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Thea und Lia – Gedanken zu Haben und Sein

Thea und Lia – Gedanken zu Haben und Sein
Die beiden Schwestern Lia (82) und Thea (92) sind im Leben und in der Liebe zuhause. Sie kennen sich in vielen Bereichen des Lebens aus. Und wenn sie sich mal nicht auskennen, dann stellen sie kluge Fragen.


Lia: Ich finde es beruhigend, dass wir in einem Land leben, in dem die Demokratie hochgeschätzt wird.
Thea: Das tun die Menschen nicht wirklich.
Lia: Warum meinst Du das?
Thea: Weil die Deutschen Glücksspiele, z.B. Lotterie lieben.

Lia: Was hat Lotterie mit Demokratie zu tun?
Thea: Nun, obwohl Menschen gerne Lotto spielen, hat die Mehrheit noch nie gewonnen. Aber die Menschen spielen jahrelang immer weiter. So ist das auch mit der Demokratie. Die Menschen verlieren immer, glauben aber, dass die Demokratie der Schlüssel zum Glück ist.

Lia: Also ist Lotterie für die Mehrheit eine Lüge.
Thea: Ja. Der Lottoschein ist nur eine Genehmigung für den Bau von Luftschlössern.
Lia: Aber immer wieder gewinnen Einzelne auch einen großen Betrag und er ist glücklich.
Thea: Frag mal Bluehorse. Ich denke, der kann Dir das mit dem Glück besser erklären.

Riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing, riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing, riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing

Bluehorse; Hallo, hier ist die Reparaturannahmestelle für zerbrochene Herzen.
Lia: Das ist aber schön, Bluilein. Aber ich habe kein zerbrochenes Herz, nur eine Frage. Oder zwei oder auch drei.
Bluehorse: Prinzessin des Niederrheins, wie schön Deine Stimme zu hören. Du darfst mich alles fragen, aber nur die Fragen stellen, die ich auch beantworten kann.
Lia: Welche Fragen kannst Du denn nicht beantworten?
Bluehorse: Alle Fragen, deren Antworten keine Logik benötigen, sind schwierig bis unmöglich fehlerfrei zu beantworten.
Lia: Kennst Du eine solche Frage?
Bluehorse: Ja, z.B. „sind die gelben Blumen schöner als die roten?“
Lia: Da kann ich Dir helfen. Die gelben sind schöner.
Bluehorse: Und kannst Du logisch erklären, warum?
Lia: Ganz einfach: weil ich sie mag.
Bluehorse: Wenn es nur nach Geschmack geht, magst Du denn Dein Leben?

Lia: Ich mache mir mein Leben schön. Und dann gefällt es mir. Dann bin ich glücklich wie ein Lottospieler, der einen großen Betrag gewonnen hat.
Bluehorse: Du erinnerst mich an einen Mann, dessen Auto in der Reparaturwerkstatt steht. Der Mechaniker fragt ihn: Ist das ihr Auto?
Der Mann antwortet: Wenn es gewaschen ist und schön glänzt, dann gehört das Auto meiner Frau. Wenn meine Tochter zu einer Party will, dann gehört es ihr. Und wenn mein Sohn ein Fußballspiel hat, dann gehört es ihm. Und wenn es kaputt ist, dann gehört es mir.

Lia: Armer Mann. Und was willst Du mir damit sagen?
Bluehorse: So ist es mit unserem Leben. Der Staat will unsere positive Entscheidung zu seinen Maßnahmen. Die Geschäfte wollen unser Geld. Die Familie oder andere Menschen wollen unsere Zeit. Der Arbeitgeber will unsere Arbeitskraft. Und wir geben was wir haben, bis unser Leben kaputt ist. Und dann haben wir nur noch das Malheur.

Lia: Aber wir bekommen doch auch etwas dafür, wenn wir geben, was wir haben.
Bluehorse: Ja, das Leben ist ein Tauschgeschäft. Dabei tauschen wir in der Hoffnung, dass wir glücklich werden. Am liebsten haben wir es, wenn wir wie ein Lottospieler z.B. nur 10 € investieren – jedoch 1 Mio. Euro gewinnen. Wir wollen einen Mehrwert gewinnen.

Lia: Und ist das denn so falsch?
Bluehorse: Nimm als Beispiel einen Lottospieler, der 1 € gewonnen hat.
Was macht er damit?
Lia: Er baut sich eine schöne Villa.
Bluehorse: Richtig. Im Prinzip kauft er Steine, die er zu Mauern errichtet und mit jedem Stein schließt er das Sonnenlicht immer weiter aus. Am Ende sitzt er im Dunklen.
Lia: Aber nein, Bluehorse: Er hat doch sicher viele Fenster in seinem Haus.
Bluehorse: Ja, da bewundert er das Sonnenlicht, welches draußen ist, während er drinnen sitzt. Er hat sich selbst von der Sonne ausgeschlossen.
Lia: Aber Bluehorse! Hätte der Mann nicht im Lotto gewonnen, säße er in einer Mietwohnung und würde sich vielleicht über die hohe Miete ärgern.
Bluehorse: Ja, und um den Ärger nicht so zu spüren, spielt er Lotto und träumt von einer Villa.
Lia: Hätten die Menschen keine schönen Träume mehr, wären sie unglücklich.
Bluehorse: Da liegt das Problem. Träume sind eine Lüge.
Lia: Wieso?
Bluehorse: Die Lüge ist ein Double, welches die Wahrheit vertritt, aber nicht ersetzen kann.

Lia: Du bist heute mal wieder sehr kompliziert. Frauen mögen Komplimente, weißt Du, aber nicht Logik.
Bluehorse: Ich weiß. Es gibt Frauen, für die ist Logik eine männliche Bosheit.
Lia: So schlimm sehe ich das nicht. Frauen sind nämlich auch logisch.
Und: Frauen irren sich selten. Frauen haben nämlich einen 7. Sinn. Und wenn sie Recht haben, dann ist es für sie ein Vergnügen.

Bluehorse: Du hast Recht. Männer können mit dem 7. Sinn einer Frau nicht mithalten. Aber da stoßen wir auf ein zutiefst menschliches Problem: Wir Menschen lieben das Rechthaben mehr als die Wahrheit.

Lia: Und was ist die Wahrheit?
Bluehorse: Wenn wir Menschen alles geben, was wir haben, wenn es uns selbst nur um das Tauschgeschäft – also um das Haben geht, dann erleiden wir das gleiche Schicksal wie der Autobesitzer. Am Ende bleibt uns nur das Malheur.

Lia: Ja, wie können Menschen das Malheur verhindern?

Bluehorse: Die Abhängigkeit vom Haben lösen, und die Abhängigkeit vom Sein vergrößern.
Lia: Nun sei mal nicht so philosophisch. Sag das mal in einfachem Deutsch.

Bluehorse: Gott war und ist und wird immer sein. Gott ist das ewige Sein. Je mehr wir von IHM abhängig sind, wächst auch das Glücklichsein, ganz ohne jedes Haben. Geben wir IHM unser Haben, wird es gegen das SEIN ausgetauscht.

Lia: Ich habe noch Erdbeerkuchen. Ob Gott den mag?
Bluehorse: Iss den Erdbeerkuchen in der Gewissheit, dass Gott ihn Dir gönnt, solange Du bereit bist, den Kuchen zu teilen.

© JJ

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 06.11.2021 13:22
Im Sein verschwinden alle Ängste, im Haben potenzieren sie sich.

Frei nach ist

😆

Ein Stück Erdbeerkuchen, das wäre jetzt super.
 
(Nutzer gelöscht) 07.11.2021 12:23
Guten Morgen, lieber Bluehorse und alle zusammen! 😊
Vielen Dank für die wertvolle Geschichte!
Sie passt so gut zu den Erfahrungen, die ich in den letzten Tagen machen durfte. Im Kirchenkino unseres Pfarrhauses sah ich mir den Film 'Bonhoeffer - Die letzte Stufe' (1999) mit Ulrich Tukur in der Hauptrolle an. Gestern spät abends kehrte ich von einer Kurzreise nach Weimar zurück. Einen goldenen Herbstnachmittag 🌞🍁 verbrachte ich mit einem Spaziergang im Ilmpark, wo ich Gelegenheit fand, das Gartenhaus von Goethe zu besichtigen und ein wenig in das Weimar seiner Zeit und seiner Zeitgenossen einzutauchen. Es war meine erste Reise seit längerer Zeit und inspirierte auch mich, entspannt über das Leben, das Haben und Sein, nachzusinnen. Euch allen wünsche ich einen gesegneten Sonntag! Bleibt Gott befohlen!  Geschwisterliche Grüße von der Insel Usedom! 🙏💝
 
(Nutzer gelöscht) 07.11.2021 15:36
Bluehorse, in Deinem Dialog sind wieder viele Denkanstöße und Weisheiten enthalten. Prächtig! Es gibt ein Buch von Erich Fromm (ein Jude) mit dem Titel "Vom Haben zum Sein". Das halte ich ebenfalls für empfehlenswert.
 
(Nutzer gelöscht) 07.11.2021 17:00
Danke für die Empfehlung, Seramis! 👍🏻
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