Den Geist löscht nicht! – 1.Thess.5,19
15.10.2021 14:04
Den Geist löscht nicht! – 1.Thess.5,19
15.10.2021 14:04
Den Geist löscht nicht! – 1.Thess.5,19
Man kann im geistlichen Leben viele Fehler machen. Sie geschehen oft aus Unwissenheit, aus Unachtsamkeit oder aufgrund falscher Belehrung – oft auch bewusst, aber man ist unfähig, sie zu vermeiden. Doch es gibt einen zentralen Fehler, den wir uns unter keinen Umständen leisten sollten, weil er den geistlichen „Lebensnerv“ trifft: den Geist löschen.
Infolge theologischer Prägungen oder nachvollziehbarer seelsorgerlicher Problematik haben viele Mühe mit der Person des Vaters oder Seines Sohnes Jesus Christus. Doch mit dem Heiligen Geist können die wenigsten überhaupt etwas anfangen. Er scheint ein abstraktes „Etwas“ zu sein – eben ein nicht greifbarer „Geist“. Nun, der Heilige Geist ist nicht „Etwas“ – Er ist „Jemand“. Er ist eine „vollwertige“ Person des ewigen Gottes, ausgerüstet mit sämtlichen göttlichen Persönlichkeitsmerkmalen.
Wer verstehen will, wer der Heilige Geist ist, kommt um ein sorgfältiges Studium des Wortes Gottes nicht herum. Sie könnten nur schon mit einer Bibelkonkordanz alle Erwähnungen von „Geist Gottes“ oder vom „Heiligen Geist“ nachschlagen. Und Sie erhalten eine gewaltige Offenbarung! Am Deutlichsten fällt dies aus, wenn Sie beispielsweise Joh.14 und Joh.16 im Kontext mit der Apostelgeschichte studieren. Es wird Ihnen schnell klar werden, dass der Heilige Geist die zurzeit aktive Person Gottes auf der Erde ist, der für alles und für jeden zuständig ist. Wir könnten die Apostelgeschichte auch bezeichnen als die „Taten des Heiligen Geistes“.
Dass ein Mensch Jesus Christus erkennen und annehmen kann; dass er die Neuzeugung aus Geist und Wasser erlebt; dass er umgewandelt wird in das Bild von Jesus Christus; dass er zur Vollendung in Christus kommt; dass er für den Dienst und den Wandel autorisiert wird – alles ist das geniale und herrliche Werk des Heiligen Geistes. Er ist jene Person Gottes, die die wahre Gemeinde formiert und sie einmal dem Bräutigam Jesus Christus verherrlicht und vollendet zuführen wird. Alles läuft in diesem Zeitalter über und durch den Heiligen Geist, denn Er ist die aktive Person Gottes auf Erden, seit Jesus Christus zum Vater zurückkehrte.
Paulus schließt den 2. Brief an die Korinther so ab: … und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen (2.Kor.13,13). Das griechische Wort für „Gemeinschaft“ meint umschrieben: totale Lebensgemeinschaft. Um dies zu ermöglichen, vereinigt uns der Herr Jesus Christus zu einem bestimmten Punkt unseres geistlichen Lebens mit der Person des Heiligen Geistes. Wir nennen diesen Vorgang eine „Taufe“, die vom Herrn Jesus Christus persönlich ausführt wird. Auf welchen du sehen wirst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, dieser ist es, der mit Heiligem Geist tauft (Joh.1,33).
Es entsteht in der Folge eine „Liebesgemeinschaft“ mit dem Heiligen Geist. Sie muss, wie zwischen zwei Ehepartnern, aufgebaut, gepflegt und erhalten werden. Sie bedarf also unserer aktiven Unterstützung. Weil der Heilige Geist die Auserwählten Gottes dem Herrn Jesus Christus einmal unversehrt und untadelig zuführen „muss“, arbeitet Er unaufhaltsam an diesen Menschen und redet ununterbrochen zu ihnen. Dazu benutzt Er diverse Kanäle – im Prinzip unser gesamtes Umfeld, alle unsere Lebensumstände, unsere vermeintlich „negativen“ Herausforderungen und vieles mehr.
Doch Er redet v. a. durch das Wort Gottes und Seine sanften Impulse in unseren Geist. Ein Beispiel: Während aber Petrus über die Erscheinung nachsann, sprach der Geist zu ihm: Siehe, drei Männer suchen dich. Steh aber auf, geh hinab und zieh mit ihnen, ohne irgend zu zweifeln, weil ich sie gesandt habe (Apg.10,19-20).
Schließlich hat Jesus Christus in Seine wahre Gemeinde geistliche Gaben hineingelegt, durch die sich der Heilige Geist direkt und verbal gegenüber bestimmten Menschen äußern will: Dem einen wird durch den Geist das Wort der Weisheit gegeben, einem anderen aber das Wort der Erkenntnis nach demselben Geist; einem anderen aber Glauben in demselben Geist, einem anderen aber Gnadengaben der Heilungen in dem einen Geist, einem anderen aber [Wunder-]Kräfte, einem anderen aber Weissagung, einem anderen aber Unterscheidungen der Geister; einem anderen aber [verschiedene] Arten von Sprachen, einem anderen aber Auslegung der Sprachen (1.Kor.12,8-10). Dabei weist Paulus an, alles sorgfältig (am Wort Gottes) zu prüfen und das Gute zu behalten: Weissagungen verachtet nicht, prüft aber alles, das Gute haltet fest (1.Thess.5,20-21)!
Welche Kanäle öffnen Sie dem Heiligen Geist, um zu Ihnen zu reden? Aus naheliegenden Gründen sollten Sie alle biblisch möglichen öffnen – auch wenn dies vielleicht Ihren bisherigen Ansichten zuwider läuft. Denn jeder verschlossene oder verstopfte Kanal schränkt die Arbeit des Heiligen Geistes in Ihrem Leben zum Teil massiv ein – oder löscht Ihn gar aus, wie Wasser das Feuer. Jesus sagte: Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen, und wie wünschte ich, es wäre schon angezündet (Luk.12,49)! Er zündete es erstmals am historischen Pfingsten in Jerusalem an. Und Er hat verheißen, es weiterhin zu tun, bis zum Ende dies Zeitalters: … und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen, die in der Ferne sind, so viele der Herr, unser Gott, hinzu rufen wird (Apg.2,39).
Machen Sie niemals den Fehler, den Heiligen Geist zu betrüben, zu dämpfen oder Ihn gar auszulöschen. Jes.63,10: Sie aber, sie sind widerspenstig gewesen und haben seinen heiligen Geist betrübt. Da wandelte er sich ihnen zum Feind: Er selbst kämpfte gegen sie. Gehorchen Sie vielmehr dem Heiligen Geist aufs Wort – Sekunde um Sekunde, Tag für Tag. Dann werden Sie mit einem wunderbaren Hochzeitkleid in Gottes Herrlichkeit eingehen!
(Dieses Thema können Sie sich ausführlich als MP3-Audio-Vortrag anhören oder herunterladen: Den Geist löscht nicht aus!)...https://www.schaermin.org/index.php?option=com_content&view=article&id=233:den-geist-loescht-nicht-1thess519&catid=47&Itemid=100001...😘,Ralf
Infolge theologischer Prägungen oder nachvollziehbarer seelsorgerlicher Problematik haben viele Mühe mit der Person des Vaters oder Seines Sohnes Jesus Christus. Doch mit dem Heiligen Geist können die wenigsten überhaupt etwas anfangen. Er scheint ein abstraktes „Etwas“ zu sein – eben ein nicht greifbarer „Geist“. Nun, der Heilige Geist ist nicht „Etwas“ – Er ist „Jemand“. Er ist eine „vollwertige“ Person des ewigen Gottes, ausgerüstet mit sämtlichen göttlichen Persönlichkeitsmerkmalen.
Wer verstehen will, wer der Heilige Geist ist, kommt um ein sorgfältiges Studium des Wortes Gottes nicht herum. Sie könnten nur schon mit einer Bibelkonkordanz alle Erwähnungen von „Geist Gottes“ oder vom „Heiligen Geist“ nachschlagen. Und Sie erhalten eine gewaltige Offenbarung! Am Deutlichsten fällt dies aus, wenn Sie beispielsweise Joh.14 und Joh.16 im Kontext mit der Apostelgeschichte studieren. Es wird Ihnen schnell klar werden, dass der Heilige Geist die zurzeit aktive Person Gottes auf der Erde ist, der für alles und für jeden zuständig ist. Wir könnten die Apostelgeschichte auch bezeichnen als die „Taten des Heiligen Geistes“.
Dass ein Mensch Jesus Christus erkennen und annehmen kann; dass er die Neuzeugung aus Geist und Wasser erlebt; dass er umgewandelt wird in das Bild von Jesus Christus; dass er zur Vollendung in Christus kommt; dass er für den Dienst und den Wandel autorisiert wird – alles ist das geniale und herrliche Werk des Heiligen Geistes. Er ist jene Person Gottes, die die wahre Gemeinde formiert und sie einmal dem Bräutigam Jesus Christus verherrlicht und vollendet zuführen wird. Alles läuft in diesem Zeitalter über und durch den Heiligen Geist, denn Er ist die aktive Person Gottes auf Erden, seit Jesus Christus zum Vater zurückkehrte.
Paulus schließt den 2. Brief an die Korinther so ab: … und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen (2.Kor.13,13). Das griechische Wort für „Gemeinschaft“ meint umschrieben: totale Lebensgemeinschaft. Um dies zu ermöglichen, vereinigt uns der Herr Jesus Christus zu einem bestimmten Punkt unseres geistlichen Lebens mit der Person des Heiligen Geistes. Wir nennen diesen Vorgang eine „Taufe“, die vom Herrn Jesus Christus persönlich ausführt wird. Auf welchen du sehen wirst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, dieser ist es, der mit Heiligem Geist tauft (Joh.1,33).
Es entsteht in der Folge eine „Liebesgemeinschaft“ mit dem Heiligen Geist. Sie muss, wie zwischen zwei Ehepartnern, aufgebaut, gepflegt und erhalten werden. Sie bedarf also unserer aktiven Unterstützung. Weil der Heilige Geist die Auserwählten Gottes dem Herrn Jesus Christus einmal unversehrt und untadelig zuführen „muss“, arbeitet Er unaufhaltsam an diesen Menschen und redet ununterbrochen zu ihnen. Dazu benutzt Er diverse Kanäle – im Prinzip unser gesamtes Umfeld, alle unsere Lebensumstände, unsere vermeintlich „negativen“ Herausforderungen und vieles mehr.
Doch Er redet v. a. durch das Wort Gottes und Seine sanften Impulse in unseren Geist. Ein Beispiel: Während aber Petrus über die Erscheinung nachsann, sprach der Geist zu ihm: Siehe, drei Männer suchen dich. Steh aber auf, geh hinab und zieh mit ihnen, ohne irgend zu zweifeln, weil ich sie gesandt habe (Apg.10,19-20).
Schließlich hat Jesus Christus in Seine wahre Gemeinde geistliche Gaben hineingelegt, durch die sich der Heilige Geist direkt und verbal gegenüber bestimmten Menschen äußern will: Dem einen wird durch den Geist das Wort der Weisheit gegeben, einem anderen aber das Wort der Erkenntnis nach demselben Geist; einem anderen aber Glauben in demselben Geist, einem anderen aber Gnadengaben der Heilungen in dem einen Geist, einem anderen aber [Wunder-]Kräfte, einem anderen aber Weissagung, einem anderen aber Unterscheidungen der Geister; einem anderen aber [verschiedene] Arten von Sprachen, einem anderen aber Auslegung der Sprachen (1.Kor.12,8-10). Dabei weist Paulus an, alles sorgfältig (am Wort Gottes) zu prüfen und das Gute zu behalten: Weissagungen verachtet nicht, prüft aber alles, das Gute haltet fest (1.Thess.5,20-21)!
Welche Kanäle öffnen Sie dem Heiligen Geist, um zu Ihnen zu reden? Aus naheliegenden Gründen sollten Sie alle biblisch möglichen öffnen – auch wenn dies vielleicht Ihren bisherigen Ansichten zuwider läuft. Denn jeder verschlossene oder verstopfte Kanal schränkt die Arbeit des Heiligen Geistes in Ihrem Leben zum Teil massiv ein – oder löscht Ihn gar aus, wie Wasser das Feuer. Jesus sagte: Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen, und wie wünschte ich, es wäre schon angezündet (Luk.12,49)! Er zündete es erstmals am historischen Pfingsten in Jerusalem an. Und Er hat verheißen, es weiterhin zu tun, bis zum Ende dies Zeitalters: … und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen, die in der Ferne sind, so viele der Herr, unser Gott, hinzu rufen wird (Apg.2,39).
Machen Sie niemals den Fehler, den Heiligen Geist zu betrüben, zu dämpfen oder Ihn gar auszulöschen. Jes.63,10: Sie aber, sie sind widerspenstig gewesen und haben seinen heiligen Geist betrübt. Da wandelte er sich ihnen zum Feind: Er selbst kämpfte gegen sie. Gehorchen Sie vielmehr dem Heiligen Geist aufs Wort – Sekunde um Sekunde, Tag für Tag. Dann werden Sie mit einem wunderbaren Hochzeitkleid in Gottes Herrlichkeit eingehen!
(Dieses Thema können Sie sich ausführlich als MP3-Audio-Vortrag anhören oder herunterladen: Den Geist löscht nicht aus!)...https://www.schaermin.org/index.php?option=com_content&view=article&id=233:den-geist-loescht-nicht-1thess519&catid=47&Itemid=100001...😘,Ralf
Kommentare
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Sulzbacher 15.10.2021 14:59
siehe hierzu auch...https://www.bibelkommentare.de/kommentare/305/der-heilige-geist...😘,Ralf
Sulzbacher 15.10.2021 15:04
EINLEITUNG
Die große Wahrheit des Alten Testamentes ist die, dass nur ein Gott ist, der als Schöpfer, als der Allmächtige und als der HERR gekannt war (5. Mo 6,4). Der Teufel suchte diese Wahrheit immer wieder zu verderben und zu zerstören, indem er die Menschen von Gott abwendete und ihre Herzen zu vielen Götzen und vielen Herren hinlenkte (1. Kor 8,5).
Die große Wahrheit des Neuen Testamentes aber ist die, dass dieser Gott ein dreieiniger Gott ist, der sich uns offenbart hat als Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der Heilige Geist, wie es uns Epheser 4,4–6 so deutlich vor Augen führt in den bekannten drei sich stets erweiternden Kreisen (Siehe auch 1. Kor 8,6; 1. Tim 2,5). Gerade gegen diese Grundwahrheit des Christentums richten sich die Angriffe Satans. Er weiß, dass damit der christliche Glaube steht oder fällt. Darum lässt er durch den frivolen Unglauben das Bestehen Gottes leugnen und durch viele, die bekennen Christen zu sein, die Gottheit des Christus oder seine wirkliche, reine Menschheit bestreiten. Und bei Tausenden von Gläubigen ist es ihm gelungen, die biblische Kenntnis von dem Heiligen Geist so zu verdunkeln, dass sie sich praktisch in dem Zustand der jüdischen Gläubigen von Apostelgeschichte 19,1–4 befinden, die noch keine Christen waren.
Wie viele Gläubige sind sich praktisch dessen bewusst, dass der Heilige Geist nicht nur eine Kraft oder ein Einfluss, sondern eine göttliche Person ist? Wie viele von ihnen wissen, dass der Heilige Geist in ihnen wohnt? Und doch sagt Römer 8,9, dass jemand, der den Heiligen Geist nicht hat, Christus nicht angehört! Welchen Einfluss würde es auf unser Leben haben, wenn wir uns praktisch dessen bewusst wären, dass Gott der Heilige Geist in jedem Gläubigen wohnt (Eph 1,13; 2. Kor 1,22) und unser Leben regieren und leiten will! Wenn wir uns dessen bewusst wären, dass Er auch in der Versammlung wohnt (Eph 2,22; 1. Kor 3,16) und dort alles leiten will nach seinen Gedanken und benutzen will, wen Er will! Und welchen Einfluss schließlich würde es auf unser Leben haben, wenn wir uns praktisch dessen bewusst wären, dass wir Ihn betrüben, wenn wir Ihm die Leitung unseres Lebens nicht überlassen (Eph 4,30), und Ihn sogar auslöschen können, wenn wir uns seiner Leitung im Versammlungsleben nicht unterwerfen (1. Thes 5,19)!
Lasst uns denn Gottes Wort untersuchen und in unser Herz aufnehmen und in unserem Leben verwirklichen, was wir darin finden über Gott, den Heiligen Geist.
Die große Wahrheit des Alten Testamentes ist die, dass nur ein Gott ist, der als Schöpfer, als der Allmächtige und als der HERR gekannt war (5. Mo 6,4). Der Teufel suchte diese Wahrheit immer wieder zu verderben und zu zerstören, indem er die Menschen von Gott abwendete und ihre Herzen zu vielen Götzen und vielen Herren hinlenkte (1. Kor 8,5).
Die große Wahrheit des Neuen Testamentes aber ist die, dass dieser Gott ein dreieiniger Gott ist, der sich uns offenbart hat als Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der Heilige Geist, wie es uns Epheser 4,4–6 so deutlich vor Augen führt in den bekannten drei sich stets erweiternden Kreisen (Siehe auch 1. Kor 8,6; 1. Tim 2,5). Gerade gegen diese Grundwahrheit des Christentums richten sich die Angriffe Satans. Er weiß, dass damit der christliche Glaube steht oder fällt. Darum lässt er durch den frivolen Unglauben das Bestehen Gottes leugnen und durch viele, die bekennen Christen zu sein, die Gottheit des Christus oder seine wirkliche, reine Menschheit bestreiten. Und bei Tausenden von Gläubigen ist es ihm gelungen, die biblische Kenntnis von dem Heiligen Geist so zu verdunkeln, dass sie sich praktisch in dem Zustand der jüdischen Gläubigen von Apostelgeschichte 19,1–4 befinden, die noch keine Christen waren.
Wie viele Gläubige sind sich praktisch dessen bewusst, dass der Heilige Geist nicht nur eine Kraft oder ein Einfluss, sondern eine göttliche Person ist? Wie viele von ihnen wissen, dass der Heilige Geist in ihnen wohnt? Und doch sagt Römer 8,9, dass jemand, der den Heiligen Geist nicht hat, Christus nicht angehört! Welchen Einfluss würde es auf unser Leben haben, wenn wir uns praktisch dessen bewusst wären, dass Gott der Heilige Geist in jedem Gläubigen wohnt (Eph 1,13; 2. Kor 1,22) und unser Leben regieren und leiten will! Wenn wir uns dessen bewusst wären, dass Er auch in der Versammlung wohnt (Eph 2,22; 1. Kor 3,16) und dort alles leiten will nach seinen Gedanken und benutzen will, wen Er will! Und welchen Einfluss schließlich würde es auf unser Leben haben, wenn wir uns praktisch dessen bewusst wären, dass wir Ihn betrüben, wenn wir Ihm die Leitung unseres Lebens nicht überlassen (Eph 4,30), und Ihn sogar auslöschen können, wenn wir uns seiner Leitung im Versammlungsleben nicht unterwerfen (1. Thes 5,19)!
Lasst uns denn Gottes Wort untersuchen und in unser Herz aufnehmen und in unserem Leben verwirklichen, was wir darin finden über Gott, den Heiligen Geist.
Sulzbacher 15.10.2021 15:08
DER HEILIGE GEIST, EINE GÖTTLICHE PERSON
Vielleicht wird man sagen, dass es praktisch kaum darauf ankommt, ob der Heilige Geist eine Person, eine Kraft oder ein Einfluss ist. Bewusst oder unbewusst denken denn auch viele an Ihn nur als an eine Kraft. Das ist jedoch ein gewaltiger Unterschied. Wenn man das annimmt, wird dadurch erstens eine wichtige Grundwahrheit angetastet: Wenn der Heilige Geist keine Persönlichkeit, keine göttliche Person wäre, dann gäbe es keinen dreieinigen Gott.
Aber zweitens wird auch für das praktische Leben dadurch alles verändert. Wenn der Heilige Geist nur eine Kraft ist, die in mir wirkt, kann ich die Pläne machen und ausführen und dabei von dieser Kraft Gebrauch machen. Ist Er jedoch eine göttliche Person, die in mir wohnt, dann mache nicht mehr ich die Pläne, und nicht mehr ich bringe sie zur Ausführung. Dann ist Er es, der die Pläne macht und sie ausführt, und ich habe nichts anderes zu tun, als mich durch Ihn gebrauchen zu lassen. Ich bin dann nicht der Wirkende, sondern nur ein Werkzeug, das durch Ihn gebraucht wird, wie Er will. Und ist es nicht ein gewaltiger Unterschied, ob ich, das Geschöpf, den Schöpfer für meine Zwecke benutzen will, oder ob der allmächtige Gott sich zu dem Geschöpf herablässt und es in seiner Gnade gebrauchen will, um seinen Willen auszuführen? Die erste dieser Auffassungen ist rein heidnisch und führt zu Selbstüberschätzung und eigenwilligem Handeln. So macht es der Heide mit seinen Göttern! Die zweite bewirkt Demut und Abhängigkeit, führt aber zu der herrlichen Gewissheit, auf den Wegen Gottes zu gehen und seine Zustimmung zu haben. Und könnte irgendetwas das Herz glücklicher machen als dieses Bewusstsein, dass der Herr mit uns ist? Nur so können wir standhalten, wie groß der Widerstand von Satan und der Welt auch sein mag.
Es ist darum von größter Wichtigkeit, die Heilige Schrift hinsichtlich dieses Punktes genau zu untersuchen.
Was sind denn die Kennzeichen einer Person? Nicht, dass sie einen Leib hat, wie viele meinen! Bei uns allerdings sind Person und Leib eng miteinander verbunden. Darum ist der in Christus gestorbene Gläubige nicht vollkommen, ehe er nicht in der Auferstehung einen neuen Leib empfangen hat, obwohl er bis dahin bei dem Herrn und deshalb glücklich ist. Aber wenn der Besitz eines Leibes für eine Person als solche kennzeichnend wäre, dann wären z. B. die Engel keine Personen, und selbst Gott der Vater wäre es nicht und ebensowenig der Herr Jesus vor seiner Menschwerdung. Eine Person ist ein lebendes Wesen, das sich seiner Existenz bewusst ist und bewusst denkt, will und handelt.
Was sagt die Heilige Schrift über den Heiligen Geist? Sie lehrt:
dass Er Kraft und Liebe hat (Röm 15,13.30);
dass Er ein denkendes, urteilendes Wesen ist und für uns bittet (Röm 8,26.27);
dass Er erforscht, Kenntnis hat, unterweist und überführt (1. Kor 2,10.11; Neh 9,20; Joh 16,8.13);
dass Er einen souveränen Willen hat (1. Kor. 12, 11; Apg 13,2);
dass Er in dem einzelnen Gläubigen (1. Kor. 6, 19) und in der Versammlung wohnt (1. Kor 3,16; Eph 2,22);
dass Er betrübt (Eph 4,30; Jes 63,10), geschmäht (Heb 10,29), belogen (Apg 5,3) und ausgelöscht (1. Thess. 5,19) werden kann.
Der Herr Jesus spricht von Ihm als von einer Person. Er benutzt für Ihn ein männliches Fürwort, das im Griechischen nur in Bezug auf eine Person gebraucht werden kann, obwohl nach dem üblichen Sprachgebrauch da immer ein unpersönliches Fürwort stehen müsste, denn das Wort „Geist“ ist im Griechischen sächlich (pneuma). „... dass Er bei euch sei in Ewigkeit.“ ... weil sie Ihn nicht sieht.“ jener wird euch alles lehren (Joh 14,16.17.26).
Ferner sagt die Heilige Schrift in Apostelgeschichte 5,3.4, dass der Heilige Geist Gott ist, und Er wird an mehreren Stellen mit dem Vater und dem Sohn in einem Atemzug genannt (z. B. Mt 28,19; 1. Kor 12,4–6; 2. Kor 13,13 und Eph 4,4–6).
Der Heilige Geist ist also eine Person, und zwar eine göttliche Person. Er ist Gott, der Heilige Geist.
Vielleicht wird man sagen, dass es praktisch kaum darauf ankommt, ob der Heilige Geist eine Person, eine Kraft oder ein Einfluss ist. Bewusst oder unbewusst denken denn auch viele an Ihn nur als an eine Kraft. Das ist jedoch ein gewaltiger Unterschied. Wenn man das annimmt, wird dadurch erstens eine wichtige Grundwahrheit angetastet: Wenn der Heilige Geist keine Persönlichkeit, keine göttliche Person wäre, dann gäbe es keinen dreieinigen Gott.
Aber zweitens wird auch für das praktische Leben dadurch alles verändert. Wenn der Heilige Geist nur eine Kraft ist, die in mir wirkt, kann ich die Pläne machen und ausführen und dabei von dieser Kraft Gebrauch machen. Ist Er jedoch eine göttliche Person, die in mir wohnt, dann mache nicht mehr ich die Pläne, und nicht mehr ich bringe sie zur Ausführung. Dann ist Er es, der die Pläne macht und sie ausführt, und ich habe nichts anderes zu tun, als mich durch Ihn gebrauchen zu lassen. Ich bin dann nicht der Wirkende, sondern nur ein Werkzeug, das durch Ihn gebraucht wird, wie Er will. Und ist es nicht ein gewaltiger Unterschied, ob ich, das Geschöpf, den Schöpfer für meine Zwecke benutzen will, oder ob der allmächtige Gott sich zu dem Geschöpf herablässt und es in seiner Gnade gebrauchen will, um seinen Willen auszuführen? Die erste dieser Auffassungen ist rein heidnisch und führt zu Selbstüberschätzung und eigenwilligem Handeln. So macht es der Heide mit seinen Göttern! Die zweite bewirkt Demut und Abhängigkeit, führt aber zu der herrlichen Gewissheit, auf den Wegen Gottes zu gehen und seine Zustimmung zu haben. Und könnte irgendetwas das Herz glücklicher machen als dieses Bewusstsein, dass der Herr mit uns ist? Nur so können wir standhalten, wie groß der Widerstand von Satan und der Welt auch sein mag.
Es ist darum von größter Wichtigkeit, die Heilige Schrift hinsichtlich dieses Punktes genau zu untersuchen.
Was sind denn die Kennzeichen einer Person? Nicht, dass sie einen Leib hat, wie viele meinen! Bei uns allerdings sind Person und Leib eng miteinander verbunden. Darum ist der in Christus gestorbene Gläubige nicht vollkommen, ehe er nicht in der Auferstehung einen neuen Leib empfangen hat, obwohl er bis dahin bei dem Herrn und deshalb glücklich ist. Aber wenn der Besitz eines Leibes für eine Person als solche kennzeichnend wäre, dann wären z. B. die Engel keine Personen, und selbst Gott der Vater wäre es nicht und ebensowenig der Herr Jesus vor seiner Menschwerdung. Eine Person ist ein lebendes Wesen, das sich seiner Existenz bewusst ist und bewusst denkt, will und handelt.
Was sagt die Heilige Schrift über den Heiligen Geist? Sie lehrt:
dass Er Kraft und Liebe hat (Röm 15,13.30);
dass Er ein denkendes, urteilendes Wesen ist und für uns bittet (Röm 8,26.27);
dass Er erforscht, Kenntnis hat, unterweist und überführt (1. Kor 2,10.11; Neh 9,20; Joh 16,8.13);
dass Er einen souveränen Willen hat (1. Kor. 12, 11; Apg 13,2);
dass Er in dem einzelnen Gläubigen (1. Kor. 6, 19) und in der Versammlung wohnt (1. Kor 3,16; Eph 2,22);
dass Er betrübt (Eph 4,30; Jes 63,10), geschmäht (Heb 10,29), belogen (Apg 5,3) und ausgelöscht (1. Thess. 5,19) werden kann.
Der Herr Jesus spricht von Ihm als von einer Person. Er benutzt für Ihn ein männliches Fürwort, das im Griechischen nur in Bezug auf eine Person gebraucht werden kann, obwohl nach dem üblichen Sprachgebrauch da immer ein unpersönliches Fürwort stehen müsste, denn das Wort „Geist“ ist im Griechischen sächlich (pneuma). „... dass Er bei euch sei in Ewigkeit.“ ... weil sie Ihn nicht sieht.“ jener wird euch alles lehren (Joh 14,16.17.26).
Ferner sagt die Heilige Schrift in Apostelgeschichte 5,3.4, dass der Heilige Geist Gott ist, und Er wird an mehreren Stellen mit dem Vater und dem Sohn in einem Atemzug genannt (z. B. Mt 28,19; 1. Kor 12,4–6; 2. Kor 13,13 und Eph 4,4–6).
Der Heilige Geist ist also eine Person, und zwar eine göttliche Person. Er ist Gott, der Heilige Geist.
Sulzbacher 15.10.2021 15:14
DER HEILIGE GEIST IM ALTEN UND NEUEN TESTAMENT
DER HEILIGE GEIST IM ALTEN TESTAMENT
Dass der Heilige Geist eine göttliche Person ist, war im Alten Testament nicht bekannt. Wohl wird an sehr vielen Stellen von Ihm gesprochen und sein Wirken uns vorgestellt. Schon im zweiten Vers der Bibel heißt es: „Und der Geist Gottes schwebte über den Wassern“ und in 1. Mose 6,3: „Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten“. Dort sehen wir den Heiligen Geist sich beschäftigen mit einer Erde, die wüst und leer war, und mit Menschen, die Gott verworfen hatten. Er wollte etwas zustande bringen, von dem Gott sagen kann: „Es ist gut“.
Seine Wirksamkeit war so gut bekannt, dass von Josua gesagt werden konnte: er „war erfüllt mit dem Geist der Weisheit“, und David bat in Psalm 51,11: „Den Geist deiner Heiligkeit nimm nicht von mir“. Der Heilige Geist war es, der den Bezaleel erfüllte mit Weisheit, mit Verstand und mit Kenntnis in jeglichem Werk (2. Mo 35,31). Durch David weissagte Er von dem Messias und dem zukünftigen Friedensreich (2. Sam 23,1–7). Er inspirierte die heiligen Schreiber des Alten Testamentes, so dass sie sagen konnten: „So spricht der Herr“ (2. Pet 1,21). ja, der Prophet konnte sogar dem schwachen Überrest Israels tröstend sagen: „Mein Geist besteht in eurer Mitte, fürchtet euch nicht“ (Hag 2,5). Der Heilige Geist wirkte zuweilen selbst in Ungläubigen (4. Mo 24,2; 1. Sam 10,10).
Dennoch war nie offenbart, dass der Heilige Geist eine Person war. Er war nur bekannt als der Geist Gottes, als die von dem einigen Gott ausgehende Kraft. Sowenig wie der Herr Jesus offenbart war – obwohl wir im Alten Testament unzählige Bilder von Ihm finden und viele Weissagungen so von Ihm sprechen, dass wir im Licht des Neuen Testamentes in ihnen seine Gottheit bestätigt finden (vgl. Sach 12,10, wo wir sehen, dass der Herr Jesus der HERR ist) – ebensowenig war auch der Heilige Geist als göttliche Person bekannt, obwohl wir im Licht des Neuen Testamentes hierauf deutliche Hinweise im Alten Testament finden. Er war noch nicht offenbart und wohnte noch nicht auf Erden. „Der Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war“ (Joh 7,39), und die Gläubigen kannten die Bedeutung des Kreuzes und der Auferstehung noch nicht. Sie mussten sagen: „Wir haben nicht einmal gehört, ob der Heilige Geist da ist- (Apg 19,2).
Sein Wirken war zeitlich gebunden, so dass in 1. Samuel 16,14 gesagt werden musste: „Aber der Geist des HERRN wich von Saul“, und David bittet Gott in Psalm 51: „Den Geist deiner Heiligkeit nimmt nicht von mir“. Wohl wurde über die Ausgießung des Heiligen Geistes geweissagt (Vergl. Hes 39,29 und Joel 2,28–29), aber das bezog sich immer auf die Zukunft.
DER HEILIGE GEIST IM NEUEN TESTAMENT
Im Neuen Testament finden wir ganz andere Verhältnisse. Das Wunder der Zeitalter ist geschehen: „Gott ist offenbart im Fleisch“ (1. Tim 3, 16). Der ewige Gott, der Schöpfer Himmels und der Erde, ist herniedergekommen, „das Heilige“, das aus der Jungfrau geboren wurde. „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14). Die Morgensterne jubelten miteinander, und es jauchzten alle Söhne Gottes, als sie seine Schöpfertaten sahen (Hiob 38,7). Aber wie jubelten sie, als sie ihren Schöpfer Mensch werden sahen, Ihn sahen als ein Kindlein in der Krippe zu Bethlehem, da Er die Welt retten wollte, verlorenen Sündern das ewige Leben geben, für sie sterben wollte am Fluchholz. Sie sahen die Herrlichkeit seiner Gnade. „Und plötzlich war bei dem Engel eine Menge der himmlischen Heerscharen, welche Gott lobten und sprachen: Herrlichkeit Gott in der Höhe und Friede auf Erden, an den Menschen ein Wohlgefallen“ (Lk 2,13.14). „Gott war in Christus, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend“ (2. Kor 5,19).
Mit diesem wunderbaren Geschehen beschäftigt sich der dreieinige Gott. Nachdem der Sohn in dem „Rat des Friedens- gesagt hatte: „siehe, Ich komme, um deinen Willen zu tun“ (Heb 10,9), hat Gott Ihm einen Leib bereitet (Heb 10,5), und der Heilige Geist zeugte in Maria den Menschen Jesus (Mt 1,20). Bei Beginn des öffentlichen Auftretens des Herrn Jesus sehen wir die erste Offenbarung des dreieinigen Gottes: den Sohn in Niedrigkeit auf der Erde; Gott, den Vater, der aus dem Himmel spricht und den Menschen Jesus als seinen Sohn anerkennt; Gott, den Heiligen Geist, der in leiblicher Gestalt auf den Sohn herniederkommt (Lk 3,22). Wie sollte es möglich sein, dass während der Zeit, als Gott, der Sohn, auf Erden war und dort Gott, den Vater, kundmachte (Joh 1,18), nicht auch der Heilige Geist gesehen würde? Wir finden in den Evangelien dann auch eine herrliche Offenbarung von Ihm.
Sehen wir uns zunächst an, was von dem Geist in Verbindung mit dem irdischen Leben des Herrn Jesus gesagt wird! Über die Geburt lesen wir: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden“ (Lk 1,35). Bei dem öffentlichen Auftreten des Herrn Jesus haben wir gesehen, wie der Heilige Geist in leiblicher Gestalt auf Ihn herniederfuhr und bezeugte, dass Jesus der Sohn Gottes sei (Joh 1,32–34). In Lukas 4,1 wird gesagt: „Jesus aber, voll Heiligen Geistes, kehrte vom Jordan zurück und wurde durch den Geist in der Wüste umhergeführt“, und in Vers 14 erfahren wir, dass Er in der Kraft des Geistes nach Galiläa zurückkehrte. Durch den Geist lehrte, tröstete und heilte Er (V. 18 und 19), trieb die Dämonen aus (Mt 12,28), und opferte sich selbst ohne Flecken Gott (Heb 9,14). Ja, Gott hatte Ihm den Geist nicht nach Maß gegeben.
Im Speisopfer (3. Mo 2) finden wir ein herrliches Bild hiervon. Da wird das Feinmehl, das ein Bild der reinen menschlichen Natur des Christus ist, mit Öl (einem Bild des Heiligen Geistes) gemengt, gesalbt, begossen. So kommt in jeder Hinsicht, in der der Herr als Mensch betrachtet werden kann, die totale Abwesenheit der Sünde zum Ausdruck sowie auch die Bildung seiner menschlichen Natur in der Kraft des Heiligen Geistes (Mt 1,20; Lk 1,35) und seine Salbung mit dem Heiligen Geist.
Ein deutlicheres Bild erlangen wir durch die Unterweisungen des Herrn Jesus. In Johannes 3 sagt Er, dass die Wiedergeburt durch den Heiligen Geist geschieht, ja dass wir durch Ihn eine neue Natur empfangen haben. In Kapitel 4, 14 wird hinzugefügt, dass die Gabe Gottes in dem Gläubigen zu einer Quelle (besser: Fontäne“) Wassers wird, das ins ewige Leben quillt, (besser: „springt“); es ist die Kraft, die dieser neuen Natur entspricht. Und in Kapitel 7, 37–39 finden wir den Heiligen Geist als „Ströme lebendigen Wassers“, die aus dem Leib dessen fließen sollten, der an den Herrn Jesus nach seiner Himmelfahrt glauben würde.
In Johannes 14.15.16 finden wir dann einen ganz neuen Teil der Wahrheit über den Heiligen Geist. Dort spricht der Herr Jesus über einen „anderen Sachwalter“ (Tröster), der kommen sollte, wenn Er von ihnen gegangen sein würde. Hier sehen wir eine göttliche Person, die an Stelle des Herrn Jesus fortan bei den Seinen bleiben sollte. Der Herr Jesus stand im Begriff, die Erde zu verlassen, sein Tod stand vor Ihm. Das Werk sollte vollbracht werden, das Gott Ihm zu tun gegeben hatte und in dem Gott vollkommen verherrlicht werden würde. Und der einzig mögliche gerechte Lohn würde seine Verherrlichung zur Rechten des Vaters sein. Das bedeutete aber für die Jünger, dass sie allein zurückbleiben würden. Um sie zu trösten, verheißt der Herr, ihnen einen anderen Sachwalter, den Geist der Wahrheit, zu senden. Dieser werde bei ihnen bleiben, ja in ihnen sein. Und so groß ist diese Gabe, dass es den Jüngern nützlich war, dass der Herr Jesus von ihnen ging, weil nur dann der Sachwalter zu ihnen kommen konnte.
Aber wie weitgehend diese Verheißungen auch sind und wie groß diese Offenbarung ist, so ist es doch deutlich, dass die volle Offenbarung noch nicht vorhanden war. Der Heilige Geist wohnte noch nicht auf Erden außer in dem Herrn Jesus. Die Taufe mit dem Geist hatte noch nicht stattgefunden. Das waren bisher nur Verheißungen (Joh 14,16). Und wie wir in Matthäus 3,11 sehen, dass die Taufe mit dem Heiligen Geist vor der Menschwerdung des Herrn Jesus nicht stattgefunden hatte, so sehen wir in Johannes 7,39, dass es auch nicht geschehen sollte, bevor der Herr gen Himmel gefahren wäre. Aber dann kommt auch die Verheißung, dass es „nach nunmehr nicht vielen Tagen“ geschehen solle (Apg 1,5), und in Apostelgeschichte 2 finden wir sie erfüllt: Gott der Heilige Geist tauft alle Gläubigen zu einem Leib (1. Kor 12,13) und wohnt in ihnen als einer Behausung Gottes im Geist, als Gottes Tempel (Eph 2,22; 1. Kor 3,16) und in jedem seiner Glieder persönlich (1. Kor 6,19).
Stellen wie Lukas 1,15.41.67 stehen mit Obigem durchaus nicht in Widerspruch. Hier ist die Rede vom Erfülltsein mit dem Heiligen Geist. Johannes der Täufer hatte den Heiligen Geist sogar von seiner Geburt an. Er wurde auf eine außergewöhnliche Weise mit der Kraft und den Gaben des Geistes erfüllt, wie es seiner bevorrechteten Stellung als Vorläufer des Herrn entsprach. Dass dies aber nicht dasselbe ist wie das Innewohnen des Heiligen Geistes in dem Gläubigen, zeigt sich deutlich aus Stellen wie Apostelgeschichte 4,8.31, wo Petrus und andere Jünger auch mit Heiligem Geist erfüllt wurden, obwohl die Ausgießung schon am Pfingsttag stattgefunden hatte. Das Innewohnen des Heiligen Geistes und das Erfülltsein mit Heiligem Geist sind zwei verschiedene Dinge, die sowohl zusammen als auch einzeln vorhanden sein können.
DER HEILIGE GEIST IM ALTEN TESTAMENT
Dass der Heilige Geist eine göttliche Person ist, war im Alten Testament nicht bekannt. Wohl wird an sehr vielen Stellen von Ihm gesprochen und sein Wirken uns vorgestellt. Schon im zweiten Vers der Bibel heißt es: „Und der Geist Gottes schwebte über den Wassern“ und in 1. Mose 6,3: „Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten“. Dort sehen wir den Heiligen Geist sich beschäftigen mit einer Erde, die wüst und leer war, und mit Menschen, die Gott verworfen hatten. Er wollte etwas zustande bringen, von dem Gott sagen kann: „Es ist gut“.
Seine Wirksamkeit war so gut bekannt, dass von Josua gesagt werden konnte: er „war erfüllt mit dem Geist der Weisheit“, und David bat in Psalm 51,11: „Den Geist deiner Heiligkeit nimm nicht von mir“. Der Heilige Geist war es, der den Bezaleel erfüllte mit Weisheit, mit Verstand und mit Kenntnis in jeglichem Werk (2. Mo 35,31). Durch David weissagte Er von dem Messias und dem zukünftigen Friedensreich (2. Sam 23,1–7). Er inspirierte die heiligen Schreiber des Alten Testamentes, so dass sie sagen konnten: „So spricht der Herr“ (2. Pet 1,21). ja, der Prophet konnte sogar dem schwachen Überrest Israels tröstend sagen: „Mein Geist besteht in eurer Mitte, fürchtet euch nicht“ (Hag 2,5). Der Heilige Geist wirkte zuweilen selbst in Ungläubigen (4. Mo 24,2; 1. Sam 10,10).
Dennoch war nie offenbart, dass der Heilige Geist eine Person war. Er war nur bekannt als der Geist Gottes, als die von dem einigen Gott ausgehende Kraft. Sowenig wie der Herr Jesus offenbart war – obwohl wir im Alten Testament unzählige Bilder von Ihm finden und viele Weissagungen so von Ihm sprechen, dass wir im Licht des Neuen Testamentes in ihnen seine Gottheit bestätigt finden (vgl. Sach 12,10, wo wir sehen, dass der Herr Jesus der HERR ist) – ebensowenig war auch der Heilige Geist als göttliche Person bekannt, obwohl wir im Licht des Neuen Testamentes hierauf deutliche Hinweise im Alten Testament finden. Er war noch nicht offenbart und wohnte noch nicht auf Erden. „Der Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war“ (Joh 7,39), und die Gläubigen kannten die Bedeutung des Kreuzes und der Auferstehung noch nicht. Sie mussten sagen: „Wir haben nicht einmal gehört, ob der Heilige Geist da ist- (Apg 19,2).
Sein Wirken war zeitlich gebunden, so dass in 1. Samuel 16,14 gesagt werden musste: „Aber der Geist des HERRN wich von Saul“, und David bittet Gott in Psalm 51: „Den Geist deiner Heiligkeit nimmt nicht von mir“. Wohl wurde über die Ausgießung des Heiligen Geistes geweissagt (Vergl. Hes 39,29 und Joel 2,28–29), aber das bezog sich immer auf die Zukunft.
DER HEILIGE GEIST IM NEUEN TESTAMENT
Im Neuen Testament finden wir ganz andere Verhältnisse. Das Wunder der Zeitalter ist geschehen: „Gott ist offenbart im Fleisch“ (1. Tim 3, 16). Der ewige Gott, der Schöpfer Himmels und der Erde, ist herniedergekommen, „das Heilige“, das aus der Jungfrau geboren wurde. „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14). Die Morgensterne jubelten miteinander, und es jauchzten alle Söhne Gottes, als sie seine Schöpfertaten sahen (Hiob 38,7). Aber wie jubelten sie, als sie ihren Schöpfer Mensch werden sahen, Ihn sahen als ein Kindlein in der Krippe zu Bethlehem, da Er die Welt retten wollte, verlorenen Sündern das ewige Leben geben, für sie sterben wollte am Fluchholz. Sie sahen die Herrlichkeit seiner Gnade. „Und plötzlich war bei dem Engel eine Menge der himmlischen Heerscharen, welche Gott lobten und sprachen: Herrlichkeit Gott in der Höhe und Friede auf Erden, an den Menschen ein Wohlgefallen“ (Lk 2,13.14). „Gott war in Christus, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend“ (2. Kor 5,19).
Mit diesem wunderbaren Geschehen beschäftigt sich der dreieinige Gott. Nachdem der Sohn in dem „Rat des Friedens- gesagt hatte: „siehe, Ich komme, um deinen Willen zu tun“ (Heb 10,9), hat Gott Ihm einen Leib bereitet (Heb 10,5), und der Heilige Geist zeugte in Maria den Menschen Jesus (Mt 1,20). Bei Beginn des öffentlichen Auftretens des Herrn Jesus sehen wir die erste Offenbarung des dreieinigen Gottes: den Sohn in Niedrigkeit auf der Erde; Gott, den Vater, der aus dem Himmel spricht und den Menschen Jesus als seinen Sohn anerkennt; Gott, den Heiligen Geist, der in leiblicher Gestalt auf den Sohn herniederkommt (Lk 3,22). Wie sollte es möglich sein, dass während der Zeit, als Gott, der Sohn, auf Erden war und dort Gott, den Vater, kundmachte (Joh 1,18), nicht auch der Heilige Geist gesehen würde? Wir finden in den Evangelien dann auch eine herrliche Offenbarung von Ihm.
Sehen wir uns zunächst an, was von dem Geist in Verbindung mit dem irdischen Leben des Herrn Jesus gesagt wird! Über die Geburt lesen wir: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden“ (Lk 1,35). Bei dem öffentlichen Auftreten des Herrn Jesus haben wir gesehen, wie der Heilige Geist in leiblicher Gestalt auf Ihn herniederfuhr und bezeugte, dass Jesus der Sohn Gottes sei (Joh 1,32–34). In Lukas 4,1 wird gesagt: „Jesus aber, voll Heiligen Geistes, kehrte vom Jordan zurück und wurde durch den Geist in der Wüste umhergeführt“, und in Vers 14 erfahren wir, dass Er in der Kraft des Geistes nach Galiläa zurückkehrte. Durch den Geist lehrte, tröstete und heilte Er (V. 18 und 19), trieb die Dämonen aus (Mt 12,28), und opferte sich selbst ohne Flecken Gott (Heb 9,14). Ja, Gott hatte Ihm den Geist nicht nach Maß gegeben.
Im Speisopfer (3. Mo 2) finden wir ein herrliches Bild hiervon. Da wird das Feinmehl, das ein Bild der reinen menschlichen Natur des Christus ist, mit Öl (einem Bild des Heiligen Geistes) gemengt, gesalbt, begossen. So kommt in jeder Hinsicht, in der der Herr als Mensch betrachtet werden kann, die totale Abwesenheit der Sünde zum Ausdruck sowie auch die Bildung seiner menschlichen Natur in der Kraft des Heiligen Geistes (Mt 1,20; Lk 1,35) und seine Salbung mit dem Heiligen Geist.
Ein deutlicheres Bild erlangen wir durch die Unterweisungen des Herrn Jesus. In Johannes 3 sagt Er, dass die Wiedergeburt durch den Heiligen Geist geschieht, ja dass wir durch Ihn eine neue Natur empfangen haben. In Kapitel 4, 14 wird hinzugefügt, dass die Gabe Gottes in dem Gläubigen zu einer Quelle (besser: Fontäne“) Wassers wird, das ins ewige Leben quillt, (besser: „springt“); es ist die Kraft, die dieser neuen Natur entspricht. Und in Kapitel 7, 37–39 finden wir den Heiligen Geist als „Ströme lebendigen Wassers“, die aus dem Leib dessen fließen sollten, der an den Herrn Jesus nach seiner Himmelfahrt glauben würde.
In Johannes 14.15.16 finden wir dann einen ganz neuen Teil der Wahrheit über den Heiligen Geist. Dort spricht der Herr Jesus über einen „anderen Sachwalter“ (Tröster), der kommen sollte, wenn Er von ihnen gegangen sein würde. Hier sehen wir eine göttliche Person, die an Stelle des Herrn Jesus fortan bei den Seinen bleiben sollte. Der Herr Jesus stand im Begriff, die Erde zu verlassen, sein Tod stand vor Ihm. Das Werk sollte vollbracht werden, das Gott Ihm zu tun gegeben hatte und in dem Gott vollkommen verherrlicht werden würde. Und der einzig mögliche gerechte Lohn würde seine Verherrlichung zur Rechten des Vaters sein. Das bedeutete aber für die Jünger, dass sie allein zurückbleiben würden. Um sie zu trösten, verheißt der Herr, ihnen einen anderen Sachwalter, den Geist der Wahrheit, zu senden. Dieser werde bei ihnen bleiben, ja in ihnen sein. Und so groß ist diese Gabe, dass es den Jüngern nützlich war, dass der Herr Jesus von ihnen ging, weil nur dann der Sachwalter zu ihnen kommen konnte.
Aber wie weitgehend diese Verheißungen auch sind und wie groß diese Offenbarung ist, so ist es doch deutlich, dass die volle Offenbarung noch nicht vorhanden war. Der Heilige Geist wohnte noch nicht auf Erden außer in dem Herrn Jesus. Die Taufe mit dem Geist hatte noch nicht stattgefunden. Das waren bisher nur Verheißungen (Joh 14,16). Und wie wir in Matthäus 3,11 sehen, dass die Taufe mit dem Heiligen Geist vor der Menschwerdung des Herrn Jesus nicht stattgefunden hatte, so sehen wir in Johannes 7,39, dass es auch nicht geschehen sollte, bevor der Herr gen Himmel gefahren wäre. Aber dann kommt auch die Verheißung, dass es „nach nunmehr nicht vielen Tagen“ geschehen solle (Apg 1,5), und in Apostelgeschichte 2 finden wir sie erfüllt: Gott der Heilige Geist tauft alle Gläubigen zu einem Leib (1. Kor 12,13) und wohnt in ihnen als einer Behausung Gottes im Geist, als Gottes Tempel (Eph 2,22; 1. Kor 3,16) und in jedem seiner Glieder persönlich (1. Kor 6,19).
Stellen wie Lukas 1,15.41.67 stehen mit Obigem durchaus nicht in Widerspruch. Hier ist die Rede vom Erfülltsein mit dem Heiligen Geist. Johannes der Täufer hatte den Heiligen Geist sogar von seiner Geburt an. Er wurde auf eine außergewöhnliche Weise mit der Kraft und den Gaben des Geistes erfüllt, wie es seiner bevorrechteten Stellung als Vorläufer des Herrn entsprach. Dass dies aber nicht dasselbe ist wie das Innewohnen des Heiligen Geistes in dem Gläubigen, zeigt sich deutlich aus Stellen wie Apostelgeschichte 4,8.31, wo Petrus und andere Jünger auch mit Heiligem Geist erfüllt wurden, obwohl die Ausgießung schon am Pfingsttag stattgefunden hatte. Das Innewohnen des Heiligen Geistes und das Erfülltsein mit Heiligem Geist sind zwei verschiedene Dinge, die sowohl zusammen als auch einzeln vorhanden sein können.
Sulzbacher 15.10.2021 15:54
!!! der religiöse Geist der Christenheit...ist definitiv nicht der Geist des lebendigen Gottes !!!!
Sulzbacher 15.10.2021 16:00
!!! Fazit: das Christentum war ist und bleibt,...wie alle anderen Religionen...ein Teil der Welt des Teufels,etc. !!!
Sulzbacher 15.10.2021 16:04
!!! bedeutet auch Christen,...befinden sich...wie alle anderen Sünder... auf dem breiten Weg...in den Feuersee !!!
Sulzbacher 15.10.2021 16:22
!!! zum nachdenken...es waren die damaligen Bibelleute(die Juden) ...die den Herrn Jesus ablehnten...und ans Kreuz brachten !!!
Sulzbacher 15.10.2021 16:29
!!! es sind die heutigen Bibelleute(die Christen)...die dem heiligen Geist widerstreben...und Leute wie Stephanus...hassen,verfolgen,und steinigen(ermorden...Rufmord ist auch Mord) !!!
Sulzbacher 15.10.2021 16:57
Frage an Mich:gehorche ich gerade dem HEILIGEN GEIST,...Antwort:bin mir bis jetzt heute keines nicht sofort bereinigten Ungehorsams bewußt!!!
Sulzbacher 15.10.2021 17:15
denke gerade an Worte von Oswald Chambers,..."5 Minuten Gehorsam gegenüber dem Heiligen Geist...bringen Dich weiter...als unzählige Bücher über Ihn zu lesen bzw. Predigten über Ihn zu hören"🤔
Sulzbacher 15.10.2021 17:31
noch was zum Nachdenken,...wieviele Moslems(Freitags),Juden(Samstags) und Christen(Sonntags) vermehren Wochenend für Wochenende...mit Ihren Sünden...den Zorn Gottes über diese Welt!!!🤔
Sulzbacher 05.11.2021 18:21
Die Ökumene der Weltreligionen
Der einzige Weg zum Weltfrieden?
Prof. Dr. Klaus Hoppenworth
1. Das Selbstverständnis der Weltreligionen des Hinduismus, Buddhismus und Islam von ihren ethischen Grundwerten her
A. Der Hinduismus und Buddhismus mit ihren ethischen Grundwerten
Der Mensch kann nach der Lehre des Hinduismus nicht wesenhaft böse sein. Denn wenn es so wäre, dann stünde er im Gegensatz zu seinem Atman, dem guten Seelenkern. Vielmehr ist der Mensch an sich gut. Das Böse wird im Hinduismus nicht geleugnet, aber es wird als eine Macht ausserhalb des Menschen bezeichnet, die ausserhalb der Brahman-Atman Wirklichkeit, der Weltseele, Einzelseele, Wirklichkeit, in der Scheinwelt, dem Lebensbereich des Menschen existiert. Die böse Macht, auch Maya genannt, will zwar in den Menschen eindringen und ihn zur bösen Tat verleiten, aber da das Böse nur scheinwirklich ist, kann der Mensch, der die Brahman Atman Wirklichkeit für sich erfahren hat, das Böse erkennen und für sich unwirksam machen. Das Böse ist deshalb im Hinduismus ein noetisches, erkenntnismässiges Problem und niemals ein ontisches, seinsgemässes Problem. Das Böse ist deshalb für den Menschen eine Frage der Erkenntnis und nicht eine Frage des Seins, da das Sein des Menschen gut ist dank seinem Atman, seiner ewigen Seele, die Bestandteil ist des Brahman, der ewigen Weltseele.
B. Zu den ethischen Grundwerten des Hinduismus
Der Hinduismus gibt vor, eine Religion mit hohen sittlichen Grundsätzen zu sein, die der Lehre des Karma unterworfen sind, nach der gutes und schlechtes Handeln in Tat, Wort und Gedanken auf dem Weg zur Erlösung einen Menschen entweder voranbringt oder zurückwirft.
Das sittliche Verhalten des Christen dagegen ist kein Selbstzweck und schon gar nicht die Voraussetzung seiner Erlösung, sondern vielmehr eine Seinsweise, eine Lebenshaltung, die sich aus dem Glauben an Jesus als den Herrn seines Lebens erst ergibt und gleichzeitig auch den Christen in die sittliche Verantwortung seines Lebens gegenüber seinem Schöpfer und Erhalter und Erlöser ruft.
Der Hinduismus hat sich zum Ziel gesetzt, den autonomen, göttlichen Menschen zu erlösen, Gott aber will den sündigen Menschen retten. Der Hindu soll sich frei fühlen von Gott und auf seine Unabhängigkeit stolz sein, und da er deshalb ja nicht gegen Gott gesündigt haben kann, ist er im Grunde ein guter Mensch, und damit hat er auch Selbsterlösungsgaben.
Die Bibel jedoch weiss um die Sündhaftigkeit des Menschen, und dass er im Grunde seines Wesens ein böser Mensch ist, der zu seiner eigenen Erlösung nichts tun kann, sondern sich die Erlösung nur schenken lassen kann durch den Glauben an den Erlöser, den Gott, der sich selbst in Jesus Christus offenbart hat (vgl. Eph 2, 8).
Das macht doch ganz deutlich, dass es zwischen der hinduistischen Erlösungsreligion und dem christlichen Erlösungsglauben niemals eine gemeinsame Grundlage geben kann, und damit auch keinen Konsens im Sinne eines Weltethos aller Religionen.
C. Zu den ethischen Grundwerten des Buddhismus
Da der Mensch im Buddhismus, wie im Hinduismus auch, von seinem Wesen her gut und selbsterlösungsfähig ist, hat für den Buddhisten die fundamentale Ethik der Hindus ebenfalls Gültigkeit, die aber von Buddha noch weiter radikalisiert worden ist.
Denn Buddha (560-490 v. Chr.) hat eine moralische Selbsterlösungslehre vertreten, die er auf Grund seiner religiösen Selbsterfahrung gefunden hat. Deshalb lehrt auch der Buddhismus eine höchste moralische Vollkommenheit, welche schon in diesem Leben auf dieser Erde erreichbar sei. Dazu dient ja auch der edle, achtteilige Pfad als der Erlösungsweg ins Nirvana, in einen Zustand der Leidenserlöstheit jenseits von Sein und Nichtsein im transkosmischen Bereich. Dieser Pfad ist verbunden mit der ethischen Verpflichtung zur rechten Anschauung der vier edlen Wahrheiten, zur rechten Gesinnung, rechtem Reden, rechtem Tun, rechtem Leben, rechtem Streben, rechtem Überdenken seiner selbst und zum rechten Sichversenken als dem meditativen Erlösungserlebnis.
Ein sittlich so hochstehender Buddhist ist ein so guter Mensch, dass ihm das Böse in dieser Welt nichts mehr anhaben kann. Das Böse hat zwar keine Wurzeln im Menschen, liegt vielmehr ausserhalb des Menschen, versucht jedoch in ihn einzudringen; aber ein sittlich gereifter Buddhist ist immun gegen alles Böse.
Die Bibel aber weiss um die Sündhaftigkeit des Menschen und auch um die dämonischen Mächte, denen er ausgesetzt ist. Das bedeutet, das Böse ist eben nicht nur eine Macht ausserhalb des Menschen, sondern er selbst ist von seinem Wesen her böse (vgl. Gen 8, 21; 6, 5; Röm 3, 23-24).
D. Der Islam mit seinen ethischen Grundwerten
Aus der Verkündigung Mohammeds ergibt sich als ein Wesenszug des Islam, dass er sich als eine Gesetzes- und Leistungsreligion versteht.
Es geht also im Islam um die Erfüllung des Gesetzes, um eine religiöse Leistung. Dazu ist zu sagen: Der Weg zum Heil, zur Erlösung, führt über die Erfüllung von Gesetzen, also über die Werkgerechtigkeit.
Da der Islam eine ausgesprochene Gesetzesreligion ist, legt er in der Hauptsache Wert auf die äusserliche Regelung des Lebens. Er kann deshalb auch als eine Religion der Öffentlichkeit bezeichnet werden.
Jeder Moslem muss sich täglich unter dem Gesetz Allahs wissen, weil er nach der Überzeugung Mohammeds nur unter diesem gesetzlichen Zwang zu der von ihm geforderten totalen Hingabe an Allah finden kann. Dass es Mohammed um die Hingabe an Allah geht, ist daran zu erkennen, dass er selbst für die von ihm verkündete Religion den Ausdruck «Islam» wählte, der gerade diese besagt: die totale Hingabe des Menschen an Allah.
E. Das Gottes- und Menschenbild im Islam und seine Auswirkungen auf die ethischen Grundwerte
In der Schriftenreihe des Islamischen Zentrums München Nr. 2 von 1976 findet sich der Artikel «Islam in unserer Zeit» von Achmed Schmiede, einem Moslem, in dem es S. 17 ff. heisst: «Allah ist existent, Er ist einig und einzig, Sein Dasein hat keinen Anfang und kein Ende, weder ähnelt er einem seiner Geschöpfe noch ist irgendein Geschöpf ihm ähnlich.»
Der Islam leugnet also die Ebenbildlichkeit Gottes bei der Erschaffung des Menschen durch Gott den Schöpfer (vgl. Gen 1, 26). Weiter heisst es in dem Artikel: «Zum Glauben an den einen (einzigen) Gott, (der nicht seinesgleichen hat [Sure 112]), sind ausnahmslos alle vernünftigen Menschen verpflichtet.»
Das bedeutet für den Moslem ein Glaubensmuss, Glaube als ein intellektuelles Wissen, Glaube als ein Fürwahrhalten, dass es diesen Allah gibt.
Der durch eine unermessliche Distanz von Allah getrennte Mensch darf sich nicht als ein Kind Gottes verstehen, sondern muss sich so verhalten, wie es sich für einen Sklaven seinem Herrn gegenüber gebührt (vgl. Sure 19,93).
Diese Vorstellung von Allah, die den Menschen vor Allah zu einem willenlosen Sklaven macht, ist von Mohammed für den Moslem dahingehend gemildert worden, dass dem Menschen doch noch ein gewisser Spielraum gelassen ist, der es ihm ermöglicht, auch noch aus eigenem Willen frei entscheiden und handeln zu können.
Von Seiten des Islam wird das Sklave Herr Verhältnis des Moslem so erklärt: «Der Mensch besitzt etwas, das man im Islam mit ‘Teilvermögen’ bezeichnet. Er hat die Möglichkeit, sich für eine Handlung zu entscheiden. Er kann das im Sinne des Gebotes Gute, er kann aber auch das Böse tun.»
Von dem Menschen in islamischer Sicht kann nicht behauptet werden, er sei gut an sich, sondern er ist ein Geschöpf, das von Allah immer wieder in die Pflicht genommen werden muss, und zwar durch den Koran und die isiamische Tradition, in denen aufgezeichnet ist, was für den Menschen nötig ist, um sich Allah total ausliefern zu können. Der Mensch ist gut und böse von seinem Wesen her. Er muss seine gute Seite entwickeln, und das kann er nur durch die Religion des Islam.
2. Die Inklusivität bzw. Exklusivität der Weltreligionen als Erlösungsreligionen
A. Die Inklusivität des Hinduismus bzw. Buddhismus
Charakteristisch für den Hinduismus bzw. Buddhismus ist, dass sie sich vom Grunde ihres Wesens her als inklusivistisch verstehen.
Was Inklusivität bedeutet, kann anschaulich gemacht werden mit dem Bild konzentrischer Kreise.
Angewandt auf den Hinduismus bedeutet das: In der Mitte steht der Hinduismus. Um diese Mitte kreist in näherer Entfernung der Buddhismus und in grösserer Entfernung der Islam und das Christentum.
Was die Erlösung des Menschen betrifft, nimmt der Hinduismus für sich in Anspruch, die Erlösungsreligion schlechthin zu sein, da nur durch ihn der Mensch nach vielen irdischen Existenzen schliesslich vollkommen erlöst werden kann hinein in das Brahman, das heisst, aufgelöst zu sein in das kosmische Sein als eine kosmische Kraft.
Die Inklusivität des Hinduismus zeigt sich nun darin, dass den anderen Religionen auch Erlösungswerte zugebilligt werden, die den Menschen auf seinem langen Weg des Erlösungsprozesses auf sein Erlösungsziel hin voranbringen können.
Der Hinduismus kann also die anderen Religionen mit einschliessen, sich inklusivistisch geben, da sie mitbeteiligt sein können am Erlösungsprozess des Menschen.
Der Hinduismus ist deshalb eine tolerante Religion. Er toleriert die anderen Religionen, weil in ihnen teilweise auch das Göttliche, Brahman genannt, manifest, offenbar ist.
Der Hinduismus deutet die Erlösungspraxis so: gutes Buddhistsein, Moslemsein, Christsein ermöglicht einem Menschen dank dem Karmagesetz, dem Vergeltungsgesetz, eine bessere religiöse Existenz im nächsten irdischen Dasein, das dann für die weiteren irdischen Existenzen einen religiösen Fortschritt bringt auf dem Erlösungsweg bis hin zu einer irdischen Existenz als Hindu, in der dann die endgültige Erlösung verwirklicht werden kann.
Der Buddhismus nimmt in gleicher Weise wie der Hinduismus die Inklusivität in Anspruch, indem er sich in die Mitte der konzentrischen Kreise stellt, um im Bild zu bleiben. Der Hinduismus folgt dann in der näheren Entfernung, Christentum und Islam in der grösseren Entfernung.
Auch für den Buddhismus gilt, dass er schliesslich den Menschen nach vielen irdischen Existenzen, die auch als guter Hindu, Christ oder Moslem durchlaufen werden können, in einer buddhistischen Existenz die vollkommene Erlösung ermöglicht, Nirvana genannt, einen Zustand der Leidenslosigkeit, transkosmisch, jenseits von Sein und Nichtsein.
Vom Hinduismus bzw. Buddhismus werden also die anderen Religionen nicht ausgeschlossen, sondern eingeschlossen, da sie den Menschen auf seinem Erlösungsweg ein Stück weit dem Erlösungsziel näherbringen können.
B. Die Exklusivität des Islam
Charakteristisch für den Islam ist, dass er sich vom Grunde seines Wesens her als exklusivistisch versteht.
Exklusivität bedeutet: Nur der Islam ist wahr und führt zur Erlösung!
Was die Erlösung des Menschen betrifft, nimmt der Islam für sich in Anspruch, die einzige wahre Erlösungsreligion zu sein, da nur durch ihn der Mensch, der nur ein Leben hat, vollkommen erlöst werden kann hinein in ein Paradies, in dem dauernder Wohlstand und alle sinnlichen Freuden in vollen Zügen genossen werden können.
Dass der Islam die einzig wahre Erlösungsreligion für den Menschen ist, wird bestätigt durch den Koran, die «Heilige Schrift» der Moslems, das unverfälschte Wort ihres Gottes Allah, in dem es heisst in Sure 3, 19a: «Siehe, die (einzige wahre) Religion bei Allah ist der Islam … » Oder: Sure 17, 81: «… Gekommen ist die Wahrheit (der Islam) und vergangen das Falsche (die Unwahrheit der anderen Religionen) … »
Auch werden die Moslems im Koran gelobt als solche, die der besten Religion angehören, und die in ihrer Art einzigartig ist, vgl. Sure 3, 11 Oa: « Ihr seid die beste Gemeinschaft, die für die Menschen erstand … » Oder Sure 21, 92 und 23, 52: «… diese eure Gemeinschaft ist eine einzige (einzigartige) Gemeinschaft … »
Die Exklusivität des Islam zeigt sich nun darin, dass den anderen Religionen keine Erlösungswerte zugebilligt werden, da sie gar nichts enthalten, was nur irgendeinen Wert für die Erlösung des Menschen haben könnte, vgl. Sure 48, 28: «Er (Allah) ist es, der seinen Gesandten (Mohammed) mit der Rechtleitung (der exklusiven Rechtleitung) und der Religion der (einzigen) Wahrheit geschickt hat, um sie über jede andere Religion zu erheben (um jede andere Religion für die Erlösung des Menschen auszuschliessen) … »
Alle anderen Religionen werden also vom Islam ausgeschlossen. Er gibt sich exklusivistisch, indem er die Angehörigen der anderen Religionen als Ungläubige, Scheinheilige und Heuchler in die Hölle verdammt, vgl. Sure 9, 73 b: «… Die Hölle ist ihre Herberge (die Hölle ist die Herberge der Ungläubigen und Scheinheiligen) und schlimm ist die Fahrt (dorthin).» Oder Sure 66, 9b: «… ihre Wohnung ist die Hölle (die Hölle ist die Wohnung der Ungläubigen und Heuchler) und schlimm ist die Fahrt (dorthin).»
Der Islam ist deshalb eine intolerante Religion. Er toleriert die anderen Religionen nicht und fordert die gläubigen Moslems auf, auf dem Weg Allahs zu kämpfen für die einzig wahre Religion gegen die Ungläubigen, die als Satans Freunde auf dem Wege Satans wandeln, vgl. Sure 4, 76: «Wer das glaubt, kämpft auf Allahs Weg, und wer das nicht glaubt, kämpft auf dem Weg des Bösen (Satans). So bekämpft Satans Freunde. Siehe, Satans List ist schwach.»
Da die Weitreligionen des Hinduismus, Buddhismus und des Islam keine pluralistischen Religionen, sondern inklusivistisch bzw. exklusivistisch, sind, können sie von ihrem Wesen her auch gar kein pluralistisches Weltethos in sich tragen.
Obwohl also diese Weltreligionen von ihrem Wesen her nicht ethisch vereinheitlicht werden können, haben sich liberale Vertreter vor allem des Hinduismus, Buddhismus, Islam und auch des Christentums zu einer Ökumene der Religionen zusammengeschlossen und ein Weltparlament der Religionen abgehalten, das von christlichen Liberalen veranstaltet worden ist.
3. Die Ökumene der Religionen
A. Das Weltparlament der Religionen von 1893 – Entstehung und Entwicklung
Dieses Parlament war der erste neuzeitliche Versuch, ein Forum für die weltweite Begegnung aller Religionen zu schaffen. Es wurde anlässlich der Weltausstellung 1893 in Chicago von christlichen Liberalen veranstaltet.
Das Religionsparlament war vom damals noch ungebrochenen Fortschrittsoptimismus des 19. Jahrhunderts geprägt. Moderner Evolutionismus und Fortschrittsglaube haben im 19. Jahrhundert den religiösen Optimismus gefördert.
Es ist mit Recht festgestellt worden, dass der Kurs des Weltparlaments uneingestandenermassen protestantisch war. Religiöse Wahrheiten und moralische Vorstellungen, die im nordamerikanischen Gesamtprotestantismus allgemeine Geltung besassen, wurden unbemerkt zum gemeinsamen Nenner aller Religionen erklärt.
In Chicago hat sich der moderne Protestantismus zum erstenmal für die Religionen geöffnet, aber zu seinen eigenen Bedingungen und immer noch im Gefühl seiner Überlegenheit. Das entsprach dem damaligen Kräfteverhältnis zwischen den Religionen. Islam, Hinduismus und Buddhismus fingen erst an, ein neues Selbst- und Sendungsbewusstsein zu entwickeln. Dasjenige des Christentums war noch nicht in eine Krise geraten. Übrigens entsprach auch die Idee, die Religionen in Form eines «Parlaments» zusammenzubringen und Englisch zur einzigen Konferenzsprache zu erklären, dem Geist des amerikanischen Protestantismus. Vieles davon prägt bis heute die interreligiöse Arbeit.
Liberale Katholiken sahen im Religionsparlament eine Gelegenheit, sich als patriotisch und als progressiv zu zeigen. Schon 1894 verdammte freilich der Kölner Katholikentag die liberalen Tendenzen des amerikanischen Katholizismus mit ausdrücklichem Verweis auf das Parlament. Diese Haltung sollte sich erst etwa 70 Jahre später, mit dem 2. Vatikanischen Konzil, ändern. Einer der führenden Persönlichkeiten des Weltparlamentes war der Hindumönch Swami Vivekananda (1863-1902), der schnell zum populärsten Sprecher der Versammlung avancierte.
Wer war dieser so faszinierend wirkende Vivekananda? Er war der prominenteste Schüler Ramakrishnas, eines Hindupriesters, der aus einer Brahmanenfamilie stammte. Dieser Ramakrishna (1836-
1886) hatte von Jugend an tranceartige Erlebnisse und Visionen, Ausdruck einer starken religiösen Sehnsucht nach dem Göttlichen. Er verkündigte: Der Hinduismus kann wieder neu eine unerschöpfliche Quelle spiritueller Erneuerung werden.
Im Jahr nach dem Tode Ramakrishnas wurde Vivekananda Mönch und studierte intensiv die hinduistische heilige Sanskrit Literatur.
Vivekananda konnte am Weltparlament der Religionen teilnehmen, das im September 1893 in Chicago tagte. Er blieb die wirkungsvollste Persönlichkeit in diesem Parlament, wo sich zum erstenmal in aller Form Christentum und östliche Religionen getroffen haben. Vivekananda forderte statt der bisherigen Konflikte und Konfrontationen eine Harmonie der Religionen von Ost und West.
Vivekananda hat bei dem Weltparlament der Religionen in Chicago alles daran gesetzt, den Teilnehmern das einzig wahre Menschenbild zu vermitteln, indem er ganz radikal die Sündigkeit der menschlichen Natur verworfen hat mit den markanten Worten: «Hört, ihr Kinder der unsterblichen Glückseligkeit! … erlaubt mir, euch, ihr Brüder, mit diesem süssen Namen anzureden … der Hindu weigert sich, euch Sünder zu nennen. Ihr seid Kinder Gottes, Teilhaber unsterblicher Glückseligkeit, heilige und vollkommene Lebewesen. Ihr seid Gottheiten auf der Erde, – Sünder? Es ist eine Sünde, einen Menschen so zu nennen, es ist eine bleibende Entehrung der menschlichen Natur … »
Diese Haltung Vivekanandas, nach der der Mensch seinem Wesen nach gut an sich, ja geradezu Gott Mensch ist, bestimmte nun auch seine Einstellung zu den anderen Religionen: «Ich bin stolz darauf, zu einer Religion zu gehören», erklärte Vivekananda dem Weltparlament, «welche die Welt Toleranz und allumfassende Annahme gelehrt hat. Wir glauben nicht nur an die universale Toleranz, sondern wir nehmen an, dass alle Religionen wahr sind.»
Das heisst für ihn: Wahrheit enthalten, mehr oder weniger, alle Religionen, wobei der Hinduismus den grössten Anteil beanspruchen könne.
Vivekananda nutzte das Parlament, um im Anschluss daran in den USA zu bleiben, Anhänger zu sammeln und eine Ramakrishna Mission zu gründen.
Das Weltparlament der Religionen in Chicago war für die asiatischen Religionen das Signal, im Westen eine organisierte Missionsarbeit zu starten.
Das Weltparlament der Religionen von 1893 stellt den Beginn dessen dar, was heute als «interreligiöse Bewegung» bezeichnet wird.
B. Die interreligiöse Bewegung
Zwischen dem Weltparlament der Religionen 1893 in Chicago und seiner Hundertjahrfeier 1993 sind verschiedene interreligiöse Organisationen entstanden, die miteinander kooperieren, und sich als Teile einer «interreligiösen Bewegung» verstehen.
Die wichtigsten von ihnen sind
1. Weltbund für religiöse Freiheit (International Association for Religious Freedom; IARF)
2. Weltbund der Religionen (World Congress of Faiths; WCF)
3. Tempel der Verständigung (Temple of Understanding)
4. Weltkonferenz der Religionen für den Frieden (World Conference on Religion and Peace; WCRP)
Ihnen allen geht es um die Einheit der Religionen sowie den Frieden zwischen ihnen, aber mit unterschiedlichen Akzenten, ausgerichtet auf das Ziel gemeinsamer «interreligiöser Spiritualität».
Diese vier interreligiösen Organisationen einigten sich 1988 darauf, dass die Hundertjahrfeier des Weltparlaments der Religionen von Chicago gemeinsam im Jahr 1993 begangen werden sollte. Sie konnte dann auch vom 28. August bis 5. September 1993 in Chicago stattfinden mit über 6000 Vertretern von mehr als 200 Religionsgemeinschaften.
C. Das 1993 von dem Weltparlament der Religionen deklarierte pluralistische Weltethos
Bei dieser Hundertjahrfeier verabschiedeten die Delegierten der Weltreligionen zwar nicht eine Erklärung zu einer universalen Idealreligion für alle Menschen, aber eine Erklärung zu einem Weltethos, einem gemeinsamen pluralistischen Menschheitsethos für die Menschen aller Religionen.
Die Frage nach einem «Weltethos» geht zurück auf die Programmschrift «Projekt Weltethos», die Prof. Hans Küng 1990 vorgelegt hat.
In dieser genannten Programmschrift «Projekt Weltethos» wird programmatisch die Idee entwickelt, dass die Religionen der Weit nur dann einen Beitrag zum Frieden der Menschheit leisten können, wenn sie sich auf das ihnen jetzt schon Gemeinsame im Ethos besinnen: auf einen Grundkonsens bezüglich bestehender verbindender Werte, unverrückbarer Massstäbe und persönlicher Grundhaltungen.
Das «Projekt Weltethos» wird von der Grundüberzeugung getragen: Kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen. Kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen. Kein Dialog zwischen den Religionen ohne Grundlagenforschung in den Religionen.
Es geht also nicht um die Einheit aller Religionen. Es geht um den Frieden zwischen den Religionen, der eine wesentliche Voraussetzung sei für den Frieden unter den Nationen.
Um nun diesen Frieden unter den Religionen zu gewährleisten, sollen sogenannte pluralistische ethische Imperative von grundsätzlicher Bedeutung sein, an die sich die Menschen zu halten hätten, die in all diesen Religionen im wesentlichen die gleichen seien.
Aus der Erklärung zum pluralistischen Weltethos, die am 4. September 1993 vom Weltparlament der Religionen verabschiedet worden ist, deren Entwurf unter Federführung von Hans Küng im Institut für ökumenische Forschung der Universität Tübingen entstanden ist, zitiere ich die entscheidenden, wesentlichen und grundlegenden Prinzipien dieses Weltethos:
Wir sind Frauen und Männer, welche sich zu den Geboten und Praktiken der Religionen der Welt bekennen:
Wir bekräftigen, dass sich in den Lehren der Religionen ein gemeinsamer Bestand von Kernwerten findet und dass diese die Grundlage für ein Weitethos bilden.
Wir bekräftigen, dass diese Wahrheit bereits bekannt ist, aber noch mit Herz und Tat gelebt werden muss.
Wir bekräftigen, dass es eine unwiderrufbare, unbedingte Norm für alle Bereiche des Lebens gibt, für Familien und Gemeinden, für Rassen, Nationen und Religionen.
Es gibt bereits uralte Richtlinien für menschliches Verhalten, die in den Lehren der Religionen der Welt gefunden werden können und welche die Bedingung für eine dauerhafte Weltordnung sind.
Wir erklären: Wir müssen andere behandeln, wie wir von anderen behandelt werden wollen.
Wir verpflichten uns auf eine Kultur der Gewaltlosigkeit, des Respekts, der Gerechtigkeit und des Friedens.
Wir dürfen nicht stehlen. Wir müssen vielmehr die Herrschaft der Sucht nach Macht, Prestige, Geld und Konsum überwinden, um eine gerechte und friedvolle Welt zu schaffen.
Die Erde kann nicht zum Besseren verändert werden, wenn sich nicht das Bewusstsein der Einzelnen zuerst ändert. Wir versprechen, unsere Wahrnehmungsfähigkeit zu erweitern, indem wir unseren Geist disziplinieren durch Meditation, Gebet oder positives Denken. Ohne Risiko und ohne Opferbereitschaft kann es keine grundlegende Veränderung in unserer Situation geben. Deshalb verpflichten wir uns auf dieses Weltethos, auf Verständnis füreinander und auf sozialverträgliche, friedensfördernde und naturfreundliche Lebensformen.
Wir laden alle Menschen, ob religiös oder nicht, dazu ein, dasselbe zu tun.
Wir Männer und Frauen aus verschiedenen Religionen und Regionen dieser Erde wenden uns deshalb an alle Menschen, religiöse und nichtreligiöse. Wir wollen unserer gemeinsamen Überzeugung Ausdruck verleihen:
• Wir alle haben eine Verantwortung für eine bessere Weltordnung.
• Unser Einsatz für die Menschenrechte, für Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Erde ist unbedingt geboten.
• Unsere sehr verschiedenen religiösen und kulturellen Traditionen dürfen uns nicht hindern, uns gemeinsam aktiv einzusetzen gegen alle Formen der Unmenschlichkeit und für mehr Menschlichkeit.
• Die in dieser Erklärung ausgesprochenen Prinzipien können von allen Menschen mit ethischen Überzeugungen, religiös begründet oder nicht, mitgetragen werden.
• Wir aber als religiöse und spirituell orientierte Menschen, die ihr Leben auf eine Letzte Wirklichkeit gründen und aus ihr in Vertrauen, in Gebet oder Meditation, in Wort oder Schweigen spirituelle Kraft und Hoffnung schöpfen, haben eine ganz besondere Verpflichtung für das Wohl der gesamten Menschheit und die Sorge um den Planeten Erde. Wir halten uns nicht für besser als andere Menschen, aber wir vertrauen darauf, dass uns die uralte Weisheit unserer Religionen Wege auch für die Zukunft zu weisen vermag.
• Die Menschheit bedarf einer Vision des friedlichen Zusammenlebens der Völker, der ethnischen und ethischen Gruppierungen und der Religionen in gemeinsamer Verantwortung für unseren Planeten Erde.
(Anmerkung: Zu den ersten Unterzeichnern dieser Erklärung des «Weltparlaments der Religionen» zum pluralistischen Weltethos 1993 gehörte der zur Zeit berühmteste Buddhist, der tibetisch-buddhistische Dalai Lama.)
D. Die Einflüsse durch das pluralistische Weltethos auf die Weltreligionen bis in unsere Zeit
Das pluralistische Weltethos hat seine Entstehungsgeschichte. Es sind verschiedene Entwicklungen massgebend bis hin zu seiner Begründung.
Entscheident für seine Entwicklung hin zu einem pluralistischen Weltethos ist die Haltung der katholischen Kirche, die ihre traditionelle Position aufgegeben hat.
Die traditionelle katholische Position schon in den frühen christlichen Jahrhunderten verbreitet durch Origenes, Cyprian und Augustin ist allgemein bekannt: Extra ecclesiam nulla salus = ausserhalb der Kirche kein Heil! Unzweideutig hatte das ökumenische Konzil von Florenz 1442 definiert: «Die heilige römische Kirche … glaubt fest, bekennt und verkündet, dass niemand ausserhalb der katholischen Kirche, weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Kirche Getrennter, des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod der katholischen Kirche anschliesst.»
Diese Erklärung beinhaltet doch auch, dass die allein seligmachende katholische Kirche für sich ein singuläres christliches Ethos beansprucht und ein pluralistisches Weltethos ablehnt.
Die katholische Theologie hat jedoch in den letzten Jahrzehnten versucht, jenes kompromisslose «Extra-Dogma» (Ausserhalb der Kirche kein Heil) neu zu verstehen, und das hiess meistens: umzuinterpretieren, ja in sein Gegenteil zu kehren.
Das Zweite Vatikanische Konzil erklärte in seiner Konstitution über die Kirche (1964) ganz unzweideutig: «Diejenigen Menschen, die das Evangelium Christi und seiner Kirche ohne ihre Schuld nicht kennen, Gott jedoch aufrichtigen Herzens suchen und seinen im Gewissensgebot erkannten Willen in Taten unter dem Wirken seiner Gnade zu erfüllen trachten, können das ewige Heil erlangen.» (Artikel 16)
Auch die Moslems (oder Hindus und Buddhisten) brauchen also demgemäss nicht mehr «dem ewigen Feuer zu verfallen, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist»; sie «können das ewige Heil erlangen»! Das heisst: Auch der Islam (bzw. Hinduismus oder Buddhismus) können Wege zum Heil sein, Heilswege: vielleicht nicht die normalen, gewissermassen «ordentlichen», aber vielleicht die «ausserordentlichen».
In der Tat unterscheidet man in der heutigen katholischen Theologie aufgrund dieser Kehrtwendung zwischen dem «ordentlichen» = christlichen Heilsweg und den «ausserordentlichen» = nichtchristlichen Heilswegen.
Wenn die katholische Theologie auch hierbei noch etwas differenziert zwischen «ordentlichem» = christlichem Heilsweg und «ausserordentlichen» = nichtchristlichen Heilswegen, ist doch implizit schon das die Heilswege umgreifende Band eines Weltethos vorhanden.
Von da ausgehend ist es auch verständlich, wenn von der «Theologie der Religionen» die Rede ist, nach der Gott sein Heil auch in nichtchristlichen Religionen anbietet. Diese «Theologie der Religionen» beherrscht aber nicht nur die römisch katholische Kirche, sondern auch den ökumenischen Weltkirchenrat. Wer so denkt, landet aber unwillkürlich im Synkretismus, einer Vermischung verschiedener Religionen und deren jeweiliger Ethik. Diese Theologie der Religionen hat ja ihre «Weihe» von Papst Johannes Paul II. beim Friedensgebet der Weltreligionen im Herbst 1986 im italienischen Assisi erhalten.
Wie sich diese synkretistische Theologie der Religionen in der Praxis auswirkt, ist zu beobachten an einer schleichenden Hinduisierung des christlichen Glaubens. Deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn es bereits viele Christen in unserer Zeit gibt, für die es inzwischen selbstverständlich ist, den hinduistischen Glauben an Karma und Reinkarnation neben die christliche Auferstehungshoffnung zu stellen und hinduistische Meditationstechniken anzuwenden.
Oder ich denke an einen evangelischen Gottesdienst, der am 27. Oktober 1996 in Stuttgart stattgefunden hat. Dieser evangelische Gottesdienst hatte zum Thema «Hoffnung in verschiedenen Religionen». Aus diesem Grunde wirkten bei dem Gottesdienst der Münchner moslemische Imam Mustafa Fadai und der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Buddhistischen Union, Karl Schmied aus München, mit. Von einer ev. Pfarrvikarin wurden die Ausführungen des Moslems und des Buddhisten zu dem Thema «Hoffnung in verschiedenen Religionen» so erläutert, dass sie helfen sollten, «den eigenen Glauben vor dem Hintergrund anderer Religionen zu vertiefen und auf das zu hören, was andere Religionen uns zu sagen haben». Ihre Predigt dauerte vier Minuten. Anschliessend liess der Buddhist die rund 300 Gottesdienstbesucher eine halbe Stunde lang «an seiner täglichen Meditationsübung teilnehmen».
Aufs Ganze gesehen ist mit dem Eindringen fremdreligiöser Einflüsse in alle Lebensbereiche zu rechnen. Es ist schon so, dass sich zunehmend ein «synkretistisches Klima» ausbreitet. Besorgt macht «die Gleichgültigkeit, ja sogar Sympathie, mit welcher auch Verantwortungsträger der Kirchen – unter irreführender Berufung auf das Toleranzgebot- dem Eindringen nichtchristlicher Religionen in alle Lebensbereiche gegenüberstehen».
Somit besteht auch die Gefahr einer synkretistischen Unterwanderung christlicher Gemeinden. Solche Wirkung haben auch interreligiöse Gebetsgottesdienste auf Kirchentagen, in Evangelischen Akademien und Gemeinden.
Das synkretistische Klima unserer Zeit hat dann auch dazu beigetragen, dass es zu der «Stiftung Weltethos» gekommen ist.
Diese «Stiftung Weltethos» verdankt ihre Gründung Graf K. K. von der Groeben, der im Jahr 1995 das Buch «Projekt Weltethos» von Hans Küng las und sich unter dem Eindruck der Lektüre entschloss, für die Verbreitung der Gedanken eines «Weltethos» eine namhafte Summe bereitzustellen. Nach den Worten des Gründers soll die Stiftung «den Menschen zeigen, dass es befriedigendere Werte gibt als den materiellen Genuss und dass es Freude macht, sich für ein hohes Ziel einzusetzen. Wir müssen den Menschen klar machen, dass wir zum gemeinsamen Leben in Frieden und Freiheit hohe ethische Normen brauchen. Vielleicht schliessen sich noch mehr Menschen unserer Initiative an. An Arbeit und Aufgabe wird es nicht fehlen!»
Aus den Zinserträgen des Stiftungskapitals wird die Arbeit eines kleinen Forschungsteams unter der Leitung von Hans Küng im Dienste eines Weltethos langfristig gesichert.
Prof. Hans Küng, Dogmatiker und Ökumeniker, Konzilberater und Kritiker vatikanischer Autorität, Streiter wider das Zölibat und Anwalt des Frauenpriestertums sowie populärer Erfolgsautor, vor allem mit seinen beiden Hauptwerken «Christ sein» (1974) und «Existiert Gott?» (1978), weiss sich jetzt vor allem dem konzentrierten Engagement für eine Weltökumene aller Religionen verpflichtet, deren Grundlage das «Weltethos» ist. Der Begriff «Weltethos» geht zurück auf die Programmschrift «Projekt Weltethos», die Prof. Hans Küng 1990 vorgelegt hat und die kurz zusammengefasst beinhaltet: Ohne eine Verständigung zwischen den Religionen keine Verständigung zwischen den Nationen, ohne Religionsfrieden keinen Weltfrieden.
Damit dieses Motto nicht nur eine theoretische Erkenntnis bleibt, hat sich die «Stiftung Weltethos» zum Ziel gesetzt, interkulturelle und interreligiöse Bildungsarbeit anzuregen und durchzuführen. Dieses Anliegen wird verwirklicht insbesondere durch:
• Lehr und Vortragstätigkeit zur Verbreitung der Ideen eines grundlegenden, allen Menschen gemeinsamen Ethos, eines Weltethos, in Gemeinden, Volkshochschulen, Akademien, Schulen, Hochschulen, Verbänden, Parteien, Interessengruppen aller Art, national und international.
• Fortbildung Interessierter durch Tagungen, Vorträge, Gastvorträge, Seminare oder Workshops zur Vertiefung der Thematik eines Weltethos. …
Sehr häufig wird bei Vorträgen auch Küngs Standardwerk zu den Religionen «Spurensuche – Die Weitreligionen auf dem Weg» zugrunde gelegt. Dieses Küngsche Werk gibt seine eigene, die Religionen relativierende Meinung, wieder, die aber objektiven Kriterien nicht standhalten kann. …
Dass die «Ökumene der Religionen» sich weiter spektakulär in Szene setzt, ist daran zu erkennen, dass ein Gipfeltreffen der Religionen im Jahr 2000 bei der UNO einberufen worden ist. Der «Millenium-Welt-Friedensgipfel», wie das Treffen genannt wurde, fand vom 28. bis 31. August in New York statt. UN Generalsekretär Kofi Annan hiess die rund 1000 Repräsentanten von Christen, Moslems, Buddhisten, Hindus, Juden und anderen Religionen willkommen. Im Vorfeld dieses Treffens wurde die Überzeugung geäussert, dass die religiösen Gemeinschaften eine wichtige Rolle im Friedensprozess spielen könnten. Der «Millenium-Welt-Friedensgipfel» des Parlaments der Weltreligionen fand wenige Tage vor dem politischen Weltfriedensgipfel statt, zu dem politische Führer ebenfalls zur UNO in New York gekommen sind. Das beweist wiederum, dass die religiösen Gemeinschaften in Gestalt der Ökumene der Religionen und die politischen Völkergemeinschaften in Gestalt der UNO nicht nur noch enger kooperieren sollen, sondern ihr Harmoniebedürfnis noch weiter intensivieren wollen, um zu dokumentieren, es könne nur auf diese Weise der durch das pluralistische Weltethos der Religionen zu erreichende Weltfrieden im Zusammenwirken mit der UNO Politik garantiert bleiben.
Wie sehr auch in der Bundesrepublik Deutschland das pluralistische Weltethos der Religionen für die Politik an Bedeutung gewonnen hat, zeigt ein Ausspruch des Vorsitzenden der CDU/CSU Bundestagsfraktion, Friedrich Merz, in dem er zu verstehen gibt: «Die Mitarbeit an einem Menschen und Völker verbindenden Weltethos ist eine Aufgabe nicht nur der Kirchen, sondern auch der CDU.»
4. Ist das durch das Weltparlament der Religionen deklarierte Weltethos der einzige Weg zum Weltfrieden?
A. Der Weg zum Weltfrieden durch das pluralistische Weltethos oder der Friede des Menschen durch den Gott der Bibel?
Wenn die Weltreligionen des Hinduismus, Buddhismus und des Islam auf ein pluralistisches Weltethos festgelegt werden, bedeutet das letztlich nichts anderes, als dass sie sich synkretistischen Tendenzen aussetzen, die ihren Charakter als spezifische Erlösungsreligionen in Frage stellen.
Hierbei findet doch eine deutliche Akzentverschiebung statt, insofern als das auf das Jenseits orientierte Thema «Das Leben des Menschen nach dem Tode» verdrängt wird durch das auf das Diesseits orientierte Thema «Das Leben des Menschen in einer Welt des Friedens».
Das heisst doch konkret, dass die Weltreligionen aufgefordert sind, die zwischenmenschlichen Beziehungen unter dem Siegel einer Ökumene der Religionen human ethisch so weit zu verbessern, dass der Weg zum Weltfrieden vom Menschen nicht nur beschritten wird, sondern sich auch als der einzig gangbare erweist.
Frage: Nimmt hierbei nicht die Ökumene der Religionen für sich in Anspruch, den Weltfrieden mit der Zeit herbeiführen zu können, den die Politik, z. B. in Gestalt der UNO, allein nicht zu erreichen vermag? Mit diesem Anspruchsdenken verlieren die Weltreligionen mit der Zeit immer mehr ihre missionarischen Aktivitäten zur Erlösung des Menschen, da sie ein innerweltliches Ziel verfolgen, das «Weltfrieden» heisst.
Die Weltreligionen werden dadurch säkularisiert, nehmen humanistische Züge an, machen sich attraktiv für eine pazifistische Gesellschaft mit einer religiös fundamentierten allgemeinen Verhaltensethik, die zum Frieden unter den Menschen und in der Welt führen soll.
Die Weltreligionen, einschliesslich des Christentums, sollen, nach dem katholischen Theologen Hans Küng, dem Vordenker einer Ökumene der Religionen, zum Dialog miteinander finden nach den Grundsätzen eines VVeltethos, da nur so der Weltfrieden erreicht werden könne und das Überleben der Menschheit gesichert sei.
Das Weltethos besteht nach Küng aus fünf grossen Geboten der Menschlichkeit, die in allen grossen Weltreligionen gelten:
1 . nicht töten (nicht anderen Schaden zufügen)
2. nicht lügen (nicht betrügen, Verträge brechen)
3. nicht stehlen (nicht Rechte anderer verletzen)
4. nicht Unzucht treiben (nicht Ehe brechen)
5. die Eltern achten (Bedürftigen und Schwachen helfen).
In seinem Buch «Spurensuche – Die Weltreligionen auf dem Weg» (S. 9) fasst Küng das gemeinsame Menschheitsethos, das sog. Weltethos, das zu einer weltweiten Verständigung zwischen den Religionen führen soll, so zusammen:
«Kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen. Kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen. Kein Dialog zwischen den Religionen ohne globale Massstäbe. Kein überleben unseres Globus ohne ein globales Ethos, ein Weltethos.»
Kann, so fragen wir, der Weltfrieden durch das Weltethos der Religionen in einer ökumenischen Gemeinschaft verwirklicht werden, ohne den Gott der Bibel zu befragen, wie er dazu steht?
Was sagt die Bibel zum Frieden des Menschen durch Gott? In Lev 26, 6a verheisst Gott den Menschen Frieden im Lande. Er knüpft allerdings diese Verheissung an eine Bedingung, Vers 3 desselben Kapitels, die fordert: in seinen Ordnungen zu leben, seine Gebote zu halten und sie zu tun.
Gott schenkt den Menschen, die sein Gesetz lieben, Frieden (Ps 119). Und wer fest in Gott gegründet ist, dem bewahrt Gott Frieden, weil er auf ihn vertraut (Jes 26, 3).
In diesen Bibeistellen kommt klar zum Ausdruck, dass Gott der Friedensbringer für den Menschen ist, wenn er in seinen Ordnungen lebt, seine Gebote hält und tut, sein Gesetz liebt, fest in ihm gegründet ist und auf ihn vertraut.
Es kommt also auf die rechte Beziehung des Menschen zu Gott an, wie es schon vom ersten Gebot her gefordert ist: «Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.» Das bedeutet ja nichts anderes, als dass wir Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen sollen.
Dieses Gott Mensch Verhältnis dient dem Frieden des Menschen. Wenn wir nun das Weltethos der Religionen betrachten, fällt sofort auf, dass von einer Beziehung des Menschen zu Gott oder einer göttlichen Macht keine Rede ist. Das Gott Mensch Verhältnis wird ausgeklammert und statt dessen appelliert an das ethische Verhalten des Menschen zum Mitmenschen, das die Forderungen erhebt: nicht zu töten, nicht zu lügen, nicht zu stehlen, nicht Unzucht zu treiben und die Eltern zu achten.
Durch dieses pluralistische Weltethos, dem sich alle Religionen stets verpflichtet fühlen sollen, will die Ökumene der Religionen allmählich den Weltfrieden herbeiführen.
So werde also der Weltfriede von Menschen machbar, wenn er nur weltethisch entwickelt werde durch die Ökumene der Religionen, und auch das Überleben der Menschheit könne damit gesichert werden.
Dazu eine Anmerkung: Gott muss wohl damit zufrieden sein, dass der sich ethisch so hoch entwickelte Mensch sich ein solches Friedensreich schafft, zu dem Gott dann nur noch seinen Segen geben kann.
B. Jesus Christus – der einzige Weg zum Frieden für die Menschen mit Gott und die Menschen untereinander
Jesus Christus sagt ja von sich selbst: «Ich bin der Weg», genauer noch: «Ich allein nur, niemand sonst, bin der Weg». Jesus Christus als der Weg nimmt dann auch noch für sich in Anspruch, die Wahrheit zu verkörpern, und zwar ganz konkret in seiner Person, entgegen allen Vorstellungen eines abstrakten philosophischen Wahrheitsverständnisses.
Darüber hinaus ist Jesus Christus nicht nur der Weg und die Wahrheit schlechthin, sondern das Leben im Vollsinn des Wortes, in ganzer Fülle, so dass ein Leben ohne ihn für den Menschen nur ein Scheinleben bedeuten kann. Jesus Christus, der durch sein Offenbarwerden unter den Menschen gezeigt hat, dass er als der Weg, die Wahrheit und das Leben einzigartig ist, ist damit zum einzigen und alleinigen Erlöser für den Menschen geworden, aus seiner Zeit in der Welt in die Ewigkeit des seligen himmlischen Reiches.
Wir alle kennen ja ganz gut die entscheidende Belegstelle im Neuen Testament für dieses Selbstverständnis Jesu Christi, Joh 14, 6: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater als nur durch mich.»
Jesus Christus als der Weg, die Wahrheit und das Leben ist auch der Herr des Friedens, der dem Menschen, der mit ihm im Glauben verbunden ist, den Frieden schenkt, so dass er Frieden mit anderen Menschen halten kann. Ich denke hierbei vor allem an Röm 5,1: «Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.»
Des weiteren sind massgebend 2. Thess 3, 16, wo Jesus Christus als der Herr des Friedens angerufen wird, und Joh 14, 27, wo Jesus verheisst: «Ich lasse euch Frieden, ich gebe euch meinen Frieden.»
Das bedeutet auch, dass Jesus Christus, als der Herr des Friedens, den gläubigen Menschen in seinem Wesen so verändern kann, dass er friedfertig wird und mit anderen Menschen auskommen kann. Dieser Sachverhalt findet seine Bestätigung in 2. Kor 5, 17: «Wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.»
Da nun das Weltethos, das die zwischenmenschlichen Beziehungen so regeln soll, dass die Menschen miteinander in Frieden leben und zum Weltfrieden beitragen können, dies ohne Bezug auf Jesus Christus, den Herrn des Friedens, erreichen will, ist es letztlich nichts anderes als ein anthropologisches Element der Ökumene der Religionen, ohne dass Jesus Christus am Menschen verändernd wirken könnte.
Die Ökumene der Religionen, die Jesus Christus in seinem Herrsein über alles nicht beachtet, muss es sich gefallen lassen, dass ihre Zielsetzung verfehlt und utopisch ist.
Wir erinnern uns: Die Zielsetzung lautet: «Kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen. Kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen. Kein Dialog zwischen den Religionen ohne globale ethische Massstäbe. Kein Überleben unseres Globus ohne ein globales Ethos, ein Weltethos.»
Wir als gläubige Christen sollten, und das ist die richtige Antwort auf die Ökumene der Religionen, uns ganz fest binden an Jesus Christus, den Herrn aller Herren, der nach Heb 13, 8 gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit ist. Das hat Bestand und Garantie und nicht das Weltethos einer Ökumene der Religionen.
Ausserdem sollten wir noch beherzigen, was uns im folgenden Vers (Heb 13, 9a) zu tun empfohlen ist: «Lasst euch niemals durch mancherlei und fremde Lehren fortreissen, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade … »
Der Autor:
Prof. Dr. Klaus Hoppenworth studierte Vergleichende Religionswissenschaft in Tübingen, wo er 1970 auch promovierte. Als Dozent war er 1964-1972 am Missionseminar der ev. luth. Hermannsburger Mission und von 1975-1985 an der Universität Tübingen tätig. Seit 1972 lehrt er am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission neutestamentliches Griechisch sowie Philosophie und Religionsgeschichte, besonders auch in Auseinandersetzung mit neureligiösen Strömungen mit hinduistisch-buddhistischem Hintergrund. Ausserdem unterrichtet er als Gastdozent seit 1978 an der heutigen Akademie für Weltmission (ehemals FHM), Korntal.
www.horst-koch.de
info@horst-koch.de...https://horst-koch.de/oekumene-der-religionen/
Der einzige Weg zum Weltfrieden?
Prof. Dr. Klaus Hoppenworth
1. Das Selbstverständnis der Weltreligionen des Hinduismus, Buddhismus und Islam von ihren ethischen Grundwerten her
A. Der Hinduismus und Buddhismus mit ihren ethischen Grundwerten
Der Mensch kann nach der Lehre des Hinduismus nicht wesenhaft böse sein. Denn wenn es so wäre, dann stünde er im Gegensatz zu seinem Atman, dem guten Seelenkern. Vielmehr ist der Mensch an sich gut. Das Böse wird im Hinduismus nicht geleugnet, aber es wird als eine Macht ausserhalb des Menschen bezeichnet, die ausserhalb der Brahman-Atman Wirklichkeit, der Weltseele, Einzelseele, Wirklichkeit, in der Scheinwelt, dem Lebensbereich des Menschen existiert. Die böse Macht, auch Maya genannt, will zwar in den Menschen eindringen und ihn zur bösen Tat verleiten, aber da das Böse nur scheinwirklich ist, kann der Mensch, der die Brahman Atman Wirklichkeit für sich erfahren hat, das Böse erkennen und für sich unwirksam machen. Das Böse ist deshalb im Hinduismus ein noetisches, erkenntnismässiges Problem und niemals ein ontisches, seinsgemässes Problem. Das Böse ist deshalb für den Menschen eine Frage der Erkenntnis und nicht eine Frage des Seins, da das Sein des Menschen gut ist dank seinem Atman, seiner ewigen Seele, die Bestandteil ist des Brahman, der ewigen Weltseele.
B. Zu den ethischen Grundwerten des Hinduismus
Der Hinduismus gibt vor, eine Religion mit hohen sittlichen Grundsätzen zu sein, die der Lehre des Karma unterworfen sind, nach der gutes und schlechtes Handeln in Tat, Wort und Gedanken auf dem Weg zur Erlösung einen Menschen entweder voranbringt oder zurückwirft.
Das sittliche Verhalten des Christen dagegen ist kein Selbstzweck und schon gar nicht die Voraussetzung seiner Erlösung, sondern vielmehr eine Seinsweise, eine Lebenshaltung, die sich aus dem Glauben an Jesus als den Herrn seines Lebens erst ergibt und gleichzeitig auch den Christen in die sittliche Verantwortung seines Lebens gegenüber seinem Schöpfer und Erhalter und Erlöser ruft.
Der Hinduismus hat sich zum Ziel gesetzt, den autonomen, göttlichen Menschen zu erlösen, Gott aber will den sündigen Menschen retten. Der Hindu soll sich frei fühlen von Gott und auf seine Unabhängigkeit stolz sein, und da er deshalb ja nicht gegen Gott gesündigt haben kann, ist er im Grunde ein guter Mensch, und damit hat er auch Selbsterlösungsgaben.
Die Bibel jedoch weiss um die Sündhaftigkeit des Menschen, und dass er im Grunde seines Wesens ein böser Mensch ist, der zu seiner eigenen Erlösung nichts tun kann, sondern sich die Erlösung nur schenken lassen kann durch den Glauben an den Erlöser, den Gott, der sich selbst in Jesus Christus offenbart hat (vgl. Eph 2, 8).
Das macht doch ganz deutlich, dass es zwischen der hinduistischen Erlösungsreligion und dem christlichen Erlösungsglauben niemals eine gemeinsame Grundlage geben kann, und damit auch keinen Konsens im Sinne eines Weltethos aller Religionen.
C. Zu den ethischen Grundwerten des Buddhismus
Da der Mensch im Buddhismus, wie im Hinduismus auch, von seinem Wesen her gut und selbsterlösungsfähig ist, hat für den Buddhisten die fundamentale Ethik der Hindus ebenfalls Gültigkeit, die aber von Buddha noch weiter radikalisiert worden ist.
Denn Buddha (560-490 v. Chr.) hat eine moralische Selbsterlösungslehre vertreten, die er auf Grund seiner religiösen Selbsterfahrung gefunden hat. Deshalb lehrt auch der Buddhismus eine höchste moralische Vollkommenheit, welche schon in diesem Leben auf dieser Erde erreichbar sei. Dazu dient ja auch der edle, achtteilige Pfad als der Erlösungsweg ins Nirvana, in einen Zustand der Leidenserlöstheit jenseits von Sein und Nichtsein im transkosmischen Bereich. Dieser Pfad ist verbunden mit der ethischen Verpflichtung zur rechten Anschauung der vier edlen Wahrheiten, zur rechten Gesinnung, rechtem Reden, rechtem Tun, rechtem Leben, rechtem Streben, rechtem Überdenken seiner selbst und zum rechten Sichversenken als dem meditativen Erlösungserlebnis.
Ein sittlich so hochstehender Buddhist ist ein so guter Mensch, dass ihm das Böse in dieser Welt nichts mehr anhaben kann. Das Böse hat zwar keine Wurzeln im Menschen, liegt vielmehr ausserhalb des Menschen, versucht jedoch in ihn einzudringen; aber ein sittlich gereifter Buddhist ist immun gegen alles Böse.
Die Bibel aber weiss um die Sündhaftigkeit des Menschen und auch um die dämonischen Mächte, denen er ausgesetzt ist. Das bedeutet, das Böse ist eben nicht nur eine Macht ausserhalb des Menschen, sondern er selbst ist von seinem Wesen her böse (vgl. Gen 8, 21; 6, 5; Röm 3, 23-24).
D. Der Islam mit seinen ethischen Grundwerten
Aus der Verkündigung Mohammeds ergibt sich als ein Wesenszug des Islam, dass er sich als eine Gesetzes- und Leistungsreligion versteht.
Es geht also im Islam um die Erfüllung des Gesetzes, um eine religiöse Leistung. Dazu ist zu sagen: Der Weg zum Heil, zur Erlösung, führt über die Erfüllung von Gesetzen, also über die Werkgerechtigkeit.
Da der Islam eine ausgesprochene Gesetzesreligion ist, legt er in der Hauptsache Wert auf die äusserliche Regelung des Lebens. Er kann deshalb auch als eine Religion der Öffentlichkeit bezeichnet werden.
Jeder Moslem muss sich täglich unter dem Gesetz Allahs wissen, weil er nach der Überzeugung Mohammeds nur unter diesem gesetzlichen Zwang zu der von ihm geforderten totalen Hingabe an Allah finden kann. Dass es Mohammed um die Hingabe an Allah geht, ist daran zu erkennen, dass er selbst für die von ihm verkündete Religion den Ausdruck «Islam» wählte, der gerade diese besagt: die totale Hingabe des Menschen an Allah.
E. Das Gottes- und Menschenbild im Islam und seine Auswirkungen auf die ethischen Grundwerte
In der Schriftenreihe des Islamischen Zentrums München Nr. 2 von 1976 findet sich der Artikel «Islam in unserer Zeit» von Achmed Schmiede, einem Moslem, in dem es S. 17 ff. heisst: «Allah ist existent, Er ist einig und einzig, Sein Dasein hat keinen Anfang und kein Ende, weder ähnelt er einem seiner Geschöpfe noch ist irgendein Geschöpf ihm ähnlich.»
Der Islam leugnet also die Ebenbildlichkeit Gottes bei der Erschaffung des Menschen durch Gott den Schöpfer (vgl. Gen 1, 26). Weiter heisst es in dem Artikel: «Zum Glauben an den einen (einzigen) Gott, (der nicht seinesgleichen hat [Sure 112]), sind ausnahmslos alle vernünftigen Menschen verpflichtet.»
Das bedeutet für den Moslem ein Glaubensmuss, Glaube als ein intellektuelles Wissen, Glaube als ein Fürwahrhalten, dass es diesen Allah gibt.
Der durch eine unermessliche Distanz von Allah getrennte Mensch darf sich nicht als ein Kind Gottes verstehen, sondern muss sich so verhalten, wie es sich für einen Sklaven seinem Herrn gegenüber gebührt (vgl. Sure 19,93).
Diese Vorstellung von Allah, die den Menschen vor Allah zu einem willenlosen Sklaven macht, ist von Mohammed für den Moslem dahingehend gemildert worden, dass dem Menschen doch noch ein gewisser Spielraum gelassen ist, der es ihm ermöglicht, auch noch aus eigenem Willen frei entscheiden und handeln zu können.
Von Seiten des Islam wird das Sklave Herr Verhältnis des Moslem so erklärt: «Der Mensch besitzt etwas, das man im Islam mit ‘Teilvermögen’ bezeichnet. Er hat die Möglichkeit, sich für eine Handlung zu entscheiden. Er kann das im Sinne des Gebotes Gute, er kann aber auch das Böse tun.»
Von dem Menschen in islamischer Sicht kann nicht behauptet werden, er sei gut an sich, sondern er ist ein Geschöpf, das von Allah immer wieder in die Pflicht genommen werden muss, und zwar durch den Koran und die isiamische Tradition, in denen aufgezeichnet ist, was für den Menschen nötig ist, um sich Allah total ausliefern zu können. Der Mensch ist gut und böse von seinem Wesen her. Er muss seine gute Seite entwickeln, und das kann er nur durch die Religion des Islam.
2. Die Inklusivität bzw. Exklusivität der Weltreligionen als Erlösungsreligionen
A. Die Inklusivität des Hinduismus bzw. Buddhismus
Charakteristisch für den Hinduismus bzw. Buddhismus ist, dass sie sich vom Grunde ihres Wesens her als inklusivistisch verstehen.
Was Inklusivität bedeutet, kann anschaulich gemacht werden mit dem Bild konzentrischer Kreise.
Angewandt auf den Hinduismus bedeutet das: In der Mitte steht der Hinduismus. Um diese Mitte kreist in näherer Entfernung der Buddhismus und in grösserer Entfernung der Islam und das Christentum.
Was die Erlösung des Menschen betrifft, nimmt der Hinduismus für sich in Anspruch, die Erlösungsreligion schlechthin zu sein, da nur durch ihn der Mensch nach vielen irdischen Existenzen schliesslich vollkommen erlöst werden kann hinein in das Brahman, das heisst, aufgelöst zu sein in das kosmische Sein als eine kosmische Kraft.
Die Inklusivität des Hinduismus zeigt sich nun darin, dass den anderen Religionen auch Erlösungswerte zugebilligt werden, die den Menschen auf seinem langen Weg des Erlösungsprozesses auf sein Erlösungsziel hin voranbringen können.
Der Hinduismus kann also die anderen Religionen mit einschliessen, sich inklusivistisch geben, da sie mitbeteiligt sein können am Erlösungsprozess des Menschen.
Der Hinduismus ist deshalb eine tolerante Religion. Er toleriert die anderen Religionen, weil in ihnen teilweise auch das Göttliche, Brahman genannt, manifest, offenbar ist.
Der Hinduismus deutet die Erlösungspraxis so: gutes Buddhistsein, Moslemsein, Christsein ermöglicht einem Menschen dank dem Karmagesetz, dem Vergeltungsgesetz, eine bessere religiöse Existenz im nächsten irdischen Dasein, das dann für die weiteren irdischen Existenzen einen religiösen Fortschritt bringt auf dem Erlösungsweg bis hin zu einer irdischen Existenz als Hindu, in der dann die endgültige Erlösung verwirklicht werden kann.
Der Buddhismus nimmt in gleicher Weise wie der Hinduismus die Inklusivität in Anspruch, indem er sich in die Mitte der konzentrischen Kreise stellt, um im Bild zu bleiben. Der Hinduismus folgt dann in der näheren Entfernung, Christentum und Islam in der grösseren Entfernung.
Auch für den Buddhismus gilt, dass er schliesslich den Menschen nach vielen irdischen Existenzen, die auch als guter Hindu, Christ oder Moslem durchlaufen werden können, in einer buddhistischen Existenz die vollkommene Erlösung ermöglicht, Nirvana genannt, einen Zustand der Leidenslosigkeit, transkosmisch, jenseits von Sein und Nichtsein.
Vom Hinduismus bzw. Buddhismus werden also die anderen Religionen nicht ausgeschlossen, sondern eingeschlossen, da sie den Menschen auf seinem Erlösungsweg ein Stück weit dem Erlösungsziel näherbringen können.
B. Die Exklusivität des Islam
Charakteristisch für den Islam ist, dass er sich vom Grunde seines Wesens her als exklusivistisch versteht.
Exklusivität bedeutet: Nur der Islam ist wahr und führt zur Erlösung!
Was die Erlösung des Menschen betrifft, nimmt der Islam für sich in Anspruch, die einzige wahre Erlösungsreligion zu sein, da nur durch ihn der Mensch, der nur ein Leben hat, vollkommen erlöst werden kann hinein in ein Paradies, in dem dauernder Wohlstand und alle sinnlichen Freuden in vollen Zügen genossen werden können.
Dass der Islam die einzig wahre Erlösungsreligion für den Menschen ist, wird bestätigt durch den Koran, die «Heilige Schrift» der Moslems, das unverfälschte Wort ihres Gottes Allah, in dem es heisst in Sure 3, 19a: «Siehe, die (einzige wahre) Religion bei Allah ist der Islam … » Oder: Sure 17, 81: «… Gekommen ist die Wahrheit (der Islam) und vergangen das Falsche (die Unwahrheit der anderen Religionen) … »
Auch werden die Moslems im Koran gelobt als solche, die der besten Religion angehören, und die in ihrer Art einzigartig ist, vgl. Sure 3, 11 Oa: « Ihr seid die beste Gemeinschaft, die für die Menschen erstand … » Oder Sure 21, 92 und 23, 52: «… diese eure Gemeinschaft ist eine einzige (einzigartige) Gemeinschaft … »
Die Exklusivität des Islam zeigt sich nun darin, dass den anderen Religionen keine Erlösungswerte zugebilligt werden, da sie gar nichts enthalten, was nur irgendeinen Wert für die Erlösung des Menschen haben könnte, vgl. Sure 48, 28: «Er (Allah) ist es, der seinen Gesandten (Mohammed) mit der Rechtleitung (der exklusiven Rechtleitung) und der Religion der (einzigen) Wahrheit geschickt hat, um sie über jede andere Religion zu erheben (um jede andere Religion für die Erlösung des Menschen auszuschliessen) … »
Alle anderen Religionen werden also vom Islam ausgeschlossen. Er gibt sich exklusivistisch, indem er die Angehörigen der anderen Religionen als Ungläubige, Scheinheilige und Heuchler in die Hölle verdammt, vgl. Sure 9, 73 b: «… Die Hölle ist ihre Herberge (die Hölle ist die Herberge der Ungläubigen und Scheinheiligen) und schlimm ist die Fahrt (dorthin).» Oder Sure 66, 9b: «… ihre Wohnung ist die Hölle (die Hölle ist die Wohnung der Ungläubigen und Heuchler) und schlimm ist die Fahrt (dorthin).»
Der Islam ist deshalb eine intolerante Religion. Er toleriert die anderen Religionen nicht und fordert die gläubigen Moslems auf, auf dem Weg Allahs zu kämpfen für die einzig wahre Religion gegen die Ungläubigen, die als Satans Freunde auf dem Wege Satans wandeln, vgl. Sure 4, 76: «Wer das glaubt, kämpft auf Allahs Weg, und wer das nicht glaubt, kämpft auf dem Weg des Bösen (Satans). So bekämpft Satans Freunde. Siehe, Satans List ist schwach.»
Da die Weitreligionen des Hinduismus, Buddhismus und des Islam keine pluralistischen Religionen, sondern inklusivistisch bzw. exklusivistisch, sind, können sie von ihrem Wesen her auch gar kein pluralistisches Weltethos in sich tragen.
Obwohl also diese Weltreligionen von ihrem Wesen her nicht ethisch vereinheitlicht werden können, haben sich liberale Vertreter vor allem des Hinduismus, Buddhismus, Islam und auch des Christentums zu einer Ökumene der Religionen zusammengeschlossen und ein Weltparlament der Religionen abgehalten, das von christlichen Liberalen veranstaltet worden ist.
3. Die Ökumene der Religionen
A. Das Weltparlament der Religionen von 1893 – Entstehung und Entwicklung
Dieses Parlament war der erste neuzeitliche Versuch, ein Forum für die weltweite Begegnung aller Religionen zu schaffen. Es wurde anlässlich der Weltausstellung 1893 in Chicago von christlichen Liberalen veranstaltet.
Das Religionsparlament war vom damals noch ungebrochenen Fortschrittsoptimismus des 19. Jahrhunderts geprägt. Moderner Evolutionismus und Fortschrittsglaube haben im 19. Jahrhundert den religiösen Optimismus gefördert.
Es ist mit Recht festgestellt worden, dass der Kurs des Weltparlaments uneingestandenermassen protestantisch war. Religiöse Wahrheiten und moralische Vorstellungen, die im nordamerikanischen Gesamtprotestantismus allgemeine Geltung besassen, wurden unbemerkt zum gemeinsamen Nenner aller Religionen erklärt.
In Chicago hat sich der moderne Protestantismus zum erstenmal für die Religionen geöffnet, aber zu seinen eigenen Bedingungen und immer noch im Gefühl seiner Überlegenheit. Das entsprach dem damaligen Kräfteverhältnis zwischen den Religionen. Islam, Hinduismus und Buddhismus fingen erst an, ein neues Selbst- und Sendungsbewusstsein zu entwickeln. Dasjenige des Christentums war noch nicht in eine Krise geraten. Übrigens entsprach auch die Idee, die Religionen in Form eines «Parlaments» zusammenzubringen und Englisch zur einzigen Konferenzsprache zu erklären, dem Geist des amerikanischen Protestantismus. Vieles davon prägt bis heute die interreligiöse Arbeit.
Liberale Katholiken sahen im Religionsparlament eine Gelegenheit, sich als patriotisch und als progressiv zu zeigen. Schon 1894 verdammte freilich der Kölner Katholikentag die liberalen Tendenzen des amerikanischen Katholizismus mit ausdrücklichem Verweis auf das Parlament. Diese Haltung sollte sich erst etwa 70 Jahre später, mit dem 2. Vatikanischen Konzil, ändern. Einer der führenden Persönlichkeiten des Weltparlamentes war der Hindumönch Swami Vivekananda (1863-1902), der schnell zum populärsten Sprecher der Versammlung avancierte.
Wer war dieser so faszinierend wirkende Vivekananda? Er war der prominenteste Schüler Ramakrishnas, eines Hindupriesters, der aus einer Brahmanenfamilie stammte. Dieser Ramakrishna (1836-
1886) hatte von Jugend an tranceartige Erlebnisse und Visionen, Ausdruck einer starken religiösen Sehnsucht nach dem Göttlichen. Er verkündigte: Der Hinduismus kann wieder neu eine unerschöpfliche Quelle spiritueller Erneuerung werden.
Im Jahr nach dem Tode Ramakrishnas wurde Vivekananda Mönch und studierte intensiv die hinduistische heilige Sanskrit Literatur.
Vivekananda konnte am Weltparlament der Religionen teilnehmen, das im September 1893 in Chicago tagte. Er blieb die wirkungsvollste Persönlichkeit in diesem Parlament, wo sich zum erstenmal in aller Form Christentum und östliche Religionen getroffen haben. Vivekananda forderte statt der bisherigen Konflikte und Konfrontationen eine Harmonie der Religionen von Ost und West.
Vivekananda hat bei dem Weltparlament der Religionen in Chicago alles daran gesetzt, den Teilnehmern das einzig wahre Menschenbild zu vermitteln, indem er ganz radikal die Sündigkeit der menschlichen Natur verworfen hat mit den markanten Worten: «Hört, ihr Kinder der unsterblichen Glückseligkeit! … erlaubt mir, euch, ihr Brüder, mit diesem süssen Namen anzureden … der Hindu weigert sich, euch Sünder zu nennen. Ihr seid Kinder Gottes, Teilhaber unsterblicher Glückseligkeit, heilige und vollkommene Lebewesen. Ihr seid Gottheiten auf der Erde, – Sünder? Es ist eine Sünde, einen Menschen so zu nennen, es ist eine bleibende Entehrung der menschlichen Natur … »
Diese Haltung Vivekanandas, nach der der Mensch seinem Wesen nach gut an sich, ja geradezu Gott Mensch ist, bestimmte nun auch seine Einstellung zu den anderen Religionen: «Ich bin stolz darauf, zu einer Religion zu gehören», erklärte Vivekananda dem Weltparlament, «welche die Welt Toleranz und allumfassende Annahme gelehrt hat. Wir glauben nicht nur an die universale Toleranz, sondern wir nehmen an, dass alle Religionen wahr sind.»
Das heisst für ihn: Wahrheit enthalten, mehr oder weniger, alle Religionen, wobei der Hinduismus den grössten Anteil beanspruchen könne.
Vivekananda nutzte das Parlament, um im Anschluss daran in den USA zu bleiben, Anhänger zu sammeln und eine Ramakrishna Mission zu gründen.
Das Weltparlament der Religionen in Chicago war für die asiatischen Religionen das Signal, im Westen eine organisierte Missionsarbeit zu starten.
Das Weltparlament der Religionen von 1893 stellt den Beginn dessen dar, was heute als «interreligiöse Bewegung» bezeichnet wird.
B. Die interreligiöse Bewegung
Zwischen dem Weltparlament der Religionen 1893 in Chicago und seiner Hundertjahrfeier 1993 sind verschiedene interreligiöse Organisationen entstanden, die miteinander kooperieren, und sich als Teile einer «interreligiösen Bewegung» verstehen.
Die wichtigsten von ihnen sind
1. Weltbund für religiöse Freiheit (International Association for Religious Freedom; IARF)
2. Weltbund der Religionen (World Congress of Faiths; WCF)
3. Tempel der Verständigung (Temple of Understanding)
4. Weltkonferenz der Religionen für den Frieden (World Conference on Religion and Peace; WCRP)
Ihnen allen geht es um die Einheit der Religionen sowie den Frieden zwischen ihnen, aber mit unterschiedlichen Akzenten, ausgerichtet auf das Ziel gemeinsamer «interreligiöser Spiritualität».
Diese vier interreligiösen Organisationen einigten sich 1988 darauf, dass die Hundertjahrfeier des Weltparlaments der Religionen von Chicago gemeinsam im Jahr 1993 begangen werden sollte. Sie konnte dann auch vom 28. August bis 5. September 1993 in Chicago stattfinden mit über 6000 Vertretern von mehr als 200 Religionsgemeinschaften.
C. Das 1993 von dem Weltparlament der Religionen deklarierte pluralistische Weltethos
Bei dieser Hundertjahrfeier verabschiedeten die Delegierten der Weltreligionen zwar nicht eine Erklärung zu einer universalen Idealreligion für alle Menschen, aber eine Erklärung zu einem Weltethos, einem gemeinsamen pluralistischen Menschheitsethos für die Menschen aller Religionen.
Die Frage nach einem «Weltethos» geht zurück auf die Programmschrift «Projekt Weltethos», die Prof. Hans Küng 1990 vorgelegt hat.
In dieser genannten Programmschrift «Projekt Weltethos» wird programmatisch die Idee entwickelt, dass die Religionen der Weit nur dann einen Beitrag zum Frieden der Menschheit leisten können, wenn sie sich auf das ihnen jetzt schon Gemeinsame im Ethos besinnen: auf einen Grundkonsens bezüglich bestehender verbindender Werte, unverrückbarer Massstäbe und persönlicher Grundhaltungen.
Das «Projekt Weltethos» wird von der Grundüberzeugung getragen: Kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen. Kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen. Kein Dialog zwischen den Religionen ohne Grundlagenforschung in den Religionen.
Es geht also nicht um die Einheit aller Religionen. Es geht um den Frieden zwischen den Religionen, der eine wesentliche Voraussetzung sei für den Frieden unter den Nationen.
Um nun diesen Frieden unter den Religionen zu gewährleisten, sollen sogenannte pluralistische ethische Imperative von grundsätzlicher Bedeutung sein, an die sich die Menschen zu halten hätten, die in all diesen Religionen im wesentlichen die gleichen seien.
Aus der Erklärung zum pluralistischen Weltethos, die am 4. September 1993 vom Weltparlament der Religionen verabschiedet worden ist, deren Entwurf unter Federführung von Hans Küng im Institut für ökumenische Forschung der Universität Tübingen entstanden ist, zitiere ich die entscheidenden, wesentlichen und grundlegenden Prinzipien dieses Weltethos:
Wir sind Frauen und Männer, welche sich zu den Geboten und Praktiken der Religionen der Welt bekennen:
Wir bekräftigen, dass sich in den Lehren der Religionen ein gemeinsamer Bestand von Kernwerten findet und dass diese die Grundlage für ein Weitethos bilden.
Wir bekräftigen, dass diese Wahrheit bereits bekannt ist, aber noch mit Herz und Tat gelebt werden muss.
Wir bekräftigen, dass es eine unwiderrufbare, unbedingte Norm für alle Bereiche des Lebens gibt, für Familien und Gemeinden, für Rassen, Nationen und Religionen.
Es gibt bereits uralte Richtlinien für menschliches Verhalten, die in den Lehren der Religionen der Welt gefunden werden können und welche die Bedingung für eine dauerhafte Weltordnung sind.
Wir erklären: Wir müssen andere behandeln, wie wir von anderen behandelt werden wollen.
Wir verpflichten uns auf eine Kultur der Gewaltlosigkeit, des Respekts, der Gerechtigkeit und des Friedens.
Wir dürfen nicht stehlen. Wir müssen vielmehr die Herrschaft der Sucht nach Macht, Prestige, Geld und Konsum überwinden, um eine gerechte und friedvolle Welt zu schaffen.
Die Erde kann nicht zum Besseren verändert werden, wenn sich nicht das Bewusstsein der Einzelnen zuerst ändert. Wir versprechen, unsere Wahrnehmungsfähigkeit zu erweitern, indem wir unseren Geist disziplinieren durch Meditation, Gebet oder positives Denken. Ohne Risiko und ohne Opferbereitschaft kann es keine grundlegende Veränderung in unserer Situation geben. Deshalb verpflichten wir uns auf dieses Weltethos, auf Verständnis füreinander und auf sozialverträgliche, friedensfördernde und naturfreundliche Lebensformen.
Wir laden alle Menschen, ob religiös oder nicht, dazu ein, dasselbe zu tun.
Wir Männer und Frauen aus verschiedenen Religionen und Regionen dieser Erde wenden uns deshalb an alle Menschen, religiöse und nichtreligiöse. Wir wollen unserer gemeinsamen Überzeugung Ausdruck verleihen:
• Wir alle haben eine Verantwortung für eine bessere Weltordnung.
• Unser Einsatz für die Menschenrechte, für Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Erde ist unbedingt geboten.
• Unsere sehr verschiedenen religiösen und kulturellen Traditionen dürfen uns nicht hindern, uns gemeinsam aktiv einzusetzen gegen alle Formen der Unmenschlichkeit und für mehr Menschlichkeit.
• Die in dieser Erklärung ausgesprochenen Prinzipien können von allen Menschen mit ethischen Überzeugungen, religiös begründet oder nicht, mitgetragen werden.
• Wir aber als religiöse und spirituell orientierte Menschen, die ihr Leben auf eine Letzte Wirklichkeit gründen und aus ihr in Vertrauen, in Gebet oder Meditation, in Wort oder Schweigen spirituelle Kraft und Hoffnung schöpfen, haben eine ganz besondere Verpflichtung für das Wohl der gesamten Menschheit und die Sorge um den Planeten Erde. Wir halten uns nicht für besser als andere Menschen, aber wir vertrauen darauf, dass uns die uralte Weisheit unserer Religionen Wege auch für die Zukunft zu weisen vermag.
• Die Menschheit bedarf einer Vision des friedlichen Zusammenlebens der Völker, der ethnischen und ethischen Gruppierungen und der Religionen in gemeinsamer Verantwortung für unseren Planeten Erde.
(Anmerkung: Zu den ersten Unterzeichnern dieser Erklärung des «Weltparlaments der Religionen» zum pluralistischen Weltethos 1993 gehörte der zur Zeit berühmteste Buddhist, der tibetisch-buddhistische Dalai Lama.)
D. Die Einflüsse durch das pluralistische Weltethos auf die Weltreligionen bis in unsere Zeit
Das pluralistische Weltethos hat seine Entstehungsgeschichte. Es sind verschiedene Entwicklungen massgebend bis hin zu seiner Begründung.
Entscheident für seine Entwicklung hin zu einem pluralistischen Weltethos ist die Haltung der katholischen Kirche, die ihre traditionelle Position aufgegeben hat.
Die traditionelle katholische Position schon in den frühen christlichen Jahrhunderten verbreitet durch Origenes, Cyprian und Augustin ist allgemein bekannt: Extra ecclesiam nulla salus = ausserhalb der Kirche kein Heil! Unzweideutig hatte das ökumenische Konzil von Florenz 1442 definiert: «Die heilige römische Kirche … glaubt fest, bekennt und verkündet, dass niemand ausserhalb der katholischen Kirche, weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Kirche Getrennter, des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod der katholischen Kirche anschliesst.»
Diese Erklärung beinhaltet doch auch, dass die allein seligmachende katholische Kirche für sich ein singuläres christliches Ethos beansprucht und ein pluralistisches Weltethos ablehnt.
Die katholische Theologie hat jedoch in den letzten Jahrzehnten versucht, jenes kompromisslose «Extra-Dogma» (Ausserhalb der Kirche kein Heil) neu zu verstehen, und das hiess meistens: umzuinterpretieren, ja in sein Gegenteil zu kehren.
Das Zweite Vatikanische Konzil erklärte in seiner Konstitution über die Kirche (1964) ganz unzweideutig: «Diejenigen Menschen, die das Evangelium Christi und seiner Kirche ohne ihre Schuld nicht kennen, Gott jedoch aufrichtigen Herzens suchen und seinen im Gewissensgebot erkannten Willen in Taten unter dem Wirken seiner Gnade zu erfüllen trachten, können das ewige Heil erlangen.» (Artikel 16)
Auch die Moslems (oder Hindus und Buddhisten) brauchen also demgemäss nicht mehr «dem ewigen Feuer zu verfallen, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist»; sie «können das ewige Heil erlangen»! Das heisst: Auch der Islam (bzw. Hinduismus oder Buddhismus) können Wege zum Heil sein, Heilswege: vielleicht nicht die normalen, gewissermassen «ordentlichen», aber vielleicht die «ausserordentlichen».
In der Tat unterscheidet man in der heutigen katholischen Theologie aufgrund dieser Kehrtwendung zwischen dem «ordentlichen» = christlichen Heilsweg und den «ausserordentlichen» = nichtchristlichen Heilswegen.
Wenn die katholische Theologie auch hierbei noch etwas differenziert zwischen «ordentlichem» = christlichem Heilsweg und «ausserordentlichen» = nichtchristlichen Heilswegen, ist doch implizit schon das die Heilswege umgreifende Band eines Weltethos vorhanden.
Von da ausgehend ist es auch verständlich, wenn von der «Theologie der Religionen» die Rede ist, nach der Gott sein Heil auch in nichtchristlichen Religionen anbietet. Diese «Theologie der Religionen» beherrscht aber nicht nur die römisch katholische Kirche, sondern auch den ökumenischen Weltkirchenrat. Wer so denkt, landet aber unwillkürlich im Synkretismus, einer Vermischung verschiedener Religionen und deren jeweiliger Ethik. Diese Theologie der Religionen hat ja ihre «Weihe» von Papst Johannes Paul II. beim Friedensgebet der Weltreligionen im Herbst 1986 im italienischen Assisi erhalten.
Wie sich diese synkretistische Theologie der Religionen in der Praxis auswirkt, ist zu beobachten an einer schleichenden Hinduisierung des christlichen Glaubens. Deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn es bereits viele Christen in unserer Zeit gibt, für die es inzwischen selbstverständlich ist, den hinduistischen Glauben an Karma und Reinkarnation neben die christliche Auferstehungshoffnung zu stellen und hinduistische Meditationstechniken anzuwenden.
Oder ich denke an einen evangelischen Gottesdienst, der am 27. Oktober 1996 in Stuttgart stattgefunden hat. Dieser evangelische Gottesdienst hatte zum Thema «Hoffnung in verschiedenen Religionen». Aus diesem Grunde wirkten bei dem Gottesdienst der Münchner moslemische Imam Mustafa Fadai und der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Buddhistischen Union, Karl Schmied aus München, mit. Von einer ev. Pfarrvikarin wurden die Ausführungen des Moslems und des Buddhisten zu dem Thema «Hoffnung in verschiedenen Religionen» so erläutert, dass sie helfen sollten, «den eigenen Glauben vor dem Hintergrund anderer Religionen zu vertiefen und auf das zu hören, was andere Religionen uns zu sagen haben». Ihre Predigt dauerte vier Minuten. Anschliessend liess der Buddhist die rund 300 Gottesdienstbesucher eine halbe Stunde lang «an seiner täglichen Meditationsübung teilnehmen».
Aufs Ganze gesehen ist mit dem Eindringen fremdreligiöser Einflüsse in alle Lebensbereiche zu rechnen. Es ist schon so, dass sich zunehmend ein «synkretistisches Klima» ausbreitet. Besorgt macht «die Gleichgültigkeit, ja sogar Sympathie, mit welcher auch Verantwortungsträger der Kirchen – unter irreführender Berufung auf das Toleranzgebot- dem Eindringen nichtchristlicher Religionen in alle Lebensbereiche gegenüberstehen».
Somit besteht auch die Gefahr einer synkretistischen Unterwanderung christlicher Gemeinden. Solche Wirkung haben auch interreligiöse Gebetsgottesdienste auf Kirchentagen, in Evangelischen Akademien und Gemeinden.
Das synkretistische Klima unserer Zeit hat dann auch dazu beigetragen, dass es zu der «Stiftung Weltethos» gekommen ist.
Diese «Stiftung Weltethos» verdankt ihre Gründung Graf K. K. von der Groeben, der im Jahr 1995 das Buch «Projekt Weltethos» von Hans Küng las und sich unter dem Eindruck der Lektüre entschloss, für die Verbreitung der Gedanken eines «Weltethos» eine namhafte Summe bereitzustellen. Nach den Worten des Gründers soll die Stiftung «den Menschen zeigen, dass es befriedigendere Werte gibt als den materiellen Genuss und dass es Freude macht, sich für ein hohes Ziel einzusetzen. Wir müssen den Menschen klar machen, dass wir zum gemeinsamen Leben in Frieden und Freiheit hohe ethische Normen brauchen. Vielleicht schliessen sich noch mehr Menschen unserer Initiative an. An Arbeit und Aufgabe wird es nicht fehlen!»
Aus den Zinserträgen des Stiftungskapitals wird die Arbeit eines kleinen Forschungsteams unter der Leitung von Hans Küng im Dienste eines Weltethos langfristig gesichert.
Prof. Hans Küng, Dogmatiker und Ökumeniker, Konzilberater und Kritiker vatikanischer Autorität, Streiter wider das Zölibat und Anwalt des Frauenpriestertums sowie populärer Erfolgsautor, vor allem mit seinen beiden Hauptwerken «Christ sein» (1974) und «Existiert Gott?» (1978), weiss sich jetzt vor allem dem konzentrierten Engagement für eine Weltökumene aller Religionen verpflichtet, deren Grundlage das «Weltethos» ist. Der Begriff «Weltethos» geht zurück auf die Programmschrift «Projekt Weltethos», die Prof. Hans Küng 1990 vorgelegt hat und die kurz zusammengefasst beinhaltet: Ohne eine Verständigung zwischen den Religionen keine Verständigung zwischen den Nationen, ohne Religionsfrieden keinen Weltfrieden.
Damit dieses Motto nicht nur eine theoretische Erkenntnis bleibt, hat sich die «Stiftung Weltethos» zum Ziel gesetzt, interkulturelle und interreligiöse Bildungsarbeit anzuregen und durchzuführen. Dieses Anliegen wird verwirklicht insbesondere durch:
• Lehr und Vortragstätigkeit zur Verbreitung der Ideen eines grundlegenden, allen Menschen gemeinsamen Ethos, eines Weltethos, in Gemeinden, Volkshochschulen, Akademien, Schulen, Hochschulen, Verbänden, Parteien, Interessengruppen aller Art, national und international.
• Fortbildung Interessierter durch Tagungen, Vorträge, Gastvorträge, Seminare oder Workshops zur Vertiefung der Thematik eines Weltethos. …
Sehr häufig wird bei Vorträgen auch Küngs Standardwerk zu den Religionen «Spurensuche – Die Weitreligionen auf dem Weg» zugrunde gelegt. Dieses Küngsche Werk gibt seine eigene, die Religionen relativierende Meinung, wieder, die aber objektiven Kriterien nicht standhalten kann. …
Dass die «Ökumene der Religionen» sich weiter spektakulär in Szene setzt, ist daran zu erkennen, dass ein Gipfeltreffen der Religionen im Jahr 2000 bei der UNO einberufen worden ist. Der «Millenium-Welt-Friedensgipfel», wie das Treffen genannt wurde, fand vom 28. bis 31. August in New York statt. UN Generalsekretär Kofi Annan hiess die rund 1000 Repräsentanten von Christen, Moslems, Buddhisten, Hindus, Juden und anderen Religionen willkommen. Im Vorfeld dieses Treffens wurde die Überzeugung geäussert, dass die religiösen Gemeinschaften eine wichtige Rolle im Friedensprozess spielen könnten. Der «Millenium-Welt-Friedensgipfel» des Parlaments der Weltreligionen fand wenige Tage vor dem politischen Weltfriedensgipfel statt, zu dem politische Führer ebenfalls zur UNO in New York gekommen sind. Das beweist wiederum, dass die religiösen Gemeinschaften in Gestalt der Ökumene der Religionen und die politischen Völkergemeinschaften in Gestalt der UNO nicht nur noch enger kooperieren sollen, sondern ihr Harmoniebedürfnis noch weiter intensivieren wollen, um zu dokumentieren, es könne nur auf diese Weise der durch das pluralistische Weltethos der Religionen zu erreichende Weltfrieden im Zusammenwirken mit der UNO Politik garantiert bleiben.
Wie sehr auch in der Bundesrepublik Deutschland das pluralistische Weltethos der Religionen für die Politik an Bedeutung gewonnen hat, zeigt ein Ausspruch des Vorsitzenden der CDU/CSU Bundestagsfraktion, Friedrich Merz, in dem er zu verstehen gibt: «Die Mitarbeit an einem Menschen und Völker verbindenden Weltethos ist eine Aufgabe nicht nur der Kirchen, sondern auch der CDU.»
4. Ist das durch das Weltparlament der Religionen deklarierte Weltethos der einzige Weg zum Weltfrieden?
A. Der Weg zum Weltfrieden durch das pluralistische Weltethos oder der Friede des Menschen durch den Gott der Bibel?
Wenn die Weltreligionen des Hinduismus, Buddhismus und des Islam auf ein pluralistisches Weltethos festgelegt werden, bedeutet das letztlich nichts anderes, als dass sie sich synkretistischen Tendenzen aussetzen, die ihren Charakter als spezifische Erlösungsreligionen in Frage stellen.
Hierbei findet doch eine deutliche Akzentverschiebung statt, insofern als das auf das Jenseits orientierte Thema «Das Leben des Menschen nach dem Tode» verdrängt wird durch das auf das Diesseits orientierte Thema «Das Leben des Menschen in einer Welt des Friedens».
Das heisst doch konkret, dass die Weltreligionen aufgefordert sind, die zwischenmenschlichen Beziehungen unter dem Siegel einer Ökumene der Religionen human ethisch so weit zu verbessern, dass der Weg zum Weltfrieden vom Menschen nicht nur beschritten wird, sondern sich auch als der einzig gangbare erweist.
Frage: Nimmt hierbei nicht die Ökumene der Religionen für sich in Anspruch, den Weltfrieden mit der Zeit herbeiführen zu können, den die Politik, z. B. in Gestalt der UNO, allein nicht zu erreichen vermag? Mit diesem Anspruchsdenken verlieren die Weltreligionen mit der Zeit immer mehr ihre missionarischen Aktivitäten zur Erlösung des Menschen, da sie ein innerweltliches Ziel verfolgen, das «Weltfrieden» heisst.
Die Weltreligionen werden dadurch säkularisiert, nehmen humanistische Züge an, machen sich attraktiv für eine pazifistische Gesellschaft mit einer religiös fundamentierten allgemeinen Verhaltensethik, die zum Frieden unter den Menschen und in der Welt führen soll.
Die Weltreligionen, einschliesslich des Christentums, sollen, nach dem katholischen Theologen Hans Küng, dem Vordenker einer Ökumene der Religionen, zum Dialog miteinander finden nach den Grundsätzen eines VVeltethos, da nur so der Weltfrieden erreicht werden könne und das Überleben der Menschheit gesichert sei.
Das Weltethos besteht nach Küng aus fünf grossen Geboten der Menschlichkeit, die in allen grossen Weltreligionen gelten:
1 . nicht töten (nicht anderen Schaden zufügen)
2. nicht lügen (nicht betrügen, Verträge brechen)
3. nicht stehlen (nicht Rechte anderer verletzen)
4. nicht Unzucht treiben (nicht Ehe brechen)
5. die Eltern achten (Bedürftigen und Schwachen helfen).
In seinem Buch «Spurensuche – Die Weltreligionen auf dem Weg» (S. 9) fasst Küng das gemeinsame Menschheitsethos, das sog. Weltethos, das zu einer weltweiten Verständigung zwischen den Religionen führen soll, so zusammen:
«Kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen. Kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen. Kein Dialog zwischen den Religionen ohne globale Massstäbe. Kein überleben unseres Globus ohne ein globales Ethos, ein Weltethos.»
Kann, so fragen wir, der Weltfrieden durch das Weltethos der Religionen in einer ökumenischen Gemeinschaft verwirklicht werden, ohne den Gott der Bibel zu befragen, wie er dazu steht?
Was sagt die Bibel zum Frieden des Menschen durch Gott? In Lev 26, 6a verheisst Gott den Menschen Frieden im Lande. Er knüpft allerdings diese Verheissung an eine Bedingung, Vers 3 desselben Kapitels, die fordert: in seinen Ordnungen zu leben, seine Gebote zu halten und sie zu tun.
Gott schenkt den Menschen, die sein Gesetz lieben, Frieden (Ps 119). Und wer fest in Gott gegründet ist, dem bewahrt Gott Frieden, weil er auf ihn vertraut (Jes 26, 3).
In diesen Bibeistellen kommt klar zum Ausdruck, dass Gott der Friedensbringer für den Menschen ist, wenn er in seinen Ordnungen lebt, seine Gebote hält und tut, sein Gesetz liebt, fest in ihm gegründet ist und auf ihn vertraut.
Es kommt also auf die rechte Beziehung des Menschen zu Gott an, wie es schon vom ersten Gebot her gefordert ist: «Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.» Das bedeutet ja nichts anderes, als dass wir Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen sollen.
Dieses Gott Mensch Verhältnis dient dem Frieden des Menschen. Wenn wir nun das Weltethos der Religionen betrachten, fällt sofort auf, dass von einer Beziehung des Menschen zu Gott oder einer göttlichen Macht keine Rede ist. Das Gott Mensch Verhältnis wird ausgeklammert und statt dessen appelliert an das ethische Verhalten des Menschen zum Mitmenschen, das die Forderungen erhebt: nicht zu töten, nicht zu lügen, nicht zu stehlen, nicht Unzucht zu treiben und die Eltern zu achten.
Durch dieses pluralistische Weltethos, dem sich alle Religionen stets verpflichtet fühlen sollen, will die Ökumene der Religionen allmählich den Weltfrieden herbeiführen.
So werde also der Weltfriede von Menschen machbar, wenn er nur weltethisch entwickelt werde durch die Ökumene der Religionen, und auch das Überleben der Menschheit könne damit gesichert werden.
Dazu eine Anmerkung: Gott muss wohl damit zufrieden sein, dass der sich ethisch so hoch entwickelte Mensch sich ein solches Friedensreich schafft, zu dem Gott dann nur noch seinen Segen geben kann.
B. Jesus Christus – der einzige Weg zum Frieden für die Menschen mit Gott und die Menschen untereinander
Jesus Christus sagt ja von sich selbst: «Ich bin der Weg», genauer noch: «Ich allein nur, niemand sonst, bin der Weg». Jesus Christus als der Weg nimmt dann auch noch für sich in Anspruch, die Wahrheit zu verkörpern, und zwar ganz konkret in seiner Person, entgegen allen Vorstellungen eines abstrakten philosophischen Wahrheitsverständnisses.
Darüber hinaus ist Jesus Christus nicht nur der Weg und die Wahrheit schlechthin, sondern das Leben im Vollsinn des Wortes, in ganzer Fülle, so dass ein Leben ohne ihn für den Menschen nur ein Scheinleben bedeuten kann. Jesus Christus, der durch sein Offenbarwerden unter den Menschen gezeigt hat, dass er als der Weg, die Wahrheit und das Leben einzigartig ist, ist damit zum einzigen und alleinigen Erlöser für den Menschen geworden, aus seiner Zeit in der Welt in die Ewigkeit des seligen himmlischen Reiches.
Wir alle kennen ja ganz gut die entscheidende Belegstelle im Neuen Testament für dieses Selbstverständnis Jesu Christi, Joh 14, 6: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater als nur durch mich.»
Jesus Christus als der Weg, die Wahrheit und das Leben ist auch der Herr des Friedens, der dem Menschen, der mit ihm im Glauben verbunden ist, den Frieden schenkt, so dass er Frieden mit anderen Menschen halten kann. Ich denke hierbei vor allem an Röm 5,1: «Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.»
Des weiteren sind massgebend 2. Thess 3, 16, wo Jesus Christus als der Herr des Friedens angerufen wird, und Joh 14, 27, wo Jesus verheisst: «Ich lasse euch Frieden, ich gebe euch meinen Frieden.»
Das bedeutet auch, dass Jesus Christus, als der Herr des Friedens, den gläubigen Menschen in seinem Wesen so verändern kann, dass er friedfertig wird und mit anderen Menschen auskommen kann. Dieser Sachverhalt findet seine Bestätigung in 2. Kor 5, 17: «Wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.»
Da nun das Weltethos, das die zwischenmenschlichen Beziehungen so regeln soll, dass die Menschen miteinander in Frieden leben und zum Weltfrieden beitragen können, dies ohne Bezug auf Jesus Christus, den Herrn des Friedens, erreichen will, ist es letztlich nichts anderes als ein anthropologisches Element der Ökumene der Religionen, ohne dass Jesus Christus am Menschen verändernd wirken könnte.
Die Ökumene der Religionen, die Jesus Christus in seinem Herrsein über alles nicht beachtet, muss es sich gefallen lassen, dass ihre Zielsetzung verfehlt und utopisch ist.
Wir erinnern uns: Die Zielsetzung lautet: «Kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen. Kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen. Kein Dialog zwischen den Religionen ohne globale ethische Massstäbe. Kein Überleben unseres Globus ohne ein globales Ethos, ein Weltethos.»
Wir als gläubige Christen sollten, und das ist die richtige Antwort auf die Ökumene der Religionen, uns ganz fest binden an Jesus Christus, den Herrn aller Herren, der nach Heb 13, 8 gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit ist. Das hat Bestand und Garantie und nicht das Weltethos einer Ökumene der Religionen.
Ausserdem sollten wir noch beherzigen, was uns im folgenden Vers (Heb 13, 9a) zu tun empfohlen ist: «Lasst euch niemals durch mancherlei und fremde Lehren fortreissen, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade … »
Der Autor:
Prof. Dr. Klaus Hoppenworth studierte Vergleichende Religionswissenschaft in Tübingen, wo er 1970 auch promovierte. Als Dozent war er 1964-1972 am Missionseminar der ev. luth. Hermannsburger Mission und von 1975-1985 an der Universität Tübingen tätig. Seit 1972 lehrt er am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission neutestamentliches Griechisch sowie Philosophie und Religionsgeschichte, besonders auch in Auseinandersetzung mit neureligiösen Strömungen mit hinduistisch-buddhistischem Hintergrund. Ausserdem unterrichtet er als Gastdozent seit 1978 an der heutigen Akademie für Weltmission (ehemals FHM), Korntal.
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