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Das Privileg, mit Christus verbunden zu sein

Das Privileg, mit Christus verbunden zu sein
auch ihr … als lebendige Steine (2,5a)
Wenn Sünder im Glauben zu Christus, dem »lebendigen Stein«, kommen, werden auch
sie lebendige Steine; wenn jemand an Christus glaubt, dann teilt er dessen Leben (vgl.
Joh 17,21.23; 2Kor 3,18; Eph 4,15-16; 1Jo 3,2). Lebendige Steine zu sein, bedeutet,
dass die Gläubigen das ewige Leben Christi haben. Sie sind mit ihm verbunden, was
ihr erstes geistliches Privileg ist. Sie verehren ihn nicht nur, sind ihm gehorsam und
beten zu ihm; sie sind mit ihm als Steine in einem geistlichen Haus verbunden, dessen Eckstein er ist. Christen werden Teilhaber des göttlichen Wesens: »Denn ihr seid
gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus,
unser Leben, offenbar werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in
Herrlichkeit« (Kol 3,3-4; vgl. Gal 2,20). Außerdem sagte Paulus den Ephesern:
So seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge ohne Bürgerrecht und Gäste, sondern Mitbürger
der Heiligen und Gottes Hausgenossen, auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist, in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr miterbaut werdet zu
einer Wohnung Gottes im Geist. (Eph 2,19-22; vgl. 1Kor 3,9)
Die Grundlage dieses geistlichen Hauses ist die Lehre der Apostel (vgl. Apg 2,42), die
Schrift, die sie durch den Heiligen Geist empfingen und treu lehrten (vgl. Joh 14,26;
15,26-27; 16,13; 2Tim 3,16; 2Petr 1,19-21; 3,1-2.16).
Durch ihre Verbindung mit Christus haben Gläubige Zugang zu geistlichen Ressourcen, die all ihre Bedürfnisse stillen. Aus diesem Grund konnte Paulus den Ephesern sagen: »Dem aber, der weit über die Maßen mehr zu tun vermag, als wir bitten
oder verstehen, gemäß der Kraft, die in uns wirkt …« (Eph 3,20; vgl. Gal 2,20; Kol
1,29). Und deshalb schrieb er den Römern: »Denn ich würde nicht wagen, von irgendetwas zu reden, das nicht Christus durch mich gewirkt hat, um die Heiden zum Gehorsam zu bringen durch Wort und Werk« (Röm 15,18). Paulus’ evangelistische Wirkung
resultierte aus der Kraft Christi, die durch ihn wirkte (vgl. Apg 13,46-48; 1Kor 2,1-5;
1Tim 2,7; 2Tim 4,17). Die Kraft Christi treibt alle geistlichen Dienste der Gläubigen
an (vgl. 1Kor 1,30; Phil 4,13; 2Tim 2,21) und wohnt in ihnen, weil sie mit ihm verbunden sind (Joh 15,4-11). Von Christus erlöste Menschen werden selbst lebendige
Steine wie ihr Herr und Heiland und haben das Vorrecht, auf seine geistliche Kraft
zurückgreifen zu können...https://clv.de/Der-1.-Brief-des-Petrus/256304...😘,Ralf

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Sulzbacher 01.11.2021 18:28
Sicherheit in Christus, Liebe zu Christus,
Erwählung durch Christus und Herrschen mit Christus 10
Darum steht auch in der Schrift: »Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten,
kostbaren Eckstein, und wer an ihn glaubt, soll nicht zuschanden werden«. Für
euch nun, die ihr glaubt, ist er kostbar; für die aber, die sich weigern zu glauben,
gilt: »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, gerade der ist zum Eckstein
geworden«, ein »Stein des Anstoßes« und ein »Fels des Ärgernisses«. Weil sie sich
weigern, dem Wort zu glauben, nehmen sie Anstoß, wozu sie auch bestimmt sind.
Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, (2,6-9b)
Ein Universitätsstudent sagte einmal zu einem Pastor: »Ich habe mich entschieden,
nicht an Gott zu glauben.«
»In Ordnung«, erwiderte der Pastor, »könntest du mir bitte den Gott beschreiben,
an den du nicht glaubst?«
Daraufhin zeichnete der Student eine Karikatur von Gott, ein Porträt eines Gottes,
der absolut ungerecht ist und dem es an Güte fehlt.
Da sagte der Pastor zu ihm: »Gut, wir sitzen im selben Boot. An diesen Gott glaube
ich auch nicht.«
Leider reagieren nicht alle Gläubigen so scharfsinnig wie dieser Pastor. Einige
Menschen, einschließlich bekennender Christen, erkennen die allgemeinen, von der
Sünde hervorgerufenen Umstände der Menschheit und schließen daraus, ohne Sünde
richtig zu verstehen, dass Gott nicht gut und liebevoll ist und zudem völlig unfähig.
Doch wenn man die Dinge konsequent aus biblischer Sicht betrachtet, wird einem
überzeugend klar, dass Gott wirklich gut, gnädig und wohlwollend ist. Das ist der
Gott, den die Bibel darstellt, wie der Psalmist schrieb: »Die Gnade Gottes ist den ganzen Tag da« (Ps 52,3; vgl. Nah 1,7). Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Gott
122
1. Petrus
war »der Gute«, was andeutet, dass der Name Gottes vor Jahrhunderten gleichbedeutend mit Güte war.
Gott bleibt die endlose, unerschöpfliche Quelle der Güte, sichtbar in den Schönheiten der Schöpfung und erfahrbar in seinem Erbarmen gegenüber Sündern (vgl. Jak
1,17). Seine größte und großzügigste Gabe ist die Erlösung von der Sünde, die ihren
Höhepunkt im ewigen Leben findet. Der Apostel Petrus wollte, dass seine Leser ihren
Blick auf Gottes Güte richteten, die ihnen alle geistlichen Privilegien gewährte. In
2,4-5 beschreibt er die ersten beiden Privilegien als die Verbindung mit Christus und
den Zugang zu ihm – diese Gemeinschaft kommt darin zum Ausdruck, dass die Gläubigen zu einem heiligen, geistliche Opfer darbringenden Priestertum gemacht wurden. In den Versen 6-9b präsentiert der Apostel vier weitere geistliche Privilegien,
über die die Gläubigen nachdenken sollen: Sicherheit in Christus, Liebe zu Christus,
Erwählung durch Christus und Herrschen mit Christus.
Sicherheit in Christus
Darum steht auch in der Schrift: »Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten,
kostbaren Eckstein, und wer an ihn glaubt, soll nicht zuschanden werden«. (2,6)
Petrus führt die Liste der geistlichen Privilegien durch ein Zitat aus Jesaja 28,16
fort, das er mit dem Ausdruck darum steht auch in der Schrift einleitet; dadurch
bezeugt er die Inspiration und Autorität dieses prophetischen Buches. Dieser
Vers ist eine wichtige messianische Verheißung (vgl. Paulus’ Erwähnung in Röm
9,33), dass Christus bei seinem Kommen der Eckstein des neuen geistlichen Hauses Gottes sein würde, das aus Gläubigen besteht (vgl. Mt 21,42; Apg 4,11; Eph
2,19-22).
Gott rief sein Volk durch den Propheten auf, den Messias als den speziellen
Stein zu betrachten, den der Vater selbst in Zion legte – Israel und noch genauer
der Berg in Jerusalem (vgl. 2Sam 5,7; 1Kö 8,1; Ps 48,3; 51,20; 102,22; Jes 2,3;
4,3; 10,12; 24,23; 30,19; 52,2; Jer 26,18; Am 1,2; Mi 3,12; Zeph 3,16; Sach 1,17).
Der Messias würde in diese Stadt kommen, um sein geistliches Reich unter denen
aufzurichten, die an ihn glaubten. Christus kam nach Israel, nach Jerusalem, und
obwohl er verworfen wurde und seine irdische Herrschaft auf das Tausendjährige
Reich hinausschob (Offb 20,1-7), begann er seine geistliche Herrschaft in den
Herzen aller Gläubigen (vgl. Lk 17,20-21). Im übertragenen Sinne kann sich
Zion auf den Neuen Bund beziehen – so wie der Berg Sinai auf den Alten Bund
(vgl. Gal 4,24-25), oder auf himmlische Segnungen – so wie Sinai auf das Gericht
(vgl. Hebr 12,18-23).
Christus ist auf einzigartige Weise passend für seine Aufgabe und deshalb
ist er ein auserwählter … Eckstein, der Auserwählte Gottes. Petrus’ gläubige,
jüdische Leserschaft würde sich daran erinnern, dass die Arbeiter beim Bau des
2,6-9b
123
salomonischen Tempels die Steine im Voraus bearbeiteten und sie dann an den
Bauplatz brachten (1Kö 6,7). Mithilfe eines sorgfältigen Entwurfs des Tempels
bearbeiteten die Handwerker jeden Stein auf die perfekte Größe und bestimmten den genauen Platz, wo er eingefügt werden sollte. Mit nur geringen Nachbesserungen am Bauort fügten sich diese Steine exakt ineinander wie die Teile
eines großen Puzzles. Diese Beschreibung ist analog zur Erwählung Christi als
dem Fundament, auf dem Gottes geistlicher Tempel erbaut werden sollte (vgl.
Joh 10,16; 1Kor 3,9.16-17; 1Tim 3,15; Hebr 3,6). Dieser Tempel besteht aus
jenen, die an Jesus, den Messias, glauben; Gott hat sie vor Grundlegung der Welt
vorbereitet, d.h. auserwählt (2Tim 1,9; Offb 13,8; 17,8).
Christus ist nicht nur ein lebendiger und auserwählter Stein, sondern auch
ein kostbarer Eckstein. Das griechische Wort, das mit kostbar übersetzt wurde
(entimon), bedeutet »unübertroffen wertvoll«, »teuer« oder »unersetzlich«. Christus ist nicht zu ersetzen, weil er der Eckstein ist, der wichtigste Stein in jedem
Gebäude. Das mit Eckstein (akrogōniaios) übersetzte Wort bezeichnet einen
Fundamentstein, an dem sich alle Winkel eines Gebäudes ausrichten. Er ist wie
das Senkblei, das die horizontalen und vertikalen Linien des restlichen Gebäudes
festlegt; außerdem bestimmt er die exakte Symmetrie des ganzen Gebäudes. Um
die vollkommene Präzision des geistlichen Hauses Gottes sicherzustellen, musste
der Eckstein fehlerlos sein. Der Einzige, der alle Winkel des Hauses Gottes festlegen konnte, war der lebendige, vollkommen zubereitete Eckstein, Jesus Christus (Mt 21,42; 1Kor 3,11; Eph 1,22; Kol 1,18; vgl. Joh 1,14; Phil 2,9; Kol 1,15;
Hebr 1,3; 7,26-28; 8,6).
Auf diesen realen Bezügen beruhen die großen Privilegien aller Gläubigen:
wenn sie Christus vertrauen, werden sie nicht zuschanden werden. Das Wort
zuschanden (kataischunthē) meint, in seinem Vertrauen missbraucht worden zu
sein oder seine Hoffnung auf jemanden gesetzt zu haben, der sie zunichtegemacht
hat. Menschen, die ernsthaft an Christus als ihren Herrn und Heiland glauben,
werden von ihm niemals enttäuscht (Röm 10,11-13; vgl. Jer 17,7-8). Vielmehr
werden sie in ihm für immer sicher sein (Joh 10,3-4.14.27-28; Röm 8,16; Eph
1,13-14; Phil 1,6; 2Tim 1,12; Jak 1,12; 1Jo 5,20; vgl. Hebr 4,15-16).
Da Jesus Christus der vollkommene, präzise Eckstein ist, auf den Gott seine
Gemeinde gebaut hat, vervollständigen alle von ihm kommenden Linien in jeder
Richtung den perfekten Tempel Gottes. Alle sind perfekt ausgerichtet. Niemand
bricht aus den Konstruktionslinien aus. Alles fügt sich exakt und dauerhaft in­einander (vgl. Eph 4,16). Dies ist ein Bild, das die Sicherheit der Gläubigen treffend illustriert.
Jahrhunderte vor der Menschwerdung Christi erklärte der Prophet Jesaja, dass
Israel absolutes Vertrauen in die Sicherheit haben konnte, die Gott ihnen gab:
Fürchte dich nicht, denn du wirst nicht beschämt werden! Schäme dich nicht, denn du sollst
nicht zuschanden werden; denn du wirst die Schande deiner Jugend vergessen, und an die
Geistliche Privilegien – Teil 2 2,6-9b
124
1. Petrus
Schmach deiner Witwenschaft wirst du nicht mehr gedenken. Denn dein Schöpfer ist dein
Ehemann, Herr der Heerscharen ist sein Name; und dein Erlöser ist der Heilige Israels; er
wird »Gott der ganzen Erde« genannt. … Denn die Berge mögen weichen und die Hügel
wanken, aber meine Gnade wird nicht von dir weichen und mein Friedensbund nicht wanken, spricht der Herr, dein Erbarmer. (Jes 54,4-5.10; vgl. 50,7; 54,1-3)
Gegenüber den Römern brachte der Apostel Paulus dieselbe Art von Vertrauen zum
Ausdruck. Angesichts der Auserwählung der Gläubigen (Röm 8,28-30) stellte er eine
Reihe von rhetorischen Fragen (V. 31-35) und fasste seine Antworten in einem majestätischen und poetischen Lobpreis Gottes zusammen:
Aber in dem allem überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss,
dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch irgendein anderes Geschöpf
uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.
(V. 37-39)
John Mason Neale (1818–1866), Kirchenhistoriker und Experte für Kirchenlieder,
übersetzte die Worte eines lateinischen Liedes aus dem 17. Jahrhundert, das den Kern
von Vers 6 auf erhabene und treffende Weise zum Ausdruck bringt:
Christus wurde zum sicheren Fundament,
Christus ist das Haupt und der Eckstein,
erwählt von Gott und kostbar,
die Gemeinde in eins verbindend,
heilige Hilfe Zions für ewig,
und ihre Zuversicht allein
 
Sulzbacher 01.11.2021 18:56
Erwählung durch Christus
Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, (2,9a)
Um die gegensätzlichen ewigen Schicksale von Ungläubigen und Gläubigen zu unterstreichen, beginnt Petrus diesen Vers mit einem entgegengestellten aber. Anders als
die Ungläubigen, die, weil sie Christus ablehnen, zum ewigen Tod bestimmt sind,
sind die Gläubigen ein auserwähltes Geschlecht. Sie sind ein geistliches Volk, das
Gott selbst auserwählt hat.
Wieder griff der Apostel die Terminologie des Alten Testaments auf:
Denn ein heiliges Volk bist du für den Herrn, deinen Gott; dich hat der Herr, dein Gott,
aus allen Völkern erwählt, die auf Erden sind, damit du ein Volk des Eigentums für ihn
seist. Nicht deshalb, weil ihr zahlreicher wärt als alle Völker, hat der Herr sein Herz euch
zugewandt und euch erwählt – denn ihr seid das geringste unter allen Völkern –, sondern weil der Herr euch liebte und weil er den Eid halten wollte, den er euren Vätern
geschworen hatte, darum hat der Herr euch mit starker Hand herausgeführt und dich erlöst
aus dem Haus der Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten. So
erkenne nun, dass der Herr, dein Gott, der wahre Gott ist, der treue Gott, der den Bund und
die Gnade denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote bewahren, auf tausend Generationen. (5Mo 7,6-9)
Er bezeichnete diejenigen, die an Christus glauben, als auserwählt, so wie Gott Israel
zu einem bestimmten Zweck innerhalb seines Heilsplans auserwählt hatte (vgl. Jes
43,21). Wie wir im 1. Kapitel dieses Kommentars herausgestellt haben, ist das Verständnis, dass ihre Errettung auf Gottes souveräner Auserwählung basiert, für Christen entscheidend. Das macht die Schrift auf direkte und indirekte Weise unmissverständlich klar (Joh 15,16; Apg 13,48; Röm 9,13-16; 11,5; 1Kor 1,9; Eph 1,3-5;
1Thes 1,4; 2Thes 2,13-14; 2Tim 1,9; 2,10; Offb 13,8; 17,8; 20,15); und Auserwählung
ist das große Privileg, von dem sich alle anderen geistlichen Privilegien ableiten.
Die Schrift beinhaltet mindestens fünf Superlative in Bezug auf Gottes souveräne Entscheidung, bestimmte Sünder zu erretten. Erstens ist die Auserwählung einzig und allein Gottes Entscheidung; für den menschlichen Stolz ist dies die niederschmetterndste Wahrheit im Wort Gottes. Sie vernichtet seinen Stolz, da nichts an
der Errettung auf menschliche Verdienste zurückzuführen ist – alles kommt von Gott
(vgl. Jon 2,10; Joh 1,12-13; Eph 2,8-9). Zweitens ist es die Lehre, die Gott am meisten erhebt, weil sie ausschließlich von der Gnade Gottes abhängt (vgl. Röm 9,23; Eph
1,6-7; 2,7; 2Thes 2,13). Drittens ist die Auserwählung die Lehre, die der Heiligkeit
am förderlichsten ist. Weil Gott die Gläubigen vor Grundlegung der Welt liebte, sollten sie ihm Dankbarkeit und bedingungslosen Gehorsam entgegenbringen (vgl. 5Mo
11,13; Jos 24,24; Röm 6,17; 7,25). Viertens ist es die biblische Lehre, die am meisten
Kraft gibt, da Gottes Auserwählung ewig und unveränderbar ist. Aus diesem Grund
2,6-9b
127
schenkt sie den Gläubigen echten Frieden, ungeachtet der Umstände, in denen sie sich
befinden (vgl. Ps 85,9; Joh 14,27; 1Kor 14,33; Eph 2,14-15; Kol 1,20; 3,15; 2Thes
3,16). Fünftens ist die Auserwählung das geistliche Privileg, das die größte Freude
hervorbringt, denn sie ist die sicherste Hoffnung, die Gläubige inmitten einer sündigen Welt haben (vgl. 1,21; Eph 4,4; Kol 1,5.23; 1Thes 5,8; Hebr 7,19).
 
Sulzbacher 01.11.2021 19:24
Gottes Souveränität erwählte alle Gläubigen aus, durch den Opfertod Christi am
Kreuz bezahlte er den Preis ihrer Erlösung (2,24; 3,18; Röm 3,25-26; 5,8-11; Kol
1,20-22; 1Tim 2,6; 1Jo 4,10), und der Heilige Geist brachte sie zum neuen Leben,
indem er sie von ihrer Sünde überführte und ihnen den Glauben an den Erretter gab.
Deshalb gehören alle Gläubigen Gott, der sie erlöst hat.
Eine der Strophen von George Wade Robinsons Evangeliumslied aus dem 19. Jahrhundert, »I Am His and He Is Mine«, bringt dieses Privileg gut zum Ausdruck:
Sein für immer, nur sein – Wer soll trennen mich vom Herrn?
Oh, mit welch sel’ger Ruh Christus das liebend Herz zu füllen vermag!
Himmel und Erde mögen weichen und entfliehen,
Die Düsterkeit das Licht verschlingen,
Doch solange Gott und ich noch sind,
So bin ich sein und er ist mein
 
Sulzbacher 01.11.2021 19:24
Amen🙂
 
(Nutzer gelöscht) 01.11.2021 19:30
Danke,lieber Ralf,für Deine Beiträge!




Ja,und ich mach heut mal Werbung
Vielleicht magst Du auch mit machen bei Wichteln?
 
Sulzbacher 01.11.2021 19:40
In einem wichtigen Punkt ähnelt die heutige Gesellschaft jener zur Zeit von Petrus –
Ungläubige aus allen Richtungen kritisieren die Christenheit und greifen sie permanent an. Solche Gegner des Evangeliums sind oftmals lautstark in ihrer Kritik, und
viele von ihnen haben die wesentlichen wirtschaftlichen, sozialen und pädagogischen
Institutionen der westlichen Welt mit Erfolg auf ihre Seite gezogen. Der christliche
Apologet Wilbur M. Smith beobachtete gegen Ende des Zweiten Weltkriegs ganz
richtig, dass die Welt dem Christentum schon seit den Tagen Jesu feindlich gegenüberstand und Gläubige heute nichts anderes erwarten sollten:
Zunächst möchte man annehmen, eine Religion, die den einzig vollkommenen und gerechten Menschen, der jemals auf dieser Erde lebte, erhebt und ihm nachzufolgen versucht,
einem Menschen, der nie jemandem Leid zufügte, dessen Worte von Aberglaube und Angst
befreiten, dessen Werke von Schmerz und Dämonen und Tod und Hunger erlösten, dessen Leben wie ein helles Licht in die Dunkelheit der römischen Welt in diesem wollüstigen Jahrhundert strahlte, der starb, weil er uns liebte, und der stets versuchte, die Menschen
in die Gemeinschaft mit Gott zu führen, und ihnen ewiges Leben und ein himmlisches
Zuhause schenken wollte – ein solcher Mensch und die Religion, die sein Leben und Werk
gründete, sollte man meinen, würde in dem Augenblick, in dem sie verkündet wird, mit
138
1. Petrus
offenen Armen empfangen werden, und sie würde aufgrund ihrer Botschaft, der guten
Werke, die durch sie entstehen, und der Hoffnung, die sie schenkt, niemals Widerstand
erfahren, angegriffen oder angeprangert werden, außer von den Dämonen der Hölle und
vom Teufel selbst, der ein Lügner und Menschenmörder von Anfang an ist. Aber so war es
nicht in der Geschichte. Von den Berichten über die Geburt unseres Herrn bis hin zum Ende
der Vision des Johannes über die zukünftige Zeit des Chaos und der Verfolgung bezeugt
das Neue Testament auf bestürzende Weise die Tatsache, dass Christus selbst andauernd
angegriffen wurde und die Apostel denselben Widerstand erfuhren und genau diese Apostel prophezeiten, dass die Christenheit bis zum Ende des Zeitalters weiter zu leiden hätte.
(Therefore, Stand [Grand Rapids: Baker, 1945], S. 1)
Es ist oftmals das skandalöse Verhalten sogenannter Christen, das den bösartigen
Anschuldigungen der Kritiker und Skeptiker weiteren Zündstoff liefert, wohingegen
das gottesfürchtige Leben echter Christen am meisten dazu beiträgt, die Gegner des
Christentums zum Schweigen zu bringen. Der Bibelausleger Robert Leighton schrieb:
Wenn ein Christ ein anstandsloses Leben führt, haben seine Feinde keinen Ansatz für ihre
Kritik, sondern werden vielmehr gezwungen, ihre böse Zunge im Zaum zu halten. Wenn
gottesfürchtige Menschen den Törichten auf diese Weise den Mund verschließen, ist es
für sie so unangenehm wie für Tiere ein Maulkorb, und bestraft ihre Bosheit. Und dies ist
die Art eines weisen Christen: Statt sich ungeduldig über die Fehler und vorsätzlich falschen Anschuldigungen der Menschen aufzuregen, sollte er ruhig bleiben und seine rechtschaffene Lebensführung und Unschuld schweigend bewahren; dies wird – wie ein Fels –
die Wellen brechen, die auf ihn zustürmen. (Commentary on First Peter [Nachdruck; Grand
Rapids: Kregel, 1972], S. 195)
Im 19. Jahrhundert bemerkte der schottische Prediger Alexander Maclaren: »Die Welt
macht sich ihr Bild von Gott vor allem von den Menschen, die sagen, dass sie zur
Familie Gottes gehören. Sie lesen in uns viel mehr als in der Bibel. Uns sehen sie;
von Jesus Christus hören sie nur« (First and Second Peter and First John [New York:
Eaton and Maines, 1910], S. 105). In der Bergpredigt sagte Jesus zu allen, die ihm
ernsthaft nachfolgen wollen: »So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie
eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen« (Mt 5,16). Das ist der
Kern dessen, wozu Petrus seine Leser in dieser Schriftstelle aufforderte: Eine gottesfürchtige Lebensführung ist die wirksamste Grundlage, um das Evangelium attraktiv
und glaubhaft darzustellen.
Die Empfänger des Briefs mussten motiviert werden, ihre evangelistischen Be­mühungen inmitten ihrer anstrengenden und schweren Prüfungen und Verfolgungen
aufrechtzuerhalten. Petrus rief seine Leser auf, ihre Zeugnisse durch zwei ent­scheidende Aspekte einer gerechten Lebensführung zu stärken: durch eine gottesfürchtige innere Disziplin im privaten Bereich und ein gottesfürchtiges äußerliches
Verhalten in der Öffentlichkeit
 
Sulzbacher 01.11.2021 19:47
Gottesfürchtige innere Disziplin
Geliebte, ich ermahne euch als Gäste und Fremdlinge: Enthaltet euch der fleischlichen Begierden, die gegen die Seele streiten; (2,11)
Petrus begann seine Ermahnung, indem er seine Leser mit Geliebte ansprach, was
andeutete, dass sie als Gegenstand der unermesslichen Liebe Gottes verpflichtet waren, dem gehorsam zu sein, der sie liebte. Auf dieser Grundlage konnte er sie
ermahnen (parakaleō), Gottes Liebe zu erwidern, indem sie für ihn lebten.
Außerdem bezeichnete Petrus seine Leserschaft als Gäste und Fremdlinge, was
sie daran erinnerte, dass sie nicht wirklich der Gesellschaft dieser Welt zugehörig
waren. Paulus schrieb: »Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel, von woher wir auch
den Herrn Jesus Christus erwarten als den Retter« (Phil 3,20). Als geistliche Gäste
müssen Gläubige die Dinge dieser Welt meiden (1Jo 2,15-17; vgl. Mk 4,19; Joh 12,25;
15,19; Röm 12,2; Kol 2,8.20; Jak 1,27; 1Jo 5,4). Gäste (paroikous) bedeutet wörtlich
»neben dem Haus«. Das Wort bezeichnet jede Person, die in einem fremden Land
wohnt und daher ein Fremder ist. Der Begriff ist für Christen passend, da sie dem
System dieser Welt nicht angehören, sondern neben denen leben, die dazugehören.
Petrus gebrauchte auch den Ausdruck Fremdlinge (parepidēmous), der ein Synonym für Gäste ist. Er bezieht sich auf einen Besucher, der durch ein Land reist und
vielleicht einen kurzen Aufenthalt dort hat. Der Verfasser des Hebräerbriefs erinnerte
die Gläubigen: »Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige
suchen wir« (13,14; vgl. 11,13-16).
Da Christen nicht ein Teil dieser Welt sind, müssen sie sich der fleischlichen
Begierden enthalten (vgl. Röm 8,5-9.12-13; 13,14; Gal 5,13.16-17). Auch wenn
die Wiedergeburt eine neue Veranlagung mit heiligen Sehnsüchten hervorbringt, ist
diese neue Lebenskraft doch im alten, unerlösten menschlichen Fleisch eingeschlossen – doch sie unterstützt den Geist in seinem ständigen Kampf gegen das Fleisch.
Trotzdem sind Christen nicht länger Sklaven der Ungerechtigkeit, und Sünde ist nicht
ihr Herr – sie sind von ihrer Macht befreit. Die Aufforderung zum Enthalten lässt
erkennen, dass die Gläubigen durch das neue Leben und den innewohnenden Heiligen Geist in der Lage sind, das begehrende Fleisch in Schranken zu halten, selbst in
einer postmodernen Welt, die von Sinnlichkeit, Unmoral und moralischem Relativismus beherrscht wird.
Der Ausdruck fleischliche Begierden ist nicht auf sexuelle Unmoral beschränkt,
sondern umfasst vielmehr die Übel des sündigen menschlichen Wesens. Der Apostel Paulus warnte die Galater: »Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, welche
sind: Ehebruch, Unzucht, Unreinheit, Zügellosigkeit; Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Selbstsucht, Zwietracht, Parteiungen; Neid, Mord,
Trunkenheit, Gelage und dergleichen« (Gal 5,19-21). Wenn die Gläubigen Christus
einst sehen werden, wird auch der unerlöste Teil ihres Menschseins erlöst werden
(vgl. Röm 8,23).
Gottesfürchtige Lebensführung 2,11-12
140
1. Petrus
Durch die Verwendung des Ausdrucks die gegen die Seele streiten intensivierte
Petrus seine Ausführungen über die fleischlichen Begierden. Es ist das Wesen dieser
Begierden und Gelüste, gegen das neue Herz, das Gott in der Seele jedes Gläubigen
geschaffen hat, zu streiten. Selbst Paulus hatte große Kämpfe, die jeder Christ kennt:
Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist; ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft. Denn was ich vollbringe, billige ich nicht; denn ich tue nicht, was ich will, sondern
was ich hasse, das übe ich aus. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so stimme ich dem
Gesetz zu, dass es gut ist. Jetzt aber vollbringe nicht mehr ich dasselbe, sondern die Sünde,
die in mir wohnt. Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes
wohnt; das Wollen ist zwar bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten gelingt
mir nicht. Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will,
das verübe ich. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so vollbringe nicht mehr ich es,
sondern die Sünde, die in mir wohnt. Ich finde also das Gesetz vor, wonach mir, der ich
das Gute tun will, das Böse anhängt. Denn ich habe Lust an dem Gesetz Gottes nach dem
inneren Menschen; ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das gegen das
Gesetz meiner Gesinnung streitet und mich gefangen nimmt unter das Gesetz der Sünde,
das in meinen Gliedern ist. (Röm 7,14-23; vgl. Gal 5,17-18)
Der Ausdruck gegen … streiten deutet im Griechischen nicht nur auf Feindlichkeit
hin, sondern auf einen unerbittlichen, bösartigen Angriff. In englischen Bibelübersetzungen lautet der Satzteil deshalb auch: »die gegen die Seele Krieg führen«. Da
es in der Seele stattfindet, ist es eine Art Bürgerkrieg. Zusammen mit dem Begriff
fleischlichen Begierden entsteht das Bild einer Armee fleischlicher Terroristen, die
eine innere Such- und Vernichtungsmission durchführen, um die Seele des Gläubigen
zu bezwingen.
Vor ihrer Bekehrung leben alle Sünder unter der Herrschaft ihrer fleischlichen
Begierden:
… auch euch, die ihr tot wart durch Übertretungen und Sünden, in denen ihr einst gelebt
habt nach dem Lauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten, der in der Luft herrscht, dem Geist,
der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt; unter ihnen führten auch wir alle einst
unser Leben in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und
der Gedanken taten; und wir waren von Natur Kinder des Zorns, wie auch die anderen.
(Eph 2,1-3; vgl. 4,25-28; 5,8-11; Kol 3,5-11)
Sind sie jedoch erst einmal errettet, gebietet Gott ihnen, sich dieser Begierden zu enthalten:
Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt lieb hat, so ist
die Liebe des Vaters nicht in ihm. Denn alles, was in der Welt ist, die Fleischeslust, die
Augenlust und der Hochmut des Lebens, ist nicht von dem Vater, sondern von der Welt.
2,11-12
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Und die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.
(1Jo 2,15-17; vgl. 2Kor 6,16–7,1)
Der Schlüssel, um sich von fleischlichen Begierden und Versuchungen zu enthalten,
liegt in einem Leben in der Kraft des Geistes (Gal 5,16) und einer gottesfürchtigen
Disziplin (1Kor 9,27; 2Kor 7,1). Der Kampf wird im Inneren gewonnen oder verloren, wie Jakobus festhielt:
Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht. Denn Gott kann nicht
versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht auch niemand; sondern jeder Einzelne
wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde gereizt und gelockt wird. Danach,
wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod. (Jak 1,13-15)
Zuvor rief Jakobus in Vers 12 zu demselben Verhalten auf, von dem auch Petrus
sprach: »Glückselig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er sich
bewährt hat, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche der Herr denen verheißen hat, die ihn lieben.
 
Sulzbacher 01.11.2021 19:58
Gottesfürchtiges äußerliches Verhalten
und führt einen guten Wandel unter den Heiden, damit sie da, wo sie euch als
Übeltäter verleumden, doch aufgrund der guten Werke, die sie gesehen haben,
Gott preisen am Tag der Untersuchung. (2,12)
Um effektiv evangelisieren zu können, muss das veränderte innere Leben der Christen nach außen hin sichtbar werden. Daher forderte Petrus seine Leser auf, einen
guten Wandel (tägliches Verhalten) zu führen. Das mit guten (kalēn) übersetzte Wort
hat eine weitreichende und vielschichtige Bedeutung und meint normalerweise »von
schöner äußerer Form«. Mindestens sechs weitere deutsche Begriffe geben einen
guten Einblick in seine Bedeutung: schön, herrlich, einnehmend, liebenswürdig,
schön anzusehen und nobel. Der Begriff suggeriert die schönste Art sichtbarer Güte.
Heiden (ethnos) bezieht sich auf »Nationen« oder die unerrettete Welt (vgl. Lk 2,32;
Röm 2,14; 15,9-12.16; 1Kor 5,1; 12,2; Gal 3,8; 1Thes 4,5; 3Jo 7). Wenn die Leser von
Petrus unter den Heiden effektiv evangelisieren sollten, war es für sie unerlässlich,
ein tadelloses Verhalten an den Tag zu legen.
Im 1. Jahrhundert war der Ausdruck Übeltäter (kakopoiōn) mit vielen Anschuldigungen verknüpft, die Heiden gegen Christen hervorbrachten – dass sie gegen die
römische Regierung rebellierten, Kannibalismus und Inzest praktizierten, sich an
subversiven Aktivitäten beteiligten, die die Wirtschaft und den sozialen Fortschritt
des Reiches bedrohten, sich gegen Sklaverei wandten und Atheismus praktizierten,
Gottesfürchtige Lebensführung 2,11-12
142
1. Petrus
weil sie weder den Kaiser noch die römischen Götter verehrten (vgl. Apg 16,18-21;
19,19.24-27).
In den Dingen, wo sie euch … verleumden, müssen Christen eine entgegengesetzte Lebensführung aufweisen und den Ungläubigen demonstrieren, dass sie
Unrecht haben und dass das Evangelium gültig ist (Mt 5,16; Tit 3,8). Auf der Grundlage dieser Glaubwürdigkeit erzielt das persönliche Zeugnis Wirkung. Durch das
Beobachten des außergewöhnlichen Lebens solcher Gläubigen werden manche zum
Glauben und zur Errettung kommen und Gott am Tag der Untersuchung preisen.
Tag der Untersuchung (»Tag der Heimsuchung« in der RELB, UELB, Luther)
ist ein alttestamentlicher Begriff (vgl. Ri 13,2-23; Rt 1,6; 1Sam 3,2-21; Ps 65,10;
106,4; Sach 10,3), der sich auf Anlässe bezieht, zu denen Gott die Menschen entweder zum Gericht oder zum Segen heimsucht. Der Prophet Jesaja schrieb über
Gottes Heimsuchung zum Gericht: »Und was wollt ihr tun am Tag der Heimsuchung
und beim Sturm, der von weither kommt? Zu wem wollt ihr fliehen um Hilfe und wo
euren Reichtum lassen?« (Jes 10,3 RELB; vgl. 23,17). Andererseits berichtet 2.Mose
3,2-10 von Gottes Heimsuchung, um Israel die Befreiung aus Ägypten zu verkünden,
was ein Segen für das Volk war. In ähnlicher Weise prophezeite Jeremia Gottes Heimsuchung, um die Juden aus Babylon zurückzuführen: »Denn so spricht der Herr:
Wenn für Babel siebzig Jahre voll sind, so will ich euch heimsuchen und will mein
gnädiges Wort an euch erfüllen, dass ich euch wieder an diesen Ort bringe« (Jer 29,10
Luther; vgl. 27,22). Das Alte Testament enthält einige weitere Begebenheiten, wo
Gott sein Volk zum Segen oder zum Gericht heimsuchte.
Im Neuen Testament deutet Untersuchung (oder besser »Heimsuchung«) für
gewöhnlich Segen und Erlösung an. Direkt nach der Geburt von Johannes dem Täufer prophezeite sein Vater Zacharias: »Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Denn
er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung bereitet« (Lk 1,68 [Hervorhebung hinzugefügt]; vgl. V. 78; 7,16). Andererseits sagte Jesus über die Zerstörung Jerusalems im
Jahr 70 n.Chr.: »… und sie werden dich dem Erdboden gleichmachen, auch deine
Kinder in dir, und in dir keinen Stein auf dem anderen lassen, weil du die Zeit deiner
Heimsuchung nicht erkannt hast!« (Lk 19,44). Weil die Juden Christi Heimsuchung
zum Heil abwiesen, wurde sie zu einer Heimsuchung zum Gericht (vgl. Mt 11,20-24;
21,37-43; Röm 11,17.20; 1Thes 2,14-16).
Petrus’ Hinweis auf den Tag der Heimsuchung wohnt Gottes Erlösung inne. Der
Apostel gebrauchte den Ausdruck, um aufzuzeigen, dass einige Menschen, die im
Leben der Gläubigen christliche Tugenden und gute Werke erkennen, Gott preisen
würden, wenn er sie zur Errettung heimsucht.
Ein bewegendes Beispiel aus dem 20. Jahrhundert, wie eine gottesfürchtige
Lebensführung die Errettung von Ungläubigen beeinflussen kann, stammt aus einem
japanischen Kriegsgefangenenlager auf den Philippinen während des Zweiten Weltkriegs. Die Japaner hielten die amerikanischen Missionare Herb und Ruth Clingen
und ihren jungen Sohn drei Jahre lang gefangen. In seinem Tagebuch berichtete Herb,
wie sie viele andere Lagerinsassen folterten, ermordeten und verhungern ließen. Die
2,11-12
143
Gefangenen hassten und fürchteten vor allem den Lagerkommandanten Konishi.
Herb beschrieb einen besonders teuflischen Plan, den Konishi den Clingens und ihren
Mitinsassen gegen Ende des Krieges aufzwang:
Konishi verfolgte eine einfallsreiche Methode, um uns noch mehr zu quälen. Er vergrößerte die Lebensmittelration, gab uns aber palay – ungeschälten Reis. Dieser Reis mit
seiner rasiermesserscharfen äußeren Schale verursachte Darmblutungen, die uns innerhalb
von Stunden getötet hätten. Wir hatten keine Hilfsmittel, um die Schalen zu entfernen, und
die Arbeit mit den Händen zu tun – das Korn zu zerstampfen oder es mit einem schweren
Stock zu rollen –, hätte mehr Kalorien verbraucht, als der Reis uns gegeben hätte. Es war
ein Todesurteil für alle Internierten. (Herb und Ruth Clingen, »Song of Deliverance«, Zeitschrift Masterpiece [Frühling 1989], S. 12; Hervorhebung im Original)
Doch die Vorsehung Gottes verschonte die Clingens und andere, als alliierte Truppen
im Februar 1945 das Gefangenenlager befreiten. Das hielt den Kommandanten von
der Durchführung seines Plans ab, alle überlebenden Gefangenen zu erschießen. Jahre
später erfuhren die Clingens, »dass Konishi zur Zeit seiner Ergreifung auf einer Golfanlage in Manila als Platzwart arbeitete. Für seine Kriegsverbrechen wurde ihm der
Prozess gemacht, und schließlich wurde er gehängt. Vor seiner Hinrichtung bekannte
er seine Bekehrung zum Christentum und sagte, er sei von dem Zeugnis der von ihm
verfolgten christlichen Missionare tief berührt gewesen« (»Song of Deliverance«,
S. 13). Eine effektive Evangelisation entspringt der Kraft eines gerechten Lebens.
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