WAHRHEIT IN UNGERECHTIGKEIT AUFHALTEN

JesusComesBackSoon

Im Römerbrief schreibt der Apostel Paulus: "Gottes Zorn vom Himmel wird offenbart über alles gottlose Wesen und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhalten." [RÖ. 1,18]

"GOTT ist Liebe" [1. JOH. 4,8] aber auch "ein Rächer wider seine Widersacher und der es seinen Feinden nicht vergessen wird." [NAH. 1,2] Das Evangelium CHRISTI ist ein Evangelium des Friedens und der Liebe, aber alle, die es ablehnen, "werden Strafe erleiden, ewiges Verderben." 2. THESS. 1,9] [SLT] Das Evangelium selbst offenbart nicht nur die Gerechtigkeit Gottes, sondern auch den Zorn Gottes bezüglich derjenigen, die diese Gerechtigkeit ablehnen. CHRISTUS [SELBST] sagte: "Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur.Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden." [MARK. 16,15-16] Der Zorn Gottes, der sich über die Ungerechtig-keit offenbart, ist keine leichte Sache. "Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm." [JOH. 3,36]

[Der Prophet Habakuk bezeugt] von GOTT "Deine Augen sind so rein, dass sie das Böse nicht ansehen können." [HAB. 1,13] [SLT] Die Sünde ist Gottes Wesen fremd und kann [daher] nicht geduldet werden. Aber die Bestrafung der Bösen erfolgt nicht nur wegen ihrer persönlichen Sünden, d.h. nicht nur, weil sie selbst böse sind, sondern [auch deswegen] weil sie durch ihre Bösartigkeit andere daran gehindert haben, gut zu sein. Sünde ist ansteckend. Sie ist nicht nur [wie] eine Blutkrankheit, die jeden Teil des Menschen, in dem sie sich befindet, verdirbt, sondern sie befällt [auch] alle, die mit dem Erkrankten in Berührung kommen. Der weise Salomo bezeugt: "ein einziger Sünder verdirbt viel Gutes." [PRED. 9,18] [SLT]

Bezüglich des Ausdrucks "die die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhalten" herrscht im Allgemeinen eine irrige Meinung vor. Gewöhnlich wird angenommen, dass er sich auf böse Menschen bezieht, die zwar die wahren Lehren der Bibel kennen, sie aber nicht praktizieren. Das Wort, das hier mit "aufhalten" wiedergegeben wird, bedeutet in erster Linie zurückhalten, aufhalten, kontrollieren, beschränken, niederhalten. Es impliziert mehr als nur einfachen Besitz, es vermittelt die Vorstellung, in ein Gefängnis zu sperren, die Freiheit einzuschränken oder zu unterdrücken. In der Vulgata steht "detineo", abhalten, zurückhalten, aufhalten. Der Gedanke dabei ist, dass die Ungerechtigkeit der Menschen die Ausbreitung der Wahrheit verhindert. [Ihre] Bosheit versperrt den Weg der Wahrheit.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Fall von Jesus in Nazareth. Als ER zum ersten Mal zu den Menschen sprach, reagierten ihre Herzen darauf, und sie waren gezwungen, die Wahrheit anzuerkennen. Aber schon bald übernahmen Neid, Eifersucht und böse Leidenschaften die Oberhand und verdrängten die guten Eindrücke, die sie gewonnen hatten. Dann begannen sie zu sagen: "Ist dieser nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria, und seine Brüder [heißen] Jakobus und Joses und Simon und Judas? Und sind nicht seine Schwestern alle bei uns? Woher hat dieser denn das alles?" [MATTH. 13,55-56] [SLT] Sie dachten: "Was kann uns dieser Mann sagen? Wir kannten ihn, als er noch ein Junge war." Und dann heißt es: "Und er tat daselbst nicht viel Zeichen um ihres Unglaubens willen." [MATTH. 13,58] Sie hätten wunderbare Segnungen empfangen können, aber sie wollten nicht. Durch ihre Ungerechtigkeit hielten sie die Wahrheit am wirksamsten zurück bzw. brachten ihre Stimme zu Schweigen.

Es ist völlig unmöglich, dass ein Mensch lange im Besitz der Wahrheit bleibt, während er einen ungerechten Weg verfolgt. Man sollte sogar sagen, dass es unmöglich ist, die Wahrheit überhaupt zu besitzen, während man vorsätzlich in Sünde lebt. Denn CHRISTUS ist die Wahrheit, ja die ganze Wahrheit und wer CHRISTUS nicht hat, hat die Wahrheit nicht. und jemand der ein gottloses Leben führt, hat CHRISTUS nicht. Man kann sagen, dass ein gottloser Mensch eine richtige Theorie der Wahrheit haben kann. Das ist so, aber diese Theorie wird ihn nicht retten, und eine bloße Theorie wird auch die Sache der Wahrheit nicht voranbringen. Die Wahrheit, die frei macht, ist [aber nur] die Wahrheit, wie sie in CHRISTUS ist.

Das Wort Gottes wird ungehindert wachsen und sich mehren. Es wird denjenigen, der es hat, erhöhen. Es muss sich so offenbaren. Der Prophet Jeremia schrieb: "Da dachte ich: Wohlan, ich will sein nicht mehr gedenken und nicht mehr in seinem Namen predigen. Aber es ward in meinem Herzen wie ein brennendes Feuer, in meinen Gebeinen verschlossen, daß ich's nicht leiden konnte und wäre fast vergangen." [JER. 20,9] Wäre der Prophet bei seiner ersten Absicht geblieben und hätte er sich geweigert zu reden, wäre das Wort, das wie ein brennendes Feuer in ihm eingeschlossen war, bald erloschen. Das Wort Gottes ist wie ein Feuer, aber wenn ein Feuer eingeschlossen ist und ihm kein Freiraum gegeben wird, wird es bald erlöschen.

[Im Hebräerbrief lesen wir diesbezüglich:] "Deshalb sollten wir den Dingen, die wir hören, mehr Beachtung schenken, damit wir sie nicht zu irgendeinem Zeitpunkt verlieren." [HEBR. 2,1] [KJV] Die Randbemerkung erklärt: "wie ein undichtes Gefäß auslaufen". Das zeigt, dass es eine falsche Auffassung von Römer 1,18 ist, die lehrt, dass ein Mensch die Wahrheit Gottes besitzen und dennoch ein gottloser Mensch sein kann. [Nun] er mag die Wahrheit besitzen und durch sie befreit worden sein, aber wenn er ihr nicht ernsthaft Beachtung schenkt, wird er sie bald vollständig verlieren. Der Mensch, der die Wahrheit, die er kennt, nicht beachtet, wird sie bald verlieren. Er mag eine geistige Vorstellung von der Theorie der Wahrheit behalten, aber man sollte nicht sagen, dass er die Wahrheit hochhält, genauso wenig wie man sagen kann, dass ein Mensch, der ein funktionierendes Skelett hat, einen Menschen aufrecht hält.

Dass der Gedanke, den wir dargelegt haben, derjenige ist, den der Apostel im Sinn hatte, wird noch deutlicher aus dem, dass die Heiden einst Gott kannten, diese Erkenntnis aber verloren, weil sie nicht in Übereinstimmung mit ihr handelten. Und wenn die Wahrheit einmal aus dem Herzen [wie aus einem undichten Gefäß] "ausgelaufen" ist, ist diese Person ein Mittel, möglicherweise unbewusst, in den Händen Satans, um [auch] zu verhindern, dass ein anderer sie empfängt. Denn nur für "sich selbst" lebt "keiner von uns." [RÖ. 14,7] [SLT]

( Ellet J. Waggoner, Dezember 1891 )