Christliche Pubertät – notwendig?
20.03.2022 10:53
Christliche Pubertät – notwendig?
20.03.2022 10:53
Christliche Pubertät – notwendig?
Christliche Pubertät – notwendig?
Es gibt im Prinzip zwei Sichtweisen auf Gott: Man kann Gott als autoritären Herrscher sehen. Oder man kann ihn als gütigen, liberalen Vater wahrnehmen.
Und man kann es als christliche Pubertät bezeichnen, wenn Christen sich von Gott als strafendem Herrscher verabschieden und ihn als warmherzigen Vater wahrzunehmen beginnen.
Kleine Kinder brauchen manchmal Vater oder Mutter, die gegen den Willen und die Uneinsichtigkeit des Kindes hilfreiche Regeln durchsetzen. Und das geht hin und wieder nicht ohne Strafe. Gott ist in dieser Weise auch mit den Kindern Israel umgegangen, nämlich als er ihnen die zehn Gebote gab und sie gelegentlich bestrafte. Das war so im Alten Testament.
Im Neuen Testament schildert Jesus dann Gott als gütigen Vater. Und zwar in der großartigen Geschichte vom verlorenen Sohn. Dieser gütige Vater ist so liberal – und das heißt freiheitsgewährend –, dass er seinen Sohn mit dem vorab ausgezahlten Erbe losziehen lässt. Er engt den Sohn nicht ein und schreibt ihm nichts vor. Er darf seine eigenen Lebenserfahrungen machen.
Und genau das ist eine Pubertätsgeschichte: Denn in der Pubertät beginnen Kinder, im Denken und Tun selbstständiger zu werden. Sie lernen, mit dem von den Eltern mitgegebenen Denk- und Verhaltenskapital eigenverantwortlich umzugehen. Und dazu gehört auch, dass sie mal kräftig auf die Nase fallen.
Christen dürfen auf ähnliche Weise lernen. Dann, wenn sie zunächst einmal christliche Grundkenntnisse erworben und ein Stück eingeübt haben. Dann dürfen sie sich größere Freiheit nehmen. Und dabei darf auch mal etwas richtig schiefgehen.
Und wie reagiert Gott dann? Wenn uns das Leid tut und bekümmert, schließt Gott uns voller Liebe und Freude in die Arme. Er hält keinerlei Strafpredigt. Denn er braucht mutige Christen, die ihm nicht immer am Rockschoß hängen. Und er braucht durch Erfahrung klug gewordene Christen, die mit ihm verantwortungsvoll mitdenken können und möglichst weise mitentscheiden.
Es gibt im Prinzip zwei Sichtweisen auf Gott: Man kann Gott als autoritären Herrscher sehen. Oder man kann ihn als gütigen, liberalen Vater wahrnehmen.
Und man kann es als christliche Pubertät bezeichnen, wenn Christen sich von Gott als strafendem Herrscher verabschieden und ihn als warmherzigen Vater wahrzunehmen beginnen.
Kleine Kinder brauchen manchmal Vater oder Mutter, die gegen den Willen und die Uneinsichtigkeit des Kindes hilfreiche Regeln durchsetzen. Und das geht hin und wieder nicht ohne Strafe. Gott ist in dieser Weise auch mit den Kindern Israel umgegangen, nämlich als er ihnen die zehn Gebote gab und sie gelegentlich bestrafte. Das war so im Alten Testament.
Im Neuen Testament schildert Jesus dann Gott als gütigen Vater. Und zwar in der großartigen Geschichte vom verlorenen Sohn. Dieser gütige Vater ist so liberal – und das heißt freiheitsgewährend –, dass er seinen Sohn mit dem vorab ausgezahlten Erbe losziehen lässt. Er engt den Sohn nicht ein und schreibt ihm nichts vor. Er darf seine eigenen Lebenserfahrungen machen.
Und genau das ist eine Pubertätsgeschichte: Denn in der Pubertät beginnen Kinder, im Denken und Tun selbstständiger zu werden. Sie lernen, mit dem von den Eltern mitgegebenen Denk- und Verhaltenskapital eigenverantwortlich umzugehen. Und dazu gehört auch, dass sie mal kräftig auf die Nase fallen.
Christen dürfen auf ähnliche Weise lernen. Dann, wenn sie zunächst einmal christliche Grundkenntnisse erworben und ein Stück eingeübt haben. Dann dürfen sie sich größere Freiheit nehmen. Und dabei darf auch mal etwas richtig schiefgehen.
Und wie reagiert Gott dann? Wenn uns das Leid tut und bekümmert, schließt Gott uns voller Liebe und Freude in die Arme. Er hält keinerlei Strafpredigt. Denn er braucht mutige Christen, die ihm nicht immer am Rockschoß hängen. Und er braucht durch Erfahrung klug gewordene Christen, die mit ihm verantwortungsvoll mitdenken können und möglichst weise mitentscheiden.
Kommentare
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RolfK 20.03.2022 10:54
Und in dieser Zeit braucht Gott gerade Christen, die nicht kriegerische Gedanken - wie Strafe, Hass und Rache - in sich selbst hochkommen zu lassen. Denn das ist Altes Testament. Sondern die verantwortungsvoll und weise Gedanken des Friedens pflegen.
nagybabiak 20.03.2022 15:35
Wäre wichtig eine Begründung abzugeben, warum du den Begriff Pubertät gewählt hast.
RolfK 20.03.2022 16:10
Die Pubertät ist eine Übergangszeit aus engerem Denken und Verhalten in eine viel größere Freiheit. Aber in dieser Übergangszeit gibt es viel Unsicherheit, wer man ist und was einem möglich ist. Manche schießen über das Ziel hinaus, und andere trauen sich überhaupt nichts zu.
Aus meiner Sicht ist so etwas auch im christlichen Werdeprozess zu beobachten.
Aus meiner Sicht ist so etwas auch im christlichen Werdeprozess zu beobachten.
nagybabiak 20.03.2022 17:07
Ja, auch das Glaubensleben ist es ist ein Werdeprozes. Kann auch mit Stagnation oder Rückfall verbunden sein. Wachsamkeit hält die die Türe offen, führt weiter
JesusComesBackSoon 20.03.2022 19:30
Wenn man den Geist Gottes so wie es sein soll, wirklich die Führung im Leben gestattet, wird es so etwas wie "Pubertät" nicht geben.
(Nutzer gelöscht) 20.03.2022 20:44
Es gibt bestimmt gläubige Menschen, bei denen die Nachfolge nie mit größeren Schwankungen verbunden ist.
Aber die gute Nachricht ist, wenn Menschen sich mal von Gott entfernen, weil sie den Glauben als einengend empfinden und sich lösen, dann gibt es einen Weg wieder zurück.
Ich finde die Geschichte von Andrea Fischer, Bundestagsabgeordnete der Grünen aus dem Buch "wo ist Er?" (52 Antworten auf die Frage "wo ist Gott?" angestiftet vom Tagesspiegel nach dem 11. September) sehr berührend. Sie schreibt:
Kann Gott sich ändern? Der Gott meiner Kindheit war streng, womöglich noch strenger als die Pfarrer. Wahrscheinlich war das der wichtigste Grund dafür, dass ich weg wollte von diesem Gott und von diesen Pfarreren. Mein Gefühl sagte mir, dass ich um so freier werden würde, je weiter ich mich von diesem Schlechtes-Gewissen-Gott und seinen irdischen Helfern entfernte.
Politisch links zu sein, half mir damals bei der Flucht in die Freiheit. Es half mit Kritik an der Religion, an der Kirche, am Pabst und, na Sie wissen schon...
Kann sich Gott ändern? Heute geht es mir mit ihm ganz anders. Er hat mich meine Freiheit suchen lassen. Bis ich vor einigen Jahren den Wunsch verspürte, mich ihm wieder annähern zu wollen.
Dezent und behutsam hat er mir geholfen; er hat mich Menschen treffen lassen, die mir den Glauben an ihn wieder näher brachten. Hat mich durch Lebenssituationen geschickt, in denen ich gar nicht mehr ohne Beistand sein wollte. Und als ich dann nach ihm fragte, war er einfach wieder da. Nicht etwa nachtragend, sondern vielmehr großmütig. Bei ihm war Freiheit und Milde, viel Milde.
Kann Gott sich ändern, zum zweiten Mal? Erst allmählich merkte ich, wie anspruchsvoll das Leben mit Gott ist, gerade weil er mir viel Freiheit lässt. Wo der Pfad der Hoffnung verläuft, sagt er mir nicht, er gibt mir auch kein überstrenges, enges Netz, kein Korsett von Du-sollst-nicht wie früher.
Was geht und was nicht, das muss ich nun selber herausfinden. Wir können es uns an seiner Hand nicht bequem machen. Darin liegt vielleicht so etwas wie eine milde, ja ironische Form der Strenge. Eine Strenge in Freiheit gewissermaßen. Kann Gott sich ändern? Sich wahrscheinlich nicht. Uns schon.
Es ist mir nicht gelungen, den Text zu kürzen. Für mich ist diese aufgeschriebene Erfahrung so wertvoll.
Aber die gute Nachricht ist, wenn Menschen sich mal von Gott entfernen, weil sie den Glauben als einengend empfinden und sich lösen, dann gibt es einen Weg wieder zurück.
Ich finde die Geschichte von Andrea Fischer, Bundestagsabgeordnete der Grünen aus dem Buch "wo ist Er?" (52 Antworten auf die Frage "wo ist Gott?" angestiftet vom Tagesspiegel nach dem 11. September) sehr berührend. Sie schreibt:
Kann Gott sich ändern? Der Gott meiner Kindheit war streng, womöglich noch strenger als die Pfarrer. Wahrscheinlich war das der wichtigste Grund dafür, dass ich weg wollte von diesem Gott und von diesen Pfarreren. Mein Gefühl sagte mir, dass ich um so freier werden würde, je weiter ich mich von diesem Schlechtes-Gewissen-Gott und seinen irdischen Helfern entfernte.
Politisch links zu sein, half mir damals bei der Flucht in die Freiheit. Es half mit Kritik an der Religion, an der Kirche, am Pabst und, na Sie wissen schon...
Kann sich Gott ändern? Heute geht es mir mit ihm ganz anders. Er hat mich meine Freiheit suchen lassen. Bis ich vor einigen Jahren den Wunsch verspürte, mich ihm wieder annähern zu wollen.
Dezent und behutsam hat er mir geholfen; er hat mich Menschen treffen lassen, die mir den Glauben an ihn wieder näher brachten. Hat mich durch Lebenssituationen geschickt, in denen ich gar nicht mehr ohne Beistand sein wollte. Und als ich dann nach ihm fragte, war er einfach wieder da. Nicht etwa nachtragend, sondern vielmehr großmütig. Bei ihm war Freiheit und Milde, viel Milde.
Kann Gott sich ändern, zum zweiten Mal? Erst allmählich merkte ich, wie anspruchsvoll das Leben mit Gott ist, gerade weil er mir viel Freiheit lässt. Wo der Pfad der Hoffnung verläuft, sagt er mir nicht, er gibt mir auch kein überstrenges, enges Netz, kein Korsett von Du-sollst-nicht wie früher.
Was geht und was nicht, das muss ich nun selber herausfinden. Wir können es uns an seiner Hand nicht bequem machen. Darin liegt vielleicht so etwas wie eine milde, ja ironische Form der Strenge. Eine Strenge in Freiheit gewissermaßen. Kann Gott sich ändern? Sich wahrscheinlich nicht. Uns schon.
Es ist mir nicht gelungen, den Text zu kürzen. Für mich ist diese aufgeschriebene Erfahrung so wertvoll.