aus. Alles Suchen, das in einem Menschen vorkommt, ist
die Folge von Gottes Wirken in seinem Leben. Nicht wir suchen, sondern er ruft. Und er
rettet, verändert, gibt. Gott hat an uns gehandelt.
Andererseits haben auch wir vor Gott gehandelt. Was ist es, das der Christ zu seinem
Christwerden beigetragen hat?
I: Er hat geglaubt.
Es heißt, durch den Glauben wird man gerettet. Wir lesen davon in der Apostelgeschichte.
Der Kerkermeister in Philippi fragt: „Was muss ich tun, um gerettet zu werden?“
5
Paulus antwortet ihm: „Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du gerettet!
Dasselbe gilt für dein Haus.“ (Ag 16, 31)
Was heißt nun ‚glauben’? Glauben heißt in diesem Zusammenhang zweierlei.
A: Das Glauben ist ein ‚Nehmen’.
Von denen, die am Pfingsttage Christen wurden, schreibt Lukas: „Die also, die sein Wort
begrüßten und gerne aufnahmen, wurden getauft.“ (Ag 2, 41)
Man glaubt, wenn man das Wort Gottes, das den Ruf an einen heranträgt, aufnimmt. Die
Bibel gebraucht an dieser Stelle ein interessantes Wort. Das deutsche ist ein sehr mageres.
In dem Zusammenhang, in dem es hier gebraucht wird, bedeutet es mehr. Hierzu eine Bild:
Denken wir einmal an jemanden, der einen Gast eingeladen hat. Dieser erscheint an der
Tür. Er ist ein lieber Gast, und man freut sich auf sein Erscheinen, begrüßt ihn ganz herzlich,
umarmt ihn vielleicht sogar und bittet ihn ins Haus hinein. Er soll ja nicht im Vorraum stehen
bleiben. Er soll ablegen und ganz in die Wohnung eintreten.
Einladen und ins Innere des Hauses hineinnehmen – das ist das Wort, das auch Jakobus
gebraucht, wenn er vom Aufnehmen des Wortes Gottes spricht (Jakobus 1, 21). Es soll
beherzigt, in das Innere unserer Person aufgenommen und nicht nur in Empfang genommen
werden. Das Wort wird als heilbringend, als rettungbringend begrüßt. Es wird aufgenommen,
beherzigt, geglaubt.
Glauben heißt, den Ruf Gottes (das Wort, die Kunde Gottes) als eine Ewigkeitsbotschaft
zu beachten und sie von ganzem Herzen anzunehmen. Glauben heißt, auf die Botschaft
einzugehen, sie zu beherzigen. Wenn wir das tun, hat der Ruf sein Ziel erreicht. Dann kann
die Rettung eintreten.
Noch ein Weiteres gehört dazu.
B: Zu glauben heißt auch zu ‚geben’.
Wenn man glaubt, nimmt man nicht nur; man gibt auch. Diese Handlung geht bei dem
einfachen deutschen Wort ‚glauben’ manchmal unter, das ja heute sehr verflacht ist. So sagt
man zum Beispiel: „Ich glaube, dass es morgen schönes Wetter gibt.“ ‚Glauben’ heißt in der
Heiligen Schrift aber, von einer Tatsache überzeugt worden zu sein und dann sein inneres
Ja dazu zu geben. Und wenn es eine Person ist, welcher wir Glauben schenken, können wir
das Wort „Vertrauen“ gebrauchen, ein Vertrauen, das auch zur Hingabe führen kann. Glaubt
man an Gott, gehört die Hingabe auf jeden Fall mit dazu. Wer also dem Ruf Gottes gefolgt
ist, hat im Vertrauen sein Angebot angenommen und sich ihm hingegeben.
II: Ein Christ ist jemand, der auch Buße getan hat.
Zum Glauben kommt ein Weiteres hinzu, die Buße. Glaube und Buße zusammen bedeuten
in der Bibel Bekehrung oder Umkehr. Der Glaube ist die Hinkehr: Der Ruf kommt an uns
heran, und wir reagieren in positiver Weise darauf. Aber mit dieser Hinwendung geschieht
gleichzeitig auch eine Abwendung, welche die Bibel Buße nennt.
Buße heißt, sich abzuwenden von der Sünde, von dem eigenen „Ich“, von Satan und von
der Welt. Wer Buße getan hat, hat zu sich selbst Nein gesagt. So verlangt es Jesus:
„Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst. Der nehme sein Kreuz auf sich” (Matthäus
16, 24).
Wenn zur Zeit Jesu einer sein Kreuz trug, war er unterwegs zu seiner Hinrichtungsstätte.
Solange er es trug, lebte er noch. Er war nicht tot. Aber jeder, der das sah, wusste, wohin es
ging. Wer Jesus nachgeht, soll wissen: Er kann morgen sterben – Jesu wegen. Wer dazu
nicht bereit ist, darf sich nicht Christ nennen. Darum ist auch die Vermutung zurecht
angebracht, dass manche in unseren Gemeinden vielleicht doch keine Christen sind.
Paulus ruft die in der korinthischen Gemeinde auf und sagt: „Prüft euch selbst, ob ihr im
Glauben steht“ (2. Korinther 13, 5). Das soll jeder tun, der am Anfang des 1. Korintherbriefes
6
genannt ist: alle in der korinthischen Gemeinde und darüber hinaus alle Christen auf der
Welt (1. Korinther 1, 2).
Jeder Christ sollte sich ab und zu prüfen, ob er wirklich Christ sei, ob er wirklich ein Nein
zur Sünde und zu sich selbst gesagt, ob er wirklich ein Nein zur Welt und zu Satan gesagt
hat im Zeichen eines ganzen Ja zu Jesus Christus; denn hier gilt „entweder – oder“,
entweder Jesus oder die Welt. Petrus sagt: Wer Christ ist, der ist „der Lust in der Welt
entflohen“. Er hat der Welt den Rücken gekehrt (2. Petrus 1, 4).
3. Was ist ‚Welt’?
Dieses Wort wird in der Bibel verschieden gebraucht. Wenn wir das Thema stellen „Der
Christ und die Welt“ und die Beziehung zwischen beiden kennenlernen wollen, ist es auch
wichtig zu wissen, was Welt ist.
a. Die ‚Welt’ ist ein Raum.
In diesem Sinne gibt es zwei Welten: eine materielle und eine geistliche.
I: Von der materiellen Welt
Diese ist der Raum der greifbaren Schöpfung. Wenn wir „greifbar“ sagen, meinen wir die
Natur, die mit den fünf Sinnen erlebbar ist, die Welt und alles in ihr, die Gott geschaffen hat.
Und kraft dessen gehört sie ihm. Es ist interessant zu lesen, wie Gott sich ausdrückt,
wenn er das Volk Israel einlädt, nach Kanaan zu kommen. Er geht ins Detail, sagt, die
Häuser, die Felder usw. werden den Kindern Israels gehören. Gott bestimmt den Besitzer;
das heißt, dass die Gegenstände, die er da anführt, ihm gehören und nicht der
gegenwärtigen Bevölkerung im Lande! Die Menschen haben es lediglich für eine gewisse
Zeit anvertraut bekommen. Und auch wenn Israel ins Land kommt, werden sie ihm nur
anvertraut. Wenn es nämlich den Bund mit Gott nicht hält, wird es des Landes verwiesen.
Das Land gehört immer Gott. Alles in der Welt gehört Gott:
„Die Erde ist des Herrn und alles, das in ihr ist.“ (Psalm 24, 1) Gott hat sie geschaffen, und
deswegen ist sie mit Recht sein.
Alles Geschaffene, das sichtbar ist, wohnt in diesem Raum Welt. Und diese Welt ist
bemessen, ist nicht uferlos. Sie ist in verschiedener Hinsicht und nach verschiedenen
Richtungen begrenzt. Sie ist räumlich bemessen: Irgendwo hört sie auf, ob wir unseren
Planeten meinen oder den ganzen Kosmos (das griechische Wort für Welt), bzw. das
Universum (das lateinische Wort für Welt). Auch zeitlich hört die Welt auf. Sie hat einen
Anfang gehabt – vorher gab es sie nicht –, und sie wird ein Ende haben, danach es sie
wieder nicht mehr geben wird. Nur in dieser Zeitspanne gibt es diese geschaffene materielle
Welt.
Als Kosmos ist die Welt, so, wie Gott sie geschaffen hat, ein Raum, der mit Schönem
gefüllt ist. Das griechische Wort bedeutet nämlich ‚das Schöne’. (Von diesem Wort kommt
auch der Begriff Kosmetik, das, womit man sich schön machen will.) Die Welt, so, wie Gott
sie schuf, war vollkommen. Etwas Schönes kam aus der Hand Gottes. Dazu gehörte nicht
nur der Raum, sondern alles, was diese Erde füllte.
II: Die geistliche Welt
In der geistlichen Welt wohnt das, was für unsere Augen und Sinne unsichtbar und
unerlebbar ist (es sei denn, es wird uns auf übernatürliche Weise offenbart): Gott und die
Engel. Das heißt, in jener Welt wohnen Geister. In ihr entstand die Sünde, die in diese
unsere Welt kam und wodurch der Tod in die Welt kam (Römer 5, 12).
7
III: Die Not in beiden Welten
Nun ist Not in beiden Welten, sowohl in der geistlichen Welt als auch in der materiellen.
A: Die Not in der geistlichen Welt
In der jenseitigen Welt wohnen jetzt nicht nur gute Wesen, wie z.B. Gott und gute Engel,
sondern auch böse Engel. Paulus nennt diese Welt „das Himmlische“ (Epheser 6, 12 u.a.).
Das ist nicht der Himmel, der Gott umgibt, sondern einfach die geistliche Welt, wo zweierlei
Wesen wohnen, gute und böse.
Auch nicht nur gute und böse Engel (letztere nennen wir Dämonen), sondern auch gute
und böse Verstorbene wohnen in jener Welt. Dort sind die Gerechten, die den Herrn Jesus
Christus kannten. Dort sind auch die Ungerechten, die nie Vergebung in diesem Leben
erfuhren. Sie sind dort ewiglich und kommen nie mehr zurück in diese Welt. Mit der
Auferstehung kommen sie vor das Gericht. Wer einmal die Tür zum Jenseits durchschritten
hat, kommt nie mehr zurück. Man kann an dieser Stelle also kein Experiment machen; man
kann sich nicht einfach aus der Familie bzw. der Gesellschaft ausreihen, um dann
irgendwann einmal wieder zurückzukehren. Der Tod ist endgültig. Sehr viel wissen wir nicht
über jene Welt, aber sie muss ernst genommen werden, denn sie ist ewig, weder zeitlich
noch räumlich bemessen.
Jene Welt ist ewig, diese zeitlich. In dieser Welt hat man sich auf die Ewigkeit
vorzubereiten.
B: Die Not in der materiellen Welt
Auch in unserer Welt ist jetzt Not, nicht nur in der anderen. Es herrscht Sünde bei den
Menschen. Die Tiere verhalten sich ähnlich. Sie tun, wie wenn sie Sünder wären. Es gibt den
Zerfall, das Zerbröckeln; es gibt den Herbst, das Altwerden, das Vergängliche, den Tod.
Hier herrscht das Gesetz der Vergänglichkeit. Dieses Gesetz ist nicht Sünde. Es ist
nämlich keine Sünde, alt oder müde zu werden. Aber es ist die Folge der Sünde allerdings
nur mittelbar. Die Ursache für das Gesetz der Vergänglichkeit ist Gott nicht Satan oder der
Mensch. Nicht Satan hat die Krankheit eingeführt. Er kann sie unter Umständen gebrauchen,
aber es ist Gott, der die Krankheit schuf als Form von Schwachheit und Tod.
Alles Mühsame in unserem Leben kommt von Gott. Er setzt uns damit Grenzen, damit wir
immer daran erinnert werden, dass wir nicht das sind, was wir sein wollten: Gott (wie Adam
und Eva, als sie vom Baum nahmen, um „wie Gott zu sein&ldquo.
Daher haben wir jetzt auch einen zusätzlichen Energieverlust. Es heißt:
„Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen.“ (1. Mose 3, 19)
Wir haben Pflanzen, die an der falschen Stelle wachsen und uns zusätzliche Arbeit
bereiten. Es gehen Dinge schief im Leben, und wir brauchen mehr Zeit, um sie wieder
zurecht zu bringen. Das alles setzt uns Grenzen. Paulus sagt: Gott hat Grenzen in die
Gesellschaft der Menschen gestellt, auch Landesgrenzen, „damit sie Gott suchen möchten“
(Ag 17, 27).
Man hört des öfteren, wir würden „in einer gefallenen Welt“ leben. Ob das stimmt, hängt
davon ab, was man mit „Welt“ meint. Denkt man an die als nächste zu besprechende
Bedeutung, ist es richtig. Meistens denkt man aber an die ganze Schöpfung. In diesem
Sinne stimmt es nicht, denn die Natur, die uns umgibt, ist nicht „gefallen“. Dieses Wort trägt
in diesem Zusammenhang den Gedanken der Schuld. Gerade das, jedoch, dass die Umwelt
des Menschen Schuld hätte, verneint Paulus, wenn er schreibt (Römer 8, 20): „die
Schöpfung wurde der Nichtigkeit unterstellt (nicht von sich aus, sondern es ist dem
zuzuschreiben, der sie unterstellte)“. Der fehlerhafte Zustand der Natur, die uns umgibt, ist
nicht auf ihren „Fall“ zurückzuführen, denn sie ist nicht gefallen, sondern Gott hat sie in
Mitleidenschaft gezogen, als er dem Menschen, der in der Tat gefallen war, sein hinfortiges
Los mitteilte (1. Mose 3). Nur die Menschheit gilt als „gefallen“, nicht ihre Umwelt.
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In dieser Welt herrscht nun Not, Sündennot, Not der Vergänglichkeit. Das ist die Welt, in
der wir leben, die materielle.
b. Die ‚Welt’ ist auch die Welt der Menschen.
In die materielle Welt hat Gott die Menschen gestellt. Diese als Ganzes wird „Welt“ genannt,
so z.B. in Johannes 3, 16:
„Auf diese Weise hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn gab ...“ Gott hat
Menschen als Gegenstand seiner Liebe geschaffen, nicht Bäume oder Flüsse oder Eisen
oder Blumen. Alle diese Gegenstände schätzt er, aber seine Liebe gilt den Menschen. Auf
diese Weise hat Gott Menschen geliebt, als er „die Welt“ liebte.
c. Die ‚Welt’ ist sodann die Welt der Gottfernen.
Den Kreis der ganzen Menschheit kann man jetzt noch weiter eingrenzen. Es gibt
Menschen, vielleicht die meisten, die verloren sind. Die Bibel gebraucht das Wort Welt in
diesem engeren Sinne für die ganze Schar von unerlösten Menschen.
. Ein Beispiel ist Johannes 1, 10: „Und die Welt kannte ihn nicht.“
Dann heißt es in V. 12: „Wieviele ihn aufnahmen, denen gab er das Recht, Gottes Kinder zu
werden.“
Die ihn aufnahmen, sind aus dem Begriff Welt ausgeschlossen, denn sie haben den Herrn
Jesus gekannt. Alle anderen kannten ihn nicht. Sie waren „Welt“.
. Johannes 14, 17: „... den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil
sie ihn nicht sieht noch ihn kennt, aber ihr kennt ihn ...“
Diese Jünger Jesu, von denen hier gesprochen wird, bilden einen Kreis. Es gibt noch
einen anderen Kreis, die Welt; das sind die Nichtjünger. Menschen, die keine Jünger Jesu
sind, werden in der Schrift also Welt genannt. Sie stehen den Jüngern Jesu gegenüber und
„hassen“ sie. Sie können den Geist Gottes nicht bekommen, weil sie nicht bereit sind, die
Grenze ihres Kreises zu überqueren und in die Nachfolge Jesu zu treten.
. Römer 13, 12 ist ein weiteres Beispiel: „Die Nacht ist weit vorgerückt. Der Tag hat sich
genaht. Lasst uns also die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen
...“
Hier wird zwar das Wort Welt nicht erwähnt, aber es wird die Welt der Verlorenen
beschrieben. Christen sind Kinder des Lichts. Sie sind zu Gott, zum Licht, gekommen, sind
jetzt im Licht. Das Licht ist auch in ihnen. Es ist in ihnen hell geworden. Aber sie führen ihr
Leben in einer Welt, die dunkel ist. Und zwischen diesen verlorenen Menschen sind die
Christen. In diesem Sinne befinden sie sich und befinden wir uns in einer dunklen Nacht,
immer wieder von Finsternis und den Werken der Finsternis umgeben. Nun sollen wir nicht
so handeln, wie die Menschen um uns her, sondern wir sollen bereit sein, für unseren Herrn
dazustehen wie ein Soldat, der frühmorgens aufsteht und bereit ist, in den Kampf zu
ziehen, denn Licht und Finsternis sind Feinde voneinander.
Dort, wo Licht hinkommt, muss die Finsternis fliehen. Und wo die Kerze des Lichts erlischt,
da wird es dunkel. Die beiden können nicht miteinander leben. Sie schließen einander aus.
Wir haben also mit der Dunkelheit in der Welt zu kämpfen. Unsere Schlacht ist nicht eine
gegen Fleisch und Blut, sondern gegen das Element Finsternis, das eigentlich von Satan
und der Sünde herrührt (Epheser 6, 12). In diesem Element Finsternis leben unbekehrte
Menschen.
. Philipper 2 zeigt uns ebenfalls diese dunkle Seite der Welt der Verlorenen: „... damit ihr
frei von Tadel und unlauterer Beimischung seid, Gottes untadelige Kinder mitten in einem
krummen und verkehrten Geschlecht [d.h., Menschengeschlecht], in welchem ihr offenbar
seid wie Lichter in der Welt, darhaltend das Wort des Lebens“ (Philipper 2, 15.16).
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Im Bild dieses Verses herrscht Nacht. Am Himmel sind einige Sterne zu sehen. Mit diesen
Lichtern vergleicht Paulus die Christen. Sie sind wie Sterne in einer dunklen Nacht. Inmitten
allgemeiner Dunkelheit geben nur noch diese Sterne etwas Licht. Sie werden auch fernerhin
einen Lichtschein geben, wenn ihr Wandel hell ist, wenn sie nicht nur wie eine Kerze sind,
sondern das Wort Gottes wie eine Fackel in der dunklen Nacht mit ausgestreckter Hand
darhalten, sodass Menschen zu Jesus finden können.
Die Welt ist dunkel, und wer kein Christ ist, lebt innerlich und äußerlich im Dunklen. Bei
uns Christen ist es innerlich hell geworden. Wenn wir das Wort Gottes lesen und ins Gebet
gehen, ist es hell um uns her. Wenn wir uns aber in dieser Welt bewegen, bemerken wir die
Dunkelheit. Sie macht uns unruhig; wir fühlen uns in dieser Dunkelheit nicht wohl.
Die Welt, in der unbekehrte, ungerettete, verlorene Menschen leben, ist finster. Aber diese
Welt ist nicht so finster wie jene, in die sie einmal hineingehen müssen, wenn sie nicht zum
Licht finden. Da wird dann „äußerste Finsternis“ sein, ohne die Lichter der Kinder Gottes,
ohne das Wort Gottes, welches Gott ab und zu durch seinen Ruf und durch seine Boten
hineinstrahlen ließ. Jetzt bewegen sich unbekehrte Menschen immer noch in relativer
Dunkelheit, denn überall ist etwas von dem Licht, das Gott in die Welt hineingeschickt hat,
hineingekommen. Eines Tages aber wird die Dunkelheit vollkommen sein. Wenn unbekehrte
Menschen spotten und sagen: „Da werde ich wenigstens eine Menge Gesellschaft haben!“,
täuschen sie sich bitter; denn es wird wohl viele Menschen in der Hölle geben, aber jeder
wird vollkommen einsam sein, ohne Gesellschaft. Gesellschaft ist eine Schöpfung Gottes.
Die gibt es in der Hölle nicht.
d. Ferner ist die ‚Welt’ die Zeit einer Raumwelt.
Es gibt zwei Welten, die materielle, von Gott am Anfang dieser Weltgeschichte geschaffene,
und die geistliche. Jede dieser Welten hat ihre Zeit. Und diese Zeit heißt Äon (griechisch:
aioon). Äon ist die Zeit (oder die Zeitspanne) einer räumlichen Welt. Wie oben erwähnt ist die
materielle Welt vergänglich. Ebenso ist auch die Zeit dieser Welt, ihr Äon, bemessen.
Wenn die geistliche Welt ewig ist, ist auch der Äon der geistlichen Welt ewig, unendlich;
d.h., die Zeit der geistlichen Welt hört nie auf.
Der Ausdruck ‚Äon dieser Welt’ wird auch in einem anderen Sinne gebraucht. Weil diese
Welt von so vielen verlorenen Menschen bewohnt ist und diese Verlorenen „Welt“ heißen, ist
die Zeit, durch welche sie hindurchgehen, auch eine Welt. Das Wort Äon kann nun für die
Lebensweise von nichtbekehrten Menschen gebraucht werden. Das wird aber in den
meisten Übersetzungen nicht angedeutet.
. Zum Beispiel Römer 12, 2: „Passt euch nicht der Welt an; seid nicht gleichförmig ...” Da
steht für „Welt“ nicht das griechische Wort kosmos, wie man vermuten könnte, sondern
aioon, d.h., die Lebensweise der Menschen, die noch nicht bekehrt sind.
Sinngemäß kann man also lesen: „Passt euch nicht der Lebensweise dieser Welt an”.
. 2. Timotheus 4, 10: „Demas verließ mich aus Liebe zum Lauf der jetzigen Welt ...”, der
Lebensweise dieser Welt! Ob er wirklich abgefallen war, wissen wir nicht, aber er liebte die
Dinge dieser Welt mehr als die Arbeit für den Herrn.
. Epheser 2, 2: „In welchen [Sünden und Übertretungen] ihr einmal lebtet, ausgerichtet
nach der Zeit dieser Welt ...“ Unbekehrte Menschen sind nach einem gemeinsamen Maßstab
ausgerichtet.
e. ‚Welt’ ist im Weiteren ein Weltreich.
. Lukas 2, 1: „Es geschah in jenen Tagen, [dass] eine Verordnung vom Kaiser Augustus
ausging: Das ganze Weltreich sollte eingeschrieben werden.“
Für „Weltreich“ steht hier im Grundtext oikoumenee, von dem wir das deutsche Wort
‚Ökumene’ haben. In jenen Tagen war die oikoumenee das römische Reich. Alexander, der
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Große, hatte als erster versucht, den Begriff Weltreich in die Tat umzusetzen, alles unter ein
‚Haus’ zu bringen. Oikoumenee heißt nämlich ‚Hausbleibe’ (oikos ist das ‚Haus&rsquo. Alles sollte
also unter ein Dach gebracht werden.
Heute versucht man das wieder, politisch und auch religiös. Alle Menschen sollen
staatliche und religiöse Brüder und Schwestern werden. Alle sollen zu einem Staat und zu
einer Religionsgemeinschaft gehören. Es wird eine unglückliche Heirat von Politik und
Religion geben, und wir, die Nachfolger Jesu, wenn wir uns nicht anpassen, werden dann
ausgegrenzt werden. Das ist eine Entwicklung, die noch vor uns liegt. Inzwischen wird an
diesem Weltreich gearbeitet. Die Menschen träumen von einem Weltreich, das die ganze
Welt zu einem Königreich macht, zu einem ‚Haus’.
Aber auch Gott plant ein solches Reich.
. In Hebräer 2, 5-8 lesen wir davon.
Vers 6 gibt uns eine interessante Auskunft: „Nicht Engeln unterordnete Gott das Weltreich,
das kommen sollte, von welchem wir reden.“
Wen hat dieses Weltreich denn als Regenten?
In Psalm 8 wird gefragt und bezeugt: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, oder
der Sohn des Menschen, dass du auf ihn siehst?“
Hier geht es also um Menschen und Kinder von Menschen.
„Du machtest ihn (den Menschen) ein wenig geringer als die Engel“, so steht es in Psalm
8.
In Hebräer 2 wird Psalm 8 zitiert, und es heißt dann: „Mit Herrlichkeit und Ehre kröntest du
ihn, und du setztest ihn über die Werke deiner Hände ...“
Es war also Gottes Plan, den Menschen höher zu stellen als er bei der Erschaffung war.
Diesen Plan scheint Satan vorweg nehmen zu wollen, um ihn im eigenen Interesse
durchzuführen. Und so fiel der Mensch in die Sünde.
Gott hat seinen Plan jedoch nicht aufgegeben. In den Versen 9 und 10 ist von Jesus
Christus die Rede, der unsere Stelle einnimmt. Er erniedrigt sich, wird niedriger als die
Engel. Er geht sogar an die Stelle des Menschen in den Tod. Und dann wird er auferweckt;
er fährt gen Himmel und setzt sich zur Rechten des Vaters. In Zukunft wird er regieren – und
mit ihm werden die Erlösten regieren, sodass über Jesus Christus Gottes Plan dennoch in
Erfüllung geht. Erlöste Menschen, die in die Gemeinschaft mit dem Sohne Gottes gekommen
sind, werden eines Tages in jenem Weltreich mitregieren. Wahrscheinlich wird dieses im
tausendjährigen Reich geschehen (Of 20, 6).
. Dazu gehört wohl auch 1. Korinther 6, 2.3: „Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt
richten werden?“
Vielleicht ist hier an ein Richten gedacht, wie es im Buche Richter beschrieben ist, also ein
Richten im Sinne von Regieren. Wenn das unsere Zukunft ist, sagt Paulus, sollten wir uns
jetzt schon bemühen, in Weisheit miteinander umzugehen und nicht unreif bleiben.
f. Abschließendes
Es ist sehr wichtig, dass wir diese grundsätzlichen Dinge wissen, damit wir vor dem Wort
Gottes Ehrfurcht bekommen und klarere Vorstellungen von dem Unterschied zwischen Christ
und Welt. Mitten in dieser Welt leben wir als Christen.
‚Welt’ ist also verschiedenes: Sie ist ein Raum, in dem es wiederum zwei verschiedene
Räumlichkeiten gibt, eine zeitliche Welt und eine ewige, eine materielle und eine geistliche.
Ursprünglich waren sie beide gut. Jetzt gibt es Not in beiden Welten.
Das soll uns aber nicht dazu verleiten, anzunehmen, dass der Himmel (der Raum um
Gott) Not kennen würde. Nein, der große Raum der jenseitigen Welt ist noch einmal
aufgeteilt. In die Welt Gottes kommen wir, wenn wir Jesus kennen. Dort ist keine Not, keine
Nacht, keine Sünde. Das ist unsere Hoffnung. Satan hat dort keinen Zugang. Er wird
ausgestoßen sein. Er darf nicht mehr vor Gott erscheinen und uns verklagen. Wir werden
ewiglich im Licht sein und werden nie mehr zur Sünde versucht werden. Das ist unsere
gewisse Hoffnung.
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Johannes sagt einmal: „Wer diese Hoffnung hat“, Jesus zu sehen, den Reinen, den
Sündlosen, „der reinigt sich“ jetzt schon, damit er unbefleckt für Jesus leben kann (1J 3, 3).
Gott schenke es, dass wir uns immer wieder reinigen, dass wir, wie es in der Offenbarung
heißt (7, 14) „unsere Kleider waschen“ aufgrund des verflossenen Blutes Jesu, durch den
Heiligen Geist, damit wir, wenn es einmal so weit ist, die Schwelle in jene Welt zu
überschreiten, einen weiten Eingang kennen (2. Petrus 1, 11)...https://info2.sermon-online.com/german/HerbertJantzen/Der_Christ_Und_Die_Welt_2011.pdf...Gruss,Ralf😘