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DIE ZWEITE TAFEL DES GESETZES [und Staatsgewalt]

DIE ZWEITE TAFEL DES GESETZES [und Staatsgewalt]
Es gibt eine weit verbreitete Vorstellung, die aus einer Tradition resultiert, von welcher wir nicht wissen, woher sie stammt, und zwar die, dass das Gesetz Gottes aus zwei Teilen besteht, aus der Liebe zu Gott und der Liebe zu den Menschen, wobei sich die ersten vier Gebote ausschließlich auf die Pflicht des Menschen gegenüber Gott beziehen und die letzten sechs auf die Pflicht des Menschen gegenüber seinen Mitmenschen, so dass es in den Zuständigkeitsbereich menschlicher Regierungen fällt, die [Umsetzung des Inhalts] der zweiten Tafel des Gesetzes [gesetzlich] zu regeln, während dem sie sich nicht anmaßen dürfen, das auch hinsichtlich [des Inhalts] der ersten Tafel zu tun. Wir sagen, dass diese traditionelle Vorstellung keinerlei Grundlage in der Wirklichkeit hat. Die Überlegungen, die wir bereits hinsichtlich des Gesetzes Gottes angestellt haben, reichen aus, um den Irrtum dieser Vorstellung zu beweisen.

Man braucht nur das zehnte Gebot - "Du sollst nicht begehren das Haus deines Nächsten! Du sollst nicht begehren die Frau deines Nächsten, noch seinen Knecht, noch seine Magd, noch sein Rind, noch seinen Esel, noch irgendetwas, das dein Nächster hat!" [2. MO. 20,17] [SLT] - zu lesen, um klar zu sehen, dass zumindest die Durchsetzung [der Gebote] der zweiten Tafel des Gesetzes als Ganzes nicht in die Zuständigkeit der menschlichen Regierungen fällt. Es gibt [zumindest] ein Gebot, auf das keine irdische Regierung jemals Einfluss nehmen kann. [So] kann ein Mensch von Begierde geradezu zerfressen sein, und doch können menschliche Gesetze ihn nicht bestrafen, und die Gesetzeshüter können nicht einmal erkennen, dass er begehrlich ist. Es ist also offensicht-lich, dass die zweite Tafel des Gesetzes [inhaltsmäßig] nicht von einer menschlichen Regierung durchgesetzt werden kann.

Aber [auch] kein anderes Gebot der zweiten Tafel kann aufgrund menschlicher Macht [besser] durchgesetzt werden als das zehnte, denn das Gesetz ist geistlich. Jeder Teil davon ist geistlich. Das sechste, das siebte und das achte Gebot sind geistlich, ebenso wie das erste. Das Halten der Gebote besteht [ja] nicht in äußerer Form. Wenn es kein geistliches Leben in der Seele gibt, gibt es kein Halten der Gebote. Außerdem ist der äußere Schein oft trügerisch. Wenn wir uns erlauben sollten, die Handlungen eines Menschen zu beurteilen, würden wir oft sagen, dass er falsch handelt, während wir, wenn wir sein Herz lesen und seine Motive sehen könnten, feststellen würden, dass er das Richtige tut. Und sehr oft werden Menschen dafür gelobt, dass sie tun, was richtig zu sein scheint, was aber in Wirklichkeit falsch ist.

Es ist [auch] ein Irrtum anzunehmen, dass die letzten sechs Gebote, weil sie die Aufgabe des Menschen gegenüber anderen Menschen festlegen, keinen Bezug zu GOTT haben. Sie sind die Gebote Gottes, und zwar Gottes allein. Es ist die Aufgabe des Menschen gegenüber GOTT, seine Mitmenschen zu lieben. Die Liebe zum Menschen kann nur aus der Liebe zu GOTT erwachsen. [Und] die Liebe zu Gott kann nicht ohne die Liebe zu den Menschen existieren. "Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, der kann nicht Gott lieben, den er nicht sieht." [1. JOH. 4,20] [LUT2017] Und [bitte] merke dies: Die beiden Tafeln des Gesetzes entsprechen keiner Pflicht gegenüber GOTT und Pflicht gegenüber den Menschen, sondern sie sind die Liebe zu GOTT und die Liebe zu den Menschen. Pflichten kann man erzwingen, aber die Liebe nicht. Das Gesetz [jedoch] ist Liebe, denn die Liebe ist "des Gesetzes Erfüllung." [RÖ.13,10] Aber keine menschliche Macht kann einen Menschen dazu zwingen, einen anderen zu lieben. Deshalb kann keine menschliche Macht das Gesetz Gottes erzwingen. [Auch] GOTT selbst kann keinen Menschen zwingen, SEIN Gesetz zu halten, denn es ist ein Gesetz der Liebe, wie ER selbst die Liebe ist. Aber ER gibt denen, die dazu bereit sind, die Fähigkeit, es zu halten, indem ER seine Liebe durch seinen Heiligen Geist in ihre Herzen ausgießt.

[Nun jemand mag fragen:] "Aber ist es nicht richtig, dass die Regierung Gesetze gegen Mord und Diebstahl erlässt und durchsetzt?" Sicherlich, aber wenn die Regierung einen Menschen bestraft, weil er einen anderen getötet oder gestohlen hat, setzt sie in keiner Weise das Gesetz Gottes durch. Mord und Diebstahl werden in Nationen bestraft, die nichts von Gott wissen. Wenn der Dieb bestraft wird, dann nicht, weil er gegen das Gesetz Gottes verstoßen hat, sondern weil er den Frieden eines anderen gestört hat. Das Gleiche gilt, wenn ein Mörder gehängt wird. Die Strafe, die der Staat dem Mörder auferlegt, mindert in keiner Weise die Strafe, die er von GOTT am Jüngsten Tag erhalten wird. Wenn der Staat durch das Hängen eines Mörders das Gesetz Gottes durchsetzen würde, dann wäre das die einzige Strafe, die der Mörder erhalten würde. Aber niemand nimmt an, dass ein Mensch, weil er die Strafe des Gesetzes [zu Lebzeiten] erleidet, von GOTT eine geringere Strafe erhält, als [die welche] er erhalten würde, wenn sein Vergehen bis zu seinem natürlichen Tode nicht durch Menschen aufgedeckt [und bestraft] worden wäre.

Die zivilen Regierungen sind von GOTT eingesetzt, aber nicht, um an die Stelle Gottes zu treten. GOTT hat keinen [menschlichen] Stellvertreter auf dieser Erde. Keine irdische Macht ist dazu berufen, das Gesetz Gottes durchzusetzen oder dafür zu sorgen, dass es befolgt wird. Das Ziel menschlicher Regierungen ist es, Menschen in Schach zu halten, die es anderen unmöglich machen würden, in Frieden zu leben. Zivile Regierungen sind [auch] nicht dazu da, Menschen religiös zu machen oder oder ihnen in irgendeiner Weise zu helfen religiös zu sein, sondern nur dazu, bestimmte Menschen zu zwingen, sich zivilisiert zu verhalten, welche dies ohne Zwang nicht tun würden. Es ist wahr, dass es nie eine Regierung auf der Erde gab, die sich innerhalb der ihr gebührenden Grenzen gehalten hat, aber die Tatsache, dass Regierungen sich angemaßt haben, sich in viele Dinge einzumischen, die außerhalb ihres Bereichs liegen, macht diese nicht richtig. [Auch] ein Präzedenzfall macht keine Sache richtig.

Die Vorstellung, dass Menschen dazu berufen sind, über die Einhaltung des Gesetzes Gottes zu wachen, führte zur Einrichtung der Inquisition. Menschen erkannten, dass das Gesetz Gottes sich auf mehr bezieht als auf die äußeren Handlungen. [Und] da sie sich verpflichtet fühlten, für die Einhaltung des Gesetzes zu sorgen, begannen sie, die Privatangelegenheiten der Menschen und ihr geheimes Leben zu erforschen. Da niemand so viel über die Gedanken eines Menschen wissen konnte wie er selbst, begnügten sich die Inquisitoren nicht mit dem Zeugnis von Spionen, sondern verhörten den Menschen selbst. Und da ein solcher natürlich [zumeist] nicht bereit war, seine geheimen Gedanken preiszugeben, griff man, damit menschlichen Richter wissen konnten, was Gott allein wissen kann, auf die Folterbank, die Daumenschraube, den Flaschenzug usw. zurück. Das Übel der Inquisition ist das Übel der Vereinigung von Kirche und Staat. Das eine wächst natürlich und unvermeidlich aus dem anderen. In dem Maße, in dem die Verbindung eng und wirksam ist, wird auch die Strenge der Inquisition sein. Niemand kann die Einheit von Kirche und Staat verteidigen, ohne [damit auch] die Inquisition zu verteidigen.

( Ellet J. Waggoner, Januar 1893 )

Kommentare

 
JesusComesBackSoon 27.03.2022 18:56
Auch wenn der Inhalt dieses Artikels von Ellet J. Waggoner bereits vor etwa 130 Jahren verfasst wurde, hat er deswegen nichts an seiner Bedeutsamkeit für das persönliche, insbesondere auch geistige Leben eines jeden Nachfolgers des Sohnes Gottes verloren.

Für diejenigen, die gerne noch weitere solche  (zeitgeistfreien, nah am Wort Gottes ausgerichteten ) Artikel lesen möchten, nachstehend zwei entsprechende Links:

Übersicht ARTIKEL Ellet J. Waggoner
https://www.christ-sucht-christ.de/weblog/JesusComesBackSoon/63068/

Übersicht Artikel Alonzo T. Jones
https://www.christ-sucht-christ.de/weblog/JesusComesBackSoon/63067/

Mein Wunsch ist, dass jeder Leser durch den (bzw. die) Artikel reichlich gesegnet wird und das Gelesene in seinem Leben Frucht zur Ehre Gottes bringen möge.

Die angegebenen Bibelverse wurden, sofern nicht speziell angegeben, aus LUTHER 1912 entnommen. Die Abkürzungen [KJV] [LUT2017] [ELB] [SLT1951] und [SLT] stehen falls vorhanden für King James Version, Luther 2017, Elberfelder, Schlachter 1951 und Schlachter 2000.

Eckige Klammern im Text - abgesehen von Bibelzitaten - beinhalten Einfügungen von mir, die einer besseren Verständlichkeit nach Übertragung des Artikels ins Deutsche dienen sollen.
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