Ein perfekter Nachmittag

RolfK

Ein perfekter Nachmittag

Nach der Wettervorausschau heute der letzte vollsonnig warme Nachmittag des Jahres. Nix wie raus!

Ich habe mir dafür eine Bank an einem Berghang in der Sonne vorausgeguckt.
Nur: Die ist dann besetzt. Aber warum sich nicht ein Stück darüber ins Gras drapieren? Ich tu's.

Und dann der grandiose Ausblick. Die hintereinander gestaffelten Bergrücken.
Dazwischen das Tal, das den Blick in die Weite zieht, bis er sich im Dunst und in einer fernen weißleuchtenden Nebelbank verliert. Einfach nur Gucken, Gucken. Und sich die Sonne mit nackten Armen auf den Pelz scheinen lassen.

Dann links Bewegung. Drei Jugendliche erscheinen mit schwarzem Hund. Und dann – unglaublich! – folgen ihnen drei freilaufende schwarzweiße Ziegen. Wie das Internet hinterher verrät: Es sind Walliser Schwarzhalsziegen – angeblich die Schönheitsköniginnen unter den Ziegen.

Die Jugendlichen gucken sich 30 Meter von mir entfernt einen Platz am Waldrand aus. Er ist von gelbbraunroten Haselnussbüschen bestanden. Man richtet sich da  häuslich ein und beginnt zu schwätzen. Mein Blick schweift derweil wieder in die Weite. Und da fängt es hinter mit an zu knuspern. Haselnusszweige scheinen eine Köstlichkeit zu sein. Mal raschelt es auch stärker, und eine Geiß zieht es auch noch höher in die Büsche, die Vorderbeine auf Äste gestemmt.

Ich denke: Gott, ich würde ja so gern von einer dieser Ziegen Besuch erhalten!
Aber das Geraschel und Geknacke im Gebüsch geht munter weiter. Schließlich ist doch Genusswechsel angesagt: Jetzt ist Gras dran. Und dann juckt es zwischendurch auch noch die zwei jüngeren Tiere. Sie fangen an zu rangeln, sich mit den Köpfen hin- und herzuschieben. Und schließlich – zu meiner Gaudi - führen sie mir auch noch einen Bockskampf vor: Man stellt sich auf die Hinterbeine, den Kopf und die Hörner hoch erhoben, und dann knallt man Köpfe und Hörner gegeneinander. Dann aber ist es auch wieder gut, und das Gras wird wieder interessant.

Dann allerdings steigen doch noch meine Chancen: Das eine Tier kommt beim Äsen immer weiter auf mich zu. Schließlich nimmt es mich ganz ins Visier und kommt neugierig bis auf einen Meter an mich heran. Intensiver Blickkontakt zwischen uns. Dann dreht es ab.

Nun ist aber auch noch noch das zweite Tier dran. Das stoppt mit seinem Kopf erst unmittelbar über meinem Kopf. Ich spüre seinen Atem. Zum Streicheln sehe ich seinen weißen Hals mit weißen Haaren dicht vor mir, und ich darf auch ran. Dann finden wir beide: Es ist genug. Und ich denke jetzt: Oh, da hat Gott mir ja tatsächlich geliefert!

Bald danach geht es bei mir wieder nach Hause. Und da gibt es als krönenden Abschluss noch süße schwarzweiße Wikinger-Röllchen.