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Geburtsjahr Jesu. Für Rechner.

Geburtsjahr Jesu. Für Rechner.
Wann Jesus zur Welt kam, ist bekannt – schließlich dreht sich unser Kalender um seine Geburt. Vielerorts wird trotzdem vor der Christmette das Geburtsjahr Jesu ausführlich erklärt – die Rechnerei zeigt, wie Welt- und Heilsgeschichte zusammenhängen.



Wann wurde eigentlich Jesus geboren? Klarer Fall, sollte man denken, verwendet unser Kalender doch das Geburtsjahr Christi als Zeitenwende – oder genauer: das Jahr, das der spätantike Mönch Dionysius Exiguus bei seiner Kalenderberechnung zugrunde gelegt hat (auch wenn er sich ein wenig verrechnet hatte). Wann Jesus geboren wurde, ist aber nicht nur von kalendarischem Interesse, auch wenn schon das Hinweis auf die existentielle Tragweite der Geburt Jesu ist, wie Papst Johannes Paul II. in seinem Apostolischen Brief zum beginnenden dritten Jahrtausend beobachtete: "Ist nicht vielleicht auch das ein Zeichen für den unvergleichlichen Beitrag, den die Geburt Jesu von Nazaret zur Universalgeschichte geleistet hat?" Gott ist Mensch geworden, an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit, die nicht nur für den Kalender, sondern auch für die Heilsgeschichte ein Angelpunkt ist.

Das wird mancherorts auch liturgisch deutlich: Vor der Christmette wird in vielen Gemeinden ganz genau erklärt, wann der Geburtstag war, indem aus dem "Martyrologium Romanum" die Ankündigung der Geburt des Herrn vorgetragen wird. Je nach Geschwindigkeit braucht der Kantor zwischen drei und fünf Minuten für einen Parforceritt durch die Weltgeschichte: Beginnend mit der Erschaffung der Welt nähert sich die Ankündigung über die Sintflut, die Geschichte des Volks Israel und weltliche Daten immer weiter an die Geburt Christi an, so dass wer gut aufpasst und nachrechnet das genaue Jahr bestimmen kann: in der 194. Olympiade, im 752. Jahr nach der Gründung Roms und im 42. Jahr der Regierung des Kaisers Augustus liegt das Datum – demnach wäre Jesus im Jahr 2 vor Christi Geburt geboren.



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Die Geburtsankündigung nach dem Martyrologium Romanum
Unzählige Zeiten waren vergangen seit Erschaffung der Welt, da Gott im Anfang Himmel und Erde erschaffen und den Menschen geformt nach seinem Ebenbild. Zeiten um Zeiten waren vergangen seit dem Ende der Sintflut, da der Allerhöchste in die Wolken einen Bogen gesetzt, zum Zeichen des Bundes und des Friedens.

Im einundzwanzigsten Jahrhundert nach dem Auszug Abrahams, unseres Vaters im Glauben, aus Ur in Chaldäa. Im dreizehnten Jahrhundert nach dem Auszug des Volkes Israel, unter der Führung des Moses, aus der Knechtschaft Ägyptens. Wohl tausend Jahre waren vergangen seit der Salbung Davids zum König. In der fünfundsechzigsten Jahrwoche gemäß der Weissagung Daniels.

In der einhundertvierundneunzigsten Olympiade. Im siebenhundertzweiundfünfzigsten Jahr seit der Gründung Roms. Im zweiundvierzigsten Jahr der Regierung des Kaisers Octavianus Augustus.

Als Friede eingekehrt war auf dem ganzen Erdkreis: Da wollte Jesus Christus, der ewige Gott und des ewigen Vaters Sohn, die Welt heiligen durch die Gnade seiner Ankunft.

Empfangen vom Heiligen Geist, und nachdem neun Monate vergangen, zu Betlehem in Juda geboren aus Maria, der Jungfrau – so ist er Mensch geworden: Dies ist die Geburt unseres Herrn Jesus Christus unserem Fleische nach.

(Quelle: Vorläufige Arbeitsübersetzung der Editio Altera des Martyrologium Romanum (2004; Übersetzung 2016), Deutsches Liturgisches Institut.)

So hört sich das an(~2 Minuten)
https://youtu.be/lJOEKOg0mr4

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Der Durchgang durch die Welt- und Heilsgeschichte bis zur "Geburt unseres Herrn Jesus Christus dem Fleische nach" ist eine alte Tradition. Das "Martyrologium Romanum" wurde im Auftrag Papst Gregors XIII. im 16. Jahrhundert zusammengestellt, um die Heiligen und Märtyrer der Kirche zu sammeln. Überhaupt war Gregor prägend für unsere Zeit: Auf ihn geht auch die Reform zurück, die den noch heute so genannten gregorianischen Kalender einführte. Das Martyrologium spielte vor allem im Kloster eine Rolle: Immer nach der Prim, der Gebetszeit zur ersten Stunde des Tages, also um 6 Uhr, wurde aus dem Martyrologium der jeweilige Tageseintrag verlesen und damit an die Tagesheiligen erinnert; eine Tradition, die es auch heute noch in vielen Klöstern gibt, meistens nach dem Abendgebet. Die Geburtsankündigung ist dementsprechend der Eintrag zu Weihnachten – und die Lesung vor der Christmette entspricht der Tradition, den Eintrag vom Tag vorab zu verlesen.

Alte Tradition neu entdeckt

In ihrer heutigen Form ist die Ankündigung aber auch eine neue und wiederentdeckte Tradition: Mit der Liturgiereform wurde die Prim im Stundengebet abgeschafft, zu groß schien die Doppelung der "kleinen Hore" mit ihrem großen Bruder, dem Morgengebet der Laudes. Wann genau es üblich wurde, die Ankündigung der Christmette voranzustellen, ist nicht ganz klar. Einige Quellen sprechen davon, dass es auf die Christmette zurückgeht, die Papst Johannes Paul II. 1980 feierte und weltweit im Fernsehen übertragen wurde – auf seine Verwendung der Weihnachtsankündigung dort soll das Wiederaufleben der Tradition zurückgehen. Ob das wirklich so ist, ist schwer zu beweisen. Auch im Deutschen Liturgischen Institut in Trier konnte man dafür keine Belege finden; die heute übliche deutschsprachige Fassung findet sich schon im Werkbuch zum Gotteslob von 1975..
Papst Johannes Paul II. war es auch, unter dem das Martyrologium 2004 neu aufgelegt wurde. Dabei wurde auch die Weihnachtsankündigung deutlich überarbeitet und an die Erkenntnisse der Moderne über das Alter der Welt angepasst. Die Fassung von 1584 klang deutlich präziser als die neue: Heißt es heute, dass seit der Erschaffung der Welt "unzählige Zeiten" bis zur Geburt Christi vergangen waren und "Zeiten und Zeiten" seit der Flut, gab die alte Fassung diese Zeiten aufs Jahr genau an: "Im Jahr 5199 seit Erschaffung der Welt" und "im Jahr 2957 seit der Sintflut" heißt es dort, und auch die Geburt Abrahams, der Auszug aus Ägypten sowie die Salbung Davids zum König wurden präzise datiert, wo heute – immer noch recht präzise – auf Jahrhunderte Bezug genommen wird.

Ihren Sinn hatten die genauen Angaben, die auf dem Wissensstand der Antike und des Mittelalters beruhte, darin, für "historische Fassbarkeit von Ereignissen und Personen" zu sorgen, schreibt der Kirchenmusiker Marius Schwemmer. Das leistet auch die neue Fassung – und zwar auf dem aktuellen Wissensstand. "In diesem und ähnlichen Fällen ist weniger Präzision sogar besser, da sie der heutigen kirchlichen Lehre und der Bibelwissenschaft besser entspricht", kommentiert der Jesuit Felix Just, der verschiedene Übersetzungen der Proklamation untersucht hat, die neue Fassung. Die Angabe exakter Jahreszahlen erwecke bei den meisten Menschen unweigerlich den Eindruck einer genauen Datierbarkeit dieser biblischen Ereignisse, und stärke damit ungewollt eine Art von "biblischem Fundamentalismus oder pseudohistorischem Wörtlichkeitsdenken", das nicht mit den Grundsätzen der katholischen Bibelauslegung übereinstimme, so der Neutestamentler.

Nur eine Frau in der Heilsgeschichte

Abseits der Datierung bleibt die neue Fassung, die man heute vor der Christmette hört, nah an der hergebrachten; die Liste der zur Datierung herangezogener Ereignisse bleibt gleich. Insbesondere bleibt es auch dabei, dass nur eine einzige Frau in der Heilsgeschichte erwähnt wird: Maria, die Mutter Jesu. Diese verkürzte Geschichte wollte die US-Bischofskonferenz mit ihrer Übersetzung von 1994 erweitern: Bei Abraham wird seine Frau Sara, die Erzmutter Israels, erwähnt, und eine zusätzliche Datierung anhand der Zeit von Rut und den Richtern (zu denen auch die Richterin Debora gehört) eingefügt. Ins Martyrologium von 2004 fanden die Frauen keinen Einzug, ebensowenig wie die im deutschen Sprachraum heute vor allem zu hörende Variante, die mit einer noch stärker naturwissenschaftlich klingenden Formulierung anhebt: "Milliarden Jahre waren vergangen, seit unsre Sonne und die Erde entstanden. Millionen Jahre, seit Leben sich regte auf der Erde, und der Mensch ins Dasein trat. Viele Tausende von Jahren, seit Stämme, Völker und Kulturen sich bildeten", heißt es in dieser Fassung, die im Münchener Kantorale aufgeführt ist, dem Standardwerk für Kantoren zur Begleitung von Messfeiern.

Die kantillierte Fassung erinnert, auch wenn für die Intonation der weihnachtliche "Jesaja-Ton" verwendet wird, an einen anderen großen Gesang: das feierliche Osterlob des Exsultet, das zu Beginn der Osternacht gesungen wird – allerdings als Teil der Liturgie, nicht vor der Liturgie. Wie die Geburtsankündigung Weihnachten verortet auch das Exsultet Ostern in der Heilsgeschichte mit Blick auf Adam und den Auszug aus Ägypten, aber ohne Bezug auf die profane Weltgeschichte.

An Epiphanie wird der Kalender gezückt

Wann Ostern gefeiert und damit das Exsultet gesungen wird, ist in jedem Jahr anders – das ist der Grund für eine weitere liturgische Proklamation, die ebenfalls in der Weihnachtszeit ihren Platz hat. Während die Geburtsankündigung die Heilsgeschichte in der Weltgeschichte erfahrbar macht, dient die Festankündigung am Fest der Erscheinung des Herrn einem ganz praktischen Zweck: Nach dem Evangelium oder nach dem Schlussgebet gibt ein Diakon oder Kantor die wichtigsten Termine des Jahres durch – und zwar im Ton des Exsultet.
"Liebe Schwestern und Brüder, die Herrlichkeit Christi ist heute erschienen; immerfort leuchtet sie unter uns auf, bis der Menschensohn wiederkommt", heißt es dort, und weiter: "Nach dem Fest seiner Geburt und seiner Erscheinung schauen wir aus nach den Drei Österlichen Tagen". Es folgen der Termin von Ostern und der anderen beweglichen Feiertage im jeweiligen Jahr. Diese Ankündigung ist weit älter als die Geburtsankündigung: Sie geht zurück auf die Festlegung des gemeinsamen Ostertermins durch der Erste Konzil von Nizäa im Jahr 325. Die Kirche von Alexandrien wurde damit beauftragt, den Ostertermin zu errechnen und in einem "Osterfestbrief" an die anderen Bischöfe mitzuteilen. Schon damals war der Termin für den Festbrief Epiphanie, das Fest der Erscheinung des Herrn.

Die praktische Bedeutung der Festankündigung ist heute sehr begrenzt. Die Liste an Terminen steht wohl eh schon im Kalender, und wo nicht, wird kaum jemand in der Messe mitschreiben. Stattdessen erinnert sie wie die Geburtsankündigung zu Weihnachten daran, dass das Christentum keine weltfremde Religion ist – sondern der Glaube an Jesus Christus, der in die Welt und in die Zeitgeschichte gekommen ist.

Von Felix Neumann

Kommentare

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Zeitlos5 25.12.2021 10:35
Liebe freundliche weihnachtlich angehauchte Klavierspielerin,

wenn nun 2 v.Chr. als Geburtsjahr stimmen würde (stimmt aber auch nicht),
hast Du auch an das Jahr 0 gedacht - siehe Thermometer am Fenster?!
dann

1) warum erschien dann der Stern von Bethlehem nachweislich (frag jede beliebige Sternwarte) bereits im Jahre 7 v.Chr.?

2) Herodes, der Große starb nachweislich 4 v.Chr.

3) Hat der eifrige Mönch auch mitbekommen,
daß
der tüchtiger Landpfleger Cyrenius 2x in Syrien war:

a) als Landpfleger ab 6 v.Chr. und

b) als Offizier ab 10 v.Chr. im Taurusgebirge?

Von einer Reichszählung war nirgend etwas bekannt - warum auch?
Die Soldaten nahmen für den Tribut alles, was sie bekommen konnten ... auch die jungen hübschen Mädchen ...

Für die Höhe des Tributs an Weizen, Öl und Wein wurde die Grundstücksgröße als Maßstab angenommen - und dies war maßvoll.
Josef und Maria als Besitzlos mußten garantiert nichts bezahlen und daher auch nicht mit der schwangeren Maria ca. 100 km nach Bethlehem wandern - eine Reise für ca. 2 Monate - woher hatten sie das Reisegeld?

Zeitlos
lachendes Smiley
 
hansfeuerstein 25.12.2021 14:18
Brillant, das Video, ich liebe das, that´s true.👍
 
(Nutzer gelöscht) 28.12.2021 15:56
Angeblich zur Regentenzeit des Herodes 4 vor seiner offiziellen Geburt.
 
Klavierspielerin2 28.12.2021 16:00
Du erinnerst mich an jemand, der auf CsC war....🤔
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