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...mit dir selbst versöhnt werden...

...mit dir selbst versöhnt werden...
"Du mußt mit dir selbst versöhnt werden"

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich das Leben schwer zu machen. Zwei besonders häufige Arten sollen hier herausgegriffen werden. Es geht um die Hoch-bzw. Tiefstapelei. Beide Lebensweisen sind sehr anstrengend und verbrauchen unsere Kräfte an der falschen Stelle.

„Der Hochstapler“ – und hier sind nicht nur die polizeilich Verfolgten gemeint – versucht, über seinem eigentlichen Niveau zu leben. Dieses „So-tun-als-ob“ erfordert ganze Konzentration. Die häufigste Art der Hochstapelei zeigt sich in unseren Bereichen in der Vortäuschung einer besseren Bildung. Man läßt unauffällig hier und da ein paar Fremdwörter ins Gespräch mit einfließen, man benutzt Redewendungen einer anderen Sprache, die man zwar nicht gelernt, aber irgendwo einmal aufgeschnappt hat. Die Absicht dahinter ist, den Eindruck zu erwecken, daß man die andere Sprache beherrscht. Wenn man sich für diese Angeberei die richtige Umgebung aussucht, kann dies auch eine Zeitlang gelingen. Da wird z. B. gefragt, ob man dieses oder jenes Buch gelesen habe und ob man diesen oder jenen Film kenne? Man lügt zwar nicht direkt mit ja oder nein, sondern läßt den anderen in der Täuschung, das Beste von uns zu denken. Man gibt an mit bekannten oder gar berühmten Persönlichkeiten, die man kennt oder zu deren Freunden man zählt. …
Der Hochstapler lebt seine Art nicht aus Lust am Theaterspielen, sondern aus der inneren Not, nicht anerkannt zu werden. Er will Lob erhalten, kurzum – geliebt sein.
Es gibt kaum ein Lebensgebiet, auf dem sich diese Art nicht produzieren könnte.

Täuschungen im Bereich des Wissens und der Bildung sind ebenso häufig wie Angeberei durch Kleidung und Haltung. Die primitivste Form dieser Lebensweise ist das Kraftmeiertum. Das Angeben mit körperlichen Kräften und Muskeln – besonders bei jungen Leuten – ist sehr beliebt.

Die andere Art zu täuschen ist die der „Tiefstapelei“.
Die Absicht und das Ziel, das man erreichen will, ist dasselbe. Man unterbietet sich ständig. Man spricht schlecht über sich, betont seine Mängel und Schwächen. Man spielt die christliche Tugend der Demut. Jeder gute Beobachter merkt, daß diese Demut geheuchelt ist. Man braucht dem Tiefstapler nur zu bestätigen, wie ungeschickt, primitiv oder ungebildet er sei und merkt sofort, das er es gar nicht so meint. Er will genau das Gegenteil hören. Die Selbstkritik (siehe W. Busch: „Kritik des Herzens&ldquozwinkerndes Smiley soll das Gegenteil bewirken, nämlich: Anerkennung, Erstaunen und Lob, daß man es trotz mangelhafter Bildung so weit gebracht hat.

Bis in unser Verhältnis zu Gott kann sich diese Heuchelei einschleichen. Solche Tiefstapler produzieren sich gern in öffentlichen Gebetsgemeinschaften, überbieten sich in Selbstanklagen und scheinbaren Schwächen. In Wirklichkeit ist diese äußere Bescheidenheit nichts als ein raffinierter Köder an der Angel, mit dem man Anerkennung und Trost fangen will.

Hinter beiden Lebenhaltungen steckt ein trostbedürftige, verwundete Seele, eine Unzfriedenheit mit sich selbst. Wer dies entdeckt, wird weder den Hochstapler bewundern noch den Tiefstapler bedauern. Wer sich selbst entdeckt, bekommt den Mut zur Wahrheit. Die Gemeinde Jesu sollte den Ort sein, wo Menschen, die so anstrengend leben, ernüchtert werden und gesunden. Rechte Liebe kann auch hier Befreiung schaffen. Liebe gibt die Fähigkeit und Kraft, so zu sein, wie man wirklich ist.

Die falsche Lebenseinstellung verursacht aber einen tiefen Schaden. Die Täuschung wird zur Form, die Maske zum Gesicht. Das Lebensgebäude, das auf Täuschung und Lüge aufgebaut ist, wird zementiert. Mit zunehmendem Alter werden solche Menschen zunehmend unausstehlich. Wer sich selbst nicht richtig einschätzt, hat auch keinen Maßstab für seine Umwelt. Wer über längere Zeit negativ über sich denkt, wird auch eine negative Einstellung zur Umwelt bekommen. Alle Einstellungen und Gedanken werden auf die Dauer zur Tat und Wirklichkeit. Wer ständig behauptet, daß aus ihm nichts werden kann, erlebt, daß aus ihm nichts wird. Wer immer betont, daß er es nicht schafft, wird auch versagen. Wer behauptet, doch nicht verstanden zu werden, findet auf die Dauer kein Verständnis. - Diese falsche Haltung bewirkt letztlich nicht Bewunderung, sondern stößt ab und führt zu Isolierung. Gemeinschaft ist auf die Dauer nur möglich in der hellen Offenheit des Lichtes Gottes. „So wir im Lichte wandeln, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft mit Gott und untereinander“.

Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, reinigt uns von jeder Sünde.
Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. (1.Joh 1:7, 8, Elb)

Wer sich tarnt, täuscht oder versteckt, wird einsam.

Wer nun diese Unart bei sich entdeckt, stößt auf ein schwieriges Problem. Es ist gar nicht leicht, seine vielleicht Jahrzehnte alte falsche Einstellung plötzlich zu ändern. Haltungen werden auf die Dauer eingeprägt, so müssen auch neue Einstellungen und Haltungen neu geprägt werden. Unheilige Gewohnheiten sind angewöhnt, heilige Gewohnheiten müssen ebenso geübt werden. Negative Ideen können nur nach und nach aus unserem Bewußtsein ausgeschaltet werden. Mit einer echten Bekehrung fängt der Prozeß der Umwandlung an. Die Bekehrung ändert aber nie schlagartig das Wesen und die Gewohnheiten. Bekehrung ist nur wie der Start beim Wettlauf. Das Eigentliche beginnt erst danach, die Hauptarbeit kommt erst noch. Wer auf das Wunder wartet, plötzlich ein anderer Mensch zu sein, wird vergeblich warten. Gott will uns nicht ändern ohne unsere Mithilfe. Gott arbeitet nicht an uns ohne unsere Mitarbeit.

Das Neue Testament ist voller Ratschläge zur Änderung der Lebensgewohnheiten. Voraussetzung aber aller Änderungen ist die Bekehrung und die „Wiedergeburt“ durch den Heiligen Geist. Gott schenkt uns durch seinen Geist Gaben. Aber wie alle natürlichen Talente nur durch Übung wertvoll werden, so werden auch die Gaben nur durch Übung und häufigen Gebrauch zu einem bleibenden und wertvollen Besitz. Wer gelernt hat, sich selbst zu bejahen und als Schöpfung Gottes zu betrachten, darf an die Arbeit gehen, die auch sein Wesen und damit sein ganzes Leben verändern.

(Wilhard Becker, „Angriff der Liebe“, 1963)

Kommentare

 
Norga 17.10.2021 13:04
Großartig!
Danke für den Buchtipp. 
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