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Andacht vom 7. Februar 2022

Andacht vom 7. Februar 2022
Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!
Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin.

Johannes 5,8-9


Gestern ging es um die Frage von Jesus, ob der Gelähmte am Teich Betesda gesund werden möchte.
Er heilte ihn erst nach dessen Einverständnis.
Denn für einen Menschen, der durch eine Krankheit jahrzehntelang erheblich eingeschränkt war, markierte das Gesundwerden den Beginn eines neuen, selbstverantwortlichen Lebens.

Dabei wie Jesus ihn ausdrücklich an, sein Bettzeug mitzunehmen.
Wäre er nicht selbst darauf gekommen?
Wäre es nicht sogar besser gewesen, wenn er sein Bettzeug einem anderen Bedürftigen zur Verfügung gestellt hätte?
Welchen Sinn hatte diese Aufforderung?

Wenn das Leben über viele Jahre hinweg von einer körperlichen oder psychischen Krankheit beherrscht wurde, bleibt immer etwas zurück.
Die Menschen "tragen etwas mit sich herum" – sie haben seelische und vielleicht auch körperliche Narben.
Auch der ehemals Gelähmte begann seinen neuen Lebensabschnitt nicht so, als sei nichts geschehen.
Das mitgenommene "Bett" kann als Sinnbild dafür verstanden werden, das die Erinnerung bleibt.

Manche Erfahrungen begleiten uns unser Leben lang, auch wenn das zugrunde liegende Erlebnis längst aufgearbeitet und bewältigt wurde.
Deshalb sollten wir mit Genesenen weiterhin behutsam umgehen, denn sie werden vermutlich trotzdem nicht einfach schablonenhaft funktionieren, wie viele es gerne sähen.

Leider begegnet der ehemalige Gelähmte kurz darauf frommen Menschen, die ihn sofort auf eine vermeintliche Gesetzesübertretung hinweisen: "Heute ist Sabbat, es ist dir nicht erlaubt, dein Bett zu tragen." (V. 10)
Welch ein Kontrast: Gerade erst genesen, wurde sein Verhalten sofort einer kritischen Bewertung unterzogen.
So hatte er sich das Leben in Selbstverantwortung nicht vorgestellt!
Hätten sich die Frommen nicht wenigstens ein bisschen über seine Heilung mitfreuen können?

Diese Begegnung ist ein abschreckendes Beispiel für falsche Prioritäten im Glauben.
Menschen, die eine Last tragen, brauchen keine Vorhaltungen darüber, was sie alles falsch machen, sondern ehrliches Interesse, Mitgefühl und Unterstützung – auch heute.


(Thomas Lobitz)

Kommentare

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Weinrebe 07.02.2022 10:45
Vielen Dank für deine Andachten
 
Weinrebe 07.02.2022 10:52
 Man kann immer was mitnehmen.
 
einSMILEkommtwieder 07.02.2022 10:59
JA … fast aus jeder Andacht oder Predigt erhalte ich ein persönliches "Wort" = Gedanken dazu für mich!
 
Marion5000 07.02.2022 11:17
🙂In Afrika haben sie oft nur eine Matte.

                  Dort ist es warm und hat 40 Grad.

                  Schade, dass es bei uns so kalt ist....☀
 
Rosenlied 07.02.2022 12:36
⛪Danke, lb. Vera@einSMILe.
Ja, wir sollten mit Menschen,
die von einer langen schweren
Krankheit genesen sind,
behutsam umgehen.
😥 
 
Rosenlied 07.02.2022 12:37
Jetzt hat der Laptop mal wieder unterbrochen!
⛪Ich wollte noch schreiben:
Sie haben schon genug gelitten.......
 
Autumn 07.02.2022 13:05
Pater Anselm Grün sieht die Bibelstelle noch von einem anderen Blickwinkel,
nämlich bei Ängsten und Gelähmtheit aufgrund von Veränderung im Leben:
-----------------------
"Ich kenne viele Menschen, die bei jeder Neuerung reagieren mit: Das kann ich nicht. Das lerne ich nie. Das ist zu anstrengend für mich. Warum kann ich nicht so weiter arbeiten wie bisher? Wenn ich mit diesen Menschen spreche, fällt mir immer eine biblische Geschichte ein. Jesus fragt den Gelähmten am Teich von Betesda: „Willst du gesund werden?“ (Joh 5,6) Wir meinen, jeder möchte gerne gesund werden. Doch manchmal ist es bequemer, krank zu sein und sich schwach zu fühlen. Das kann ein Schutz vor neuen Herausforderungen sein. Der Gelähmte antwortet auf die Frage ausweichend: „Ich habe ja keinen Menschen, der Zeit für mich hat. Keiner versteht mich. Mit niemandem kann ich vernünftig sprechen. Die hören mir ja gar nicht zu. Die anderen haben es leichter. Ich bin benachteiligt.“
 Auf dieses Jammern antwortet Jesus mit einem konfrontierenden Satz: „Steh auf, nimm dein Bett und geh!“ Wir würden alle gerne aufstehen, wenn wir wüssten: Ab heute sind wir voller Selbstvertrauen. Wir machen keine Fehler. Wir schaffen das.
Doch Jesus fordert den Gelähmten auf, mitten aus seiner Schwäche heraus aufzustehen und sein Bett unter den Arm zu nehmen. Das Bett steht für alle Bedenken, für die Ängste, es nicht zu schaffen, für die vielen Überlegungen: Soll ich oder soll ich nicht? Kann ich oder kann ich nicht? 
 
Marion5000 07.02.2022 13:09
🙂Mein Bett ist schwer, ich kann es nicht tragen.

            Zwei Männer haben es montiert.
            Zwei Männer haben meine Möbel aufgebaut.

                Einer alleine kann nichts alleine.

                      Einer alleine kann nur lernen.
                      Eine alleine kann nur lernen.

                   
 
(Nutzer gelöscht) 07.02.2022 13:53
Kann es denn nicht auch mal sein, dass ein Mensch tatsächlich schwach ist? Schwächer als andere und deshalb nicht in den Teich hineinsteigt, weil alle anderen schneller sind als er. Ohne dass ihm Schuldhaftes unterstellt wird? Oder dass er seine Verantwortung für seine Krankheit nicht ausreichend übernimmt, damit er gesund wird?

Was sagt er denn zu Jesus, dass die anderen schneller sind als er und dass er niemanden hatte, der ihm geholfen hat. 

Kann es nicht sein, dass das schlicht eine Zustandsbeschreibung ist, und eben kein Jammern und kein Verschieben der Verantwortlichkeiten oder gar ein Kaschieren eines Krankheitsgewinns?

Meine Güte, er ist 38 Jahre krank und kriegt dafür auch noch die Schuld zugeschrieben. 

Es gibt Schwäche im Leben, es gibt Verlassenheit im Leben, es gibt Unglück im Leben für das man nichts kann und das man selbst auch nicht verändern kann. 

Diese Unterstellungen finde ich zum k............., das ist Hochmut derjenigen, denen es noch nie so schlecht ging..........

Jesus hilft. Ganz einfach. Und Gott sei Dank fragt er nicht nach der Verantwortung. Er fragt schlicht, willst du gesund werden. Das bedeutet doch nicht, das er den Kranken indirekt beschuldigt, es bis dahin noch nicht gewollt zu haben.............. das sind Interpretationen und Unterstellungen, die dort SO nicht stehen.
 
Rosenlied 07.02.2022 16:20
⛪@Autum. Das Gleichnis von Jesus finde ich sehr gut.
Er ist nicht zimperlich und verlangt von dem Gelähmten, 
dass er sein Bett selber nachhause trägt.. 
So ist das, glaub ich, auch bei uns:

⛪Wir meinen manchmal, dass etwas zu schwer ist 
und wir das nicht schaffen können. 
Aber, wenn wir Jesus dazu bitten, dann geht viiiiel mehr, 
als wir denken... 
 
Bluehorse 07.02.2022 16:47
"Auf dieses Jammern antwortet Jesus...."

Da hat Anselm Grün eine Interpretation, die ich nicht teile. Die Mitteilung eines Zustands, einer Situation, Fakten.... ist kein Jammern. Es gibt auch Situationen, auf die trifft zu: 
"Und nein, auch wenn wir wollen, können wir nicht."

Wenn wir da nicht differenzieren, belasten wir betroffene Menschen mit vermeidbaren Schuldgefühlen. 
 
einSMILEkommtwieder 08.02.2022 07:57
DANKE für EURE Gedanken zu dem Andachtstext, der ja eine Fortsetzung von der Andacht am 6. Februar war!
LG Vera
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