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Der erste konfessionslose Kanzler und sein Kabinett

Der erste konfessionslose Kanzler und sein Kabinett
Von Christoph Scholz (KNA) | Berlin - 11.12.2021


Bei seiner Vereidigung als Bundeskanzler verzichtete Olaf Scholz am Mittwoch auf den Gottesbezug. Auch in seinem Kabinett ist in konfessioneller Hinsicht manches anders als in früheren Regierungen.


Wie halten es Scholz, Habeck und Co. mit der Religion?


Bei der Vereidigung zum Bundeskanzler am Mittwoch blieb Olaf Scholz (SPD) seiner Ankündigung treu: Er verzichtete als zweiter Bundeskanzler nach Gerhard Schröder (SPD) auf den Gottesbezug in der Eidesformel. In Folge seines Austritts aus der evangelischen Kirche ist er der erste konfessionslose Regierungschef in Deutschland. Und auch in seinem Kabinett ist in konfessioneller Hinsicht manches anders als in früheren Regierungen.

Anders als bei CDU und CSU sind bei SPD, Grünen und FDP öffentliche Bekenntnisse von Politikern zu Kirchenzugehörigkeit oder Glaubensüberzeugung seltener. Dabei äußern sich die einen gar nicht zur Gretchenfrage, andere sind kirchlich engagiert. Insgesamt spiegelt das "Fortschritts-Kabinett" in seinen unterschiedlichen Spielarten der Religionszugehörigkeit eine religiös plurale Gesellschaft und den schwindenden gesellschaftliche Einfluss der Kirchen wider. Vorherrschend ist der Bezug auf Werte oder Traditionszusammenhänge.

"Unser Land und auch ich sind vom christlichen Glauben geprägt."

So anerkennt Scholz bei aller Zukunftseuphorie des Koalitionsvertrags die Bedeutung der Herkunft: "Unser Land und auch ich sind vom christlichen Glauben geprägt." Für den protestantisch sozialisierten Hanseaten zeigt sich das wohl kaum zufällig im persönlichen "christlichen Arbeitsethos", wie er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Dagegen erwähnt der Koalitionsvertrag das Christentum an keiner Stelle. Kirchen und Religionsgemeinschaften werden unter weiteren zivilgesellschaftlichen Themen und Gruppen aufgeführt. Gesellschaftspolitisch bedeutet der Koalitionsvertrag zumindest für die katholische Kirche ein neues Zeitalter: Von der Bioethik über die Gleichstellungspolitik bis zum Lebensschutz tun sich Konfliktfelder auf. Anknüpfungspunkte sind hingegen in der Sozial-, Asyl- oder Umweltpolitik zu erwarten.


" Ich bin Organist und habe viele Jahre im Nebenamt Gottesdienste gespielt."
Zitat: Verkehrsminister Volker Wissing 


Sozialminister Hubertus Heil (SPD) hatte bereits im Wahlprogramm auf Bezüge zum Evangelium hingewiesen: beim Klimaschutz als "Bewahrung der Schöpfung", beim Wert der Arbeit und einem gerechten Lohn sowie in der Friedenspolitik. Heil war Mitglied des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentags, und auf einem solchen traf er 1979 auch erstmals Helmut Schmidt (SPD). In der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" wünschte er seiner Partei und Konfession gut ökumenisch "ein wenig mehr katholische Heiterkeit".

Kirchlich engagiert ist auch Bauministerin Klara Geywitz (SPD). Für ihren Einsatz zugunsten der jüdischen Gemeinschaft erhielt sie die Abraham-Geiger-Plakette. Für Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) scheint der protestantische Glaube hingegen eher eine Privatangelegenheit. So verbucht er auf seiner Website den Hinweis "Ich bin Organist und habe viele Jahre im Nebenamt Gottesdienste gespielt", unter der Kategorie "Skurriles".

Die Katholiken finden sich vor allem bei den Liberalen

Formal wird die neue Innenministerin Nancy Faeser (SPD) für Kirchen und Religionsgemeinschaften zuständig sein. Die Katholikin gilt kirchlichen Anliegen gegenüber als aufgeschlossen. Als ehemalige hessische SPD-Landesvorsitzende gratulierte sie dem Limburger Bischof Georg Bätzing sehr verbindlich zu dessen Wahl zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und wünschte ihm Gottes Segen und Erfolg beim Reformprozess Synodaler Weg.

Bemerkenswert, dass diesmal die Katholiken vor allem bei den Liberalen zu finden sind: Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) und seine Parteikollegin Bettina Stark-Watzinger geben beide in ihren biografischen Angaben auf der Bundestagwebsite an, römisch-katholisch zu sein. Auch Finanzminister Christian Lindner (FDP) gehörte bis zum 18. Lebensjahr dazu. Als Konfessionsloser will er sich heute aber nicht als "harter Atheist oder gar Kirchenfeind" verstanden wissen, wie er "Christ & Welt" sagte.


Zu den Ex-Katholiken gehört auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die bereits 1980 aus der Kirche austrat, weil sie deren Haltung zur Rolle der Frau ablehnte. Später profilierte sie sich in der polemischen Auseinandersetzung mit dem damaligen Augsburger Bischof Walter Mixa. Inzwischen ist sie Mitglied der Humanistischen Union. Ebenso kehrte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor einigen Jahren wegen des Missbrauchsskandals der katholischen Kirche den Rücken.

Der Vizekanzler als "weltlicher Christ"

Der Vizekanzler sowie Wirtschafts- und Klimaschutzminister Habeck (Grüne) bezeichnet sich hingegen "sozusagen" als "weltlicher Christ". Er habe "wohl zu viele Philosophen gelesen", um "im eigentlichen Sinn" glauben zu können, so Habeck. Wichtig sei ihm aber die "christliche Mitleidsethik", bekannte er der "Bild"-Zeitung. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ist wiederum nach eigenem Bekunden zwar "nicht gläubig", aber trotzdem in der evangelisch-lutherischen Kirche, weil sie die Gemeinschaft der Kirche und ihr Engagement für gesellschaftliche und soziale Anliegen schätzt.

Mit Landwirtschaftsminister Cem Özdemir gehört erstmals ein Muslim einer Bundesregierung an. Der Schwabe mit türkischem Migrationshintergrund rief mit prominenten Islamexperten wie Bassam Tibi oder Necla Kelek die "Initiative säkularer Islam" ins Leben, als Alternative zu religionskonservativen Verbänden und aus Sorge über Islamophobie. Ziel ist ein "zeitgemäßes Islamverständnis".

(KNA)


8.12.2021
Ohne "So wahr mir Gott helfe": Olaf Scholz als Bundeskanzler vereidigt

https://www.christ-sucht-christ.de/christliches-forum/Klavierspielerin2/88828/



Abtreibung als EU-Grundrecht?

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Hammer der Woche: Das gestrichene „Weihnachten“:

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Kommentare

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Zeitlos5 11.12.2021 09:25
Die Religion darf sich nicht in die Politik der jeweiligen Regierung einmischen - siehe den Maulkorb-Erlaß, den die Bischöfe mit Hitler und Mussolini abgeschlossen haben und der heute noch gilt!

Die 11 Gebote spiegeln sich ja in den Gesetzen des Bundestages wider, liebe Klavierspielerin.

Z
 
Autumn 11.12.2021 09:53
Ganz überraschend sind die Positionen nicht, konnte man ja im Wahlprogramm ersehen.

Eine Hilfe dafür war der christliche Wahl-o-mat, der speziell auf Themen eingegangen ist, die Christen speziell interessieren. Ich hatte mir das im Vorfeld mal angesehen.

"Das Christliche Medienmagazin PRO bietet mit dem PROphetomat eine weitere Wahlhilfe an – mit Fokus auf Themen, die Christen besonders interessieren: Wie stehen die Parteien zum Beispiel zu sozialer Gerechtigkeit, Lebensschutz, Gender oder Friedenspolitik?"
 
Zeitlos5 11.12.2021 10:03
Entscheidend ist jedoch,
ob die neue Regierung mehr ausgibt als einnimmt ....
und somit die Inflation anheizt.

Zeitlos
lachendes Smiley
 
Klavierspielerin2 11.12.2021 10:06
@Heartshine hatte vor den Wahlen ebenfalls alle Parteien vorgestellt- wie du sagst, die Positionen der Parteien waren bereits vor den Wahlen bekannt.

Allerdings, hätten sich die Parteien dem Willen des Wahlvolks gebeugt, hätten wir nun eine GroKo mit Kanzler Scholz, aber keine ' Ampel'.

Nur noch 1457 Tage bis zur nächsten Wahl....
 
Klavierspielerin2 11.12.2021 10:07
@Autumn
 
Putz 11.12.2021 10:58
Das sogenannte Konstantinische Zeitalter, d.h. die Zeit, in der die Kirche eine staatstragende Rolle spielte, scheint auch im Westen Deutschlands zuende zugehen. Für uns  auf dem Territorium der alten DDR ist das überhaupt nichts neues, wir hatten 40 Jahre lang Politiker, die nicht zur Kirche gehörten. Und trotzdem mußten wir miteinander leben und auskommen. Nichts war selbstverständlich. Der alte Westen nahm wahrscheinlich alles zu selbstverständlich, weil die CDU am Anfang alles eingefädelt hatte. "Die Zeiten ändern sich, und wir uns mit ihnen". Wichtig ist, daß für das Zusammenleben alles juristisch gut abgesichert ist. Wichtig ist auch, daß die Kirche(n) eine gute Öffentlichkeitsarbeit betreiben, z.B. Kirchentage und daß hierzu die Politiker eingeladen werden und auftreten wie in der Vergangenheit. Dann spielt es keine große Rolle, ob sie Eide leisten mit oder ohne Zusatzformel. Wichtig ist, daß Politiker wahrnehmen, was Christen für eine Botschaft haben für das Zusammenleben der Menschen. Wir Christen in der ehemaligen DDR haben hierzu einiges an Erfahrung und können es einbringen. Nicht so ängstlich sein!!
 
Klavierspielerin2 11.12.2021 12:03
Mir fällt dazu ein Zitat des Pfarrers von Ars ein: "Laßt eine Pfarrei zwanzig Jahre lang ohne Priester, und man wird dort die Tiere anbeten …"
 
hansfeuerstein 11.12.2021 13:44
Man kann über Orband denken wie man will. Aber, als er gesagt hat, daß Deutschland in das postchristliche Zeitalter eingetreten ist, hatte er wohl den Nagel auf den Kopf getroffen. Auf die Führung trifft das jedenfalls zu, das ist evident. Die völlige Aufgabe des Lebensschutzes vor der Geburt ist ein deutliches Zeichen dafür, leider.
 
hansfeuerstein 11.12.2021 13:47
...und da helfen leider keine Einladungen auf Kirchentage, fürchte ich. Es sei denn die Kirche geht selber plötzlich konform mit derartigen Ansichten, was auch nicht ganz ausgeschlossen ist. Hier in Deutschland jedenfalls.
 
hansfeuerstein 11.12.2021 14:00
Was also passiert da vor unseren Augen? Nichts erhebliches, könnte man meinen. Man sieht es nicht von aussen, wenn etwas wie von selbst verdunstet, es geschiehte einfach, weil der Nährboden entzogen wird. So ist es mit der Kirche, und auch mit der Liebe..... wenn man Ungewollte einfach wegmacht, wird die Geschaft kälter, ohne dass sie groß bemerkt, während sie auf den reinen kalt-warm Klimawandel fast hysterisch reagiert, bleibt dar andere "Klimawandel" fast unbemerkt und unerkannt.
 
rosenwunder 11.12.2021 19:33
Tja ich finde auch die Gottlose Vereidigung der Politiker Scholz und Habeck entspricht dem Zeitgeist und dem zunehmendem Werteverlust der Gesellschaft und verheißt nichts Gutes!!
 
hansfeuerstein 11.12.2021 23:47
Eigentlich nur konsequent nicht? Instinktiv fühlen die Leute, dass sie mit ihren Ansichten und ihrem Wollen ein Problem mit Gott haben.
 
Klavierspielerin2 12.12.2021 17:16
Berlin - 12.12.2021


Käßmann: Verzicht auf Gottesbezug in Amtseid "schade"


Bundeskanzler Olaf Scholz und weitere Kabinettsmitglieder leisteten ihren Amtseid ohne Gottesformel. Die frühere Landesbischöfin Margot Käßmann bedauert das. Denn wer sich auf Gott berufe, sehe sich in Verantwortung vor einer größeren Instanz.


Die evangelische Theologin Margot Käßmann findet es "schade", dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und viele Minister der neuen Regierung bei ihrem Amtseid auf die Formel "So wahr mir Gott helfe" verzichtet haben. "Denn wer sich auf Gott beruft, sieht sich ja in Verantwortung vor einer größeren Instanz", schrieb die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der "Bild am Sonntag". Andererseits sei es ein Zeichen für den schwindenden Einfluss der Kirchen: "Und der ist schlicht Realität."

Dem Bundeskanzler und seinen Kabinettsmitgliedern ist es vom Grundgesetz freigestellt, ob sie den Amtseid mit religiöser Beteuerung leisten. Am 8. Dezember sprachen neun der 17 Kabinettsmitglieder den Eid mit den Worten "So wahr mir Gott helfe". Die anderen, darunter Scholz, ließen den Satz weg.

Religiös Ungebundene der Fürbitte anderer gewiss

Es sei gut, dass die Kirchen dem neuen Bundeskanzler gratuliert und Gottes Segen gewünscht haben, so Käßmann weiter. Gut sei auch, dass viele Gemeinden in Deutschland die neuen Verantwortlichen in ihre Fürbitte in den Gottesdiensten aufnehmen: "Menschen in der Politik, die sich christlich verankert wissen, dürfen gewiss sein, dass ihr Glaube und ihre Glaubensgemeinschaft sie tragen." Und wer sich nicht religiös gebunden fühle, "darf dennoch der Fürbitte der anderen gewiss sein".

"Wir leben nicht mehr in einer Zeit, in der fast alle Deutschen Mitglied einer Kirche sind", räumte Käßmann ein: "Der Koalitionsvertrag zeigt: Die Kirchen werden zwar gewürdigt, aber schlicht als Teil der Zivilgesellschaft." Daher seien die Kirchen jetzt gefordert, sich mit ihren Überzeugungen in die Gesellschaft einzubringen. "Denn als Christin bin ich überzeugt, dass unsere Grundüberzeugungen wertvoll sind für dieses Land", erklärte die frühere hannoversche Landesbischöfin.

"Es geht um Nächstenliebe, die in Solidarität umgesetzt wird. Es geht um den Blick auf die Menschen am Rande und den Blick über den Tellerrand, den uns das Evangelium aufträgt", so Käßmann weiter: Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung seien ein biblischer Auftrag. (epd)
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