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DIESE REFORMATOREN NEBEN MARTIN LUTHER SOLLTEN SIE KENNEN

DIESE REFORMATOREN NEBEN MARTIN LUTHER SOLLTEN SIE KENNEN
Die anderen Köpfe der Reformation


Vor 500 Jahren begann mit der Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers eine Bewegung, die Kirche und Gesellschaft bis heute prägt: die Reformation. Zu verstehen ist sie nur durch die Personen, die sie vorangetrieben haben. Martin Luther ist der bekannteste von ihnen. Doch es gab noch viele weitere Theologen, die mit ihren Ansichten und ihrer Persönlichkeit die Reformation geprägt haben.



Martin Bucer
Heute ist der Martin Bucer (1491-1551) nur Kircheninsidern bekannt - eigentlich zu Unrecht. Denn der Reformator hat die evangelischen Kirchen entscheidend mitgeprägt. Bucer wurde in Schlettstadt im Elsass geboren und besuchte dort die zu seiner Zeit in ganz Europa berühmte Lateinschule. Er trat dem Dominikanerorden bei, studierte in Heidelberg Theologie und wurde Priester. 1518 lernte er bei der Heidelberger Disputation Martin Luther und seine Theologie kennen. Bucer wurde ein Anhänger des Wittenberger Reformators, verließ 1521 den Orden und heiratete eine ehemalige Nonne.
Ab 1524 lebte er als Pfarrer in Straßburg. Dort hatte er Zuflucht gefunden, nachdem er von der katholischen Kirche exkommuniziert und für vogelfrei erklärt worden war. Bucer wurde zum Reformator Straßburgs und war damit der wichtigste Vertreter der Reformation in Südwestdeutschland. Er besaß großes diplomatisches Geschick, weshalb er beim Abendmahlsstreit zwischen den unterschiedlichen Auffassungen vermittelte. Dabei wurde er von vielen Seiten angefeindet, konnte aber unter den lutherischen Theologen, die sich nicht in allen Punkten einig waren, einen Kompromiss erzielen.
Bucer war es auch, der in den evangelischen Kirchen 1539 die Konfirmation als Bestätigung der Säuglingstaufe einführte. Dabei handelte es sich ebenfalls um eine Einigung. Dieses Mal mit den Täufern, die die Kindertaufe ablehnten. 1549 musste Martin Bucer auf Druck des katholischen Kaisers Straßburg verlassen und ging ins Exil nach Cambridge, wo er starb.



Johannes Calvin
Als Reformator der Stadt Genf gilt der in Nordfrankreich geborene Johannes Calvin (1509-1564). Sein Vater war Beamter des örtlichen Bischofs und so sollte Calvin zunächst Geistlicher werden. Als sich der Vater mit der Kirche überworfen hatte, studierte sein Sohn ab 1528 jedoch Jura in Orleans. 1531 musste Calvin miterleben, wie seinem Vater ein kirchliches Begräbnis verweigert wurde. Der spätere Reformator studierte zu dieser Zeit neben Rechtswissenschaft auch Literatur in Paris und interessierte sich für theologische Fragen.

1534 beschäftigt sich der inzwischen bekannte Humanist verstärkt mit der Bedeutung der Bibel und den Ideen der Reformation. Calvin schloss sich den Protestanten an, weshalb er Frankreich verlassen musste.
1535 wurde er dann in Basel aufgenommen. Dort schrieb er sein Hauptwerk, die "Unterweisung in der christlichen Religion". Ein Jahr später ging Calvin nach Genf, um dort die Reformation zu unterstützen. Er verfasste einen strengen Katechismus als Gemeindeordnung und ein Glaubensbekenntnis, auf das alle Bürger einen Eid zu schwören hatten. 1538 musste Calvin die Stadt jedoch wieder verlassen. Er ging auf Vermittlung Martin Bucers nach Straßburg und wurde dort Pfarrer der französischen Exilgemeinde.

In den Folgejahren schrieb er zahlreiche Kommentare zu biblischen Büchern und hielt theologische Vorlesungen. Nach langem Zögern kehrte Calvin 1541 noch einmal nach Genf zurück und setzte dort eine ebenfalls strenge Kirchenverfassung durch: Es wurden vier Gemeindeämter eingeführt und ein Konsistorium geschaffen, das das Verhalten der Bürger überwachen sollte. Tanz und andere Vergnügungen wurden verboten. Charakteristisch für Calvin ist seine Lehre von der doppelten Vorherbestimmung: Einige Menschen sind durch Gott zum Heil vorherbestimmt, was sich durch ein erfolgreiches Leben zeige. Anderen wird die Verdammnis zu Teil. Daran können nach Calvins Lehre auch gute Werke nichts ändern. Johannes Calvin starb nach langer Krankheit in Genf.



Philipp Melanchthon
Er war ein Wunderkind und besuchte schon mit zwölf Jahren die Universität: Philipp Melanchthon (1497-1560). Als Philipp Schwarzerdt wurde er in der Nähe von Karlsruhe geboren und erlernte früh die klassischen Sprachen. Von seinem Lehrer erhielt er - wie bei den Humanisten jener Zeit üblich - einen anderen Namen: Melanchthon, die griechische Übersetzung seines deutschen Nachnamens.

Melanchthon studierte zunächst in Heidelberg, machte seine Abschlussprüfung 1514 aber an der philosophischen Fakultät in Tübingen. An der jungen Universität von Wittenberg hatte er ab 1518 den Lehrstuhl für Griechisch inne, weshalb der nur anderthalb Meter große Gelehrte "Graeculus" (Griechlein) genannt wurde. In Wittenberg begann Melanchthons Freundschaft mit Martin Luther, der ihn für seine reformatorischen Ideen begeistern konnte. Melanchthon, der neben seiner Lehrtätigkeit auch ein Theologiestudium absolvierte, gilt als intellektueller Kopf der Reformation. Er verfasste gemeinsam mit Luther zahlreiche Schriften und übersetzte mit ihm Teile der Bibel ins Deutsche. Von Melanchthon stammt die erste Zusammenfassung der reformatorischen Lehre aus dem Jahr 1521. Beim Reichstag in Augsburg 1530 verfasste er die Confessio Augustana, das erste große Bekenntnis der Reformation.
Melanchthon gilt zudem als einer der Väter des humanistischen Bildungsideals. Er gründete auf seinen Reisen durch Deutschland viele Schulen und Universitäten. Nachdem Luther 1546 starb, wurde Melanchthon der Wortführer der Reformation. Er blieb bis zu seinem Tod in Wittenberg wohnen und lehrte an der dortigen Universität. Von den Protestanten wird Philipp Melanchthon wegen seines Einsatzes für das Bildungswesen und seiner zahlreichen Schriften als "Praeceptor Germaniae" - "Lehrer Deutschlands" verehrt.


Menno Simons
Der Vertreter einer weiteren Richtung der Reformation ist Menno Simons (1496-1561). Er wurde in Friesland geboren und war seit 1524 Priester. Er kam wie viele seiner Kollegen mit reformatorischen Ideen in Kontakt. Unter dem Einfluss von süddeutschen Predigern entstanden auch in Friesland erste Gemeinden der Täuferbewegung. Die Täufer lehnten die Kindertaufe ab, forderten anders als die Protestanten eine Trennung von Kirche und Staat und praktizierten die Gütergemeinschaft. Sie orientierten sich oft an biblischen Endzeitvorstellungen.

Unter dem Eindruck der brutalen Herrschaft der Täufer in Münster in den Jahren 1535/1536 und der ebenso gewaltsamen Beendigung des Täuferreichs durch den Münsteraner Bischof gab Simons sein Priesteramt auf. Er ließ sich taufen und trat einer Täufergemeinde in Groningen bei. Dort wurde er nach kurzer Zeit zum Ältesten gewählt. Simons reiste zu den Gemeinden der Täufer in Friesland, aber auch in anderen Teilen des Reiches. Die Bewegung war verboten, weshalb die Täufer Opfer von Verfolgung und Gewalt waren.

Die Gemeinden bauten auf Simons Vermittlung hin eine Organisationsstruktur in ganz Nordeuropa auf und auch radikalere Täufergruppen begannen ein gewaltfreies Gemeinschaftsleben. 1540 verfasste Simons sein Fundamentbuch, womit er die Täufer theologisch prägte. Er erreichte, dass sich die von den Kirchen der Reformation verfolgten Täufer zur ersten Freikirche wandelten. Menno Simons starb in Oldesloe im heutigen Schleswig-Holstein.


Ulrich Zwingli
Die Theologie von Ulrich Zwingli (1484-1531) ist ein Beispiel dafür, wie verschieden die Reformatoren dachten. Zwingli entstammt einer Bauernfamilie im Schweizer Kanton St. Gallen. Bereits als Kind verließ er jedoch sein Zuhause, um die Schule zu besuchen. Nach anschließenden Studien in Wien und Basel wurde er 1506 zum Priester geweiht. Fortan war Zwingli Gemeindepfarrer in der Schweiz. Er soll wegen seiner volksnahen Art sehr beliebt gewesen sein und begleitete die Gläubigen seiner Gemeinde oft als Prediger zu Feldzügen.

1515 lernte Zwingli die Ideen des Humanismus kennen, woraufhin er Griechisch lernte, um das Neue Testament im Original lesen zu können. Er kam 1519 nach Zürich und dort mit der Lehre Luthers in Kontakt. Dabei entwickelte er seine eigene reformatorische Theologie. Mit einem provokanten Wurstessen in der Fastenzeit, an dem auch Zwingli teilnahm, begann 1522 die Reformation in Zürich. Zwingli vertrat teilweise eine unterschiedliche Theologie als Luther. So betonte er die Einheit von Weltlichem und Geistlichem. Er verfolgte deshalb auch politische Ziele und etablierte in Zürich den Rat als oberste kirchliche Behörde. Der hatte über die Sittenstrenge in der Stadt und die Befolgung der religiösen Pflichten zu wachen.

1525 war die Reformation in Zürich bei allen Bürgern durchgesetzt, woran sich viele weitere Städte der Schweiz orientierten. 1529 kam es im Marburger Religionsgespräch zum Disput zwischen Luther und Zwingli. Sie stimmten in Grundzügen überein, vertraten jedoch in bestimmten Punkten unterschiedliche Meinungen. So beim Abendmahl, das Zwingli als bloß symbolisches Mahl ansah, anders als Luther, der an der realen Gegenwart Christi festhielt. So spaltete sich die Reformation in Lutheraner und Reformierte auf. Ulrich Zwingli wurde 1531 nach einer Schlacht der reformierten Zürcher gegen katholische Schweizer gefangen genommen, gefoltert und hingerichtet.

Von Roland Müller

Kommentare

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Klavierspielerin2 05.07.2023 22:46
Ist hilfreich für die unterschiedlichsten protestantischen Bewegungen, die sich in o.g. Reformatoren evtl. ihre Glaubenswurzeln wieder erkennen. 
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