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Geschwister, hütet euch in allen Generationen vor den Götzen,...

Geschwister, hütet euch in allen Generationen vor den Götzen,...
...dieser Welt und deren Religionen sowie den dahinter stehenden Dämonen des Teufels...siehe 1.Johannesbrief,letzter Vers

Kommentare

 
Sulzbacher 08.04.2022 11:45
Der gläubige Leser wird mir zu Anfang einige persönliche Worte gestatten. Niemand hat mehr Ursache, Gott für die Briefe des Johannes zu danken, als der Schreiber dieser Zeilen. Besonders der erste der drei Briefe war mir vor mehr als sechzig Jahren zum besonderen Segen. Ich war ohne menschliches Zutun zu Gott bekehrt worden, war aber durch das Bewusstsein der innewohnenden Sünde noch sehr niedergebeugt. Da wies mich ein gläubiger Freund auf das Zeugnis Gottes in 1. Johannes 5, 9-10 als Seine Antwort auf die mich quälenden Fragen hin, und der Heilige Geist benutzte dies, um mir von nun an Ruhe im Sohne Gottes und in Seinem Sühnungswerk zu schenken.

Seither ist es mir eine große Freude gewesen, aus diesen Briefen zunächst selbst zu lernen und dann ‑ wenn auch in Schwachheit ‑ andere Gläubige daraus zu unterweisen. Fast alle mir bekannten Gläubigen hatten besondere Schwierigkeiten, sich diesen kostbaren Teil der Schrift zu Eigen zu machen. Das kann nicht an Schwierigkeiten in der Ausdrucksweise liegen, denn die Briefe sind in einer ganz einfachen Form geschrieben. Der Grund liegt wohl teilweise an ihrer geistlichen Unzulänglichkeit und andererseits an der Tiefe der Wahrheiten, die die persönliche Würde des Herrn und die Fülle Seiner Gnade gegenüber den Kindern Gottes entfalten. Es fiel ihnen schwer, die Gemeinschaft mit dem Vater und Seinem Sohne Jesus Christus, zu welcher der Apostel aufruft, auch nur zu verstehen, geschweige sie zu genießen.

Nach langjährigem Dienst in den meisten Teilen Englands und auch teilweise im Ausland, durch den ich Seelen behilflich sein durfte, mit der Gnade des Heiligen Geistes insbesondere diese Briefe zu erforschen, bin ich dankbar, dieses Buch nun hinausschicken zu können, wenn es auch hinter dem, was man wünschen könnte, zurückbleibt. ER aber, der dies geschriebene Wort inspiriert hat, wird auch diejenigen, die Ihn darum bitten, in die ganze Wahrheit leiten. Möge seine Freude „völlig“ werden, denn das ist das ausdrückliche Ziel der Briefe des Apostels Johannes.

W. K.

London, den 20. April 1905...https://www.bibelkommentare.de/kommentare/279/was-von-anfang-war
 
Sulzbacher 08.04.2022 11:46
Der Aufbau dieses kurzen, aber außerordentlich wertvollen Briefes ist einfach. Die vier ersten Verse des ersten Kapitels bilden die Grundlage – das fleischgewordene Wort des Lebens. Das ewige Leben, das bei dem Vater war, wurde auserwählten Zeugen in vollkommener Weise offenbart. Was diese gesehen und gehört hatten, berichteten sie den Gläubigen, damit diese dieselbe Gemeinschaft hätten wie die Apostel (Apg 2, 42). Diese Gemeinschaft ist tatsächlich mit nichts vergleichbar, denn es ist die Gemeinschaft mit dem Vater und mit Seinem Sohne Jesus Christus. So kann der Apostel sagen: „ Und dies schreiben wir (gleichsam im Namen aller Apostel) euch, auf dass eure Freude völlig sei.“

Mit dieser Offenbarung Gottes in Christus ist die Botschaft der christlichen Verantwortung in den Versen 5–10 untrennbar verbunden. Hier zeigt sich der Einfluss des Charakters Gottes – der Licht ist – auf den Wandel aller, die den Namen des Herrn anrufen, und gleichzeitig die völlige Inkonsequenz und Widersprüchlichkeit derer, die nur Worte, aber keine Werke aufweisen.

Kapitel 2,1 u. 2 ist ein Anhang, in dem der Name des Vaters wieder genannt wird, der in dem zweiten Teil von Kapitel 1, wo unser Bekenntnis gleichsam auf die Probe gestellt wird, nicht erscheint. Obwohl alle aufgerufen werden, nicht zu sündigen, so ist doch die göttliche Liebe tätig, um wiederherzustellen, wenn jemand gesündigt hat. Zudem haben wir einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, der nicht nur der Gerechte, sondern auch die Sühnung für unsere Sünden ist und, in einem allgemeineren Sinn, auch für die ganze Welt.

Wie erweist sich nun die Wirklichkeit des göttlichen Lebens im Christen? Das wird in Kapitel 2,3–11 gezeigt, und zwar zunächst im Gehorsam (V. 3–6), ebenso zwingend aber dann in der Liebe (V. 7–11), wobei auf der positiven Seite das Echte, auf der negativen Seite das Unechte herausgestellt wird.

Danach folgt eine Einschaltung über die verschiedenen geistlichen Reifegrade innerhalb der Familie Gottes (V. 12–28). Insgesamt gesehen sind alle geliebte Kinder (teknia, wie z.B. in Kapitel 2,1.12.28; 3,7.18; 5,21), denen der Apostel schreibt, weil ihnen ihre Sünden um des Namens Christi willen vergeben sind. Innerhalb dieser belehrenden Einschaltung besteht die Familie jedoch aus:

„Vätern“, die Den erkannt haben, der von Anfang ist, das im Fleisch offenbarte ewige Wort;
„Jünglingen“, die stark sind, in denen das Wort Gottes bleibt und die den Bösen überwunden haben; und
„Kindlein“, die den Vater erkannt haben.
Der Apostel spricht alle drei Gruppen zweimal an, wobei er das zu den Vätern Gesagte einfach wiederholt, bei den Jünglingen jedoch einiges ergänzt und besonders ausführlich zu den Kindlein spricht, die in besonderer Weise die Gegenstände der antichristlichen Verführungsversuche, aber zugleich auch der bewahrenden Gnade sind.

Von Kapitel 2,28 an wird der allgemeine Teil wieder aufgenommen mit der Ermahnung an die „Kinder“, also an alle, in Christus zu bleiben, damit die Arbeiter, zu denen der Apostel sich rechnet, bei der sicher bevorstehenden Offenbarung Christi Freimütigkeit haben und nicht durch ihr Abirren beschämt werden. Somit ist die praktische Gerechtigkeit der Beweis dafür, dass jemand aus Gott geboren ist (V. 29). Dann schaltet der Apostel wieder eine kurze, aber treffende Bemerkung ein über die Liebe des Vaters – die notwendige Triebfeder und Kraft zur Stärkung und Ermunterung der Seele auf dem schmalen Pfad praktischer Gerechtigkeit (Kap. 3,1–3). In den Versen 4–7 folgt dann genau am rechten Platz die Darstellung der Person und des Werkes Christi: Er war völlig abgesondert von der Sünde und hat unsere Sünden hinweg genommen. Demzufolge wird nachdrücklich darauf hingewiesen, dass jeder, der in Ihm bleibt, nicht sündigt, und jeder, der sündigt, Ihn weder gesehen noch Ihn erkannt hat. Der Rest des Kapitels beschäftigt sich mit dem Gegensatz zwischen denen, die aus dem Teufel sind, und der grundsätzlichen und praktischen Gerechtigkeit der Kinder Gottes sowie mit deren Liebe zueinander (V. 11), die sich scharf abhebt von Kain und einer vom Hass regierten Welt. Gott sucht die vollkommene Verwirklichung der Liebe sowohl in den kleinen als auch in den großen Dingen. Wir sollten Freimütigkeit des Herzens vor Ihm begehren, die wir aber nur durch den Gehorsam und den Glauben an den Namen Seines Sohnes Jesus Christus erlangen können. Wer so gehorcht, bleibt in Gott und Gott in ihm, und der Geist, den Er gegeben hat, ist die Kraft dieser Verbindung.

Hier ist jedoch Unterscheidungsvermögen besonders erforderlich und die Wahrheit unerlässlich, damit wir nicht irregeführt werden. Das Bewahrungsmittel wird daher in Kapitel 4,1–6 mitgeteilt. Der erste Prüfstein zum Schutz gegen den Irrtum ist das Kommen Jesu Christi im Fleische. Ihn will der Heilige Geist stets verherrlichen, während ein Geist, der Ihn nicht bekennt, nicht aus Gott ist. Der zweite Prüfstein besteht nicht in dem Gesetz und den Propheten (obwohl sie von Gott inspiriert waren), sondern in dem neuen Zeugnis über Christus durch die Apostel und Propheten. „Wer Gott kennt, hört uns; wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht. „ Auch das Neue Testament als Ganzes ist unerlässlich, um gegen den Geist des Irrtums gewappnet zu sein.

Von Kapitel 4,7 an wird das Thema der gegenseitigen Liebe in einzigartiger Fülle wieder aufgenommen. Es wird gezeigt, dass diese Liebe aus Gott ist und nicht davon zu trennen ist, dass man Ihn liebt und kennt. Das führt uns zur Offenbarung der Liebe Gottes zu uns in der Sendung Seines eingeborenen Sohnes, auf dass wir durch Ihn leben möchten, denn wir waren ja tot. Zugleich wurde Er aber auch als eine Sühnung für unsere Sünden gesandt, denn wir waren voller Schuld. Wenn Gott uns so geliebt hat, sollten auch wir einander lieben. Wenn wir es tun, bleibt Gott in uns, und Seine Liebe ist vollendet in uns, anstatt behindert zu werden. So wie Christus am Anfang Gott kundmachte, den niemand gesehen hatte, so sind auch wir nun berufen, das Gleiche zu tun. Die dazu notwendige Kraft liegt darin, dass Er uns von Seinem Geiste gegeben hat. Das gilt für jeden, der bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, entsprechend dem Zeugnis, dass der Vater den Sohn als Heiland der Welt gesandt hat. Seine Liebe, die wir erkannt und geglaubt haben, ist in uns. Aber das ist noch nicht das Höchste. „Die Liebe ist mit uns vollendet worden, damit wir Freimütigkeit haben an dem Tage des Gerichts, dass, gleichwie er ist, auch wir sind in dieser Welt.“ Diese Feststellung ist umso erstaunlicher, wenn wir sie mit Kapitel 3, 2 vergleichen. So wird die Furcht durch die vollkommene Liebe ausgetrieben, und mit vollem Recht kann gesagt werden: „ Wir lieben, weil Er uns zuerst geliebt hat“ (4, 19). Das Kapitel endet mit der Entkräftung des Vorwandes, dass man Gott lieben könne, ohne den Bruder zu lieben. Das ist unmöglich, denn beides gehört notwendigerweise zusammen.

In Kapitel 5,1–5 wird die Frage „Wer ist unser Bruder?“ aufgeworfen und beantwortet. „Jeder, der da glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist aus Gott geboren.“ Der Apostel weist damit auf die erhabenere Seite dieser Beziehung hin. Er bringt aber ebenso deutlich zum Ausdruck, dass die Liebe zum Vater die Liebe zu Seinen Kindern einschließt und dass der Beweis, dass man Seine Kinder liebt, darin liegt, dass man Ihn liebt und Seine Gebote hält. Ihn lieben heißt gehorchen, und Seine Gebote sind nicht schwer, sondern gut und voller Segen und Trost. Wir brauchen uns nicht zu verwundern, denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt. Es ist der Glaube, der diesen Sieg errungen hat. Dies wird in Vers 5 noch ausführlicher erklärt. Dort heißt es: „Wer ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, welcher glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?“

In den Versen 6–12 finden wir die drei Zeugen mit dem übereinstimmenden Zeugnis über Jesus und die Wahrheit in Ihm: den Geist, das Wasser und das Blut, – nicht nur Reinigung und Versöhnung, sondern auch den Heiligen Geist als die verwirklichende Kraft. Im ersten Menschen finden wir Sünde und Tod; im zweiten Menschen aber ewiges Leben, so dass wir uns im Geist des Vaters und des Sohnes erfreuen. Dies ist nur möglich, weil Er es uns in Seinem Sohn gegeben hat: in Ihm besitzen wir das Leben.

Mit Vers 13 beginnt der Schluss des Briefes. Der Apostel hatte ihn mit dem fleischgewordenen Sohn begonnen als dem Gegenstand des Glaubens und dem Mittel zu der wunderbaren Gemeinschaft, die völlige Freude gibt. Er beendet ihn mit den Worten, dass er diese Dinge schreibt, damit wir im innersten Bewusstsein erkennen, dass wir als Gläubige ewiges Leben haben. Er spricht dann nochmals von der durch solch eine Gnade vermittelten Freimütigkeit zu erbitten, was mit dem Willen Gottes in Übereinstimmung ist. Er schließt hiervon nur den Fall aus, dass ein Bruder unter der Zucht Gottes steht, weil er unter besonderen Umständen gesündigt hat und daher von Gott nicht länger auf der Erde gelassen wird. In den Schlussworten ab Vers 18 begegnet der Apostel dem damals aufkommenden, immerdar lernenden und nie zur Erkenntnis der Wahrheit kommenden Gnostizismus. Er stellt ihm das tiefe und klare Wissen der Gläubigen entgegen, das sich auf dreierlei Weise äußert:

Im abstrakten Sinne durch die Bewahrung eines jeden, der aus Gott geboren ist, vor Sünde und Satan;
durch unser persönliches Wissen, dass wir aus Gott sind und uns daher im Gegensatz zur ganzen Welt befinden, die unter der Macht des Bösen steht;
durch die ebenfalls persönliche Kenntnis des großen Gegenstandes des Glaubens, nämlich des Sohnes. Er hat uns das Verständnis gegeben, den Wahrhaftigen zu kennen und in Ihm zu sein, in Seinem Sohne Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben. Er ist zugleich unser Schutz vor den Götzen.
DER ZWEITE UND DRITTE BRIEF DES JOHANNES
Diese Briefe sind in Bezug auf Thema und Aufbau so einfach – obwohl sie wichtig sind für die Wahrheit und diejenigen, die sie lieben –, dass hier nur wenige Worte genügen. Die Schwester, eine namentlich nicht genannte Frau, wird ernstlich ermahnt, niemanden aufzunehmen, der der Lehre Christi (d. h. Seiner Person, die die Grundlage und der Inhalt aller Wahrheit ist) untreu ist. – Der Bruder, dessen Name im Brief erwähnt wird, wird ermahnt, angesichts des Widerstandes von Personen oder Parteien in der Liebe, die ihn kennzeichnete, auszuharren und treue, wenn auch unbekannte Brüder aufzunehmen, die für „den Namen“ ausgegangen waren. Die Weisheit und der Wert dieser beiden Briefe sind groß. Es konnte besonders für Frauen ein schwieriges Problem sein, äußerlich gefällige Männer abzuweisen, die scheinbar eifrig im Werk des Herrn tätig waren, z. B. einen Evangelisten, durch den einst Seelen zum Glauben kamen, oder einen Ältesten, wie es einige in Ephesus gab, von denen Paulus bezeugte, dass sie abgeirrt seien. Ist der Geist des Irrtums aber tätig, so ist nur die Wahrheit maßgebend, nicht der Dienst oder das Amt. Andererseits sollte sich der in der rechten Stellung befindliche Bruder nicht durch den Unwillen eines Diotrephes beunruhigen lassen. Er sollte diejenigen, die wahrhaft für den Namen des Herrn ausgehen, willig empfangen und dadurch einen Demetrius ermutigen, der sonst vielleicht eingeschüchtert würde. Wie bewundernswert sind die Weisungen des Heiligen Geistes, die uns in den bösen Tagen leiten sollen!
 
Sulzbacher 08.04.2022 11:47
1.JOHANNES 1,1-4
Einen so erhabenen Anfang wie dieser Brief hat kein anderer, mit Ausnahme des Hebräerbriefes, der sich aus bestimmten Gründen von allen anderen Briefen unterscheidet. Beide Briefe stellen uns ohne jede Einleitung den Mensch gewordenen Sohn, das fleischgewordene Wort vor Augen. Im Hebräerbrief geschieht dies, um den Blick der Juden, die Jesus als den Christus bekannten, im Glauben auf Seine verherrlichte Person und auf Seinen Dienst im Himmel zu lenken, der sich auf Sein Erlösungswerk gründet. Der Zweck des ersten Johannesbriefes dagegen ist es, alle Gläubigen vor jeder Neuerung in Lehre und Praxis zu bewahren; sie werden an das erinnert, „was von Anfang war“ in der unveränderlichen Gnade und Herrlichkeit Seiner Person, in welcher Er sich auf der Erde offenbarte: Ebenso wahrhaftig Gott wie Mensch in Ihm für immer vereint. Der Hauptgegenstand des Hebräerbriefes ist der in die Himmel eingegangene Mensch; der des ersten Johannesbriefes die Tatsache, dass Gott in Christus herabgekommen ist, um ewiges Leben zu geben. Jedoch ist der Hebräerbrief auch reich an Einzelheiten über Seine Person, wie umgekehrt der erste Johannesbrief auch ausführlich auf Sein Sühnungswerk eingeht.

Es ist auch auffallend, dass in beiden Briefen die Namen der Schreiber als auch der Empfänger fehlen. Dafür mag es verschiedene Gründe geben; der wichtigste ist wohl die überragende Bedeutung Christi für ihre eigenen Herzen und der Wunsch, diese Größe nach dem Willen Gottes, des Vaters, den Lesern des Briefes besonders eindrücklich vorzustellen. Der Apostel der Nationen hatte, selbst in seinem direkten Arbeitsfeld unter den Nationen, stets in Wort und Tat zum Ausdruck gebracht, dass das Evangelium Gottes Kraft ist, zum Heil jedem Glaubenden, sowohl den Juden zuerst als auch den Griechen. Nun sendet er im Hebräerbrief seine letzte Botschaft an diejenigen, die geglaubt hatten, wobei seine eigene Person in bewundernswerter Weise ganz zurücktritt. Indem er den Herrn als Apostel und Hohenpriester des christlichen Bekenntnisses vorstellte (der die Vorbilder des Mose und Aaron in Sich vereinigt, aber weit über ihnen steht), erwähnt er weder die zwölf Apostel noch sich selbst unter dieser Bezeichnung. Er schreibt mehr in der Art eines christlichen Lehrers, der das Alte Testament auslegt (wie es nur ein inspirierter Schreiber konnte), als dass er mit der Autorität eines Apostels und Propheten neue Wahrheiten offenbart.

Der Apostel kannte die Voreingenommenheit seiner Brüder nach dem Fleische gegen ihn, der so eifersüchtig darüber wachte, dass die Freiheit der Nationen nicht eingeschränkt wurde. So mag seine Liebe zu diesen Brüdern zunächst wenigstens ein Grund gewesen sein, seinen Namen nicht zu nennen. Nachdem der Brief jedoch den Weg bereitet und die Wahrheit ihre Herzen mit Dem erfüllt hatte, der aus dem Himmel zu ihnen sprach, konnte am Schluss durch die Erwähnung des Timotheus auf dessen großen Freund Paulus als den Schreiber des Briefes hingewiesen werden. Noch ein anderer Gedanke mag von Bedeutung gewesen sein: die Anweisung des Herrn bei der Aussendung (nicht der Zwölfe nach Lukas 9, sondern) der Siebzig in Lukas 10, 4: „ Grüßet niemand auf dem Wege!“ Es handelte sich damals um eine abschließende Sendung. Zeiten ernster Gefahr und drohenden Verfalls erfordern Eile. So musste der freundliche Gruß auf dem Wege dem Ernst einer solchen Botschaft weichen, die ihren Verächtern die schwersten Folgen ankündigte. Auch dieser Gedanke mag die inspirierten Knechte Gottes bewegt haben.

Der eine Schreiber richtete die letzte Botschaft an seine jüdischen Brüder, damit sie angesichts der bevorstehenden Zerstörung der Stadt und des Tempels ihre Herzen auf das himmlische Heiligtum richteten und aus dem Lager zu Ihm hinausgingen, Seine Schmach tragend, ehe sie durch das Gericht dazu gezwungen wurden. Der andere Apostel schrieb mit gleicher Eindringlichkeit an die Familie Gottes nicht nur angesichts des sich einschleichenden Bösen, sondern noch mehr im Blick auf den weit furchtbareren Charakter der „letzten Stunde“, die für die Christen schon gekommen war. Viele „Antichristen“, die einst bei ihnen gewesen waren, gingen jetzt in offener Feindschaft hinaus; doch sie waren „nicht von uns, denn wenn sie von uns gewesen wären, so würden sie wohl bei uns geblieben sein“.

Wie dem auch gewesen sei, jeder Gläubige darf gewiss sein, dass der Heilige Geist gute Gründe hatte, die beiden Schreiber in so ungewöhnlicher Weise zu leiten, dass sie ihre Namen in diesen Briefen nicht erwähnen. Wir wollen uns nun dem Anfang unseres Briefes zuwenden.

Der erste Vers des ersten Johannesbriefes deutet darauf hin, dass das Johannesevangelium bereits geschrieben und den Lesern bekannt war. Der Ausdruck „das Wort des Lebens“ wäre unverständlich, wenn wir nicht Johannes 1 hätten, wo uns vieles über Ihn offenbart wird. Das Johannesevangelium öffnet uns also den Weg zum Verständnis der Eingangsworte dieses Briefes. Doch gibt es auch einen auffälligen Unterschied, der als Zeugnis für die Wahrheit äußerst interessant und wichtig ist. Im Evangelium lesen wir: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. „ Dem, dessen Herrlichkeit noch nie so einfach und zugleich so tief offenbart worden war, gebührte diese einzigartige Darstellung der Gnade und Wahrheit. Welch einen grundlegenden Kontrast bilden diese klaren Mitteilungen an die Gläubigen zu der mystischen Philosophie eines Philo, des alexandrinischen Juden und teilweisen Zeitgenossen des Apostels! Kein anderes Evangelium besitzt eine Einleitung wie die in den ersten achtzehn Versen dieses Kapitels. Der erste Titel Christi ist „das Wort“. „Im Anfang“ (V. 1 u. 2) bedeutet „vor der Schöpfung“. Das wird deutlich durch Vers 3, wo dem „Wort“ das Bestehen des gesamten Weltalls zugeschrieben wird. Er gab in so absoluter Weise allen Dingen ihre Existenz, dass nichts ohne Ihn bestehen konnte. Gehen wir in unseren Gedanken so weit zurück, wie es uns nur möglich ist, stets war Er „bei Gott“ und hatte doch, im Gegensatz zum Geschöpf, Seine persönliche Existenz als Gott. Es gibt keine Zeitspanne in der Ewigkeit vor dem Beginn der Schöpfung, von der nicht gesagt werden kann, dass Er „im Anfang“ da war. Das Fehlen des Artikels im Griechischen unterstreicht in feiner Weise diese Wahrheit, die wir nicht ausdrücken können, denn der Artikel vor dem Wort „Anfang“ hätte im Griechischen auf einen bestimmten Zeitpunkt hingewiesen. Dieser Gedanke soll jedoch gerade ausgeschlossen werden. Das unerschaffene Sein des „Wortes“ soll durch diesen Ausdruck angedeutet werden, der auf das Grenzenlose hindeutet. „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde“: damit beginnt die Zeit. „Im Anfang war das Wort“: das versetzt uns in die Ewigkeit. Man hat daher mit Recht gesagt, dass Johannes 1,1 zeitlich vor 1. Mose 1,1 liegt.

Wenn Johannes 1,1 uns mitteilt: „Im Anfang war das Wort“, so sagt uns V. 14: „Das Wort ward Fleisch“, und zwar in der Zeit. Mit dieser göttlich wunderbaren Tatsache, die von so reichem Segen für alle Gläubigen ist und auch für die Sünder, die wir ja alle einst waren, fängt der erste Johannesbrief an. Das Wort war nicht nur von Ewigkeit her da, sondern es wurde zur bestimmten Zeit Fleisch. Daher heißt es im Johannesbrief nicht „im Anfang“, sondern „von Anfang“.

Den gleichen Ausdruck verwendet auch der inspirierte Evangelist Lukas unter der Leitung des Heiligen Geistes in seiner Darstellung des Lebens des Herrn auf der Erde.

Anders als Markus, beginnt er nicht mit Seinem Dienst am Evangelium („Anfang des Evangeliums Jesu Christi, des Sohnes Gottes“). Lukas, der allem von Anfang an genau gefolgt war, geht weiter zurück. Deshalb zeigt er uns auch, mehr als alle anderen Schreiber, den Herrn in Seiner frühen Jugend. Er geht auf das heilige Menschsein des Herrn ein, beschreibt das Kindlein in der Krippe und im Tempel, als Gegenstand der Huldigung von Simeon und Anna und als ein Zeugnis für alle, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Bei Lukas finden wir die rührende Szene im Tempel, wo Er in der Mitte der Lehrer sitzt, ihnen zuhört und Fragen stellt. Alle, die Ihn hörten, waren erstaunt über Sein Verständnis und Seine Antworten. Vor und nach dieser Begebenheit dürfen wir einen kurzen Blick auf den heranwachsenden Knaben im Elternhaus werfen. Lukas stellt den Herrn also, mehr als alle anderen, „von Anfang an“ als Menschen auf der Erde dar. Sogar wenn er von denen spricht, die uns die Dinge, die unter uns völlig geglaubt werden, überliefert haben, beschreibt er sie als solche, die „von Anfang an“ Augenzeugen und Diener des Wortes waren.

Auch die viel sagende Bezeichnung „das Wort des Lebens“ verdient unsere besondere Aufmerksamkeit. Sie steht in engstem Zusammenhang mit dem Hauptgegenstand des Briefes; doch abgesehen von der Einleitung in Johannes 1 werden wir hier bei ihrer ersten Erwähnung nicht im Geringsten darauf vorbereitet. Plötzlich und unvermutet wird dieser erhabene, göttliche Gegenstand vom Heiligen Geist aufgenommen und uns vorgestellt. Welch ein Zeugnis für den Herrn war es, in Johannes 1 mit dem Wort in Verbindung mit der Ewigkeit, hier aber in Verbindung mit Seiner Person als Mensch zu beginnen! Die Empfänger des Briefes und sogar der Apostel Johannes müssen zurücktreten, um dem Gegenstand des Glaubens Platz zu machen. Das Wort, das Wort des Lebens, wird plötzlich ins Blickfeld des Gläubigen gerückt. Besser könnte die Ehrfurcht, die das Herz des Apostels erfüllte und die sich auch für unsere Herzen geziemt, nicht zum Ausdruck gebracht werden. In beachtenswerter Weise wird hier das Wort des Lebens als Mensch an den Anfang gestellt, und zwar nicht als im Himmel befindlich, sondern auf der Erde. Der verherrlichte Mensch droben auf dem Thron Gottes ist einer der Hauptgegenstände des Apostels Paulus. Hier wird jedoch mit großer Sorgfalt „das Wort“ gezeigt, wie Er auf der Erde wandelte; nicht vor Seiner Fleischwerdung (davon spricht V. 2) oder nach Seinem Tod und Seiner Auferstehung, wie an anderen Stellen in diesem Brief. Diese Stellungen, die unser Herr einnahm, kommen in passender Weise am rechten Ort zur Geltung. Hier ist jedoch von dem ewigen Leben die Rede, das sich auf der Erde offenbart und sich voll und ganz bezeugt hat und das die alleinige Quelle der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne ist. Völlige Freude ist das Teil derer, die diese Gemeinschaft durch Gottes Gnade genießen. Deshalb lässt der Apostel auch sogleich die Darstellung des Wortes des Lebens folgen, wie die Jünger Ihn auf der Erde gesehen und gehört hatten.

„Was von Anfang war“ – das war schon bevor ein Mensch Ihn gesehen hatte. „Was wir gehört ... haben“ – nur so konnte die Botschaft von dem Herrn Jesus sie erreichen. Die ersten Apostel waren Jünger Johannes' des Täufers gewesen. Es war ein Vorrecht des Apostels (obwohl hier nicht erwähnt), einer der ersten zu sein, die dem Herrn Jesus nachfolgten. Gleich manchen anderen hatten sie durch Seinen Herold von Ihm gehört, ehe sie Ihn selbst sahen. Tatsächlich war es das Zeugnis des Johannes über den Herrn, das zwei seiner Jünger veranlasste, ihn (zumindest später) zu verlassen und Christus nachzufolgen. Der eine war nicht Simon Petrus, sondern Andreas, der Bruder Simons. Wir brauchen nicht zu zweifeln, dass sein Gefährte Johannes war, der Schreiber des Evangeliums und der Briefe. Es ist gewiss von nicht geringem Wert zu wissen, dass Johannes mit Andreas schon so früh in die Nachfolge Jesu trat. Somit war er, wenn auch noch aus anderen, wichtigeren Gründen, besonders geeignet, uns über das Wort des Lebens zu berichten. Durch den Geist wurde er geleitet, von „uns“, den erwählten Zeugen, in ganz allgemeiner Weise zu sprechen. „ Was wir mit unseren Augen gesehen ... haben“. Es ist genau, was sie gehört hatten: „Siehe, das Lamm Gottes!“ Sie hatten das Zeugnis gehört und hatten mit ihren Augen die wunderbare Person gesehen, „und sie folgten Jesu nach ... und blieben jenen Tag bei ihm“. So begann die göttliche Verbindung zwischen dem Herrn Jesus und den Jüngern. Wenn wir bedenken, welchen besonderen Platz in der Zuneigung des Herrn Johannes unter den Zwölfen einnahm, wer hätte wohl geeigneter sein können als er, alles dieses in der Kraft des Heiligen Geistes und in seiner besonderen Art niederzuschreiben?

Auch die Verzögerung bei der Niederschrift ist beachtenswert. Wir hätten es für das beste gehalten, wenn Johannes seine Erinnerungen an die traute Nähe des Herrn für die Gläubigen niedergeschrieben hätte, solange noch alles frisch in seinem Herzen und Gedächtnis war. Gott aber leitete es so, dass die Wahrheit mindestens fünfzig Jahre zwar nicht im Innern seines Herzens verborgen blieb, aber nicht von seiner Feder niedergeschrieben wurde. Gottes Weg ist für alle stets der weiseste und beste, wenn auch der nichtige Mensch gerne seinen eigenen Weg gehen möchte. Aber der Heilige Geist sorgte dafür, dass durch das einsichtsvolle Warten auf Gott Sein Wille ausgeführt wurde. Nach Seinem Willen und zu Seiner Zeit sollte der Apostel Johannes, der als erster zum Herrn Jesus kam, Sein letzter inspirierter Zeuge sein. Ihm wurde der Auftrag zuteil, dem Engel der Versammlung in Ephesus (die noch leuchtend dastand, als der Apostel in seinem hohen Alter dorthin schrieb) die Mahnung des Herrn zu übermitteln: „Tue Buße und tue die ersten Werke; wenn aber nicht, so komme ich dir und werde deinen Leuchter aus seiner Stelle wegrücken. „ Er musste der Versammlung in Laodicäa die bedingungslose Drohung des Herrn mitteilen, sie aus Seinem Munde auszuspeien, obwohl er sie noch zur Buße aufrief. Aber ehe er die Briefe des Herrn an die sieben Versammlungen in Kleinasien sendet, schreibt der letzte Apostel bereits von dem bedrohlich aufkommenden Bösen und von dem Anbrechen der „letzten Stunde“ mit ihren „vielen Antichristen“.

Dadurch erhält der vor uns liegende Brief einen anderen Charakter als die Briefe des Petrus und Jakobus. Der Apostel Paulus beschreibt den Antichrist zwar in einem seiner ersten Briefe (ohne genauere Einzelheiten zu erwähnen) als den „Menschen der Sünde“, den „Sohn des Verderbens“ und den „Gesetzlosen“ (2. Thes 2). Aber nur der Apostel Johannes schreibt sowohl über die „vielen Antichristen“, die Vorläufer des großen Kommenden, wie auch über „den Antichrist“, der in Offenbarung 13,11–18 gesehen wird als das Tier aus der Erde mit zwei Hörnern gleich einem Lamme, der „falsche Prophet“. Johannes wurde es geschenkt, Christus besonders lebendig in Seiner göttlichen Würde darzustellen. So können wir es gut verstehen, dass es ihm auch gegeben wurde, den menschlichen Gegenspieler des Herrn, der von Seinem geistlichen Widersacher, Satan, erfüllt und gelenkt wird, unter der Bezeichnung Anti-Christ zu beschreiben. Wenn es auf der Erde ein Herz gab, das einen Schlag, der den Herrn Jesus traf, tief mitempfand, dann war es das des Apostels Johannes, der Seine Liebe mehr als andere genossen hatte und Ihn vielleicht mehr liebte als alle anderen. In der Regel versteht derjenige die Liebe des Heilandes am besten, der seine Sünden am tiefsten empfindet. So erklärte der Herr es jenem Mann, der von keinem von beiden das rechte Verständnis hatte: derjenige liebt am meisten, dem am meisten vergeben ist. Zweifellos besaß der geliebte Jünger ein besonders zartes Gefühl für die Liebe seines Herrn zu ihm persönlich und auch eine entsprechend tiefe Sündenerkenntnis. Die Apostel Petrus und Paulus schätzten und empfanden Seine Liebe ebenfalls, doch wohl auf eine andere Weise. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Johannes auserwählt wurde, um uns Worte voll inniger Liebe und tiefen Ernstes niederzuschreiben. Es sind Worte der Gnade und der Wahrheit, die ganz besonders geeignet sind, den Gläubigen auch in den größten Gefahren auf der Erde, vor den listigen Versuchen, den Namen Jesu zu verdrehen und zu verleugnen, zu bewahren. Gerade damit beschäftigen sich diese Briefe, vornehmlich der erste.

Der Brief stellt also die Person des Herrn Jesus vor unsere Blicke, jedoch nicht als in Herrlichkeit aufgenommen. Der verherrlichte Mensch droben ist dazu angetan, den Gläubigen über die (vergängliche) Schein-Herrlichkeit dieser Welt zu erheben, wie auch die Kraft Seiner Auferstehung geeignet ist, ihm einen festen Halt gegenüber den irdischen Anmaßungen der Scheinreligion zu geben. So brachte die Macht des Geistes Saulus von Tarsus durch den Anblick Christi in der Herrlichkeit zur Bekehrung. Der verherrlichte Christus wurde damit der besondere Gegenstand sowohl seines Dienstes am Evangelium als auch in seiner Darstellung Christi als Haupt der Versammlung – dieser großen Wahrheit, die er mehr als jeder andere inspirierte Schreiber verkündete. Der Apostel Johannes geht jedoch aus Gründen, die Gott, dem Geber jeder guten Gabe, ausreichend und weise erschienen, zu dem Christus auf der Erde zurück, dem wahren Menschen und zugleich wahren Gott. Seine Absicht ist nicht so sehr, Ihn als den Himmlischen zu schildern, sondern zu bezeugen, dass Er, der wahre Mensch, eine göttliche Person ist. Der himmlische Mensch hat uns aufgrund der Gnade Gottes herrliche Vorrechte gegeben. Doch muss das Himmlische dem Göttlichen Platz machen. Gott benutzt die himmlische Verbindung der Gläubigen dazu, sie von der Neigung zu irdischer Gesinnung zu lösen, aber nur die Kraft des göttlichen Lebens macht dem Stolz des Menschen, seinen Begierden und seinem Willen, sich selbst gegen den Vater und den Sohn zu erheben und dadurch dem Satan zur Beute zu fallen, ein Ende. Die Gesinnung des Fleisches widersteht nicht nur dem Herrschaftsanspruch Christi, sie ist auch vollkommen blind für die Überragende innere Herrlichkeit Seiner Person als Gott, welche die ihm als Mensch verliehenen Rechte weit übertrifft. Der Apostel Paulus verweilt mehr bei der Herrlichkeit, die Ihm gegeben wurde, während Johannes uns insbesondere Seine Herrlichkeit beschreibt, die Er von Ewigkeit her besaß, d. h. nicht als der Erstgeborene aus den Toten, sondern als der eingeborene Sohn. Als solcher steht Er allein da. Paulus schreibt über die Einheit der Glieder Seines Leibes mit Ihm, Johannes über die Liebe des Vaters zu denen, die bereits jetzt Seine Kinder sind. Daraus war zu folgern, dass jetzt die Stunde war, jeden irdischen Gottesdienst – auch den im Heiligtum zu Jerusalem – zu verlassen und als wahre Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anzubeten, „denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter“. Lasst uns daher danach trachten, dem Herrn treu zu sein, Sein Wort zu bewahren und Seinen Namen nicht zu verleugnen.

Es steht außer Frage, dass die Wahrheit, die wir im ersten Johannesbrief jetzt betrachten wollen, die positive Seite des Lebens, wie es in Ihm und in den Seinigen jetzt auf der Erde dargestellt wird, besonders hervorheben soll, denn sie steht in Verbindung mit der persönlichen Herrlichkeit des Herrn. Jeder geistlich Gesinnte, dem die in den letzten Jahren auf diesem Gebiet entstandenen Irrtümer bekannt sind, wird bestätigen müssen, dass weder das Evangelium noch der Brief des Johannes auch nur die geringste Grundlage für derartige Fehlschlüsse enthalten, sondern sie mit Entschiedenheit ausschließen. Manche von uns haben zu ihrer Betrübnis zwei Angriffe auf die Person des Herrn miterlebt (in den vierziger und neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts), während wir in der Erwartung der glückseligen Hoffnung und Erscheinung unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus stehen. Heute wie in den vergangenen Zeiten haben die Kinder Gottes allen Grund, mit Herzensentschluss dem Herrn anzuhangen und im Bewusstsein des ewigen Lebens, das sie in Ihm haben, immer tiefer gegründet zu werden, damit sie auch den schwächeren Gläubigen helfen können, dieses Leben als ihren bleibenden Besitz zu erkennen. Dadurch wird selbst die List Satans zum Nutzen derer dienen, die Ihn lieben und nach Vorsatz berufen sind. Lassen wir uns nicht von denen verführen, die sich und anderen einreden wollen, man habe Charakter und Anwendung dieser so klaren Wahrheit missverstanden. Dieser Einwand wird stets erhoben, wenn eine falsche Lehre bloßgestellt wird. Danach versucht man, das Böse zu bemänteln und zu beschönigen, wenn man es nicht ganz leugnen kann, um dadurch Aufdeckung und Misstrauen zu verhindern. Wie anders, wenn Aufrichtigkeit vor Gott vorhanden ist! Hat sich ein aufrichtig gesinnter Gläubiger in eine falsche Lehre verstrickt, so wird er nur allzu dankbar sein, wenn der Irrtum aufgedeckt wird und er sich unter Trauer und Demütigung davon lossagen kann. Für diejenigen, die einst um der Wahrheit willen vieles in der Welt aufgegeben haben, ist es unwürdig, einen so schwerwiegenden Irrtum zu verdecken, zu verkleinern oder zu entschuldigen. Sie begeben sich dadurch in die Gefahr, selbst in den Irrtum verstrickt zu werden, mit dem sie sich beschäftigen, oder ihr geistliches Unterscheidungsvermögen zu verlieren. Das aber ist bereits die Wirksamkeit des Geistes des Irrtums.

Der erste Vers beschreibt den Herrn Jesus, wie Er auf der Erde im trautesten Umgang mit den Jüngern geschaut und betrachtet werden konnte. Er unterschied sich denkbar weit von den Machthabern jener Zeit, besonders denjenigen des Orients, die ihre Ehre und Herrlichkeit dadurch zu mehren trachteten, dass sie sogar die Großen ihres Reiches in gebührendem Abstand hielten. Damals bedeutete es, wie wir alle wissen, den sicheren Tod, wenn jemand dem „großen König“ ohne eine Aufforderung nahte. Das Leben des Hinzunahenden war davon abhängig, ob die Hand des Königs ihm das goldene Zepter entgegenstreckte. Doch hier gesellte sich Er, der höher ist als die Höchsten, in gnädiger Herablassung zu den Geringsten und Niedrigsten. Er stieß keinen Sünder von sich, der zu Ihm kam. Er berührte und heilte Aussätzige. Er weinte am Grabe dessen, den Er von den Toten auferweckte. Wer war jederzeit und für jeden so zugänglich wie Er? Wie gab Er denen, die Er ausdrücklich erwählte, um „bei Ihm zu sein“, Gelegenheit, Ihn mit ihren Augen zu sehen, anzuschauen und sogar zu betasten! Es war daher kein Zweifel möglich, dass der Heilige Gottes zugleich wahrer Mensch war. In Vers 3 lesen wir: „ Was wir gesehen und gehört haben. „ Es ist gut, darauf zu achten, dass es in Vers 1 zuerst heißt „gehört“ und danach erst „gesehen“. Die Wahrheit wird immer zuerst durch das Ohr aufgenommen, nicht durch das Auge. Sie „hörten“ und glaubten. Der Glaube ihrer Seelen gründete sich auf das Hören, nicht auf das Sehen. Doch konnte Christus auch mit den Augen gesehen werden, nicht nur einmal, sondern sie konnten Ihn anschauen und mit ihren Händen betasten, um anderen Zeugnis von Ihm geben zu können. Welch eine wunderbare Wahrheit, dass der Schöpfer Himmels und der Erde Mensch wurde und Sein Menschsein so unter Beweis stellte, dass Menschenhände Ihn betasten durften! Er erlaubte dies selbst nach Seiner Auferstehung; zwar nicht einer Maria Magdalena, aus besonderen Gründen, wohl aber den Frauen aus Galiläa sowie dem ungläubigen Apostel Thomas: „Reiche deinen Finger her!“ So war es auch, als Er noch auf der Erde wandelte. Der Herr erkannte im Voraus die schreckliche Bosheit, die es wagen würde, Sein wahres Menschsein zu leugnen, und sorgte somit für den klaren Gegenbeweis. Wir dürfen darin Seine Gnade uns gegenüber bis zu Seinem Tode erblicken.

Ebenso klar, vielleicht noch schärfer, wird die andere böse Lehre abgewehrt, welche leugnet, dass Er Gott war. Sie sieht in Ihm nur einen mit außergewöhnlichen Kräften begabten Menschen, unter Ausschluss seiner Göttlichkeit. Aber Er war wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person. Deshalb wird Er hier „das Wort des Lebens“ genannt. Alles was in Vers 1 gesagt wird, betrifft „das Wort des Lebens“. Das „Leben“, hier das höchste geistliche Leben, gehört Gott allein. Es ist etwas anderes und Höheres als die Schöpfermacht, wie wir bei einem Vergleich von Johannes 1,3 und 4 sehen. Entsprechend dem Zweck dieses Briefes kombiniert der Ausdruck hier das „Wort“ und das „Leben“. „ Und das Leben ist offenbart worden. „ Diese Wahrheit wird hier einfach als Tatsache festgestellt, ohne Angabe, wem die Offenbarung galt. Jeder konnte es betrachten, d. h. alle, die den Herrn Jesus Christus sahen, sowohl Gläubige wie auch Ungläubige. Für die letzteren blieb es allerdings ein flüchtiger Eindruck ohne Leben spendende Wirkung; sie empfanden kein Bedürfnis nach Ihm und konnten daher nicht von Gott über Ihn belehrt werden. Denn nur wenn wir im Bewusstsein unserer Sünden kommen, können wir wahren Segen empfangen. Aber wenn sie auch Seine wunderbare Person nicht erkannten, konnten sie doch sehen, wie wunderbar Er mit allen handelte, die zu Ihm kamen, ob es Männer, Frauen oder Kinder waren. Ihren blinden Augen konnte Er jedoch Gott und sich selbst nicht offenbaren, wie Er es bei der Sünderin im Hause Simons, des Pharisäers, bei der Samariterin und dem glaubenden Räuber am Kreuz tat. Ihnen blieb es nicht verborgen, dass Er weit mehr als nur ein Mensch war. Jeder von ihnen konnte an diesem Wendepunkt seines Lebens tatsächlich das Wort des Lebens zu seinem Heil hören. Wenn der Sünderin, in deren Seele offenbar bereits Glauben und Buße vorhanden waren, Vergebung und Frieden geschenkt wurden, so waren es zweifellos die Worte des Heilandes, die in der Samariterin und dem gekreuzigten Räuber neues Leben bewirkten. Der letztere erkannte die unendliche Gnade und Würde des Herrn Jesus in der Stunde Seiner größten Schmach und Verachtung.

„Und das Leben ist offenbart worden.“ Das ist der Grundton des Briefes: es wurde hier offenbart. „ Und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, welches bei dem Vater war und uns offenbart worden ist“ (V. 2). Hier wird das „Hören“ nicht mehr erwähnt. Es wird vorausgesetzt, dass sie den Herrn bereits kannten, und daher heißt es: „Wir haben gesehen und bezeugen. „ Jetzt ist nicht mehr, wie am Anfang, vom Hören und Sehen die Rede, sondern vom Sehen und Bezeugen und davon, dass den Gläubigen das ewige Leben verkündigt wird, welches bei dem Vater (d. h. von Ewigkeit) war und uns in der Zeit offenbart worden ist, als Er auf der Erde weilte. Es ist wohl vielen bekannt, dass der eigenartige Versuch unternommen wurde, gerade im Neuen Testament einen Unterschied zwischen „Leben“ und „ewigem Leben“ zu machen. Wird das hier nicht widerlegt? In Vers 1 heißt es: Das Wort des Lebens“, zu Anfang von Vers 2 einfach „das Leben“, und bald danach finden wir im gleichen Vers „das ewige Leben“. Mit den beiden Bezeichnungen „das Leben“ und „das ewige Leben“ ist somit sicherlich genau das gleiche gemeint, nur von etwas verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet. Es ist mit der Person Dessen verknüpft, der das „Wort“ ist, und ist in dem Herrn Jesus Christus offenbart. Das ist doch völlig klar. Der eingeschaltete Vers 2 teilt uns die weitere große Wahrheit mit, dass das „ewige Leben“ bei dem Vater war, ehe Es auf der Erde im Fleisch offenbart wurde. Er war nicht nur „das Wort“ und der eingeborene Sohn, sondern auch „das ewige Leben“. Er war damals in gleichem Maße das ewige Leben, wie zu dem Zeitpunkt, als Er sich herabließ, zur Ehre Gottes und zum Heil und Segen des Menschen von einem Weibe geboren zu werden und dadurch das Leben, das Er dem Gläubigen schenkt, zu offenbaren.

Es ist beachtenswert, dass hier dem ewigen Wort, dem Sohn Gottes, ewiges Leben zugeschrieben wird, ehe Er in die Welt kam. Das ewige Leben konnte aber erst als das Teil des Gläubigen gekannt werden, nachdem Christus auf der Erde offenbart war. Als Er in den Himmel zurückkehrte, wurde es nicht offenbart, sondern im Gegenteil in Gott verborgen. Nein, hier in der Welt voller Sünde, Kummer und Elend, wo der erste Mensch so vollkommen versagt hatte, dass der Tod die Folge war, da offenbarte der zweite Mensch das ewige Leben, indem Er gehorsam wurde bis zum Tode. Durch Seinen Tod besiegte Er Satan und legte die Grundlage für eine ewige Erlösung für alle, die an Ihn glauben. Sie besitzen ewiges Leben in Ihm, sie leben jetzt aus Seinem Leben, nicht mehr aufgrund ihres eigenen gefallenen Lebens.

Die Offenbarung dieses Lebens fand nirgends anders als ausdrücklich auf dieser Erde statt. Der Himmel ist nicht der Ort seiner Offenbarung. Es ist auch falsch zu behaupten, das Leben sei offenbart worden, als es bei dem Vater war. So weit es uns Menschen betrifft, fand diese Offenbarung erst statt, als der Sohn Gottes Mensch wurde und als der treue und wahrhaftige Zeuge Gottes, des Vaters, gesehen und gehört wurde. Erst mit der Menschwerdung des Sohnes Gottes, und zu keinem anderen Zeitpunkt, wurde das ewige Leben offenbart, welches bis dahin bei dem Vater war. Das Leben befand sich in Seiner sichtbaren wirklichen Person auf der Erde in gleicher Weise, wie es bis dahin im Himmel in Ihm gewesen war. Eine auserwählte Schar von Jüngern, die Ihn gehört hatten, sah unter den verschiedensten Umständen das Leben in Ihm. Das befähigte sie, anderen zu bezeugen, dass Gott Mensch geworden und das ewige Leben in Christus in seiner unbefleckten, vollkommenen Vortrefflichkeit den Menschen auf Erden offenbart worden war. Welch ein Segen für uns, wenn auch im Bewusstsein unserer eigenen Schwachheit, unsere Aufgabe nun aufnehmen zu können, indem wir auf die Gnade unseres Herrn blicken.

Christus selbst ist unser höchstes Gut, heute noch wie einst für die Empfänger unseres Briefes. Der Apostel schreibt ihn an seine „lieben“ Kinder oder „Kindlein“, die Familie Gottes, die heute so wirklich existiert wie damals. Diese Gemeinschaft bleibt bestehen, solange die letzte Stunde andauert. Wenn bei uns heute auch viel Zukurzkommen ist, dürfen wir doch die Worte des Apostels in Demut für uns nehmen, dürfen an die Liebe des Vaters glauben, die Gnade und Herrlichkeit Seines Sohnes, des Herrn Jesus, bezeugen und uns auf den in uns wohnenden Geist Gottes stützen, um so Nutzen aus dem zu ziehen, was bereits am Anfang dieser letzten Stunde mitgeteilt wurde. Wir kennen unsere große Not, aber auch die Barmherzigkeit und Güte Dessen, der einst die Empfänger des Briefes und heute uns dahin bringen will, in Christus die unfehlbare Stütze für den Glauben und die Antwort auf jedes Bedürfnis zu finden.

„Was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir euch, auf dass auch ihr mit uns Gemeinschaft habet. „ Welch ein kostbares Vermächtnis der Liebe Gottes angesichts des Verfalls und der heutigen Gefahren! Welch eine gesegnete Gemeinschaft ist die Gemeinschaft oder der Zusammenhalt der Apostel unter solchen Umständen (vgl. Apg 2,42)! „ Und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohne Jesus Christus“ (V. 3). Bald sollte die Hand des letzten Apostels aufhören zu schreiben. Aber selbst wenn er bis heute geblieben wäre, hätte der Apostel etwas Tröstlicheres oder Ermutigenderes schreiben können, als dass die Gemeinschaft der Apostel, die am Pfingsttag begann, noch besteht? Ja, noch mehr, dass die Gemeinschaft mit dem Vater und mit Seinem Sohne Jesus Christus bleibt, die wir aufgrund des ewigen Lebens, das im Sohne ist, durch Glauben genießen dürfen. Der ausdrückliche Zweck dieser göttlichen Mitteilung ist somit, uns in die gleiche Gemeinschaft einzuführen, wie sie die Apostel mit dem Vater und mit Seinem Sohne Jesus Christus genossen, und die gnädige Absicht, unsere Herzen dadurch mit Freude zu erfüllen. Wenn solche Segnungen dazu nicht in der Lage wären, was dann? Gibt es eine andere Gabe, die unsere Herzen mit so unvergleichlicher Freude erfüllen könnte, als die, das in dem Herrn Jesus offenbarte ewige Leben als die neue, göttliche Natur in uns zu besitzen und so Gemeinschaft mit dem Vater und mit Seinem Sohne zu haben? Das erfüllt uns mit einer Freude, die in ihrem Ursprung und Wesen göttlich ist. Lasst uns daher die Gnade und Wahrheit in Christus, wie sie uns als Grundprinzip und Leitgedanke in der Einleitung dieses Briefes dargestellt werden, mit der gebührenden Ehrfurcht betrachten.

In wenigen Worten wird hier die zentrale Wahrheit des Christentums aufgezeigt. In dunkelster Stunde, wenn Satan es wie nie zuvor darauf anlegt, die Person Christi anzugreifen, ist es ihr besonderes Ziel, die Gläubigen mit Gottes eigener Freude zu erfüllen.

Wir finden hier keinen Aufruf zur Wachsamkeit durch eine ausführliche Aufklärung über die verschiedenen Irrlehren und ihre verderblichen Auswirkungen. Ebenso wenig werden die Diener Gottes aufgefordert, ihre Kräfte einzusetzen, um allen Nationen das Evangelium zu predigen. Auch finden wir hier keine Enthüllungen über die Drangsale, die der Christenheit sowie der Welt im Allgemeinen bevorstehen, und der danach folgenden Herrlichkeiten. Diese Dinge – nicht das, „was ist“, sondern die kommenden Gerichte – sind ausführlich in der Offenbarung beschrieben. Den alttestamentlichen Propheten wurden Dinge mitgeteilt, die, wie sie erfuhren, nicht für sie selbst, sondern für uns bestimmt waren (1. Pet 1,12). Gleichermaßen werden auch die Gläubigen in der Zeit nach der Entrückung der Versammlung den Geist der Weissagung als das Zeugnis Jesu haben (vgl. Off 19,10). Das ist eine bemerkenswerte Bezeichnung für den Heiligen Geist. Er ist dann nicht mehr als die Kraft der gegenwärtigen Gemeinschaft anwesend, sondern, wie in früheren Zeiten, als Geist „der Weissagung“, indem Er die Gläubigen auf die Zukunft hinweist, auf die Ankunft Jesu in Macht und Herrlichkeit.

Im Gegensatz dazu steht die Tätigkeit des Heiligen Geistes in der jetzigen Zeit. Was offenbart ist, ist uns offenbart; und was uns offenbart ist, soll dazu dienen, dass wir Gott im Geiste erkennen und die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne genießen. Die Kinder Gottes sollen auch in der schweren Zeit diese Dinge nicht nur kennen, sondern in vollem Umfang genießen. Alles, was uns offenbart ist, soll wie ständige Segensströme in unsere Herzen fließen. Der einzige richtige Anfang ist die Wiedergeburt und die Sündenvergebung durch Christus und Sein Werk. Denn wir lernen Gott kennen, wenn Sein Geist das Gewissen erweckt. Wir entsprechen Gottes Gedanken über uns aber keineswegs, wenn wir dabei stehen bleiben, auch wenn wir großen Eifer bei der Verbreitung des Evangeliums an den Tag legen. Nachdem wir das ewige Leben empfangen haben, sollen wir durch Christus in die Gemeinschaft eingeführt werden, die uns, wie hier so klar dargestellt, mit Freude erfüllen soll. Von Natur sind wir sündige Geschöpfe, die blindlings dem Gericht entgegen gehen. Durch die Annahme des Herrn Jesus werden wir aber aus Gott geboren, und als solche, die auf dem Erlösungswerk ruhen, empfangen wir die Gabe des Heiligen Geistes als Salbung und Versiegelung.

Durch das neue Leben erhalten wir die Fähigkeit und durch den Geist die Kraft, auch den Vater zu erkennen, nachdem wir den Sohn angenommen haben. Durch den Willen und das Wort Gottes empfangen wir die volle und glückliche Gewissheit, dass der Genuss dieser Gemeinschaft unser herrliches Vorrecht ist.

Lasst uns nicht auf diejenigen hören, die meinen, dass solche Segnungen für uns jetzt auf der Erde unerreichbar seien! Er, der für den heimkehrenden Sohn das beste Kleid bereithielt, möchte, dass du als Sein Kind die Gemeinschaft mit Ihm und Seinem Sohne genießt. Das ist allerdings etwas, wozu die menschliche Natur unfähig ist. Dieses Vorrecht ist für solche, die Teilhaber der göttlichen Natur geworden sind. Seine Quelle ist die Liebe des Vaters und des Sohnes, und die Kraft dazu der vom Himmel gesandte Heilige Geist, der für immer in uns ist und bei uns bleibt. Es ist daher für den Christen von besonderer Bedeutung, und das umso mehr, als das heutige christliche Bekenntnis nach außen hin voll von Irrtum und Bösem ist. Wer den Vater und den Sohn leugnet, wird diese Gemeinschaft zweifellos als Fabel und Täuschung hinstellen. Aber warum solltest du, als Christ, deshalb auf das dir zugedachte Teil verzichten?

Alle Kinder Gottes, selbst die Kindlein – oder „Säuglinge“ – der Familie Gottes, haben in ihrem Maße ebenso teil an diesen Segnungen wie die Kräftigeren und Gereiften. Daher werden auch die „Säuglinge“ aufgefordert, in diese Gemeinschaft einzutreten und sie völlig zu genießen. Auf welcher Grundlage? Das ewige Leben in Christus ist die Grundlage dafür. Kostbar ist die Rechtfertigung aus Glauben, das Bewusstsein der Errettung, wenn die Frage der Sünden und der Sünde vor Gott geordnet ist. Aber die Wahrheit, die uns hier so eindrücklich vor Augen gestellt wird, ist die positive Seite, das ewige Leben. Der Apostel Paulus hat wie kein anderer sowohl die persönliche Rechtfertigung des einzelnen Gläubigen wie die Teilhaberschaft an dem einen Leibe des Christus und die damit verbundenen himmlischen Vorrechte bezeugt. Dem Apostel Johannes oblag es, in den Tagen des Verfalls das ewige Leben in einer Weise darzulegen, wie es selbst der große Apostel der Nationen nicht in solcher Fülle getan hat.

Was ist die Quelle der Freude, die der Geist Gottes uns hier vor Augen stellt? Was ist die Grundlage und das Wesen dieser Gemeinschaft mit dem Vater und mit Seinem Sohne, zu der wir berufen sind? Welches ist der Zugang zu dieser göttlichen Freude? – Was bewirkt in dem Christen den Hass gegenüber dem Bösen und die Liebe zum Guten gemäß den Gedanken Gottes? Wodurch werden seine Zweifel und Befürchtungen für immer zerstreut? Weshalb kann er mit vollem Vertrauen dem Vater nahen und sich im Sohne erfreuen? Das alles wäre unmöglich ohne den Glauben an das Sühnungswerk des Heilandes, aber die wahre Befähigung hierzu ist das Leben, das ewige Leben, das Leben Christi.

Betrachten wir jedoch die Kinder Gottes, so sehen wir ein unterschiedliches Maß an geistlichem Leben. Könnten wir die Schar aller Gotteskinder überblicken, so würden wir bei jedem einzelnen ein anderes Maß feststellen. Unser geistliches Leben offenbart sich, was seine Äußerungen betrifft, in ebenso verschiedener Weise wie unser natürliches Leben. Selbstverständlich ist es bei allen dasselbe Leben, aber durch eine Vermengung mit dem alten Leben, die ja eigentlich nicht stattfinden sollte, werden diese Unterschiede hervorgerufen. Bei dem einen mag vielleicht etwas mehr von dem neuen Leben sichtbar sein als bei einem anderen, aber unmöglich kann uns ein so wechselhaftes Bild befriedigen. Nur bei Christus, der das ewige Leben selbst ist, findet es seinen wahren Ausdruck, ohne die geringste Beimischung oder irgendeinen Schatten. Nur wenn wir den Herrn Jesus betrachten, wie Er uns in den Evangelien vorgestellt wird, sehen wir das Leben in seiner ganzen Vollkommenheit. Da erblicken wir Gerechtigkeit und Gnade; erhabene Würde und Unterordnung; Ernst und Zartheit; glühenden Eifer und Demut des Herzens; Reinheit in Sich Selbst und Mitleid für andere; Liebe zu Seinem Vater, zu den Gläubigen und zu den Sündern. Wir erblicken den gehorsamen Menschen und zugleich das Wort und den Sohn Gottes. Alles das, was durch den Vorhang Seines Fleisches hindurch erstrahlte, war das ewige Leben; und nur in Ihm kann die Fülle dieses Lebens geschaut werden.

Wenn wir dieses Leben im Sohne besitzen, was wäre dann von größerer Bedeutung, als klar und in allen möglichen Umständen zu erkennen, wie dieses Leben wirklich beschaffen ist? Es ist ja unser Leben und zugleich unsere Lebensregel. Auch hat der Heilige Geist es uns mit einer Ausführlichkeit veranschaulicht, die in der Heiligen Schrift ohnegleichen ist. Durch das Wort Gottes wollte Er uns die vollständigste Einsicht in das schenken, was die Wonne des Vaters war. Wir sollten gemeinschaftlich die Freude genießen, dass dies unser wirkliches neues Leben ist, zugleich aber auch ein beständiges Vorbild und eine Richtlinie für unser Selbstgericht. Einerseits soll die Freude völlig werden, andererseits sollen wir im Bewusstsein unserer eigenen Unzulänglichkeit in unseren eigenen Augen nichts sein. Das ist es, was der Christ von Seiten Gottes benötigt; und das ist es, was Er als unser Vater uns in Christus bereitet hat.

Welche Unterweisungen empfangen wir, wenn wir Ihn als Denjenigen betrachten, der Knechtsgestalt annahm – ein beständiger Wohlgeruch für den Vater! Niemals hat Sein Gehorsam versagt. Es war ein bedingungsloser Gehorsam gegenüber Seinem Vater, der sich in jedem Wort und Werk, ob groß oder klein, offenbarte. „Der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt. „ Kraft und Macht hatten auch andere; aber wer außer Ihm hat nie seinen eigenen, sondern immer den Willen des Vaters getan? Ob in Leiden, Verachtung, Verleumdung, die das Herz erforschen – stets erniedrigte der Herr der Herrlichkeit Sich in Seiner Sanftmut bis zum Äußersten. Obwohl Er den Schmerz tief empfand, der Ihm durch den Unglauben des Volkes bereitet wurde, wandte Er Sich in derselben Stunde mit Dank und völliger Unterwürfigkeit an Seinen Vater. Wenn das erwählte, aber stolze Volk Ihn in seiner Blindheit ablehnte, so eröffnete die Gnade den Unmündigen das, was den selbstzufriedenen Weisen und Verständigen verborgen blieb. In solchen Szenen sehen wir die Tätigkeit und Darstellung des ewigen Lebens. Wenn alles einzeln aufgezeichnet würde, wie es sich gebührte, so könnte selbst die Welt die geschriebenen Bücher nicht fassen, wie der Apostel Johannes uns am Ende seines Evangeliums sagt. Die Bibel enthält die vom Geist Gottes getroffene Auswahl. Kein anderer wäre dazu in der Lage gewesen. Er reicht uns darin die Speise Gottes als unsere Speise dar; denn unsere Gemeinschaft besteht darin, dass wir Anteil an dem haben dürfen, was der Vater im Sohn und der Sohn im Vater gefunden hat. Das ist nicht nur das Teil der Apostel, sondern des einzelnen Christen und der Familie Gottes.

Denken wir einmal an Mose, der einen ganz besonderen Platz im Blick auf Israels Erlösung und die Gesetzgebung sowie als Schreiber des Pentateuchs (der fünf Bücher Mose) einnahm. Wie wenig wissen wir eigentlich über seine Person! Wie hielt er sich im Hintergrund, der der sanftmütigste unter allen Menschen war, bis Christus die Erde betrat. Aber was war Mose, wenn wir ihn mit Christus vergleichen?

Auch über Paulus, der unter den Aposteln und im Neuen Testament einen außergewöhnlichen Platz einnimmt, wissen wir nur wenig Persönliches. Wie viele haben schon gewünscht, mehr über ihn zu erfahren. Aber die besonders ausgeprägten Züge seiner Persönlichkeit – wie auch des Petrus und Johannes, um die bekanntesten zu erwähnen – zeigen den großen Unterschied zum Herrn, bei dem alle Charakterzüge in vollkommener Harmonie vorhanden waren. Bei den Aposteln stach manche Seite stark hervor, nicht so bei Ihm. Er war vollkommener Mensch für Gott, vollkommener Gott für den Menschen und zugleich ewiger Sohn innerhalb der Personen der Gottheit!

So ist das ewige Leben nicht lediglich der Messias, der als vollkommener Mensch kam, sondern das Wort und der Sohn Gottes in einem für Ihn bereiteten Leibe, obwohl Er der Sohn der Jungfrau war. In der Vereinigung von Gottheit und Menschheit in dem Herrn Jesus liegt das Wunder Seiner Person hier auf Erden und der Segen der Offenbarung des ewigen Lebens in Ihm beschlossen. Das ist das Wesen des neuen Lebens für den Gläubigen, für dich und mich. Wenn wir von Ihm im Wort der Wahrheit lesen, Ihn ehren, wie wir den Vater ehren, und in Ihm das finden, was in besonderer Weise unsere Liebe – die Liebe jedes Christen – hervorruft, können wir dann, wenn Seine Gnade und Wahrheit unsere Herzen erleuchten, ausrufen: Das ist mein Leben! Das ist dein Leben, mein Bruder“? Dadurch haben wir Gemeinschaft mit dem Vater und mit Seinem Sohne Jesus Christus. Erfüllt dieses unvergleichliche Vorrecht unsere Herzen nicht mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude?

Wir sind gemeinsame Teilhaber an den Segnungen des ewigen Lebens durch den Glauben an Christus. Wir haben zunächst Gemeinschaft mit dem Vater, weil wir Seinen Sohn Jesus Christus besitzen. Der Sohn ist die Wonne des Vaters, und Er ist es auch für dich und für mich. Der Vater und Seine Kinder finden ihre völlige und gemeinsame Freude im Sohne. Der Vater hat uns den Sohn gesandt und gegeben; so besitzen wir nun den Sohn. Wer aber den Sohn hat, hat das Leben. Wir haben dieses wunderbare Leben, weil wir den Sohn haben. Der Sohn muss in Seiner anbetungswürdigen Person die Wonne derer sein, die ewiges Leben haben. Nur der Vater kennt den Sohn vollkommen, daher schätzt auch nur Er den Sohn so, wie es Ihm gebührt. Von uns wagen wir das nicht zu sagen, obwohl wir den Sohn haben, Ihn lieben und uns nach unserem Maß an Ihm durch den Geist Gottes erfreuen. Das ist Gemeinschaft mit dem Vater in dem Sohne Jesus Christus.

Aber wie haben wir Gemeinschaft mit Seinem Sohn? Wir haben sie in dem Vater, der sowohl Sein Vater wie auch unser Vater ist.

Der Sohn stand als solcher in ewiger Beziehung zu dem Vater. In Übereinstimmung mit dem Wille ' n und der Gnade des Vaters gefiel es Ihm, Ihn uns als unseren Vater bekanntzumachen (vgl. Joh 20,17). Es war Ihm nicht genug, uns den Vater zu zeigen. Das hätte zwar dem Apostel Philippus genügt, nicht aber der Liebe Gottes. Gott wollte unser Vater sein und uns als Seine Kinder besitzen. Solche sind wir nun geworden und haben daher durch die Gnade Gemeinschaft mit dem Sohn, während der Vater Ihn als Sohn in den Rechten der Gottheit hat.

Wir haben somit Gemeinschaft mit dem Vater im Besitz des Sohnes und mit dem Sohn im Besitz des Vaters. Sollte unsere Freude da nicht völlig sein? Im Vergleich dazu treten selbst der Himmel und die ewige Herrlichkeit zurück, obwohl auch diese unser Teil sind. Wenn wir von einer solchen Gemeinschaft wüssten, sie aber nicht besäßen, wie könnte unsere Freude dann so voll sein, wie sie es jetzt ist? Um diese Gemeinschaft zu besitzen, brauchen wir nicht zu warten, bis wir abscheiden, um bei Christus zu sein, oder gar bis zur Umgestaltung unserer Leiber in Sein Bild bei Seiner Ankunft. Nur der Unglaube kann ein Kind Gottes darin hindern, sie jetzt und hier auf der Erde zu genießen. Der Heilige Geist ist jedem einzelnen von uns persönlich gegeben worden, damit Seine göttliche Kraft diese Gemeinschaft in uns bewirken möge. Der Sohn kam auf diese Erde hernieder, sonst könnten wir diese Gemeinschaft – wenn überhaupt – nicht in der Form haben, wie es jetzt der Fall ist. Der Apostel beginnt seine Belehrungen mit der Tatsache, dass der Herr zu diesem Zweck auf die Erde kam und damit die Grundlage zur göttlichen Gemeinschaft im ewigen Leben gelegt hat. Nur mittels des ewigen Lebens können wir diese Gemeinschaft als unser Teil besitzen. Ohne das ewige Leben wäre sie unmöglich, denn mit dem Fleisch kann es keine göttliche Gemeinschaft geben. Deshalb bezeugte der Herr wiederholt, dass der gegenwärtige, bewusste Besitz des ewigen Lebens die Grundlage des Christentums und dieser Gemeinschaft ist – dieser Gemeinschaft als der reichsten Gabe aufgrund des ewigen Lebens, das in Ihm ist und das Er uns mitgeteilt hat.
 
Sulzbacher 08.04.2022 11:48
etc,...
 
Sulzbacher 08.04.2022 11:48
1.JOHANNES 5,13-21
Es fällt dem Leser auf, wie der Geist Gottes wiederholt darauf dringt, dass die Gläubigen nicht nur das ewige Leben besitzen, sondern auch über diesen Besitz Gewissheit haben sollen. Es könnte sein, dass jemand, wie es ja auch vor dem Kommen Christi auf die Erde der Fall war, das ewige Leben hat, ohne es zu wissen. Es gibt erwiesenermaßen auch heute nicht wenige Gläubige, bei denen sich deutliche Wirkungen und Ergebnisse dieses Lebens zeigen, obwohl sie keine Kenntnis von seinem Besitz haben. Die Seele des Gläubigen, dem dieses große Vorrecht unbekannt ist, erleidet aber durch mangelnde Erkenntnis verderblicher Einflüsse einen großen Verlust an der Freude in Gott; auch ist die praktische Folge eine Herabsetzung des Maßstabes für seinen Wandel. Wie kann ein solcher Christ, ohne die freudige Gewissheit des ewigen Lebens zu haben, Angst und Unruhe vermeiden, wenn er gleichsam von seinem Gewissen aufgefordert wird, sich zu prüfen, ob er bei allem Versagen auf seinem Lebensweg wirklich ein Christ ist?

Auch wird der Versucher ständig bemüht sein, ihn zu dem zu verleiten, was dem Herrn Unehre zufügt, um dann Misstrauen gegen die Gnade Gottes in sein Herz zu säen.

Es gibt noch einen weiteren Grund, warum der Geist Gottes immer wieder mit Nachdruck darauf hinweist, dass wir nicht nur die Kenntnis sondern, wie es hier heißt, die bewusste Kenntnis (oida statt ginöskö) über den Besitz des ewigen Lebens haben sollen. Es hat nämlich in und seit den Tagen der Apostel immer Gegner der Wahrheit gegeben, die es bestritten, dass man die Gewissheit des ewigen Lebens haben könne, und die damit dieses Leben als etwas sehr Unbestimmtes hinstellten. Es ist die typische Einstellung des Unglaubens durch alle Jahrhunderte hindurch, diese Gewissheit zu verdunkeln, oft unter dem scheinheiligen Vorwand unserer Unwissenheit, Unwürdigkeit und unserer Neigung zum Irrtum, und diese Eigenschaften sind ja bei uns leider vorhanden. Hier geht es aber gar nicht um diese Frage, sondern darum, ob Christus Seine Gabe des ewigen Lebens dem Gläubigen jetzt bereits vollständig und in aller Klarheit offenbart hat oder nicht. Es ist eine völlig falsche Auffassung, dass dieses Vorrecht nur gewissen bevorzugten und besonders geistlichen Gliedern der Familie Gottes vorbehalten sei. Das Neue Testament zeigt uns dieses Teil als den bewussten Besitz aller, die an den Sohn Gottes glauben. Nichts kann gewisser sein, als dass Gott jedes Kind Seiner Familie liebt. Sein Wort spricht daher in bestimmtester Weise davon, dass jeder Gläubige dieses Vorrecht innerlich festhalten und genießen und dass er es praktisch verwirklichen soll in der persönlichen Gemeinschaft, in der Anbetung und im Wandel, auch wenn er noch keine großen geistlichen Fortschritte gemacht hat. Ebenso klar zeigt uns das Wort, dass das natürliche Leben, das Leben im Fleische, das für Gott stets hassenswürdig war, von dem Christen durch die Wirksamkeit Christi und Seines Geistes in zunehmendem Maße verabscheut werden muss. Er muss das sündige Leben verleugnen und ablegen und im Glauben gemäß seiner neuen Natur wandeln, deren einzig vollkommenes Vorbild Christus ist. Diese neue Natur wird hier sowie im Johannesevangelium als das „ewige Leben“ bezeichnet. Es ist das Leben Christi, das durch Gnade nun auch „unser Leben“ geworden ist.

Die Aufgabe des Apostels Johannes bestand nicht so sehr darin, das Erlösungswerk Christi vorzustellen (obwohl er es auch erwähnt im Zusammenhang mit der himmlischen Herrlichkeit und Gottes großen zukünftigen Ratschlüssen für das ganze Universum), er offenbart mehr die persönliche Würde und Gnade des Herrn, dessen Herrlichkeit sowohl dem Leben, das Er mitteilt, wie auch Seinem Werk den rechten Wert verleiht. Gott kann gerechterweise und entsprechend allem, was Er in Seinem Sohne sieht, Seine Freude an den Ratschlüssen haben, deren Erfüllung noch zukünftig ist. Jedes Verweilen bei unserer eigenen Würdigkeit oder Unwürdigkeit ist daher völlig unberechtigt. Es ist nicht mehr eine Frage des ersten, gefallenen Menschen, sondern ausschließlich des zweiten, Christus, unseres Herrn. Er Selbst und das, was Er erworben hat, ist uns von Gott gegeben und stellt unsere Grundlage dar. Welchen Anspruch erheben doch Seine Person und Sein Werk vor Gott, der Ihn allein vollkommen wertzuschätzen vermag; und für wen stellt Christus diese Ansprüche? gewiss nicht für Sich selbst, denn Er war als Sohn eins mit dem Vater und von Ewigkeit her der Gegenstand Seiner Liebe. Er kam herab, um Sich selber hinzugeben und damit für Gottes Ehre einzutreten und die vollkommene Liebe Gottes zur Darstellung zu bringen. Das war die göttliche Antwort auf die Lüge Satans, der sich selbst gegen Gott empört hatte und nun danach trachtete, auch den Menschen unter den Zorn Gottes zu bringen, was ihm offensichtlich gelungen ist. Aber Gottes Ratschlüsse können niemals zunichte gemacht werden. Er wird sie mit völliger Gewissheit auf der Grundlage der Erlösung vollenden. Denn der Erlösungsplan wurde keineswegs von Gott nachträglich eingeführt, wie auch alle anderen göttlichen Ratschlüsse nicht gefasst wurden, weil irgendeine Seiner Absichten versagt hätte. Kundgetan wurden Seine Ratschlüsse uns, den Gläubigen, erst nach dem völligen Versagen des Menschen hier auf Erden. Doch ebenso wie Gottes Liebe bestanden auch Seine Ratschlüsse bereits vor aller Schöpfung, wie der Apostel Paulus uns in Epheser 1,3–14; Kolosser 1,26; 2. Timotheus 1,9 und Titus 1,2 bezeugt.

Johannes wurde es in besonderer Weise gegeben, tiefe Einsicht in die Natur Gottes zu gewinnen. Dementsprechend beschäftigt er sich auch so viel mit der ewigen Person des Herrn sowie mit Ihm, als im Fleische gekommen, um die Herzen der Gläubigen zu befestigen und sie über die traurige Tatsache zu erheben, dass die Kirche äußerlich zu völliger Unterordnung und zum Ruin abgesunken ist. Damit weist er auch auf das nahende Gericht Gottes hin, das an Seinem Hause beginnt. Das stets größer werdende Verderben innerhalb der Christenheit bietet uns jedoch keinerlei Grund dafür, unser Vertrauen auf Christus im Geringsten erschüttern oder schwinden zu lassen. Auf welche Weise wird das Herz des Gläubigen durch den Geist Gottes gestärkt? Indem Er uns hinweist auf das ewige Leben, das bei dem Vater war, ehe die Schöpfung entstand und ehe Gott in der Person des Herrn Jesus als wahrer Mensch hernieder kam und uns das ewige Leben als einen ebenso bewussten Besitz mitteilte, wie wir es am Tage der Herrlichkeit besitzen werden. Es ist selbstverständlich bereits heute unser Teil in Ihm durch den Glauben. Es wäre eine merkwürdige Lehre, die behaupten würde, dass ein gegenwärtiges Teil nicht ebenso gut durch den Glauben jetzt unser ist, wie das Zukünftige, das wir erwarten (1. Kor 3,22). Das gilt in erhöhtem Maße für das Leben in Christus.

Worte können nicht klarer sein als das, was der Herr in Johannes 5,24 und der Apostel in Vers 12 unseres Kapitels sagen. Es könnte sein, dass wir eine Kenntnis haben von etwas, was wir zu empfangen begehren, ohne innerlich ganz davon überzeugt zu sein, weil wir es noch nicht praktisch besitzen. Kein „Pelagianer“ ist je so weit gegangen, zu leugnen, dass der Gläubige schon jetzt ewiges Leben besitzen könne, obwohl er versuchen könnte, dieses ewige Leben wegzudiskutieren. Es blieb aber dem modernen Wiedererstehen einiger gnostischer Irrlehren vorbehalten, die Wahrheit über das ewige Leben gänzlich umzustürzen; dieser Brief gibt aber jedenfalls nicht den geringsten Anhaltspunkt dazu. Keine orthodoxe Glaubensrichtung hat sich diesem schrecklichen Irrtum je angeschlossen.

Die schlimmsten Irrtümer schießen heute üppiger auf denn je, und der Unglaube scheint kein Schamgefühl mehr zu besitzen. Es gibt heute kaum eine Vereinigung bekennender Christen, die den Ruf einer kirchlichen Körperschaft genießt, in der nicht Zweifel an der Heiligen Schrift mehr oder weniger am Werke sind. Ich selber kann mich noch an die Zeiten erinnern, als derartig verderbliches Übel in kirchlichen Kreisen noch unbekannt und nur bei denen zu finden war, die „außerhalb“ standen. Auch hatte der Unglaube seine Opposition gegen Gottes Autorität in den Schriften damals noch nicht mit dem „wissenschaftlichen“ Schleier der „literarischen und historischen Forschung“ getarnt. Man verwarf offen Gottes Wort, weigerte sich, Glaubensartikel zu unterzeichnen, die Seine Autorität bestätigten und verzichtete lieber als Folge auf entsprechende Ämter und Vergünstigungen. Die heutige Generation sagt sich dagegen von der allgemeinen Ehrbarkeit los, sichert sich aber trotzdem irdische Ehren und Vorteile. Wo wird das alles enden? In dem Abfall und dem Menschen der Sünde; die Anhänger der weltlichen Religion dagegen werden in Satans „ Geheimnis, Babylon, der großen, der Mutter der Huren und der Gräuel der Erde“ aufgehen.

Wir wollen nun die abschließenden Bemerkungen des Apostels betrachten. „Dies habe ich euch geschrieben“ (oder: „schrieb ich euch“, der in den Briefen übliche Aorist), „auf dass ihr wisset, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes“ (V. 13). Die Gnade konnte in uns nur Sünde und Tod finden; sie gibt uns das Beste, was Gott zu geben hatte, und zwar durch den Glauben an Seinen Sohn, den Herrn Jesus. Was wäre geeigneter und notwendiger für uns als das ewige Leben, die göttliche Natur, die Gott und Seinen Sohn und alles Gute und Heilige liebt. Sie hasst die Sünde und liebt die Gerechtigkeit in Übereinstimmung mit dem vollkommenen Gesetz der Freiheit; sie ist Gott gehorsam, nicht zwangsweise wie bei den Juden, sondern aus Kindesliebe wie bei unserem Herrn. Wie unheilvoll sind alle Lehrsysteme, welche die alten Überzeugungen zugunsten von neuartigen und zügellosen Ideen verlassen. Man behauptet nicht nur, dass man keine Gewissheit über den Besitz des ewigen Lebens haben könne, sondern versteigt sich zu der Behauptung, dass niemand das ewige Leben jetzt schon besitzen könne. Das ewige Leben ist die unentbehrliche Grundlage dafür, dass wir in den „guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat“, wandeln können, von denen der Apostel Paulus in Epheser 2,10 spricht. Der Apostel Johannes teilt uns an dieser Stelle – wie übrigens vom Anfang seines Briefes an – alles mit, was uns in Christus befestigen und jeden Verführer abwehren kann, so dass niemand hier einen Vorwand für Zweifel oder Unglauben findet. Zuerst hatte er die überragende Vortrefflichkeit und Fülle des Lebens in Christus gezeigt als den Gegenstand des Glaubens und der Liebe unserer Seele. Hier, im letzten Kapitel, legt er das Gewicht darauf, dass der Gläubige dieses Leben besitzt und sich dessen völlig bewusst ist. So steht alles an seinem rechten Platz; es ist der Würde des Sohnes und der Freude des Vaters angemessen und erhöht den Segen, der dem Gläubigen zuteil wird. Dieses Leben ist das erste Gnadengeschenk an die Seele, die Grundlage für die Gemeinschaft mit dem Vater und Seinem Sohne; es ist das, worauf der Heilige Geist als der Sachwalter in jedem Augenblick unseres Wandels hienieden einwirkt. Wie gewaltig ist dann der Verlust, wie unermesslich der Irrtum aller, die dieses Gift eingesogen haben und unter irgendwelchen Vorwänden leichtfertig an der Wahrheit vorübergehen oder gar ihr Verhalten heuchlerisch zu rechtfertigen versuchen!

Wir kommen noch zu einem weiteren wichtigen Punkt. Es handelt sich um die Zuversicht oder Freimütigkeit des Herzens, die wir für unseren Zugang zu Gott als Seine Kinder brauchen. Ohne das Bewusstsein, ewiges Leben zu besitzen und in das Verhältnis von Kindern zum Vater versetzt zu sein, könnte diese Freimütigkeit unmöglich vorhanden sein. Sowohl das ewige Leben wie das Kindesverhältnis sind Vorrechte, an denen wir uns jetzt schon erfreuen dürfen. Kein Wunder, dass diejenigen, die an keines dieser beiden glauben, unsere Freimütigkeit als eine unerhörte Anmaßung bezeichnen. Wie können sie wohl die Aussagen unseres Kapitels und viele andere Stellen, die das gleiche bezeugen, ernsthaft lesen, ohne zu erkennen, dass Gott dieses Zutrauen von Seinen Kindern erwartet? Er hat diese Worte niederschreiben lassen, um Seine Kinder zu ermuntern und um sie im Selbstgericht erkennen zu lassen, wo sie dieses Zutrauen durch irgendwelche Hindernisse beeinträchtigen ließen. Es ist ja gerade der belebende Faktor im Gebet des Christen; jede unserer Bitten sollte von dieser Gewissheit durchdrungen sein. Das soll nicht heißen, dass man aufhören soll zu beten, wenn diese vertrauensvolle Freimütigkeit nicht vorhanden ist. Wir sollten nicht das Gleichnis vergessen, das der Herr in Lukas 18,1–8 Seinen Jüngern sagte, „dass sie allezeit beten und nicht ermatten sollten“. Sind die Bitten nicht von diesem Grundsatz geprägt, dann fehlt ihnen der eigentliche Charakter des Gebets eines Gotteskindes. In einem solchen Fall sollte man ernstlich danach trachten, den toten Ballast loszuwerden und sich heilige Kühnheit im Gebet schenken zu lassen. Wir besitzen das ewige Leben und die Erlösung und sind in die innigsten Beziehungen zu Gott gebracht. Doch befinden wir uns inmitten einer Welt des Unglaubens, die keinen Anteil an diesen Vorrechten hat, sich aber in Selbstbetrug in ihrer religiösen Stellung korporativ, wenn nicht individuell sicher fühlt. Diese Tatsache erzeugt aber für uns und unsere Brüder fortwährend eine Unzahl von Gefahren, Schwierigkeiten und Nöten. Das Hilfsmittel in diesen Umständen ist das Gebet, zu welchem Gott uns ermuntert, auch wenn es nicht stets ein Gebet des Glaubens, sondern ein Rufen aus großer Bestürzung heraus sein mag. Wäre unser Auge wirklich einfältig, so würden wir mit mehr Freimütigkeit im Heiligen Geiste beten. Dennoch sollten wir uns stets selbst dazu ermuntern, zu Gott als zu unserem Vater zu rufen, der uns bereits geliebt hat, als nichts Liebenswertes an uns war, und uns jetzt als Seine Kinder im Schmuck des „besten Kleides“ liebt, denn solche sind wir jetzt als Christen in dieser Welt. Wäre es uns überlassen worden, unter den stärksten Beweisen Seiner Liebe zu uns auszuwählen, hätten wir dann wohl irgendetwas erbitten können, was sich mit dem vergleichen ließe, was Er uns in Christus durch Sein unverbrüchliches Wort zugesagt hat?

Lasst uns daher, indem wir in der Liebe verharren, in Gott bleiben; dann bleibt Er in uns (Kap. 4,13). Dann werden durch Seine Gnade alle großen und kleineren Hindernisse beseitigt, und wir empfangen Freimütigkeit durch die unwandelbare Liebe in dieser Welt, die stets dem Wechsel unterworfen ist. Gott hat Wohlgefallen daran, wenn wir kühn mit Seiner Fürsorge rechnen in allen unseren Übungen, Bedürfnissen, Besorgnissen durch Krankheit, in schmerzlichen Umständen, ja, in allem, worin wir Tag für Tag auf die Probe gestellt werden. Wie sollten da unsere Empfindungen sein? Besitzen wir die Freimütigkeit des Glaubens in unserem täglichen Umgang mit Gott? Rechnen wir völlig mit Ihm aufgrund der Gnade, die uns von Tod und Sünden befreit und uns das Leben und den Heiligen Geist gegeben hat? Sollten wir dann, wenn es sich um die geringen Nöte dieses Lebens handelt, uns ängstigen und zweifeln? Das wäre inkonsequent und Seiner Liebe unwürdig. Haben wir in kühnem Glauben die höchsten Segnungen ergriffen, dann Lasst uns auch hinsichtlich dieser geringsten Dinge des täglichen Lebens Zuversicht bewahren. Lasst uns nicht daran zweifeln, dass Er in Seiner Liebe an allem teilnimmt, was Er zu unserer Erprobung zulässt oder uns schickt. Er ruft uns hier zu: „Dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten, er uns hört. „ gewiss sollten wir uns schämen, irgendetwas gegen Seinen Willen zu bitten. Sein Wort lässt uns darüber nicht im Unklaren, was Seinem Willen entspricht und was nicht. Doch es geht noch weiter: „ Und wenn wir wissen, dass er uns hört, um was irgend wir bitten, so wissen wir, dass wir die Bitten haben, die wir von ihm erbeten haben“ (V. 14 u. 15). Lasst uns doch nicht an Ihm zweifeln in diesen verhältnismäßig geringfügigen Prüfungen, nachdem wir Seine unendliche Liebe in den tiefsten Nöten der Seele erfahren haben! Wie beweist uns doch das 4. Kapitel, dass in Christus keine menschlichen Nöte zu groß sind, und diese Verse in Kapitel 5, dass nichts zu klein ist für die Liebe Gottes. Wir vergessen so leicht, in dem Augenblick zu handeln, wo Er unsere Bitte beantworten will, und rufen dann zu Ihm zu einer Zeit, zu der Er nicht auf unsere Bitten eingehen kann. Es geziemt sich stets für uns, zu Gott zu beten, und für uns und andere fließt reicher Segen daraus hervor. Doch fehlt dem Gebet das Wesentliche, wenn es nicht in der Freimütigkeit vorgebracht wird, durch die Gottes Liebe zu uns verherrlicht wird. Lasst uns in dem Bewusstsein, dass wir Seine Kinder sind und Leben und Erlösung empfangen haben, alles verurteilen, was sich uns diesbezüglich hindernd in den Weg stellt. Trotz Sünde und Satan besitzen wir jetzt schon diese unvergleichlichen Vorrechte als Anrecht auf die ewige Herrlichkeit; über allem aber haben wir den Sohn, den Vater und den Heiligen Geist. Wir sind gesegnet mit Dem, der den Segen spendet. Jene Gläubigen, die diese Segnungen auf den Tag der Herrlichkeit hinausschieben, haben wohl recht bezüglich jenes Tages, sind aber völlig im Unrecht, wenn sie sich ihre eigentliche Freude in der Gegenwart versagen. Jetzt ist die Zeit, in der wir diese Segnungen benötigen; wir brauchen sie am nötigsten am bösen Tage, zur Verherrlichung Gottes und zugunsten Seiner Kinder. Am Tage der Herrlichkeit werden wir nicht mehr zur Freimütigkeit im Gebet ermahnt werden müssen, dann wird alles von Lobpreis erfüllt sein. Solange wir uns aber noch in dieser Welt mit all ihren Schwierigkeiten und Gefahren befinden, besteht die dringende Notwendigkeit für solches Gebet. Zudem ist es die Zeit reichster Segnung für denjenigen Gläubigen, der weiß, dass Christus in dem Vater, wir in Ihm und Er in uns ist. Es ist daher gerade jetzt der Zeitpunkt, Gott mit Freimütigkeit um jedes und alles bitten, was Seinem Willen entspricht; andere Dinge zu begehren, wagen wir nicht. Und wir wissen, dass Er uns hört. Wie falsch wäre es, daran zu zweifeln! Hat Gott nicht Seine vollkommene und immerwährende Liebe zu uns unter Beweis gestellt? Er mag es für gut befinden, uns durch eine schwere Übung zu erproben. Einen Gläubigen, der vielleicht in einer Gott nicht wohlgefälligen Weise um Geld besorgt ist, kann Er jeden Pfennig verlieren lassen inmitten einer Welt, wo jeder Pfennig zählt; der Gläubige weiß vielleicht nicht mehr, woher er sein Frühstück nehmen soll. Soll er deswegen an Gottes Güte und Weisheit zweifeln, die er ebenso gut kennen gelernt hat wie seine eigene Torheit? Nein, er darf Gott bitten, nach Seinem Willen zu handeln, in der Gewissheit, dass Er ihn hört und dass wir „die Bitten haben, die wir von ihm erbeten haben“.

Ich entsinne mich, dass ein gottesfürchtiger ehemaliger Geistlicher vor etwa fünfzig Jahren auf der Straße von einem Freunde danach gefragt wurde, wie er und seine Familie denn lebten. Er antwortete, das könne er selbst nicht genau sagen, doch sicher wäre, dass sie durch Gottes Gnade lebten. Da kam gerade der Postbote und übergab ihm ohne weitere Worte eine Banknote. Der Gefragte zeigte sie seinem Freunde mit der Bemerkung: „Das ist ein Beispiel dafür, wie ich lebe!“ Wir haben einen lebendigen Gott, der dem Glauben so begegnet, wie es Seinen Wegen entspricht, mögen die Umstände noch so schwierig sein. Schwere Prüfungen sind auch heute noch für einen Gläubigen ebenso ehrenvoll wie seinerzeit für einen Abraham. Es mag solche geben, denen der Herr nur wenig auferlegt, weil sie glaubensschwach sind und nicht mehr ertragen könnten. Wer aber stark im Herrn ist, wird sicherlich auf die Probe gestellt werden, und zwar zu seinem eigenen Segen. Es steht geschrieben: „Er zieht seine Augen nicht ab von dem Gerechten“ (Hiob 36,7). Wir sind von Not, Elend und Kummer umgeben; deshalb sollten wir aber nicht so intensiv mit dem Gefühl unserer eigenen Schwierigkeiten beschäftigt und der Not anderer gegenüber abgestumpft sein. Wir müssen daran denken, dass auch andere, die durch die Gnade in das gleiche Verhältnis zu Gott gebracht sind, auf mancherlei Weise schwer zu leiden haben. Sollten wir Gott nicht ebenso herzlich für sie bitten, wie wir es für uns selbst tun, und uns damit als rechte Brüder in Christus erweisen?

Für jeden einzelnen Gläubigen gilt es, dieses kühne Vertrauen zu der Liebe Gottes praktisch zu verwirklichen. Dann lernen wir auch, unserem eigenen Willen zu Misstrauen und nur um das zu bitten, von dem wir sicher sind, dass es Seinem Willen entspricht. Und was wird das Ergebnis davon sein? „Er hört uns. „ Wir haben nicht nur das Vorrecht, wir werden geradezu gedrängt, Ihm, der uns alle liebt und kennt, vertrauensvoll unsere Bitten zu bringen und mit Seiner gnädigen Erhörung zu rechnen. Und wenn wir wissen, dass Er uns hört (es ist kein formales, sondern ein inwendiges, bewusstes Wissen), um was irgend wir bitten, so wissen wir (auch hier das gleiche inwendige Wissen), dass wir die Bitten haben, die wir von Ihm erbeten haben. Was könnte dem Glaubenden wohl mehr Freimütigkeit geben? Die Erhörung mag nicht unseren eigenen Gedanken entsprechen, sie ist aber Seine viel weisere, tiefer gehende und liebevolle Antwort auf unsere Bitte.

Alles gründet sich auf die Liebe Gottes. Als wir noch Sünder waren, gab Er Christus für uns dahin; jetzt, wo wir Seine Heiligen sind, ist Christus Seine Gabe an uns, wobei der Heilige Geist mitwirkt, um in unseren Herzen und Wegen alles zum Guten zu wenden. Wenn Gott uns nun dazu ermuntert, mit Freimütigkeit zu bitten, dann doch wegen unserer ständigen Neigung, nicht nach Seinem Willen zu bitten, es sei denn, dass wir in der Erkenntnis Seines Wortes weiter fortgeschritten sind. Hierin liegt der praktische Wert unserer Bemühungen um ein tieferes geistliches Verständnis der Heiligen Schrift.

Gott misst Seinem Wort höchste Bedeutung bei; auch der Herr und die Apostel taten es, und die gleiche Wertschätzung sollte bei uns gefunden werden. Wie erbärmlich ist es, der Liebe Gottes, der überschwänglichen Fülle der Wahrheit in der Heiligen Schrift und der Gabe des Geistes, der die Schreiber inspirierte, den Rücken zu kehren und sich mit weiter nichts als der eigenen Errettung zu beschäftigen. Das würde bedeuten, für die offenbarten unzähligen Reichtümer der Gnade blind zu sein und unsere Seelen geistlich hungern zu lassen.

In den Versen 16 und 17 befasst sich der Apostel mit der heiklen Frage, ob unsere Bitte vor Gott wohlgefällig ist oder nicht vor Ihn gebracht werden sollte. „Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht, eine Sünde nicht zum Tode, so wird er bitten, und er wird ihm das Leben geben, denen, die nicht zum Tode sündigen. Es gibt Sünde zum Tode; nicht für diese sage ich, dass er bitten solle. Jede Ungerechtigkeit ist Sünde; und es gibt Sünde, die nicht zum Tode ist. „ Diese Stelle bereitet oft Schwierigkeiten, weil man mit Vorurteilen an sie herangeht und übersieht, dass Gott auch mit den Seinen Seine Regierungswege geht. Es handelt sich um die Frage, die schon im Buch Hiob erörtert wird und bei deren Behandlung die drei Freunde Hiobs so offenbar versagten. Das Neue Testament spricht ganz klar darüber in Johannes 15,1–10; 1. Korinther 11,27–32; Hebräer 12, 5–11 und 1. Petrus 1,17 und an anderen Stellen, wie auch hier. Es handelt sich keineswegs um den „zweiten Tod“, sondern um einen Gläubigen, der wegen der Schwere oder den Umständen seiner Sünde aus dieser Welt weggenommen wird. Gott ahndet seine Sünde mit dem leiblichen Tod. Dabei kann es sich, wie wir aus dem Alten Testament ersehen, um Gläubige handeln, die mit hohen Ehren ausgestattet waren, wie Mose und Aaron, die Jehova in Kades sehr erzürnt hatten (4. Mose 20). Das Gericht kann auch unmittelbar ausgeführt werden, wie wir es bei Ananias und Saphira finden (Apg 5). Der Grundsatz wird den Korinthern durch den Apostel Paulus in seinem Brief erläutert (1. Kor 11); viele von ihnen waren nicht nur krank und schwach, sondern auch ein gut Teil war entschlafen. Es heißt dort: „Aber wenn wir uns selbst beurteilten, so würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir vom Herrn gezüchtigt, auf dass wir nicht mit der Welt verurteilt werden. „ Die Korinther waren also in verschiedenen Schweregraden gezüchtigt worden, dabei war auch die „Sünde zum Tode“ bestraft worden. Der Herr züchtigt Seine irrenden Heiligen, jedoch ausdrücklich zu dem Zweck, dass sie nicht wie die Welt zum zweiten Tode verdammt werden müssen.

Es wäre also durchaus nicht nach den Gedanken des Herrn, für die Erhaltung des irdischen Lebens eines Bruders zu bitten, den der Herr wegen seiner Sünde durch den leiblichen Tod züchtigen wollte. Die Welt tut nichts anderes als sündigen, sie verwirft den Herrn; sie wird daher für den schrecklichen zweiten Tod, für das ewige Gericht, aufbewahrt. Wollte man diesen Gedanken aber in unsere obigen Verse hineinlegen, so würde man die geistliche Belehrung dieser Stelle nur verwirren. Andererseits zeigen diese Verse aber auch die Gnade, in der Gott Sich herablässt, unsere Freimütigkeit in Seiner Gegenwart uneingeschränkt zu erhalten und uns nur vor einem Irrtum zu bewahren, dem wir sonst verfallen würden.

Eine Lüge ist, besonders bei einem Christen, eine schwere Sünde. Von Anfang an ist diese Sünde aber häufig begangen worden, ohne den Tod nach sich zu ziehen. Durch das Herniederkommen des Heiligen Geistes und die reiche Wirksamkeit der Gnade und Macht in jenen Tagen war eine Lüge aber in Gottes Augen eine besonders schwere Sünde. Auch machten die Heuchelei und vorsätzliche Vereinbarung jener Ehegatten, die beide die ernste Beschuldigung des Petrus ableugneten, diesen Fall so schwerwiegend, dass eine offenbare Sünde zum Tode vorlag (Apg 5). Diese Lüge konnte umso weniger geduldet werden, als Gott gerade Seine wunderbaren Segnungen zur Verherrlichung Seines Sohnes austeilte. Wie verwerflich war es da, ein Maß an Ergebenheit vorzutäuschen, das gar nicht vorhanden war! Das gleiche gilt für Korinth, wo außerdem das Mahl des Herrn durch den schlechten Lebenswandel der Gläubigen entehrt wurde (1. Kor 11).

Das erinnert mich an einen bemerkenswerten Fall, den ich vor Jahren selbst erlebte. Ein Bruder, der sich offenbar bei bester leiblicher Gesundheit befand, wurde plötzlich aufs Krankenlager gelegt. Ich besuchte ihn daraufhin. Da er Mediziner war, konnte er seinen eigenen Zustand sicher besser beurteilen als andere. Er erklärte mir ganz ruhig, jedoch nicht ohne tiefen Ernst und Ergriffenheit, dass er bald sterben werde. Es waren keinerlei Anzeichen einer Krankheit vorhanden, auch vermochte er selbst nicht zu sagen, was ihm fehlte. Trotzdem war er völlig überzeugt, dass seine letzte Stunde auf Erden nahe. Er fügte hinzu: „Ich habe eine Sünde zum Tode begangen“, und vertraute mir dann an, um was es sich handle. Er hatte kein Verlangen weiterzuleben; weder betete er selbst darum, noch bat er mich, für ihn zu beten. Er beugte sich unter die Züchtigung des Herrn; es schmerzte ihn nur, dass seine Sünde sie verursacht hatte. Doch war er ganz zufrieden, abzuscheiden, um beim Herrn zu sein. Er ist dann auch tatsächlich entschlafen. Er anerkannte die gerechte Handlungsweise des Herrn und starb ohne jeden Zweifel über seine Annahme bei dem Herrn.

Es handelt sich hier zweifellos um ein ernstes Mittel, das der Herr anwendet; es gibt auch keinen Grund zu der Annahme, dass Er nur zu gewissen Zeiten zu einem solchen Zuchtmittel greift. Worin besteht aber der große Unterschied hinsichtlich der Folgen einer Sünde? Nicht die Ungeheuerlichkeit der Sünde an sich ist ausschlaggebend; es geht um die besonderen Umstände, unter denen sie begangen wird, die sie so abscheulich in Gottes Augen macht. Diesen Unterschied zu erkennen, erfordert geistliche Einsicht bei dem Betreffenden, der in einem solchen Fall selber keine Fürbitte wünschen und auch keinerlei Verlangen haben wird weiterzuleben. In dem erwähnten Fall wusste der Bruder, dass Fürbitte nicht am Platz gewesen wäre. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass für ihn diesbezüglich gebetet worden wäre; er starb tatsächlich innerhalb kurzer Zeit. Unter normalen Umständen ist die Fürbitte ja gerade das, wozu wir aufgefordert werden. Unser Mitgefühl wendet sich den Kranken zu, wir möchten sie gerne noch länger bei uns behalten. Es erfreut uns, ihre christliche Einstellung wahrzunehmen, die Erprobung ihres Glaubens auf die eine oder andere Weise und ihre Geduld in der Prüfung zu sehen. Das dient dann zu unserer eigenen Förderung.

„Es gibt Sünde zum Tode“, so heißt es richtig; nicht: „eine Sünde zum Tode“ (wie manche das griech. Substantiv ohne Artikel übersetzen, Anm. d. Üb.). „Jede Ungerechtigkeit ist Sünde. „ Jede Tat, die nicht mit unserer Stellung in Christus übereinstimmt, ist Sünde; denn wir sind hier gelassen, um den Willen Gottes zu tun. Doch nur die besonderen Umstände, die sie im privaten oder öffentlichen Bereich zu einer groben Beleidigung Gottes machen, können sie eine „Sünde zum Tode“ werden lassen. Im Allgemeinen ist sie dieses nicht.

Die Verse 18 bis 21 bilden einen Abschluss, der dieses Briefes würdig ist. In jenen ersten Tagen schienen manche anfänglich gut zu laufen, bewiesen dann aber ihren Mangel an wahrem Glauben und Leben, indem sie sich von Christus abwandten und der fälschlich so genannten Kenntnis (gnösis) zuwandten und schließlich offene Feindschaft gegen den Vater und den Sohn an den Tag legten. Angesichts dieser Missstände macht sich der Apostel eins mit all den Gläubigen, die durch die Gnade befähigt sind, zu sagen: „Wir wissen ...!“ (oidamen). Diese besitzen ein inneres Wissen, das einst von außen her aufgenommen worden war. Bei denen, die nicht aus Gott geboren waren, konnte es zu keinem fest verankerten Bewusstsein in ihrem Geist kommen, wie dies bei jedem Gotteskinde der Fall ist. Gotteskinder legen keinen Wert auf jene äußerliche Kenntnis, die den natürlichen Menschen begeistert und irreführt. Jene anderen waren lediglich Gnostiker, deren Ehre in ihrer Schande, in Fabeln und Philosophie bestand. Nicht nur die Antichristen, sondern auch die alten Kirchenväter, wie Clemens von Alexandrien und ähnliche Männer, waren dadurch gekennzeichnet. Doch die wahren Jünger des Herrn finden in Christus alle einstmals verborgenen Schätze göttlicher Weisheit und Erkenntnis, ob sie nun Christus auf Erden betrachten oder aber in den Himmeln, wo das „Geheimnis“ der paulinischen Briefe geschaut wird. Bei diesem Bestreben werden sie durch den Heiligen Geist in die ganze Wahrheit geleitet, die zwar alt, doch stets neu und von einer Frische ist, wie kein irdisches Wissen sie aufweist. Denn der Heilige Geist empfängt nur von den Dingen Christi und verkündigt sie uns, wie wir das in dem geschriebenen Wort jetzt vor uns sehen.

„Wir wissen, dass jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt; sondern der aus Gott Geborene bewahrt sich, und der Böse tastet ihn nicht an.“ Hier wird uns das göttlich gewirkte Bewusstsein gezeigt, das jeder persönlich haben muss. Es ist für das Herz des Christen von unmittelbarer und tiefer Bedeutung und soll in seiner Seele stets hell und klar erhalten bleiben. Der Form nach sehen wir weiter nichts als eine umfassende, abstrakte Feststellung, in die der Glaube aber einzudringen und die er zu verwirklichen vermag. Es liegt ein kleiner Unterschied zwischen den beiden Ausdrücken „der aus Gott geboren ist“ und „der aus Gott Geborene“, obwohl sich beide auf die gleiche Person, den Gläubigen, beziehen. Bei dem ersten Ausdruck wird die fortdauernde Wirkung des also Geborenseins hervorgehoben, im zweiten Fall wird die Tatsache des Geborenseins nur mitgeteilt, ohne Bezugnahme auf die Fortdauer. In den Augen der Gnostiker war die Sünde etwas Belangloses, das man ignorieren, oder aber als etwas Unangenehmes, aber Unvermeidliches abtun konnte (die Ansichten dieser Leute gingen nämlich ziemlich weit auseinander). Anders für die wahren Kinder Gottes, für welche die Sünde, wie auch für Gott Selbst, eine schwerwiegende Sache ist. Die ernste Mitteilung, dass der aus Gott Geborene nicht sündigt und vom Bösen nicht angetastet wird, bedeutete daher für sie zugleich eine Tröstung wie auch eine Warnung. Denn Gottes Wort ist lebendig und wirksam wie kein anderes Wort; auch wohnt der Heilige Geist in jedem Gläubigen und verleiht diesem Wort Nachdruck. So wird unser Leben hienieden von Gemeinschaft und Wandel, von Dienst und Anbetung ausgefüllt.

„Wir wissen, dass wir aus Gott sind, und die ganze Welt liegt in dem Bösen“ (darunter kann sowohl der Satan wie auch das Böse an sich verstanden werden). Hier ist keine Unklarheit zu finden, keine Abschwächung des absoluten Gegensatzes, der zwischen uns als der Familie Gottes und der Welt in ihrer furchtbaren Unterwerfung unter den Bösen besteht. Der Trennungsstrich wird klar gezogen. Mit der gleichen inneren Überzeugung, mit der die Gläubigen die Tatsache erkannten, dass ihr neues Leben seinen Ursprung in Gott Selbst hatte, erkannten sie auch, dass die ganze Welt der Macht des Bösen unterworfen ist. Könnten die beiden Seiten deutlicher abgegrenzt werden? Auf der einen Seite ist Gott die Quelle und der Ursprung von allem, auf der anderen Seite herrscht völlige Unterwerfung unter Satan. Es geht hier nicht um die Versammlung, die im Gegensatz zu Juden und Heiden steht und von diesen angefeindet wird. Es handelt sich um die persönliche Gewissheit, dass „wir aus Gott“ sind, die ganze Welt aber, ohne es gewahr zu werden, unter der Knechtschaft Satans liegt, wie uns nur zu gut bekannt ist. Es gehört zum neuen Leben, die erkannten Segnungen durch den Glauben in Besitz zu nehmen und dem göttlichen Willen entsprechend auf uns selbst anzuwenden.

„Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns ein Verständnis gegeben hat, auf dass wir den Wahrhaftigen kennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohne Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“ Der bewusst gekannte Gegenstand des Glaubens, der Sohn Gottes, der bereits gekommen ist, ist von der gleichen Bedeutung für uns wie die neue Natur und ihr göttlicher Ursprung; und hier wird uns gesagt, dass wir mit Ihm in vollkommener Weise verbunden sind. Auch hier handelt es sich um das innere Wissen wie in den vorherigen Versen. „Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist. „ Das steht in deutlichem Gegensatz zu der Erwartung der Juden, die auf das Kommen dessen warten, der in jeder Beziehung völlig minderwertig sein wird; doch auch im Gegensatz zu den Heiden, die Gott nicht kennen, Dämonen anbeten und, wenn möglich, in noch tieferer Unwissenheit stehen. Doch der Sohn Gottes, der alles ins Dasein rief, wurde in Seiner unendlichen Liebe Mensch, um uns nicht nur ewiges Leben mitzuteilen, sondern Sich Selbst als eine Sühnung für unsere Sünden in den Tod zu geben, wie die Schrift es bezeugt.

„O, wie gewaltig war Sein Wort: Es werde!“
Durch das Er schuf die Himmel und die Erde.
Doch noch gewaltiger war Seine Macht
in dem Erlösungswerk, das Er vollbracht.“

Hier wird uns nun gesagt, dass Er kam, um uns Verständnis zu geben, den Wahrhaftigen, den wahren Gott, zu kennen. Denn nur Er allein war fähig, das vollkommene Abbild des unsichtbaren Gottes in einer Welt darzustellen, die voller Finsternis, Unreinheit und Todesschatten ist; in einer Welt, hinter der sich die unsichtbaren Mächte der Bosheit befinden, die stets bemüht sind, der Lüge den Anschein von Wahrheit zu geben und die Menschen hinsichtlich der Wahrheit zu verblenden. Der Herr Jesus entspricht auf keine Weise den Lieblingsvorstellungen der Betrüger; bei Ihm handelt es sich um eine wirkliche, göttliche Person, um das „ewige Leben“ als eine lebendige Tatsache. Auf diese gründet sich die in Christus gekannte Wahrheit in all ihrer Tiefe, Höhe und Heiligkeit, von welcher die Versammlung das korporative und verantwortliche Zeugnis darstellt. Doch hatte sie in diesem Zeugnis bereits damals versagt, und um wie viel mehr ist sie heute in Verfall geraten! Doch für den Glauben ist selbst in den dunkelsten Tagen eine Kraftquelle vorhanden; und dieser Brief weist den einzelnen Gläubigen in aller Deutlichkeit und Vollständigkeit auf diese Quelle, Jesus Christus, hin. Er stellt dem Gläubigen, als einem in Christus Geborgenen, mit göttlicher Autorität den Herrn vor Augen als Den, der gestern, heute und in Ewigkeit Derselbe ist.

„Wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohne Jesus Christus.“ Damit wird in kurzen, aber kraftvollen Worten unser unveränderliches Vorrecht zum Ausdruck gebracht. Es zeigt uns, dass unser sicheres Geborgensein in dem wahrhaftigen Gott darin besteht, dass wir in Seinem Sohne bleiben. Das wird uns bereits in den eigenen Worten des Herrn gesagt (Joh 14,20): „An jenem Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin, und ihr in mir und ich in euch. „ Nicht nur sind wir in Ihm, sondern wir sollen auch ein Verständnis darüber und über all das hier Gesagte besitzen. „Jener Tag“ ist die Zeit, in der wir jetzt leben.

Konnte Gott wohl mehr tun, als uns göttliches Leben in Christus zu geben und uns zu befähigen, in Gott zu bleiben durch den Heiligen Geist, der Selbst in uns bleibt? Wie eigenartig, dass manche Christen dann so dahinleben, mit ihrem weltförmigen Christentum zufrieden oder auch unzufrieden sind, aber anscheinend keinen Begriff davon haben, dass diese wunderbaren Vorrechte jedem Kinde Gottes zustehen und von ihm ausgelebt werden sollen. Wie inhaltsvoll und segensreich sind die Schlussworte dieses Absatzes: „Dieser“ (nämlich Jesus Christus, Sein Sohn) „ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben. „ Er, aus dem und in dem wir sind, ist der Wahrhaftige, im Gegensatz zu allen falschen Göttern und zu der Lüge, die Gott leugnet. Gott wird aber tatsächlich nur gekannt in Seinem Sohne Jesus Christus. Er hat Sich in Ihm allein offenbart, der alles aufgab, um das Werk hinauszuführen und uns durch die Mitteilung Seiner Natur für das Bleiben in Ihm passend zu machen. Er ist der wahrhaftige Gott und auch das ewige Leben. Ohne dieses Leben könnten wir weder den Vater kennen noch den Sohn, den Er gesandt hat. In dem auferstandenen Christus besitzen wir dieses Leben jetzt in seiner vollen Bedeutung für unsere Seelen. Nach unserer Auferweckung oder Verwandlung bei Seinem Kommen werden wir es auch für unsere Leiber besitzen.

Nachdem die Gnade und Wahrheit uns so eindrucksvoll vorgestellt worden sind, wird eine kurze, ernste Warnung angefügt: „Liebe Kinder, hütet euch vor den Götzen!“ Alles außerhalb von Christus, was das Herz des Menschen fesselt und erfüllt, wird von Satan zu einem Götzen gemacht. Heutzutage mögen diese Götzen nicht aus Gold oder Silber, Holz oder Stein bestehen, sondern von einer viel heimtückischeren Art sein. Der Tag naht eilends heran, an dem die große Masse der Juden zu ihrer alten Sünde, dem Götzendienst, zurückkehren wird, sowenig sie es auch heute für möglich halten. Ebenso wird es der Christenheit ergehen, sosehr sie sich ihres Protestantismus und ihres unüberwindlichen Abscheus vor dem römischen Götzendienst auch gebrüstet haben mag. In dem kommenden Abfall werden sie miteinander verschmelzen. Beide, Juden und Namenchristen, werden dem „Menschen der Sünde“, dem Antichristen, huldigen, wenn er sich in den Tempel Gottes setzen und sich selbst als Gott darstellen wird, um nachher zusammen mit seinem großen politischen Verbündeten, dem römischen Tier jener Tage, in die ewige Verdammnis geworfen zu werden.

Der Herr ist nahe!
 
Sulzbacher 08.04.2022 11:49
Amen,Gruss,Ralf😘
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