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Humanistische Ethik I

Humanistische Ethik I
Humanistische Ethik Teil I

Nach dem bisherigen Austausch über autoritäre Ethik folgen nun meine Gedanken zur humanistischen Ethik. 
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Frage ich Menschen, welche Ethikvorstellung sie haben, beginnt i.d.R. ein großes Rätselraten. 

Daher geht den noch im Teil II folgenden theoretischen Ausführungen bei mir die Ethikformulierung von Dr. A. Schweitzer voran.

Dr. Albert Schweitzer (1875-1965), der heute nicht mehr ganz so bekannte Urwalddoktor und Friedensnobelpreisträger, war ein Weltverbesserer. 

Ein guter Kenner von Dr. A. Schweitzer formulierte: Schon immer war es so: Wer die vermeintlich richtige Idee hat, eine Idee, die auf Namen hört wie Freiheit, Gerechtigkeit, nationale Identität oder göttlicher Willen, der sieht das Recht auf seiner Seite. Der erlaubt sich jedes gewaltsame Mittel, um sein Ziel zu erreichen. Albert Schweitzer hat versucht, dem zu begegnen, indem er das Leben zum höchsten Wert erklärte.

Der Theologe überraschte zu seiner Zeit dadurch, dass er sich nicht in erster Linie auf die christliche Nächstenliebe und Feindesliebe berief, sondern auf die Vernunft. Die Vernunft, so behauptete Schweitzer, müsse jedem Menschen sagen: „Ich kann nicht anders als Ehrfurcht haben vor allem, was Leben heißt, ich kann nicht anders als mitempfinden mit allem, was Leben heißt. Das ist der Anfang und das Fundament aller Sittlichkeit.“

Ein zentraler Satz für Schweitzers Ethik lautet: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ Wer sich dies klar mache, so Schweitzer, könne nichts anders, als anderes Leben zu respektieren und ihm mit Ehrfurcht zu begegnen.

In seinen beiden Predigten im Februar 1919 mutete er seiner alten Straßburger Gemeinde einiges zu – und allen, an die er sich mit seiner Forderung nach Ehrfurcht vor dem Leben bis heute wendet. Zunächst einmal stellte er klar, dass es keinen Sinn habe, weiter auf die Lehre der christlichen Nächstenliebe zu vertrauen:

„Die christliche Sittlichkeit ist zu keiner Macht in der Welt geworden. Die Menschheit steht so vor uns da, als ob die Worte Jesu für sie nicht existierten. Darum nützt es gar nichts, die sittlichen Gebote Jesu einfach immer wieder zu wiederholen."

Die zweite Zumutung betraf den Einsatz, den Schweitzer verlangte. Er sah im Helfen und Lebenerhalten nicht nur „das einzige Glück“, sondern auch eine Pflicht. Für jeden. Seinen moralischen Anspruch hat er rigoros formuliert. Schonungslos.

„Ethik“, so schrieb er, „ist ins Grenzenlose erweiterte Verantwortung gegen alles, was lebt.“ Eindringlich forderte er unser Mitleid mit allen Lebewesen. Auch, wenn es uns schwer falle: „Mitleiden heißt Leiden. Wer einmal das Weh der Welt in sich erlebt, der kann nicht mehr glücklich werden in dem Sinne, wie der Mensch es möchte.“

Der in den 50er Jahren fast wie ein Heiliger verehrte Schweitzer hat sich stets als Christ verstanden, hat in Lambarene für Patienten und medizinisches Personal Gottesdienste gehalten. Aber für ihn war Jesus nicht Gottes Sohn, sondern ein Mensch. Es heißt: "Er war ein vorbildlicher Mensch, in dessen Denken und Handeln das Göttliche sichtbar wird."
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Die oben an sich sehr klar formulierte Ethik ist ganz sicher eine Hilfe, um eine gute Beziehung Mensch-Mensch zu fördern und hilfreiche Handlungen für das friedliche Zusammenleben abzuleiten. In diesem Sinne verdiente sich Dr. A. Schweitzer auch großen Respekt.

Jedoch weist die Ethik von Dr. A. Schweitzer nicht auf Gott hin, sondern auf den "guten Menschen". Der gutwillige Mensch kann durch Nachdenken und eigener Kraft das Grundwesen des Sittlichen begreifen und zuerst sich selbst und dann die Welt verbessern.       

Kommentare

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msn268 27.03.2022 16:34
Danke recht interessant.

🤔 Kommt nur mir das so vor, dass die Humanistische Ethik ihren Ursprung im Denken von {Namens-} Christen hat, welche die Sohnschaft Christi leugnen?

😒 Würde zumindest erklären, warum es doch einige Schnittpunkte mit christlichen Weten gibt.
 
Bluehorse 27.03.2022 17:25
So viel ich auch über Humanismus las, entdeckte ich doch nicht die eine Quelle.  
 
Bluehorse 27.03.2022 17:29
Die Deklaration von Amsterdam

Als Mitglied der Humanists International unterstützen wir die Aussagen der Amsterdam-Deklaration.
Die Deklaration wurde 2002 von der Generalversammlung der damaligen IHEU (International Humanist and Ethical Union, heute: Humanists International) zum 50-jährigen Jubiläum ihrer ersten internationalen Konferenz im Jahr 1962 beschlossen.

Die grundlegenden Prinzipien des modernen Humanismus sind demnach:

Humanismus ist ethisch. Er bekräftigt den Wert, die Würde und die Autonomie des Individuums und das Recht jedes Menschen auf größtmögliche Freiheit, die mit den Rechten anderer kompatibel ist. Humanisten haben eine Fürsorgepflicht gegenüber der gesamten Menschheit, einschließlich den zukünftigen Generationen. Humanisten glauben, dass Moral der menschlichen Natur innewohnt und auf dem Verständnis und der Sorge für andere basiert, ohne externe Sanktionen zu benötigen.

Humanismus ist rational. Er versucht, Wissenschaft kreativ und nicht destruktiv zu nutzen. Humanisten glauben, dass die Lösungen zu den Problemen der Welt im menschlichen Denken und Handeln liegen statt in göttlicher Intervention. Humanisten befürworten die Anwendung wissenschaftlicher Methoden und freier Untersuchung auf die Probleme des menschlichen Wohlergehens. Humanisten glauben aber auch, dass die Anwendung von Wissenschaft und Technologie durch menschliche Werte gezügelt werden muss. Die Wissenschaft gibt uns die Mittel, aber menschliche Werte müssen die Ziele vorgeben.

Humanismus unterstützt Demokratie und Menschenrechte. Humanismus zielt auf die bestmögliche Entwicklung jedes Menschen. Er geht davon aus, dass Demokratie und menschliche Entwicklung eine Sache des Rechts sind. Die Prinzipien der Demokratie und der Menschenrechte können auf viele menschliche Beziehungen angewendet werden und sind nicht auf Methoden des Regierens beschränkt.

Humanismus besteht darauf, dass persönliche Freiheit mit sozialer Verantwortung kombiniert werden muss. Humanismus wagt es, eine Welt auf der Idee des gesellschaftlich verantwortlichen freien Menschen zu bauen, und erkennt unsere Abhängigkeit und Verantwortung gegenüber der natürlichen Welt an. Humanismus ist undogmatisch und erlegt seinen Anhängern kein Glaubensbekenntnis auf. Er ist daher der Bildung und Erziehung frei von Indoktrination verpflichtet.

Humanismus ist eine Antwort auf die verbreitete Nachfrage für eine Alternative zu dogmatischer Religion. Die großen Weltreligionen behaupten, sie basierten auf Offenbarungen, die für die Ewigkeit feststünden, und viele trachten danach, der gesamten Menschheit ihre Weltsicht aufzuerlegen. Humanismus erkennt an, dass verlässliches Wissen über die Welt und uns selbst über einen fortgesetzten Prozess der Beobachtung, Evaluation und Überprüfung erwächst.

Humanismus befürwortet künstlerische Kreativität und Imagination und erkennt die transformative Macht der Kunst an. Humanismus bekräftigt die Wichtigkeit von Literatur, Musik sowie der visuellen und darstellenden Künste für die persönliche Entwicklung und Erfüllung.

Humanismus ist eine Lebenseinstellung, die auf die größtmögliche Erfüllung durch die Kultivierung eines ethischen und kreativen Lebens zielt und eine ethische und rationale Methode bietet, die Herausforderungen unserer Zeit anzugehen. Humanismus kann für jeden überall eine Lebensweise darstellen.

Unsere Hauptaufgabe besteht darin, den Menschen auf einfachste Weise bewusst zu machen, was der Humanismus für sie bedeuten kann und wozu er sie verpflichtet. Indem wir die freie Forschung, die Kraft der Wissenschaft und die schöpferische Phantasie zur Förderung des Friedens und im Dienste des Mitgefühls nutzen, sind wir zuversichtlich, dass wir die Mittel haben, die Probleme zu lösen, mit denen wir alle konfrontiert sind. Wir rufen alle, die diese Überzeugung teilen, auf, sich uns bei diesem Vorhaben anzuschließen.

Die Amsterdam-Deklaration ist in vielen verschiedenen Sprachen auf der Seite von Humanists International zu finden.
 
(Nutzer gelöscht) 27.03.2022 18:06
Selbsterlösung , die den Heiligen Geist nicht nötig hat.
Klingt gut, edel, erstrebenswert, geht aber am Erlösungswerk Jesu  vorbei. Hat schon eine große Verführungsmacht, denn die Unterordnung unter Gottes Hand ist damit nicht nötig. 
Wenn wir uns selbst ausreichend genug veredeln, dann schaffen wir das Paradies in Eigenregie. 

Erinnert mich an die Ideologie der Freimaurer. 
 
Maraka 27.03.2022 18:17
Ich finde, die Gesellschaft ist pluralistisch.
Da finde ich es angenehm, wenn mein Gegenüber, versucht ein guter Mensch zu sein, egal nach welchem Bekenntnis.
 
Herbstprince 27.03.2022 18:31
Der gutwillige Mensch kann durch Nachdenken und eigener Kraft das Grundwesen des Sittlichen begreifen und zuerst sich selbst und dann die Welt verbessern.  

Natürlich kann der Menschen durch Nachdenken und aus eigenen Anstrengungen sich selbst und die Welt verbessern.  Es ist nur die Frage, ob er damit nicht am Ziel vorbeigeht.
Nach der Bibel gilt das Prinzip, dass "der alte Adam sterben muss".  Eine Verbesserung der gefallenen Schöpfung ist nicht möglich, sondern wir müssen eine "neue Kreatur" werden.

Nach einer Definition im Wörterbuch heißt es: Humanismus ist die Leugnung jeglicher Macht oder moralischen Werten, die über der Menschheit stehen; die Ablehnung der Religion, zugunsten eines Glaubens an den Fortschritt der Menschheit durch eigene Bemühungen."

Mithin ist der Humanismus nicht geistlich neutral, sondern die bewusste Verleugnung und Ablehnung der Macht und Autorität Gottes.

Harte Worte, aber so verstehe ich die "Frohe Botschaft" 
  
 
Bluehorse 27.03.2022 18:36
So ist es, Herbstprince
 
(Nutzer gelöscht) 28.03.2022 06:29
@Herbstprince: sehr schön formuliert.
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