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Pilgerwege: Teil 22 Santo Sudario

Pilgerwege: Teil 22 Santo Sudario
Anfang des neunten Jahrhunderts befindet sich so gut wie die gesamte Iberische Halbinsel unter muslimischer Herrschaft, nachdem im Jahre 711 Tariq Ibn Ziyad mit seinem Heer aus Arabern und Berbern den letzten westgotischen König Rodrigo vernichtend geschlagen hatte. Schnell war das gesamte Westgoten-Reich unterworfen, das seit Beginn des fünften Jahrhunderts über die Halbinsel herrschte.

Über den Beginn der „Reconquista“, der Rückeroberung der Iberischen Halbinsel durch christliche Reiche, die sich bis 1492 erstrecken sollte, vermischen sich die wenigen überlieferten geschichtlichen Daten mit legendenhaften Erzählungen. Miguel Calleja, Geschichtsprofessor an der Universität Oviedo, weist im Zusammenhang mit der Entstehung des ersten christlichen Reiches Asturien auf die Besonderheiten der Zeit hin: „Es gab damals noch keinen Territorialstaat, wie wir ihn heute verstehen. Deshalb müssen wir eher an Mächte denken, die bestimmte Räume inmitten unbewohnter Gebiete beherrschen, die anderen Mächten gehören.“

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Martin123 24.10.2021 16:35
Sieg der Christen

Die „Albeldense“-Chronik aus dem Ende des 9. Jahrhunderts berichtet vom ersten Sieg der Christen über die Muslime bei Covadonga im Jahre 718. Die Schlacht markiert, laut der erwähnten Chronik, den Beginn des Königsreichs Asturien an der kantabrischen Küste im äußersten Norden des Territoriums. Zwar sind dessen Grenzen laut Miguel Calleja erst im 12. Jahrhundert fest umrissen, doch das Reich ist ein Jahrhundert nach Covadonga offensichtlich so befestigt, dass König Alfons II. (791-842) – der in den Jahren 795-798 Gesandte zu Karl dem Großen schickte – die Regia Sedis nach Oviedo verlegen konnte. Gegründet war die Stadt zwar unter Alfons I. (739-757), aber erst als „Hauptstadt“ erhält Oviedo auch einen Bischof, wohl um das Jahr 800, für das ein Bischof namens Fruminio belegt ist. So konnte mit dem Bau einer Kathedrale begonnen werden, deren Altar am 13. Oktober 821 geweiht wurde.

Erbaut wurde sie an derselben Stelle, an der bereits König Fruela I. (757–768) eine dem Erlöser („San Salvador“) geweihten Kirche errichten ließ, und die 794 bei einem muslimischen Überfall zerstört worden war. Von der eigentlichen Kathedrale aus dem 9. Jahrhundert ist allerdings nichts mehr übrig geblieben, weil auch sie durch eine spätere, ebenfalls romanische Kathedrale aus dem 12. und 13. Jahrhundert ersetzt wurde. Erst Ende des 14. Jahrhunderts begann der Bau der heutigen, gotischen Kathedrale, der sich bis in das 16. Jahrhundert hinzog.
Heilige Kammer

Aus dem 9. Jahrhundert erhalten – wenn auch im 12. Jahrhundert umgestaltet – ist jedoch die sogenannte „Cámara Santa“ (Heilige Kammer). Ähnlich der Pfalzkapelle in Aachen war sie als Palastkapelle konzipiert: Sie wurde an den Michaelsturm des Königspalastes angebaut. Die Heilige Kammer besteht aus zwei übereinanderliegenden Kapellen. Die obere Kapelle trägt den Namen des heiligen Michael, genauso wie der Palastturm, an den es angebaut wurde. Zu ihr gehören insbesondere das im 12. Jahrhundert erbaute Tonnengewölbe sowie die zwölf romanischen Apostelskulpturen, die paarweise an den Säulen angeordnet sind. In der Kammer wird der Domschatz aufbewahrt mit dem Engels- und Siegeskreuz sowie dem Achatschrein, vor allem aber mit dem Reliquienschrein oder „Arca Santa“, in dem sich herausragende Reliquien befinden. Der Überlieferung nach kamen sie aus Toledo, „wohin sie von den Christen von verschiedenen Orten“ gebracht worden sein sollen, um zu verhindern, dass die Reliquien nach der Niederlage der Westgoten in die Hände der Muslime fielen.

Von ihrer großen Bedeutung zeugt, dass die Jakobspilger dem kantabrischen Gebirge trotzten und einen Umweg auf sich nahmen, um sie in Oviedo zu verehren. Außer Teilen aus Gewändern Jesu und Mariens, Dornen aus der Dornenkrone und Kreuzsplittern befindet sich darunter auch das „Santo Sudario“ (Heiliges Schweißtuch), das der Überlieferung nach über das Gesicht Jesu gelegt wurde, als er vom Kreuz herabgenommen wurde. Dass das Leinentuch stark zerknittert und verschmutzt aussieht, erklärt Paul Badde dadurch, dass es „Jesus wohl nach seinem Tod vor den Mund gepresst wurde, um den Blutfluss zu stoppen“, weshalb es sich darauf kein Bild befindet – im Gegensatz zum Schleier (Muschelseidentuch) von Manoppello, das – so vermutet Badde – „wohl ein letzter Gruß Maria Magdalenas war, den sie dem toten Jesus über das Gesicht oben auf das Grabtuch gelegt hat, bevor er innerhalb des Grabes auf die Grabbank abgelegt wurde“.
Herkunft aus Palästina

Demgegenüber wurde das Schweißtuch von Oviedo wohl vor der Grablege weggelegt. Zeitgenössische Studien weisen insbesondere auf die Überstimmungen des Schweißtuchs von Oviedo mit dem Grabtuch von Turin hin: Die Pollenrückstände auf beiden Textilien verweisen auf Palästina als Entstehungsort der beiden Leinentücher. Die wichtigsten physikalischen Beweise für eine Verbindung beider Reliquien sind das identische Material und die gleiche Webart, die symmetrische Übereinstimmung der Blutflecken mit den Wunden im Gesicht des Turiner Grabtuches sowie der Umstand, dass die Blutgruppe (AB) auf beiden Reliquien identisch ist.

Das Schweißtuch wird erstmals im Jahr 570 erwähnt: Laut Antonino di Piacenza befand es sich im Kloster St. Markus in Jerusalem. Nach dem Perser-Einfall durch den Sassaniden-Großkönig Chrosrau II. 614 wurde es nach Alexandrien gebracht. Von dort gelangte es nach Spanien, als die persischen Truppen Ägypten erreichten. Das „Santo Sudario“ wird den Gläubigen dreimal im Jahr zur Verehrung gezeigt: Am Karfreitag, am Fest der Kreuzerhöhung und am Fest des Apostels Matthäus. Aus Anlass des 1200-Jubiläums wurde es dieses Jahr jeden Tag in der Woche vor dem Matthäus-Fest am 21. September ausgestellt.
Im mozarabischen Ritus

Als liturgischer Höhepunkt der 1200-Jahrfeier der Kathedrale von Oviedo wurde die heilige Messe am 13. Oktober im sogenannten mozarabischen Ritus gefeiert. Dazu führte Bischof Jesús Sanz Montes von Oviedo in einem Interview aus: „Das war der gültige Ritus in Oviedo, als die Altarweihe in der Kathedrale stattfand. Heute feiern wir die Liturgie nach dem römischen Ritus, wie in der übrigen katholischen Welt.

Der mozarabische Ritus ist aber in erster Linie eine Erinnerung an unsere christlichen Brüder und Schwestern, die den ersten Stein der Kathedrale gelegt haben. Für mich ist es sehr bewegend, uns mit all den Brüdern und Schwestern zu vereinen, die später kamen, mit der ganzen Geschichte. Der mozarabische Ritus darf nicht einfach irgendwo oder aus irgendeinem Grund gefeiert werden. Aber in unserem Bistum haben wir Kirchen, in denen einige Feste im mozarabischen Ritus gefeiert werden dürfen.“

Tagespost
 
Martin123 24.10.2021 16:36
 
Martin123 24.10.2021 16:37
 
hansfeuerstein 24.10.2021 20:09
Alles was wir heute an Christentum haben, beruht auf dem Blute Christi. Allerdings ebenfalls auf dem Blute vorangegangener Generationen. Ansonsten wären wir heute weder relativ frei,
noch dürften wir überhaupt Christen sein.
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