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Der Heilige Geist

Der Heilige Geist
Die große Wahrheit des Alten Testamentes ist die, dass nur ein Gott ist, der als Schöpfer, als der Allmächtige und als der HERR gekannt war (5. Mo 6,4). Der Teufel suchte diese Wahrheit immer wieder zu verderben und zu zerstören, indem er die Menschen von Gott abwendete und ihre Herzen zu vielen Götzen und vielen Herren hinlenkte (1. Kor 8,5).

Die große Wahrheit des Neuen Testamentes aber ist die, dass dieser Gott ein dreieiniger Gott ist, der sich uns offenbart hat als Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der Heilige Geist, wie es uns Epheser 4,4–6 so deutlich vor Augen führt in den bekannten drei sich stets erweiternden Kreisen (Siehe auch 1. Kor 8,6; 1. Tim 2,5). Gerade gegen diese Grundwahrheit des Christentums richten sich die Angriffe Satans. Er weiß, dass damit der christliche Glaube steht oder fällt. Darum lässt er durch den frivolen Unglauben das Bestehen Gottes leugnen und durch viele, die bekennen Christen zu sein, die Gottheit des Christus oder seine wirkliche, reine Menschheit bestreiten. Und bei Tausenden von Gläubigen ist es ihm gelungen, die biblische Kenntnis von dem Heiligen Geist so zu verdunkeln, dass sie sich praktisch in dem Zustand der jüdischen Gläubigen von Apostelgeschichte 19,1–4 befinden, die noch keine Christen waren.

Wie viele Gläubige sind sich praktisch dessen bewusst, dass der Heilige Geist nicht nur eine Kraft oder ein Einfluss, sondern eine göttliche Person ist? Wie viele von ihnen wissen, dass der Heilige Geist in ihnen wohnt? Und doch sagt Römer 8,9, dass jemand, der den Heiligen Geist nicht hat, Christus nicht angehört! Welchen Einfluss würde es auf unser Leben haben, wenn wir uns praktisch dessen bewusst wären, dass Gott der Heilige Geist in jedem Gläubigen wohnt (Eph 1,13; 2. Kor 1,22) und unser Leben regieren und leiten will! Wenn wir uns dessen bewusst wären, dass Er auch in der Versammlung wohnt (Eph 2,22; 1. Kor 3,16) und dort alles leiten will nach seinen Gedanken und benutzen will, wen Er will! Und welchen Einfluss schließlich würde es auf unser Leben haben, wenn wir uns praktisch dessen bewusst wären, dass wir Ihn betrüben, wenn wir Ihm die Leitung unseres Lebens nicht überlassen (Eph 4,30), und Ihn sogar auslöschen können, wenn wir uns seiner Leitung im Versammlungsleben nicht unterwerfen (1. Thes 5,19)!

Lasst uns denn Gottes Wort untersuchen und in unser Herz aufnehmen und in unserem Leben verwirklichen, was wir darin finden über Gott, den Heiligen Geist...https://www.bibelkommentare.de/kommentare/305/der-heilige-geist...Grüsse aus Sulzbach...😘,Ralf

Kommentare

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Sulzbacher 16.02.2022 17:38
Vielleicht wird man sagen, dass es praktisch kaum darauf ankommt, ob der Heilige Geist eine Person, eine Kraft oder ein Einfluss ist. Bewusst oder unbewusst denken denn auch viele an Ihn nur als an eine Kraft. Das ist jedoch ein gewaltiger Unterschied. Wenn man das annimmt, wird dadurch erstens eine wichtige Grundwahrheit angetastet: Wenn der Heilige Geist keine Persönlichkeit, keine göttliche Person wäre, dann gäbe es keinen dreieinigen Gott.

Aber zweitens wird auch für das praktische Leben dadurch alles verändert. Wenn der Heilige Geist nur eine Kraft ist, die in mir wirkt, kann ich die Pläne machen und ausführen und dabei von dieser Kraft Gebrauch machen. Ist Er jedoch eine göttliche Person, die in mir wohnt, dann mache nicht mehr ich die Pläne, und nicht mehr ich bringe sie zur Ausführung. Dann ist Er es, der die Pläne macht und sie ausführt, und ich habe nichts anderes zu tun, als mich durch Ihn gebrauchen zu lassen. Ich bin dann nicht der Wirkende, sondern nur ein Werkzeug, das durch Ihn gebraucht wird, wie Er will. Und ist es nicht ein gewaltiger Unterschied, ob ich, das Geschöpf, den Schöpfer für meine Zwecke benutzen will, oder ob der allmächtige Gott sich zu dem Geschöpf herablässt und es in seiner Gnade gebrauchen will, um seinen Willen auszuführen? Die erste dieser Auffassungen ist rein heidnisch und führt zu Selbstüberschätzung und eigenwilligem Handeln. So macht es der Heide mit seinen Göttern! Die zweite bewirkt Demut und Abhängigkeit, führt aber zu der herrlichen Gewissheit, auf den Wegen Gottes zu gehen und seine Zustimmung zu haben. Und könnte irgendetwas das Herz glücklicher machen als dieses Bewusstsein, dass der Herr mit uns ist? Nur so können wir standhalten, wie groß der Widerstand von Satan und der Welt auch sein mag.

Es ist darum von größter Wichtigkeit, die Heilige Schrift hinsichtlich dieses Punktes genau zu untersuchen.

Was sind denn die Kennzeichen einer Person? Nicht, dass sie einen Leib hat, wie viele meinen! Bei uns allerdings sind Person und Leib eng miteinander verbunden. Darum ist der in Christus gestorbene Gläubige nicht vollkommen, ehe er nicht in der Auferstehung einen neuen Leib empfangen hat, obwohl er bis dahin bei dem Herrn und deshalb glücklich ist. Aber wenn der Besitz eines Leibes für eine Person als solche kennzeichnend wäre, dann wären z. B. die Engel keine Personen, und selbst Gott der Vater wäre es nicht und ebensowenig der Herr Jesus vor seiner Menschwerdung. Eine Person ist ein lebendes Wesen, das sich seiner Existenz bewusst ist und bewusst denkt, will und handelt.

Was sagt die Heilige Schrift über den Heiligen Geist? Sie lehrt:

dass Er Kraft und Liebe hat (Röm 15,13.30);
dass Er ein denkendes, urteilendes Wesen ist und für uns bittet (Röm 8,26.27);
dass Er erforscht, Kenntnis hat, unterweist und überführt (1. Kor 2,10.11; Neh 9,20; Joh 16,8.13);
dass Er einen souveränen Willen hat (1. Kor. 12, 11; Apg 13,2);
dass Er in dem einzelnen Gläubigen (1. Kor. 6, 19) und in der Versammlung wohnt (1. Kor 3,16; Eph 2,22);
dass Er betrübt (Eph 4,30; Jes 63,10), geschmäht (Heb 10,29), belogen (Apg 5,3) und ausgelöscht (1. Thess. 5,19) werden kann.
Der Herr Jesus spricht von Ihm als von einer Person. Er benutzt für Ihn ein männliches Fürwort, das im Griechischen nur in Bezug auf eine Person gebraucht werden kann, obwohl nach dem üblichen Sprachgebrauch da immer ein unpersönliches Fürwort stehen müsste, denn das Wort „Geist“ ist im Griechischen sächlich (pneuma). „... dass Er bei euch sei in Ewigkeit.“ ... weil sie Ihn nicht sieht.“ jener wird euch alles lehren (Joh 14,16.17.26).

Ferner sagt die Heilige Schrift in Apostelgeschichte 5,3.4, dass der Heilige Geist Gott ist, und Er wird an mehreren Stellen mit dem Vater und dem Sohn in einem Atemzug genannt (z. B. Mt 28,19; 1. Kor 12,4–6; 2. Kor 13,13 und Eph 4,4–6).

Der Heilige Geist ist also eine Person, und zwar eine göttliche Person. Er ist Gott, der Heilige Geist.
 
Sulzbacher 16.02.2022 17:44
Dass der Heilige Geist eine göttliche Person ist, war im Alten Testament nicht bekannt. Wohl wird an sehr vielen Stellen von Ihm gesprochen und sein Wirken uns vorgestellt. Schon im zweiten Vers der Bibel heißt es: „Und der Geist Gottes schwebte über den Wassern“ und in 1. Mose 6,3: „Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten“. Dort sehen wir den Heiligen Geist sich beschäftigen mit einer Erde, die wüst und leer war, und mit Menschen, die Gott verworfen hatten. Er wollte etwas zustande bringen, von dem Gott sagen kann: „Es ist gut“.

Seine Wirksamkeit war so gut bekannt, dass von Josua gesagt werden konnte: er „war erfüllt mit dem Geist der Weisheit“, und David bat in Psalm 51,11: „Den Geist deiner Heiligkeit nimm nicht von mir“. Der Heilige Geist war es, der den Bezaleel erfüllte mit Weisheit, mit Verstand und mit Kenntnis in jeglichem Werk (2. Mo 35,31). Durch David weissagte Er von dem Messias und dem zukünftigen Friedensreich (2. Sam 23,1–7). Er inspirierte die heiligen Schreiber des Alten Testamentes, so dass sie sagen konnten: „So spricht der Herr“ (2. Pet 1,21). ja, der Prophet konnte sogar dem schwachen Überrest Israels tröstend sagen: „Mein Geist besteht in eurer Mitte, fürchtet euch nicht“ (Hag 2,5). Der Heilige Geist wirkte zuweilen selbst in Ungläubigen (4. Mo 24,2; 1. Sam 10,10).

Dennoch war nie offenbart, dass der Heilige Geist eine Person war. Er war nur bekannt als der Geist Gottes, als die von dem einigen Gott ausgehende Kraft. Sowenig wie der Herr Jesus offenbart war – obwohl wir im Alten Testament unzählige Bilder von Ihm finden und viele Weissagungen so von Ihm sprechen, dass wir im Licht des Neuen Testamentes in ihnen seine Gottheit bestätigt finden (vgl. Sach 12,10, wo wir sehen, dass der Herr Jesus der HERR ist) – ebensowenig war auch der Heilige Geist als göttliche Person bekannt, obwohl wir im Licht des Neuen Testamentes hierauf deutliche Hinweise im Alten Testament finden. Er war noch nicht offenbart und wohnte noch nicht auf Erden. „Der Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war“ (Joh 7,39), und die Gläubigen kannten die Bedeutung des Kreuzes und der Auferstehung noch nicht. Sie mussten sagen: „Wir haben nicht einmal gehört, ob der Heilige Geist da ist- (Apg 19,2).

Sein Wirken war zeitlich gebunden, so dass in 1. Samuel 16,14 gesagt werden musste: „Aber der Geist des HERRN wich von Saul“, und David bittet Gott in Psalm 51: „Den Geist deiner Heiligkeit nimmt nicht von mir“. Wohl wurde über die Ausgießung des Heiligen Geistes geweissagt (Vergl. Hes 39,29 und Joel 2,28–29), aber das bezog sich immer auf die Zukunft.

DER HEILIGE GEIST IM NEUEN TESTAMENT
Im Neuen Testament finden wir ganz andere Verhältnisse. Das Wunder der Zeitalter ist geschehen: „Gott ist offenbart im Fleisch“ (1. Tim 3, 16). Der ewige Gott, der Schöpfer Himmels und der Erde, ist herniedergekommen, „das Heilige“, das aus der Jungfrau geboren wurde. „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14). Die Morgensterne jubelten miteinander, und es jauchzten alle Söhne Gottes, als sie seine Schöpfertaten sahen (Hiob 38,7). Aber wie jubelten sie, als sie ihren Schöpfer Mensch werden sahen, Ihn sahen als ein Kindlein in der Krippe zu Bethlehem, da Er die Welt retten wollte, verlorenen Sündern das ewige Leben geben, für sie sterben wollte am Fluchholz. Sie sahen die Herrlichkeit seiner Gnade. „Und plötzlich war bei dem Engel eine Menge der himmlischen Heerscharen, welche Gott lobten und sprachen: Herrlichkeit Gott in der Höhe und Friede auf Erden, an den Menschen ein Wohlgefallen“ (Lk 2,13.14). „Gott war in Christus, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend“ (2. Kor 5,19).

Mit diesem wunderbaren Geschehen beschäftigt sich der dreieinige Gott. Nachdem der Sohn in dem „Rat des Friedens- gesagt hatte: „siehe, Ich komme, um deinen Willen zu tun“ (Heb 10,9), hat Gott Ihm einen Leib bereitet (Heb 10,5), und der Heilige Geist zeugte in Maria den Menschen Jesus (Mt 1,20). Bei Beginn des öffentlichen Auftretens des Herrn Jesus sehen wir die erste Offenbarung des dreieinigen Gottes: den Sohn in Niedrigkeit auf der Erde; Gott, den Vater, der aus dem Himmel spricht und den Menschen Jesus als seinen Sohn anerkennt; Gott, den Heiligen Geist, der in leiblicher Gestalt auf den Sohn herniederkommt (Lk 3,22). Wie sollte es möglich sein, dass während der Zeit, als Gott, der Sohn, auf Erden war und dort Gott, den Vater, kundmachte (Joh 1,18), nicht auch der Heilige Geist gesehen würde? Wir finden in den Evangelien dann auch eine herrliche Offenbarung von Ihm.

Sehen wir uns zunächst an, was von dem Geist in Verbindung mit dem irdischen Leben des Herrn Jesus gesagt wird! Über die Geburt lesen wir: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden“ (Lk 1,35). Bei dem öffentlichen Auftreten des Herrn Jesus haben wir gesehen, wie der Heilige Geist in leiblicher Gestalt auf Ihn herniederfuhr und bezeugte, dass Jesus der Sohn Gottes sei (Joh 1,32–34). In Lukas 4,1 wird gesagt: „Jesus aber, voll Heiligen Geistes, kehrte vom Jordan zurück und wurde durch den Geist in der Wüste umhergeführt“, und in Vers 14 erfahren wir, dass Er in der Kraft des Geistes nach Galiläa zurückkehrte. Durch den Geist lehrte, tröstete und heilte Er (V. 18 und 19), trieb die Dämonen aus (Mt 12,28), und opferte sich selbst ohne Flecken Gott (Heb 9,14). Ja, Gott hatte Ihm den Geist nicht nach Maß gegeben.

Im Speisopfer (3. Mo 2) finden wir ein herrliches Bild hiervon. Da wird das Feinmehl, das ein Bild der reinen menschlichen Natur des Christus ist, mit Öl (einem Bild des Heiligen Geistes) gemengt, gesalbt, begossen. So kommt in jeder Hinsicht, in der der Herr als Mensch betrachtet werden kann, die totale Abwesenheit der Sünde zum Ausdruck sowie auch die Bildung seiner menschlichen Natur in der Kraft des Heiligen Geistes (Mt 1,20; Lk 1,35) und seine Salbung mit dem Heiligen Geist.

Ein deutlicheres Bild erlangen wir durch die Unterweisungen des Herrn Jesus. In Johannes 3 sagt Er, dass die Wiedergeburt durch den Heiligen Geist geschieht, ja dass wir durch Ihn eine neue Natur empfangen haben. In Kapitel 4, 14 wird hinzugefügt, dass die Gabe Gottes in dem Gläubigen zu einer Quelle (besser: Fontäne“) Wassers wird, das ins ewige Leben quillt, (besser: „springt“); es ist die Kraft, die dieser neuen Natur entspricht. Und in Kapitel 7, 37–39 finden wir den Heiligen Geist als „Ströme lebendigen Wassers“, die aus dem Leib dessen fließen sollten, der an den Herrn Jesus nach seiner Himmelfahrt glauben würde.

In Johannes 14.15.16 finden wir dann einen ganz neuen Teil der Wahrheit über den Heiligen Geist. Dort spricht der Herr Jesus über einen „anderen Sachwalter“ (Tröster), der kommen sollte, wenn Er von ihnen gegangen sein würde. Hier sehen wir eine göttliche Person, die an Stelle des Herrn Jesus fortan bei den Seinen bleiben sollte. Der Herr Jesus stand im Begriff, die Erde zu verlassen, sein Tod stand vor Ihm. Das Werk sollte vollbracht werden, das Gott Ihm zu tun gegeben hatte und in dem Gott vollkommen verherrlicht werden würde. Und der einzig mögliche gerechte Lohn würde seine Verherrlichung zur Rechten des Vaters sein. Das bedeutete aber für die Jünger, dass sie allein zurückbleiben würden. Um sie zu trösten, verheißt der Herr, ihnen einen anderen Sachwalter, den Geist der Wahrheit, zu senden. Dieser werde bei ihnen bleiben, ja in ihnen sein. Und so groß ist diese Gabe, dass es den Jüngern nützlich war, dass der Herr Jesus von ihnen ging, weil nur dann der Sachwalter zu ihnen kommen konnte.

Aber wie weitgehend diese Verheißungen auch sind und wie groß diese Offenbarung ist, so ist es doch deutlich, dass die volle Offenbarung noch nicht vorhanden war. Der Heilige Geist wohnte noch nicht auf Erden außer in dem Herrn Jesus. Die Taufe mit dem Geist hatte noch nicht stattgefunden. Das waren bisher nur Verheißungen (Joh 14,16). Und wie wir in Matthäus 3,11 sehen, dass die Taufe mit dem Heiligen Geist vor der Menschwerdung des Herrn Jesus nicht stattgefunden hatte, so sehen wir in Johannes 7,39, dass es auch nicht geschehen sollte, bevor der Herr gen Himmel gefahren wäre. Aber dann kommt auch die Verheißung, dass es „nach nunmehr nicht vielen Tagen“ geschehen solle (Apg 1,5), und in Apostelgeschichte 2 finden wir sie erfüllt: Gott der Heilige Geist tauft alle Gläubigen zu einem Leib (1. Kor 12,13) und wohnt in ihnen als einer Behausung Gottes im Geist, als Gottes Tempel (Eph 2,22; 1. Kor 3,16) und in jedem seiner Glieder persönlich (1. Kor 6,19).

Stellen wie Lukas 1,15.41.67 stehen mit Obigem durchaus nicht in Widerspruch. Hier ist die Rede vom Erfülltsein mit dem Heiligen Geist. Johannes der Täufer hatte den Heiligen Geist sogar von seiner Geburt an. Er wurde auf eine außergewöhnliche Weise mit der Kraft und den Gaben des Geistes erfüllt, wie es seiner bevorrechteten Stellung als Vorläufer des Herrn entsprach. Dass dies aber nicht dasselbe ist wie das Innewohnen des Heiligen Geistes in dem Gläubigen, zeigt sich deutlich aus Stellen wie Apostelgeschichte 4,8.31, wo Petrus und andere Jünger auch mit Heiligem Geist erfüllt wurden, obwohl die Ausgießung schon am Pfingsttag stattgefunden hatte. Das Innewohnen des Heiligen Geistes und das Erfülltsein mit Heiligem Geist sind zwei verschiedene Dinge, die sowohl zusammen als auch einzeln vorhanden sein können.
 
Sulzbacher 16.02.2022 18:07
Bevor wir dazu übergehen, von dem Werk des Heiligen Geistes zu sprechen, müssen wir uns noch einen Augenblick mit den Worten aus Matthäus 3,11 und Lukas 3,16 beschäftigen: „Er wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen“.

Viele fassen diese Stellen so auf, als ob geschrieben stände: „Er wird euch mit dem Feuer des Heiligen Geistes taufen“, und man hört dann auch von der „Feuertaufe“ sprechen und darum bitten. Man denkt dabei an die Ausgießung des Heiligen Geistes am Pfingsttag und an die „zerteilten Zungen wie von Feuer“, die sich auf die Jünger setzten als ein öffentliches Zeichen, dass der Heilige Geist auf sie ausgegossen war.

Wenn man den Text genau liest, wird deutlich, dass diese Auffassung nicht richtig ist. Gewiss wird von einer Feuertaufe gesprochen, aber das ist etwas ganz anderes als die Taufe mit dem Heiligen Geist. In neueren Übersetzungen wie z. B. der Mengebibel wird das noch deutlicher. Dort steht: „Er wird euch taufen mit dem Heiligen Geist und mit Feuer“. Es wird also von zwei Taufen gesprochen, von der mit dem Heiligen Geist und von der mit Feuer.

Feuer ist in der Schrift stets ein Bild von Gericht oder Erprobung. Aus Matthäus 3,12 ist das auch zu ersehen. Die Ausgießung des Heiligen Geistes ist jedoch kein Gericht, sondern eine Tat großer Gnade, so dass der Herr Jesus dies immer wieder den Jüngern als einen Trost verheißt (Joh 14–16). Die Taufe mit dem Heiligen Geist kann also nicht dasselbe sein wie die Taufe mit dem Feuer. Der Herr Jesus lässt dies auch deutlich werden, denn Er sagt: „Denn Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen“ (Apg 1,5). Das sind die gleichen Worte, die Johannes gebraucht hatte, nur mit dem Zusatz, dass die Taufe mit dem Heiligen Geist jetzt „nach nunmehr nicht vielen Tagen“ stattfinden würde. Über die Taufe mit dem Feuer wird nichts gesagt. Wäre das nicht seltsam, wenn die Taufe mit Feuer tatsächlich am Pfingsttag stattgefunden hätte? Eine sorgfältige Untersuchung von Matthäus 3,11 in diesem Zusammenhang wird uns die Bedeutung erkennen lassen.

In den alttestamentlichen Weissagungen von dem Kommen des Herrn Jesus werden immer zwei Folgen dieses Kommens vor Augen gestellt: Die Segnungen und die Herrlichkeit für die Gottesfürchtigen und das Gericht für die, die hochmütig sind und gottlos handeln. (Vergl. Jes 61,1–2 und Mal 4,1–3) Aus keiner Stelle ist zu entnehmen, dass diese Folgen nicht gleichzeitig gesehen werden sollten. Der fromme Jude erwartete, dass der Messias sie, die Juden, befreien würde, indem Er ihre Feinde richtete. Darum finden wir so viele Rachepsalmen, in denen der Psalmist sich freut über das Gericht, das die Gottlosen treffen soll. (Vergl. Ps 58,6–11; Ps 83; 109 usw.) Dieses Gericht sollte stattfinden, wenn der Gott des Himmels sein Königreich auf der Erde aufrichten (Dan 2,44) und es dem Messias, dem Sohn des Menschen, übergeben würde (Dan 7,13–14). Johannes der Täufer war der in Jesaja 40 und Maleachi 3–4 angekündigte Herold des Königs, der das Evangelium des Reiches predigen musste. „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen.“ Dies finden wir in Matthäus 3 und Lukas 3 dargestellt.

Leider war das Volk als Ganzes nicht gottesfürchtig. Äußerlich zwar hielt es fest am Wort Gottes und erfüllte die gesetzlichen Vorschriften. In Wirklichkeit war der Zustand jedoch genauso wie in der Zeit Maleachis, wo nur ein ganz kleiner Überrest Gott fürchtete. Dieser Überrest glaubte den Worten Johannes des Täufers, dass das Königreich nahe gekommen sei. Sie ließen sich taufen mit der Taufe der Buße (Apg 19,4) und sonderten sich dadurch ab von der Masse des Volkes, das Gott nicht fürchtete. Sie bekannten durch die Taufe, dass der Zustand, in dem sie bis dahin waren, im Widerspruch zu dem kommenden Reich und seinem König stand.

Auch die religiösen Führer des Volkes kamen zu Johannes – leider ohne Buße zu tun. An sie richtete Johannes seine Worte. Er kam im Weg der Gerechtigkeit (Mt 21,32) und sprach also von Buße, während er das Gericht über alle Ungerechtigkeit ankündigte. Er taufte mit Wasser, einem äußeren Zeichen der Absonderung vom Bösen, welches jedoch niemals eine innere Reinigung zuwege bringen konnte. Selbst die christliche Taufe spricht von Tod, von Begraben–werden, niemals von Leben. Johannes war nicht der Messias. Er war nur die „Stimme eines Rufenden“, aber nach ihm sollte der Stärkere kommen, der so hoch über ihm stand, dass er nicht würdig war, seine Sandalen zu tragen. Es war Gott selbst, der HERR, der Bundesgott Israels (Sach 12+14). Durch diesen würde die Gnade und die Wahrheit werden (Joh 1,17; Mt 11,16–19; Lk 7,32–35). Er würde mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen: mit dem „Heiligen Geist“ als der Frucht seines ersten Kommens, als der Kraft der Segnungen Gottes in dem Königreich der Himmel in seiner gegenwärtigen Gestalt, wodurch die Versammlung (Ekklesia) von den Juden abgesondert wird (Apg 2,40.47); mit „Feuer“ wird Er das ernste Gericht Gottes an der Welt ausüben, wenn Er „in flammendem Feuer ... Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen“ (2. Thes 1,8).

Der Heilige Geist reinigt nicht allein äußerlich. Er erneuert den Sinn (Röm 12,2) und ist die göttliche Kraft in uns, die uns von allem scheidet, was dem Fleisch gefällt. Er bringt uns in Verbindung mit der Herrlichkeit, in die Gott uns einführt – mit allem, worin Gott sich offenbart hat – indem Er alles überwindet, was uns hindert, diese Vorrechte zu genießen. Das Feuer ist das Gericht, das alles Gottfeindliche verzehrt. Beide entfernen also das Böse, nur auf verschiedenen Wegen.

Johannes der Täufer hat dies nicht alles verstanden. 1. Petrus 1,10–12 zeigt uns, dass Propheten oftmals Dinge weissagten, die weit über ihre Einsicht hinausgingen. Erst viel später ist offenbar geworden, auf welche Weise Christus die Weissagung des Johannes erfüllte. Es war das „Geheimnis des Christus, welches in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden“ (Eph 3,2–12). Die Weissagungen des Alten Testamentes geben im allgemeinen nicht an, dass zwischen dem Kommen des Herrn in Gnade auf Erden und seinem Kommen in Herrlichkeit zum Gericht ein wesentlicher Zeitunterschied besteht. Hätten die Juden sich auf die Predigt des Johannes hin bekehrt und den Herrn Jesus angenommen, dann wäre dies auch nicht der Fall gewesen. Dann wäre das Königreich in Herrlichkeit aufgerichtet worden. Darum sagt der Herr Jesus in der Bergpredigt (Mt 5–7), welchen Charakter diejenigen haben müssten, die in dieses Reich der Himmel eingehen wollten. In Matthäus 8–12 finden wir jedoch, dass er von den Juden verworfen wird, und in Kapitel 13, 1 geht der Herr aus dem Haus (Israel) hinaus und setzt sich an den See (Nationen). Dort zeigt Er in den bekannten sieben Gleichnissen, was durch die Verwerfung des Königs aus diesem Reich geworden ist, aber auch, wie es in der Vollendung des Zeitalters durch die Verbrennung alles Unkrautes (die Taufe mit Feuer) gereinigt werden wird. Und dann zeigt Er weiter, wie dieses gereinigte Königreich in Herrlichkeit offenbart werden wird, und zwar was seinen irdischen Teil betrifft, unter dem Namen „Reich des Sohnes des Menschen“ (V. 41), und was seinen himmlischen Teil betrifft als das „Reich des Vaters“ (V. 43). Dann wird die Weissagung des Johannes ganz erfüllt sein. Dann ist das Reich der Himmel in Kraft und Herrlichkeit offenbart, und der Herr Jesus hat Israel „mit Feuer getauft“.

In der Zwischenzeit vollzieht sich jedoch etwas Neues. Der verworfene König findet im Acker einen Schatz (V. 44–46); die Versammlung (Gemeinde) wird offenbart. Er verkauft alles, was Er hat, um sie zu besitzen, und tauft sie durch den Heiligen Geist zu seinem Leib (1. Kor. 12,13). Das ist die Taufe mit dem Heiligen Geist, von der Johannes weissagte und die am Pfingsttag stattfand (Apg 2).

Manchmal werden die „zerteilten Zungen wie von Feuer“ als Beweis dafür angeführt, dass die „Feuertaufe“ mit der Taufe mit Heiligem Geist identisch sei. Es steht jedoch nicht da, dass es Feuer war, sondern „wie von Feuer“. Es waren Zungen, was auf Sprechen hinweist. Das bedeutet, dass die Macht des Heiligen Geistes sich in ihrer Predigt des Wortes offenbaren würde, so dass dieses Wort, das wie ein Feuer alles richtet (oder beurteilt, Heb 4,12), mit Kraft verkündet werden würde (Apg 1,8). Dass es „zerteilte“ Zungen waren, ist meines Erachtens ein Hinweis darauf, dass das Zeugnis sich nicht nur an die Juden, sondern auch an die Nationen richten würde.

Wie groß ist Gottes Gnade, die uns nicht alles gibt. was wir erbitten, sondern nur das, was gut für uns ist! Wo würden wir sein, wenn Er die Bitten seiner Kinder um die „Taufe mit Feuer“ erhört hätte! Auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer!
 
Sulzbacher 16.02.2022 18:19
1. Mose 1,2 lautet: „Die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern“. Wie das ganze erste Kapitel, so hat auch dies nicht nur eine buchstäbliche Bedeutung. Es stellt uns darüber hinaus das Werk des Heiligen Geistes vor der sich mit einem Menschen beschäftigt, dessen Herz in Gottes Augen „wüst und leer“ ist.

Gott hat den Menschen in Reinheit geschaffen, aber er wandte sich von Gott ab und diente Satan. In allen Umständen, sei es ohne Regierung, mit Regierung, unter dem Gesetz, unter dem Königtum usw., bewies er, dass er nicht willens war, Gott zu dienen. Und als Gott aus Liebe „in Christus [kam], die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend“ (2. Kor 5,19), verwarfen sie Ihn und kreuzigten den Herrn Jesus. So bewies der Mensch, dass er wüst und leer war. Es war nichts in ihm, das vor Gott angenehm war.

Mit diesen Menschen beschäftigt sich der Heilige Geist. Im Evangelium Johannes, Kapitel 16, hören wir von dem Herrn Jesus, dass sein Weggehen für die jünger nützlich sei, da dann der Heilige Geist auf die Erde kommen würde. „Wenn Er gekommen ist, wird Er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht. Von Sünde, weil sie nicht an mich glauben; von Gerechtigkeit aber, weil ich zu meinem Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht; von Gericht aber, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist.“

Jeder Mensch hat gesündigt, und vor dem großen weißen Thron wird jeder, der davor stehen wird, gerichtet werden nach seinen Werken. Aber in der Verwerfung des Herrn Jesus ist die ganze Welt eins geworden. Da verband sich der Sadduzäer mit dem Pharisäer, der Gesetzgelehrte mit dem Volk, das er verflucht hatte, weil es das Gesetz nicht kannte, verbanden sich der Priester mit Pilatus, die römischen Soldaten mit den Missetätern am Kreuz. Dort ist die gemeinsame Schuld der Menschheit offenbar geworden. Die geistlichen und weltlichen Führer verbündeten sich mit dem Wunsch der Geführten, und das gesamte Räderwerk der menschlichen Gesellschaft setzte sich in Bewegung, um den von Gott Gesandten, den Reinen, den Heiligen, den, der Sünde nicht kannte, zu verstoßen und zu vernichten. Nicht nur jeder einzelne Mensch war ein Sünder, sondern die Welt, die organisierte menschliche Gesellschaft, war durch und durch böse. „Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst“ (Joh 1,5). „Sie haben gehasst sowohl mich als auch meinen Vater“ (Joh 15,24).

Der Herr Jesus wurde also durch „die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geheftet und umgebracht“ (Apg 2,23). Aber andererseits ist Er freiwillig gekommen, um den Willen Gottes zu tun und Gottes Namen zu verherrlichen, und Er hat „durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert“ (Heb 10,9; 9,14). Er hat „selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen“ (1. Petr. 2, 24), aber daneben, oder richtiger gesagt: in erster Linie Gott am Kreuz verherrlicht. Der Mensch hatte Gottes Liebe, Gottes Wahrheit, Gottes Gerechtigkeit, Gottes Heiligkeit verleugnet, als er den Behauptungen Satans glaubte, Gott wolle dem Menschen etwas vorenthalten, das gut für ihn sei, und die Folgen des Essens vom Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen seien nicht so, wie Gott sagte, sondern der Mensch würde sein „wie Gott, erkennend Gutes und Böses“. Und Gottes Langmut, die das Gericht in seiner vollen Auswirkung aufschob, wurde als Beweis für die Wahrheit der Behauptung Satans ausgelegt (2. Pet 3,4).

Und nun erschien ein Mensch, dessen Lebensgrundsatz in Gehorsam und Hingabe an Gott bestand und von dem Gott sagen konnte, Er habe an Ihm sein Wohlgefallen gefunden. Dieser gab sich freiwillig für den Sklaventod am Kreuz, ja, für den Tod unter Gottes Gericht, um Gottes Namen zu verherrlichen, dahin. Er war das vollkommene Opfer, weil Er vollkommen war in sich selbst, aber überdies war Er auch als Opfernder vollkommen. Er opferte sich selbst auf eine vollkommene Weise. Er war das Brandopfer, ein lieblicher Geruch für den HERRN.

Wie vollkommen wurde Gott hierin verherrlicht! Kann es einen größeren Beweis der Liebe Gottes geben, als den, dass Gott seinen eingeborenen Sohn für verlorene Sünder gab? (1. Joh 4,8–10; Röm 5,8; Joh 3,16). Konnte Gottes Wahrheit, Gottes unbeugsame Gerechtigkeit herrlicher erstrahlen, als dort, wo Er das volle Gericht über die Sünde Ihn treffen ließ, an dem Er sein Wohlgefallen gefunden hatte, der nun aber freiwillig die Stelle verlorener Sünder einnahm? Konnte Gottes Heiligkeit, das Licht, in dem „gar keine Finsternis ist“ (1. Joh 1,5), sich deutlicher offenbaren als dort, wo der Herr Jesus, der sagen konnte: „Ich tue allezeit das Ihm Wohlgefällige“ (Joh 8,29) und: „Ich aber wusste, dass Du mich allezeit erhörst“ (Joh 11,42), ausrufen musste: „Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ und“In den Staub des Todes legst Du mich“ (Mt 27; Ps 22), weil Er unsere Sünden auf sich genommen hatte? Ja, am Kreuz ist Gott verherrlicht worden wie nie zuvor, und mehr, als wenn Adam nicht gefallen wäre. Konnte Gott diese herrliche Person im Grab lassen? Er weckte Ihn auf aus den Toten und gab Ihm als gerechten Lohn einen Platz zu seiner Rechten. Gottes Gerechtigkeit offenbarte sich hierdurch aufs Neue, aber jetzt auf eine auch für die Welt sichtbare Weise; sie kann diese Tatsache nicht leugnen.

Was war die Stellung Satans? Er war der große Widersacher Gottes, der das Werk Gottes zu vernichten trachtete. Deshalb versuchte er den Herrn Jesus in der Wüste und bot Ihm sogar die Weltherrschaft an, wenn Er ihn anbeten wolle. Aber als sich dann zeigte, dass all seine List auf die Heiligkeit und Abhängigkeit des zweiten Adam keinen Einfluss hatte versuchte er es mit seiner Macht. Er versammelte die gesamte Welt – jeder ihrer Bereiche war vertreten, die religiöse, die politische Welt und die Welt der Bildung –, und diese Welt ließ sich nur allzu willig durch Satan, ihren Obersten, leiten, wie dies auch später geschehen wird (Off 20,8). Da der Herr Jesus sich freiwillig hingab, trug Satan scheinbar den Sieg davon; denn seine Macht hatte scheinbar den Lebensfürsten besiegt (Heb 2,14–15). Seine Absichten sind deutlich geworden. Er hat auf Golgatha seine ganze Bosheit offenbart und seine volle Macht entfaltet. Aber er hat eine Niederlage erlitten, denn der Herr ist auferstanden. Der Tod konnte Ihn nicht behalten: der Fürst dieser Welt ist gerichtet.

Das ist das Zeugnis des Heiligen Geistes gegenüber der Welt, wie auch der Herr es auf dieser Erde abgelegt hat (Joh 7,7). Es ist ein dreifaches Zeugnis, das spricht von einer vollkommenen Offenbarung. Der Herr Jesus sagt jedoch nicht, dass der Heilige Geist der Welt predigen werde. Allein seine Gegenwart auf der Erde ist der Beweis für diese drei Dinge und wird die Welt überzeugen von der Gerechtigkeit des Gerichtes Gottes, dem sie bald anheimfallen wird.

Wir finden dagegen sehr wohl, dass der Heilige Geist sich mit den einzelnen Personen beschäftigt. Sein erstes Werk ist, dass Er obige drei Dinge vor Augen führt. Er stellt den Menschen die Sünde vor in ihrer ganzen Abscheulichkeit, vor allem auch, wie sie sich zeigt in der Verwerfung des Herrn, damit das Gewissen dadurch getroffen wird und dem Menschen sein verlorener Zustand zum Bewusstsein kommt. Ohne das ist keine Erlösung möglich. Der Mensch muss sich seiner Sünde bewusst sein und erkennen, dass er verloren ist und vor einem heiligen und gerechten Gott nicht bestehen kann. Aber dann zeugt der Heilige Geist auch von etwas Anderem. Er zeigt, dass das Werk der Versöhnung vollbracht ist und dass Christus „unserer Übertretungen wegen dahingegeben“ ist, so dass Gott auf Grund dieses Werkes allen, die an dieses Opfer glauben und dadurch mit Ihm einsgemacht sind, die Sünden vergeben kann. Aber dann folgt auch, dass Er „unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist“ (Röm 4,25), d. h. der Wert des Werkes des Herrn Jesus wird demjenigen zugerechnet, der es im Glauben für sich in Anspruch nimmt; und wenn Gottes Gerechtigkeit den Herrn Jesus aus dem Tod, in den Er für unsere Sünden hinabgestiegen ist, auferweckt hat (wodurch der Beweis erbracht ist, dass das Versöhnungswerk vollbracht und die Sünden gesühnt sind), wird dieselbe Gerechtigkeit uns ohne Sünde als Gerechtfertigte vor Gott hinstellen.

Und dann zeigt der Heilige Geist das Dritte: das endgültige Gericht, das alles, was mit Gott in Widerspruch ist, auf richterliche Weise beseitigen wird.

Diese drei Dinge werden uns in der ersten Predigt des Petrus am Pfingsttag in Apostelgeschichte 2,23.24.38–40 vor Augen gestellt. Das herrliche Ergebnis dieses Werkes des Heiligen Geistes war, dass dreitausend Seelen hinzugetan wurden.
 
Sulzbacher 16.02.2022 18:31
In Johannes 3 wird uns eine neue Wahrheit vor Augen geführt. Im Garten Eden standen zwei Bäume, der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Der Mensch aß von dem letzteren und verwirkte damit das Recht auf den ersteren. So ist er fortan moralisch „tot in Sünden und Vergehungen“ (Eph 2,1). Sein natürliches Leben ist gekennzeichnet durch Sünde und besitzt auch nicht das Geringste, das mit Gott Gemeinschaft haben könnte.

Dies zeigte sich, als der Herr Jesus auf die Erde kam. „In Ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst“ (Joh 1,4.5). Der Mensch konnte selbst das Leben nicht begreifen: „Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird“ (1. Kor 2,14).

Doch berichtet Johannes 1,12, dass einige den Herrn Jesus annahmen, aber von diesen wird gesagt, dass sie „aus Gott geboren sind“. „So viele Ihn aber aufnahmen, denen gab Er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, welche nicht aus Geblüt, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.“ Nicht der Glaube des natürlichen Menschen bringt ihn in Verbindung mit Gott. In Kapitel 2, 23 finden wir viele, die an seinen Namen glauben, und wenn wir das oberflächlich mit dem Obenstehenden (Kapitel 1, 13) vergleichen, könnten wir meinen, dass dies also die Kinder Gottes sind, genügen sie doch dem, was dort steht: „die an seinen Namen glauben“. Aus Johannes 2,24–25 geht jedoch hervor, dass dies nicht so ist.

Diese Menschen waren überzeugt durch die Zeichen, die der Herr tat. Sie glaubten an Ihn. Aber der Glaube, der nur auf Verstand oder Gefühl gegründet ist, sei es ein sogenannter historischer Glaube von Menschen, die auf Grund der Umgebung, in der sie aufgewachsen sind, oder auf Grund ihrer Erziehung nicht an den christlichen Wahrheiten zweifeln, oder sei es ein Glaube, der gegründet ist auf eine verstandes– oder gefühlsmäßige Überzeugung von der Richtigkeit und dem Wert des Christentums – ein solcher Glaube bringt niemanden in Verbindung mit Gott. „Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an, weil Er alle kannte und nicht bedurfte, dass jemand Zeugnis gebe von dem Menschen; denn Er selbst wusste, was in dem Menschen war.“

Bei einem von diesen Menschen jedoch war nicht allein der Verstand oder das Gefühl, sondern das Gewissen berührt. Und obwohl er unkundig ist und das Licht auch nicht erfasst, fühlt er doch, dass bei Jesus etwas zu finden ist, was er nötig hat. Er meint, es sei Belehrung. Aber der natürliche Mensch kann durch bloße Kenntnis das Leben nicht empfangen. Darum antwortet der Herr: „Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen“ (Joh 3,3).

Das war ein seltsames Wort für Nikodemus. Er war ein Lehrer in Israel und kannte das Alte Testament. Es sprach von dem Reich, und gerade darüber wollte er belehrt werden. Aber seine Worte hatten bewiesen, dass er das Königreich nicht sehen konnte, obwohl es in der Person des Herrn vor ihm stand! Er hatte Jesus die höchste Ehre erwiesen, die einem Menschen erwiesen werden kann: „Wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen“. Aber gerade diese Worte bewiesen, dass auch er das Licht nicht erfasst hatte. Die Propheten des Alten Testamentes hatten von dem Reich gesprochen. Aber nun war Gott selbst, der Ursprung des Reiches, offenbart. Nun kam es auf das Wesen der Sache an. Dass der natürliche Mensch das, was von Gott ist, nicht sehen kann, zeigte sich an seinen eigenen Worten. „Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“

In der Tat, der Mensch muss ein anderes Leben besitzen, um etwas, das von Gott kommt, sehen zu können. Der Herr spricht zu Nikodemus von irdischen Dingen, von dem Reich (Joh 3,12), aber was Er sagt, sind allgemeine Grundsätze – wie fast immer im Evangelium Johannes. Ein neues Leben ist notwendig, nicht gleichartig dem des natürlichen Menschen, sondern ein ganz anderes. „Wie könnte ein Reiner aus einem Unreinen kommen?“ (Hiob 14,4). Ja, wenn der Mensch zehnmal geboren würde, es würde ihm nichts nützen, weil dieses Leben ebensowenig Gott sehen kann. Und darum war die Antwort des Nikodemus eine törichte Frage. Aber der Herr benutzt sie, um diese Wahrheit weiter zu offenbaren. „Wahrlich, Wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand aus Wasser und Geist geboren werde, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen.“

Wasser reinigt dasjenige, worauf es angewandt wird. Hier wird es sinnbildlich gebraucht im Blick auf die Weissagung: „Und ich werde reines Wasser auf euch sprengen, und ihr werdet rein sein; von allen euren Unreinigkeiten und von allen euren Götzen werde ich euch reinigen. Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben; und ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Und ich werde meinen Geist in euer Inneres geben; und ich werde machen, dass ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Rechte bewahrt und tut“ (Hes 36,25–27). In Vers 10 spielt der Herr deutlich auf diese Stelle an. In dieser Weise benutzt der Herr auch in Johannes 2 den Tempel (Verse 19–21) und in Kapitel 4 eine Quelle (Verse 6–15) als Sinnbild.

Wenn wir Epheser 5,26 und Johannes 13,10 in Verbindung mit Johannes 15,3 lesen, so sehen wir, dass das Wasser hier ein Bild von Gottes Wort ist. Dies wird bestätigt durch Stellen wie: 1. Petrus 1,23; Jakobus 1,18; 1. Korinther 4,15. „Die ihr nicht wiedergeboren seid aus verweslichem Samen, sondern aus unverweslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes.“ „Nach seinem eigenen Willen hat Er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt.“ „In Christus Jesus habe ich euch gezeugt durch das Evangelium.“ 1

Das Wort Gottes in seiner reinigenden Kraft, angewandt durch den Heiligen Geist, pflanzt in dem Menschen ein neues Leben. Wenn das Gewissen durch das Wort getroffen wird, werden Herz und Gewissen, die Neigungen, die Gedanken und Taten gereinigt, und der Heilige Geist wirkt ein neues Leben. Es ist kein natürliches Leben, denn es wird durch den Geist Gottes gezeugt und ist also ein göttliches Leben. Das Kind Gottes ist aus Gott geboren (Joh 1,13; 1. Joh 3,9–10; 5,18). Und so wenig wie das natürliche Leben veredelt werden kann, bis es die geistlichen Dinge sehen und Verbindung mit Gott erlangen kann, ebensowenig kann das neue göttliche Leben degenerieren. „Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, ist Geist“ (Joh 3,6). „Sein Same bleibt in ihm; und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist“ (1. Joh 3,9).

In den folgenden Versen teilt der Herr neue Einzelheiten mit. Dieses neue Leben kann allein auf Grund der Erhöhung des Herrn Jesus am Kreuz geschenkt werden, denn der Mensch ist ein Sünder. Aber Gottes Liebe gab den eingeborenen Sohn, auf dass jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. Hier wird es also das ewige Leben genannt.

Auch im Alten Testament wird vom ewigen Leben gesprochen (Dan 12,2; Ps 133,3). Dort wird es genannt in Verbindung mit der Herrlichkeit des 1000-jährigen Reiches, der Wiederherstellung aller Dinge. Hier aber wird es offenbart ohne die Herrlichkeit. Hier sehen wir den eingeborenen Sohn des Vaters, Er, der zur gleichen Zeit, da Er auf Erden mit Nikodemus sprach, im Himmel war (Joh 3,13; 1,18); Er, der selbst der wahrhaftige Gott und das ewige Leben ist (1. Joh 5,20), Er gibt keine Belehrung über das ewige Leben, sondern ist selbst dessen Offenbarung: Er ist das ewige Leben. Welch eine Offenbarung! Welch ein Werk des Heiligen Geistes! Natürliche Menschen, die tot sind in Sünden und Vergehungen, werden durch sein Werk wiedergeborene Menschen, die ein neues Leben, ein göttliches Leben, ja das ewige Leben selbst, den Herrn Jesus, als ihr Leben besitzen (1. Joh 5,11–13.20).

Hieraus können wir sehen, was es eigentlich bedeutet, ewiges Leben zu haben. Es bedeutet nicht nur, dass Kinder Gottes nie sterben. Es schließt die Befähigung in sich, die geistlichen Dinge, alles, was von Gott kommt, zu erfassen. Es bedeutet, dass wir mit Gott selbst Gemeinschaft haben können, denn wir sind ja Teilhaber der göttlichen Natur (2. Pet 1,4; 1. Joh 1,3). Es bedeutet, dass Christus in uns ist, dass wir ein göttliches Leben haben, das nicht sündigen kann (1. Joh 3,9). Es bedeutet, „dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns ein Verständnis gegeben hat, auf dass wir den Wahrhaftigen kennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1. Joh 5,20). Gott hat uns ein ganzes Evangelium gegeben, „auf dass ihr glaubend Leben habt in seinem Namen“ (Joh 20,31), und einen ganzen Brief, „auf dass ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes“ (1. Joh 5,13).

Bedeutet dies auch in der Praxis unseres Lebens: „Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20)
 
Sulzbacher 16.02.2022 18:43
Es ist jedoch nicht genug, durch die Wiedergeburt das neue Leben zu besitzen. Wir sind dadurch wohl fähig zur Gemeinschaft mit Gott, aber es muss eine Kraft da sein, die diese Gemeinschaft zustande bringt. Das finden wir im ersten Teil von Johannes 4.

Das Erste, was uns in Vers 10 vor Augen geführt wird, ist, dass Gott in diesem Evangelium kein Fordernder, sondern der Geber ist. Im Gesetz wurde gefordert: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben usw.“, und sogar zu dem untadeligen Nikodemus sagte der Herr: „Ihr müsst von neuem geboren werden“. Hier dagegen verkündet Gott seine Liebe zu dem Sünder, ja zu der elendesten Sünderin, zu einer sittenlosen samaritischen Frau. Es ist souveräne Gnade, die sich nicht auf die Juden beschränkt, sondern sich auch zu den Nationen ausstreckt.

Ich glaube nicht, dass es ganz richtig ist, wenn man sagt, mit „Gabe Gottes“ sei hier Christus gemeint. Unstreitig ist Er die große Gabe Gottes. Aber in Römer 6,23 wird auch gesagt: „Die Gnadengabe Gottes aber [ist] ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn“. Ich meine, dass wir in Johannes 4 den gleichen Gedanken haben wie in 2. Korinther 9,15: „Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe“. Dort ist mit Gabe die Gesamtheit der Segnungen Gottes gemeint, so dass das Auge nicht auf die Gabe, sondern auf Gott als den Geber gerichtet wird.

Der Herr Jesus sagt, dass Er der Christus sei (V. 26). Er offenbart sich als der  Allwissende (V. 18) und als Derjenige, der das lebendige Wasser gibt, das ins ewige Leben quillt (Verse 10 und 14). Diese herrliche Person sehen wir ermüdet von der Reise, hungrig und durstig bei der Quelle sitzen und eine sündige Samariterin um ein wenig Trinkwasser bitten. „Anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Gott ist offenbart im Fleisch“ (1. Tim. 3, 16). Und sieht Ihn die Samariterin auch nur als „einen Juden“, so ist Er doch der Sohn Gottes, der Richter der Lebendigen und der Toten (Joh 5,17–29). Er ist der, welcher lebendiges Wasser geben kann, so dass jeden, der davon trinkt, in Ewigkeit nicht dürsten wird.

Zum Dritten finden wir lebendiges Wasser. In Kapitel 3 haben wir von „geboren aus Wasser und Geist“ gelesen, und wir haben dort gesehen, dass Wasser ein Bild von Gottes Wort ist. Durch das Wort wirkt der Heilige Geist Leben in einem Menschen, der kein Leben aus Gott besitzt, sondern nur eine sündige Natur.

Hier ist es lebendiges Wasser, also Wasser, gekennzeichnet durch Leben, durch eine Quelle Lebens, die unaufhörlich fließt. Es ist das Wort und der Geist zusammen, aber gekennzeichnet durch den Geist. In Kapitel 7, 37–39 sehen wir dann auch, dass lebendiges Wasser ein Bild des Heiligen Geistes ist, aber als in dem Gläubigen wohnend.

Dies ist nicht dasselbe wie das neue göttliche Leben, das wir durch die Wiedergeburt besitzen, selbst nicht in seiner reichsten Form, wie sie uns in dem Ausdruck ewiges Leben vorgestellt wird. Dieses ist in sich selbst abhängig und kann niemals eine Quelle sein. Es wäre ein Widerspruch zur ganzen Wahrheit über diese neue und göttliche Natur, wenn wir sie durch eine Quelle darstellten. Aber der Heilige Geist, der in dem Gläubigen wohnt, ist eine Quelle der Kraft und der Freude, die ins ewige Leben quillt.

Die lebendigmachende Kraft des Heiligen Geistes, den Gegensatz zwischen der alten und der neuen Schöpfung, wie wir sie in Johannes 3 finden, sehen wir auf der Erde seit dem Sündenfall. Von 1. Mose 3 an hat der Geist Gottes in Seelen gewirkt, um in ihnen die Wiedergeburt zustandezubringen, denn ohne die Wiedergeburt kann kein Sünder gerettet werden. Aber niemals wurde der Geist Gottes gegeben, bevor der Sohn als Mensch auf Erden in seiner Liebe zu Sündern offenbart war und bevor Gott sich als der Geber offenbarte. Es ist auch Christus, der gibt, und Er gibt hier nicht sich selbst oder nur Leben. Das sahen wir in Kapitel 3, und die Schrift wiederholt sich niemals. Er gibt den Heiligen Geist, der in dem Gläubigen eine Quelle der Kraft ist.

Johannes 7,39 sagt uns, dass dies erst geschah, nachdem der Herr verherrlicht war. Am Tag der Pfingsten haben wir die Erfüllung. Johannes 4 bezieht sich nur auf die Zeit der Versammlung auf Erden, was wir in den Versen 23 und 24 wohl deutlich bestätigt finden.

Obwohl ihr Herz sich durch die Gnade angezogen fühlt, begreift diese Frau doch nichts von dem, was der Herr sagt, und sie kennt seine Herrlichkeit nicht. Sie meint, der Brunnen sei für den Herrn zu tief, und in der Tat, der Brunnen, aus dem Er schöpft, ist tief; es ist das Herz des Vaters, der sich Sündern als der große Geber offenbaren will.

Vor dem Sündenfall hat Adam keinen Durst gehabt. Ich glaube, auch leiblich nicht, aber auf jeden Fall geistlich nicht, denn sonst wäre Gottes Schöpfung nicht „sehr gut“ gewesen. Aber nach dem Sündenfall hatte der Mensch Durst. Das Beste, was er hatte, war Hoffnung, aber er sah die Erfüllung nicht. Und auch die Tradition, der Jakobsbrunnen, aus dem der religiöse Mensch seinen Durst zu stillen sucht, kann kein Genüge geben. „jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wiederum dürsten.“ Aber jetzt war der Sohn Gottes gekommen, um jedem, der wiedergeboren ist, der das ewige Leben hat, den Heiligen Geist zu geben, die Kraft, die den Menschen zum Teilhaber alles dessen macht, was in Gott ist.

Mit den natürlichen Dingen verhält es sich so, dass mein Besitz vermindert wird, wenn ich etwas fortgebe. In den geistlichen Dingen ist es anders; je mehr ich gebe, um so mehr empfange ich. Die Quelle ist unerschöpflich, sie quillt bis ins ewige Leben und stillt alle Wünsche des neuen Lebens. Man kann nicht sagen, dass dies praktisch der Fall ist, wenn jemandes Herz an den irdischen Dingen hängt. Ein Christ, der sich in einem fleischlichen Zustand befindet, hat Durst. Aber wenn er zu Christus zurückkehrt, findet er auf dem Grund seiner Seele die Quelle.

Der Heilige Geist wird uns hier nicht als eine Person vorgestellt. Das finden wir später, wenn die Wahrheit dargelegt wird, dass nach der Aufnahme des Herrn Jesus eine andere göttliche Person auf diese Erde kommen und hier wohnen würde. Hier sehen wir den Heiligen Geist als göttliche Kraft, die in dem neuen Leben wirkt und hervorbringt, was mit Gott in Übereinstimmung ist. Das lebendige Wasser, welches der Herr gibt, „wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das bis ins ewige Leben quillt“.

Eine Quelle (wörtlich: ein Springbrunnen) ist etwas unaufhörlich Strömendes, dem die Kraft innewohnt, das Wasser hoch aufsprudeln zu lassen. Diese Kraft wird hier noch unterstrichen durch die Worte „das bis ins ewige Leben quillt [wörtlich: springt]“. So wirkt der Heilige Geist in dem Gläubigen und bringt hervor: „Liebe, Freude, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit“ (Gal 5,22). Alle diese Dinge gehören zum neuen Leben, aber sie werden hervorgebracht durch diese Kraft, die in dem neuen Leben wirkt. Hier ist Ruhe und Kraft. Wir haben nicht nur ewiges Leben in Ihm, sondern eine Quelle Wassers in uns; Kraft, die von Gott herniederkommt – der Himmel ist in mein Herz gekommen. Es ist die Kraft des göttlichen Lebens, die mich mit dem Vater und dem Sohn in Gemeinschaft bringt.

Es ist hier alles persönlich: in meiner eigenen Seele ist eine Quelle Wassers, die ins ewige Leben quillt. Der Mensch hat Durst – er trinkt von dem lebendigen Wasser, und dieses wird ihm zu einer Quelle, die ihn an allem, was in Gott ist, teilhaben lässt. Und er ruft jedem zu: „Wen da dürstet, der komme, wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst“ (Off 22,17).

In Römer 8 finden wir das Resultat der Lehre von Johannes 3–4: Der Geist als Leben und als Kraft in dem Gläubigen. In den ersten sieben Kapiteln des Römerbriefes wird nur zweimal von dem Geist gesprochen, und zwar in Kapitel 1, 4 in Verbindung mit der Auferstehung des Herrn Jesus und in Kapitel 5, 5, wo Er genannt wird, um zu erklären, warum der Gläubige sich der Trübsale rühmen kann. In Kapitel 8, wo die eigentliche Lehre des Briefes beendet ist und die Stellung des Gläubigen dargelegt wird in ihrer ganzen herrlichen Freiheit: frei von Sünden, frei von der alten Natur, frei vom Gesetz, finden wir das Wort „Geist“ oder „des Geistes“ jedoch achtzehnmal.

In Vers 2 sehen wir den Geist des Lebens, der in dem Menschen das neue Leben erweckt, so wie in 1. Mose 2,7 Adam eine lebendige Seele wird durch den Odem des Lebens. Es ist jedoch nicht genug, dass der Mensch ein neues Leben besitzt. Er hat gesündigt – aber Christus trug seine Sünden auf dem Kreuz. Er hat eine sündige Natur, die nicht anders als sündigen kann – Gott hat sie in Christus am Kreuz gerichtet. „Den, der Sünde nicht kannte, hat Er für uns zur Sünde gemacht“, und „das ... tat Gott, indem Er, seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte.“ Und in Vers 4 finden wir nicht nur das Verlangen des neuen Menschen, Gutes zu tun: „Denn ich habe Wohlgefallen an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen“ (Röm 7,22), sondern Kraft, danach zu handeln; „auf dass das Recht des Gesetzes erfüllt würde in uns, die nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln.“ Es ist nicht nur das Fleisch auf der einen und die neue Natur auf der anderen Seite, sondern die alte Natur (die Sünde im Fleisch), durch Gott im Tod und in der Auferstehung des Christus gerichtet, und der Geist als Kraft, die die neue Natur mit dem Sohn in lebendige Verbindung bringt. Es ist die Offenbarung des Vaters und des Sohnes, welche die Seele empfängt, in der der Heilige Geist wohnt.

Dies ist nicht das Gleiche wie das, was von Bileam gesagt wird. Auf ihm war der Geist Gottes nur für eine Zeit (4. Mo 24,2). Aber hier sehen wir, wie der Gläubige den Heiligen Geist empfängt, nachdem er zum Leben gebracht ist. Seine Stellung wird dadurch gekennzeichnet, dass er nicht im Fleisch, sondern im Geist ist. Er hat den Geist des Christus und gehört Christus an – der Vater liebt ihn wie Er Christus liebt – er hat den Geist Gottes und dadurch Gemeinschaft mit Gott. Er hat den Geist der Sohnschaft, durch welchen er ruft: „Abba, Vater!“ „Der Geist selbst zeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.“

Niemals kann der Geist Zweifel an der Errettung wecken oder den Gedanken: „Ich hoffe, gerettet zu sein“. Der Heilige Geist bringt die Gewissheit der Sohnschaft und das gesegnete Gefühl der Gemeinschaft. Ja, da der Heilige Geist in uns wohnt, gehören auch unsere Leiber nicht mehr der Erde an, sondern dem Himmel, und Gott wird sie einst auferwecken, wie Er auch Jesus aus den Toten auferweckt hat. „Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi.“

Das ist die wirkliche Stellung eines Christen, eine Stellung, welche die alttestamentlichen Gläubigen nicht besaßen. Sind wir uns bewusst, was wir geworden sind, und verwirklichen wir es in der Praxis?
 
Sulzbacher 16.02.2022 18:58
In Johannes 4 sahen wir den Herrn Jesus als den Sohn Gottes, der lebendiges Wasser gibt, das in dem Empfänger zu einer Quelle Wassers wird, das ins ewige Leben quillt, Es ist der Heilige Geist, ein Brunnen der Kraft, die in dem Gläubgen wirkt und ihn befähigt, mit dem Vater und dem Sohn Gemeinschaft zu pflegen und den Vater anzubeten (Joh 4,23–24).

In Kapitel 7 sehen wir den Herrn Jesus wieder lebendiges Wasser geben, und es wird ausdrücklich gesagt, dass dies der Heilige Geist ist. Aber die Art, in der der Herr hier gezeigt wird, ist ganz anders, ebenso das, was Er sagt.

Im Alten Testament wird von drei großen Festen gesprochen (2. Mo 23; 3. Mo 23; 4. Mo 28+29; 5. Mo 16). Es sind dies das Passah, das Fest der Wochen (Pfingsten) und das Laubhüttenfest. In Johannes 6 finden wir das Passah (V. 4), und der Herr gibt die Erfüllung dieses Bildes an: Er ist aus dem Himmel herniedergekommen, um für die, welche das Gericht verdient haben, zu sterben. „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben“ (Joh 6,54). Das Pfingstfest finden wir nicht. Wie wir wissen, finden wir seine Erfüllung in der Ausgießung des Heiligen Geistes in Apostelgeschichte 2. In Johannes 7 wird direkt von dem Laubhüttenfest gesprochen. Es ist eine Erinnerung an das Wohnen in Laubhütten in der Wüste. Es musste gefeiert werden, nachdem die gesamte Ernte einschließlich der Weinernte eingebracht war. „Wenn du den Ertrag von deiner Tenne und von deiner Kelter eingesammelt hast“ (5. Mo 16,13). Aus Jesaja 63 und Offenbarung 14 wissen wir, dass die Weinlese ein Bild des Gerichtes ist, das bald auf der Erde ausgeübt werden wird. Das Laubhüttenfest hingegen stellt bildlich die herrliche Zukunft dar, wenn Israel nach den Gerichten in Ruhe und Frieden in seinem Land wohnen wird. Dann wird der Herr Jesus als der Messias in Herrlichkeit in Jerusalem regieren.

War aber für den Herrn nun schon die Zeit angebrochen, um in Herrlichkeit in Jerusalem seinen Einzug zu halten (Mt 23,39)? Die Juden suchten Ihn zu töten. Seine Brüder nach dem Fleisch, die Ihm am nächsten standen, glaubten nicht an Ihn. Einer von seinen Jüngern würde Ihn überliefern (Joh 6,71). Die Welt stand Ihm feindlich gegenüber, und sein eigenes Volk nahm Ihn nicht an. Wie konnte Er nun in Herrlichkeit erscheinen und irdische Segnungen über das Volk ausschütten? Seine Brüder erkennen wohl an, dass Er Macht hat, seine Verheißungen zur Ausführung zu bringen. Sie zweifeln nicht an seiner Kraft und wünschen, dass Er sie öffentlich zeige, auf dass die Welt Ihn ehre und sie daran teilhätten. Aber das ist kein Glaube. Und in der Antwort des Herrn sehen wir die Situation deutlich dargestellt. Sie waren von der Welt und darum hasste die Welt sie nicht (Joh 7,7). Ihre Zeit war stets bereit, denn sie waren ein Teil derselben Welt, ein Teil desselben gesellschaftlichen Systems auf Erden, das Ihn nicht annahm, sondern Ihn hasste und Ihn töten wollte. Und darum konnte Er nicht öffentlich hinaufgehen nach Jerusalem. Er konnte dies wohl nachher zum Passahfest tun, denn Er stand bereit, als das wahre Passahlamm dieses Bild zu erfüllen (Mt 21).

Aber wie konnte der Sohn des Menschen, den die Welt verworfen hatte, seine irdische Herrlichkeit antreten? Einmal, wenn durch die Gerichte das Böse weggetan sein wird und der Überrest sich zu Gott bekehrt hat, wird Er auf Grund des Passah in Jerusalem einen herrlichen Einzug halten und seine Herrschaft antreten (Sach 14; Mt 23,39). Aber jetzt hatte Er nur die Aufgabe, als ein Verworfener seinen Weg zu gehen und gegenüber denen, die Ihn verwarfen, von Gott zu zeugen. Und als die Pharisäer und Hohenpriester Diener senden, um Ihn zu greifen, sagt Er, sie brauchten sich nicht zu überstürzen, da die Zeit seines Weggehens von dieser Erde nahe sei. Er hatte keine Gemeinschaft mit der Welt. Er suchte sie auch nicht und begehrte gewiss keine Ehre von seiten der Welt. Er suchte nur die Ehre Dessen, der Ihn gesandt hatte. Und den Durstigen in der Welt ruft Er zu, sie möchten aus der Welt zu Ihm kommen und trinken, auf dass ihr Durst gestillt werde und Ströme lebendigen Wassers aus ihrem Leib fließen möchten. „Dies aber sagte Er von dem Geist, welchen die an Ihn Glaubenden empfangen sollten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus nicht verherrlicht worden war“ (Joh 7,39).

Wenn wir die Verse 37–39 genau lesen, sehen wir wichtige Dinge. Der Herr Jesus ruft diese Worte an dem letzten, dem großen Tag des Festes. Das Alte Testament lehrt uns, dass nur das Laubhüttenfest acht Tage dauerte und dass der achte Tag einen besonderen Platz einnahm. In 5. Mose 16 wird der achte Tag gar nicht erwähnt, und auch in 3. Mose 23 und 4. Mose 29 wird er von den ersten sieben Tagen getrennt. Die Zahl 8 bedeutet immer etwas Neues, das zwar mit dem Alten verbunden ist, aber doch einen neuen Anfang darstellt. So ist der achte Tag des Laubhüttenfestes ein Bild der ewigen Herrlichkeit, die nach den tausend Jahren irdischer Herrlichkeit das Teil aller Seligen sein wird.

An diesem Tag spricht der Herr von dem Heiligen Geist, den Er, nachdem Er als Sohn des Menschen verherrlicht sein wird, geben würde. Er konnte die irdische Herrlichkeit nicht in Besitz nehmen. Er war der Verworfene, der bald getötet werden würde (Joh 7,7.19.33). Aber Gott würde Ihn aus den Toten auferwecken und Ihm in der himmlischen, ewigen Herrlichkeit einen Platz zu seiner Rechten geben. Und von dort würde Er den Heiligen Geist allen geben, die an Ihn glauben.

In Johannes 4 war es der Sohn Gottes, der in göttlicher Macht das lebendige Wasser gibt. Hier dagegen ist es der Sohn des Menschen, von der Welt verworfen, gestorben, aber von Gott auferweckt und auf Grund seines Werkes verherrlicht im Himmel, der von dort den Heiligen Geist herniedersendet, um die Gläubigen mit sich zu verbinden. Sie erhalten dadurch auf Erden die gleiche Stellung, die Er innehatte. Und wie in Johannes 4 dargelegt wird, dass der Heilige Geist den Gläubigen mit dem Sohn und dem Vater verbindet, was ihm die Stellung eines Anbeters gibt, so finden wir hier, dass Ströme Wassers aus dem Leib dessen fließen sollen, der den Heiligen Geist empfängt. Es geht hier um den Dienst für Gott in dieser Welt.

Das Innewohnen des Heiligen Geistes bestimmt also unsere Stellung auf Erden. Durch Ihn sind wir mit einem Herrn verbunden, der durch die Welt verworfen, ja durch sie ans Kreuz genagelt wurde. Aber Gott hat sein Werk angenommen und Ihn auf Grund dessen aus den Toten auferweckt und aufgenommen in Herrlichkeit. „Wir sehen aber Jesus ... wegen des Leidens des Todes mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“ (Heb 2,9). Die Kraft des Heiligen Geistes erfüllt das Herz mit der Herrlichkeit, in die Jesus eingegangen ist. Unsere Stellung auf Erden aber ist dieselbe, die auch Christus auf Erden innehatte.

Wir sehen in der Geschichte der Erde abwechselnd, dass Gott seine Rechte auf die Erde geltend macht als der Gott der Erde und dass Er sich gewissermaßen in den Himmel zurückzieht als der Gott des Himmels. Das Verhalten des Gläubigen muss hiermit in Übereinstimmung sein.

In 1. Mose 1+2 sehen wir, wie Gott seine Rechte auf die reine Schöpfung wahrt. Nach dem Sündenfall aber finden wir, dass Gott sich nur in indirekter Weise mit der Erde beschäftigt, bis die Sünde und Ungerechtigkeit der Menschen ihren Höhepunkt erreicht hat. Dann übt Er Gericht durch die Sintflut und beschäftigt sich mit der gereinigten Erde auf direkte Weise (1. Mo 8 und 9), indem Er Noah die neue Erde übergibt, einen Bund mit ihm schließt und die Regierung anordnet (1. Mo 9,6). Leider lehnen sich auch Noah und seine Nachkommen gegen Gott auf und mißbrauchen die Erde. Nach dem Turmbau zu Babel ruft Gott Abraham, nicht damit er die Erde besitze, sondern als Fremdling auf ihr lebe in Erwartung der Stadt, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist (Heb 11,9–10). Als dann die Ungerechtigkeit der Bewohner Palästinas voll ist, ruft Gott wieder ein Volk, das die Erde besitzen soll, und macht sich selbst zum Anführer ihres Heeres (Jos 5,14). Dann wird Gott „der Herr der ganzen Erde“ genannt (Jos 3,11). Und in 1. Chronika 29 wird gesagt, dass der Thron des HERRN in Jerusalem stand. Aber auch das Volk Israel wandte sich von Gott ab, so dass Er es richten musste. Er sendet sie in die Gefangenschaft. Die Herrlichkeit des Herrn verlässt Jerusalem (Hes 10 und 11). Die Regierung über die Erde gibt Er heidnischen Königen, und Er nennt sich selbst nicht mehr Herr der ganzen Erde, sondern Gott des Himmels (Dan 2,37). Nach der Gefangenschaft finden wir nur eine teilweise Wiederherstellung. Unabhängig ist das Volk nicht mehr geworden. Und als der Herr Jesus auf die Erde kommt, zeigt sich ihre Bosheit und totale Verdorbenheit; sie kreuzigen den Erben, Ihn, der das Anrecht auf die Erde hatte, dem es zustand, selbst das Erbteil in Besitz zu nehmen (Mt 21,33–46).

Das Evangelium nach Johannes betrachtet alles von diesem Standpunkt aus. Von Anfang an wird der Herr als verworfen dargestellt (Joh 1,5–11). Zwar wird Er einst seine irdische Herrlichkeit antreten, wenn das Gericht über die Welt ausgeübt sein und das wahre Laubhüttenfest gefeiert werden wird. Aber jetzt hat Gott keine direkte Verbindung mit der Erde. Der Herr Jesus ist hienieden ein Fremdling, durch die Welt verworfen, Er, der nur die Ehre Gottes sucht, indem Er sein Wort verkündigt (Joh 7,14–18).

Sah Er denn nicht, dass die Römer das irdische Volk Gottes unterdrückten? Sah Er die Ungerechtigkeit und Grausamkeit eines Herodes und eines Pilatus nicht? Sah Er die Mißstände in Israel nicht? Sollte Er, der Allwissende (Joh 4,18), der wusste, was im Herzen der Menschen wohnte, (Joh 2,25), nicht alles wissen, was mit Gottes Gedanken in Widerspruch war? Sollte Er, der beim Anschauen der Macht und der Folgen der Sünde sich erschütterte und weinte (Joh 11,33–38), nicht bewegt gewesen sein und getrauert haben über alles, was den Namen Gottes auf Erden verunehrte?

Sehen wir Ihn in seinem Auftreten sich damit beschäftigen? Er kämpft nicht, um die römischen Unterdrücker zu verjagen, sondern sagt im Gegenteil: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist“. Er versucht nicht, die korrupte gottlose Priesterherrschaft zu vertreiben zugunsten von Männern, die Gott fürchteten. Er versucht nicht, die bestehenden Mißstände zu beseitigen. ja, als jemand zu Ihm sagt: „Lehrer, sage meinem Bruder, dass er das Erbe mit mir teile“, antwortet Er, obwohl der Mann sicherlich das Recht auf seiner Seite hatte: „Wer hat mich zu einem Richter oder Erbteiler über euch gesetzt?“ (Lk 12,14). Der Herr nimmt den Platz eines Verworfenen ein, der hier keine andere Aufgabe hat, als ein Zeuge Gottes zu sein, und jeden Durstigen aus der Welt aufzufordern, zu Ihm zu kommen. Er sucht keine Ehre für sich selbst (Joh 7,18). Als sie Ihn zum König machen wollen, geht Er fort. Wenn Er Wunder tut, verbietet Er, darüber zu sprechen. Er begehrt nur, Gottes Willen zu vollbringen, und das bedeutete das Kreuz.

Dieser Jesus ist nun im Himmel. Das gesamte gesellschaftliche System auf Erden hat Ihn ans Kreuz gebracht und ermordet. Aber Gott weckte Ihn auf aus den Toten und setzte Ihn zu seiner Rechten, „bis ich Deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße“. Aus dem Himmel sandte Er den Heiligen Geist hernieder. Jeder, der Durst hat, kann kommen – jeder einzelne persönlich. Und jeder, der an Ihn glaubt, empfängt den Heiligen Geist, der in ihm zu Strömen lebendigen Wassers wird, die aus Ihm fließen und der ihn mit dem verherrlichten Herrn verbindet, ihn aber auch erhebt über die Wüste, durch die er geht. „Durch das Tränental gehend, machen sie es zu einem Quellenort“ (Ps 84,6). Er befähigt den Gläubigen zum Dienst hienieden. Er kann dem Durstigen Erquickung anbieten, denn aus ihm fließen Ströme Wassers. Das ist der Platz des Gläubigen in unseren Tagen, in der Zeit der Versammlung.

Nehmen wir praktisch diesen Platz ein? Wird in unserem Leben gesehen, dass wir durch das Wohnen des Heiligen Geistes in uns eins sind mit dem verherrlichten Sohn des Menschen im Himmel, den die Welt verworfen hat? Hat unser Leben keinen anderen Inhalt, als den Willen Gottes zu tun? Die meisten von uns müssen einen Beruf haben, um für ihren eigenen Unterhalt und den ihrer Familie zu sorgen, und das ist gut, denn viele Gläubige können die Zucht der täglichen Arbeit nicht entbehren. Aber wollen wir damit nur unseren notwendigen Unterhalt erwerben, oder bezwecken wir, dadurch eine ehrenvolle Stellung in der Gesellschaft zu erringen? Ist das Ziel unseres Umgangs und unseres Auftretens, dass Gott geehrt wird, oder dass wir selbst geehrt werden? Die Zeit, Ehre zu empfangen, ist für uns noch nicht gekommen. Einst werden wir auf Thronen sitzen und Welt und Engel richten (1.Kor. 6, 2–4). Aber jetzt ist Ehre von seiten der Welt in Wirklichkeit eine Schande für einen Christen. Wir sind nur auf Erden, um Gottes Willen zu tun und Zeugen eines verworfenen Christus zu sein, der verherrlicht im Himmel ist. Dies zu vergessen ist verderblich für den Christen und vernichtet sein Zeugnis.
 
Sulzbacher 17.02.2022 13:06
In Johannes 20 sehen wir den Herrn Jesus aus dem Grab auferstanden, nachdem Er das Versöhnungswerk vollbracht hat. Hier wird nicht gesagt, dass Gott Ihn auferweckt hat. Das ist gewiss wahr, und der Apostel Petrus sagt auch in Apostelgeschichte 2,32: „Diesen Jesus hat Gott auferweckt, wovon wir alle Zeugen sind“. In Johannes 20 finden wir jedoch, dass der Herr durch seine eigene göttliche Kraft auferstand. Er stand auf aus dem Tod durch dieselbe Kraft, mit der Er das Töchterchen des Jairus, den Jüngling zu Nain und den Lazarus auferweckt hatte. Dadurch bewies Er, dass Er der Sohn Gottes war (Röm 1,4).

Dieser Jesus offenbart sich der Maria Magdalena. Sie war durch Ihn von sieben Dämonen erlöst worden. Sie war vollständig in der Macht Satans gewesen. Aber Jesus hatte die dämonische Macht gebrochen und die Dämonen ausgetrieben. Darum hing ihr Herz an Ihm mit aller Liebe, der sie fähig war. Außer Ihm hatte sie nichts auf Erden. Es ist rührend, wenn wir in Johannes 20, 11–18 lesen, wie sehr ihr Herz von dem Herrn erfüllt war. Wie groß wird ihre Freude gewesen sein, als der Herr ihren Namen nannte! Wir können verstehen, dass sie den Herrn voll Freude begrüßte als einen, den sie nie wiederzusehen gedacht hatte. Nun war alles wieder gut, so wie es gewesen war vor jener schrecklichen Nacht, da man Ihn gefangen nahm.

Doch dann hört sie auf einmal die Stimme des Herrn: „Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater ... und eurem Vater, und zu meinem Gott und eurem Gott“ (V. 17). Es war also nicht alles so wie früher. Gewiss war es derselbe Jesus – aber ein Jesus, der am Kreuz das Versöhnungswerk vollbracht hatte und deshalb gestorben war, der nun auferstanden war und ein Auferstehungsleben besaß. Dadurch wurde alles anders. Vor dem Kreuz hatten die Jünger mit dem Herrn Umgang gehabt. Sie waren Ihm gefolgt, sie hatten dem gelauscht, was Er lehrte. Sie hatten Ihm mit ihren materiellen Gütern gedient. Aber bei all diesem war Er stets allein geblieben. „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht“ (Joh 12,24). Nun war Er ihnen leiblich nicht mehr so nahe, denn sein Auferstehungsleib war ganz anders als ihre natürlichen Leiber. Aber auf geistliche Weise war Er ihnen viel näher gerückt, ja, der verherrlichte Herr im Himmel war ihnen unendlich näher, als Er es je vor seinem Sterben gewesen war. Denn Er brachte sie in dieselbe Stellung, die Er einnahm. Er vereinigte sie mit sich, so wie Er zur Rechten Gottes ist.

Der Herr Jesus ist der ewige Sohn des Vaters. Hierin steht Er natürlich allein, und als solcher kann Er nur der Gegenstand unserer Anbetung sein. Aber Er war auch der Sohn Gottes durch seine Geburt auf Erden. „Du bist mein Sohn, heute habe ich Dich gezeugt“ (Ps 2), und „das Heilige, das geboren werden wird, wird Sohn Gottes genannt werden“ (Lk 1,35).

Sowohl in seiner göttlichen als auch in seiner menschlichen Natur war Er der Sohn Gottes. Wie vollkommen kannte Er den Vater! In den Evangelien sehen wir, wie Er den Jüngern den Vater offenbarte. Niemals finden wir, dass der Herr Jesus Gott anders ansprach denn als Vater, ausgenommen am Kreuz. Aber niemals stellte Er die Jünger in das Verhältnis zum Vater, das Er einnahm.

Jetzt sehen wir den Sohn des Menschen, nachdem Er das Versöhnungswerk vollbracht hat, gestorben, aber auch durch seine göttliche Kraft auferstanden. Und mit seinen ersten Worten gibt Er seinen Jüngern seinen Platz und stellt sie in dasselbe Verhältnis zum Vater. Was der Vater für den Sohn ist, ist der Vater auch für die Söhne. Was Er, der Vater des Herrn Jesus, immer für den gesegneten Menschen war, der die Sünde hinweggetan hat, das ist Er auch für die, deren Sünden weggetan sind. Gott ist jetzt nicht nur vollkommen offenbart als der Gott und Vater unseres Herrn Jesus. Durch die Erlösung und Auferstehung, durch die wir vereinigt sind mit dem verherrlichten Jesus im Himmel, hat Er sich auch als unser Gott und Vater offenbart. Welche Gnade, welche gesegnete Stellung! Das ist wirkliches Christentum.

Die Juden konnten nur mit einem auf Erden lebenden Messias Verbindung haben. Aber die Jünger sind vereinigt mit einem verherrlichten Menschen im Himmel. Das ist der große Unterschied zwischen Judentum und Christentum. In Johannes 20 beginnt das Christentum. Es ist die Familie Gottes, in der Jesus seine Jünger, die Er erlöst hat, Brüder nennt und sie in Seine Stellung versetzt. Der zweite Mensch wird das Haupt eines neuen Geschlechtes. „Der erste Mensch ist von der Erde, von Staub; der zweite Mensch vom Himmel. Wie der von Staub ist, so sind auch die, welche von Staub sind; und wie der Himmlische, so sind auch die Himmlischen“ (1. Kor 15,47–48). Das war die herrliche Botschaft, die Maria Magdalena den Jüngern bringen durfte.

In Johannes 20,19–23 finden wir diese Wahrheit weiter entwickelt. Am Auferstehungstag sind die Jünger beisammen. Sie haben die Türen verschlossen, denn Jesus ist nicht mehr bei ihnen, um sie als Messias öffentlich zu beschützen (Lk 22,35–37). Und doch ist Er in ihrer Mitte, aber als der Auferstandene, vor dessen verherrlichtem Leib keine Türen oder Schlösser bestehen. Und sie hören seine Stimme. Es ist die Stimme, die sie oft gehört haben in den Jahren, da sie Ihm auf seinen Zügen durch das Land gefolgt waren. Aber nie hatten sie diese Worte gehört. Er hatte ihnen wohl zugerufen: „Fürchtet euch nicht!“ als sie in großen Schwierigkeiten waren. Er hatte verheißen, ihnen Frieden zu lassen. Aber nun sagt Er: „Friede euch!“ Und um ihnen zu zeigen, warum sie nun Frieden haben konnten, Frieden mit Gott, lässt Er sie seine durchbohrten Hände und seine durchstochene Seite sehen. Das war der Grund des Friedens mit Gott: „Indem Er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes“ (Kol 1,20).

Frieden mit Gott! In 1. Mose 6,3 sagt Gott: „Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten“. Solange etwas in dem Menschen mit Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit, ja in irgendeiner Weise mit Gott in Widerspruch ist, kann es keinen Frieden mit Gott geben. Aber nun hat der Mensch Christus nicht nur die Sünden aller, die an Ihn glauben, getragen, sondern überdies Gott am Kreuz über die Maßen verherrlicht. Gottes Liebe und Gnade, Gottes Gerechtigkeit und Heiligkeit, ja alle Eigenschaften Gottes sind durch das Werk des Herrn Jesus herrlich offenbart. Gott ist in dem Menschen Jesus verherrlicht und kann mit Wohlgefallen auf Ihn herniederschauen. Aber der Herr Jesus hat das Werk für uns getan. Alle, die an Ihn glauben, werden als eins mit Ihm gesehen. Wir sind vereinigt mit dem verherrlichten Menschen im Himmel. Und das Wohlgefallen, das Gott an dem Sohn hat auf Grund seines Werkes, ruht auch auf denen, die mit Ihm vereinigt sind: „Wir haben Frieden mit Gott!“

Dann sagt der Herr ein zweites Mal: „Friede euch!“ Aber Er fügt hinzu: „Gleichwie der Vater mich ausgesandt hat, sende ich auch euch–. Hier geht es also um das Verkündigen des Evangeliums. Die Jünger mussten ausgehen und überall von diesem Frieden mit Gott erzählen, wie der Herr es getan hatte. „Und Er kam und verkündigte Frieden, euch, den Fernen, und Frieden den Nahen. Denn durch Ihn haben wir beide den Zugang durch einen Geist zu dem Vater“ (Eph 2,17). Und Er gab ihnen (also nicht allein den Aposteln, sondern allen Jüngern) die Macht, Sünden zu vergeben oder zu behalten. Aber damit sie die Kraft und die Einsicht hierzu besäßen, hauchte Er in sie und sagte: „Empfangt Heiligen Geist!“

Denken wir hierbei nicht gleich an 1. Mose 2,7, wo Gott in die Nase Adams haucht und ihn so zu einer lebendigen Seele macht? So sehen wir hier den letzten Adam, der aber zugleich Gott selbst ist, in göttlicher Macht in die Jünger hauchen, um ihnen ein neues Leben mitzuteilen. Adam als lebendige Seele wurde das Haupt seiner Familie, seines Geschlechtes. Christus, der letzte Adam, wurde auf Grund seines Werkes und seiner Auferstehung das Haupt der neuen Familie, eines neuen Geschlechtes, der Familie Gottes. „Der erste Mensch, Adam, ward eine lebendige Seele; der letzte Adam ein lebendig machender Geist“ (1. Kor 15,45).

Dies ist also nicht die Ausgießung des Heiligen Geistes, von der in Johannes 4 und 7 die Rede ist. Kapitel 7, 39 sagt ausdrücklich, dass das erst geschehen würde, wenn der Herr Jesus verherrlicht sei. Und in Apostelgeschichte 1 sagt der Herr, dass es noch geschehen müsse. Wir wissen, dass die Ausgießung am Pfingsttag stattgefunden hat. Aber hier geht es um das neue Leben. Was der Herr Jesus in Johannes 3 lehrt, nämlich, dass niemand, der nicht aus Wasser und Geist geboren ist, in das Reich Gottes eingehen kann, sehen wir hier in der Tat. Wir sehen den auferstandenen Jesus, der Heiligen Geist gibt als neues Leben.

Es ist bemerkenswert, dass im Griechischen vor „Heiligen Geist“ kein Artikel steht, ebenso wie in Joh annes 3,6 auch nicht steht „Was aus dem Geist geboren ist, ist der Geist“, sondern „ist Geist“. Es ist nicht der Heilige Geist, der Fleisch geworden wäre, sondern der Heilige Geist, der ein neues Leben weckt, das durch diesen seinen Ursprung gekennzeichnet ist; es ist „Geist“. Und für die Jünger, für Christen ist dies neue Leben das Auferstehungsleben, das durch den auferstandenen Herrn gegeben wird. Es ist sein Leben, das sie auf denselben Auferstehungsboden stellt, auf dem Er steht. Sie werden einsgemacht mit einem Jesus, der das Versöhnungswerk vollbracht hat, aus den Toten auferstanden ist und einen Platz zur Rechten Gottes empfangen hat. Das ist Christentum. Hierin sehen wir den gewaltigen Unterschied zu den Gläubigen von Adam bis zum Kreuz. Auch sie waren wiedergeboren und hatten Leben aus Gott. Aber sie hatten nicht das Auferstehungsleben. Sie standen unter dem Gesetz. Sie waren all den Satzungen unterworfen, die dem natürlichen Menschen gegeben sind. Aber, wie Römer 8 so deutlich auseinandersetzt, ist der Christ frei von der Sünde, frei von der alten Natur, frei vom Gesetz. In einem anderen Abschnitt wird hierauf ausführlicher eingegangen werden (s. u. Kapitel „Auf dass ihr nicht das tut, was ihr wollt“).
 
Sulzbacher 17.02.2022 13:20
Wir kommen jetzt zum Kernpunkt der Lehre vom Heiligen Geist, wie wir sie in Johannes 14–16 finden.

In den ersten Versen von Johannes 14 sagt der Herr Jesus, Er gehe zum Himmel zurück, um für die Seinen eine Stätte zu bereiten, und danach werde Er wiederkommen, um sie dorthin zu bringen. In den folgenden Versen spricht Er dann über die Zeit seiner Abwesenheit. Und in Vers 15–19 sagt Er: „Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote; und ich werde den Vater bitten, und Er wird euch einen anderen Sachwalter geben, dass Er bei euch sei in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie Ihn nicht sieht noch Ihn kennt. Ihr aber kennt ihn, denn Er bleibt bei euch und wird in euch sein. Ich werde euch nicht als Waisen lassen, Ich komme zu euch. Noch ein Kleines, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber sehet mich: weil ich lebe, werdet auch ihr leben“.

In Vers 26 sehen wir, dass der Sachwalter der Heilige Geist ist. Aber der Herr spricht von Ihm in ganz anderer Weise als an allen Stellen, die wir bisher behandelt haben. Der Herr spricht nicht von dem Leben wie in den Kapiteln 3 und 20 oder von der Kraft, die in diesem Leben wirkt wie in Kapitel 4 und ebensowenig von Strömen lebendigen Wassers, die aus dem Gläubigen fließen sollen (Joh 7). Er spricht hier von einer Person, die mit Ihm zu vergleichen ist, weil sie das gleiche Wesen hat. Nur eine Person kann gesandt werden, kann bei und in uns bleiben, kann uns lehren und erinnern an das, was der Herr Jesus gesagt hat (V. 26), kann Zeugnis geben (15, 26), kann überführen (16, 8) und leiten, hören, reden, verkündigen, nehmen (16, 13–15). Wenn wir diese Abschnitte lesen, wird uns das sehr deutlich.

Diese Person wird durch den Vater gesandt (V. 26) und durch den Herrn Jesus mit sich selbst gleichgestellt. Das griechische Wort parakletos, welches hier durch „Sachwalter“ übersetzt ist, kommt im Neuen Testament nur fünfmal vor: viermal in den obengenannten Abschnitten, wo der Herr Jesus den Heiligen Geist so nennt, und einmal in 1. Johannes 2,1, wo der Herr Jesus so genannt wird. Die Bedeutung des Wortes parakletos wird nicht vollkommen durch Sachwalter, Fürsprecher oder Tröster wiedergegeben. Es bezeichnet jemanden, der für einen anderen auftritt und alle seine Interessen wahrnimmt.

Das hat der Herr Jesus für seine Jünger getan, als Er bei ihnen war (Lk 22,35–37; Joh 10,11). Nun geht Er von ihnen, und Er bittet sie, durch das Halten seiner Gebote ihre Liebe zu beweisen. Er werde seine Liebe zeigen, indem Er den Vater bitte, an seiner Statt einen anderen Sachwalter zu senden, der nicht nur für eine Zeit bei ihnen bleiben solle, wie Er nur drei Jahre bei ihnen gewesen sei. Dieser Sachwalter werde bis in Ewigkeit bei ihnen bleiben, ja, in Ihm werde der Herr selbst zu ihnen kommen (Joh 14,18). Und in Johannes 16,7 sagt der Herr sogar, es sei den Jüngern nützlich, dass Er weggehe, denn nur dann komme der andere Sachwalter. Aus allem geht hervor, dass es eine göttliche Person ist, die auf die Erde kommen soll, wenn der Sohn zum Himmel zurückkehrt. In Apostelgeschichte 5,3–4 wird dann auch ausdrücklich gesagt, dass der Heilige Geist Gott ist.

Gab es in den Tagen der Jünger eine wichtigere Tatsache als die, dass Gott der Sohn auf Erden war? Gibt es, nachdem der Herr Jesus zum Himmel zurückgekehrt ist, eine wichtigere Tatsache als die, dass Gott der Heilige Geist auf Erden wohnt? Gewiss, Er ist nicht Fleisch geworden wie der Sohn, aber Er wohnt ebenso wahrhaftig auf Erden. In der Tat, die Gegenwart des Sachwalters ist die große Tatsache der Zeit des Christentums. Und gibt es irgendetwas, dem weniger Rechnung getragen wird?

Im Alten Testament wirkte der Geist auf Erden, und die Gläubigen jener Zeit waren durch den Geist wiedergeboren. Aber nie wohnte der Geist auf Erden. Niemals hat Gott vor dem Erlösungswerk Christi bei Menschen gewohnt. Gott wohnte weder bei Adam noch bei Henoch noch bei Noah und auch nicht bei Abraham. Erst nachdem das Blut des Passahlammes geflossen war und die Israeliten durch das Rote Meer von Ägypten getrennt waren, konnte Gott inmitten des Volkes wohnen, wenn auch hinter dem Vorhang verborgen, da die wahre Erlösung noch nicht stattgefunden hatte (2. Mo 29,42–46). Und so auch jetzt. Erst nachdem das Werk der Erlösung zustande gekommen ist, kann der Heilige Geist bei uns wohnen – und zwar nicht nur für eine Zeit, so wie der Herr Jesus für eine Zeit bei den Jüngern war; Er wird in Ewigkeit bei uns bleiben.

Und wo wohnt Er? „Er wird in euch sein“ (Joh 14,17). „Wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euer selbst seid?“ (1. Kor. 6, 19). Diese göttliche Person kommt, um uns – unseren eigenen Leib – zu seiner Wohnstätte, zu seinem Tempel zu machen.

Aber wohnt die Sünde denn nicht in uns? Wie kann der Heilige Geist in solch einem Leib wohnen? Dies ist tatsächlich das Argument verschiedener Formen des Perfektionismus – „Christus und Belial können nicht in ein und demselben Tempel wohnen“. Und es ist wahr, unser Leib kann nicht der Tempel des Geistes Gottes und der des Belial sein.

Am großen Versöhnungstag sehen wir, wie Gott in der Mitte eines sündigen Volkes wohnen kann. „Und er tue Sühnung für das Heiligtum wegen der Unreinigkeiten der Kinder Israel und wegen ihrer Übertretungen, nach allen ihren Sünden; und ebenso soll er sie für das Zelt der Zusammenkunft tun, das bei ihnen weilt, inmitten ihrer Unreinigkeiten“ (3. Mo 16,16). Gott wohnt nicht mehr in mit Händen gemachten Gebäuden, sondern in Menschen. Und die Innewohnung des Heiligen Geistes ist das Zeugnis von der Vollkommenheit des Opfers Christi (Heb 10,14–15).

Aber der Geist wohnt nicht nur in jedem Gläubigen, „Er bleibt bei euch“. Er wohnt auch inmitten der Gläubigen. „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in (oder: unter) euch wohnt?“ (1. Kor. 3, 16). „In welchem auch ihr mitaufgebaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist“ (Eph 2,22). „Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden“ (1. Kor 12,13). Wie sehr wird diese Wahrheit in der Christenheit praktisch verleugnet, auch in den orthodoxen Gruppen!

Die Welt kann den Heiligen Geist nicht empfangen, denn sie sieht Ihn nicht und kennt Ihn nicht (Joh 14,17). Gott der Sohn ist Fleisch geworden, um den Vater zu offenbaren, aber die Welt hat „gesehen und gehasst sowohl mich als auch meinen Vater“ (Joh 15,24). Nun verlässt der Sohn die Welt, und Gott der Geist kommt auf die Erde hernieder, aber Er wird nicht Fleisch wie der Sohn. Die Welt hat sich als der bittere Feind Gottes erwiesen, der sogar das letzte und größte Zeugnis Gottes verworfen hat (Mt 21,33–41). Nun gibt es für sie kein Angebot der Gnade mehr. Und sie, die nicht glauben wollte, kann den Tröster nicht sehen und kennt Ihn nicht. Aber wir kennen Ihn (Joh 14,17) – zuallererst durch das Wort des Herrn Jesus, das wir im Glauben annehmen, aber auch durch die Folgen der Gegenwart des Heiligen Geistes. Sollte eine göttliche Person in uns wohnen und in uns die Kraft sein zur Gemeinschaft mit Gott und zum Genießen alles dessen, was Gott uns gibt, ohne dass wir diese Person kennen? Römer 8,16 sagt es uns: „Der Geist selbst zeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind“.

„Ich werde euch nicht als Waisen lassen, ich komme zu euch“, sagt der Herr Jesus (Joh 14,18). In dem Geist kommt Er zu den Seinen auf die Erde, und das ist ihr Trost. Und obwohl sie durch Gnade an Ihn als den Sohn Gottes geglaubt haben, werden sie Ihn nun doch auf eine viel wirklichere Weise sehen, als sie es jemals mit ihren natürlichen Augen getan haben; ihre Kenntnis wird viel tiefer sein. Der Heilige Geist ist gekommen, um das Haus Gottes auf Erden zu bauen, darin zu wohnen und die Gläubigen einzeln zu seinem lebendigen Tempel zu machen. Er ist gekommen, um uns zum Leib des Christus zu formen und so die Gläubigen eins zu machen mit Christus, dem Haupt in der Herrlichkeit (Eph 1,22).

Aber es geht hier noch weiter! „Weil ich lebe, werdet auch ihr leben. An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass Ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch“ (Joh 14,19–20). Der Gläubige ist persönlich mit Christus vereinigt; Gemeinschaft in Natur und Leben wird hier gefunden. Der Heilige Geist ist die Kraft und das Band dieser Vereinigung. Nicht allein kenne ich Christus in der Herrlichkeit als den Gegenstand meines Herzens, sondern der Heilige Geist tut mir kund, dass ich mit Ihm vereinigt bin.

Das hat es im Alten Testament nie gegeben. Aber auch im 1000-jährigen Reich wird dies nicht gefunden werden. Wohl spricht Joel 3,1–2 von einer Ausgießung des Heiligen Geistes. Aber nirgends finden wir, dass der Heilige Geist auf Erden in den Gläubigen wohnen wird. Er wird niemanden zur Anbetung Gottes in das Allerheiligste leiten; der Vorhang ist dann nicht mehr zerrissen (Hes 41,23). In Hesekiel finden wir wohl Priester, die Priesterdienst ausüben, aber niemals im Allerheiligsten. Und der hölzerne Altar, der im Allerheiligsten stehen wird, wird in Hesekiel nicht benutzt. Ich glaube, es wird für die Priester ein Hinweis sein, dass ein anderes priesterliches Volk da ist, das in Gottes unmittelbarer Gegenwart dient, so wie auch in 3. Mose 16 die priesterliche Familie Aarons eine von dem Volk abgesonderte Stellung einnahm.

Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist stehen in diesem gesegneten Werk nicht getrennt. Der Heilige Geist kommt, um die Gemeinschaft zustande zu bringen, aber es ist der Vater, der Ihn in seiner Liebe sendet. Und Er sendet Ihn in dem Namen des Sohnes (Joh 14,26), auf dass der Sohn verherrlicht werde (Joh 16,14).

In seinem Leben auf Erden offenbarte der Herr Jesus den Vater in all seinen Wegen der Gnade und Liebe (Joh 1,18). Seine Worte waren die Worte des Vaters, der Ihn gesandt hatte (Joh 7,16–18; 14, 24). Der Heilige Geist würde die Jünger an diese Worte erinnern (Joh 14,26). Aber Er sollte auch zeugen von dem verherrlichten Jesus (Joh. 15,26; 16,13). So wie der Herr Jesus während seines Lebens auf Erden zugleich im Schoß des Vaters im Himmel war und dadurch den Vater kundmachen und die himmlischen Dinge, die Er gesehen hatte, mitteilen konnte (Joh 1,18; 3,11–13), so redet der Heilige Geist auf Erden zu den Gläubigen, was Er im Himmel von dem verherrlichten Jesus hört und sieht (Joh 16,13). Er, der selbst Gott ist, gepriesen in Ewigkeit, und eins mit dem Vater und dem Sohn, hat eine Stellung der Abhängigkeit eingenommen. Er lässt sich senden durch den Vater (Joh 14,26) und den Sohn (Joh 15,26), und Er spricht nicht aus (von) sich selbst, d. h. nicht unabhängig von dem Vater und dem Sohn.

Er erinnert die Jünger an die Worte, die der Herr Jesus gesprochen hat (Joh 14,26), so dass sie von dem Herrn zeugen können (Joh 15,27). Das finden wir in den Evangelien. Aber Er selbst gibt eine himmlische Ergänzung durch sein Zeugnis von der himmlischen Stellung des Herrn Jesus (das nur Er geben kann), auf dass auch sie davon wüssten und ihre Herzen sich darin erfreuten. Das finden wir in der Apostelgeschichte und den Briefen. Und das Kommende (Zukünftige) schließlich würde Er ihnen verkündigen (Joh 16,13), was wir dann auch in den Briefen und in der Offenbarung sehen.

Aber obwohl der Heilige Geist die gesegnete Quelle unserer Gefühle ist, kann Er nicht ihr Gegenstand sein, wie der Herr Jesus es ist. Als Gott lieben wir Ihn und preisen wir Ihn, aber Er ist nicht für uns Mensch geworden und gestorben, und wir können nicht mit Ihm vereinigt werden. Wir können von Ihm nicht wie von unserem Heiland sagen: „Denn sowohl Der, welcher heiligt, als auch die, welche geheiligt werden, sind alle von einem; um welcher Ursache willen Er sich nicht schämt, sie Brüder zu nennen“ (Heb 2,11). Der Heilige Geist hat sich zu uns nicht in das gleiche Verhältnis gestellt wie der Herr Jesus, der Sohn Gottes, der aber auch Mensch geworden ist und ewig bleiben wird und der in unserer Mitte war als ein Dienender.

Aber während dieser Jesus in der Herrlichkeit unser Fürsprecher bei dem Vater ist, haben wir auf Erden den „anderen Fürsprecher“, Gott den Heiligen Geist, der in uns und bei uns sein wird bis in Ewigkeit.
 
Sulzbacher 17.02.2022 13:37
In der Apostelgeschichte finden wir die Erfüllung der Verheißungen. Während der Herr Jesus auf Erden lebte, hatte Gott offenbart, dass Er mit uns sei (,Emmanuel“, Mt 1,23), und der Glaube sieht in dem Tod und der Auferstehung Christi, dass Gott für uns ist (Röm 8,31–32). In Apostelgeschichte 2 aber finden wir Gott in uns. Das war nicht möglich, bevor das kostbare Blut Christi vergossen war. Wo das Blut gesprengt ist, dahin kann der Heilige Geist kommen, und da kann Er wohnen (2. Mo 29,41–46; 3. Mo 14,14–18). Vor dem Kreuz hatte der Heilige Geist nur in einem Menschen, dem Herrn Jesus, gewohnt. Nur in diesem Flekkenlosen, Vollkommenen konnte Er wohnen, ohne dass vorher Blut vergossen worden war. Aber jetzt war das Opfer dargebracht, und das Blut der Versöhnung war geflossen. Der Herr sagte seinen Jüngern, sie würden innerhalb weniger Tage mit dem Heiligen Geist getauft werden (Apg 1,5). Zehn Tage nach der Himmelfahrt finden wir dies dann auch erfüllt.

Apostelgeschichte 2 gibt uns eine ausführliche Beschreibung dieser Tatsache. So wie die Geburt des Herrn Jesus durch sichtbare Zeichen offenbart wurde, so erschienen auch besondere Zeichen, als Gott der Geist herniederkam, um auf Erden zu wohnen. Gott gab von diesem einmaligen Geschehen ein doppeltes äußeres Zeichen. Das Haus ganz allgemein wurde erfüllt, und daneben zeigten sich auf jedem Einzelnen die zerteilten Zungen wie von Feuer, und sie redeten in anderen Sprachen. Diese doppelte Wahrheit: „Er bleibt bei euch und wird in euch sein“ (Joh 14,17) finden wir immer wieder. Er hat alle Gläubigen zu einem Leib getauft (1. Kor. 12, 13), und dieser Leib, die Versammlung, als Haus Gottes gesehen, wird in 1. Korinther 3,16 Gottes Tempel genannt, in dem der Heilige Geist wohnt. Die Stätte, wo die Jünger beteten, bewegte sich (Apg 4), und in Apostelgeschichte 5 wird gesagt, Ananias und Sapphira hätten Gott den Heiligen Geist belogen, als sie der Versammlung die Unwahrheit sagten. Gott war in der Person des Heiligen Geistes herniedergekommen und wohnte in der Versammlung, und das ist auch heute noch so. Auf einer der nächsten Seiten werden wir hierauf näher eingehen. – Aber daneben finden wir das Zeugnis auf jedem Einzelnen: Zerteilte Zungen wie von Feuer. Es waren Zungen – was auf Sprechen hinweist –, aber zerteilte Zungen: Das Zeugnis geht aus zu jedem Volk unter dem Himmel. Die Sprachen bestätigen dies.

Es ist sehr wichtig, zu untersuchen, wann und wie Menschen den Heiligen Geist empfangen können. Die Ansichten der Menschen hierüber gehen weit auseinander, doch sagt die Schrift es uns deutlich: „Nachdem ihr geglaubt habt, [seid ihr] versiegelt worden ... mit dem Heiligen Geist der Verheißung“ (Eph 1,13). Und auch die Beispiele in der Apostelgeschichte sind nicht undeutlich. In Kapitel 2, 38 sagt der Apostel Petrus: „Tut Buße, und ein jeder von euch werde getauft auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen“. Hier wird nicht von dem Glauben gesprochen wie in Apostelgeschichte 16,31 und Epheser 1. War er denn nicht nötig, oder war die Buße nicht nötig? Gewiss, beides ist nötig. Der sündige Mensch muss sich bekehren, und er muss an die Person und das Werk des Herrn Jesus glauben. Aber Gott sieht die Herzen an, und darum spricht Paulus bei dem Kerkermeister von Glauben und Petrus bei den Juden von Buße. Die stolzen, hochmütigen Juden mussten sich von dem Volk, auf das sie stolz waren, absondern und sich öffentlich zu Jesu bekennen, indem sie sich taufen ließen auf diesen verachteten Namen, dessen Träger sie verworfen und gekreuzigt hatten, sie mussten Buße tun und ihre Sünde und Schuld erkennen. So würden sie Vergebung empfangen und des Heiligen Geistes teilhaftig werden. Wir sehen, dass das Letztere von selbst auf die Buße und den Glauben an den Herrn Jesus folgt. Es ist nicht ein Vorrecht Einzelner, sondern gilt für alle.

In Apostelgeschichte 8 finden wir einen ganz anderen Gang der Dinge. Die Samariter hatten das Evangelium angenommen und waren auf den Namen des Herrn Jesus getauft worden. Aber niemand hatte den Heiligen Geist empfangen. Stand dies nicht in absolutem Widerspruch zu Epheser 1? Ich glaube, für diese Abweichung besteht ein wichtiger Grund. Wie bekannt, herrschte zwischen den Juden und den Samaritern große Verbitterung, vor allem auch wegen der Stätte der Anbetung (Joh 4,20). Wenn die gläubigen Samariter unmittelbar nach der Predigt des Philippus den Heiligen Geist empfangen hätten, also auf die gleiche Weise wie die gläubigen Juden, wäre dann die Gefahr zur Eifersucht nicht groß gewesen, auch zwischen den Gläubigen dieser beiden Orte? Wäre dadurch nicht von Anfang an die Einheit bedroht gewesen? Außerdem hatte der Herr dem Petrus die Schlüssel des Reiches der Himmel gegeben. Deshalb empfingen sie den Heiligen Geist erst, nachdem Petrus und Johannes gekommen, für sie gebetet und ihnen als Zeichen der Einheit die Hände aufgelegt hatten.

In Apostelgeschichte 10 finden wir wieder einen anderen Verlauf. Kornelius und die Seinen gehörten zu den Nationen, aber sie hatten ohne Zweifel Buße getan und waren wiedergeboren. Sie hatten das Evangelium gehört (V. 36), aber sie wussten nicht, ob es auch für sie galt. Petrus, durch eine besondere Offenbarung hierüber belehrt, öffnet die Tür für die Nationen (V. 35), und nachdem sie das Wort, „dass jeder, der an Ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch seinen Namen“, gehört und geglaubt hatten, fiel der Heilige Geist auf sie mit den gleichen äußeren Zeichen wie in Jerusalem. Hier ist also nichts voraufgegangen, keine Gebete, kein Händeauflegen und nicht einmal eine Taufe.

Einen vierten Fall finden wir in Apostelgeschichte 19. Dort sehen wir eine Anzahl Gläubige, die mangelhaft unterwiesen waren. Sie hatten das Evangelium von einem kommenden Erlöser gehört, wussten aber nicht, dass das Versöhnungswerk vollbracht und das Blut gesprengt war. Deshalb konnten sie nicht an das vollbrachte Werk Christi glauben und auf Grund dessen den Heiligen Geist empfangen. Sie wussten nicht einmal, dass die alttestamentliche Verheißung, von der auch ihr Lehrer Johannes der Täufer so oft gesprochen hatte, erfüllt war. Aber nachdem Paulus sie unterwiesen und sie die christliche Taufe empfangen hatten, kam der Heilige Geist auf sie. Paulus, der Heidenapostel, legt diesen gläubigen Juden die Hände auf, und sie empfangen den Heiligen Geist, wie einst die Samariter nach dem Händeauflegen durch Petrus und Johannes den Heiligen Geist empfingen. Gott zeigt, dass die Autorität des Heidenapostels nicht weniger groß war als die der Zwölf.

Aus allen diesen Abschnitten geht hervor, dass jeder, der Buße tut und an den Herrn Jesus glaubt, den Heiligen Geist empfängt. Das gilt sowohl für Juden als auch für Nichtjuden. Wohl ist ein Unterschied da, denn die Juden mussten erst mit der christlichen Taufe getauft sein, während wir dies bei Gläubigen aus den Nationen nirgends finden. Aber der allgemeine Grundsatz bleibt bestehen: jeder, der an den Herrn Jesus und an sein vollbrachtes Werk glaubt, empfängt den Heiligen Geist, Und was uns betrifft, die wir keine Juden sind, wir brauchen hierzu kein Händeauflegen und keine apostolische Autorität: „Nachdem ihr geglaubt habt, [seid ihr] versiegelt worden ... mit dem Heiligen Geist der Verheißung“ (Eph 1,13).

Gewiss kann zwischen der Bekehrung bzw. Wiedergeburt einerseits und dem Empfangen des Heiligen Geistes andererseits einige Zeit vergehen, denn es sind ganz verschiedene Dinge. Es kann sein, dass, wie bei Paulus, eine tiefe Übung in der Seele stattfindet, bevor sie in den Genuss der vollen Freiheit kommt. Es ist sogar möglich, dass durch das Nichtverstehen des vollen Evangeliums – sei es, weil man ein unvollständiges Evangelium hört, sei es infolge anderer Ursachen – die bekehrte, wiedergeborene Seele „das Evangelium eures Heils“ nicht völlig glaubt, sondern sich mit sich selbst beschäftigt, indem sie gegen die Sünde und gegen sich selbst arbeitet und kämpft usw. und dadurch den Heiligen Geist nicht empfängt. Aber Gottes Wille ist, dass die bekehrte Seele das volle Evangelium glaubt, wonach sie auch unmittelbar den Heiligen Geist empfängt und in den vollen Genuss all dessen tritt, was uns durch das Werk Christi bereitet ist.
 
Sulzbacher 17.02.2022 13:48
In Römer 8 finden wir die allgemeine Bedeutung des Wohnens des Heiligen Geistes in dem Gläubigen aufs Deutlichste dargestellt. Dort wird uns gesagt, dass der Wandel eines Gläubigen entweder nach dem Fleisch oder nach dem Geist ist. ja, in Vers 9 wird gesagt: „Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn anders Gottes Geist in euch wohnt. Wenn aber jemand den Geist des Christus nicht hat, der ist nicht sein“. Wir finden hier also zweierlei:

Nur der, in dem der Heilige Geist wohnt, ist nicht im Fleisch, sondern im Geist.
Wenn jemand den Geist des Christus nicht hat, gehört er Christus nicht an, mit anderen Worten: er ist kein Christ.
Das sind Punkte von allergrößter Wichtigkeit.

Der erste Punkt zeigt uns, dass nicht wahr ist, was so oft gesagt wird, nämlich, dass ein Mensch entweder ein natürlicher Mensch sein muss oder aber jemand, der geistlich ist. Nach dem Neuen Testament gibt es eine dritte Klasse zwischen beiden. Wenn Gottes Gnade einen natürlichen Menschen, ein Kind Adams, zur Buße bringt, ihm ein neues Leben einpflanzt und er auf Grund der Erlösung zu Gott gebracht ist, dann ist er hierdurch noch nicht geistlich. Geistlich ist jemand, von dem der Apostel sagt: „Ihr seid nicht im Fleisch, sondern im Geist“. Der Apostel nennt die Korinther weder natürliche Menschen (1. Kor. 2, 14), noch auch geistliche (3, 1); sie waren fleischlich (3, 3). Und in Römer 7,14 bekennt der bekehrte Mensch, der unter dem Gesetz ist, dass er fleischlich ist.

Verschiedene Umstände können verhindern, dass ein Gläubiger ein Geistlicher ist. Bei den Korinthern war es fleischliche Weisheit. Aber der wichtigste – und häufigste – dieser Umstände ist der, den uns der Brief an die Römer kundtut: dass viele von neuem Geboren nie zu dem Bewusstsein gelangen, dass das Fleisch nur böse ist, und ebensowenig zu dem Glauben, dass es im Tod Christi völlig gerichtet ist.

Im ersten Teil dieses Briefes, bis Kapitel 5, 11, wird die Frage unserer Sünden, also unseres sündigen Tuns, behandelt. Das Resultat finden wir in Kapitel 5, 1–2: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus usw.“ Sehr viele Menschen bleiben hierbei stehen. Sie sind sozusagen nur „halb gerettet“. Sie erkennen etwas von dem Werk Christi, aber sie sehen nicht, dass sie in Christus sind. Nicht dass sie diesen Ausdruck nicht kennen. Aber wenn sie beispielsweise Römer 8,1 lesen: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, welche in Christo Jesu sind“, sehen sie darin nicht mehr, als was Römer 4,25 sagt: „Welcher unserer Übertretungen wegen dahingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist“, nämlich, dass ihre Sünden weggetan sind und sie gerechtfertigt vor Gott stehen.

Das ist aber nicht die volle Bedeutung von Römer 8,1. Der Unterschied ist der, dass von Kapitel 5, 12 an durch den Heiligen Geist eine neue Frage behandelt wird, die Frage unserer alten Natur, unseres sündigen Fleisches. Nicht nur sind meine Sünden vergeben und stehe ich gerechtfertigt vor Gott, sondern meine alte Natur ist im Tod Christi gerichtet. Es ist nicht nur Rechtfertigung durch Blut, sondern Rechtfertigung des Lebens. Nicht nur glaube ich an Christus und weiß, dass ich durch sein kostbares Blut Vergebung habe. Nein, Gottes Wort gibt mir das Recht, zu wissen und zu sagen, dass ich in dem Tod Christi gestorben bin. Ich bin nicht auf sein Leben oder auf sein Werk getauft, sondern auf seinen Tod (Röm 6,3). Ich war ein Sünder, ich konnte nur sündigen, aber das wird durch die Vergebung nicht geändert. Ich muss aus diesem Zustand befreit werden, und die einzige wirkliche Befreiung aus einem sündigen Zustand ist der Tod. Diese Befreiung habe ich „in Christus'. „Denn das dem Gesetz Unmögliche [nämlich zu bewirken, dass Sünde und Tod nicht Gesetz in mir waren, also ununterbrochen in mir herrschten], weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem Er seinen eigenen Sohn in Gleichheit des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte (Röm 8,3). Das ist die Lehre von Kapitel 5 ab Vers 11 und Kapitel 6.

Es ist für einen von neuem Geborenen außerordentlich schwer, diese Wahrheit anzunehmen. Zu glauben, dass Gott seine Sünden vergeben hat, geht noch, weil das etwas ist, das gänzlich außer ihm stattfindet. Aber zu glauben, seine alte Natur sei mit Christus gestorben, ist weit schwieriger, denn seine tägliche Erfahrung ist ganz anders. Jeden Augenblick bemerkt er sein sündiges Fleisch, und solange er diese Wahrheit nicht im Glauben ergriffen hat, spürt er das Gesetz der Sünde und des Todes in sich. Aber in den Dingen Gottes gibt es nichts Wichtigeres als Einfalt, und es ist kein Glaube so groß wie der, der sein Wort und seine Autorität kindlich annimmt, auch wenn er nur wenig davon versteht. Wenn Gott dir, der du von neuem geboren bist, sagt, du seiest tot, glaubst du das, oder glaubst du das nicht?

Wenn jemand es nicht glaubt, versucht er, sich selbst zu verbessern. Das neue Leben in ihm will nach Gottes Gedanken leben, aber er sieht in sich die Sünde, und zu welch einem furchtbaren Kampf kommt es dann! In Römer 7 sehen wir solch einen Menschen. Er ist von neuem geboren – bekehrt – und besitzt also Leben aus Gott. Wie sollte ein Unbekehrter sagen können: „Ich habe Wohlgefallen an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen“ (Röm 7,22)? Von den Unbekehrten wird gesagt: „Da ist keiner, der Gott suche“ (Röm 3,11). Dieser von neuem Geboren in Römer 7 hatte das Gefühl, er müsse, nachdem er in Christus Vergebung gefunden habe, durch die innere Wirksamkeit des Geistes Gottes sich selbst befreien. Er griff dazu nach dem Gesetz und machte dies zu seiner Richtschnur. Aber er machte die Erfahrung: je mehr er strauchelte, um so weniger half ihm der Geist Gottes; Er machte ihn vielmehr unglücklich über sich selbst. Der Heilige Geist kam vom Himmel auf die Erde, nicht um das Gesetz, sondern um den Herrn zu verherrlichen.

Es geht hier nicht um das äußere Leben, sondern um tiefere Dinge. Der Mensch in Römer 7 mag nicht in offenbare Sünden gefallen sein, aber die Sünde wirkte in ihm. Kennen wir nicht alle den Kampf, der in Römer 7 beschrieben wird? Einige vielleicht aus der Zeit vor ihrer Bekehrung, als der Heilige Geist an ihren Herzen wirkte, aber die meisten aus der Zeit nach ihrer Bekehrung. Ich glaube nicht, dass es einen Gläubigen gibt, der diesen Kampf nicht mitgemacht hat. Denn obwohl die Befreiung von Römer 8 eine Befreiung ist, müssen wir sie doch auch durch Erfahrung kennenlernen. Durch die Erfahrung lernen wir, dass Gottes Wort die Wahrheit spricht, wenn es sagt, unsere alte Natur sei unverbesserlich. Durch die Erfahrung lernen wir ferner, dass es wahr ist, wenn Gottes Wort sagt, das Gesetz könne uns nicht helfen, „weil es durch das Fleisch kraftlos ist“. Durch die Erfahrung werden wir durchdrungen von der Wahrheit des Wortes Gottes, dass wir uns selbst nicht helfen können. Und je ernster wir unser Gott dienen nehmen, desto tiefer wird dieses Erfahrungserlebnis in unser Herz eingeschrieben, so dass wir zum Schluss in Verzweiflung ausrufen: „Ich elender Mensch, wer wird mich retten von diesem Leib des Todes?“ (Röm 7,24). Wir haben dann die Erfahrung gemacht, dass das Gesetz für jemanden, der eine sündige Natur hat, keine Richtschnur für das Leben, sondern eine Richtschnur des Todes ist. Anstatt eine befreiende Kraft zu sein, kann es nur verdammen. Und darum rufen wir nicht: „was“ wird mich retten, denn wir wissen, es gibt nichts, was uns helfen kann. Wir rufen: „wer“ wird mich retten, und dann sagt Gott uns durch sein Wort – und glücklich sind wir, wenn wir es angenommen haben – „Jesus Christus, unser Herr, hat dich erlöst“. Dann beginnt der Jubelgesang von Römer 8 in unseren Herzen: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, welche in Christo Jesu sind, denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes“. Welch ein Unterschied zu Römer 7!

Es ist Selbstbetrug und Mangel an Einsicht und Verständnis des Wortes Gottes, zu behaupten, der Mensch könne sich der Befreiung von Römer 8 erfreuen, während er in dem Kampf zwischen Gut und Böse in dem letzten Teil von Römer 7 steht. Kann man sich in Sklaverei und zu gleicher Zeit in Freiheit befinden? Kann jemand sagen: „Ich bin fleischlich, unter die Sünde verkauft“ und „das Böse, das ich nicht will, tue ich“, und zu gleicher Zeit jubeln: „Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes“? Sollte ein Zustand, in dem ein Gläubiger sagen muss, er sei der Gefangene des Gesetzes der Sünde in seinen Gliedern (Röm 7,23), der normale Zustand eines durch den Herrn Jesus Erlösten sein? Ich sage damit nicht, dass es nicht der gewöhnliche Zustand vieler ist, sondern ich frage, ob dies nach Gottes Gedanken ist.

In Römer 8 wird uns die normale Stellung des Gläubigen nach Gottes Gedanken vorgestellt. Er hat seine Sünden erkannt und glaubt, dass sie auf Grund des kostbaren Blutes unseres Heilandes vergeben sind. Er hat die Verdorbenheit des Fleisches gesehen und glaubt., dass das Fleisch in Christus auf dem Kreuz gerichtet ist. Und nachdem er geglaubt hat, ist er mit dem Heiligen Geist versiegelt worden (Eph 1,13). Er weiß, dass er in Christus gestorben und jetzt auch „in Christus“ ist und dass es deshalb keine Verdammnis für ihn gibt. Er weiß, dass die Macht der Sünde über ihn weggetan ist, denn seine alte Natur ist in Christus gerichtet. Er hat ein neues Leben, das nicht sündigen kann (1. Joh 3,9), und eine göttliche Person, der Heilige Geist, wohnt in ihm und ist in ihm die Kraft, die in dem neuen Leben wirkt und ihn fähig macht, in Übereinstimmung damit zu leben. Er ist im Geist, ein geistlicher Mensch, der nach dem Geist wandeln kann. Er ist aus der Familie des ersten Adam, die in dem Stand und im Zustand des gefallenen Menschen vor Gott steht, in die Familie Gottes übergegangen, von der der letzte Adam, Jesus Christus, das Haupt ist. Und nicht nur das. Er, der auf Erden durch den Heiligen Geist gesalbt war und durch den Geist wandelte, hat uns nun von seinem Geist gegeben (1. Joh 4,13). Der auferstandene Christus ist das Haupt der Familie Gottes, und die Stellung der Familie ist das Ergebnis des Todes und der Auferstehung Christi; wenn jemand den Geist Christi hat, der ist sein (Röm 8,9).

Aber das ist noch nicht alles. Wir kennen und genießen diese Befreiung wohl in unserer Seele, aber praktisch hat unser Leib noch kein Teil daran. Aber auch das kommt. „Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird Er, der Christus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes“ (Röm 8,11). Das ist völlige Befreiung von Seele und Leib und die vollkommene Antwort auf den Notschrei: Ich elender Mensch, wer wird mich retten von diesem Leib des Todes?“ (Röm 7,24). Während wir noch auf Erden sind, bezeugt der Heilige Geist mit unserem Geist (dem neuen Leben in uns), dass wir Kinder Gottes sind. Er gibt den Gefühlen Ausdruck, die wir als neue Menschen haben, während wir in einer unter dem Fluch liegenden Schöpfung unseren Weg gehen. „Der Geist selbst verwendet sich für uns in unaussprechlichen Seufzern“ (Röm 8,26).

Das ist die Befreiung, die in Christus Jesus ist. Aber die Schrift sagt uns, dass wir sie durch den Heiligen Geist empfangen und nur durch Ihn genießen können. Nicht die kleinste Segnung empfangen wir ohne Ihn. Er wirkt in dem Herzen des Sünders, um ihn zur Buße zu bringen. Durch Ihn gibt der Sohn Gottes einem toten Sünder das Leben. Er wirkt in dem Herzen des Bekehrten und wohnt in dem, der glaubt, als eine Person neben der neuen Natur, um ihn mit dem vollen Wert der Segnungen Gottes bekannt zu machen und in ihm die Kraft zu sein, all dies zu verwirklichen. ja, der Heilige Geist gibt sogar seinen Namen zur Bezeichnung der Stellung, die wir als Befreite, als Christen, auf Grund des Todes und der Auferstehung des Christus einnehmen. Wir, die hieran teilhaben, sind „im Geist“, und der Geist Gottes wohnt in uns.
 
Sulzbacher 17.02.2022 14:04
Wir kommen nun zu der Salbung und der Versiegelung mit dem Heiligen Geist.

In Lukas 4,18 lesen wir: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil Er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen“, in Johannes 6,27: „Diesen hat der Vater, Gott, versiegelt“, in Apostelgeschichte 4,27: „Den du gesalbt hast“ und Kapitel 10, 38: „wie Gott Ihn mit Heiligem Geist und mit Kraft gesalbt hat“, in Johannes 3,34: „Denn der, welchen Gott gesandt hat, redet die Worte Gottes; denn Gott gibt den Geist nicht nach Maß“. Diese Stellen sprechen allesamt von dem Herrn Jesus. Er, der von dem Heiligen Geist gezeugt war (Mt 1,20), war auch gesalbt und versiegelt mit dem Geist. Und da Gott Ihm die Fülle des Geistes gegeben hatte, konnte Er die Worte Gottes reden. Vor Apostelgeschichte 2 lesen wir nicht von anderen, dass sie mit dem Heiligen Geist gesalbt oder versiegelt gewesen wären. Christus (das ist: Gesalbter) war allein. Niemand konnte den Heiligen Geist empfangen, ehe nicht das Werk der Erlösung zustande gebracht war. Dies ist auch in Übereinstimmung mit den Bildern im Alten Testament. In 2. Mose 29 und 3. Mose 8, wo wir die Weihung der Priester finden, wird Aaron vor dem Darbringen der Opfer gesalbt. Die Söhne Aarons aber werden nach den Opfern mit Blut und Salböl besprengt. Dem Brief an die Hebräer zufolge ist Aaron ein Bild des Herrn Jesus, und die Söhne Aarons sind ein Bild von uns als dem priesterlichen Haus (siehe z. B. Heb 2,11–13; 3,1.6; 1. Pet 2,4–5).

In den Briefen finden wir drei Stellen, die von unserer Salbung sprechen. „Der uns aber mit euch befestigt in Christus und uns gesalbt hat, ist Gott, der uns auch versiegelt hat und hat das Unterpfand des Geistes in unsere Herzen gegeben“ (2. Kor 1,21). „Ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisst alles.“ „Die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr bedürft nicht, dass euch jemand belehre, sondern wie dieselbe Salbung euch über alles belehrt und wahr ist und keine Lüge ist und wie sie euch belehrt hat, so werdet ihr in Ihm bleiben“ (1. Joh 2,20.27).

Aus diesen Stellen wird uns klar, was die Bedeutung der Salbung ist. Dadurch wissen wir alle Dinge, denn sie belehrt uns über alles. In 1. Korinther 2 wird dies durch den Apostel Paulus auseinandergesetzt. Der Geist Gottes weiß, was in Gott ist, und wir haben empfangen „den Geist, der aus Gott ist, auf dass wir die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind“ (Verse 10–12). Die Salbung mit dem Heiligen Geist hat also zur Folge, dass wir durch das Innewohnen des Heiligen Geistes in unmittelbarer Gemeinschaft mit Gott sind, dadurch seine Gedanken kennen und auch wissen, was damit in Widerspruch ist, und dass wir uns an der Wahrheit Gottes in Christus in Kraft erfreuen können.

In dem Bild von der Priesterweihung in 3. Mose 8 und 9 wird uns dies deutlich gezeigt. Nachdem in dem ersten Teil von Kapitel 8 die Weihung stattgefunden hat, finden wir in den letzten Versen und in Kapitel 9 die Aufgabe der Priester. In Kapitel 8 ist das die Vorschriften Jehovas beobachten und in Kapitel 9, im Blick auf die zukünftige Herrlichkeit und den Segen des Volkes, das Blut dahin bringen, wo der Hohepriester es gebrauchen muss.

Durch die Salbung zu Priestern haben sie Gemeinschaft mit Gott in seinem Haus, kennen die Vorschriften des Herrn, haben Einsicht in das Erlösungswerk und wissen, wo der Hohepriester das Blut anwendet. Sie wissen auch, dass dieses Werk die Herrlichkeit und den schließlichen Segen für das Volk mit sich bringen wird.

Natürlich will das nicht sagen, dass jeder, in dem der Heilige Geist wohnt, die gesamte Wahrheit in ihren Einzelheiten kennt und keine Unterweisung nötig hätte. In den folgenden Kapiteln von 3. Mose werden den Priestern ausführliche Anweisungen gegeben. Und nachdem der Apostel in 1. Johannes 2,20 sagt: „Ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisst alles“, gibt er im weiteren Verlauf des Briefes noch viele Unterweisungen. Vers 27 erklärt den Ausdruck: „sondern wie dieselbe Salbung euch über alles belehrt“. Jeder, in dem der Heilige Geist wohnt und der also die Salbung von dem Heiligen hat, ist damit in die direkte Gegenwart Gottes gebracht. Und dort in der Gegenwart des Heiligen wird unmittelbar gesehen, ob etwas mit Gott in Übereinstimmung ist oder nicht.

Das gilt auch für den jüngsten Gläubigen mit der geringsten Kenntnis, für einen, der gerade Frieden gefunden hat. Der Apostel schreibt an Kindlein. Diese Kindlein wussten, dass ihre Sünden in Jesu Namen vergeben waren (1. Joh 2,12; Apg 4,12), und sie hatten den Vater erkannt (1. Joh 2,13). Das war genug, denn dann wohnte der Heilige Geist in ihnen, dann hatten sie die Salbung von dem Heiligen und wussten alles. Sie kannten sicher nicht die gesamte offenbarte Wahrheit – welcher Vater in Christus könnte ihre ganze Fülle kennen? Wenn ein Irrlehrer zu ihnen kam, konnten sie ihn sicher nicht widerlegen, und vielleicht konnten sie nicht einmal sagen, worin seine Irrlehre bestand. Aber in der Gegenwart des heiligen Gottes fühlten sie, was mit diesem heiligen Gott in Widerspruch war: „Wie dieselbe Salbung euch über alles belehrt und wahr ist und keine Lüge ist, und wie sie euch belehrt hat, so werdet ihr in Ihm bleiben“.

Das ist ein herrlicher Gedanke für einen jungen Gläubigen. In der Christenheit gibt es so viele verschiedene Lehren. Sogar von Gläubigen hört man manchmal die widersprüchlichsten Gedanken. Wie kann dann ein Neubekehrter, der noch wenig weiß, auf dem rechten Weg bleiben und wissen, was Gottes Gedanken sind? Hier haben wir die Antwort: „Ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisst alles“. In 1. Johannes 2,24 wird hinzugefügt: „Was ihr von Anfang gehört habt, bleibe in euch“. Das Wort Gottes offenbart uns die Wahrheit, und der Heilige Geist, der in unseren Herzen wirkt, unterweist uns aus diesem Wort und bewahrt uns vor Irrlehren.

Wie kommt es denn, dass Gläubige manchmal dennoch in eine Irrlehre fallen und andere es nicht wahrnehmen, wenn durch eine Irrlehre die Wahrheit angetastet wird? Die Priester des Alten Testamentes konnten durch Verunreinigung, durch Gebrechen – oder durch beides – manchmal nicht in der Nähe Gottes sein (3. Mo 21), obwohl sie zum Haus Aarons gehörten. Nachdem der Apostel in 1. Korinther 2 gesagt hat: „Der geistliche aber beurteilt alles“ (V. 15), muss er in Kapitel 3, 1 zu den Korinthern sagen, sie seien nicht geistlich, sondern fleischlich. Sie waren praktisch nicht in der Nähe Gottes geblieben. Es gab etwas, das sie hinderte, dort zu sein. In der Gegenwart Gottes zu sein ist ein wunderbares Vorrecht und ein unaussprechliches Glück, es bedeutet Ruhe für das Herz eines Gläubigen. Aber dort kann man keinen eigenen Willen haben. Dort können keine Sünden bestehen, die nicht im Selbstgericht beseitigt sind. Dort kann weder die Welt sein noch irgendetwas von der Welt. Dort kann man nur sein, wenn man sich im Selbstgericht gereinigt hat und nur mit einem Herzen, das Ihm geweiht ist. Dort können wir auch nur sein, wenn wir allein nach seinen Gedanken handeln wollen und also eigene Gedanken ausschalten. Bei den Korinthern waren fleischliche Dinge vorhanden. Es war Neid und Streit in ihrer Mitte. Menschliche Weisheit hatte bei ihnen Eingang gefunden. Sittlich Böses wurde geduldet. Ihre Einsicht ging verloren, so dass einige von ihnen in Irrlehren verfielen (1. Kor 15,12).

Wie steht es mit uns, mit jedem persönlich und mit uns gemeinschaftlich?

Über unsere Versiegelung mit dem Heiligen Geist wird außer in 2. Korinther 1,21.22 noch in Epheser 1,13; 4,30 gesprochen. In Johannes 6,27 wird von dem Herrn Jesus gesagt: „Diesen hat der Vater, Gott, versiegelt“. Aus den verschiedenen Stellen, wo über Versiegelung gesprochen wird (siehe z. B. Est 8,8; Dan 6,18; Jer 32; Off 5,1–7 und Off 7,1–8), wird klar, was sie zu bedeuten hat: das Versiegelte wird gekennzeichnet als das Eigentum dessen, der versiegelt. In allen Stellen, wo von dem Versiegeln mit dem Heiligen Geist die Rede ist, finden wir dies auch bestätigt. In Epheser 1,10–12 spricht Paulus von den gläubigen Juden, die auf Grund der Verheißung teilhaben sollen an der Herrlichkeit des Friedensreiches auf Erden in der Verwaltung der Fülle der Zeiten. Aber in Vers 13 (siehe Fußnote der Elberfelder Übersetzung) sagt er dann: „in welchem [das ist Christus] auch ihr ein Erbteil erlangt habt, nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, in welchem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung, welcher das Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preise seiner Herrlichkeit“.

Wir sehen hieraus:

dass die Versiegelung stattfindet, nachdem wir geglaubt haben und in Verbindung damit,
dass sie stattfindet im Blick auf das Erbe.
Dass die Versiegelung stattfindet, nachdem man geglaubt hat, bestätigt aufs Neue, dass das Innewohnen des Heiligen Geistes etwas ganz anderes ist als die Wiedergeburt. Die Wiedergeburt macht aus einem Sünder einen neuen Menschen. Der Heilige Geist versiegelt den Gläubigen.

Aber Epheser 1,13 sagt mehr. Das Versiegeln steht in Verbindung mit dem „Evangelium eures Heils“ und mit dem Glauben daran. In 3. Mose 14,17 wird das Öl auf das rechte Ohr, den rechten Daumen und die große Zehe des rechten Fußes, „auf das Blut des Schuldopfers“ getan. Wenn wir den Aussprüchen und Bildern der Schrift genau nachgehen, scheint mir, dass wir sagen können, dass der Glaube an das Werk des Herrn Jesus zur Vergebung der Sünden versiegelt wird.

Wir waren Sünder aus den Nationen, die kein Teil hatten an den Verheißungen (Eph 2,12). Wir haben an das vollkommene Werk, an das vergossene Blut geglaubt. Durch dieses Blut haben wir Frieden mit Gott und sind Ihm nahe gebracht (Röm 3,21–26; Kol 1,20; Eph 2,13.14). Diesen Glauben versiegelt Gott. Er erkennt ihn an und setzt zum Zeichen sein Siegel darauf, wodurch er gleichzeitig sichergestellt und befestigt ist. Der Heilige Geist, als in uns wohnend, ist dieses Siegel: der Beweis, dass wir sein Eigentum sind.

Epheser 4,30 sagt, dass wir mit dem Heiligen Geist Gottes versiegelt sind „auf den Tag der Erlösung“, und auch Epheser 1,13 und 2. Korinther 1,22 sprechen von dem zukünftigen Erbteil. Wie schon gesagt, haben wir die Erlösung unseres Leibes noch nicht empfangen und ist das Erbteil noch „zukünftig“. Wir sind errettet worden in „Hoffnung“ (Röm 8,23–24). Aber diese zukünftigen Dinge sind für uns dennoch nicht ungewiss, wenn wir auch keine Juden sind und also an den ihnen gegebenen Verheißungen kein Teil haben. Gott hat uns jetzt schon versiegelt zum Beweis, dass wir Ihm angehören und also teilhaben werden an seinem Erbteil. Und dieses Siegel, der Heilige Geist, ist zugleich das Unterpfand, der Beweis, dass diese Erlösung unser Teil sein wird. Denn der Heilige Geist ist es ja, durch den wir die Erlösung unseres Leibes empfangen werden (Röm 8,11). So hat das „in Hoffnung seid ihr errettet worden“ wohl eine ganz andere Bedeutung als oftmals gesagt wird. Keine Ungewissheit, sondern Gewissheit ohne jeden Zweifel! Gott der Heilige Geist ist jetzt schon das Siegel, durch das Gott uns als die Seinen anerkennt, und zugleich unser Unterpfand, dass Gott seine Verheißungen an uns erfüllen wird.
 
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