Christsein – was heißt das?
21.04.2022 16:43
Christsein – was heißt das?
21.04.2022 16:43
Christsein – was heißt das?
»Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist aus
Gott geboren … Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer
den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht.«
(1. Johannes 5,1 und 12)
Wer ist ein Christ? Da gibt es eine landläufige Meinung, die besagt: Christ ist der, der getauft ist, der in
die Kirche geht und seine Kirchensteuer bezahlt. Das
ist natürlich eine mehr oder weniger verschwommene
Angelegenheit. Wenn wir jetzt fragen würden: »Was
ist eine Ärztin? Oder was ist ein Automechaniker?«,
dann würde uns die Definition wahrscheinlich kaum
Schwierigkeiten bereiten. Bei der Frage »Was bedeutet
Christsein?« sieht es offensichtlich anders aus. Aber
kann ich etwas leben, das ich nicht erklären kann?
Kann ich etwas leben, das ich gar nicht kenne?
Stellen Sie sich bitte einmal vor, Sie müssten sich einer Zahnbehandlung unterziehen. Und nach einigen
schmerzhaften Sitzungen würde der Zahnarzt feststellen, dass er den falschen Zahn behandelt hat. Da käme
Freude auf, oder? Nun, ein falsch behandelter Zahn
ist nicht lebensgefährlich. Aber wir alle wissen, dass
Fehldiagnosen in anderen Bereichen schon manchen
Menschen das Leben gekostet haben. Eine falsche
Vorstellung vom »Christsein« kann einen Menschen
davon abhalten, das wirkliche Christsein zu finden,
und das würde bedeuten, vergebens gelebt zu haben.
Schlimmer noch. Wenn »Christsein« falsch verstanden
140
wird, kann dies Menschen sogar um das ewige Leben,
um die ewige Gemeinschaft mit Gott bringen. Und das
darf nicht passieren. Vielleicht ist es hilfreich, wenn
wir zunächst einmal umgekehrt fragen:
Christsein – was heißt das nicht?
Ist man Christ, wenn man sonntags einen Gottesdienst
besucht?
Nein, der Gottesdienstbesuch macht keinen Menschen
zum Christen. Aber alle wahren Christen auf der Welt
haben das Verlangen, sonntags einen Gottesdienst zu
besuchen. Nicht, weil sie das zum Christen macht,
sondern weil sie in einem christlichen Gottesdienst
Gottes Wort hören können, Begegnungen mit anderen
Christen haben können und ihre Gaben zum Nutzen
anderer einbringen können. Aber man ist nicht Christ,
weil man ab und zu – oder sogar regelmäßig – einen
Gottesdienst besucht.
Ist man Christ, wenn man formal zu einer Kirche oder
zu einer anderen christlichen Gruppe gehört?
Nein, aber alle wahren Christen werden sich nach einer gewissen Zeit aus Überzeugung einer christlichen
Gemeinde anschließen. In der Bundesrepublik gehören immer noch etwa 75 Prozent der Bevölkerung
einer Kirche an. Doch wie viele von ihnen haben
nur den Namen eines Christen, aber nicht das Leben
eines Christen? Wer darum Christsein mit Kirche oder
Kirchlichkeit gleichsetzt, der hat eine gefährliche Fehldiagnose gestellt.
141
Ist man vielleicht Christ, wenn man sich bemüht, ein
hilfsbereiter und korrekter Mensch zu sein, der viele
gute und möglichst selbstlose Taten vollbringt und sich
möglichst nichts zuschulden kommen lässt und versucht, mit allen Menschen gut auszukommen?
Nein, auch das trifft es nicht. Aber jeder wahre Christ
wird das aufrichtige Anliegen haben, vor Gott und
Menschen ein gutes Gewissen zu haben und mit allen
Mitmenschen in Frieden zu leben, soweit es an ihm
liegt. Ein Christ möchte allen Menschen in Achtung
und Liebe begegnen, egal welche Rasse, Nation, Kultur, Religion oder Weltanschauung sie haben. Doch
nicht diese Einstellung macht ihn zum Christen, sondern umgekehrt: Weil er Christ ist, lebt er nach dieser Einstellung. Das ist ein großer Unterschied! Und
selbstverständlich wird sich jeder wahre Christ bemühen, ein barmherziger Mensch zu sein, der anderen hilft, wo immer er kann. Nur können wir wirklich
jeden Menschen, der diese Eigenschaften aufweist,
als Christ bezeichnen? Ich jedenfalls habe Leute kennengelernt, die diese Tugenden aufwiesen, sich aber
selbst ganz bewusst als Atheisten und Gottesleugner
verstanden. So einfach ist das also nicht.
Lassen Sie mich noch eine weitverbreitete Ansicht erwähnen.
Ist man Christ, wenn man nach den Prinzipien der Bibel lebt?
Wahrscheinlich kommt dieser Ansatz der Wahrheit am
nächsten. Und doch ist ein gefährlicher Haken dran.
Ich kann die ethisch-moralischen Grundsätze der Bi-
142
bel sehr ernst nehmen, das Gebot der Nächstenliebe
befolgen, opferbereit sein und mich für die Armen verwenden und doch am wahren Christsein vorbeileben.
Das ist schockierend. Tun ist noch nicht Sein!
Ich habe einmal einen dressierten Affen gesehen. Er
hatte Hose und Jacke an, setzte sich eine Mütze auf
und aß seine Banane mit Messer und Gabel. Er war auf
menschlichen Lebensstil dressiert. Aber war er deshalb
ein Mensch? Natürlich nicht. Sehen Sie, so ist auch
keiner allein deshalb Christ, weil er einen christlichen
Lebensstil praktiziert und nach biblischen Prinzipien
lebt. Christsein ist mehr, Christsein ist anders.
Nun, was könnte es sonst noch sein? Der leuchtende
Gesichtsausdruck? Konservative Kleidung? Abstinenz
in Sachen Alkohol, Nikotin oder Drogen? Engagement
gegen soziale Missstände und das Waldsterben? Oder
ist man Christ, wenn man mehr als 20 Bibelverse auswendig kann?
Der Kern des Christseins
Ach, wissen Sie, das alles ist schön und gut. Aber es
trifft nicht den Kern. Christsein – was heißt das? Wo
liegt der Kern? Was ist das Geheimnis eines Christen?
Worin unterscheidet er sich wesentlich von einem
Nichtchristen? Worin unterscheiden sich Verheiratete
von Nichtverheirateten? Sicherlich in vielen äußeren
Dingen. Die einen tragen einen Ring, die anderen vielleicht nicht. Die einen haben weniger Abzüge auf der
Steuerkarte, die anderen mehr. Die einen haben ein gemeinsames Haus, die anderen vielleicht nicht. Ist das
143
der Kern? Wenn es intakte Ehen sind, dann unterscheiden sie sich meiner Ansicht nach in folgenden wesentlichen Dingen: Die beiden lieben und vertrauen sich,
und sie sind einen Bund miteinander eingegangen. Ehe
ist personhafte Bindung.
Und genau das ist der entscheidende Punkt beim
Christsein. Christsein ist personhafte Bindung an Jesus Christus, eine willentliche Lebensgemeinschaft
mit Christus. Johannes, der Augenzeuge des Lebens
Jesu, schreibt in seinem Brief an Christen des 1. Jahrhunderts: »Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus
ist, der ist aus Gott geboren …«
Neben der irdischen Geburt, des Einstiegs in diese
Welt, muss es also zu einer geistlichen Geburt, zum
Einstieg in Gottes Welt kommen. Und das geschieht
durch Glauben. Auf den Glauben kommt es an.
Ein Christ ist ein Glaubender, einer, der Gott Vertrauen schenkt. Glauben heißt Vertrauen! Ist bei uns Glauben vorhanden? Denn wenn kein Glauben vorhanden
ist, dann kann alles andere stimmen, aber wir sind
trotzdem nicht wirklich Christen, denn nur durch den
Glauben kommen wir in eine persönliche Beziehung
zu Gott.
Ein Christ glaubt, und zwar glaubt er an Jesus Christus. Nicht der Glaube als solcher macht mich zum
Christen. Denn es gibt Anhänger anderer Religionen,
die glauben auch und sind trotzdem keine Christen,
sondern es muss der Glaube an Jesus Christus sein.
Denn das sagt die Bibel: »Jeder, der glaubt, dass Jesus
der Christus ist, der ist aus Gott geboren …«
144
Gültig oder nicht?
1990 hielt ich Vorträge in Südungarn. Meine Frau
begleitete mich. An der Grenze zu Jugoslawien wurden unsere Pässe kontrolliert. Bei Sylvia war alles in
Ordnung – bei mir nicht. Ich hatte nicht bemerkt, dass
mein Reisepass abgelaufen war. Der Beamte wollte
nicht irgendeinen Pass sehen, sondern einen gültigen
Pass! Hätte ich nicht glücklicherweise noch meinen
(gültigen) Personalausweis dabeigehabt, hätten wir
umkehren müssen. So ging noch einmal alles gut.
Genauso verhält es sich mit dem Glauben. Gott will
nicht irgendeinen Glauben – zum Beispiel an das Gute
im Menschen oder an ein höheres Wesen –, sondern er
will den »gültigen« Glauben sehen: den Glauben an
seinen Sohn!
Ein Christ glaubt also an Jesus Christus. Er glaubt, dass
Jesus der Christus ist, der Gesalbte, d.h. der von Gott
gesandte Retter der Menschen. Es geht also um den
Glauben an Jesus als den Gottessohn, als den Mensch
gewordenen Gott.
Und es geht um den Glauben an Jesus, den Gekreuzigten. Ein Christ glaubt nicht nur daran, dass die Kreuzigung Jesu eine historische Tatsache ist, sondern er
glaubt, dass der Herr Jesus für ihn persönlich und für
seine Schuld gestorben ist. Das ist sehr wichtig.
Und ein Christ glaubt an Jesus, den Auferstandenen.
Er weiß, dass dieser Jesus gestorben, aber auch auferstanden ist und dass er heute lebt. Er kann durch
seinen Geist in mein Leben einkehren und es verändern. Wir haben es nicht mit einem toten, sondern mit
145
einem lebendigen Christus zu tun. Christentum ist
keine Totenverehrung! Christentum ist das Vertrauen
auf einen auferstandenen Herrn, der heute sein wunderbares Leben in mir lebt. Es geht also nicht um den
Glauben an eine Lehre oder an ein Dogma, sondern
um den Glauben an eine Person: Jesus Christus. »Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist aus
Gott geboren …«
Leben ist der Beweis dafür, dass einer geboren ist.
Als früher die Väter noch vor dem Kreißsaal warten
mussten, da warteten sie sehnsüchtig auf den ersten
Schrei des Babys. Wenn der ertönte, dann war alles
klar. Leben ist der Beweis dafür, dass einer geboren
ist. Und das Leben eines Christen ist der Beweis einer Wiedergeburt, da hat Gott etwas Neues werden
lassen. Das alte Leben, in dem Christus nicht im Mittelpunkt stand, ist vorüber. Da ist etwas Neues entstanden.
Darf ich Sie an dieser Stelle einmal ganz persönlich
fragen: Glauben Sie an Jesus Christus? Vertrauen Sie
ihm? Lieben Sie ihn als Antwort auf seine große Liebe am Kreuz? Sind Sie einen Bund mit ihm eingegangen?
Christ wird man nur durch Christus. Weder durch ein
kirchliches noch durch ein freikirchliches Zeremoniell,
sprich: weder durch Kindertaufe noch durch Erwachsenentaufe; weder durch gutbürgerliche Anständigkeit
noch durch sozialpolitisches Engagement – Christ
wird man nur durch Christus!
Johannes fährt fort in seinem Brief und schreibt einige
Verse weiter:
146
»Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn
Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.«
Glauben Sie an Jesus Christus? Sie müssen das nicht
tun. Gott wird Sie niemals zwingen. Er wirbt aber um
Sie, er ruft und lockt. Ja, er leidet sogar, wenn Sie als
sein geliebtes Geschöpf ohne eine wirkliche Beziehung
zu ihm leben. Aber er zwingt nicht. Nur eines müssen
Sie wissen: Sie sind moralisch voll verantwortlich für
Ihre Entscheidungen. Sie und ich, wir müssen unsere
Haltung zu Jesus Christus eines Tages vor Gott verantworten. Da geht kein Weg dran vorbei. Aber Sie können und dürfen glauben.
Klaus und Birgit
Ich möchte noch ein ermutigendes Beispiel erzählen.
Es handelt von Klaus und Birgit. Die beiden waren
verheiratet, hatten zwei prächtige Mädchen und waren in ihrem Dorf sehr beliebt. Sie arbeiteten auch in
der Kirchengemeinde mit. Aber sie waren keine wirklichen Christen. Als Klaus schwer krank wurde, kam
das Ehepaar in eine Krise. Gerade in dieser Zeit lernte
ich die beiden bei einer Weihnachtsfeier kennen. In
den folgenden Monaten lasen wir zweimal im Monat
zusammen in der Bibel. Es war mit Händen zu greifen, wie sie von Mal zu Mal mehr vom eigentlichen
Christsein verstanden. Nach etwa anderthalb Jahren
erlebten die beiden die Erfüllung des Bibelwortes:
»Wie viele ihn (Christus) aufnahmen, denen gab er
Macht, Gottes Kinder zu werden« (Johannes 1,12).
Klaus und Birgit bekannten ihre Schuld vor Gott und
147
nahmen seine Vergebung an. Sie schlugen eine neue
Lebensrichtung ein – mit Christus im Herzen. Sie begannen, mit ihm und für ihn zu leben. Vorher hatten sie
den Namen eines Christen, jetzt führen sie das Leben
eines Christen. Diese Entscheidung liegt mittlerweile
25 Jahre zurück, und inzwischen sind auch die beiden
Töchter überzeugte Christen und mit gläubigen Männern verheiratet.
Warum ich das erzähle? Weil ich zum Schluss gerne
noch deutlich machen möchte: Wenn Menschen durch
Christus Christen geworden sind, dann verändert sich
ihr Leben, und sie beginnen, das Leben eines Christen
zu führen.
Das Beispiel der ersten Christen
Und wie das konkret aussehen kann, das beschrieb ein
römischer Geschichtsschreiber in einem Brief an den
römischen Kaiser folgendermaßen:
»Die Christen kennen Gott und vertrauen ihm. Sie
vergeben denen, die sie unterdrücken, und machen sie
zu ihren Freunden. Sie tun ihren Feinden Gutes. Ihre
Frauen sind rein und ihre Töchter sittsam. Ihre Männer gehen keine unrechtmäßigen Ehen ein und enthalten sich aller Unreinheit. Sie lieben einander. Sie retten die Waisen vor denen, die ihnen Gewalt antun. Sie
weigern sich nicht, den Witwen zu helfen. Sie nehmen
einen Fremden auf und freuen sich über ihn wie über
einen wirklichen Bruder. Jeden Morgen und zu jeder
Stunde loben sie Gott für seine Güte. Aber sie reden
nicht öffentlich von ihren guten Taten, sondern neh
148
men sich in Acht, damit sie von niemandem bemerkt
werden. Das ist in der Tat ein neues Volk«, schreibt
Aristides, »und es ist etwas Göttliches an ihnen.«10
Hoffentlich trifft das auch noch auf Christen des 21.
Jahrhunderts zu! Wer Christus in seinem Herzen
hat, der kann und der wird das Leben eines Christen
führen. In dieser Reihenfolge macht das Ganze Sinn
– nicht umgekehrt.
Und Sie? Leben Sie noch fern von Gott? Wollen Sie
das nicht ändern? Wollen Sie nicht Ihre falschen Vorstellungen vom Christsein ablegen und sich ganz bewusst an Christus binden? Er ist das Leben. Und er
kann Ihnen wahres Leben schenken...https://clv.de/Jesus-ist-der-Weg/255577
Gott geboren … Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer
den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht.«
(1. Johannes 5,1 und 12)
Wer ist ein Christ? Da gibt es eine landläufige Meinung, die besagt: Christ ist der, der getauft ist, der in
die Kirche geht und seine Kirchensteuer bezahlt. Das
ist natürlich eine mehr oder weniger verschwommene
Angelegenheit. Wenn wir jetzt fragen würden: »Was
ist eine Ärztin? Oder was ist ein Automechaniker?«,
dann würde uns die Definition wahrscheinlich kaum
Schwierigkeiten bereiten. Bei der Frage »Was bedeutet
Christsein?« sieht es offensichtlich anders aus. Aber
kann ich etwas leben, das ich nicht erklären kann?
Kann ich etwas leben, das ich gar nicht kenne?
Stellen Sie sich bitte einmal vor, Sie müssten sich einer Zahnbehandlung unterziehen. Und nach einigen
schmerzhaften Sitzungen würde der Zahnarzt feststellen, dass er den falschen Zahn behandelt hat. Da käme
Freude auf, oder? Nun, ein falsch behandelter Zahn
ist nicht lebensgefährlich. Aber wir alle wissen, dass
Fehldiagnosen in anderen Bereichen schon manchen
Menschen das Leben gekostet haben. Eine falsche
Vorstellung vom »Christsein« kann einen Menschen
davon abhalten, das wirkliche Christsein zu finden,
und das würde bedeuten, vergebens gelebt zu haben.
Schlimmer noch. Wenn »Christsein« falsch verstanden
140
wird, kann dies Menschen sogar um das ewige Leben,
um die ewige Gemeinschaft mit Gott bringen. Und das
darf nicht passieren. Vielleicht ist es hilfreich, wenn
wir zunächst einmal umgekehrt fragen:
Christsein – was heißt das nicht?
Ist man Christ, wenn man sonntags einen Gottesdienst
besucht?
Nein, der Gottesdienstbesuch macht keinen Menschen
zum Christen. Aber alle wahren Christen auf der Welt
haben das Verlangen, sonntags einen Gottesdienst zu
besuchen. Nicht, weil sie das zum Christen macht,
sondern weil sie in einem christlichen Gottesdienst
Gottes Wort hören können, Begegnungen mit anderen
Christen haben können und ihre Gaben zum Nutzen
anderer einbringen können. Aber man ist nicht Christ,
weil man ab und zu – oder sogar regelmäßig – einen
Gottesdienst besucht.
Ist man Christ, wenn man formal zu einer Kirche oder
zu einer anderen christlichen Gruppe gehört?
Nein, aber alle wahren Christen werden sich nach einer gewissen Zeit aus Überzeugung einer christlichen
Gemeinde anschließen. In der Bundesrepublik gehören immer noch etwa 75 Prozent der Bevölkerung
einer Kirche an. Doch wie viele von ihnen haben
nur den Namen eines Christen, aber nicht das Leben
eines Christen? Wer darum Christsein mit Kirche oder
Kirchlichkeit gleichsetzt, der hat eine gefährliche Fehldiagnose gestellt.
141
Ist man vielleicht Christ, wenn man sich bemüht, ein
hilfsbereiter und korrekter Mensch zu sein, der viele
gute und möglichst selbstlose Taten vollbringt und sich
möglichst nichts zuschulden kommen lässt und versucht, mit allen Menschen gut auszukommen?
Nein, auch das trifft es nicht. Aber jeder wahre Christ
wird das aufrichtige Anliegen haben, vor Gott und
Menschen ein gutes Gewissen zu haben und mit allen
Mitmenschen in Frieden zu leben, soweit es an ihm
liegt. Ein Christ möchte allen Menschen in Achtung
und Liebe begegnen, egal welche Rasse, Nation, Kultur, Religion oder Weltanschauung sie haben. Doch
nicht diese Einstellung macht ihn zum Christen, sondern umgekehrt: Weil er Christ ist, lebt er nach dieser Einstellung. Das ist ein großer Unterschied! Und
selbstverständlich wird sich jeder wahre Christ bemühen, ein barmherziger Mensch zu sein, der anderen hilft, wo immer er kann. Nur können wir wirklich
jeden Menschen, der diese Eigenschaften aufweist,
als Christ bezeichnen? Ich jedenfalls habe Leute kennengelernt, die diese Tugenden aufwiesen, sich aber
selbst ganz bewusst als Atheisten und Gottesleugner
verstanden. So einfach ist das also nicht.
Lassen Sie mich noch eine weitverbreitete Ansicht erwähnen.
Ist man Christ, wenn man nach den Prinzipien der Bibel lebt?
Wahrscheinlich kommt dieser Ansatz der Wahrheit am
nächsten. Und doch ist ein gefährlicher Haken dran.
Ich kann die ethisch-moralischen Grundsätze der Bi-
142
bel sehr ernst nehmen, das Gebot der Nächstenliebe
befolgen, opferbereit sein und mich für die Armen verwenden und doch am wahren Christsein vorbeileben.
Das ist schockierend. Tun ist noch nicht Sein!
Ich habe einmal einen dressierten Affen gesehen. Er
hatte Hose und Jacke an, setzte sich eine Mütze auf
und aß seine Banane mit Messer und Gabel. Er war auf
menschlichen Lebensstil dressiert. Aber war er deshalb
ein Mensch? Natürlich nicht. Sehen Sie, so ist auch
keiner allein deshalb Christ, weil er einen christlichen
Lebensstil praktiziert und nach biblischen Prinzipien
lebt. Christsein ist mehr, Christsein ist anders.
Nun, was könnte es sonst noch sein? Der leuchtende
Gesichtsausdruck? Konservative Kleidung? Abstinenz
in Sachen Alkohol, Nikotin oder Drogen? Engagement
gegen soziale Missstände und das Waldsterben? Oder
ist man Christ, wenn man mehr als 20 Bibelverse auswendig kann?
Der Kern des Christseins
Ach, wissen Sie, das alles ist schön und gut. Aber es
trifft nicht den Kern. Christsein – was heißt das? Wo
liegt der Kern? Was ist das Geheimnis eines Christen?
Worin unterscheidet er sich wesentlich von einem
Nichtchristen? Worin unterscheiden sich Verheiratete
von Nichtverheirateten? Sicherlich in vielen äußeren
Dingen. Die einen tragen einen Ring, die anderen vielleicht nicht. Die einen haben weniger Abzüge auf der
Steuerkarte, die anderen mehr. Die einen haben ein gemeinsames Haus, die anderen vielleicht nicht. Ist das
143
der Kern? Wenn es intakte Ehen sind, dann unterscheiden sie sich meiner Ansicht nach in folgenden wesentlichen Dingen: Die beiden lieben und vertrauen sich,
und sie sind einen Bund miteinander eingegangen. Ehe
ist personhafte Bindung.
Und genau das ist der entscheidende Punkt beim
Christsein. Christsein ist personhafte Bindung an Jesus Christus, eine willentliche Lebensgemeinschaft
mit Christus. Johannes, der Augenzeuge des Lebens
Jesu, schreibt in seinem Brief an Christen des 1. Jahrhunderts: »Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus
ist, der ist aus Gott geboren …«
Neben der irdischen Geburt, des Einstiegs in diese
Welt, muss es also zu einer geistlichen Geburt, zum
Einstieg in Gottes Welt kommen. Und das geschieht
durch Glauben. Auf den Glauben kommt es an.
Ein Christ ist ein Glaubender, einer, der Gott Vertrauen schenkt. Glauben heißt Vertrauen! Ist bei uns Glauben vorhanden? Denn wenn kein Glauben vorhanden
ist, dann kann alles andere stimmen, aber wir sind
trotzdem nicht wirklich Christen, denn nur durch den
Glauben kommen wir in eine persönliche Beziehung
zu Gott.
Ein Christ glaubt, und zwar glaubt er an Jesus Christus. Nicht der Glaube als solcher macht mich zum
Christen. Denn es gibt Anhänger anderer Religionen,
die glauben auch und sind trotzdem keine Christen,
sondern es muss der Glaube an Jesus Christus sein.
Denn das sagt die Bibel: »Jeder, der glaubt, dass Jesus
der Christus ist, der ist aus Gott geboren …«
144
Gültig oder nicht?
1990 hielt ich Vorträge in Südungarn. Meine Frau
begleitete mich. An der Grenze zu Jugoslawien wurden unsere Pässe kontrolliert. Bei Sylvia war alles in
Ordnung – bei mir nicht. Ich hatte nicht bemerkt, dass
mein Reisepass abgelaufen war. Der Beamte wollte
nicht irgendeinen Pass sehen, sondern einen gültigen
Pass! Hätte ich nicht glücklicherweise noch meinen
(gültigen) Personalausweis dabeigehabt, hätten wir
umkehren müssen. So ging noch einmal alles gut.
Genauso verhält es sich mit dem Glauben. Gott will
nicht irgendeinen Glauben – zum Beispiel an das Gute
im Menschen oder an ein höheres Wesen –, sondern er
will den »gültigen« Glauben sehen: den Glauben an
seinen Sohn!
Ein Christ glaubt also an Jesus Christus. Er glaubt, dass
Jesus der Christus ist, der Gesalbte, d.h. der von Gott
gesandte Retter der Menschen. Es geht also um den
Glauben an Jesus als den Gottessohn, als den Mensch
gewordenen Gott.
Und es geht um den Glauben an Jesus, den Gekreuzigten. Ein Christ glaubt nicht nur daran, dass die Kreuzigung Jesu eine historische Tatsache ist, sondern er
glaubt, dass der Herr Jesus für ihn persönlich und für
seine Schuld gestorben ist. Das ist sehr wichtig.
Und ein Christ glaubt an Jesus, den Auferstandenen.
Er weiß, dass dieser Jesus gestorben, aber auch auferstanden ist und dass er heute lebt. Er kann durch
seinen Geist in mein Leben einkehren und es verändern. Wir haben es nicht mit einem toten, sondern mit
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einem lebendigen Christus zu tun. Christentum ist
keine Totenverehrung! Christentum ist das Vertrauen
auf einen auferstandenen Herrn, der heute sein wunderbares Leben in mir lebt. Es geht also nicht um den
Glauben an eine Lehre oder an ein Dogma, sondern
um den Glauben an eine Person: Jesus Christus. »Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist aus
Gott geboren …«
Leben ist der Beweis dafür, dass einer geboren ist.
Als früher die Väter noch vor dem Kreißsaal warten
mussten, da warteten sie sehnsüchtig auf den ersten
Schrei des Babys. Wenn der ertönte, dann war alles
klar. Leben ist der Beweis dafür, dass einer geboren
ist. Und das Leben eines Christen ist der Beweis einer Wiedergeburt, da hat Gott etwas Neues werden
lassen. Das alte Leben, in dem Christus nicht im Mittelpunkt stand, ist vorüber. Da ist etwas Neues entstanden.
Darf ich Sie an dieser Stelle einmal ganz persönlich
fragen: Glauben Sie an Jesus Christus? Vertrauen Sie
ihm? Lieben Sie ihn als Antwort auf seine große Liebe am Kreuz? Sind Sie einen Bund mit ihm eingegangen?
Christ wird man nur durch Christus. Weder durch ein
kirchliches noch durch ein freikirchliches Zeremoniell,
sprich: weder durch Kindertaufe noch durch Erwachsenentaufe; weder durch gutbürgerliche Anständigkeit
noch durch sozialpolitisches Engagement – Christ
wird man nur durch Christus!
Johannes fährt fort in seinem Brief und schreibt einige
Verse weiter:
146
»Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn
Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.«
Glauben Sie an Jesus Christus? Sie müssen das nicht
tun. Gott wird Sie niemals zwingen. Er wirbt aber um
Sie, er ruft und lockt. Ja, er leidet sogar, wenn Sie als
sein geliebtes Geschöpf ohne eine wirkliche Beziehung
zu ihm leben. Aber er zwingt nicht. Nur eines müssen
Sie wissen: Sie sind moralisch voll verantwortlich für
Ihre Entscheidungen. Sie und ich, wir müssen unsere
Haltung zu Jesus Christus eines Tages vor Gott verantworten. Da geht kein Weg dran vorbei. Aber Sie können und dürfen glauben.
Klaus und Birgit
Ich möchte noch ein ermutigendes Beispiel erzählen.
Es handelt von Klaus und Birgit. Die beiden waren
verheiratet, hatten zwei prächtige Mädchen und waren in ihrem Dorf sehr beliebt. Sie arbeiteten auch in
der Kirchengemeinde mit. Aber sie waren keine wirklichen Christen. Als Klaus schwer krank wurde, kam
das Ehepaar in eine Krise. Gerade in dieser Zeit lernte
ich die beiden bei einer Weihnachtsfeier kennen. In
den folgenden Monaten lasen wir zweimal im Monat
zusammen in der Bibel. Es war mit Händen zu greifen, wie sie von Mal zu Mal mehr vom eigentlichen
Christsein verstanden. Nach etwa anderthalb Jahren
erlebten die beiden die Erfüllung des Bibelwortes:
»Wie viele ihn (Christus) aufnahmen, denen gab er
Macht, Gottes Kinder zu werden« (Johannes 1,12).
Klaus und Birgit bekannten ihre Schuld vor Gott und
147
nahmen seine Vergebung an. Sie schlugen eine neue
Lebensrichtung ein – mit Christus im Herzen. Sie begannen, mit ihm und für ihn zu leben. Vorher hatten sie
den Namen eines Christen, jetzt führen sie das Leben
eines Christen. Diese Entscheidung liegt mittlerweile
25 Jahre zurück, und inzwischen sind auch die beiden
Töchter überzeugte Christen und mit gläubigen Männern verheiratet.
Warum ich das erzähle? Weil ich zum Schluss gerne
noch deutlich machen möchte: Wenn Menschen durch
Christus Christen geworden sind, dann verändert sich
ihr Leben, und sie beginnen, das Leben eines Christen
zu führen.
Das Beispiel der ersten Christen
Und wie das konkret aussehen kann, das beschrieb ein
römischer Geschichtsschreiber in einem Brief an den
römischen Kaiser folgendermaßen:
»Die Christen kennen Gott und vertrauen ihm. Sie
vergeben denen, die sie unterdrücken, und machen sie
zu ihren Freunden. Sie tun ihren Feinden Gutes. Ihre
Frauen sind rein und ihre Töchter sittsam. Ihre Männer gehen keine unrechtmäßigen Ehen ein und enthalten sich aller Unreinheit. Sie lieben einander. Sie retten die Waisen vor denen, die ihnen Gewalt antun. Sie
weigern sich nicht, den Witwen zu helfen. Sie nehmen
einen Fremden auf und freuen sich über ihn wie über
einen wirklichen Bruder. Jeden Morgen und zu jeder
Stunde loben sie Gott für seine Güte. Aber sie reden
nicht öffentlich von ihren guten Taten, sondern neh
148
men sich in Acht, damit sie von niemandem bemerkt
werden. Das ist in der Tat ein neues Volk«, schreibt
Aristides, »und es ist etwas Göttliches an ihnen.«10
Hoffentlich trifft das auch noch auf Christen des 21.
Jahrhunderts zu! Wer Christus in seinem Herzen
hat, der kann und der wird das Leben eines Christen
führen. In dieser Reihenfolge macht das Ganze Sinn
– nicht umgekehrt.
Und Sie? Leben Sie noch fern von Gott? Wollen Sie
das nicht ändern? Wollen Sie nicht Ihre falschen Vorstellungen vom Christsein ablegen und sich ganz bewusst an Christus binden? Er ist das Leben. Und er
kann Ihnen wahres Leben schenken...https://clv.de/Jesus-ist-der-Weg/255577
Kommentare
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Sulzbacher 21.04.2022 17:36
vergleiche dazu den,...dämonischen...okkulten Katholizismus(spiritismus)🤔
Sulzbacher 21.04.2022 17:36
Katholizismus-aus bibl. Sicht
Lothar Gassmann
Was sagt die Katholische Kirche über sich selbst?
Was kennzeichnet die Römisch-Katholische Kirche (RKK) oder Katholische Kirche (KK)? Die nachfolgenden Zitate sind u.a. aus folgenden Werken entnommen:
Josef Neuner/Heinrich Roos, Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung, neubearbeitet von Karl Rahner u. Karl-Heinz Weger, 10. Aufl. 1979 (abgekürzt: Neuner-Roos); sowie aus:
Katechismus der Katholischen Kirche, 1993 (abgekürzt: KKK). Beide Werke werden in der Regel nicht nach Seiten, sondern nach Nummern zitiert.
1. Die Kirche ist der mystische Leib Christi und als solcher das Ursakrament. Sie ist unsichtbar und sichtbar zugleich. Sie ist das Gottesvolk des Neuen Bundes.
“Die Kirche ist ja in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit” (“Lumen gentium” 1; s. Neuner-Roos Nr. 408).
2. Die Zugehörigkeit zur Kirche beruht auf der Taufe und ist heilsnotwendig. Unverschuldete Unkenntnis der Kirche schließt aber nicht vom Heil aus.
“Durch die Taufe werden wir von der Sünde befreit und als Söhne Gottes wiedergeboren; wir werden Glieder Christi, in die Kirche eingefügt und an ihrer Sendung beteiligt: ‘Die Taufe ist das Sakrament der Wiedergeburt durch das Wasser im Wort.`” (KKK Nr. 1213).
“Außerhalb der Kirche kann niemand gerettet werden. Freilich sind nicht alle, die in unüberwindlicher Unwissenheit über Christus und seine Kirche leben, schon aufgrund dieser Unwissenheit ewig zu verdammen. Denn vor den Augen des Herrn trifft sie keine Schuld, der will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Er schenkt auch jedem seine Gnade, der sich nach Kräften müht, so daß er die Rechtfertigung und das ewige Leben erreichen kann. Diese Gnade erhält aber keiner, der von der Einheit des Glaubens oder von der Gemeinschaft der Kirche aus eigener Schuld getrennt ist und so aus diesem Leben scheidet. Wer nicht in dieser Arche ist, wird in der Sintflut umkommen” (Neuner-Roos Nr. 369).
3. Die Kirche wird definiert als die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.
“Die einzige Kirche Christi, die wir im Glaubensbekenntnis als die eine, heilige, katholische und apostolische bekennen … in dieser Welt als Gesellschaft verfaßt und geordnet, ist verwirklicht in der KK, die vom Nachfolger Petri und den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird. Das schließt nicht aus, daß außerhalb ihres Gefüges vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden sind, die als der Kirche Christi eigene Gaben auf die katholische Einheit hindrängen” (“Lumen Gentium” 8; s. Neuner-Roos Nr. 411).
“Zu dieser katholischen Einheit des Gottesvolkes … sind alle Menschen berufen. Auf verschiedene Weise gehören ihr zu oder sind ihr zugeordnet die katholischen Gläubigen, die anderen an Christus Glaubenden und schließlich alle Menschen überhaupt, die durch die Gnade Gottes zum Heile berufen sind” (“Lumen Gentium” 13; s. Neuner-Roos Nr. 416).
“Die Heilsabsicht umfaßt auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die Muslime, die sich zum Festhalten am Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einzigen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird.”
“Wenngleich Gott Menschen, die das Evangelium ohne ihre Schuld nicht kennen, auf Wegen, die er weiß, zum Glauben führen kann, ohne den es ‘unmöglich` ist, ihm ‘zu gefallen` (Hebr 11,6), so liegt doch auf der Kirche die Notwendigkeit und zugleich das heilige Recht der Verkündigung der Frohbotschaft” (“Ad gentes” 7; KKK Nr. 848).
4. Kennzeichnend für die KK ist die Unterscheidung zwischen Klerus und Laien sowie das hierarchisch gestufte Amt.
“Die Kirche Christi ist … nicht eine Gemeinschaft von Gleichgestellten, in der alle Gläubigen dieselben Rechte besäßen. Sie ist eine Gesellschaft von Ungleichen, und das nicht nur, weil unter den Gläubigen die einen Kleriker und die andern Laien sind, sondern vor allem deshalb, weil es in der Kirche eine von Gott verliehene Vollmacht gibt, die den einen zum Heiligen, Lehren und Leiten gegeben ist, den andern nicht. Man unterscheidet zwei kirchliche Gewalten: die Weihegewalt und die Leitungs- und Regierungsgewalt” (Neuner-Roos Nr. 394).
“Der Priester handelt nur deshalb an Stelle des Volkes, weil er die Person unseres Herrn Jesus Christus vertritt, insofern dieser das Haupt aller Glieder ist und sich selber für sie opfert; er tritt folglich an den Altar als Diener Christi, niedriger als Christus stehend, aber höher als das Volk. Das Volk aber, das unter keiner Rücksicht die Person des göttlichen Erlösers darstellt noch Mittler ist zwischen sich selbst und Gott, kann in keiner Weise priesterliche Rechte genießen.” (Neuner-Roos Nr. 721.723).
5. Dem Papst kommt als dem Nachfolger des Apostels Petrus und dem Stellvertreter Christi auf Erden die Leitungs-, Lehr- und Rechtsprechungsgewalt sowie – unter bestimmten Bedingungen – das Charisma der Unfehlbarkeit zu.
“Wer also behauptet: nicht aufgrund der Einsetzung von Christus dem Herrn selber, d.h. aufgrund göttlichen Rechts habe der heilige Petrus seine beständigen Nachfolger im Vorrang über die gesamte Kirche, oder: der Bischof von Rom sei nicht der Nachfolger Petri in diesem Vorrang, der sei ausgeschlossen” (Neuner-Roos Nr. 443).
“Wir bestimmen, daß der Heilige Apostolische Stuhl und der römische Bischof den Vorrang über den ganzen Erdkreis innehat, weiter, daß dieser römische Bischof Nachfolger des heiligen Petrus, des Apostelfürsten, wahrer Stellvertreter Christi, Haupt der gesamten Kirche und Vater und Lehrer aller Christen ist; daß ihm im heiligen Petrus die volle Gewalt, die ganze Kirche zu weiden, zu regieren und zu verwalten von unserem Herrn Jesus Christus übergeben ist” (Neuner-Roos Nr. 434).
“Wenn der römische Bischof in höchster Lehrgewalt (ex cathedra) spricht, das heißt, wenn er seines Amts als Hirt und Lehrer aller Christen waltend in höchster, apostolischer Amtsgewalt endgültig entscheidet, eine Lehre über Glauben oder Sitten sei von der ganzen Kirche festzuhalten, so besitzt er aufgrund des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus verheißen ist, jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei endgültigen Entscheidungen in Glaubens- und Sittenlehren ausgerüstet haben wollte. Diese endgültigen Entscheidungen des römischen Bischofs sind daher aus sich und nicht aufgrund der Zustimmung der Kirche unabänderlich. Wenn sich jemand – was Gott verhüte – herausnehmen sollte, dieser unserer endgültigen Entscheidung zu widersprechen, so sei er ausgeschlossen” (Neuner-Roos Nr. 454).
6. Die KK empfiehlt die Verehrung der Heiligen als Fürsprecher sowie der “Gottesmutter” Maria als Urbild der Kirche.
“Die Einheit der Erdenpilger mit den Brüdern, die im Frieden Christi entschlafen sind, wird also keineswegs unterbrochen, sie wird vielmehr nach dem beständigen Glauben durch die Mitteilung geistlicher Güter gestärkt … Denn dadurch, daß die, die im Himmel sind, inniger mit Christus vereint werden, festigen sie die ganze Kirche stärker in der Heiligkeit … hören sie nicht auf, … beim Vater für uns einzutreten, indem sie die Verdienste darbringen, die sie durch den einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, Christus Jesus, auf Erden erworben haben … Daher findet durch ihre brüderliche Sorge unsere Schwachheit reichste Hilfe … Unser Gebet für die Verstorbenen kann nicht nur ihnen selbst helfen: wenn ihnen geholfen ist, kann auch ihre Fürbitte für uns wirksam werden” (“Lumen gentium” 49f.; KKK Nr. 955f.958).
“Die Jungfrau Maria … wird als wahre Mutter Gottes und des Erlösers anerkannt und geehrt … ‘Sie ist ausdrücklich Mutter der Glieder (Christi), … weil sie in Liebe mitgewirkt hat, daß die Gläubigen in der Kirche geboren werden, die jenes Hauptes Glieder sind`” (“Lumen gentium” 53; KKK Nr. 963).
“Sie hat, frei von jeder persönlichen oder erblichen Verschuldung und immer mit ihrem Sohn aufs innigste verbunden, Ihn auf Golgatha zusammen mit dem gänzlichen Opfer ihrer Mutterrechte und ihrer Mutterliebe dem Ewigen Vater dargebracht als neue Eva für alle Kinder Adams, die von dessen traurigem Fall entstellt waren. So ward sie, schon zuvor Mutter unseres Hauptes dem Leibe nach, nun auch aufgrund eines neuen Titels des Leids und der Ehre im Geiste Mutter aller seiner Glieder. Sie war es, die durch ihre mächtige Fürbitte erlangte, daß der schon am Kreuz geschenkte Geist des göttlichen Erlösers am Pfingsttag der neugeborenen Kirche in wunderbaren Gaben gespendet wurde. Sie hat endlich dadurch, daß sie ihr namenloses Leid tapfer und vertrauensvoll trug, mehr als alle Christusgläubigen zusammen, als wahre Königin der Märtyrer ’ergänzt’ was an den Leiden Christi noch fehlt … für seinen Leib, die Kirche` (Kol 1,24). Sie hat den geheimnisvollen Leib Christi, der aus dem durchbohrten Herzen des Heilands geboren ward, mit derselben innigen Mutterliebe und Sorge begleitet, womit sie das Jesuskind in der Krippe und an ihrer Brust umhegte und nährte. Ihrem unbefleckten Herzen haben Wir vertrauensvoll alle Menschen geweiht. Möge sie, die hochheilige Mutter aller Glieder Christi, strahlend jetzt in der Himmelsglorie mit Leib und Seele und herrschend droben mit ihrem Sohn, von Ihm inständig erflehen, daß reiche Ströme der Gnade unaufhörlich herabfließen vom erhabenen Haupt auf die Glieder des geheimnisvollen Leibes” (Neuner-Roos Nr. 482).
Katholische Sonderlehren, die sich nicht in der Bibel finden, nach Jahreszahlen geordnet:
355: Der römische Bischof beansprucht: Er sei der Papst, der direkte Nachfolger des Apostelfürsten Petrus.
375: Heiligenverehrung (nach Röm 1,25 Götzendienst) wird offiziell eingeführt.
397: Als Folge davon entwickelt sich der Reliquienkult (Überreste von verstorbenen Bischöfen und Heilig gesprochenen werden als wundertätig verehrt; magisches Denken).
431: Maria, die Mutter Jesu, wird als »Mutter Gottes« oder »Gottesgebärerin« dogmatisiert.
529: Es bilden sich die ersten Mönchsorden (Benediktiner) in Italien.
550: Einführung des »Sterbesakraments« (letzte Ölung)
592: Behauptung eines »Fegefeuers« nach dem Tod
688: Kreuze aus Holz, Stein oder anderen Materialien sollen angebetet werden.
715: Heilige sollen im »Gebet« angerufen werden können (nach 3. Mo 19,31 Spiritismus).
787: Bilder können verehrt werden (entgegen dem Bilderverbot aus 2. Mo 20,4).
1074: Die Priester sollen ehelos bleiben (Zölibat; entgegen 1. Tim 4,1-5; 1. Kor 9,5).
1100: Seelenmessen für Verstorbene werden eingeführt.
1115: Der Ablaß wird eingeführt (Freikauf von zeitlichen Sündenstrafen aus dem Fegefeuer durch Bußleistungen oder Geld).
1208: Das Rosenkranzbeten wird eingeführt (»Gebet« zu Maria; Spiritismus).
1215: Die Transsubstantiationslehre wird dogmatisiert (substantielle Verwandlung des Brotes und Weines in den Leib und das Blut Jesu Christi zur Sündenvergebung).
1246: Einführung von »Fronleichnam« (Verehrung des »Leibes Christi« bzw. der Hostie im Tabernakel).
1414: Der Wein wird dem Kirchenvolk vorenthalten, es bekommt nur noch die Hostie (das Brot) – gegen Mt 26,27: »Trinket alle daraus!«.
1545: Tridentinisches Konzil mit folgenden Beschlüssen der katholischen Kirche. Unter anderem:
1563: 1. Wer behauptet, allein durch den Glauben werde der Sünder gerechtfertigt, der sei ausgeschlossen! (aus der Kirche, von der Erlösung)
2. Wer behauptet, die empfangene Gerechtigkeit werde nicht vor Gott durch gute Werke vermehrt, sondern diese Werke seien nur Früchte und Zeichen der erlangten Rechtfertigung, der sei ausgeschlossen!
1564: Die Apokryphen werden zum Wort Gottes erklärt.
1854: Unbefleckte Empfängnis Marias wird dogmatisiert (Maria habe Jesus geboren, weil sie selbst sündlos war. Wäre Maria sündig gewesen, hätte auch Jesus Sünden gehabt) – gegen Röm 3,10: »Da ist keiner, der gerecht ist, nicht einer!«
1871: Die »Unfehlbarkeit« des Papstes wird behauptet und dogmatisiert (s.o.).
1950: Maria sei leibhaftig zum Himmel aufgefahren (Mariä Himmelfahrt) (findet sich nirgends in der Heiligen Schrift)
Lothar Gassmann
Was sagt die Katholische Kirche über sich selbst?
Was kennzeichnet die Römisch-Katholische Kirche (RKK) oder Katholische Kirche (KK)? Die nachfolgenden Zitate sind u.a. aus folgenden Werken entnommen:
Josef Neuner/Heinrich Roos, Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung, neubearbeitet von Karl Rahner u. Karl-Heinz Weger, 10. Aufl. 1979 (abgekürzt: Neuner-Roos); sowie aus:
Katechismus der Katholischen Kirche, 1993 (abgekürzt: KKK). Beide Werke werden in der Regel nicht nach Seiten, sondern nach Nummern zitiert.
1. Die Kirche ist der mystische Leib Christi und als solcher das Ursakrament. Sie ist unsichtbar und sichtbar zugleich. Sie ist das Gottesvolk des Neuen Bundes.
“Die Kirche ist ja in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit” (“Lumen gentium” 1; s. Neuner-Roos Nr. 408).
2. Die Zugehörigkeit zur Kirche beruht auf der Taufe und ist heilsnotwendig. Unverschuldete Unkenntnis der Kirche schließt aber nicht vom Heil aus.
“Durch die Taufe werden wir von der Sünde befreit und als Söhne Gottes wiedergeboren; wir werden Glieder Christi, in die Kirche eingefügt und an ihrer Sendung beteiligt: ‘Die Taufe ist das Sakrament der Wiedergeburt durch das Wasser im Wort.`” (KKK Nr. 1213).
“Außerhalb der Kirche kann niemand gerettet werden. Freilich sind nicht alle, die in unüberwindlicher Unwissenheit über Christus und seine Kirche leben, schon aufgrund dieser Unwissenheit ewig zu verdammen. Denn vor den Augen des Herrn trifft sie keine Schuld, der will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Er schenkt auch jedem seine Gnade, der sich nach Kräften müht, so daß er die Rechtfertigung und das ewige Leben erreichen kann. Diese Gnade erhält aber keiner, der von der Einheit des Glaubens oder von der Gemeinschaft der Kirche aus eigener Schuld getrennt ist und so aus diesem Leben scheidet. Wer nicht in dieser Arche ist, wird in der Sintflut umkommen” (Neuner-Roos Nr. 369).
3. Die Kirche wird definiert als die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.
“Die einzige Kirche Christi, die wir im Glaubensbekenntnis als die eine, heilige, katholische und apostolische bekennen … in dieser Welt als Gesellschaft verfaßt und geordnet, ist verwirklicht in der KK, die vom Nachfolger Petri und den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird. Das schließt nicht aus, daß außerhalb ihres Gefüges vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden sind, die als der Kirche Christi eigene Gaben auf die katholische Einheit hindrängen” (“Lumen Gentium” 8; s. Neuner-Roos Nr. 411).
“Zu dieser katholischen Einheit des Gottesvolkes … sind alle Menschen berufen. Auf verschiedene Weise gehören ihr zu oder sind ihr zugeordnet die katholischen Gläubigen, die anderen an Christus Glaubenden und schließlich alle Menschen überhaupt, die durch die Gnade Gottes zum Heile berufen sind” (“Lumen Gentium” 13; s. Neuner-Roos Nr. 416).
“Die Heilsabsicht umfaßt auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die Muslime, die sich zum Festhalten am Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einzigen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird.”
“Wenngleich Gott Menschen, die das Evangelium ohne ihre Schuld nicht kennen, auf Wegen, die er weiß, zum Glauben führen kann, ohne den es ‘unmöglich` ist, ihm ‘zu gefallen` (Hebr 11,6), so liegt doch auf der Kirche die Notwendigkeit und zugleich das heilige Recht der Verkündigung der Frohbotschaft” (“Ad gentes” 7; KKK Nr. 848).
4. Kennzeichnend für die KK ist die Unterscheidung zwischen Klerus und Laien sowie das hierarchisch gestufte Amt.
“Die Kirche Christi ist … nicht eine Gemeinschaft von Gleichgestellten, in der alle Gläubigen dieselben Rechte besäßen. Sie ist eine Gesellschaft von Ungleichen, und das nicht nur, weil unter den Gläubigen die einen Kleriker und die andern Laien sind, sondern vor allem deshalb, weil es in der Kirche eine von Gott verliehene Vollmacht gibt, die den einen zum Heiligen, Lehren und Leiten gegeben ist, den andern nicht. Man unterscheidet zwei kirchliche Gewalten: die Weihegewalt und die Leitungs- und Regierungsgewalt” (Neuner-Roos Nr. 394).
“Der Priester handelt nur deshalb an Stelle des Volkes, weil er die Person unseres Herrn Jesus Christus vertritt, insofern dieser das Haupt aller Glieder ist und sich selber für sie opfert; er tritt folglich an den Altar als Diener Christi, niedriger als Christus stehend, aber höher als das Volk. Das Volk aber, das unter keiner Rücksicht die Person des göttlichen Erlösers darstellt noch Mittler ist zwischen sich selbst und Gott, kann in keiner Weise priesterliche Rechte genießen.” (Neuner-Roos Nr. 721.723).
5. Dem Papst kommt als dem Nachfolger des Apostels Petrus und dem Stellvertreter Christi auf Erden die Leitungs-, Lehr- und Rechtsprechungsgewalt sowie – unter bestimmten Bedingungen – das Charisma der Unfehlbarkeit zu.
“Wer also behauptet: nicht aufgrund der Einsetzung von Christus dem Herrn selber, d.h. aufgrund göttlichen Rechts habe der heilige Petrus seine beständigen Nachfolger im Vorrang über die gesamte Kirche, oder: der Bischof von Rom sei nicht der Nachfolger Petri in diesem Vorrang, der sei ausgeschlossen” (Neuner-Roos Nr. 443).
“Wir bestimmen, daß der Heilige Apostolische Stuhl und der römische Bischof den Vorrang über den ganzen Erdkreis innehat, weiter, daß dieser römische Bischof Nachfolger des heiligen Petrus, des Apostelfürsten, wahrer Stellvertreter Christi, Haupt der gesamten Kirche und Vater und Lehrer aller Christen ist; daß ihm im heiligen Petrus die volle Gewalt, die ganze Kirche zu weiden, zu regieren und zu verwalten von unserem Herrn Jesus Christus übergeben ist” (Neuner-Roos Nr. 434).
“Wenn der römische Bischof in höchster Lehrgewalt (ex cathedra) spricht, das heißt, wenn er seines Amts als Hirt und Lehrer aller Christen waltend in höchster, apostolischer Amtsgewalt endgültig entscheidet, eine Lehre über Glauben oder Sitten sei von der ganzen Kirche festzuhalten, so besitzt er aufgrund des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus verheißen ist, jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei endgültigen Entscheidungen in Glaubens- und Sittenlehren ausgerüstet haben wollte. Diese endgültigen Entscheidungen des römischen Bischofs sind daher aus sich und nicht aufgrund der Zustimmung der Kirche unabänderlich. Wenn sich jemand – was Gott verhüte – herausnehmen sollte, dieser unserer endgültigen Entscheidung zu widersprechen, so sei er ausgeschlossen” (Neuner-Roos Nr. 454).
6. Die KK empfiehlt die Verehrung der Heiligen als Fürsprecher sowie der “Gottesmutter” Maria als Urbild der Kirche.
“Die Einheit der Erdenpilger mit den Brüdern, die im Frieden Christi entschlafen sind, wird also keineswegs unterbrochen, sie wird vielmehr nach dem beständigen Glauben durch die Mitteilung geistlicher Güter gestärkt … Denn dadurch, daß die, die im Himmel sind, inniger mit Christus vereint werden, festigen sie die ganze Kirche stärker in der Heiligkeit … hören sie nicht auf, … beim Vater für uns einzutreten, indem sie die Verdienste darbringen, die sie durch den einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, Christus Jesus, auf Erden erworben haben … Daher findet durch ihre brüderliche Sorge unsere Schwachheit reichste Hilfe … Unser Gebet für die Verstorbenen kann nicht nur ihnen selbst helfen: wenn ihnen geholfen ist, kann auch ihre Fürbitte für uns wirksam werden” (“Lumen gentium” 49f.; KKK Nr. 955f.958).
“Die Jungfrau Maria … wird als wahre Mutter Gottes und des Erlösers anerkannt und geehrt … ‘Sie ist ausdrücklich Mutter der Glieder (Christi), … weil sie in Liebe mitgewirkt hat, daß die Gläubigen in der Kirche geboren werden, die jenes Hauptes Glieder sind`” (“Lumen gentium” 53; KKK Nr. 963).
“Sie hat, frei von jeder persönlichen oder erblichen Verschuldung und immer mit ihrem Sohn aufs innigste verbunden, Ihn auf Golgatha zusammen mit dem gänzlichen Opfer ihrer Mutterrechte und ihrer Mutterliebe dem Ewigen Vater dargebracht als neue Eva für alle Kinder Adams, die von dessen traurigem Fall entstellt waren. So ward sie, schon zuvor Mutter unseres Hauptes dem Leibe nach, nun auch aufgrund eines neuen Titels des Leids und der Ehre im Geiste Mutter aller seiner Glieder. Sie war es, die durch ihre mächtige Fürbitte erlangte, daß der schon am Kreuz geschenkte Geist des göttlichen Erlösers am Pfingsttag der neugeborenen Kirche in wunderbaren Gaben gespendet wurde. Sie hat endlich dadurch, daß sie ihr namenloses Leid tapfer und vertrauensvoll trug, mehr als alle Christusgläubigen zusammen, als wahre Königin der Märtyrer ’ergänzt’ was an den Leiden Christi noch fehlt … für seinen Leib, die Kirche` (Kol 1,24). Sie hat den geheimnisvollen Leib Christi, der aus dem durchbohrten Herzen des Heilands geboren ward, mit derselben innigen Mutterliebe und Sorge begleitet, womit sie das Jesuskind in der Krippe und an ihrer Brust umhegte und nährte. Ihrem unbefleckten Herzen haben Wir vertrauensvoll alle Menschen geweiht. Möge sie, die hochheilige Mutter aller Glieder Christi, strahlend jetzt in der Himmelsglorie mit Leib und Seele und herrschend droben mit ihrem Sohn, von Ihm inständig erflehen, daß reiche Ströme der Gnade unaufhörlich herabfließen vom erhabenen Haupt auf die Glieder des geheimnisvollen Leibes” (Neuner-Roos Nr. 482).
Katholische Sonderlehren, die sich nicht in der Bibel finden, nach Jahreszahlen geordnet:
355: Der römische Bischof beansprucht: Er sei der Papst, der direkte Nachfolger des Apostelfürsten Petrus.
375: Heiligenverehrung (nach Röm 1,25 Götzendienst) wird offiziell eingeführt.
397: Als Folge davon entwickelt sich der Reliquienkult (Überreste von verstorbenen Bischöfen und Heilig gesprochenen werden als wundertätig verehrt; magisches Denken).
431: Maria, die Mutter Jesu, wird als »Mutter Gottes« oder »Gottesgebärerin« dogmatisiert.
529: Es bilden sich die ersten Mönchsorden (Benediktiner) in Italien.
550: Einführung des »Sterbesakraments« (letzte Ölung)
592: Behauptung eines »Fegefeuers« nach dem Tod
688: Kreuze aus Holz, Stein oder anderen Materialien sollen angebetet werden.
715: Heilige sollen im »Gebet« angerufen werden können (nach 3. Mo 19,31 Spiritismus).
787: Bilder können verehrt werden (entgegen dem Bilderverbot aus 2. Mo 20,4).
1074: Die Priester sollen ehelos bleiben (Zölibat; entgegen 1. Tim 4,1-5; 1. Kor 9,5).
1100: Seelenmessen für Verstorbene werden eingeführt.
1115: Der Ablaß wird eingeführt (Freikauf von zeitlichen Sündenstrafen aus dem Fegefeuer durch Bußleistungen oder Geld).
1208: Das Rosenkranzbeten wird eingeführt (»Gebet« zu Maria; Spiritismus).
1215: Die Transsubstantiationslehre wird dogmatisiert (substantielle Verwandlung des Brotes und Weines in den Leib und das Blut Jesu Christi zur Sündenvergebung).
1246: Einführung von »Fronleichnam« (Verehrung des »Leibes Christi« bzw. der Hostie im Tabernakel).
1414: Der Wein wird dem Kirchenvolk vorenthalten, es bekommt nur noch die Hostie (das Brot) – gegen Mt 26,27: »Trinket alle daraus!«.
1545: Tridentinisches Konzil mit folgenden Beschlüssen der katholischen Kirche. Unter anderem:
1563: 1. Wer behauptet, allein durch den Glauben werde der Sünder gerechtfertigt, der sei ausgeschlossen! (aus der Kirche, von der Erlösung)
2. Wer behauptet, die empfangene Gerechtigkeit werde nicht vor Gott durch gute Werke vermehrt, sondern diese Werke seien nur Früchte und Zeichen der erlangten Rechtfertigung, der sei ausgeschlossen!
1564: Die Apokryphen werden zum Wort Gottes erklärt.
1854: Unbefleckte Empfängnis Marias wird dogmatisiert (Maria habe Jesus geboren, weil sie selbst sündlos war. Wäre Maria sündig gewesen, hätte auch Jesus Sünden gehabt) – gegen Röm 3,10: »Da ist keiner, der gerecht ist, nicht einer!«
1871: Die »Unfehlbarkeit« des Papstes wird behauptet und dogmatisiert (s.o.).
1950: Maria sei leibhaftig zum Himmel aufgefahren (Mariä Himmelfahrt) (findet sich nirgends in der Heiligen Schrift)
Sulzbacher 21.04.2022 17:55
Heiligenverehrung
der Römisch-Katholischen Kirche
A. Grundlegendes
Im katholischen Denken werden drei Formen oder Stufen der Anbetung oder Verehrung unterschieden: die Latria, die Hyperdulie und die Dulie.
Die Latria ist die höchste Form der Anbetung. Sie kommt nur Gott allein zu.
Die Dulie ist die einfache Verehrung, die den Heiligen und Engeln gegenüber geübt wird, die ja Geschöpfe sind.
Und die Hyperdulie ist die Verehrung in höchster Form, die einem erschaffenen Wesen entgegengebracht wird. Und dieses höchste geschaffene Wesen ist Maria, die „Mutter Gottes“, wie sie seit dem Konzil von Ephesus 431 n. Chr. genannt wird.
Wer sind nach katholischem Verständnis die Heiligen? Sie sind „Schicksalsgenossen unserer Menschlichkeit“, die aber bereits mit Christus vollkommen vereinigt sind, die jetzt schon den dreieinigen Gott schauen, fürbittend vor ihn treten und ihre Verdienste vorzeigen, um auch uns, die wir noch auf Erden pilgern, zu helfen und die wir hilfesuchend anrufen können (Lumen Gentium 49).
Sie werden nicht angebetet, aber verehrt, und man kann sie bitten, bei Gott für uns einzutreten, also eine stellvertretende Fürbitte vorzunehmen; Mittler zum Mittler sind sie (Lumen Gentium 49 f.).
Die oberste der Heiligen ist Maria. Sie wurde „vor allen Engeln und Menschen erhöht“, bittet unaufhörlich, um für die pilgernde Kirche „die Gaben des ewigen Heils zu erwirken“ (Lumen Gentium 62). Und sie trägt Titel wie „Fürsprecherin“, „Helferin“ und sogar „Mittlerin“. Dabei wird behauptet, daß dies der Würde und Wirksamkeit Christi nicht abträglich sei (ebd.). Zu Ehren Marias wurden zahlreiche Feste in katholischen Gegenden eingeführt, etwa Mariä Empfängnis am 8. Dezember, Maria Gottesmutter am 1. Januar, Verkündigung des Herrn am 25. März, Mariä Aufnahme in den Himmel am 15. August. Dazu gibt es noch viele regionale Feste, Feiertage und Wallfahrten. Alle anderen Heiligen sind Maria nachgeordnet, etwa der heilige Josef, die Apostel und Märtyrer, die Heiligen und Seligen.
Wie wird jemand nach katholischem Verständnis heilig? Es erfolgt durch eine Heiligsprechung durch den Papst. Der Heiligsprechung geht als Vorstufe in der Regel eine Seligsprechung voraus. Dieses Verfahren wurde im Jahre 1634 eingeführt und im Codex Iuris Canonici in den Artikeln 1999-2141 definiert. Wenn jemand heiliggesprochen wird, findet eine Zeugenbefragung darüber statt, welche Handlungen der oder die Heilige begangen hat, ob er oder sie Wunder gewirkt hat. Es werden also Zeugen befragt, Archive geöffnet, Bekehrungen betrachtet, gefragt, ob ein Martyrium vorliegt oder nicht. Märtyrer haben es leichter, Heilige zu werden. Wenn jemand kein Märtyrer ist, muss in der Regel er oder sie mindestens ein Wunder gewirkt haben, das durch Zeugen beglaubigt ist. Seit dem Jahre 1634, als das Verfahren der Selig- bzw. Heiligsprechung eingeführt wurde, wurden über 1200 Seligsprechungen vorgenommen, aber mehr als 90 % davon im 20. Jahrhundert, insbesondere durch Papst Johannes Paul II.
Wer also heilig oder selig gesprochen werden will, muss seine Heiligkeit ausgewiesen haben durch Wunder, Bekehrungen oder einen Märtyrertod besonderer Ausprägung. Es wird davon ausgegangen, dass Heilige und auch Selige gewiss bei Gott sind. Diesen billigt man die Heilsgewissheit zu, während das normale katholische Gemeindeglied keine Heilsgewissheit hat.
Als Vorbild oder auch Urmodell der Heiligen wird Christus selber gesehen. Die Heiligkeit Christi spiegele sich im Heiligsein der Heiligen wieder. Die menschlichen Heiligen haben also nach katholischer Sicht Anteil an Christi Heiligkeit, indem sie diese verkörpern.
Das Problematische ist freilich Folgendes: Die katholischen Seligen und Heiligen haben sicherlich ein besonders vorbildliches Leben geführt haben, allerdings im katholischen Sinne. Sie sind sehr für die Katholische Kirche und ihre Lehren eingetreten, worunter sich – aus biblischer Sicht beurteilt – aber auch zahlreiche Sonderlehren und Irrlehren befinden (s. >Sonderlehren). Ferner: Wenn man die Heiligen anrufen will, entsteht ein Kontakt mit dem Totenreich, was Gott streng verboten hat (vgl. 5. Mose 18,9 ff. u.a.). Um diese Fragen weiter zu vertiefen, betrachten wir einige Zitate aus der katholischen Literatur, z.B. von Alan Schreck „Christ und Katholik. Eine Darlegung häufig mißverstandener katholischer Glaubensaussagen“ (Münsterschwarzach 1991). A. Schreck möchte die Heiligenverehrung Christen evangelikaler und charismatischer Prägung nahe bringen. Sein Buch ist in dem katholisch-charismatischen Vier-Türme-Verlag in Münsterschwarzach erschienen. Über die Fürbitte der Heiligen heißt es auf Seite 160 f.:
„Wenn wir unsere Mit-Heiligen auf der Erde um ihr Gebet für uns bitten können, so glauben Katholiken, dann sollten wir auch fähig sein, die Heiligen, die bereits mit dem Herrn vereint sind, um ihr Gebet zu bitten. Wenn die Gebete bestimmter Christen hier auf der Erde eine besondere Kraft haben, vielleicht wegen ihres Glaubens oder ihrer Heiligkeit, um wieviel kraftvoller und wirksamer sind dann die Gebete derer, die in völliger Einheit mit Gott im Himmel sind!“
Schreck gibt dann allerdings zu:
„Die Bibel sagt über die Fürbitte der Heiligen im Himmel wenig. Jesus sprach von Abraham, Isaak und Jakob (´Heilige` des Alten Bundes) als Lebende bei Gott (Mk 12, 26f), und er selbst sprach mit Elia und Mose auf dem Berg (Mt 17, 3). Das Buch der Offenbarung spricht häufig von den 24 Ältesten (die alle Heiligen des Himmels repräsentieren), die um Gottes Thron versammelt sind und ihn mit überschwenglichem Lobpreis anbeten. In einem Abschnitt (Off 5, 8) heißt es, daß sie ´goldene Schalen voll von Räucherwerk, welche die Gebete der Heiligen sind`, Gott darbringen. Der neutestamentliche Gebrauch des Begriffs ‘Heilige’ verweist gewöhnlich auf die Jünger Jesu, die noch auf Erden sind. So haben wir hier ein schönes Bild der Fürbitte: Die 24 Ältesten (die Heiligen des Himmels) bringen die Gebete der Heiligen auf Erden am Thron Gottes wie wohlriechenden Weihrauch dar“ (ebd.).
Beurteilung: Hier wird allegorisiert: Die 24 Ältesten werden auf die Heiligen insgesamt, eben speziell die Heiligen der Katholischen Kirche, bezogen. Es sind dann nicht 24, sondern Tausende. Es wird also symbolisch gedeutet, was in diesem Zusammenhang problematisch ist. Und bezüglich der Gebete der Heiligen vor Gottes Thron findet sich in der Bibel nichts davon, daß wir diese um die Fürbitte bitten könnten oder daß irgendeine Kontaktaufnahme möglich sei. Das ist vielmehr das Gebiet des Spiritismus! Sicherlich können Menschen in der Herrlichkeit vor Gottes Thron mit ihm reden, aber es steht nicht da, dass wir, die wir hier und jetzt auf der Erde leben, Kontakt aufnehmen sollen mit dieser jenseitigen transzendenten Welt.
Schreck weist selber zurecht darauf hin, dass Augustin davor gewarnt hat, dass die Verehrung der Heiligen eine Form der Anbetung annehme. So hatte Augustin sehr treffend geschrieben in „Contra Faustum Manichaeum“: „Doch errichten wir diesen Märtyrern keine Altäre, sondern nur Gott selbst, dem Gott dieser Märtyrer.“ Und so sagt auch Schreck:
„Katholiken ehren und verehren die Heiligen, aber sie beten sie nicht an. Die Heiligen im Himmel können beten und Fürbitte bei Gott für uns einlegen, so wie wir einen Mitchristen für uns bitten können, für uns zu beten. Die Fürbitte der Heiligen und Marias für uns beeinträchtigt die einzigartige Mittlerschaft Jesu nicht – so wenig dies geschieht, wenn wir hier auf Erden jemand um sein Gebet bitten“ (S. 162).
So wird argumentiert, aber dies ist nicht biblisch, sondern es besteht immer die Gefahr des Spiritismus, wenn wir uns in irgend einer Weise mit der Totenwelt einlassen. Es ist ein Unterschied, ob ich zu Gott bete, welcher der lebendige Herr ist und auch angerufen werden will, oder ob ich zu Verstorbenen bete oder rede, was ja die Heilige Schrift eindeutig verwirft. Es ist Augenwischerei, wenn behauptet wird: Wir beten nicht die Heiligen an, aber wir bitten sie doch, sie sollen Gott für uns bitten. Letztendlich beten wir dann doch zu ihnen! Hier findet sich eine – bewusste? – Unklarheit in der Begrifflichkeit. Anrufung ist aber Anrufung – und eine solche Praxis findet prinzipiell keinen biblischen Anhaltspunkt.
Mit dem Heiligenkult in engem Zusammenhang steht der Reliquienkult.
B. Reliquienkult
Reliquien sind Hinterlassenschaften eines verstorbenen Heiligen, etwa vor allem seine Knochen, aber auch Asche, Kleidung, Schriften und andere Besitztümer, die dann verehrt werden.
Beim Reliquienkult möchte man sich vor allem auf zwei Bibelstellen stützen: Zunächst die Heilung der blutflüssigen Frau, die Jesu Gewand berührt (Mk 5,25-34). Allerdings geht aus dem Zusammenhang klar hervor: Es ist nicht der Glaube an das Gewand bei ihr gewesen, was sie geheilt hat, sondern der Glaube an den Herrn selbst. Die Aussage Jesu „Meine Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht“ (Mk 5,34) steht in Parallele zu zahlreichen ähnlichen Aussagen des Herrn in den Evangelien bei Heilungen, die sich eindeutig auf ihn als den Messias beziehen und nicht auf irgend welche Gegenstände. Die Berührung des Gewandes Jesu repräsentierte für die Frau die völlige Gegenwart von Christus. Der katholische Exeget Joachim Gnilka stellt treffend zu dieser Stelle fest:
„Der Entlassgruß Jesu interpretiert das Handeln der Frau als Glaube. Dieser Glaube, der als vollgültiger anerkannt, aber nicht näher entfaltet wird, ist die Grundlage gewesen, auf der ihr Rettung und Gesundheit geschenkt wurde. Was die Frau tat, ist nicht vergessen. Aber jetzt wird deutlich, daß sie nicht im blinden Vertrauen auf magische Kräfte, sondern aus Glauben handelte. So wird sie zum Vorbild für die Hörenden“ (J. Gnilka, Das Evangelium nach Markus, EKK II, Zürich u.a., 1979, S. 216).
Eine ähnliche Stelle findet sich in Apg 19, 11 f., wo von den Taschen- und Schweißtüchern des Paulus geredet wird, die berührt und zu den Kranken gebracht wurden und sie wurden dann geheilt. In der Tat ist das eine schwierige Stelle. Da aber die Heilige Schrift – auch in der Apg selber! – grundsätzlich vor magischem Denken warnt (Apg 8,9 ff.) und wir nach klarer biblischer Lehre auf Gott vertrauen sollen und nicht auf irgendwelche geschöpflichen Dinge (vgl. Röm 1,18 ff.), kann diese Stelle isoliert nicht so verstanden werden, dass diese geschöpflichen Dinge an sich eine rettende Wirkung haben, sondern nur der Glaube an Gott, der seinen Boten gesandt hat, um seine Gegenwart den Menschen zu bringen. Wir müssen ja bei der Auslegung der Heiligen Schrift immer von den klaren zu den unklaren Stellen gehen und nicht umgekehrt, sonst kommen in der Tat magische Irrlehren heraus, dass wir irgendwelche Taschentücher, Schweißtücher oder Knochen verehren, was dann in schlimmsten Aberglauben münden kann.
Alan Schreck selber gesteht Folgendes zu: „Natürlich gibt es hier die Gefahr des Aberglaubens.“ Und wie kann diese vermieden werden? Schreck schreibt:
„Diese kann vermieden werden, indem man sich bewußt macht, daß es allein Gottes Kraft ist, die Heilungen und Wunder vollbringen kann. Reliquien selbst enthalten keine ´magische` Kraft; doch Gott gebraucht sie, um zu bezeugen, daß durch das Leben dieses herausragend heiligen Menschen geistliche Kraft ausgegangen ist“ (S. 164).
Hier findet sich eine zunächst gute Formulierung. Es ist nicht der Gegenstand an sich, sondern Gottes Kraft, die wirkt, aber das Problem tritt dann ein, wenn der betreffende Gläubige seinen Glauben eben auf diesen Gegenstand richtet und nicht auf den lebendigen Gott. Dann kann dieser Gegenstand vom lebendigen Herrn ablenken und das Heil trüben oder ganz wegnehmen. Dann entsteht eben der Aberglaube, der Afterglaube an Gott vorbei und an irgendwelche magischen Medaillons, Talismane, Skapuliere, Knochen etc. Solche werden ja zum Zweck besonderer „Weihen“ in Katholischen Kirchen aufbewahrt und besonders in Altäre einbetoniert. Deshalb ist es berechtigt, wenn auch A. Schreck auf die Gefahr des Aberglaubens hinweist. Im katholischen Volksglauben ist sicherlich der Aberglaube vor allem über diese Wege sehr eingedrungen.
C. Totenmessen
Katholiken beten für die Toten bzw. lassen Totenmessen feiern, die dann auch bezahlt werden. Während der Woche werden in der Regel früh morgens diese Totenmessen gefeiert. Und das dient dazu, dem Verstorbenen die Läuterungszeit im Fegefeuer zu verkürzen. Es wird von einer großen Familie zwischen Verstorbenen und auf Erden noch Lebenden gesprochen, die verbunden sein kann durch gegenseitige Fürbitte. Also die Verstorbenen beten für die Lebenden – nicht nur die heiligen Verstorbenen, auch die anderen. Und die Lebenden beten für die Verstorbenen, um ihnen die Zeit im Fegefeuer zu verkürzen; sie bringen Ablässe für sie dar, auch heute noch, lassen Messen für sie lesen und Ähnliches. So schreibt Alan Schreck:
„Der Heilige Geist verbindet die ganze Familie miteinander. Christen können zu diesen ´verherrlichten` Brüdern und Schwestern Beziehung haben und ihre Hilfe und ihr Gebet erwarten, genauso wie sie es mit den Familiengliedern hier auf Erden halten können. (Wir sollten beginnen, mit ihnen bekannt zu werden, denn bald werden wir die Ewigkeit mit ihnen verbringen!)“ (S. 165).
Das ist nichts anderes als ein Aufruf zum Spiritismus, was Gott streng verboten hat, weil der Mensch hier in finstere Bindungen hinein geraten kann.
D. Eindringen des Heidentums in den Katholizismus
Zwei Zitate vom Konzil von Trient aus dem Jahre 1563 können uns den Heiligenkult noch etwas plastischer vor Augen stellen. Im ersten Zitat geht es um die Fürbitte der Heiligen, ihre Anrufung, die Verehrung von Reliquien und den Gebrauch von Bildern:
„Die Heiligen herrschen zusammen mit Christus, sie bringen ihre Gebete für die Menschen Gott dar. Es ist gut und nutzbringend, sie um Hilfe anzurufen und zu ihren Gebeten, zu ihrer Macht und Hilfe Zuflucht zu nehmen, um von Gott durch seinen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn, der allein unser Erlöser und Heiland ist, Wohltaten zu erlangen. Gottlos aber denken, die leugnen, daß man die Heiligen in der ewigen Seligkeit des Himmels anrufen soll; oder behaupten, sie würden nicht bitten für die Menschen; oder sie anzurufen, damit sie für uns auch als Einzelne bitten, sei Götzendienst; oder es stehe im Widerspruch mit dem Wort Gottes und widerstreite der Ehre des einen Mittlers zwischen Gott und Menschen, Jesus Christus. (1 Tim 2,5); oder es sei eine Torheit, mit Herz und Mund die anzuflehen, die im Himmel herrschen“ (Neuner-Roos Nr. 474).
Das aber ist genau das, was die Reformatoren gelehrt haben, was hier als „gottlos“ bezeichnet wird!
Bezüglich des Reliquienkultes wird ausgeführt:
„Auch die heiligen Leiber der heiligen Märtyrer … sind für den Gläubigen zu verehren. Dadurch erweist Gott den Menschen viele Wohltaten … Ferner soll man Bilder Christi, der jungfräulichen Gottesmutter und der anderen Heiligen vor allem in den Kirchen haben und beibehalten. Man soll ihnen die schuldige Ehrfurcht und Verehrung erweisen“ (Neuner-Roos Nr. 475 f.).
Die diesen Bildern erwiesene Ehrfurcht meine das Urbild Christus und weise darauf hin. Durch die Bilder hindurch würde man direkt Christus erreichen. Daraus erklärt sich der Bilderkult, so prachtvoll dieser auch ist, in den Katholischen Kirchen. Die Reliquien, so wird gesagt, sollen ja nicht angebetet werden, aber der Volksglaube tut das Seine unweigerlich hinzu.
Man kann hier von einem übertünchten Heidentum sprechen, welches sich im Katholizismus herausgebildet hat. Die Vorstellung, daß gewisse Dinge und Orte Energie ausstrahlen, herrscht bei vielen katholischen Gläubigen vor. Man meint, besondere Kräfte zu finden in Knochen, Kleidungsstücken oder anderen Besitztümern von verstorbenen Heiligen. Und diese Kräfte würden auf den übergehen, der sie berührt oder der in ihren näheren Umkreis tritt. Zum Reliquienkultus gehören auch Hostien, die mit zur Bekämpfung von Seuchen eingesetzt werden, heilige Fahnen und Bilder, Schluckbilder gegen Krankheiten und ähnliches.
Dieser Volksaberglaube drang in die Katholische Kirche ein, als diese sich herausbildete, also als die urchristliche Kirche überging in den Frühkatholizismus, insbesondere bereits im 3. und 4. Jahrhundert nach Christus, als große Scharen von Heiden in die Kirche strömten und einen großen Teil ihres Heidentums mit hineinbrachten. Die sogenannte Volkskirche entstand und gerade im heutigen Katholizismus ist hier auch vieles noch vorhanden. Friedrich Loofs spricht in seiner Dogmengeschichte davon, daß sich ein Christentum zweiter Ordnung etablierte:
„In diesem inferioren (also minderwertigen) Christentum, das fortschreitend volkstümlicher wurde, haben mannigfach heidnische Kultussitten christianisiert angedauert; Heiligen-, Engel- und Marienverehrung verwuchsen mit dem antiken Heroenkult und anderen polytheistischen Reminiszenzen; Kreuze, Bilder und Reliquien zogen einen christlichen Amulett-Aberglauben groß, und die Wundersucht trieb wunderliche Blüten“ (F. Loofs, Leitfaden zum Studium der Dogmengeschichte, 5. Aufl., Halle 1950, S. 248).
Ähnlich schreibt der bekannte Kirchenhistoriker Karl Heussi in seiner Kirchengeschichte:
„Vor allem der heidnische Polytheismus bestand fast ungebrochen in der Kirche fort und überwucherte vielfach die älteren Formen der christlichen Frömmigkeit. Nicht bloß wurden die beständig sich mehrenden christlichen Heiligen zu ´Patronen`, ähnlich den heidnischen Schutzgottheiten, sondern die zahlreichen heidnischen Lokalgötter, Heroen und Genien wurden durch die christlichen Heiligen ersetzt, ihre Tempel und Heroa in christliche Kirchen und Kapellen, ihre Feste in Heiligenfeste verwandelt. Die prunkvollen, oft mit ausgelassener Fröhlichkeit begangenen Märtyrerfeste traten an die Stelle des antiken Heroen- und Manenkultus und erfuhren von diesem starke Einwirkungen. Ebenso entstammen zahlreiche kirchliche Riten der heidnischen Religion, z. B. das Anzünden von Kerzen im Gotteshause, das Räuchern, das die Dämonen verscheuchen sollte, die feierlichen Prozessionen, die in den heidnischen Bittgängen ihre Vorläufer haben“ (K. Heussi, Kompendium der Kirchengeschichte, 11. Aufl., Berlin 1958, S. 111).
In ähnlicher Weise hat Adolf von Harnack von einer „Hellenisierung des Christentums“ gesprochen. Ich würde da noch weitergehen, wenn man die Geschichte betrachtet, und von einer teilweisen Paganisierung (Verheidung) des Christentums sprechen. Entscheidend ist hierbei, dass dasjenige, welches als das „Heilige“ bezeichnet wird, sinnlich, dinglich, geradezu materiell gefasst werden soll (nicht zuletzt auch in der römisch-katholischen Eucharistie!). Heidnisch-naturhafte Frömmigkeit verbindet sich mit der katholisch-christlichen Frömmigkeit und überwuchert diese nach und nach. Wir denken hier nicht zuletzt auch an das Faschingstreiben, was ja auch mit heidnischen Kulten unter Duldung der Katholischen Kirche sich vermischt hat.
Nach der katholischen Lehre sind die Heiligen nicht Gnadenspender, sondern „nur“ Gnadenvermittler, Mittler zum Mittler. Aber in der Volksfrömmigkeit – und letztlich auch bereits in der katholischen Dogmatik – wird dieses nicht genügend unterschieden. Letztendlich haben Katholiken nun ihre Schutzpatrone, zu denen sie unmittelbar flehen und um Hilfe und Heilung bitten. Dies beweisen nicht zuletzt die außergewöhnlichen, übernatürlichen Wirkungen bei den Heiligen der Katholischen Kirche, die wir im Folgenden betrachten.
E. Übernatürliche Phänomene bei katholischen Heiligen
Ekstase
Hier ist zunächst die religiöse Ekstase zu nennen. Dies ist ein Aussichheraustreten und Eintreten in den Bereich der Gottheit bis hin zur unio mystica, zur Verschmelzung des inneren Wesenskerns mit dem göttlichen All-Einen. Kritisch sei hierzu gleich angemerkt, daß die Ekstase kein speziell christliches Phänomen ist, sondern ein allgemein religiöses Phänomen, das sich bekanntlicherweise auch im Heidentum findet. Der heidnische Afrikaner etwa versucht, im ekstatischen Zustand mit den heidnischen Gottheiten bzw. Ahnengeistern in Kontakt zu treten, so dass übernatürliche Wirkungen durch ihn als Medium vermittelt zustande kommen (>Animismus, >Schamanismus).
Visionen
Im Zustand der Ekstase und religiösen Kontemplation treten bei sehr vielen katholischen Mystikern Visionen auf. Ein bekanntes Beispiel ist die Augustinerin Anna-Katharina Emmerich. Von ihr gibt es bekannte Aufzeichnungen, die den Titel tragen „Das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi“. Diese hat nicht sie selber herausgegeben, sondern sie sind aufgrund ihrer Visionen von dem Dichter Clemens Brentano niedergeschrieben worden, der sie an ihrem Leidensbett besuchte. In diesen Visionen durchlebte die Stigmatisierte die gesamte Passionsgeschichte Jesu vom Abendmahl über die Kreuzigung bis zur Grablegung durch eigene Einsichtnahme nach. Anna-Katharina Emmerich war im visionären ekstatischen Zustand angeblich selber beim Abendmahl dabei. Sie war nach ihrer Aussage selber bei der Kreuzigung und bei der Grablegung gegenwärtig. Hier finden wir ähnliche Phänomene wie bei anderen Visionären aus dem okkulten und spiritistischen Bereich, z.B. bei Rudolf >Steiner, dem Begründer der >Anthroposophie. Steiner hat behauptet, beim Pfingstereignis den Jüngern innegewohnt zu haben und – in ihrer Erinnerung sich zurücktastend – den gesamten Weg Jesu nachkonstruieren zu können.
Viele weitere Mystikerinnen und Mystiker behaupten, die Leidensstationen Jesu nacherlebt zu haben, etwa die heilige Brigitta von Schweden, der selige Baptista Verona, der selige Grandescha von Pisa und viele andere. Im Zusammenhang mit dem Durchleben der Passion Jesu kommt es dann häufig zu dem nächsten Phänomen: der Stigmatisation.
Stigmatisation
Stigmata sind Malzeichen bzw. Wundmale Christi, so wird behauptet. Die Leiden Christi werden im ekstatischen Zustande so nachempfunden, dass sie sich sogar bis ins Physische hinein am Körper ausbilden können, an den Händen, an den Füßen und an der Seite, die fünf Wunden des Erlösers am Kreuz.
Einer der bekanntesten Stigmatisierten war Franziskus von Assisi, aber auch viele andere bis in die nähere Gegenwart hinein. Es handelt sich um Wunden, durch die sogar Blut austreten kann, manchmal auch in Gestalt von Wunden am Kopf, die auf eine Dornenkrone hinweisen sollen. Ein Beispiel möchte ich nennen, auch wieder von Anna-Katharina Emmerich. Dies wird folgendermaßen beschrieben:
„Da schossen zuerst aus den Händen, dann aus den Füßen und endlich aus der Seitenwunde der Kreuzerscheinung, und zwar aus jeder einzelnen Wunde, dreifache blutrote Lichtstrahlen, die sich pfeilförmig endeten, nach ihren Händen und Füßen und ihrer rechten Seite. Die drei Strahlen, welche aus der Seite der Erscheinung kamen, erschienen weiter voneinander getrennt und breiter und endeten lanzenförmig. Im Augenblick der Berührung drangen Blutstropfen an den Malstellen hervor. Sie lag noch lang im bewußtlosen Zustand … Sie sah mit Staunen das Blut in der Mitte ihrer Hände und empfand heftige Schmerzen an allen Malstellen“ (zit. nach: O. Markmann, Irrtümer der Katholischen Kirche, S. 77).
Das hat Anna-Katharina Emmerich über Jahre hinweg immer wieder erlebt und vorgezeigt. Zehn Jahre lang war es, daß sie ihre Stigmata trug. Und diese angebliche Christuserscheinung rief ihr dann solche unbiblischen Sätze zu, wie etwa: „Du bist mein, du bist meine Braut, leide, wie ich gelitten, frage nicht warum!“ (ebd.). Das Leiden Christi soll nachgeahmt, soll fortgesetzt werden. Es hat offensichtlich, nach diesen Erscheinungen zu urteilen, angeblich nicht genügt, so dass der Mensch noch sein Leiden hinzufügen muss.
Welche Erklärungsmöglichkeiten gibt es denn für diese Wundmale? Die Katholische Kirche spricht hier von göttlichen Wirkungen. Die Medizin spricht von psychosomatischen Zusammenhängen, die unter dem Eindruck einer sehr starken Gefühlsregung entstehen können, so dass sich das bis ins Körperliche hinein auswirken kann. Und aus geistlicher Sicht muss man natürlich die Lehren beurteilen, die im Zusammenhang mit diesen Visionen vermittelt werden. Und diese Lehren, so zeigt sich, weisen immer wieder darauf hin, dass der Mensch noch etwas erstatten müßte zum Erlösungsopfer Christi hinzu. Diese Aussagen der Erscheinungen, vor allem „Marias“ und „Jesu Christi“, weisen auch darauf hin, dass man den Rosenkranz beten soll, dass man Maria verehren soll, dass man der Katholischen Kirche und ihren Lehren treu bleiben soll, vor allem der eucharistischen Lehre. Und alles das ist meines Erachtens ein Hinweis, dass es sich eben nicht um biblisch begründbare Erscheinungen handelt, weil ja hier Irrlehren noch einmal sanktioniert werden durch diese Erscheinungen, so dass man hier von dämonischen Wirkungen sprechen muss.
Insbesondere zwei Bibelstellen aus den Paulusbriefen werden zur Begründung der Stigmata angeführt: Die eine ist Galater 6, 17: „Ich trage die Stigmata Jesu Christi an meinem Leib.“ – die Malzeichen oder Wundmale. Und die andere Stelle ist Kolosser 1, 24: „Ich erstatte an dem Leiden, was noch fehlt.“ Man könnte zunächst auf den Gedanken kommen, dass hier eine biblische Begründung vorliegt. Aber im Zusammenhang seiner Briefe macht Paulus immer wieder deutlich, wie viel er gelitten hat, dass er ausgepeitscht, dass er misshandelt wurde um Christi Willen (2. Kor 11,23 ff.). Stigmata in der katholischen Deutung gehen weit über das hinaus, was sich aus den Stellen herauslesen läßt. Bei Paulus ist zwar von einer Ergänzung des Leidens die Rede, aber damit ist keineswegs das Erlösungsopfer Christi gemeint, denn an zahlreichen klaren Stellen der Heiligen Schrift wird deutlich, dass alles vollbracht ist am Kreuz (vgl. Hebr 9 u.a.). Kol 1,24 kann sich also nur darauf beziehen, dass Paulus als Apostel in den Fußstapfen Christi den Leidensweg weitergeht und ihm nachfolgt, wie es auch allen wirklichen Nachfolgern bestimmt ist, dieses Leiden selber auf sich zu nehmen. Dies aber nicht als Erlösungsleiden, sondern als Leiden zum Aufbau der Gemeinde – wie die Apostel, die in den Tod gegangen sind. Es ist also kein Erlösungsleiden, sondern ein Nachfolgeleiden.
Levitation
Eine weitere Erscheinung, die bei katholischen Mystikern auftritt, ist das Schweben, die Levitation. Dieses kennt man übrigens auch aus der Parapsychologie, dass Tische und andere Gegenstände plötzlich zu schweben beginnen, ohne dass man sie berührt hat.
Von dem heiligen Josef von Copertino aus dem 17. Jahrhundert wird berichtet, dass er einmal zwölf Schritte über die Köpfe der Anwesenden hinübergeschwebt sei, und zwar zu einer Stätte der Maria Immaculata, der „Unbefleckten Empfängnis“. „Nachdem er kurze Zeit seine Huldigung dargebracht und dabei seinen bekannten schrillen Schrei ausgestoßen hatte, flog er wieder weg.“ Einmal habe er sogar einen Mitbruder geschnappt und während des Fluges mit sich genommen, wird überliefert (vgl. Markmann, ebd., S. 79).
Solche angeblichen Schwebeerlebnisse kennen wir auch aus den Jugendreligionen (vor allem aus der >Transzendentalen Meditation), die ja das Schweben propagieren. Also auch hier finden sich dämonische Einflussnahmen.
Unverletzlichkeit
Viele Mystiker behaupten, sie seien unverletzlich durch Feuer. Auch dieses Phänomen finden wir im >Hinduismus bei den Gurus: das Laufen über glühende Kohlen. So nahm auch im christlich-abendländischen Bereich der heilige Franz von Paulo glühendes Eisen in die Hand, hielt den Arm in siedendes Öl und war gegen Feuer unempfindlich. Katharina von Siena lag mit dem Oberkörper auf brennenden Kohlen, ohne am Körper oder an den Kleidern Schaden zu nehmen, wird überliefert (vgl. Markmann, ebd., S. 80). Die Bibel hingegen warnt ausdrücklich vor dem „Feuerlaufen“ und ähnlichen Praktiken. Diese sind dämonisch verursacht und für Gott ein Gräuel (5. Mose 18,9 ff.).
Leuchterscheinungen
Leuchterscheinungen finden sich ebenfalls bei vielen Mystikern. So gingen bei dem seligen Bernardino Realini vom ganzen Körper Funken aus. Sein Gesicht strahlte so stark, daß es den dunklen Raum erhellte (ebd.). Solche „elektrischen“ Phänomene sind ebenfalls aus dem >Okkultismus und >Spiritismus bekannt.
Mystische Wohlgerüche bei verstorbenen Heiligen
Diese werden beschrieben als von einer unbeschreiblichen Süßigkeit erfüllt, das mit keinem Parfüm vergleichbar ist. Katharina de Ricci war in einem Bleisarg beigesetzt, und trotzdem war der Geruch mehr als ein Jahr lang am Grabe wahrzunehmen (ebd., S. 81).
Übrigens treten auch im Spiritismus ähnliche Erscheinungen auf. Es wird z.B. auch von dem Okkultisten und Hellseher Rudolf >Steiner berichtet, dass er nach seinem Tode noch lange diese Wohlgerüche ausgeströmt habe, bevor er dann allerdings verbrannt wurde.
Blutwunder
Ein weiteres Phänomen ist, dass oftmals – so wird überliefert – die Totenstarre ausbliebe und dass Blutwunder stattfänden, d. h. dass die Glieder des toten Heiligen noch biegsam geblieben sind und auch nach dem Tode Blut zum Teil stundenlang aus Wunden herausfloss. Als man zum Beispiel dem Jesuitenpater, dem heiligen Franz von Hyronimo, der 1716 verstorben war, ein Stück von der Fußsohle abschnitt, floss stundenlang nach seinem Tode Blut heraus, wird behauptet (ebd., S. 82).
Unverweslichkeit
42 Heilige werden hierfür angegeben, unter anderem Johannes von Kreuz, Franz von Sales und Ignatius von Loyola, der Begründer des Jesuitenordens.
Nahrungslosigkeit
Viele Mystiker beanspruchen, Jahre oder Jahrzehnte lang keine Nahrung aufgenommen zu haben. Zum Beispiel die heilige Lidwina soll 28 Jahre lang nichts gegessen haben. Sie ist 1433 gestorben. Dominika dal Paradiso aus dem 16. Jahrhundert soll 20 Jahre lang nichts gegessen haben, der heilige Nikolaus von Flüe soll 19 Jahre lang keine Nahrung zu sich genommen haben und die selige Elisabeth von Reute 15 Jahre lang. Therese Neumann von Connersreuth, die im 20. Jahrhundert lebte, nahm seit 1922 keine Nahrung und seit 1926 keine Flüssigkeit mehr zu sich, wird berichtet (ebd., S. 83).
Man fragt sich, wozu das gut sein soll und was das beweisen soll. Ob Gott uns ein solches Gebot gegeben hat? Ich kann mir das nur so erklären, dass Satan Menschen hier einschaltet, die verehrt werden sollen, weil sie irgendwelche übernatürlichen Dinge vorweisen und dass Katholiken durch die angeblichen Heiligen vom Zentrum, von Jesus Christus, abgelenkt werden. Es findet sich natürlich kein biblisches Gebot: „Du sollst 20 Jahre lang nichts essen, damit du heilig bist!“
Und wenn man die Lebensschicksale betrachtet, findet man schauerliche Geschichten, wie diese Heiligen, die jahrelang nichts gegessen haben, gelitten haben unter Angriffen des Teufels, der Dämonen, wie sie gepeinigt wurden mit Besessenheitszuständen. Ich denke, dass dies keineswegs auf göttliche Erfüllung hinweist. Die katholische Erklärung lautet dann: „Ja, weil Gott wirkt, ist der Teufel auch nicht fern und will sie von Gott wegbringen!“ Aber man kann sich diese Phänomene viel näherliegend mit dämonischer Einflussnahme erklären.
Wir betrachten weitere Phänomene.
Telekinese
Damit ist die Bewegung von Gegenständen gemeint, ohne diese körperlich zu berühren, also durch geistigen Einfluss. Das kommt öfters vor mit Hostien. Hostien werden, ohne sie zu berühren, von einem Ort zum anderen bewegt. Die Hostie entfernt sich selber vom Altar oder aus den Händen des Priesters, schwebt durch die Luft und legt sich direkt in den Mund des Kommunikanten. Solche Erscheinungen werden öfters berichtet, z.B. auch von dem im 21. Jahrhundert heiliggesprochenen Stigmatisierten Pater Pio.
Mystische Brautschaft
Da die Römisch-Katholische Kirche seit dem 11. Jahrhundert eine zölibatäre Kirche ist, legt sie besonderen Wert auf die Brautmystik. Insbesondere katholische Nonnen hegen in ihren Gedanken die Vorstellung, dass sich ein mystischer Ring an ihren Finger bindet und sie dann die Braut Christi sind. Die französische Stigmatisierte Marie-Julie Jahenny zum Beispiel kündigte ihre Vermählung mit Christus für den 20. Februar 1874 an. Darüber wird Folgendes berichtet:
„Um ½ 9 Uhr konnten wir uns davon überzeugen, daß … der Ringfinger der rechten Hand in einem gesunden Zustand – totenblaß und ohne eine Spur von einem Ring (war). Um 9 Uhr begannen alle Wunden zu bluten. Etwa eine Viertelstunde später beobachteten wir, daß der Finger anschwoll und unter der Haut rot wurde. Etwa um ¼ 10 Uhr floß Blut beidseitig aus dem Finger; endlich sahen wir, wie sich ein Ring bildete. Er ist jetzt für ihr ganzes künftiges Leben deutlich ausgeprägt“ (zit. nach Markmann, ebd., S. 85).
Besessenheitszustände
Bei vielen Mystikern sind typische Besessenheitszustände zu beobachten. So etwa bei der heiligen Theresia. Sie berichtet:
„Eines Tages plagte er (Satan) mich fünf Stunden mit so entsetzlichen Schmerzen und solcher Aufregung des Geistes und Körpers, daß ich glaubte, nicht länger widerstehen zu können. Durch eine überwältigende Anregung getrieben, gab ich mir selbst heftige Schläge, schlug den Kopf, die Arme, den ganzen Körper an die Gegenstände, welche mich umgaben“ (ebd., S. 108).
So wurde die heilige Theresia vom Satan geplagt und versuchte, durch eigene Peinigung diesen Peiniger loszuwerden. Man kann sich fragen: Warum wurde sie denn so sehr geplagt?
Auch andere sogenannte Heilige haben plötzlich Erscheinungen mit Schreien, Brüllen, Zischen, Heidenlärm, Flüchen, unreinen Worten, die sie aushalten müssten. Die heilige Katharina von Siena wurde vom Teufel manchmal ins Feuer geworfen, ging aber immer lebend aus demselben hervor, wie behauptet wird. Die heilige Magdalena von Pazzi wurde 25 Sprossen von einer Leiter hinabgestürzt, ohne ernstlichen Schaden zu nehmen (ebd.). Und so haben viele übernatürliche Kraftwirkungen erlebt aus der jenseitigen Welt, die sie dann den Dämonen zuschreiben, aber Gott habe sie daraus gerettet. Die katholische Erklärung lautet dann auch so:
„Der außergewöhnlichen Gnadenerweisung Gottes geht eine außergewöhnliche Einwirkung des Teufels zur Seite“ (Poulain, bei: Markmann, S. 10).
Man kommt nicht auf den Gedanken zu überlegen, ob es nicht vielleicht auch insgesamt, was hier geschieht, vom Teufel sein könnte. Und warum nicht? Weil man sagt, die Katholische Kirche habe das überprüft und ihre Prüfungsergebnisse seien korrekt. Das seien wirkliche Selige und Heilige – und zwar warum? Weil sie mit dem katholischen Lehrgebäude übereinstimmen: der Verehrung des Papstes, der eucharistischen Elemente, Marias usw. Wir merken jedoch: Es handelt sich hier um einen Zirkelschluss, der nur innerhalb des katholischen Systems überzeugend ist, außerhalb nicht.
der Römisch-Katholischen Kirche
A. Grundlegendes
Im katholischen Denken werden drei Formen oder Stufen der Anbetung oder Verehrung unterschieden: die Latria, die Hyperdulie und die Dulie.
Die Latria ist die höchste Form der Anbetung. Sie kommt nur Gott allein zu.
Die Dulie ist die einfache Verehrung, die den Heiligen und Engeln gegenüber geübt wird, die ja Geschöpfe sind.
Und die Hyperdulie ist die Verehrung in höchster Form, die einem erschaffenen Wesen entgegengebracht wird. Und dieses höchste geschaffene Wesen ist Maria, die „Mutter Gottes“, wie sie seit dem Konzil von Ephesus 431 n. Chr. genannt wird.
Wer sind nach katholischem Verständnis die Heiligen? Sie sind „Schicksalsgenossen unserer Menschlichkeit“, die aber bereits mit Christus vollkommen vereinigt sind, die jetzt schon den dreieinigen Gott schauen, fürbittend vor ihn treten und ihre Verdienste vorzeigen, um auch uns, die wir noch auf Erden pilgern, zu helfen und die wir hilfesuchend anrufen können (Lumen Gentium 49).
Sie werden nicht angebetet, aber verehrt, und man kann sie bitten, bei Gott für uns einzutreten, also eine stellvertretende Fürbitte vorzunehmen; Mittler zum Mittler sind sie (Lumen Gentium 49 f.).
Die oberste der Heiligen ist Maria. Sie wurde „vor allen Engeln und Menschen erhöht“, bittet unaufhörlich, um für die pilgernde Kirche „die Gaben des ewigen Heils zu erwirken“ (Lumen Gentium 62). Und sie trägt Titel wie „Fürsprecherin“, „Helferin“ und sogar „Mittlerin“. Dabei wird behauptet, daß dies der Würde und Wirksamkeit Christi nicht abträglich sei (ebd.). Zu Ehren Marias wurden zahlreiche Feste in katholischen Gegenden eingeführt, etwa Mariä Empfängnis am 8. Dezember, Maria Gottesmutter am 1. Januar, Verkündigung des Herrn am 25. März, Mariä Aufnahme in den Himmel am 15. August. Dazu gibt es noch viele regionale Feste, Feiertage und Wallfahrten. Alle anderen Heiligen sind Maria nachgeordnet, etwa der heilige Josef, die Apostel und Märtyrer, die Heiligen und Seligen.
Wie wird jemand nach katholischem Verständnis heilig? Es erfolgt durch eine Heiligsprechung durch den Papst. Der Heiligsprechung geht als Vorstufe in der Regel eine Seligsprechung voraus. Dieses Verfahren wurde im Jahre 1634 eingeführt und im Codex Iuris Canonici in den Artikeln 1999-2141 definiert. Wenn jemand heiliggesprochen wird, findet eine Zeugenbefragung darüber statt, welche Handlungen der oder die Heilige begangen hat, ob er oder sie Wunder gewirkt hat. Es werden also Zeugen befragt, Archive geöffnet, Bekehrungen betrachtet, gefragt, ob ein Martyrium vorliegt oder nicht. Märtyrer haben es leichter, Heilige zu werden. Wenn jemand kein Märtyrer ist, muss in der Regel er oder sie mindestens ein Wunder gewirkt haben, das durch Zeugen beglaubigt ist. Seit dem Jahre 1634, als das Verfahren der Selig- bzw. Heiligsprechung eingeführt wurde, wurden über 1200 Seligsprechungen vorgenommen, aber mehr als 90 % davon im 20. Jahrhundert, insbesondere durch Papst Johannes Paul II.
Wer also heilig oder selig gesprochen werden will, muss seine Heiligkeit ausgewiesen haben durch Wunder, Bekehrungen oder einen Märtyrertod besonderer Ausprägung. Es wird davon ausgegangen, dass Heilige und auch Selige gewiss bei Gott sind. Diesen billigt man die Heilsgewissheit zu, während das normale katholische Gemeindeglied keine Heilsgewissheit hat.
Als Vorbild oder auch Urmodell der Heiligen wird Christus selber gesehen. Die Heiligkeit Christi spiegele sich im Heiligsein der Heiligen wieder. Die menschlichen Heiligen haben also nach katholischer Sicht Anteil an Christi Heiligkeit, indem sie diese verkörpern.
Das Problematische ist freilich Folgendes: Die katholischen Seligen und Heiligen haben sicherlich ein besonders vorbildliches Leben geführt haben, allerdings im katholischen Sinne. Sie sind sehr für die Katholische Kirche und ihre Lehren eingetreten, worunter sich – aus biblischer Sicht beurteilt – aber auch zahlreiche Sonderlehren und Irrlehren befinden (s. >Sonderlehren). Ferner: Wenn man die Heiligen anrufen will, entsteht ein Kontakt mit dem Totenreich, was Gott streng verboten hat (vgl. 5. Mose 18,9 ff. u.a.). Um diese Fragen weiter zu vertiefen, betrachten wir einige Zitate aus der katholischen Literatur, z.B. von Alan Schreck „Christ und Katholik. Eine Darlegung häufig mißverstandener katholischer Glaubensaussagen“ (Münsterschwarzach 1991). A. Schreck möchte die Heiligenverehrung Christen evangelikaler und charismatischer Prägung nahe bringen. Sein Buch ist in dem katholisch-charismatischen Vier-Türme-Verlag in Münsterschwarzach erschienen. Über die Fürbitte der Heiligen heißt es auf Seite 160 f.:
„Wenn wir unsere Mit-Heiligen auf der Erde um ihr Gebet für uns bitten können, so glauben Katholiken, dann sollten wir auch fähig sein, die Heiligen, die bereits mit dem Herrn vereint sind, um ihr Gebet zu bitten. Wenn die Gebete bestimmter Christen hier auf der Erde eine besondere Kraft haben, vielleicht wegen ihres Glaubens oder ihrer Heiligkeit, um wieviel kraftvoller und wirksamer sind dann die Gebete derer, die in völliger Einheit mit Gott im Himmel sind!“
Schreck gibt dann allerdings zu:
„Die Bibel sagt über die Fürbitte der Heiligen im Himmel wenig. Jesus sprach von Abraham, Isaak und Jakob (´Heilige` des Alten Bundes) als Lebende bei Gott (Mk 12, 26f), und er selbst sprach mit Elia und Mose auf dem Berg (Mt 17, 3). Das Buch der Offenbarung spricht häufig von den 24 Ältesten (die alle Heiligen des Himmels repräsentieren), die um Gottes Thron versammelt sind und ihn mit überschwenglichem Lobpreis anbeten. In einem Abschnitt (Off 5, 8) heißt es, daß sie ´goldene Schalen voll von Räucherwerk, welche die Gebete der Heiligen sind`, Gott darbringen. Der neutestamentliche Gebrauch des Begriffs ‘Heilige’ verweist gewöhnlich auf die Jünger Jesu, die noch auf Erden sind. So haben wir hier ein schönes Bild der Fürbitte: Die 24 Ältesten (die Heiligen des Himmels) bringen die Gebete der Heiligen auf Erden am Thron Gottes wie wohlriechenden Weihrauch dar“ (ebd.).
Beurteilung: Hier wird allegorisiert: Die 24 Ältesten werden auf die Heiligen insgesamt, eben speziell die Heiligen der Katholischen Kirche, bezogen. Es sind dann nicht 24, sondern Tausende. Es wird also symbolisch gedeutet, was in diesem Zusammenhang problematisch ist. Und bezüglich der Gebete der Heiligen vor Gottes Thron findet sich in der Bibel nichts davon, daß wir diese um die Fürbitte bitten könnten oder daß irgendeine Kontaktaufnahme möglich sei. Das ist vielmehr das Gebiet des Spiritismus! Sicherlich können Menschen in der Herrlichkeit vor Gottes Thron mit ihm reden, aber es steht nicht da, dass wir, die wir hier und jetzt auf der Erde leben, Kontakt aufnehmen sollen mit dieser jenseitigen transzendenten Welt.
Schreck weist selber zurecht darauf hin, dass Augustin davor gewarnt hat, dass die Verehrung der Heiligen eine Form der Anbetung annehme. So hatte Augustin sehr treffend geschrieben in „Contra Faustum Manichaeum“: „Doch errichten wir diesen Märtyrern keine Altäre, sondern nur Gott selbst, dem Gott dieser Märtyrer.“ Und so sagt auch Schreck:
„Katholiken ehren und verehren die Heiligen, aber sie beten sie nicht an. Die Heiligen im Himmel können beten und Fürbitte bei Gott für uns einlegen, so wie wir einen Mitchristen für uns bitten können, für uns zu beten. Die Fürbitte der Heiligen und Marias für uns beeinträchtigt die einzigartige Mittlerschaft Jesu nicht – so wenig dies geschieht, wenn wir hier auf Erden jemand um sein Gebet bitten“ (S. 162).
So wird argumentiert, aber dies ist nicht biblisch, sondern es besteht immer die Gefahr des Spiritismus, wenn wir uns in irgend einer Weise mit der Totenwelt einlassen. Es ist ein Unterschied, ob ich zu Gott bete, welcher der lebendige Herr ist und auch angerufen werden will, oder ob ich zu Verstorbenen bete oder rede, was ja die Heilige Schrift eindeutig verwirft. Es ist Augenwischerei, wenn behauptet wird: Wir beten nicht die Heiligen an, aber wir bitten sie doch, sie sollen Gott für uns bitten. Letztendlich beten wir dann doch zu ihnen! Hier findet sich eine – bewusste? – Unklarheit in der Begrifflichkeit. Anrufung ist aber Anrufung – und eine solche Praxis findet prinzipiell keinen biblischen Anhaltspunkt.
Mit dem Heiligenkult in engem Zusammenhang steht der Reliquienkult.
B. Reliquienkult
Reliquien sind Hinterlassenschaften eines verstorbenen Heiligen, etwa vor allem seine Knochen, aber auch Asche, Kleidung, Schriften und andere Besitztümer, die dann verehrt werden.
Beim Reliquienkult möchte man sich vor allem auf zwei Bibelstellen stützen: Zunächst die Heilung der blutflüssigen Frau, die Jesu Gewand berührt (Mk 5,25-34). Allerdings geht aus dem Zusammenhang klar hervor: Es ist nicht der Glaube an das Gewand bei ihr gewesen, was sie geheilt hat, sondern der Glaube an den Herrn selbst. Die Aussage Jesu „Meine Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht“ (Mk 5,34) steht in Parallele zu zahlreichen ähnlichen Aussagen des Herrn in den Evangelien bei Heilungen, die sich eindeutig auf ihn als den Messias beziehen und nicht auf irgend welche Gegenstände. Die Berührung des Gewandes Jesu repräsentierte für die Frau die völlige Gegenwart von Christus. Der katholische Exeget Joachim Gnilka stellt treffend zu dieser Stelle fest:
„Der Entlassgruß Jesu interpretiert das Handeln der Frau als Glaube. Dieser Glaube, der als vollgültiger anerkannt, aber nicht näher entfaltet wird, ist die Grundlage gewesen, auf der ihr Rettung und Gesundheit geschenkt wurde. Was die Frau tat, ist nicht vergessen. Aber jetzt wird deutlich, daß sie nicht im blinden Vertrauen auf magische Kräfte, sondern aus Glauben handelte. So wird sie zum Vorbild für die Hörenden“ (J. Gnilka, Das Evangelium nach Markus, EKK II, Zürich u.a., 1979, S. 216).
Eine ähnliche Stelle findet sich in Apg 19, 11 f., wo von den Taschen- und Schweißtüchern des Paulus geredet wird, die berührt und zu den Kranken gebracht wurden und sie wurden dann geheilt. In der Tat ist das eine schwierige Stelle. Da aber die Heilige Schrift – auch in der Apg selber! – grundsätzlich vor magischem Denken warnt (Apg 8,9 ff.) und wir nach klarer biblischer Lehre auf Gott vertrauen sollen und nicht auf irgendwelche geschöpflichen Dinge (vgl. Röm 1,18 ff.), kann diese Stelle isoliert nicht so verstanden werden, dass diese geschöpflichen Dinge an sich eine rettende Wirkung haben, sondern nur der Glaube an Gott, der seinen Boten gesandt hat, um seine Gegenwart den Menschen zu bringen. Wir müssen ja bei der Auslegung der Heiligen Schrift immer von den klaren zu den unklaren Stellen gehen und nicht umgekehrt, sonst kommen in der Tat magische Irrlehren heraus, dass wir irgendwelche Taschentücher, Schweißtücher oder Knochen verehren, was dann in schlimmsten Aberglauben münden kann.
Alan Schreck selber gesteht Folgendes zu: „Natürlich gibt es hier die Gefahr des Aberglaubens.“ Und wie kann diese vermieden werden? Schreck schreibt:
„Diese kann vermieden werden, indem man sich bewußt macht, daß es allein Gottes Kraft ist, die Heilungen und Wunder vollbringen kann. Reliquien selbst enthalten keine ´magische` Kraft; doch Gott gebraucht sie, um zu bezeugen, daß durch das Leben dieses herausragend heiligen Menschen geistliche Kraft ausgegangen ist“ (S. 164).
Hier findet sich eine zunächst gute Formulierung. Es ist nicht der Gegenstand an sich, sondern Gottes Kraft, die wirkt, aber das Problem tritt dann ein, wenn der betreffende Gläubige seinen Glauben eben auf diesen Gegenstand richtet und nicht auf den lebendigen Gott. Dann kann dieser Gegenstand vom lebendigen Herrn ablenken und das Heil trüben oder ganz wegnehmen. Dann entsteht eben der Aberglaube, der Afterglaube an Gott vorbei und an irgendwelche magischen Medaillons, Talismane, Skapuliere, Knochen etc. Solche werden ja zum Zweck besonderer „Weihen“ in Katholischen Kirchen aufbewahrt und besonders in Altäre einbetoniert. Deshalb ist es berechtigt, wenn auch A. Schreck auf die Gefahr des Aberglaubens hinweist. Im katholischen Volksglauben ist sicherlich der Aberglaube vor allem über diese Wege sehr eingedrungen.
C. Totenmessen
Katholiken beten für die Toten bzw. lassen Totenmessen feiern, die dann auch bezahlt werden. Während der Woche werden in der Regel früh morgens diese Totenmessen gefeiert. Und das dient dazu, dem Verstorbenen die Läuterungszeit im Fegefeuer zu verkürzen. Es wird von einer großen Familie zwischen Verstorbenen und auf Erden noch Lebenden gesprochen, die verbunden sein kann durch gegenseitige Fürbitte. Also die Verstorbenen beten für die Lebenden – nicht nur die heiligen Verstorbenen, auch die anderen. Und die Lebenden beten für die Verstorbenen, um ihnen die Zeit im Fegefeuer zu verkürzen; sie bringen Ablässe für sie dar, auch heute noch, lassen Messen für sie lesen und Ähnliches. So schreibt Alan Schreck:
„Der Heilige Geist verbindet die ganze Familie miteinander. Christen können zu diesen ´verherrlichten` Brüdern und Schwestern Beziehung haben und ihre Hilfe und ihr Gebet erwarten, genauso wie sie es mit den Familiengliedern hier auf Erden halten können. (Wir sollten beginnen, mit ihnen bekannt zu werden, denn bald werden wir die Ewigkeit mit ihnen verbringen!)“ (S. 165).
Das ist nichts anderes als ein Aufruf zum Spiritismus, was Gott streng verboten hat, weil der Mensch hier in finstere Bindungen hinein geraten kann.
D. Eindringen des Heidentums in den Katholizismus
Zwei Zitate vom Konzil von Trient aus dem Jahre 1563 können uns den Heiligenkult noch etwas plastischer vor Augen stellen. Im ersten Zitat geht es um die Fürbitte der Heiligen, ihre Anrufung, die Verehrung von Reliquien und den Gebrauch von Bildern:
„Die Heiligen herrschen zusammen mit Christus, sie bringen ihre Gebete für die Menschen Gott dar. Es ist gut und nutzbringend, sie um Hilfe anzurufen und zu ihren Gebeten, zu ihrer Macht und Hilfe Zuflucht zu nehmen, um von Gott durch seinen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn, der allein unser Erlöser und Heiland ist, Wohltaten zu erlangen. Gottlos aber denken, die leugnen, daß man die Heiligen in der ewigen Seligkeit des Himmels anrufen soll; oder behaupten, sie würden nicht bitten für die Menschen; oder sie anzurufen, damit sie für uns auch als Einzelne bitten, sei Götzendienst; oder es stehe im Widerspruch mit dem Wort Gottes und widerstreite der Ehre des einen Mittlers zwischen Gott und Menschen, Jesus Christus. (1 Tim 2,5); oder es sei eine Torheit, mit Herz und Mund die anzuflehen, die im Himmel herrschen“ (Neuner-Roos Nr. 474).
Das aber ist genau das, was die Reformatoren gelehrt haben, was hier als „gottlos“ bezeichnet wird!
Bezüglich des Reliquienkultes wird ausgeführt:
„Auch die heiligen Leiber der heiligen Märtyrer … sind für den Gläubigen zu verehren. Dadurch erweist Gott den Menschen viele Wohltaten … Ferner soll man Bilder Christi, der jungfräulichen Gottesmutter und der anderen Heiligen vor allem in den Kirchen haben und beibehalten. Man soll ihnen die schuldige Ehrfurcht und Verehrung erweisen“ (Neuner-Roos Nr. 475 f.).
Die diesen Bildern erwiesene Ehrfurcht meine das Urbild Christus und weise darauf hin. Durch die Bilder hindurch würde man direkt Christus erreichen. Daraus erklärt sich der Bilderkult, so prachtvoll dieser auch ist, in den Katholischen Kirchen. Die Reliquien, so wird gesagt, sollen ja nicht angebetet werden, aber der Volksglaube tut das Seine unweigerlich hinzu.
Man kann hier von einem übertünchten Heidentum sprechen, welches sich im Katholizismus herausgebildet hat. Die Vorstellung, daß gewisse Dinge und Orte Energie ausstrahlen, herrscht bei vielen katholischen Gläubigen vor. Man meint, besondere Kräfte zu finden in Knochen, Kleidungsstücken oder anderen Besitztümern von verstorbenen Heiligen. Und diese Kräfte würden auf den übergehen, der sie berührt oder der in ihren näheren Umkreis tritt. Zum Reliquienkultus gehören auch Hostien, die mit zur Bekämpfung von Seuchen eingesetzt werden, heilige Fahnen und Bilder, Schluckbilder gegen Krankheiten und ähnliches.
Dieser Volksaberglaube drang in die Katholische Kirche ein, als diese sich herausbildete, also als die urchristliche Kirche überging in den Frühkatholizismus, insbesondere bereits im 3. und 4. Jahrhundert nach Christus, als große Scharen von Heiden in die Kirche strömten und einen großen Teil ihres Heidentums mit hineinbrachten. Die sogenannte Volkskirche entstand und gerade im heutigen Katholizismus ist hier auch vieles noch vorhanden. Friedrich Loofs spricht in seiner Dogmengeschichte davon, daß sich ein Christentum zweiter Ordnung etablierte:
„In diesem inferioren (also minderwertigen) Christentum, das fortschreitend volkstümlicher wurde, haben mannigfach heidnische Kultussitten christianisiert angedauert; Heiligen-, Engel- und Marienverehrung verwuchsen mit dem antiken Heroenkult und anderen polytheistischen Reminiszenzen; Kreuze, Bilder und Reliquien zogen einen christlichen Amulett-Aberglauben groß, und die Wundersucht trieb wunderliche Blüten“ (F. Loofs, Leitfaden zum Studium der Dogmengeschichte, 5. Aufl., Halle 1950, S. 248).
Ähnlich schreibt der bekannte Kirchenhistoriker Karl Heussi in seiner Kirchengeschichte:
„Vor allem der heidnische Polytheismus bestand fast ungebrochen in der Kirche fort und überwucherte vielfach die älteren Formen der christlichen Frömmigkeit. Nicht bloß wurden die beständig sich mehrenden christlichen Heiligen zu ´Patronen`, ähnlich den heidnischen Schutzgottheiten, sondern die zahlreichen heidnischen Lokalgötter, Heroen und Genien wurden durch die christlichen Heiligen ersetzt, ihre Tempel und Heroa in christliche Kirchen und Kapellen, ihre Feste in Heiligenfeste verwandelt. Die prunkvollen, oft mit ausgelassener Fröhlichkeit begangenen Märtyrerfeste traten an die Stelle des antiken Heroen- und Manenkultus und erfuhren von diesem starke Einwirkungen. Ebenso entstammen zahlreiche kirchliche Riten der heidnischen Religion, z. B. das Anzünden von Kerzen im Gotteshause, das Räuchern, das die Dämonen verscheuchen sollte, die feierlichen Prozessionen, die in den heidnischen Bittgängen ihre Vorläufer haben“ (K. Heussi, Kompendium der Kirchengeschichte, 11. Aufl., Berlin 1958, S. 111).
In ähnlicher Weise hat Adolf von Harnack von einer „Hellenisierung des Christentums“ gesprochen. Ich würde da noch weitergehen, wenn man die Geschichte betrachtet, und von einer teilweisen Paganisierung (Verheidung) des Christentums sprechen. Entscheidend ist hierbei, dass dasjenige, welches als das „Heilige“ bezeichnet wird, sinnlich, dinglich, geradezu materiell gefasst werden soll (nicht zuletzt auch in der römisch-katholischen Eucharistie!). Heidnisch-naturhafte Frömmigkeit verbindet sich mit der katholisch-christlichen Frömmigkeit und überwuchert diese nach und nach. Wir denken hier nicht zuletzt auch an das Faschingstreiben, was ja auch mit heidnischen Kulten unter Duldung der Katholischen Kirche sich vermischt hat.
Nach der katholischen Lehre sind die Heiligen nicht Gnadenspender, sondern „nur“ Gnadenvermittler, Mittler zum Mittler. Aber in der Volksfrömmigkeit – und letztlich auch bereits in der katholischen Dogmatik – wird dieses nicht genügend unterschieden. Letztendlich haben Katholiken nun ihre Schutzpatrone, zu denen sie unmittelbar flehen und um Hilfe und Heilung bitten. Dies beweisen nicht zuletzt die außergewöhnlichen, übernatürlichen Wirkungen bei den Heiligen der Katholischen Kirche, die wir im Folgenden betrachten.
E. Übernatürliche Phänomene bei katholischen Heiligen
Ekstase
Hier ist zunächst die religiöse Ekstase zu nennen. Dies ist ein Aussichheraustreten und Eintreten in den Bereich der Gottheit bis hin zur unio mystica, zur Verschmelzung des inneren Wesenskerns mit dem göttlichen All-Einen. Kritisch sei hierzu gleich angemerkt, daß die Ekstase kein speziell christliches Phänomen ist, sondern ein allgemein religiöses Phänomen, das sich bekanntlicherweise auch im Heidentum findet. Der heidnische Afrikaner etwa versucht, im ekstatischen Zustand mit den heidnischen Gottheiten bzw. Ahnengeistern in Kontakt zu treten, so dass übernatürliche Wirkungen durch ihn als Medium vermittelt zustande kommen (>Animismus, >Schamanismus).
Visionen
Im Zustand der Ekstase und religiösen Kontemplation treten bei sehr vielen katholischen Mystikern Visionen auf. Ein bekanntes Beispiel ist die Augustinerin Anna-Katharina Emmerich. Von ihr gibt es bekannte Aufzeichnungen, die den Titel tragen „Das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi“. Diese hat nicht sie selber herausgegeben, sondern sie sind aufgrund ihrer Visionen von dem Dichter Clemens Brentano niedergeschrieben worden, der sie an ihrem Leidensbett besuchte. In diesen Visionen durchlebte die Stigmatisierte die gesamte Passionsgeschichte Jesu vom Abendmahl über die Kreuzigung bis zur Grablegung durch eigene Einsichtnahme nach. Anna-Katharina Emmerich war im visionären ekstatischen Zustand angeblich selber beim Abendmahl dabei. Sie war nach ihrer Aussage selber bei der Kreuzigung und bei der Grablegung gegenwärtig. Hier finden wir ähnliche Phänomene wie bei anderen Visionären aus dem okkulten und spiritistischen Bereich, z.B. bei Rudolf >Steiner, dem Begründer der >Anthroposophie. Steiner hat behauptet, beim Pfingstereignis den Jüngern innegewohnt zu haben und – in ihrer Erinnerung sich zurücktastend – den gesamten Weg Jesu nachkonstruieren zu können.
Viele weitere Mystikerinnen und Mystiker behaupten, die Leidensstationen Jesu nacherlebt zu haben, etwa die heilige Brigitta von Schweden, der selige Baptista Verona, der selige Grandescha von Pisa und viele andere. Im Zusammenhang mit dem Durchleben der Passion Jesu kommt es dann häufig zu dem nächsten Phänomen: der Stigmatisation.
Stigmatisation
Stigmata sind Malzeichen bzw. Wundmale Christi, so wird behauptet. Die Leiden Christi werden im ekstatischen Zustande so nachempfunden, dass sie sich sogar bis ins Physische hinein am Körper ausbilden können, an den Händen, an den Füßen und an der Seite, die fünf Wunden des Erlösers am Kreuz.
Einer der bekanntesten Stigmatisierten war Franziskus von Assisi, aber auch viele andere bis in die nähere Gegenwart hinein. Es handelt sich um Wunden, durch die sogar Blut austreten kann, manchmal auch in Gestalt von Wunden am Kopf, die auf eine Dornenkrone hinweisen sollen. Ein Beispiel möchte ich nennen, auch wieder von Anna-Katharina Emmerich. Dies wird folgendermaßen beschrieben:
„Da schossen zuerst aus den Händen, dann aus den Füßen und endlich aus der Seitenwunde der Kreuzerscheinung, und zwar aus jeder einzelnen Wunde, dreifache blutrote Lichtstrahlen, die sich pfeilförmig endeten, nach ihren Händen und Füßen und ihrer rechten Seite. Die drei Strahlen, welche aus der Seite der Erscheinung kamen, erschienen weiter voneinander getrennt und breiter und endeten lanzenförmig. Im Augenblick der Berührung drangen Blutstropfen an den Malstellen hervor. Sie lag noch lang im bewußtlosen Zustand … Sie sah mit Staunen das Blut in der Mitte ihrer Hände und empfand heftige Schmerzen an allen Malstellen“ (zit. nach: O. Markmann, Irrtümer der Katholischen Kirche, S. 77).
Das hat Anna-Katharina Emmerich über Jahre hinweg immer wieder erlebt und vorgezeigt. Zehn Jahre lang war es, daß sie ihre Stigmata trug. Und diese angebliche Christuserscheinung rief ihr dann solche unbiblischen Sätze zu, wie etwa: „Du bist mein, du bist meine Braut, leide, wie ich gelitten, frage nicht warum!“ (ebd.). Das Leiden Christi soll nachgeahmt, soll fortgesetzt werden. Es hat offensichtlich, nach diesen Erscheinungen zu urteilen, angeblich nicht genügt, so dass der Mensch noch sein Leiden hinzufügen muss.
Welche Erklärungsmöglichkeiten gibt es denn für diese Wundmale? Die Katholische Kirche spricht hier von göttlichen Wirkungen. Die Medizin spricht von psychosomatischen Zusammenhängen, die unter dem Eindruck einer sehr starken Gefühlsregung entstehen können, so dass sich das bis ins Körperliche hinein auswirken kann. Und aus geistlicher Sicht muss man natürlich die Lehren beurteilen, die im Zusammenhang mit diesen Visionen vermittelt werden. Und diese Lehren, so zeigt sich, weisen immer wieder darauf hin, dass der Mensch noch etwas erstatten müßte zum Erlösungsopfer Christi hinzu. Diese Aussagen der Erscheinungen, vor allem „Marias“ und „Jesu Christi“, weisen auch darauf hin, dass man den Rosenkranz beten soll, dass man Maria verehren soll, dass man der Katholischen Kirche und ihren Lehren treu bleiben soll, vor allem der eucharistischen Lehre. Und alles das ist meines Erachtens ein Hinweis, dass es sich eben nicht um biblisch begründbare Erscheinungen handelt, weil ja hier Irrlehren noch einmal sanktioniert werden durch diese Erscheinungen, so dass man hier von dämonischen Wirkungen sprechen muss.
Insbesondere zwei Bibelstellen aus den Paulusbriefen werden zur Begründung der Stigmata angeführt: Die eine ist Galater 6, 17: „Ich trage die Stigmata Jesu Christi an meinem Leib.“ – die Malzeichen oder Wundmale. Und die andere Stelle ist Kolosser 1, 24: „Ich erstatte an dem Leiden, was noch fehlt.“ Man könnte zunächst auf den Gedanken kommen, dass hier eine biblische Begründung vorliegt. Aber im Zusammenhang seiner Briefe macht Paulus immer wieder deutlich, wie viel er gelitten hat, dass er ausgepeitscht, dass er misshandelt wurde um Christi Willen (2. Kor 11,23 ff.). Stigmata in der katholischen Deutung gehen weit über das hinaus, was sich aus den Stellen herauslesen läßt. Bei Paulus ist zwar von einer Ergänzung des Leidens die Rede, aber damit ist keineswegs das Erlösungsopfer Christi gemeint, denn an zahlreichen klaren Stellen der Heiligen Schrift wird deutlich, dass alles vollbracht ist am Kreuz (vgl. Hebr 9 u.a.). Kol 1,24 kann sich also nur darauf beziehen, dass Paulus als Apostel in den Fußstapfen Christi den Leidensweg weitergeht und ihm nachfolgt, wie es auch allen wirklichen Nachfolgern bestimmt ist, dieses Leiden selber auf sich zu nehmen. Dies aber nicht als Erlösungsleiden, sondern als Leiden zum Aufbau der Gemeinde – wie die Apostel, die in den Tod gegangen sind. Es ist also kein Erlösungsleiden, sondern ein Nachfolgeleiden.
Levitation
Eine weitere Erscheinung, die bei katholischen Mystikern auftritt, ist das Schweben, die Levitation. Dieses kennt man übrigens auch aus der Parapsychologie, dass Tische und andere Gegenstände plötzlich zu schweben beginnen, ohne dass man sie berührt hat.
Von dem heiligen Josef von Copertino aus dem 17. Jahrhundert wird berichtet, dass er einmal zwölf Schritte über die Köpfe der Anwesenden hinübergeschwebt sei, und zwar zu einer Stätte der Maria Immaculata, der „Unbefleckten Empfängnis“. „Nachdem er kurze Zeit seine Huldigung dargebracht und dabei seinen bekannten schrillen Schrei ausgestoßen hatte, flog er wieder weg.“ Einmal habe er sogar einen Mitbruder geschnappt und während des Fluges mit sich genommen, wird überliefert (vgl. Markmann, ebd., S. 79).
Solche angeblichen Schwebeerlebnisse kennen wir auch aus den Jugendreligionen (vor allem aus der >Transzendentalen Meditation), die ja das Schweben propagieren. Also auch hier finden sich dämonische Einflussnahmen.
Unverletzlichkeit
Viele Mystiker behaupten, sie seien unverletzlich durch Feuer. Auch dieses Phänomen finden wir im >Hinduismus bei den Gurus: das Laufen über glühende Kohlen. So nahm auch im christlich-abendländischen Bereich der heilige Franz von Paulo glühendes Eisen in die Hand, hielt den Arm in siedendes Öl und war gegen Feuer unempfindlich. Katharina von Siena lag mit dem Oberkörper auf brennenden Kohlen, ohne am Körper oder an den Kleidern Schaden zu nehmen, wird überliefert (vgl. Markmann, ebd., S. 80). Die Bibel hingegen warnt ausdrücklich vor dem „Feuerlaufen“ und ähnlichen Praktiken. Diese sind dämonisch verursacht und für Gott ein Gräuel (5. Mose 18,9 ff.).
Leuchterscheinungen
Leuchterscheinungen finden sich ebenfalls bei vielen Mystikern. So gingen bei dem seligen Bernardino Realini vom ganzen Körper Funken aus. Sein Gesicht strahlte so stark, daß es den dunklen Raum erhellte (ebd.). Solche „elektrischen“ Phänomene sind ebenfalls aus dem >Okkultismus und >Spiritismus bekannt.
Mystische Wohlgerüche bei verstorbenen Heiligen
Diese werden beschrieben als von einer unbeschreiblichen Süßigkeit erfüllt, das mit keinem Parfüm vergleichbar ist. Katharina de Ricci war in einem Bleisarg beigesetzt, und trotzdem war der Geruch mehr als ein Jahr lang am Grabe wahrzunehmen (ebd., S. 81).
Übrigens treten auch im Spiritismus ähnliche Erscheinungen auf. Es wird z.B. auch von dem Okkultisten und Hellseher Rudolf >Steiner berichtet, dass er nach seinem Tode noch lange diese Wohlgerüche ausgeströmt habe, bevor er dann allerdings verbrannt wurde.
Blutwunder
Ein weiteres Phänomen ist, dass oftmals – so wird überliefert – die Totenstarre ausbliebe und dass Blutwunder stattfänden, d. h. dass die Glieder des toten Heiligen noch biegsam geblieben sind und auch nach dem Tode Blut zum Teil stundenlang aus Wunden herausfloss. Als man zum Beispiel dem Jesuitenpater, dem heiligen Franz von Hyronimo, der 1716 verstorben war, ein Stück von der Fußsohle abschnitt, floss stundenlang nach seinem Tode Blut heraus, wird behauptet (ebd., S. 82).
Unverweslichkeit
42 Heilige werden hierfür angegeben, unter anderem Johannes von Kreuz, Franz von Sales und Ignatius von Loyola, der Begründer des Jesuitenordens.
Nahrungslosigkeit
Viele Mystiker beanspruchen, Jahre oder Jahrzehnte lang keine Nahrung aufgenommen zu haben. Zum Beispiel die heilige Lidwina soll 28 Jahre lang nichts gegessen haben. Sie ist 1433 gestorben. Dominika dal Paradiso aus dem 16. Jahrhundert soll 20 Jahre lang nichts gegessen haben, der heilige Nikolaus von Flüe soll 19 Jahre lang keine Nahrung zu sich genommen haben und die selige Elisabeth von Reute 15 Jahre lang. Therese Neumann von Connersreuth, die im 20. Jahrhundert lebte, nahm seit 1922 keine Nahrung und seit 1926 keine Flüssigkeit mehr zu sich, wird berichtet (ebd., S. 83).
Man fragt sich, wozu das gut sein soll und was das beweisen soll. Ob Gott uns ein solches Gebot gegeben hat? Ich kann mir das nur so erklären, dass Satan Menschen hier einschaltet, die verehrt werden sollen, weil sie irgendwelche übernatürlichen Dinge vorweisen und dass Katholiken durch die angeblichen Heiligen vom Zentrum, von Jesus Christus, abgelenkt werden. Es findet sich natürlich kein biblisches Gebot: „Du sollst 20 Jahre lang nichts essen, damit du heilig bist!“
Und wenn man die Lebensschicksale betrachtet, findet man schauerliche Geschichten, wie diese Heiligen, die jahrelang nichts gegessen haben, gelitten haben unter Angriffen des Teufels, der Dämonen, wie sie gepeinigt wurden mit Besessenheitszuständen. Ich denke, dass dies keineswegs auf göttliche Erfüllung hinweist. Die katholische Erklärung lautet dann: „Ja, weil Gott wirkt, ist der Teufel auch nicht fern und will sie von Gott wegbringen!“ Aber man kann sich diese Phänomene viel näherliegend mit dämonischer Einflussnahme erklären.
Wir betrachten weitere Phänomene.
Telekinese
Damit ist die Bewegung von Gegenständen gemeint, ohne diese körperlich zu berühren, also durch geistigen Einfluss. Das kommt öfters vor mit Hostien. Hostien werden, ohne sie zu berühren, von einem Ort zum anderen bewegt. Die Hostie entfernt sich selber vom Altar oder aus den Händen des Priesters, schwebt durch die Luft und legt sich direkt in den Mund des Kommunikanten. Solche Erscheinungen werden öfters berichtet, z.B. auch von dem im 21. Jahrhundert heiliggesprochenen Stigmatisierten Pater Pio.
Mystische Brautschaft
Da die Römisch-Katholische Kirche seit dem 11. Jahrhundert eine zölibatäre Kirche ist, legt sie besonderen Wert auf die Brautmystik. Insbesondere katholische Nonnen hegen in ihren Gedanken die Vorstellung, dass sich ein mystischer Ring an ihren Finger bindet und sie dann die Braut Christi sind. Die französische Stigmatisierte Marie-Julie Jahenny zum Beispiel kündigte ihre Vermählung mit Christus für den 20. Februar 1874 an. Darüber wird Folgendes berichtet:
„Um ½ 9 Uhr konnten wir uns davon überzeugen, daß … der Ringfinger der rechten Hand in einem gesunden Zustand – totenblaß und ohne eine Spur von einem Ring (war). Um 9 Uhr begannen alle Wunden zu bluten. Etwa eine Viertelstunde später beobachteten wir, daß der Finger anschwoll und unter der Haut rot wurde. Etwa um ¼ 10 Uhr floß Blut beidseitig aus dem Finger; endlich sahen wir, wie sich ein Ring bildete. Er ist jetzt für ihr ganzes künftiges Leben deutlich ausgeprägt“ (zit. nach Markmann, ebd., S. 85).
Besessenheitszustände
Bei vielen Mystikern sind typische Besessenheitszustände zu beobachten. So etwa bei der heiligen Theresia. Sie berichtet:
„Eines Tages plagte er (Satan) mich fünf Stunden mit so entsetzlichen Schmerzen und solcher Aufregung des Geistes und Körpers, daß ich glaubte, nicht länger widerstehen zu können. Durch eine überwältigende Anregung getrieben, gab ich mir selbst heftige Schläge, schlug den Kopf, die Arme, den ganzen Körper an die Gegenstände, welche mich umgaben“ (ebd., S. 108).
So wurde die heilige Theresia vom Satan geplagt und versuchte, durch eigene Peinigung diesen Peiniger loszuwerden. Man kann sich fragen: Warum wurde sie denn so sehr geplagt?
Auch andere sogenannte Heilige haben plötzlich Erscheinungen mit Schreien, Brüllen, Zischen, Heidenlärm, Flüchen, unreinen Worten, die sie aushalten müssten. Die heilige Katharina von Siena wurde vom Teufel manchmal ins Feuer geworfen, ging aber immer lebend aus demselben hervor, wie behauptet wird. Die heilige Magdalena von Pazzi wurde 25 Sprossen von einer Leiter hinabgestürzt, ohne ernstlichen Schaden zu nehmen (ebd.). Und so haben viele übernatürliche Kraftwirkungen erlebt aus der jenseitigen Welt, die sie dann den Dämonen zuschreiben, aber Gott habe sie daraus gerettet. Die katholische Erklärung lautet dann auch so:
„Der außergewöhnlichen Gnadenerweisung Gottes geht eine außergewöhnliche Einwirkung des Teufels zur Seite“ (Poulain, bei: Markmann, S. 10).
Man kommt nicht auf den Gedanken zu überlegen, ob es nicht vielleicht auch insgesamt, was hier geschieht, vom Teufel sein könnte. Und warum nicht? Weil man sagt, die Katholische Kirche habe das überprüft und ihre Prüfungsergebnisse seien korrekt. Das seien wirkliche Selige und Heilige – und zwar warum? Weil sie mit dem katholischen Lehrgebäude übereinstimmen: der Verehrung des Papstes, der eucharistischen Elemente, Marias usw. Wir merken jedoch: Es handelt sich hier um einen Zirkelschluss, der nur innerhalb des katholischen Systems überzeugend ist, außerhalb nicht.
Sulzbacher 21.04.2022 18:43
Das Messopfer
Hier kommen wir zu einem Herzstück des Katholizismus, dem einzigartigen Element, das ihn von allen anderen Religionen und insbesondere von der evangelikalen Christenheit unterscheidet: Dem Meßopfer, „durch welches das Opfer des Kreuzes fortdauert . . . Es ist Quelle und Gipfel des gesamten Gottesdienstes der Kirche und des ganzen christlichen Lebens“ (Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, 1971).
Durch das Wunder der Transsubstantiation ist, so wird erklärt, der wahre Leib und das Blut Jesu Christi, der unter der Gestalt von Brot und Wein wirklich und wesenhaft gegenwärtig ist, um sich selbst im Meßopfer darzubringen und als geistliche Speise in der heiligen Kommunion empfangen zu werden, auf dem Altar gegenwärtig.
Als Christus am Kreuz starb, sprach er: „Es ist vollbracht!“ (Johannes 19,30). Aber für den Katholiken ist es nicht vollbracht. Christi Opfer dauert bis auf den heutigen Tag fort und wird auf den katholischen Altären endlos wiederholt: „Jedesmal wenn das Meßopfer dargebracht wird, wiederholt sich das Opfer Christi. Es wird zwar kein neues Opfer dargebracht, aber, durch göttliche Macht, wird ein und dasselbe Opfer wiederholt . . . In der Messe fährt Christus damit fort, sich selbst dem Vater darzubringen, wie er es am Kreuze tat“, aber auf „unblutige Weise unter der Gestalt von Brot und Wein“. (Catechism of the Catholic Church).
Golgatha war ein äußerst blutiges Geschehen. Wie es davon eine unblutige Wiederholung geben kann, wird nicht erklärt. Außerdem sagt die Bibel ganz eindeutig: „Ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung [von Sünden]“ (Hebräer 9,22). Doch die „unblutige“ Messe soll angeblich Sündenvergebung bewirken – eine Vergebung, die unnötig ist, denn Christus hat sie bereits am Kreuz erwirkt.
Die Bibel sagt:
Und er nahm den Kelch und sprach: . . . dies ist mein Blut des Bundes, das [am Kreuz] für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden (Matthäus 26,27.28).
Diesem [Christus] geben alle Propheten Zeugnis, daß jeder, der an ihn glaubt, [als Geschenk der Gnade Gottes] Vergebung der Sünden empfängt (Apostelgeschichte 10,43).
Viele Opfer oder nur eines?
Die Messe wird als Sühnopfer bezeichnet, in welchem „Christus sich selbst [fortdauernd] zum Heile der ganzen Welt darbringt . . . und sich das Werk unserer Erlösung vollzieht“.
Im Gegensatz dazu betont die Bibel immer wieder, daß die ganze Sündenschuld am Kreuz bezahlt wurde und der auferstandene Christus auf dieser Grundlage „ein für allemal in das [himmlische] Heiligtum hineingegangen ist und uns eine ewige Erlösung erworben hat“ (Hebräer 9,12). Dort sitzt er nun zur Rechten des Vaters als unser großer Hoherpriester (Hebräer 4,14) und vertritt die durch ihn Erlösten, wo er „immer lebt, um sich für sie zu verwenden“:
Der nicht Tag für Tag nötig hat, wie die [alttestamentlichen] Hohenpriester, . . . Schlachtopfer darzubringen … denn dies hat er ein für allemal getan, als er sich [am Kreuz] selbst dargebracht hat (Hebräer 7, 25.27).
Im Hinblick auf das angebliche Meß-“opfer“ könnte der Gegensatz zwischen dem Katholizismus und der Lehre der Bibel gar nicht größer sein. Die Unterscheidung, die die Bibel zwischen dem einen Opfer Christi und den fortdauernden alttestamentlichen Opfern trifft, stellt diesen Unterschied mit großer Deutlichkeit heraus. Der Hebräerbrief stellt die Wiederholung der alttestamentlichen Opfer als Beweis dafür hin, daß sie keine Sündenschuld bezahlen konnten. Dahingegen liefert die Tatsache, daß Christus sich nur einmal opferte, den Beweis, daß dieses Opfer ausreichte und niemals wiederholt werden brauchte. Daß das Meßopfer wiederholt werden muß, beweist seine Wirkungslosigkeit. Wenn es einmal nicht ausreicht, dann reichen auch weder Millionen von Wiederholungen aus, noch kann Rom bestimmen, wie viele Meßopfer dargebracht werden müssen, um eine Seele aus dem Fegefeuer zu befreien.
Die vielen alttestamentlichen Tieropfer waren Vorausschattungen des einen Kreuzesopfers Christi, welches vollbringen sollte, wozu jene nicht imstande waren. Die Bibel erlaubt da kein Mißverständnis:
. . . auch nicht, um sich selbst [Christus] oftmals zu opfern, wie der [jüdische] Hohepriester alljährlich mit fremdem Blut in das Heiligtum hineingeht – sonst hätte er oftmals leiden müssen von Grundlegung der Welt an –; jetzt aber ist er einmal in der Vollendung der Zeitalter offenbar geworden, um durch sein Opfer die Sünde aufzuheben.
Und wie es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht, so wird auch der Christus, nachdem er einmal geopfert worden ist, um vieler Sünden zu tragen . . .
Denn das Gesetz . . . kann niemals mit denselben Schlachtopfern, die sie alljährlich darbringen, die Hinzunahenden für immer vollkommen machen. Denn würde sonst nicht ihre Darbringung aufgehört haben . . .?
. . . Dieser aber [Christus] hat ein Schlachtopfer für Sünden dargebracht und sich für immer gesetzt zur Rechten Gottes. Denn mit einem Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer vollkommen gemacht . . .
[Gott spricht:] Ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nicht mehr gedenken. Wo aber Vergebung dieser Sünden ist, gibt es kein Opfer für Sünde mehr (Hebräer 9,25-10,2; 10,12-18).
Die Schrift könnte nicht deutlicher sein. Christi Opfer hat am Kreuz ein für allemal stattgefunden und braucht nie mehr wiederholt zu werden, denn die ganze Sündenschuld ist dadurch bezahlt.
Die Unmöglichkeit
Was das „Meßopfer“ auch immer zu sein beansprucht, ob man es nun als Erneuerung, Wiederholung, Wiedereinsetzung oder Real-Vergegenwärtigung bezeichnet, das alles ist nicht möglich. Christi Kreuzesopfer fand zu einem bestimmten Zeitpunkt statt und hat seinen Zweck erfüllt. An dieses historische Ereignis kann (und sollte) man sich erinnern und es würdigen, aber man kann es nicht „fortsetzen“, wiederholen oder „real-vergegenwärtigen“.
Überdies befindet sich Christus jetzt mit einem auferstandenen, verherrlichten und unsterblichen Leib zur Rechten des Vaters und wird nie wieder sterben. Er kann bei der Messe gar nicht „geopfert“ werden. Christus sagt:
„Ich bin … der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Offenbarung 1, 18).
Außerdem enthält sein Leib, der jetzt „nach der Kraft eines unauflöslichen Lebens“ (Hebräer 7,16) lebt, kein Blut, denn Blut ist das Leben des sterblichen Fleisches. Sein Auferstehungsleib ist unsterblich.
„Fleisch und Bein“ – ein Auferstehungsleib ohne Blut
Als Christus am Abend des Auferstehungstages um ersten Mal zu seinen Jüngern kam, dachten sie, sie sähen einen Geist. Um zu beweisen, daß er lebt, sagte er:
„Betastet mich und seht! Denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein [und nicht „Fleisch und Blut“], wie ihr seht, daß ich habe“ (Lukas 24, 39).
Der zweifelnde Thomas, der bei dieser Gelegenheit fehlte, sagte hinterher mißtrauisch:
„Wenn ich nicht … meine Finger in das Mal der Nägel lege und lege meine Hand in seine Seite, so werde ich nicht glauben“ (Johannes 20, 25).
Christus kehrte nach einer Woche wieder und forderte Thomas auf, genau das zu tun: „ . . . reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig“ (Johannes 20,27).
Die Wunde in Christi Seite, in die Thomas seine Hand hineinlegen konnte, ist ein weiterer Hinweis darauf, daß in seinem Leib kein Blut mehr ist. Blut ist das Leben von sterblichem Fleisch, und Christi Blut ist am Kreuz für unsere Sünden ausgegossen worden:
„Denn das Leben des Fleisches ist im Blut, und ich selbst habe es euch auf den Altar gegeben, Sühnung für eure Seelen zu erwirken. Denn das Blut ist es, das Sühnung tut durch die Seele in ihm“ (3. Mose 17,11).
Doch vom Wein wird gesagt, er würde auf den katholischen Altären zu Christi Blut – das Blut seines Leibes vor der Kreuzigung, der zur Unsterblichkeit auferstanden ist.
Zur Wiederholung oder Fortführung des Opfers Christi müßte der Leib, den er vor der Kreuzigung hatte, wiederhergestellt werden. Dieses erstaunliche Kunststück wird angeblich durch das „Wunder“ der Transsubstantiation bewerkstelligt: Die Verwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi. Deshalb ist „der Priester unentbehrlich, denn er allein kann durch seine Vollmacht das Brot und den Wein in Christi Leib und Blut verwandeln …“ (John Hardon, S.J., Pocket Catholic Dictionary )
Die essentielle Rolle der Transsubstantiation
Aufgrund des angeblichen Wunders der Transsubstantiation wird die Hostie, die bei der Messe verzehrt wird, auch als Christus selbst verehrt. Die gleiche Verehrung gilt den zusätzlich gesegneten Hostien, die in einem Tabernakel (einem kleinen kastenähnlichen Behältnis, das mit einem Tuch bedeckt ist und neben dem das sogenannte ewige Licht steht) aufbewahrt werden. Die frommen Katholiken kommen und beten die darin verwahrten Hostien als Christus an und glauben, sie befänden sich in seiner heiligen Gegenwart.
Mutter Theresa drückt diesen Glauben so aus: Es ist wunderbar, die Demut Christi zu sehen . . . in seinem andauernden Zustand der Demut im Tabernakel, wo er sich selbst zu so einem kleinen Stück Brot erniedrigt hat, daß der Priester ihn mit zwei Fingern halten kann. (Mutter Theresa, In the Silence of the Heart)
In einer Monstranz – einem goldenen oder silbernen kreuzförmigen Gefäß mit durchsichtigem Mittelteil zur Darbietung der Hostie – wird eine große Hostie zur Anbetung ausgestellt. Das Betrachten des Sakraments „verleiht dem Gläubigen ein Gefühl der Erkenntnis der wunderbaren Gegenwart Christi und stellt eine Einladung zur geistlichen Gemeinschaft mit ihm dar. Deshalb ist es eine hervorragende Ermutigung, ihm [in der Hostie] die Anbetung in Geist und in Wahrheit zu erweisen, die seiner würdig ist.“ (Austin Flannery, Vatican II.,The Conciliar Documents,1988)
Ein ehemaliger Katholik schreibt: Katholiken werfen sich vor einer Hostie nieder, die sich in einem Tabernakel über einem Altar befindet, und glauben, das sei tatsächlich Christus selbst . . . Deshalb brachte man mir als Kind bei, stets ein Kreuzzeichen zu schlagen, wenn ich an einer katholischen Kirche vorbeikam.
In ganz Amerika gibt es derzeit ein Wiedererwachen der „unaufhörlichen Anbetung des gesegneten Sakraments“. Die Familien der Pfarrei tragen sich für eine oder mehrere Stunden in der Woche ein, so daß einige Fromme in steter Anbetung der Hostie fast jeden Tag rund um die Uhr „Christi Gemeinschaft pflegen“. „Papst Johannes Paul II. ist ein begeisterter Förderer der unaufhörlichen Anbetung . . . und stellte im Jahre 1981 das gesegnete Sakrament in der Peterskirche zur Anbetung auf.“
Er sagte: Wie groß ist doch der Wert des Austausches mit Christus in dem gesegneten Sakrament. Es gibt auf Erden nichts tröstenderes, nichts machtvolleres, um auf dem Weg zur Heiligkeit voranzuschreiten. (New Covenant, 1994)
Wirklichkeit oder Betrug?
Diese angebliche Vollmacht der Priester, auf den katholischen Altären den buchstäblichen Leib Christi zu erschaffen und diesen dann im sog. Meßopfer Gott zu opfern, in dem „Christus auf unblutige Weise das am Kreuz dargebrachte Opfer fortsetzt“ (A.Flannery), ist das charakteristische Kennzeichen des römischen Katholizismus. Dieser ist deshalb durch einen unüberwindlichen Abgrund von allen anderen Religionen getrennt, insbesondere von der evangelikalen Christenheit.
Hier haben wir es entweder mit der wichtigsten und wundersamsten Wirklichkeit zu tun, oder aber mit dem teuflischsten Betrug. Dazwischen gibt es nichts.
Der Katholik kann nicht abstreiten, daß die Behauptung der Transsubstantiation auf dem ersten Blick widersinnig erscheint. In der Hostie oder dem Wein liegt keine feststellbare Änderung vor, wenn sie angeblich durch die einzigartige Vollmacht des Priesters in Fleisch und Blut Christi verwandelt worden sind. Wie kann man dann sicher sein, daß dieses Wunder überhaupt geschehen ist? Wie bei so vielem im Katholizismus, beruht die Gewißheit lediglich auf blinder Annahme dessen, was die Kirche sagt.
Ja, man kann zur Stützung dieses Dogmas einige Bibelverse vorbringen, aber der Katholik muß die Auslegung der Kirche zu diesen Versen hinnehmen, obwohl ein gesunder Verstand und eine genaue Exegese diese Ansicht als unhaltbar erweisen. Die Lehre von der Transsubstantiation stützt sich hauptsächlich auf zwei Textstellen: Johannes 6, 51-57 und Matthäus 26, 26-28 (vergl. auch Lukas 22,19.20 und 1. Korinther 11,24.25). Wir wollen diese nun etwas näher untersuchen.
Buchstäblich oder sinnbildlich?
Christus sagt als Hinweis auf seine bevorstehende Kreuzigung in Johannes 6 zu den Juden:
„Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt . . . Wenn ihr nicht das Fleisch des Sohnes des Menschen eßt und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch selbst“ (Verse 51 und 53).
Der Katholizismus nimmt diese Worte buchstäblich und beschuldigt die Protestanten, sie sinnbildlich zu verstehen.
Christus sagte auch: „Ich bin das Brot des Lebens“ (Vers 35). Weshalb sollte man ihn nicht auch da buchstäblich verstehen und ihn zu einem Laib Brot machen? Ist es irgendwie unsinniger, zu sagen Christus sei Brot, als zu sagen, ein Stück Brot sei Christus?
Die Bibel sollte überall dort wortwörtlich genommen werden, wo das ihrer Bedeutung entspricht – aber nicht dort, wo eine Analogie oder ein Symbol vorliegt und wortwörtliches Verstehen die Überzeugungskraft oder Gottes Gebote entstellen würde.
Der Psalmist schreibt: „Mit seinen Schwingen deckt er [Gott] dich, und du findest Zuflucht unter seinen Flügeln“ (Psalm 91,4). Sollen wir Gott nun als einen großen Vogel darstellen? Jesus klagte über Jerusalem: „Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen wie eine Henne ihre Brut unter die Flügel, und ihr habt nicht gewollt!“ (Lukas 13,34). Er meinte das sicherlich nicht buchstäblich, obwohl er sich hier selbst als der wahrhaftige Eine erweist, über den Mose in Psalm 91 schrieb.
Jesus rief die Menschen auf, an ihn zu glauben. Er sagte zu Nikodemus, daß wer „an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat“ (Johannes 3,16), und daß der Glaube an ihn neues Leben durch eine Wiedergeburt bedeutet. Er meinte damit jedoch keine leibliche, sondern eine geistliche Geburt, und das erkennen sogar die Katholiken an. Er verhieß der Frau am Brunnen „lebendiges Wasser“ und sogar „eine Quelle Wassers“, die in ihr entspringen wird (Johannes 4,10-14), aber er meinte sicherlich kein natürliches Wasser. Er sagte den Juden über jeden, der an ihn glaubt, „aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (Johannes 7,38), aber er meinte weder einen natürlichen Leib, noch buchstäbliche natürliche Ströme.
In Johannes 6 spricht Jesus: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr dürsten“ (Vers 35). Es leuchtet ein, daß er nicht meinte, er sei natürliches Brot, oder die an ihn glauben, würden anschließend niemals mehr ein Bedürfnis nach natürlichen Speisen oder Getränken haben – aber sie würden in geistlicher Hinsicht niemals mehr hungrig oder durstig sein. Er sprach selbstverständlich von geistlichen Dingen und illustrierte seine Aussagen mit vertrauten Alltagsbildern. Weshalb sollte er dann wortwörtlich verstanden werden, wenn er einige Augenblicke später sagt, daß man seinen Leib und sein Blut „essen“ muß?
Basierend auf diesen entscheidenden Auslegungsfehler bestehen die Katholiken darauf, daß Brot und Wein buchstäblich Christus selbst sind.
Wir wollen diesen Faden einmal logisch weiterverfolgen. Wenn Christus wortwörtlich von seinem Leib sprach, dann muß er es auch wortwörtlich gemeint haben, als er sprach: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr dürsten“ (Vers 35). Da die Katholiken behaupten, sie äßen wirklich Christi natürlichen Leib, sollten sie auch niemals mehr natürlicherweise Hunger oder Durst verspüren – was sie aber selbstverständlich doch tun. Doch wenn „hungern und dürsten“ geistliche Begriffe sind, dann muß das auch für das Essen seines Leibes gelten. Christus sagt offensichtlich, daß, wer an ihn glaubt, ewiges Leben erhält und nicht immer wieder für eine weitere Ratenzahlung zu ihm kommen muß.
Der Katholizismus legt großen Wert darauf, daß der Gläubige immer wieder den Leib Christi ißt und sein Blut trinkt. Je mehr Messen man besucht, desto besser, doch auch dann kann man sich nicht sicher sein, in den Himmel zu kommen, ohne das Fegefeuer erleiden zu müssen.
Der Codex Iuris Canonici, Kanon 904, sagt: „Immer dessen eingedenk, daß sich im Geheimnis des eucharistischen Opfers das Werk der Erlösung fortwährend vollzieht, haben die Priester häufig zu zelebrieren; ja die tägliche Zelebration wird eindringlich empfohlen . . .“
Die Bibel versichert uns jedoch in zahlreichen bereits angeführten Versen, daß das Erlösungswerk am Kreuz ein für allemal vollendet worden ist und daß Christi Opfer niemals wiederholt werden braucht.
Christus spricht: „Dies ist der Wille meines Vaters, daß jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe“ (Johannes 6,40). Dieser Glaube an Christus (den er mit „ihn essen“ verglich) ist eindeutig ein Geschehen, das, einmal vollzogen, für immer Bestand hat. Er sagt nicht, daß es 20mal, 1.000mal, einmal am Tag oder einmal pro Woche geschehen muß. In dem Augenblick, in dem ein Mensch Christus im Glauben annimmt, empfängt er Sündenvergebung und ewiges Leben als kostenloses Geschenk der Gnade Gottes. Ein Mensch, der durch diesen einmaligen Glaubensakt („Essen“) ewiges Leben erhalten hat, braucht das eindeutigerweise niemals zu wiederholen. Andernfalls wäre ewiges Leben eine falsche Bezeichnung, denn was ewig ist, muß für immer halten und braucht nicht wieder erneuert oder bestärkt zu werden.
Betrachten wir noch einmal Christi Worte aus demselben Kapitel:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, hat ewiges Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben das Manna in der Wüste gegessen und sind gestorben. Dies aber ist das Brot, das aus dem Himmel herabkommt, damit man davon esse und nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist; wenn jemand von diesem Brot ißt, wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt (Johannes 6,47-51).
Wo gab Christus sein Fleisch? Nicht beim Letzten Abendmahl, wie es der Katholizismus lehrt, sondern am Kreuz. Dieser Auslegungsfehler ist wieder äußerst verhängnisvoll. Denn wenn dies wortwörtlich zugetroffen hätte, als Christus beim Letzten Abendmahl sagte, „dies ist mein Leib . . . dies ist mein Blut“, dann opferte er sich selbst bevor er ans Kreuz ging!
Das ist aber tatsächlich die seltsame Lehre des Katholizismus: „Unser Erlöser hat beim Letzten Abendmahl in der Nacht, da er überliefert wurde, das eucharistische Opfer seines Leibes und Blutes eingesetzt, um dadurch das Opfer des Kreuzes durch die Zeiten hindurch bis zu seiner Wiederkunft fortdauern zu lassen …“ (Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, Pustet-Regensburg).
Wir wiederholen: Wenn Christus in Johannes 6 von seinem stofflichen Leib und Blut spricht, dann werden die, die von ihm essen, niemals stofflich sterben. Aber selbst alle Apostel sind gestorben. Wenn er nicht meinte, daß das Essen seines Fleisches den stofflichen Tod verhindert, dann meinte er auch kein Essen seines stofflichen Fleisches. Er spricht offensichtlich das ganze Kapitel über in geistlicher Hinsicht, so wie er es auch an anderen Stellen tut.
Traurigerweise wird der Katholik durch das Dogma, Christus spräche hier von stofflichen Dingen, davon abgehalten, von ihm das geistliche ewige Leben zu empfangen. Rom beansprucht, „die von Christus erwirkten Verdienste“ zu verwalten und jedesmal, wenn der Katholik (so stellt man sich es vor) Christi buchstäblichen Leib und Brot verzehrt, eine weitere Ratenzahlung dieser Verdienste auszuteilen. Die Messe muß endlos wiederholt werden.
Gleichnisse für die Volksmenge
Wenn Jesus sagt, „Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, so wird er errettet werden“ (Johannes 10,9), verstehen das auch Katholiken nicht so, als ob Christus eine natürliche Tür sei, durch die man wortwörtlich mit seinem natürlichen Leib hindurchgehen müßte, damit man errettet wird. Er benutzt diese Analogie zur Veranschaulichung, daß man durch den Glauben an ihn wie durch eine Tür in ein neues geistliches Dasein tritt, das ewige Leben. Als Jesus sagte, „Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Johannes 8,12), sprach er dabei nicht von natürlichem, sondern von geistlichem Licht, welches die empfangen, die ihm nachfolgen, im Gegensatz zu der geistlichen Finsternis, mit der diese Welt umgeben ist.
Wir könnten hier noch viele weitere Beispiele anführen, was aber überflüssig wäre. Jesus rief die Menschen ständig zum Glauben an ihn auf. Worüber er auch immer sprach, seien es Wasser und Wiedergeburt, Schafe und Hirte, Same und Sämann, Bäume und Früchte, Weinstock und Reben, seien es Brot oder eine Tür, es war stets dazu gedacht, durch das natürliche Gegenstück eine geistliche Wahrheit zu vermitteln, und sollte nicht wortwörtlich aufgefaßt werden. Uns wird auch insbesondere gesagt, daß immer, wenn Jesus zu einer Volksmenge redete, er stets in Gleichnissen sprach: „Dies alles redete Jesus in Gleichnissen zu den Volksmengen, und ohne Gleichnis redete er nichts zu ihnen“ (Matthäus 13,34).
In Johannes 6 spricht Christus ebenfalls zu einer Volksmenge. Von daher wissen wir, daß er, wie immer, in Gleichnissen zu ihnen redete und dabei eine sinnbildlich-geistliche und keine wortwörtlich-natürliche Sprache benutzte. Es bestehen selbstverständlich noch weitere Gründe, das einzusehen.
Weitere zwingende Argumente
Für einen Juden war es und ist es immer noch gegen das Gesetz, Blut zu sich zu nehmen (3. Mose 7,26.27; 17,10.11 u.a.), und unter der Leitung des Heiligen Geistes forderten die Apostel auch die Heidenchristen als zu etwas „Notwendigem“ auf, sich „von Blut zu enthalten“ (Apostelgeschichte 15,28.29). Christus würde deshalb sicherlich nicht Christen oder Juden dazu anhalten, buchstäblich sein natürliches Blut zu trinken. Und das Essen seines stofflichen Leibes wäre Kannibalismus, was er nicht befürwortet und schon gar nicht gefordert hätte. Es ist einleuchtend, daß er sich auf den Glauben an ihn bezog und dies durch sinnbildliches Essen und Trinken veranschaulichte:
Ich bin das Brot des Lebens: Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr dürsten. Aber ich habe euch gesagt, daß ihr mich auch gesehen habt und nicht glaubt . . . Wer glaubt, hat ewiges Leben. Ich bin das Brot des Lebens . . . Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt . . . Wenn ihr nicht das Fleisch des Sohnes des Menschen eßt und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch selbst. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben (Johannes 6, 35.36.47.48.51.53.54).
Es gibt einen einleuchtenden Grund, weshalb Christus dieses Bild vom Essen benutzte. Im Alten Testament aßen die Priester von dem Opfer: „Der Priester, der es als Sündopfer opfert, soll es essen . . . Alles Männliche unter den Priestern soll es essen“ (3. Mose 6,19.22; vergl. 6,9.11; 7,6.15 u.a.).
So verdeutlichte Christus den Juden, daß er die Erfüllung der alttestamentlichen Opfer sei und daß sein Leib und Blut für die Sünden der Welt hingegeben werden. Er führte damit auch die Priesterschaft aller Gläubigen ein. Unter dem Gesetz aßen nur die Priester von dem Opfer, aber jetzt müssen alle ihn durch Glauben in sich aufnehmen, um durch Gottes Gnade die Gabe des ewigen Lebens zu empfangen. Alle müssen glauben, daß der Sohn Gottes ein Mensch aus buchstäblichem Fleisch und Blut geworden ist, damit er für die Menschen sterbe.
Paulus schrieb: „Wenn wir auch Christus nach dem Fleisch gekannt haben, so kennen wir ihn [wie er vor seinem Kreuzestod war] doch jetzt nicht mehr so“ (2. Korinther 5,16). Die Behauptung, der Leib Christi, den er vor seiner Kreuzigung hatte, würde auf den katholischen Altären wieder erschaffen, um dann wieder für Sünden geopfert zu werden, widerspricht eindeutig der Bibel.
Wir können sichergehen, daß keiner von den Jüngern Christi glaubte, das Brot in seinen Händen sei sein wirklicher Leib. Es wäre unmöglich, daß das Brot sein wirklicher Leib war und er gleichzeitig in seinem wirklichen Leib zugegen war. Eine derartige Phantasievorstellung kam den Jüngern nicht in den Sinn und wurde erst viel später erfunden. Weder Christi Worte übermittelten das, noch liegt ein Grund zur Annahme vor, die Jünger hätten daraus eine solche Bedeutung abgeleitet. Erst Papst Pius III. erklärte im Jahre 1215 die Messe in einem offiziellen Dogma zum „Opfer“.
Die ähnliche Sichtweise der Lutheraner
Martin Luther konnte sich von vielen Elementen seines Katholizismus (z. B. Säuglingstaufe) nicht losreißen, und so verblieb vieles davon bis auf den heutigen Tag in den nach ihm benannten reformierten Kirchen.
Die Lutheraner lehnen die Lehre der Transsubstantiation zwar ab, erklären jedoch:
Der wahre, wirkliche Leib und das Blut Christi sind irgendwie gegenwärtig, auf einzigartige Weise, im, mit und unter Brot und Wein, die im heiligen Mahl beiseite gestellt, gesegnet und verzehrt werden. Das ist die schlichte Bedeutung der Schrift (Matthäus 26,26-28; 1. Korinther 10,16; 11,23-32) . . . Die lutherische Lehre besagt, daß das Brot und der Wein des heiligen Mahles Leib und Blut Christi sind. Wie das sein kann, verstehen und wissen wir nicht. Aber . . . Christus . . . sagte, daß das Brot sein heiliger Leib und der Wein sein Blut ist. Wir wiederholen nur seine Worte . . . Wer Christi Worte über dieses Sakrament nicht glaubt, erkennt in dem Mahl nicht seinen Leib – oder sein Blut – und kann das Sakrament so nur auf unwürdige Weise empfangen … (John M. Drickamer, The real Presece, Christian News, 1994).
Die Frage lautet nicht, ob man Christi Worten glaubt, sondern wie seine Worte zu verstehen sind. Wir haben nicht mehr Grund, ihn wörtlich zu nehmen, wenn er sagt „dies ist mein Leib“, als wenn er sagt „ich bin die Tür“.
Luther lehrte wenigstens nicht, Christi Opfer würde endlos wiederholt und Sündenvergebung und ewiges Leben empfinge man in Raten durch das Verzehren von Brot und Wein. Diese aus der Transsubstantiationslehre hervorgehende Verblendung hält die Katholiken vom Glauben an Christus fern. Die Eucharistie ist das Herzstück des falschen Evangeliums der Werke, das der Katholizismus verkündet.
Traurigerweise hat man den frommen Katholiken von dem schlichten Glauben an Christus als seinen Erretter abgelenkt auf das hin, was er für das stoffliche Verzehren von Christi Leib und Blut hält. So kommt für ihn die Errettung nicht aus Glauben, sondern aus Werken, nicht aus Glauben, sondern durch Essen. Kein Wunder, daß es einem Katholiken so schwer fällt, das biblische Evangelium anzunehmen! Ihm ist beigebracht worden, er käme jedesmal, wenn er den angeblichen Leib und das angebliche Blut in sich aufnähme, der Errettung und dem Himmel einen Schritt näher. Ein solcher Mensch findet es offensichtlich äußerst schwierig zu akzeptieren, daß er durch einen Glaubensschritt auf ewig errettet ist und bei seinem Tod unmittelbar in die Gegenwart Christi übertritt – und nicht ins Fegefeuer.
Die Lehre davon, daß die von Christus erwirkten „Erbarmungen und Gnaden“ dem Gläubigen durch die katholische Liturgie, insbesondere durch die Messe, in Raten zuteil werden, verleugnet das Evangelium der Gnade Gottes. Die angebliche Vollmacht des Priesters, die kleine Hostie und den Wein in das wortwörtliche Fleisch und Blut Christi zu verwandeln, ist das Herzstück der Lüge. In seiner Unwissenheit über die biblische Lehre, daß das eine Opfer Christi absolut ausreichend ist, und daß es „kein Opfer für Sünde mehr gibt“ (Hebräer 10,18), ist der Katholik von seiner Kirche davon überzeugt worden, das wiederholte Opfern Christi auf den katholischen Altären bezahle seine Sünden: „Die Messe ist ein wahrhaftiges Versöhnungsopfer, durch das der Herr beschwichtigt und Fehltritte und Sünden vergeben werden …“ (Hardon, Seite 248).
Ein „Wunder“?
Wer die Vorstellung der Transsubstantiation ablehnt, wird beschuldigt, nicht an Wunder zu glauben. Ja, „bei Gott sind alle Dinge möglich“ (Matthäus 19,26; Markus 10,27). Aber auch zum Verständnis dieser Aussage muß man das Wesen Gottes und das Wesen der Wirklichkeit miteinbeziehen. Gott kann nicht zu einem Dämon oder zum Teufel werden, und er kann auch nicht lügen (Titus 1,2). Gott kann auch nicht zum Universum werden, denn er ist wesenhaft vom Universum getrennt und unterscheidbar, weshalb Pantheismus eine unmögliche Vorstellung ist.
In gleicher Weise muß auch ein Wunder innerhalb der Grenzen der nachprüfbaren Wirklichkeit ablaufen. Eine in Christi Leib und Blut „verwandelte“ Hostie behält jedoch alle ihre ursprünglichen Eigenschaften bei und entbehrt von daher etwas wesentliches eines Wunders: Es muß wahrnehmbar sein und dadurch Gott verherrlichen. Da die Hostie und der Wein unverändert sind, bleibt das angebliche Wunder ungesehen. Aber ein Wunder muß beobachtbar sein (der Lahme geht, der Blinde sieht, der Sturm legt sich sofort, der Tote ersteht auf Befehl auf usw.), oder andernfalls kann niemand wissen, daß es geschehen ist, und so kann niemand Gott die Ehre dafür geben.
Natürlich wäre Gott dazu imstande, eine Hostie in menschliches Fleisch zu verwandeln. Johannes der Täufer sagte, „daß Gott dem Abraham aus … Steinen Kinder zu erwecken vermag“ (Matthäus 3,9; Lukas 3,8). Aber wenn er das getan hätte, dann hätten die zu Menschen gewordenen Steine weder weiterhin wie Steine ausgesehen, noch hätten sie die Eigenschaften von Steinen gehabt. Die Verwandlung einer Hostie in menschliches Fleisch und Blut würde weder das Wesen Gottes noch das Wesen der Wirklichkeit abstreiten. Aber die Transsubstantiation ist kein solches Wunder.
Ein derartiges „Wunder“ gibt es in der Bibel nicht. Stellen wir uns vor, Christus hätte einen Blinden „unter der Gestalt“ der weiterbestehenden Blindheit geheilt, oder einen Toten „unter der Gestalt“ der Leblosigkeit auferweckt. Solche Vorstellungen sind lächerlich, doch genau das ist das Wesen des „Transsubstantiationswunders“.
Nehmen wir das Wunder vom in Wein verwandelten Wasser auf der Hochzeit zu Kana. Als der Speisemeister des Festes davon gekostet hatte, sagte er zum Bräutigam: „Du hast den besten Wein bis jetzt aufbewahrt“ (Johannes 2,10). Stellen wir uns nur vor, anstatt dessen hätte er gesagt: „Das ist kein Wein, das ist Wasser!“ Die Diener antworten ernsthaft: „Nein, mein Herr, es ist Wein.“ Die Stimme des Speisemeisters wird zusehends ärgerlicher: „Redet keinen Unsinn! Es sieht aus wie Wasser, es schmeckt wie Wasser, es ist Wasser!“ Die Diener bleiben hartnäckig: „Aber mein Herr, es ist Wein. Jesus hat auf wunderbare Weise Wasser unter der Gestalt von Wasser in Wein verwandelt.“ – In der Bibel gibt es kein derartiges „Wunder“.
Verwesung, Verdammnis und Tod
Wir wollen noch einen weiteren Grund dafür betrachten, weshalb die Transsubstantiation ein Schwindel ist. Der Psalmist schrieb (und Petrus zitierte diese Prophezeiung später in seiner Pfingstpredigt, so wie auch Paulus): „Du … wirst nicht zugeben, daß dein Heiliger die Verwesung sehe“ (Psalm 16,10; vergl. Apostelgeschichte 2,27; 13,35). Christi Leib ist im Grab nicht verwest. Doch die konsekrierte und verwandelte Hostie, die für Kranke aufbewahrt oder zur Anbetung ausgestellt wird, verfault und verwest, sofern sie nicht rechtzeitig entsorgt wird. Wenn sie wirklich Christi Leib wäre, könnte sie nicht verderben.
Tragischerweise wird die Messe für Katholiken ein Grund zur Verdammnis, denn sie sind „unter der Strafe der ernsten (Tod)-Sünde dazu verpflichtet, an Sonn- und Feiertagen der Messe beizuwohnen …“ (Hardon). Einer aktuellen Umfrage zufolge besuchen an einem „gebotenen Sonntag“ nur 33% der amerikanischen Katholiken die Messe, (Catholic World Report, 1994) und weit weniger tun das wie verlangt an jedem Sonntag. In Frankreich (das zu 90% katholisch ist) findet man an Sonntagen nur 12% der Katholiken bei der Messe. Das läuft auf einen sehr hohen Prozentsatz von Katholiken hinaus, die in Todsünde leben und somit die „heiligmachende Gnade“ und das „Anrecht auf den Himmel“ verloren haben.
So wichtig ist das Dogma der Transsubstantiation für Rom, daß all die Vielen, die es nicht hinnehmen konnten, dafür auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Aus diesem Grund wurden auch die meisten der 288 englischen Märtyrer den Flammen übergeben, als die „Bloody Queen Mary“ („blutige Königin Maria“), nach einer kurzen Zeit spärlicher Freiheit von päpstlicher Tyrannei den Katholizismus nach England zurück brachte.
Viele treue und fromme Katholiken wollten England für die geliebte Mutter Kirche bewahren und freuten sich, als die Reformation zurückgeschlagen wurde. Heute sind es die führenden Evangelikalen, die nur zu glücklich wären, wenn sie die Reformation ungeschehen machen könnten und Christus und sein Evangelium somit verleugnen. Und darüber hinaus höhnen sie derer, die ihr Leben nicht Wert achteten und es einsetzten, damit uns dieses Evangelium erhalten blieb.
Hier kommen wir zu einem Herzstück des Katholizismus, dem einzigartigen Element, das ihn von allen anderen Religionen und insbesondere von der evangelikalen Christenheit unterscheidet: Dem Meßopfer, „durch welches das Opfer des Kreuzes fortdauert . . . Es ist Quelle und Gipfel des gesamten Gottesdienstes der Kirche und des ganzen christlichen Lebens“ (Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, 1971).
Durch das Wunder der Transsubstantiation ist, so wird erklärt, der wahre Leib und das Blut Jesu Christi, der unter der Gestalt von Brot und Wein wirklich und wesenhaft gegenwärtig ist, um sich selbst im Meßopfer darzubringen und als geistliche Speise in der heiligen Kommunion empfangen zu werden, auf dem Altar gegenwärtig.
Als Christus am Kreuz starb, sprach er: „Es ist vollbracht!“ (Johannes 19,30). Aber für den Katholiken ist es nicht vollbracht. Christi Opfer dauert bis auf den heutigen Tag fort und wird auf den katholischen Altären endlos wiederholt: „Jedesmal wenn das Meßopfer dargebracht wird, wiederholt sich das Opfer Christi. Es wird zwar kein neues Opfer dargebracht, aber, durch göttliche Macht, wird ein und dasselbe Opfer wiederholt . . . In der Messe fährt Christus damit fort, sich selbst dem Vater darzubringen, wie er es am Kreuze tat“, aber auf „unblutige Weise unter der Gestalt von Brot und Wein“. (Catechism of the Catholic Church).
Golgatha war ein äußerst blutiges Geschehen. Wie es davon eine unblutige Wiederholung geben kann, wird nicht erklärt. Außerdem sagt die Bibel ganz eindeutig: „Ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung [von Sünden]“ (Hebräer 9,22). Doch die „unblutige“ Messe soll angeblich Sündenvergebung bewirken – eine Vergebung, die unnötig ist, denn Christus hat sie bereits am Kreuz erwirkt.
Die Bibel sagt:
Und er nahm den Kelch und sprach: . . . dies ist mein Blut des Bundes, das [am Kreuz] für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden (Matthäus 26,27.28).
Diesem [Christus] geben alle Propheten Zeugnis, daß jeder, der an ihn glaubt, [als Geschenk der Gnade Gottes] Vergebung der Sünden empfängt (Apostelgeschichte 10,43).
Viele Opfer oder nur eines?
Die Messe wird als Sühnopfer bezeichnet, in welchem „Christus sich selbst [fortdauernd] zum Heile der ganzen Welt darbringt . . . und sich das Werk unserer Erlösung vollzieht“.
Im Gegensatz dazu betont die Bibel immer wieder, daß die ganze Sündenschuld am Kreuz bezahlt wurde und der auferstandene Christus auf dieser Grundlage „ein für allemal in das [himmlische] Heiligtum hineingegangen ist und uns eine ewige Erlösung erworben hat“ (Hebräer 9,12). Dort sitzt er nun zur Rechten des Vaters als unser großer Hoherpriester (Hebräer 4,14) und vertritt die durch ihn Erlösten, wo er „immer lebt, um sich für sie zu verwenden“:
Der nicht Tag für Tag nötig hat, wie die [alttestamentlichen] Hohenpriester, . . . Schlachtopfer darzubringen … denn dies hat er ein für allemal getan, als er sich [am Kreuz] selbst dargebracht hat (Hebräer 7, 25.27).
Im Hinblick auf das angebliche Meß-“opfer“ könnte der Gegensatz zwischen dem Katholizismus und der Lehre der Bibel gar nicht größer sein. Die Unterscheidung, die die Bibel zwischen dem einen Opfer Christi und den fortdauernden alttestamentlichen Opfern trifft, stellt diesen Unterschied mit großer Deutlichkeit heraus. Der Hebräerbrief stellt die Wiederholung der alttestamentlichen Opfer als Beweis dafür hin, daß sie keine Sündenschuld bezahlen konnten. Dahingegen liefert die Tatsache, daß Christus sich nur einmal opferte, den Beweis, daß dieses Opfer ausreichte und niemals wiederholt werden brauchte. Daß das Meßopfer wiederholt werden muß, beweist seine Wirkungslosigkeit. Wenn es einmal nicht ausreicht, dann reichen auch weder Millionen von Wiederholungen aus, noch kann Rom bestimmen, wie viele Meßopfer dargebracht werden müssen, um eine Seele aus dem Fegefeuer zu befreien.
Die vielen alttestamentlichen Tieropfer waren Vorausschattungen des einen Kreuzesopfers Christi, welches vollbringen sollte, wozu jene nicht imstande waren. Die Bibel erlaubt da kein Mißverständnis:
. . . auch nicht, um sich selbst [Christus] oftmals zu opfern, wie der [jüdische] Hohepriester alljährlich mit fremdem Blut in das Heiligtum hineingeht – sonst hätte er oftmals leiden müssen von Grundlegung der Welt an –; jetzt aber ist er einmal in der Vollendung der Zeitalter offenbar geworden, um durch sein Opfer die Sünde aufzuheben.
Und wie es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht, so wird auch der Christus, nachdem er einmal geopfert worden ist, um vieler Sünden zu tragen . . .
Denn das Gesetz . . . kann niemals mit denselben Schlachtopfern, die sie alljährlich darbringen, die Hinzunahenden für immer vollkommen machen. Denn würde sonst nicht ihre Darbringung aufgehört haben . . .?
. . . Dieser aber [Christus] hat ein Schlachtopfer für Sünden dargebracht und sich für immer gesetzt zur Rechten Gottes. Denn mit einem Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer vollkommen gemacht . . .
[Gott spricht:] Ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nicht mehr gedenken. Wo aber Vergebung dieser Sünden ist, gibt es kein Opfer für Sünde mehr (Hebräer 9,25-10,2; 10,12-18).
Die Schrift könnte nicht deutlicher sein. Christi Opfer hat am Kreuz ein für allemal stattgefunden und braucht nie mehr wiederholt zu werden, denn die ganze Sündenschuld ist dadurch bezahlt.
Die Unmöglichkeit
Was das „Meßopfer“ auch immer zu sein beansprucht, ob man es nun als Erneuerung, Wiederholung, Wiedereinsetzung oder Real-Vergegenwärtigung bezeichnet, das alles ist nicht möglich. Christi Kreuzesopfer fand zu einem bestimmten Zeitpunkt statt und hat seinen Zweck erfüllt. An dieses historische Ereignis kann (und sollte) man sich erinnern und es würdigen, aber man kann es nicht „fortsetzen“, wiederholen oder „real-vergegenwärtigen“.
Überdies befindet sich Christus jetzt mit einem auferstandenen, verherrlichten und unsterblichen Leib zur Rechten des Vaters und wird nie wieder sterben. Er kann bei der Messe gar nicht „geopfert“ werden. Christus sagt:
„Ich bin … der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Offenbarung 1, 18).
Außerdem enthält sein Leib, der jetzt „nach der Kraft eines unauflöslichen Lebens“ (Hebräer 7,16) lebt, kein Blut, denn Blut ist das Leben des sterblichen Fleisches. Sein Auferstehungsleib ist unsterblich.
„Fleisch und Bein“ – ein Auferstehungsleib ohne Blut
Als Christus am Abend des Auferstehungstages um ersten Mal zu seinen Jüngern kam, dachten sie, sie sähen einen Geist. Um zu beweisen, daß er lebt, sagte er:
„Betastet mich und seht! Denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein [und nicht „Fleisch und Blut“], wie ihr seht, daß ich habe“ (Lukas 24, 39).
Der zweifelnde Thomas, der bei dieser Gelegenheit fehlte, sagte hinterher mißtrauisch:
„Wenn ich nicht … meine Finger in das Mal der Nägel lege und lege meine Hand in seine Seite, so werde ich nicht glauben“ (Johannes 20, 25).
Christus kehrte nach einer Woche wieder und forderte Thomas auf, genau das zu tun: „ . . . reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig“ (Johannes 20,27).
Die Wunde in Christi Seite, in die Thomas seine Hand hineinlegen konnte, ist ein weiterer Hinweis darauf, daß in seinem Leib kein Blut mehr ist. Blut ist das Leben von sterblichem Fleisch, und Christi Blut ist am Kreuz für unsere Sünden ausgegossen worden:
„Denn das Leben des Fleisches ist im Blut, und ich selbst habe es euch auf den Altar gegeben, Sühnung für eure Seelen zu erwirken. Denn das Blut ist es, das Sühnung tut durch die Seele in ihm“ (3. Mose 17,11).
Doch vom Wein wird gesagt, er würde auf den katholischen Altären zu Christi Blut – das Blut seines Leibes vor der Kreuzigung, der zur Unsterblichkeit auferstanden ist.
Zur Wiederholung oder Fortführung des Opfers Christi müßte der Leib, den er vor der Kreuzigung hatte, wiederhergestellt werden. Dieses erstaunliche Kunststück wird angeblich durch das „Wunder“ der Transsubstantiation bewerkstelligt: Die Verwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi. Deshalb ist „der Priester unentbehrlich, denn er allein kann durch seine Vollmacht das Brot und den Wein in Christi Leib und Blut verwandeln …“ (John Hardon, S.J., Pocket Catholic Dictionary )
Die essentielle Rolle der Transsubstantiation
Aufgrund des angeblichen Wunders der Transsubstantiation wird die Hostie, die bei der Messe verzehrt wird, auch als Christus selbst verehrt. Die gleiche Verehrung gilt den zusätzlich gesegneten Hostien, die in einem Tabernakel (einem kleinen kastenähnlichen Behältnis, das mit einem Tuch bedeckt ist und neben dem das sogenannte ewige Licht steht) aufbewahrt werden. Die frommen Katholiken kommen und beten die darin verwahrten Hostien als Christus an und glauben, sie befänden sich in seiner heiligen Gegenwart.
Mutter Theresa drückt diesen Glauben so aus: Es ist wunderbar, die Demut Christi zu sehen . . . in seinem andauernden Zustand der Demut im Tabernakel, wo er sich selbst zu so einem kleinen Stück Brot erniedrigt hat, daß der Priester ihn mit zwei Fingern halten kann. (Mutter Theresa, In the Silence of the Heart)
In einer Monstranz – einem goldenen oder silbernen kreuzförmigen Gefäß mit durchsichtigem Mittelteil zur Darbietung der Hostie – wird eine große Hostie zur Anbetung ausgestellt. Das Betrachten des Sakraments „verleiht dem Gläubigen ein Gefühl der Erkenntnis der wunderbaren Gegenwart Christi und stellt eine Einladung zur geistlichen Gemeinschaft mit ihm dar. Deshalb ist es eine hervorragende Ermutigung, ihm [in der Hostie] die Anbetung in Geist und in Wahrheit zu erweisen, die seiner würdig ist.“ (Austin Flannery, Vatican II.,The Conciliar Documents,1988)
Ein ehemaliger Katholik schreibt: Katholiken werfen sich vor einer Hostie nieder, die sich in einem Tabernakel über einem Altar befindet, und glauben, das sei tatsächlich Christus selbst . . . Deshalb brachte man mir als Kind bei, stets ein Kreuzzeichen zu schlagen, wenn ich an einer katholischen Kirche vorbeikam.
In ganz Amerika gibt es derzeit ein Wiedererwachen der „unaufhörlichen Anbetung des gesegneten Sakraments“. Die Familien der Pfarrei tragen sich für eine oder mehrere Stunden in der Woche ein, so daß einige Fromme in steter Anbetung der Hostie fast jeden Tag rund um die Uhr „Christi Gemeinschaft pflegen“. „Papst Johannes Paul II. ist ein begeisterter Förderer der unaufhörlichen Anbetung . . . und stellte im Jahre 1981 das gesegnete Sakrament in der Peterskirche zur Anbetung auf.“
Er sagte: Wie groß ist doch der Wert des Austausches mit Christus in dem gesegneten Sakrament. Es gibt auf Erden nichts tröstenderes, nichts machtvolleres, um auf dem Weg zur Heiligkeit voranzuschreiten. (New Covenant, 1994)
Wirklichkeit oder Betrug?
Diese angebliche Vollmacht der Priester, auf den katholischen Altären den buchstäblichen Leib Christi zu erschaffen und diesen dann im sog. Meßopfer Gott zu opfern, in dem „Christus auf unblutige Weise das am Kreuz dargebrachte Opfer fortsetzt“ (A.Flannery), ist das charakteristische Kennzeichen des römischen Katholizismus. Dieser ist deshalb durch einen unüberwindlichen Abgrund von allen anderen Religionen getrennt, insbesondere von der evangelikalen Christenheit.
Hier haben wir es entweder mit der wichtigsten und wundersamsten Wirklichkeit zu tun, oder aber mit dem teuflischsten Betrug. Dazwischen gibt es nichts.
Der Katholik kann nicht abstreiten, daß die Behauptung der Transsubstantiation auf dem ersten Blick widersinnig erscheint. In der Hostie oder dem Wein liegt keine feststellbare Änderung vor, wenn sie angeblich durch die einzigartige Vollmacht des Priesters in Fleisch und Blut Christi verwandelt worden sind. Wie kann man dann sicher sein, daß dieses Wunder überhaupt geschehen ist? Wie bei so vielem im Katholizismus, beruht die Gewißheit lediglich auf blinder Annahme dessen, was die Kirche sagt.
Ja, man kann zur Stützung dieses Dogmas einige Bibelverse vorbringen, aber der Katholik muß die Auslegung der Kirche zu diesen Versen hinnehmen, obwohl ein gesunder Verstand und eine genaue Exegese diese Ansicht als unhaltbar erweisen. Die Lehre von der Transsubstantiation stützt sich hauptsächlich auf zwei Textstellen: Johannes 6, 51-57 und Matthäus 26, 26-28 (vergl. auch Lukas 22,19.20 und 1. Korinther 11,24.25). Wir wollen diese nun etwas näher untersuchen.
Buchstäblich oder sinnbildlich?
Christus sagt als Hinweis auf seine bevorstehende Kreuzigung in Johannes 6 zu den Juden:
„Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt . . . Wenn ihr nicht das Fleisch des Sohnes des Menschen eßt und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch selbst“ (Verse 51 und 53).
Der Katholizismus nimmt diese Worte buchstäblich und beschuldigt die Protestanten, sie sinnbildlich zu verstehen.
Christus sagte auch: „Ich bin das Brot des Lebens“ (Vers 35). Weshalb sollte man ihn nicht auch da buchstäblich verstehen und ihn zu einem Laib Brot machen? Ist es irgendwie unsinniger, zu sagen Christus sei Brot, als zu sagen, ein Stück Brot sei Christus?
Die Bibel sollte überall dort wortwörtlich genommen werden, wo das ihrer Bedeutung entspricht – aber nicht dort, wo eine Analogie oder ein Symbol vorliegt und wortwörtliches Verstehen die Überzeugungskraft oder Gottes Gebote entstellen würde.
Der Psalmist schreibt: „Mit seinen Schwingen deckt er [Gott] dich, und du findest Zuflucht unter seinen Flügeln“ (Psalm 91,4). Sollen wir Gott nun als einen großen Vogel darstellen? Jesus klagte über Jerusalem: „Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen wie eine Henne ihre Brut unter die Flügel, und ihr habt nicht gewollt!“ (Lukas 13,34). Er meinte das sicherlich nicht buchstäblich, obwohl er sich hier selbst als der wahrhaftige Eine erweist, über den Mose in Psalm 91 schrieb.
Jesus rief die Menschen auf, an ihn zu glauben. Er sagte zu Nikodemus, daß wer „an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat“ (Johannes 3,16), und daß der Glaube an ihn neues Leben durch eine Wiedergeburt bedeutet. Er meinte damit jedoch keine leibliche, sondern eine geistliche Geburt, und das erkennen sogar die Katholiken an. Er verhieß der Frau am Brunnen „lebendiges Wasser“ und sogar „eine Quelle Wassers“, die in ihr entspringen wird (Johannes 4,10-14), aber er meinte sicherlich kein natürliches Wasser. Er sagte den Juden über jeden, der an ihn glaubt, „aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (Johannes 7,38), aber er meinte weder einen natürlichen Leib, noch buchstäbliche natürliche Ströme.
In Johannes 6 spricht Jesus: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr dürsten“ (Vers 35). Es leuchtet ein, daß er nicht meinte, er sei natürliches Brot, oder die an ihn glauben, würden anschließend niemals mehr ein Bedürfnis nach natürlichen Speisen oder Getränken haben – aber sie würden in geistlicher Hinsicht niemals mehr hungrig oder durstig sein. Er sprach selbstverständlich von geistlichen Dingen und illustrierte seine Aussagen mit vertrauten Alltagsbildern. Weshalb sollte er dann wortwörtlich verstanden werden, wenn er einige Augenblicke später sagt, daß man seinen Leib und sein Blut „essen“ muß?
Basierend auf diesen entscheidenden Auslegungsfehler bestehen die Katholiken darauf, daß Brot und Wein buchstäblich Christus selbst sind.
Wir wollen diesen Faden einmal logisch weiterverfolgen. Wenn Christus wortwörtlich von seinem Leib sprach, dann muß er es auch wortwörtlich gemeint haben, als er sprach: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr dürsten“ (Vers 35). Da die Katholiken behaupten, sie äßen wirklich Christi natürlichen Leib, sollten sie auch niemals mehr natürlicherweise Hunger oder Durst verspüren – was sie aber selbstverständlich doch tun. Doch wenn „hungern und dürsten“ geistliche Begriffe sind, dann muß das auch für das Essen seines Leibes gelten. Christus sagt offensichtlich, daß, wer an ihn glaubt, ewiges Leben erhält und nicht immer wieder für eine weitere Ratenzahlung zu ihm kommen muß.
Der Katholizismus legt großen Wert darauf, daß der Gläubige immer wieder den Leib Christi ißt und sein Blut trinkt. Je mehr Messen man besucht, desto besser, doch auch dann kann man sich nicht sicher sein, in den Himmel zu kommen, ohne das Fegefeuer erleiden zu müssen.
Der Codex Iuris Canonici, Kanon 904, sagt: „Immer dessen eingedenk, daß sich im Geheimnis des eucharistischen Opfers das Werk der Erlösung fortwährend vollzieht, haben die Priester häufig zu zelebrieren; ja die tägliche Zelebration wird eindringlich empfohlen . . .“
Die Bibel versichert uns jedoch in zahlreichen bereits angeführten Versen, daß das Erlösungswerk am Kreuz ein für allemal vollendet worden ist und daß Christi Opfer niemals wiederholt werden braucht.
Christus spricht: „Dies ist der Wille meines Vaters, daß jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe“ (Johannes 6,40). Dieser Glaube an Christus (den er mit „ihn essen“ verglich) ist eindeutig ein Geschehen, das, einmal vollzogen, für immer Bestand hat. Er sagt nicht, daß es 20mal, 1.000mal, einmal am Tag oder einmal pro Woche geschehen muß. In dem Augenblick, in dem ein Mensch Christus im Glauben annimmt, empfängt er Sündenvergebung und ewiges Leben als kostenloses Geschenk der Gnade Gottes. Ein Mensch, der durch diesen einmaligen Glaubensakt („Essen“) ewiges Leben erhalten hat, braucht das eindeutigerweise niemals zu wiederholen. Andernfalls wäre ewiges Leben eine falsche Bezeichnung, denn was ewig ist, muß für immer halten und braucht nicht wieder erneuert oder bestärkt zu werden.
Betrachten wir noch einmal Christi Worte aus demselben Kapitel:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, hat ewiges Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben das Manna in der Wüste gegessen und sind gestorben. Dies aber ist das Brot, das aus dem Himmel herabkommt, damit man davon esse und nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist; wenn jemand von diesem Brot ißt, wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt (Johannes 6,47-51).
Wo gab Christus sein Fleisch? Nicht beim Letzten Abendmahl, wie es der Katholizismus lehrt, sondern am Kreuz. Dieser Auslegungsfehler ist wieder äußerst verhängnisvoll. Denn wenn dies wortwörtlich zugetroffen hätte, als Christus beim Letzten Abendmahl sagte, „dies ist mein Leib . . . dies ist mein Blut“, dann opferte er sich selbst bevor er ans Kreuz ging!
Das ist aber tatsächlich die seltsame Lehre des Katholizismus: „Unser Erlöser hat beim Letzten Abendmahl in der Nacht, da er überliefert wurde, das eucharistische Opfer seines Leibes und Blutes eingesetzt, um dadurch das Opfer des Kreuzes durch die Zeiten hindurch bis zu seiner Wiederkunft fortdauern zu lassen …“ (Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, Pustet-Regensburg).
Wir wiederholen: Wenn Christus in Johannes 6 von seinem stofflichen Leib und Blut spricht, dann werden die, die von ihm essen, niemals stofflich sterben. Aber selbst alle Apostel sind gestorben. Wenn er nicht meinte, daß das Essen seines Fleisches den stofflichen Tod verhindert, dann meinte er auch kein Essen seines stofflichen Fleisches. Er spricht offensichtlich das ganze Kapitel über in geistlicher Hinsicht, so wie er es auch an anderen Stellen tut.
Traurigerweise wird der Katholik durch das Dogma, Christus spräche hier von stofflichen Dingen, davon abgehalten, von ihm das geistliche ewige Leben zu empfangen. Rom beansprucht, „die von Christus erwirkten Verdienste“ zu verwalten und jedesmal, wenn der Katholik (so stellt man sich es vor) Christi buchstäblichen Leib und Brot verzehrt, eine weitere Ratenzahlung dieser Verdienste auszuteilen. Die Messe muß endlos wiederholt werden.
Gleichnisse für die Volksmenge
Wenn Jesus sagt, „Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, so wird er errettet werden“ (Johannes 10,9), verstehen das auch Katholiken nicht so, als ob Christus eine natürliche Tür sei, durch die man wortwörtlich mit seinem natürlichen Leib hindurchgehen müßte, damit man errettet wird. Er benutzt diese Analogie zur Veranschaulichung, daß man durch den Glauben an ihn wie durch eine Tür in ein neues geistliches Dasein tritt, das ewige Leben. Als Jesus sagte, „Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Johannes 8,12), sprach er dabei nicht von natürlichem, sondern von geistlichem Licht, welches die empfangen, die ihm nachfolgen, im Gegensatz zu der geistlichen Finsternis, mit der diese Welt umgeben ist.
Wir könnten hier noch viele weitere Beispiele anführen, was aber überflüssig wäre. Jesus rief die Menschen ständig zum Glauben an ihn auf. Worüber er auch immer sprach, seien es Wasser und Wiedergeburt, Schafe und Hirte, Same und Sämann, Bäume und Früchte, Weinstock und Reben, seien es Brot oder eine Tür, es war stets dazu gedacht, durch das natürliche Gegenstück eine geistliche Wahrheit zu vermitteln, und sollte nicht wortwörtlich aufgefaßt werden. Uns wird auch insbesondere gesagt, daß immer, wenn Jesus zu einer Volksmenge redete, er stets in Gleichnissen sprach: „Dies alles redete Jesus in Gleichnissen zu den Volksmengen, und ohne Gleichnis redete er nichts zu ihnen“ (Matthäus 13,34).
In Johannes 6 spricht Christus ebenfalls zu einer Volksmenge. Von daher wissen wir, daß er, wie immer, in Gleichnissen zu ihnen redete und dabei eine sinnbildlich-geistliche und keine wortwörtlich-natürliche Sprache benutzte. Es bestehen selbstverständlich noch weitere Gründe, das einzusehen.
Weitere zwingende Argumente
Für einen Juden war es und ist es immer noch gegen das Gesetz, Blut zu sich zu nehmen (3. Mose 7,26.27; 17,10.11 u.a.), und unter der Leitung des Heiligen Geistes forderten die Apostel auch die Heidenchristen als zu etwas „Notwendigem“ auf, sich „von Blut zu enthalten“ (Apostelgeschichte 15,28.29). Christus würde deshalb sicherlich nicht Christen oder Juden dazu anhalten, buchstäblich sein natürliches Blut zu trinken. Und das Essen seines stofflichen Leibes wäre Kannibalismus, was er nicht befürwortet und schon gar nicht gefordert hätte. Es ist einleuchtend, daß er sich auf den Glauben an ihn bezog und dies durch sinnbildliches Essen und Trinken veranschaulichte:
Ich bin das Brot des Lebens: Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr dürsten. Aber ich habe euch gesagt, daß ihr mich auch gesehen habt und nicht glaubt . . . Wer glaubt, hat ewiges Leben. Ich bin das Brot des Lebens . . . Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt . . . Wenn ihr nicht das Fleisch des Sohnes des Menschen eßt und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch selbst. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben (Johannes 6, 35.36.47.48.51.53.54).
Es gibt einen einleuchtenden Grund, weshalb Christus dieses Bild vom Essen benutzte. Im Alten Testament aßen die Priester von dem Opfer: „Der Priester, der es als Sündopfer opfert, soll es essen . . . Alles Männliche unter den Priestern soll es essen“ (3. Mose 6,19.22; vergl. 6,9.11; 7,6.15 u.a.).
So verdeutlichte Christus den Juden, daß er die Erfüllung der alttestamentlichen Opfer sei und daß sein Leib und Blut für die Sünden der Welt hingegeben werden. Er führte damit auch die Priesterschaft aller Gläubigen ein. Unter dem Gesetz aßen nur die Priester von dem Opfer, aber jetzt müssen alle ihn durch Glauben in sich aufnehmen, um durch Gottes Gnade die Gabe des ewigen Lebens zu empfangen. Alle müssen glauben, daß der Sohn Gottes ein Mensch aus buchstäblichem Fleisch und Blut geworden ist, damit er für die Menschen sterbe.
Paulus schrieb: „Wenn wir auch Christus nach dem Fleisch gekannt haben, so kennen wir ihn [wie er vor seinem Kreuzestod war] doch jetzt nicht mehr so“ (2. Korinther 5,16). Die Behauptung, der Leib Christi, den er vor seiner Kreuzigung hatte, würde auf den katholischen Altären wieder erschaffen, um dann wieder für Sünden geopfert zu werden, widerspricht eindeutig der Bibel.
Wir können sichergehen, daß keiner von den Jüngern Christi glaubte, das Brot in seinen Händen sei sein wirklicher Leib. Es wäre unmöglich, daß das Brot sein wirklicher Leib war und er gleichzeitig in seinem wirklichen Leib zugegen war. Eine derartige Phantasievorstellung kam den Jüngern nicht in den Sinn und wurde erst viel später erfunden. Weder Christi Worte übermittelten das, noch liegt ein Grund zur Annahme vor, die Jünger hätten daraus eine solche Bedeutung abgeleitet. Erst Papst Pius III. erklärte im Jahre 1215 die Messe in einem offiziellen Dogma zum „Opfer“.
Die ähnliche Sichtweise der Lutheraner
Martin Luther konnte sich von vielen Elementen seines Katholizismus (z. B. Säuglingstaufe) nicht losreißen, und so verblieb vieles davon bis auf den heutigen Tag in den nach ihm benannten reformierten Kirchen.
Die Lutheraner lehnen die Lehre der Transsubstantiation zwar ab, erklären jedoch:
Der wahre, wirkliche Leib und das Blut Christi sind irgendwie gegenwärtig, auf einzigartige Weise, im, mit und unter Brot und Wein, die im heiligen Mahl beiseite gestellt, gesegnet und verzehrt werden. Das ist die schlichte Bedeutung der Schrift (Matthäus 26,26-28; 1. Korinther 10,16; 11,23-32) . . . Die lutherische Lehre besagt, daß das Brot und der Wein des heiligen Mahles Leib und Blut Christi sind. Wie das sein kann, verstehen und wissen wir nicht. Aber . . . Christus . . . sagte, daß das Brot sein heiliger Leib und der Wein sein Blut ist. Wir wiederholen nur seine Worte . . . Wer Christi Worte über dieses Sakrament nicht glaubt, erkennt in dem Mahl nicht seinen Leib – oder sein Blut – und kann das Sakrament so nur auf unwürdige Weise empfangen … (John M. Drickamer, The real Presece, Christian News, 1994).
Die Frage lautet nicht, ob man Christi Worten glaubt, sondern wie seine Worte zu verstehen sind. Wir haben nicht mehr Grund, ihn wörtlich zu nehmen, wenn er sagt „dies ist mein Leib“, als wenn er sagt „ich bin die Tür“.
Luther lehrte wenigstens nicht, Christi Opfer würde endlos wiederholt und Sündenvergebung und ewiges Leben empfinge man in Raten durch das Verzehren von Brot und Wein. Diese aus der Transsubstantiationslehre hervorgehende Verblendung hält die Katholiken vom Glauben an Christus fern. Die Eucharistie ist das Herzstück des falschen Evangeliums der Werke, das der Katholizismus verkündet.
Traurigerweise hat man den frommen Katholiken von dem schlichten Glauben an Christus als seinen Erretter abgelenkt auf das hin, was er für das stoffliche Verzehren von Christi Leib und Blut hält. So kommt für ihn die Errettung nicht aus Glauben, sondern aus Werken, nicht aus Glauben, sondern durch Essen. Kein Wunder, daß es einem Katholiken so schwer fällt, das biblische Evangelium anzunehmen! Ihm ist beigebracht worden, er käme jedesmal, wenn er den angeblichen Leib und das angebliche Blut in sich aufnähme, der Errettung und dem Himmel einen Schritt näher. Ein solcher Mensch findet es offensichtlich äußerst schwierig zu akzeptieren, daß er durch einen Glaubensschritt auf ewig errettet ist und bei seinem Tod unmittelbar in die Gegenwart Christi übertritt – und nicht ins Fegefeuer.
Die Lehre davon, daß die von Christus erwirkten „Erbarmungen und Gnaden“ dem Gläubigen durch die katholische Liturgie, insbesondere durch die Messe, in Raten zuteil werden, verleugnet das Evangelium der Gnade Gottes. Die angebliche Vollmacht des Priesters, die kleine Hostie und den Wein in das wortwörtliche Fleisch und Blut Christi zu verwandeln, ist das Herzstück der Lüge. In seiner Unwissenheit über die biblische Lehre, daß das eine Opfer Christi absolut ausreichend ist, und daß es „kein Opfer für Sünde mehr gibt“ (Hebräer 10,18), ist der Katholik von seiner Kirche davon überzeugt worden, das wiederholte Opfern Christi auf den katholischen Altären bezahle seine Sünden: „Die Messe ist ein wahrhaftiges Versöhnungsopfer, durch das der Herr beschwichtigt und Fehltritte und Sünden vergeben werden …“ (Hardon, Seite 248).
Ein „Wunder“?
Wer die Vorstellung der Transsubstantiation ablehnt, wird beschuldigt, nicht an Wunder zu glauben. Ja, „bei Gott sind alle Dinge möglich“ (Matthäus 19,26; Markus 10,27). Aber auch zum Verständnis dieser Aussage muß man das Wesen Gottes und das Wesen der Wirklichkeit miteinbeziehen. Gott kann nicht zu einem Dämon oder zum Teufel werden, und er kann auch nicht lügen (Titus 1,2). Gott kann auch nicht zum Universum werden, denn er ist wesenhaft vom Universum getrennt und unterscheidbar, weshalb Pantheismus eine unmögliche Vorstellung ist.
In gleicher Weise muß auch ein Wunder innerhalb der Grenzen der nachprüfbaren Wirklichkeit ablaufen. Eine in Christi Leib und Blut „verwandelte“ Hostie behält jedoch alle ihre ursprünglichen Eigenschaften bei und entbehrt von daher etwas wesentliches eines Wunders: Es muß wahrnehmbar sein und dadurch Gott verherrlichen. Da die Hostie und der Wein unverändert sind, bleibt das angebliche Wunder ungesehen. Aber ein Wunder muß beobachtbar sein (der Lahme geht, der Blinde sieht, der Sturm legt sich sofort, der Tote ersteht auf Befehl auf usw.), oder andernfalls kann niemand wissen, daß es geschehen ist, und so kann niemand Gott die Ehre dafür geben.
Natürlich wäre Gott dazu imstande, eine Hostie in menschliches Fleisch zu verwandeln. Johannes der Täufer sagte, „daß Gott dem Abraham aus … Steinen Kinder zu erwecken vermag“ (Matthäus 3,9; Lukas 3,8). Aber wenn er das getan hätte, dann hätten die zu Menschen gewordenen Steine weder weiterhin wie Steine ausgesehen, noch hätten sie die Eigenschaften von Steinen gehabt. Die Verwandlung einer Hostie in menschliches Fleisch und Blut würde weder das Wesen Gottes noch das Wesen der Wirklichkeit abstreiten. Aber die Transsubstantiation ist kein solches Wunder.
Ein derartiges „Wunder“ gibt es in der Bibel nicht. Stellen wir uns vor, Christus hätte einen Blinden „unter der Gestalt“ der weiterbestehenden Blindheit geheilt, oder einen Toten „unter der Gestalt“ der Leblosigkeit auferweckt. Solche Vorstellungen sind lächerlich, doch genau das ist das Wesen des „Transsubstantiationswunders“.
Nehmen wir das Wunder vom in Wein verwandelten Wasser auf der Hochzeit zu Kana. Als der Speisemeister des Festes davon gekostet hatte, sagte er zum Bräutigam: „Du hast den besten Wein bis jetzt aufbewahrt“ (Johannes 2,10). Stellen wir uns nur vor, anstatt dessen hätte er gesagt: „Das ist kein Wein, das ist Wasser!“ Die Diener antworten ernsthaft: „Nein, mein Herr, es ist Wein.“ Die Stimme des Speisemeisters wird zusehends ärgerlicher: „Redet keinen Unsinn! Es sieht aus wie Wasser, es schmeckt wie Wasser, es ist Wasser!“ Die Diener bleiben hartnäckig: „Aber mein Herr, es ist Wein. Jesus hat auf wunderbare Weise Wasser unter der Gestalt von Wasser in Wein verwandelt.“ – In der Bibel gibt es kein derartiges „Wunder“.
Verwesung, Verdammnis und Tod
Wir wollen noch einen weiteren Grund dafür betrachten, weshalb die Transsubstantiation ein Schwindel ist. Der Psalmist schrieb (und Petrus zitierte diese Prophezeiung später in seiner Pfingstpredigt, so wie auch Paulus): „Du … wirst nicht zugeben, daß dein Heiliger die Verwesung sehe“ (Psalm 16,10; vergl. Apostelgeschichte 2,27; 13,35). Christi Leib ist im Grab nicht verwest. Doch die konsekrierte und verwandelte Hostie, die für Kranke aufbewahrt oder zur Anbetung ausgestellt wird, verfault und verwest, sofern sie nicht rechtzeitig entsorgt wird. Wenn sie wirklich Christi Leib wäre, könnte sie nicht verderben.
Tragischerweise wird die Messe für Katholiken ein Grund zur Verdammnis, denn sie sind „unter der Strafe der ernsten (Tod)-Sünde dazu verpflichtet, an Sonn- und Feiertagen der Messe beizuwohnen …“ (Hardon). Einer aktuellen Umfrage zufolge besuchen an einem „gebotenen Sonntag“ nur 33% der amerikanischen Katholiken die Messe, (Catholic World Report, 1994) und weit weniger tun das wie verlangt an jedem Sonntag. In Frankreich (das zu 90% katholisch ist) findet man an Sonntagen nur 12% der Katholiken bei der Messe. Das läuft auf einen sehr hohen Prozentsatz von Katholiken hinaus, die in Todsünde leben und somit die „heiligmachende Gnade“ und das „Anrecht auf den Himmel“ verloren haben.
So wichtig ist das Dogma der Transsubstantiation für Rom, daß all die Vielen, die es nicht hinnehmen konnten, dafür auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Aus diesem Grund wurden auch die meisten der 288 englischen Märtyrer den Flammen übergeben, als die „Bloody Queen Mary“ („blutige Königin Maria“), nach einer kurzen Zeit spärlicher Freiheit von päpstlicher Tyrannei den Katholizismus nach England zurück brachte.
Viele treue und fromme Katholiken wollten England für die geliebte Mutter Kirche bewahren und freuten sich, als die Reformation zurückgeschlagen wurde. Heute sind es die führenden Evangelikalen, die nur zu glücklich wären, wenn sie die Reformation ungeschehen machen könnten und Christus und sein Evangelium somit verleugnen. Und darüber hinaus höhnen sie derer, die ihr Leben nicht Wert achteten und es einsetzten, damit uns dieses Evangelium erhalten blieb.
von Christus überrascht!
»Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott,
glaubt auch an mich! Im Hause meines Vaters sind
viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, würde ich
euch gesagt haben: Ich gehe hin, euch eine Stätte zu
bereiten? Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte
bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir
nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin. Und wohin
ich gehe, dahin wisst ihr den Weg. Thomas spricht zu
ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Und wie
können wir den Weg wissen? Jesus spricht zu ihm: Ich
bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand
kommt zum Vater als nur durch mich.«
(Johannes 14,1-6)
Vor einiger Zeit traf ich einen Mann. Er sagte zu mir:
»Sieben Jahre bin ich jetzt schwer krank, aber unsere
Pfarrerin hat mich noch kein einziges Mal besucht!«
Seine Enttäuschung war mit Händen zu greifen.
Vor Jahren nahm ich an einer Einlade-Aktion in der
Nähe von Baden-Baden teil. Da saß ein Mann am
Samstagnachmittag vor seinem Haus. Wir kamen ins
Gespräch. Als ich mit ihm über Christus reden wollte,
kam der berühmte Satz über seine Lippen: »Gott ja
– aber sein Bodenpersonal!« Damit meinte er wohl
die Pfarrer, Prediger, Pastoren oder sonstige Christen,
die ihm irgendwann mal auf die Füße getreten waren.
Wieder einer, der vom Christentum enttäuscht war.
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Einige Zeit später erhielten meine Frau und ich einen
traurigen Brief. Da schrieb eine alte Bekannte: »Zu viele
so genannte Christen haben mich verletzt … Gottes Bodenpersonal hat sich zum Teil schäbiger benommen als
so manche Nichtchristen … Die Ausrede ›Christen sind
auch nur Menschen‹ kann ich so nicht länger hinnehmen … Das Bibellesen habe ich auch aufgegeben …«
Diese Reihe ließe sich beliebig fortsetzen. Wenn man
einmal die heutige Christenheit etwas genauer betrachtet, dann könnte einem schon die Schamröte ins
Gesicht steigen. Es gibt auch unter Christen scheinbar
nichts, was es nicht gibt: Da ist irgend so ein frommer Typ, und plötzlich stellt sich heraus, dass er etwas mit seiner Sekretärin hatte. Der Leiter eines Missionswerkes sitzt auf einmal hinter »schwedischen
Gardinen«, weil er mit dem anvertrauten Geld nicht
korrekt umgegangen ist. Oder da ist irgendwo so ein
frommes Haus. Sonntags sitzen alle in der Kirche oder
in der Gemeinde. Aber die ganze Woche über wird von
morgens bis abends an einem Stück gestritten, dass es
die Nachbarn durch alle Wände hören. Da sagen sich
viele Zeitgenossen: »Die Christen, aber auch das
ganze Christentum, haben mich zu schwer enttäuscht.
Wenn ich dann noch an die Kreuzzüge denke, an die
Inquisition und an die modernen Glaubenskriege der
Gegenwart, wenn sich Menschen im Namen Gottes gegenseitig die Schädel einschlagen, dann habe ich die
Nase gestrichen voll vom Glauben. Christentum? Nein
danke. Davon bin ich enttäuscht.«
Was entgegnen wir nun? Müssen wir angesichts solchen Versagens des Christentums nicht kleinlaut ver-
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stummen? Haben wir überhaupt noch das Recht, öffentlich zum Glauben einzuladen? Schauen Sie, an
dieser Stelle muss ich Sie auf etwas ungeheuer Wichtiges hinweisen:
Nirgendwo steht geschrieben,
dass wir an Menschen glauben sollen
Weder an Pfarrer noch an Priester, weder an Missionare noch an Evangelisten, weder an Diakone noch an
sonst irgendeinen Christen, weder an Gruppen noch
an christliche Institutionen, noch an Kirchen, noch an
Freikirchen … Wer an Menschen glaubt und sich an
Menschen hängt, der muss scheitern! In Jeremia 17,5
steht: »Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen
verlässt …« Aber in meiner Bibel steht auch geschrieben: »Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du gerettet!« (Apostelgeschichte 16,31). Menschen müssen
enttäuschen. Auch die Besten, auch die Edelsten müssen irgendwann enttäuschen. Wie viele haben mich bereits enttäuscht! Christen, auf die ich viel gesetzt hatte.
Aber wie viele habe ich schon enttäuscht? Leute, die
vielleicht von mir Hilfe erwarteten, und ich habe sie ihnen verwehrt. Darum noch einmal: Menschen müssen
letztlich enttäuschen – allein Jesus Christus enttäuscht
nie. Er hält, was er verspricht. Er hat sich mit ewiger
Treue an sein Wort gebunden. Wenn wir der Heiligen
Schrift Vertrauen schenken, haben wir im Leben und
im Sterben Felsengrund unter den Füßen.
Ich habe eben die modernen Glaubenskriege angesprochen. In den Nachrichten hören wir von »christlichen
Milizen« im Nahen Osten oder von »protestantischen
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Kampftruppen«, die in Nordirland durch ein katholisches Wohngebiet marschiert sind. Da muss ich ein
Zweites sagen:
Nicht alle, die sich Christen nennen,
sind wirklich Christen
Diesen Tatbestand müssen wir einfach ganz nüchtern feststellen. Nicht alles, was im Namen des Christentums geschieht, kann einfach den Christen in die
Schuhe geschoben werden. Sehen Sie, ein guter Bekannter von mir heißt Schneider. Es würde mir allerdings nicht im Traum einfallen, meine Anzüge zu ihm
zu bringen. Er heißt Schneider, ist jedoch kein Schneider, sondern Chemielaborant.
Ähnlich verhält es sich mit dem Christentum. Vieles
sieht christlich aus, ist es jedoch nicht. Nach dem Motto: Was nicht süß ist, das ist süßlich. Was nicht schwarz
ist, das ist schwärzlich. Was nicht Christ ist, das ist
christlich. Christ ist eben nicht, wer zu irgendeiner
Kirche oder Freikirche oder irgendeinem christlichen
Verein gehört, bestimmte Sakramente empfangen hat
und ansonsten ein anständiger Mensch ist, sondern
ein Christ ist, wer von neuem geboren ist. Christ wird
man nur durch Christus. Wo er nicht der Herr des Lebens ist, da sind die Leute eben keine Christen, sondern Namenschristen, »Kirchenkarteileichen«, wie
Pater Leppich das scharfzüngig beschrieben hat. Diese
Menschen haben lediglich eine Fassadenfrömmigkeit,
mit der sie nicht in der Lage sind, ein Leben zur Ehre
Gottes zu führen.
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Echte und Heuchler
Doch wird kein Mensch ernstlich bestreiten, dass es
auch viele wahre Christen gibt, oder? Nur wird die
Gemeinde Jesu Christi außerhalb des Himmels gebaut.
Darum ist noch Unkraut unter dem Weizen. Was macht
nun ein Bauer, wenn er Weizen gesät hat, und er findet Unkraut unter dem Weizen? Nimmt er seinen großen Pflug und ackert alles wieder unter? Mitnichten.
Oder würden Sie den ganzen Inhalt Ihres Geldbeutels
wegwerfen, nur weil sich eine falsche Münze darunter gemischt hat? Wenn einige »Christen« Lügner und
Heuchler sind, so ist doch Christus kein Betrüger. Er
ist ohne Falsch und lädt bis heute die Sünder zu sich
ein. Außerdem muss keiner für den anderen geradestehen. Das muss jeder für sich selbst. Auch vor Gott. Alle
Heuchler sind jedoch vom Himmel ausgeschlossen.
Der Zettel
Ein Mann sagte einmal zu seinem Seelsorger, er wolle Christus nicht als seinen Herrn annehmen, denn er
sei von einem anderen, der sich Christ nannte, in finanzieller Hinsicht betrogen worden. »Ist das wirklich
der einzige Grund?«, fragte der Pastor. »Ja.« – »Ich
schlage vor, wir machen das schriftlich«, meinte der,
zog sein Notizbuch heraus und schrieb: »Ich bin deshalb kein Christ, weil einer, der vorgab, Christ zu sein,
mich in einer geschäftlichen Angelegenheit übers Ohr
gehauen hat.« Dann riss er das Blatt heraus, gab es
dem Mann und sagte: »Wenn Sie vor den Richterstuhl
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Gottes treten und er Sie fragt, warum Sie seinen Sohn
abgelehnt haben, können Sie ihm diesen Zettel geben.«
Damit ließ er den Mann stehen.
Er war kaum zu Hause, als es an seiner Tür klingelte.
Draußen stand der Mann mit dem Zettel in der Hand.
»Ich bringe das Papier zurück«, meinte er. »Es wird
wohl als Entschuldigung vor Gott nicht ausreichen.«
Es dauerte nicht lange, bis er sich von Herzen zu Gott
bekehrt hatte und ein Gläubiger geworden war.
Darf ich an dieser Stelle einmal ganz persönlich werden? Was haben Sie eigentlich für einen Zettel? Sind
Sie von Christen oder solchen, die sich Christen nannten, enttäuscht worden? Vielleicht von Ihren Eltern?
Vielleicht von Ihrem Ehepartner? Von Nachbarn? Von
Arbeitskollegen? Von Ihrem Pfarrer? Von Ihrer Gemeinde? Von irgendwelchen Christen? Ich bitte Sie
herzlich: Bleiben Sie nicht bei dieser Enttäuschung
stehen. Kommen Sie weiter zu Jesus Christus selbst
und zur reinen Quelle seines Wortes. Menschen müssen enttäuschen – der Sohn Gottes enttäuscht nie. Auf
ihn kann man sich in jeder Hinsicht und in jeder Situation hundertprozentig verlassen.
Wissen Sie, was mich hinsichtlich des Christentums
immer wieder überzeugt? Es hat wohl noch nie einen
Christen gegeben, der auf seinem Sterbebett bedauerte, dass er mit und für Christus gelebt hatte. So etwas
habe ich noch nie gehört oder gelesen oder erlebt. Alle
mussten bekennen: Christus hat mich nie enttäuscht.
Aber auf der anderen Seite hat es Unzählige gegeben,
die ihr Leben ohne Christus auf dem Sterbebett bitterlich bereut haben.
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Unvollkommene Christen
Christen sind keine perfekten Leute. Es gibt auch keine
perfekte Gemeinde auf dieser Erde. Wir möchten zwar
niemandem Anstoß geben, aber die Schwachheit unserer menschlichen Natur macht uns manchmal einen
Strich durch die Rechnung. Wir wollen uns aber nicht
allzu schnell entschuldigen. Ein Christ, der wissentlich
und willentlich nicht nach christlichen Grundsätzen
lebt, kann dem Namen Gottes mehr Schaden zufügen
als hundert Atheisten. Gott ist sein Name zu heilig, als
dass er sich mit unserem Unrecht verbinden würde.
Heilige können versagen. Einen Christen erkennt man
also nicht daran, dass er keine Fehler macht, sondern
daran, dass er zu seinen Fehlern stehen kann. Darauf
kommt es an. Wenn Christen allerdings nicht zu ihren
Fehlern stehen können, dann werden andere Menschen
unweigerlich Enttäuschungen erleben.
Vom Christentum enttäuscht? – Ich bin froh, dass unser Thema noch einen zweiten Teil hat.
Von Christus überrascht!
Im Johannesevangelium wird von Thomas berichtet.
Thomas war drei Jahre lang mit Jesus unterwegs gewesen. Er hatte all seine Reden gehört. Er hatte all seine
Zeichen und Wunder gesehen. Doch Thomas war ein
Skeptiker. Er hätte nie einen Versicherungsvertrag unterschrieben, ohne vorher das Kleingedruckte gelesen
zu haben. Und als Christus davon sprach, dass er die
Jünger verlassen und zum Vater gehen werde, da war
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es Thomas, der einhakte: »Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Und wie können wir den Weg wissen?«
Mit diesem skeptischen Einwand gab er Christus die
Gelegenheit zu einer der schönsten und wichtigsten
Aussagen der ganzen Bibel:
»Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur
durch mich« (Johannes 14,6).
Aber am nächsten Tag hing dieser Jesus tot am Kreuz.
Von den Römern hingerichtet. Und da fragte sich Thomas: Wie kann ein Toter der Weg zu Gott sein? Das
passte bei ihm nicht zusammen. Thomas zog sich enttäuscht vom Christentum zurück.
Dann wurde Christus tot ins Grab gelegt. Alles schien
vorbei zu sein. Doch am dritten Tag erweckte Gott
seinen Sohn von den Toten. Am Abend des Auferstehungstages erschien Christus seinen zehn Jüngern, die
sich verbarrikadiert hatten. Judas war nicht mehr am
Leben. Thomas hatte sich zurückgezogen. Wie gut,
dass er nicht vergessen wurde. Die anderen Jünger
rannten zu ihm hin und bezeugten: »Wir haben den
Herrn gesehen!«
Aber Thomas reagierte äußerst skeptisch: »Wenn ich
nicht in seinen Händen das Mal der Nägel sehe und
meine Finger in das Mal der Nägel lege und lege meine Hand in seine Seite, so werde ich nicht glauben.«
Basta!
Acht Tage später trat der Auferstandene noch einmal
in die Mitte seiner Jünger. Christus wandte sich direkt an Thomas: »Reiche deinen Finger her und sieh
meine Hände, und reiche deine Hand her und lege
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sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern
gläubig.« Und Thomas antwortete: »Mein Herr und
mein Gott« (Johannes 20,29). Thomas war der erste
Mensch, der Jesus Christus »Gott« nannte – nicht nur
»Gottes Sohn«. Seine Erkenntnis wurde zum Bekenntnis. Mit anderen Worten: Thomas wurde buchstäblich
von Christus überrascht.
Die Person Jesus Christus
Haben Sie sich schon einmal intensiv mit der Person
und dem Leben Christi beschäftigt? Jeder, der dies tut,
wird erkennen: Jesus Christus ist eine wunderbare Persönlichkeit. Der Kirchengeschichtler Scott Latourette
schrieb: »Misst man dieses kurze Leben an den Früchten, die es in der Geschichte gebracht hat, dann war es
das Leben, das auf diesem Planeten den größten Einfluss ausgeübt hat … Durch ihn wurden Millionen einzelner Personen verändert und begannen, ein Leben zu
führen, das er exemplarisch vorgelebt hatte. Aufgrund
der eingetretenen Veränderungen wurden die Geburt,
das Leben, der Tod und die Auferstehung Jesu zu den
wichtigsten Ereignissen der Menschheitsgeschichte.
Gemessen an seinem Einfluss ist Jesus Christus der
Mittelpunkt der menschlichen Geschichte.«1
Keine
Persönlichkeit hat so viele Maler zum Pinsel, so viele
Komponisten zu den Notenblättern, so viele Dichter
zur Feder greifen lassen. Jedes Datum, das geschrieben oder gedruckt wird, ist ein Hinweis auf ihn. Er
1 Quelle leider nicht bekannt.
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war die größte Persönlichkeit, die je auf dieser Erde
gelebt hat.
Erstaunliche Bekenntnisse
Das erkannten manchmal sogar Menschen, die ihr Leben lang Atheisten gewesen waren oder zumindest ohne
Christus gelebt hatten – zum Beispiel Jean-Jacques Rousseau, ein Philosoph des 18. Jahrhunderts. Er forderte zur
Rückkehr zur Natur auf und lehrte im Gegensatz zur Bibel die angeborene Reinheit des Herzens. Aber in seinem
Buch »Émile« schreibt er Folgendes:
»Ich muss euch bekennen, dass die Heiligkeit des
Evangeliums ein Argument ist, das sehr zu meinem
Herzen spricht. Es täte mir leid, wenn ich darauf
gute Gegenargumente fände. Betrachtet die philosophischen Bücher in ihrem Pomp! Wie klein sind sie
neben dem Evangelium! Ist es möglich, dass Jesus nur
ein gewöhnlicher Mensch war? Hat er den Ton eines
Enthusiasten oder eines ehrgeizigen Sektierers an
sich? Welch eine Reinheit, welch eine Gefälligkeit in
seinen Sitten! Welche Anmut in seinen Lehren! Welch
eine Erhabenheit in seinen Aussprüchen, welch eine
tiefe Weisheit in seinen Reden! Welch eine Geistesgegenwart, Feinheit und Aufrichtigkeit in seinen Antworten! Welch eine Gewalt in seinen Leiden! Wo ist
der Mensch, wo ist der Weise, der ohne Schwachheit,
ohne Prahlerei wirken, leiden und sterben kann? Mein
Freund, so etwas kann man nicht erfinden.«2
2 Jean-Jacques Rousseau, Émile oder Über die Erziehung.
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Wissen Sie, ich blicke so gerne auf Christus, dann werde ich immer wieder überrascht. Wenn ich sehe, wie er
den Sturm auf dem See Genezareth gestillt hat. Wenn
ich lese, wie er zu der Ehebrecherin sagte: »Frau, hat
dich niemand verurteilt? Dann verurteile ich dich
auch nicht« (Johannes 8,11). Wenn ich sehe, wie er
mit Zöllnern und Sündern speiste und wie geduldig er
mit seinen Jüngern umging.
Jesus Christus enttäuschte niemanden, obwohl er
selbst von vielen bitter enttäuscht wurde. Von den eigenen Verwandten verkannt, von den eigenen Jüngern
verraten und verlassen, vom eigenen Volk zum Tode
verurteilt und hingerichtet. Aber er ist auferstanden.
Und er lebt! Mehr als 500 haben ihn als den Auferstandenen gesehen. Millionen haben ihn seither erlebt,
wie er in ihr Leben kam und wie er ihr Leben positiv
verändert hat.
Eine persönliche Einladung
Gott ist nur ein Gebet weit von Ihnen entfernt. Aber es
darf nicht das Gebet eines Unentschlossenen sein. Ich
fand einmal ein solches Gebet: »Ich weiß meine Not
und ende sie nicht, ich weiß meine Schuld und wende
sie nicht, ich weiß meine Kette und breche sie nicht,
ich weiß das Wort und spreche es nicht, ich weiß den
Weg und gehe ihn nicht, ich weiß das Licht und sehe
es nicht.«
Dieses Gebet sprach von Not und Schuld. Haben Sie
schon einmal darüber nachgedacht, wie oft Sie Gott
enttäuscht haben? Haben Sie Gott immer von ganzem
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Herzen geliebt und geehrt? Haben Sie ihm nicht schon
einmal versprochen, dass er an der ersten Stelle Ihres
Lebens sein sollte? Haben Sie immer den Nächsten
geliebt wie sich selbst? Vielleicht erkennen Sie selbst:
Sie sind vor dem heiligen Gott ein verlorener Sünder.
Man kann allerdings anders beten: »Herr Jesus Christus, ich danke dir, dass du mich liebst. Obwohl ich nun
schon … Jahre ohne dich gelebt habe, willst du mit mir
heute neu anfangen. Danke, dass du alle meine Schuld
und auch die Strafe Gottes für jede Sünde am Kreuz
auf Golgatha getragen hast. Ich bin das nicht wert.
Ich weiß, dass ich eigentlich den zeitlichen und ewigen
Tod verdient habe. Aber nun will ich dir meine ganze
Last bekennen … Ich bereue meine Sünden und mein
Eigenleben aus tiefstem Herzen. Reinige du mich bitte
durch die Kraft deines vergossenen Blutes. Du wirst
mir helfen, dass ich meine Schuld – wo nötig – auch
vor Menschen in Ordnung bringe. Ich möchte jetzt für
dieses und für das zukünftige Leben dein Eigentum
sein …«
Jesus ist der Weg
Entspricht dieses Gebet Ihrem Verlangen? Dann vertrauen Sie doch Christus Ihr Leben an – mit allen Enttäuschungen, aber auch mit aller Schuld und Sünde.
Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Wollen
Sie diesen Weg gehen? Dann müssen Sie ihn betreten.
Von Natur aus ist niemand auf diesem Weg. Kehren
Sie um vom falschen Weg und wenden Sie sich auf
den richtigen Weg. Er ist die Wahrheit. Wollen Sie sei-
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nem Wort glauben? Dann vertrauen Sie sich Christus
an und gehorchen Sie seinem Wort. Er ist das Leben.
Wollen Sie dieses Leben empfangen? Dann nehmen
Sie ihn im Gebet in Ihr Leben auf. Laden Sie ihn ein,
in Ihr Herz zu kommen. Er wird einkehren. Ganz gewi