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»You have to leave!«

»You have to leave!«
Als Journalist bei einer Trump-Veranstaltung »You have to leave!«
Von René Pfister
Ich habe viel über Donald Trump und seine fanatischen Fans berichtet. In diesem Jahr habe ich zum ersten Mal am eigenen Leib gespürt, wie es ist, einem aufgepeitschten Mob ge­genüberzustehen.
29.12.2021, 13.41 Uhr • aus DER SPIEGEL 1/2022

Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump in Florida (Archivfoto von 2016)

Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump in Florida (Archivfoto von 2016) Foto: © MIKE CARLSON / Reuters/ REUTERS

Dass ich auffiel, merkte ich nach den ersten Schritten. Ich trug ein weißes Hemd und Sakko und setzte mich direkt vor die Bühne – zwischen Männer, die T-Shirts trugen, auf denen stand: »Don't blame me, I voted for Trump«. Seit ich im Sommer 2019 in die USA gekommen war, habe ich Dutzende Veranstaltungen von Trump-Fans besucht, nie habe ich um meine Sicherheit gefürchtet. Aber diese hier in Tampa, Florida, war anders.
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Sie hieß »Reopen America« und war eine Art Open-Air-Gottesdienst für Menschen, die glauben, dass Trump der Wahlsieg gestohlen worden ist. Journalisten durften nicht hinein, weswegen ich mir für 250 Dollar ein Ticket kaufte. Neben mir saßen blonde Zwillinge, um die 40, sie trugen Minikleider in Stars-and-Stripes-­Optik. Wir plauderten, bis eine der Schwestern fragte, ob ich ein Fan »unseres Präsidenten« sei. Sie meinte Trump, nicht Joe Biden. »I'm not so sure about that«, antwortete ich.
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Daraufhin schlug die Stimmung um. »I don't want to sit next to you! You have to leave!«, kreischte die Frau. Als die Zuschauer hinter mir begannen, gegen meinen Stuhl zu treten, blieb mir nichts anderes übrig, als mich unter dem Gejohle der Menge nach hinten zu verziehen. Dann führte mich ein Wachmann mit Sturmgewehr zur Veranstaltungsmanagerin. Sie fragte, ob ich Journalist sei. Ich antwortete, dass sie dies nichts angehe.
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Sie könne mich nicht zwingen, sagte sie, aber ihr Rat sei, schnell zu verschwinden – was ich tat. Es war das erste Mal, dass ich am eigenen Leib spürte, wie es ist, einem aufgepeitschten Mob ge­genüberzustehen. Ich war nicht ernsthaft in Gefahr. Aber man blickt anders auf Trump und seine Fans, wenn man erlebt, wie dünn der Firnis der Zivilisation bei ihnen ist.

Kommentare

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Arne 29.12.2021 16:09
Naja, seit Claas Relotius ist der Spiegel nun mal dafür bekannt, Geschichten zu erfinden 🤔 Der Typ wurde in Amerika entlarvt, nicht in Deutschland.

& dass solche Journalisten insbesondere bei Trump Fans unbeliebt sind, ist doch klar.
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