weiße TaubeChrist sucht Christ Logo ohne Taube

Ökumenische Bewegung, auf demWeg zur Welteinheitsreligion?

Ökumenische Bewegung, auf demWeg zur Welteinheitsreligion? 
Wohin wird das Schiff der Ökumene noch segeln? Was wird
am Ende der ökumenischen Entwicklung stehen? Wie werden sich die Evangelikalen im ökumenischen Prozess weiter verhalten? Wird die ganze Bewegung scheitern und nur
eine Fußnote der Kirchengeschichte bleiben? Wird sie sich
als Illusion herausstellen und platzen wie eine Seifenblase?291 Oder wird am Ende eine allumfassende Welteinheitskirche, vielleicht sogar eine Welteinheitsreligion stehen? Die
zukünftige Entwicklung ist noch nicht klar abzusehen.
Um sich nicht in unnützen oder gar schädlichen Spekulationen zu ergehen, können wir nur auf Grund heutiger
Entwicklungen, früher angewendeter und bis heute beibehaltener Strategien der Kirchen und feststellbarer Tatsachen Schlussfolgerungen ziehen. Wir können in der Bibel
angedeutete Entwicklungen mit diesen wahrnehmbaren
Fakten vergleichen und versuchen, einen Zusammenhang
zu finden. Dabei müssen wir aber immer berücksichtigen,
dass wir irrtumsfähig sind. Wir sollen Gott bitten, niemanden schuldlos zu be- oder gar verurteilen oder jemand Motive anzulasten, die er möglicherweise gar nicht hat.
Auch darf uns immer klar sein, dass Gott bis zum letzten
Tag alle Entwicklungen der Welt und alle kirchlichen Entwicklungen im Griff hat. Er kann bremsen und Veränderungen bewirken. Ihm ist es möglich, Entwicklungen zu beschleunigen und abzubrechen. Er kann sogar Falsches und Böses
einsetzen, um seine Ziele durchzusetzen. Bekennt doch Joseph: “Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott
gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist,
nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk” (1. M. 50,20).
Und Paulus schreibt nach Rom: “Wir wissen aber, dass de-
137
nen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen,
die nach seinem Ratschluss berufen sind” (Röm. 8,28).
Der biblische Befund über den Zustand der Gemeinde vor
Jesu Wiederkunft
Wie wir in unseren biblischen Betrachtungen feststellten, wird
der Zustand des Reiches Gottes am Ende der Zeiten ein zwar
äußerlich stabiles und großes, aber innerlich ein trauriges Bild
abgeben (Laodicea). Jesus sagte, es werde aus kleinen Samen (dem ersten Jüngerkreis) einen gewaltigen Baum wachsen lassen. Selbst nicht dazugehörige Vögel werden in seinen Zweigen nisten und von ihm profitieren. “Es gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und in seinen Garten
säte; und es wuchs und wurde ein Baum, und die Vögel des
Himmels wohnten in seinen Zweigen” (Lk. 13,19). Gleichzeitig macht Jesus aber auch deutlich, dass es in den letzten
Tagen auf der Welt wenig Glauben geben wird: “Ich sage euch:
Er wird ihnen Recht schaffen in Kürze. Doch wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben finden auf Erden?” (Lk. 18,8). Die wirkliche Gemeinde wird
nicht wie eine herrschende und schön geschmückte Königin,
sondern wie eine arme Witwe dastehen. Sie wird Gott um
Rettung aus den beängstigenden Verhältnissen und von den
sie bedrückenden Feinden bitten: “Es war aber eine Witwe
in derselben Stadt, die kam zu ihm und sprach: Schaffe mir
Recht gegen meinen Widersacher!” (Lk. 18,3).
Die heutige psychologische und religiöse Befindlichkeit des
postmodernen Menschen
Im Blick auf Europa reden Soziologen von einer nachchristlichen Zeit. Das heißt, dass die Werte des Christentums ihren normativen Charakter verloren haben. Die Bindungen
138
an die christlichen Institutionen und Kirchen verlieren ihre
Bedeutung. In Deutschland ist es exemplarisch erkennbar,
dass bei jeder Veränderung des Steuersystems die Kirchenaustrittsrate steigt. Man meint, sich den Posten der Kirchensteuern sparen zu können. Die Kirche ist nicht mehr wichtig. Christliche Vorgaben haben ihren Einfluss auf das gesellschaftliche Verhalten verloren. Selbst im immer noch
streng katholischen Polen konnte sich ein liberales Abtreibungsgesetz durchsetzen,292 und die Zahl der Abtreibungen ist dort nicht niedriger als in anderen Teilen Europas.
Auch im kirchlichen Bereich gelten die traditionell von der
Kirche aufrechterhaltenen Maßstäbe nur noch eingeschränkt. So erklärte die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen, dass die “Ordination homosexueller Theologen ins
Pfarramt nicht mehr umstritten sei”.
293 Allerdings nehme
man bei der Besetzung der einzelnen Stellen Rücksicht auf
noch vorhandene “oft ganz naive Gemeindeglieder” an der
Basis.
Während des Kirchentages 1999 erklärte Pfarrerin Kathrin Jahns aus Kassel zum Gebot “Du sollst nicht ehebrechen”, dass dieses keinen normativen Charakter mehr habe,
da es einst nur “zur Sicherung von Sippe und Familie im
antiken Judentum gegolten habe”.
294 Eine solche haltlose
Kirche der Beliebigkeit hat der Welt nichts mehr zu sagen
und die Welt interessiert sich auch nicht für das, was sie
von sich gibt. Die nachchristliche Gesellschaft ist allerdings
nicht unreligiös geworden. Das zeigen nicht zuletzt die weiter sehr gut besuchten kirchlichen Weihnachtsgottesdienste, die besonders von der Jugend besuchten Kirchen- und
Katholikentage und die Massen, die Papst Johannes Paul
II. bei seinen Besuchen in aller Welt anzieht. Der Materialismus des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
hat viele Menschen aufwachen lassen. Die Illusion des alles
technisch Machbaren ist verflogen. Teilweise hat man Angst
139
vor der Zukunft und mit Erschütterung nimmt man die
Konsequenzen des Materialismus zur Kenntnis. Der Ausstieg aus der Atomwirtschaft und die Hinwendung zu natürlichen Energien ist der schwache Versuch, hier gegenzusteuern. Diese Befindlichkeit nennt man heute Postmoderne. Postmodern heiß Nachmodern. Nach Meinung von Philosophen und Soziologen haben wir nicht nur eine postchristliche, nachchristliche, sondern auch eine postmoderne Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die sich von den rein
materiellen Werten der Moderne (19. und Anfang des 20.
Jahrhunderts) mit Aufklärung, Rationalismus und der Vergötzung von Technik abwendet und neue geistige und spirituelle Inhalte sucht.
Da sich besonders die protestantischen Kirchen dem Rationalismus der Moderne angepasst haben, haben sie ihre
Autorität in geistlichen Fragen und ihre Anziehungskraft auf
suchende Menschen der Postmoderne weitgehend verloren.
Zwar sucht man nach geistlichen und geistigen Werten, rechnet aber nicht mehr damit, dass die Kirche Derartiges zu bieten hat. Daher übernimmt der individualistisch geprägte
Zeitgenosse kaum noch ein vorgegebenes kirchliches Glaubenssystem. Die Aufklärung, die auch die protestantische
Kirche gefördert hat, hat den selbstständig denkenden Menschen philosophisch zum Maß aller Dinge erhoben. Aus dieser Sicht meint der postmoderne Mensch, sich ein eigenes
Glaubensgebäude zusammenstellen zu können.
Diese selbstgemachte Religion unserer Zeitgenossen ist
überall zu bemerken. Sie ist eine individuelle Mischung vielfältiger Philosophien und religiöser Gedanken, sowie spiritueller Techniken. Man nennt so etwas Synkretismus (Religionsvermischung). Je nach Individuum unterscheidet sich
dieser persönliche Glaube. Trotzdem sind Gemeinsamkeiten erkennbar. Oberstes Gebot ist weitgehende Toleranz
religiösen und weltanschaulichen Fragen gegenüber. Jeder
140
darf, wie es der preußische König und Freimaurer Friederich der Große einmal formuliert hat, nach “seiner Fasson
selig werden”. Jeder Einzelne akzeptiert das Glaubenssystem des anderen, vorausgesetzt auch dieser ist ihm gegenüber tolerant. Der Wert einer Glaubensüberzeugung wird
nur noch von dem Satz bestimmt: “Was bringt mir das?”
Erfahrung ist gefragt. Neue Religiosität ist von Erfahrung
geprägt, am liebsten fröhliche Erfahrungen. Glaube muss
Spaß machen. Dieser von der “Spaßgeneration der 68er
Stundentenrevolution” abgeleitete Gedanke hat bis in den
evangelikalen Raum Einzug gehalten.
Neureligiöse Zeitgenossen sind bereit, ihren Gurus oder
Druiden bis nach Irland, den USA oder Indien nachzureisen. Auch die Attraktivität charismatischer Erfahrungen im
Torontosegen oder die Erfahrungssuche bei evangelikalen
Großereignissen ist hiermit wohl verwandt.295 Im Normalfall bindet sich der postmoderne Zeitgenosse nicht an eine
einzelne esoterische Gruppe, eine Persönlichkeit oder eine
christliche Denomination. Er nimmt vielmehr von jedem,
was ihm gefällt. Beim postmodernen Menschen entwickelt
sich eine Mixtur verschiedenster religiöser Anschauungen,
spiritueller Praktiken und philosophischer Gedanken. Er
braucht ein bisschen Bergpredigt als Untermauerung seiner gesellschaftlichen Ansichten. Er wünscht sich bei bestimmten Lebensabschnitten etwas christliche Zeremonien, je feierlicher und mystischer, desto lieber. Er nimmt
etwas buddhistische Meditation, etwas Magie und ein wenig arabische Küche und dies alles gewürzt mit heidnischen
Gedanken, etwas aus Esoterik und Astrologie, dazu körperbetonte Erfahrungen und Gruppenerlebnisse. Der Glaube an eine Auferstehung und dem Gericht ist dem postmodernen Menschen weitgehend fremd, vielmehr träumt man
von einer Kette vielfältiger Wiedergeburten als einer abenteuerlichen persönlichen Zukunft.296
141
Die frühere und heutige Strategie der Kirchen im Blick auf
Zeitgeistströmungen
Die Großkirchen passten sich in der Vergangenheit den von
ihnen nicht veränderbaren weltlichen Wünschen und Gedanken an. Auch heute passen sie sich an. Auf dem Kirchentag gibt es den Markt der Möglichkeiten. Diese Bezeichnung ist aufschlussreich. Es gibt viele Möglichkeiten
in der Kirche. Die Kirche gleicht einem Jahrmarkt. Es sind
aber nicht nur die Kirchentage, sondern die Evangelische
Kirche selbst wirbt für heidnische oder okkulte Anschauungen und Praktiken.297 Da bietet die von Kirchensteuern
finanzierte “Evangelische Familienbildungsstätte Landau/
Pfalz”, eine landeskirchliche Einrichtung, einen Lehrgang
wie “Astrologie zum Kennenlernen” an. Damit jedem klar
ist, um was es dabei geht, sagt der Prospekt: “Astrologie
wird nicht als Wahrsagerei, sondern als ein Weg zur Selbsterkenntnis betrachtet. Diese Betrachtungsweise bzw. das
individuelle Horoskop kann ein Mittel sein, mit der Zeit zu
mehr Verständnis unseres Wesens zu gelangen.”298 Dass die
Verantwortlichen keinem Irrtum erlegen waren, zeigte sich,
dass als Beruf der Leiterin des Lehrgangs im Katalog “beratende Astrologin”299 genannt wird. Außerdem bietet das
gleiche Unternehmen “Mandalas – ein Weg zur eigenen
Mitte”,
300 “Offener NLP Abend”301 und “Yoga für Kinder”.
302 Die Kirche fördert so, durch die praktizierte Beliebigkeit, den Trend zu einer synkretistischen Religiosität.303
In der Kirchengeschichte ist zu beobachten, dass die großen Kirchen irgendwann fast jede Zeitgeistströmung übernommen haben, die sie nicht ausräumen konnten. Nach der
Konstantinischen Wende 313 n. Chr. hat die Kirche antike
heidnische und philosophische Gedanken und Elemente der
Volksfrömmigkeit in sich aufgenommen. Ein Ergebnis ist
die Bilderverehrung und der Heiligenkult im Katholizismus.
142
Der besonders im katholisch geprägten Raum verwurzelte
Fasching und Karneval ist ein äußerlich sichtbares Beispiel.
Seine Wurzeln liegen im römischen Fest nach der Geburt
der ersten Schafe. Bei diesem mit Schäferspielen gestalteten Orgien floss viel Wein und Frauentausch war üblich.
Damit sich die Teilnehmer später wieder unbefangen begegnen konnten, trug man bei diesem Fest Masken.
Später wurde auch der germanische Brauch, die Geister
des Winters mit Masken und Lärm zu vertreiben, in den
Karneval integriert. Als der katholischen Kirche klar wurde, dass sie den Karneval nur sehr schwer ausschalten könne, wurde er katholisiert. Man ordnete ihn ins Kirchenjahr
ein. Sein Ende wurde mit dem Beginn der vorösterlichen
katholischen Fastenzeit festgelegt. Die danach folgende
Beichte und Messfeier machten alles wieder gut.304 Ähnliche Hintergründe finden sich bei anderen kirchlichen Bräuchen. Viele von den Menschen gern aufgesuchte heidnische
Örtlichkeiten, Berge, Quellen usw. wurden zu katholischen
oder orthodoxen Wallfahrtsorten. Wo sich heute eine Marienkirche befindet, gab es oft in heidnischen Zeiten Heiligtümer für Nymphen, Feen oder weibliche Gottheiten.305
In der Orthodoxen Kirche ist ein weiter weltlicher Einfluss zu beobachten. Der Nationalismus der Völker und die
Einordnung der Kirche in den Machtapparat des Staates
spielt hier eine besondere Rolle. Wie die heidnischen Priester im Römischen Reich eine staatstragende Rolle spielten, tun dies die orthodoxen Patriarchen. Sie bekommen
für ihre Willfährigkeit oft erhebliche Privilegien vom
Staat.306 Dies war schon im alten Konstantinopel so. Die
Kirche überließ dem damals noch nicht getauften Kaiser
Konstantin die Einberufung von Konzilen.307 In der Neuzeit kann man es besonders in Russland beobachten. Die
Orthodoxe Kirche war eine Hauptstütze des absolutistischen
Zarismus im alten Russland. Nach kurzen Problemen mit
143
der Revolution Lenins ordnete sie sich trotz harter Verfolgung ihrer Glieder in das kommunistische System ein. Der
Patriarch organisierte eine kirchliche Panzerdivision im 2.
Weltkrieg. Die Orthodoxe Russische Kirche vereinnahmte
in Zusammenarbeit mit Stalin die Unierte Kirche der Ukraine, samt deren Besitz.308
Im ÖRK vertraten die Vertreter der Orthodoxen Kirche
die sowjetische Außenpolitik. Ihre Mitarbeiter im Weltkirchenrat und anderen internationalen Gremien wirkten als
KGB-Spione oder Einflussagenten des Kreml. Sie organisierten und unterstützten religiöse Gruppen, indem christliche Kräfte sich für die Politik der UdSSR einsetzten. Ein
Beispiel dafür ist die Prager (All)-Christliche Friedenskonferenz CFK.309 Im ÖRK verhinderte die Rumänisch Orthodoxe Kirche noch nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in anderen Ostblockstaaten jede Stellungnahme
gegen den Diktator Nicolae Ceausescu. Heute unterstützt
die Orthodoxe Serbische Kirche den nationalistischen Kurs
Restjugoslawiens. Wenn die Orthodoxe Serbische Kirche
auch nach dem verlorenen Kosovokrieg auf Distanz zum
ehemals kommunistischen Führer Milosevic ging, hing dies
auch mit der gekränkten Ehre der Nationalen Kirche zusammen. Milosevic hat schon zwei Kriege verloren und die
Serbische Kirche möchte sich auch bei den wahrscheinlichen Nachfolgern aus der Opposition Vorteile verschaffen.
Um dieser Anpassung willen musste die Orthodoxe Kirche
immer wieder Kompromisse im Blick auf Lehre und Leben
ihrer Glaubensgemeinschaft eingehen, was sie aber immer
auch tat.
Der Protestantismus kennt ähnliche Übernahmen. Es war
die evangelische Geistlichkeit, die die Lehren im kirchlichen Rationalismus im 18. und 19. Jahrhundert, die Philosophie der Aufklärung, verbreitete.310 Im 3. Reich übernahm
die Evangelische Kirche weitgehend die Ideologie des Na-
144
tionalsozialismus. Die heute oft als Feigenblatt benutzte
Bekennende Kirche hatte eigene Strukturen und unterstand
einem eigenen Bruderrat, unabhängig von der Leitung der
Deutschen Evangelischen Kirche. Die bekennenden Pastoren wurden oft vom Staat in Zusammenarbeit mit der staatshörigen Kirchenleitung verfolgt. So z.B. der erste Märtyrerpfarrer Paul Schneider, der von den Nationalsozialisten
aus dem Rheinland ausgewiesen und daraufhin von seiner
Kirche versetzt werden sollte. Er kam ins KZ, weil er den
Wechsel in eine andere Gemeinde nicht akzeptierte. Selbst
die Bekennende Kirche stand nur sehr eingeschränkt hinter ihm.311
Die heutige Anpassung protestantischer Theologie und
Kirche an den nachchristlichen Zeitgeist und den von biblischen Werten unbeeinflussten Lebensstil muss nicht nur mit
Hinweis auf extreme Theologen bewiesen werden. Diese
Anpassung hat die ganze Kirche und auch weite Teile der
so genannten Evangelikalen erfasst. Horst Hirschler, Bischof der Hannoverschen Landeskirche, setzte sich dafür
ein, dass der sich als Nichtchrist bezeichnende Theologieprofessor Gerd Lüdemann aus Göttingen nicht mehr bei
der Prüfung der zukünftigen Pastoren mitwirken darf. Wer
daraus aber schließt, dass Bischof Hirschler bibeltreu die
leibliche Auferstehung Jesu verkündigt, irrt. Der Landesbischof gestand Lüdemann gegenüber selbst ein, er habe
als “junger Pastor seiner Gemeinde gesagt, das Grab Jesu
sei voll” (Jesus sei nicht auferstanden). In seinem Schriftwechsel mit Gerd Lüdemann bezeichnete sich Hirschler
selbst als Bultmannschüler. Lüdemann kommentiert dies:
“Diese Selbsteinschätzung macht doch nur dann einen Sinn,
wenn man Bultmanns Einschätzung des leeren Grabes
teilt.”312 Dass die Haltung Hirschlers zur Auferstehung kein
Irrtum eines “jungen Pastors”, sondern die bleibende theologische Meinung des Bischofs und bekennenden Bultmann-
145
schülers ist, geht aus einer neuen Veröffentlichung des Nationalökonomen Dr. Gerd Lüpkes hervor. Der schreibt über
Hirschler: “Der Landessuperintendent von Göttingen erklärte – wie erwähnt – in seiner frischen Art, man könne
sich ja genau genommen auch vorstellen, dass die Juden
den Verstorbenen (Jesus) geklaut hätten.”313 Hirschler hat
den Zeitgeist, der eine leibliche Auferstehung nicht akzeptiert, ebenso wie Lüdemann übernommen.
Nicht nur in dogmatischen, sondern auch in Fragen der
praktischen Theologie und der kirchlichen Lebensordnung
zeigt sich die Anpassung der protestantischen Kirchen. Ein
Beispiel ist die Frage nach der Emanzipation der Frau. Die
Bibel lehrt die Gleichwertigkeit des Menschen unabhängig
von Geschlecht und Rasse vor Gott.314 Aber Gott hat dem
Mann und der Frau verschiedene Begabungen und daraus
resultierende Aufgaben zugeteilt.315 Deshalb gab es in der
Christenheit niemals Priesterinnen. Die Aufgaben der Gemeindeleitung waren, mit Ausnahme auch in der Bibel bekannter Notsituationen,316 den Männern vorbehalten. Als
sich aber die allgemeine berufliche Emanzipation der Frauen in der Gesellschaft durchsetzte, passte sich die Kirche
diesem Trend an. Frauen konnten Pfarrerinnen werden.
Nach der Lippischen Kirche haben jetzt alle evangelischen
Kirchen Frauenordination eingeführt. In Deutschland wurde im Mai 1999 die zweite Bischöfin gewählt. Viele Landeskirchen denken über eine Quotenregelung im Blick auf
Leitungsämter in der Kirche nach. Die Hamburger lutherische Kirche drohte damit, die lettische lutherische Kirche
von der finanziellen Unterstützung abzukoppeln, wenn diese
weiter die Frauenordination verweigere.317 Obwohl es ihre
sonstigen ökumenischen Ziele behinderte, setzte sich im
westlich geprägten Protestantismus die Frauenordination
durch.318 Selbst evangelikale Gruppen, wie der Bund Evangelisch Freikirchlicher Gemeinden und die Methodisten,
146
haben das Pastorinnenamt eingeführt.319 Im Bereich der
Gnadauer Gemeinschaften gibt es ebenfalls Predigerinnen.320 Ähnliche Entwicklungen setzen sich im Blick auf die
homosexuelle Lebensweise oder andere nichteheliche Lebensgemeinschaften in den Kirchen durch.321
Die Nachfolgerin von Bischof Hirschler in Hannover
gehört zum Zentralausschuss des ÖRK, ist also eine führende deutsche Ökumenikerin. Sie war Präsidentin des
Evangelischen Deutschen Kirchentages. Unter ihrem dortigen Einfluss öffnete sich dieser der Mitarbeit fremdreligiöser Personen und Gruppen. Hinduistisches Gedankengut bekam ebenso Mitwirkungsrecht wie der Dalai Lama
oder Vertreter des Islam und der Sekte der Baha’i Weltreligion.322 Die postmoderne Gesellschaft meint, allen Religionen etwas Gutes abgewinnen zu können. Dieser Gedanke fand starke Hilfe über das größte kirchliche Laientreffen Deutschlands, dem Kirchentag.
Ein anderes Beispiel ist die Bewegung um den konziliaren Prozess. Der sich zur Philosophie des Hinduismus bekennende Bruder des früheren Bundespräsidenten und
Atomphysiker Prof. Karl Friedrich von Weizsäcker323 brachte im kirchlichen Raum den Gedanken an ein Weltkonzil
zur Bewahrung der Schöpfung ins Gespräch. Dieser Gedanke fand sofort Anhänger im evangelischen kirchlichen
Bereich und setzte den Anfang zum mittlerweile die ganze
EKD bewegenden konziliaren Prozess.324 Man redet von
der “Einen Welt”.
325
Der Absolutheitsanspruch des Christentums wurde im
protestantischen Bereich weitgehend aufgegeben. Symptomatisch dafür ist eine Erklärung beim Evangelischen Kirchentag 1999. “Jüdinnen und Juden haben es für ihr Heil
nicht nötig, dass ihnen Jesus als der Messias verkündigt
wird”.
326 Der Islam wird als Religion, in der man zum gleichen Gott betet, betrachtet. Kirchenleitende Personen, wie
147
die Hamburger Bischöfin, setzten sich öffentlich für eine
“Ökumene der Weltreligionen” ein.327 Diese Beispiele zeigen, dass die Kirchen früher wie heute bereit sind, Kompromisse einzugehen, um ihre gesellschaftliche Anerkennung, ihren Einfluss und ihre Macht zu behalten...https://clv.de/Alle-in-einem-Boot/255455

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar
 
Sulzbacher 30.09.2021 18:05
Mögliche weltlich-politische Vorarbeiten zur Welteinheitsreligion
Unabhängig von der innerkirchlichen Entwicklung zur
Welteinheitskirche gibt es im weltpolitischen Bereich Entwicklungen, die einen Einigungsprozess aller Religionen
begünstigen können. Hier sei noch einmal auf den früheren Weltbund für Freundschaftsarbeit der Kirchen, eine
Wurzel des ÖRK, hingewiesen. Aus ihm ging die “Weltkonferenz der Religionen für den Frieden hervor”. Zu fast allen ökumenischen Kirchen hat diese Weltkonferenz ihre
Verbindungen. Beim Kirchentag 1999 in Stuttgart gab es
eine Gebetsstunde der “Weltkonferenz der Religionen” mit
über 600 Teilnehmern, an der Moslems, Buddhisten, Hindus, Baha’i, Juden und Christen mitwirkten.333 Noch deutlicher wird der Drang zur Einheit an den Friedensgebeten,
die seit 1986 in Assisi und auf regionaler Ebene stattfinden. Es war Rom, das erstmalig 1986 ein Friedensgebet in
Assisi durchführte.334
Durch ihren Einsatz für islamischen Religionsunterricht
an den Schulen sammeln die deutschen Kirchen Sympathien bei Islamisten.335 Immer häufiger setzen sich Kirchen
152
dafür ein, dass die Moslems in Deutschland ihren Gebetsruf erschallen lassen dürfen.336 Auch für den Bau von Moscheen setzen sie sich ein.337
Im weltpolitischen Bereich spielt der Ruf nach einem
Weltpolizisten, der die “Schurkenstaaten” im Zaum hält,
eine Rolle. Ein solcher Weltpolizist würde wahrscheinlich
auch die Schaffung einer Welteinheitskirche unterstützen.
Setzt sich doch schon seit langem in der Öffentlichkeit der
Gedanke durch, dass die Zersplitterung der Welt in unterschiedliche Religionen eine der Ursachen der Übel und
Kriege auf der Welt ist.338 Die Weltmacht USA scheint dabei zu sein, das Amt des Weltpolizisten zu übernehmen.
Die Bibel zeigt deutlich, dass am Ende der Weltgeschichte der Antichrist die Rolle eines Weltdiktators übernehmen
wird. Allerdings deutet das prophetische Wort an, dass er
aus dem früheren Römischen Reich kommen wird. Interessant ist, dass nicht nur christliche Bibelausleger, sondern
auch der bedeutende Europapolitiker und Nachfahre des
letzten Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher
Nation, Dr. Otto von Habsburg, im Vereinigten Europa die
Wiederauferstehung des Römischen Reichsgedankens
sieht.339 Die USA gehören kulturell, geistig und geschichtlich zum westeuropäischen Kulturkreis. Man könnte sie fast
als Außenstelle Europas sehen.
Waren die USA zur Zeit des Ost-Westkonfliktes für die
Islamische Welt der “Satan”,
340 so hat sie durch ihre Unterstützung der Moslems in Afghanistan, in Bosnien und im
Kosovo an Ansehen gewonnen.341 Jetzt wo ein Weltpolizist
da ist, der sowohl gegen Saddam Hussein im Golfkrieg, wie
gegen Slobodan Milosevic, die Welt militärisch einte, könnte
dieser Polizist auch gegen Gruppen, Staaten und Personen
vorgehen, die dem harmonischen Zusammenleben der einen Welt im Weg stehen. Er könnte ökumenische Vereinigung gegen die Vertreter der Spaltung als Polizist unter-
153
stützen. Wie es heute “Schurkenstaaten” gibt, die der Weltpolizist abstraft, könnte es dann “Schurkenkirchen” und
Religionen geben, die abgestraft werden, weil sie sich dem
Gedanken von Einheit und Frieden widersetzen. Könnten
Gegner der Welteinheitsreligion in Zukunft auch solche
“Schurken” sein?
Die erkennbare Zweitrangigkeit der Wahrheitsfrage bei den
Einigungsgesprächen
Ein böses Schlagwort sagt, dass Diplomatie eine gehobene
Form von Lüge sei. Dies ist sicher zu pauschal. Allerdings
haben die Kirchen durch ihr diplomatisches Verhalten oft
jede Wahrheit aus den Augen verloren. Dies war in den
Zeiten des Bündnisses von Thron und Altar nicht anders
als heute. Diese Weitherzigkeit wird sicher bei Vereinbarungen um die Einheit eine Rolle spielen.
Ein deutliches Beispiel für den heutigen Umgang der
katholischen Kirche mit der Wahrheit hat eine Entscheidung der Deutschen Bischofskonferenz gezeigt. Papst Johannes Paul II. drängte die katholischen Kirchen in
Deutschland, ihre indirekte Mitwirkung bei den Abtreibungen über die Erteilung von Beratungsscheinen einzustellen. Dies hätte bedeutet, dass die katholischen Beratungsstellen vom Staat nicht mehr anerkannt und bezuschusst
würden. Auch wäre die Katholische Kirche aus diesem wichtigen Feld gesellschaftlicher Einflussnahme herausgedrängt
worden.342 Die Katholischen Deutschen Bischöfe fanden
einen Kompromiss.343 Bischof Lehmann gab am 21. Juni
1999 bekannt, dass der Beratungsschein in Zukunft mit dem
Satz versehen wird: “Diese Bescheinigung darf nicht zur
Durchführung eines straflosen Schwangerschaftsabbruches
verwendet werden.”344 Bei seiner Pressekonferenz ging Bischof Lehmann davon aus, dass der Schein im Fall des Wun-
154
sches zur Abtreibung trotzdem vom Staat anerkannt wird
und somit die kirchlichen Beratungsstellen die gleiche Bedeutung wie die Beratungsstellen anderer Träger haben.
Die bekannte Fernsehjournalistin Maria von Welser,
Chefredakteurin des Frauenmagazins “Mona Lisa”, äußerte sich zu dem Vorgang in einem Kommentar in der Illustrierten “Bunte” unter der Überschrift “Selig sind die
Scheinheiligen” (Bunte 28/99). In berüchtigter kasuistische
Ethik der Jesuiten345 ging und geht die Katholische Kirche,
wenn es ihr nützlich ist, mit der Wahrheit um. Der Zusatz
auf dem Beratungsschein sei innerkirchliches Recht, dass
das Staatsrecht nicht berührt, erklärt der ranghöchste katholische Bischof Deutschlands.346 Ob das die Frauen auch
so verstehen? Landesregierungen und Parteien haben ganze Juristenkommissionen benötigt, um die Bedeutung des
jetzigen Beratungsscheines zu klären. Eine Kirche, die so
offenkundig täuscht, ist eine verlogene Kirche. Im Blick auf
Texte und Unterschriften in Fragen der kirchlichen Gemeinschaft und Ökumene wird sich die Katholische Kirche auch
nicht anders verhalten. Um die Einheit der Christenheit
unter der Führung des Papstes zu verwirklichen, wird die
Katholische Kirche alle möglichen Dokumente unterschreiben. Was katholisch-kirchliche Worte wert sind, hat die von
der Bischofskonferenz getroffene Entscheidung im Blick auf
den Beratungsschein deutlich gemacht.
Naiv übersehen die protestantischen Partner Roms im
ökumenischen Rausch Roms Umgang mit der Wahrheit. Da
viele von ihnen von der Hoffnung auf volle Kirchengemeinschaft betört sind, hat der Vatikan leichtes Spiel mit ihnen.
Als der Lutherische Weltbund 1998 von Rom durch die
Ablehnung der Gemeinsamen Erklärung öffentlich beleidigt wurde, hätte den Lutheranern ein Licht aufgehen müssen. Statt daraus Konsequenzen zu ziehen, gab es weitere
Verhandlungen. Es wurden zwei Zusatzdokumente erarbei-
155
tet und die Lutheraner verkündigten im Juni 1999 voll Begeisterung, dass der Vatikan nun sogar die reformatorische
Aussage, dass der Mensch “Allein aus Glauben” selig wird,
anerkennt. Dabei übersehen die führenden Köpfe des Lutherischen Weltbundes den aktuellen Katholischen Katechismus, indem das katholische Verständnis von Glauben
eindeutig geklärt wird. Wenn die Katholische Kirche von
“Glauben” redet, meint sie nicht das Gleiche wie die Bibel,
oder wie es Luther gelehrt hat. Der im Jahre 1993 herausgegebene Katechismus erklärt Glaube folgendermaßen: er
sei “die freie Zustimmung zu der ganzen von Gott geoffenbarten Wahrheit”.
347 Was ist nach katholischer Lehre, die
“ganze geoffenbarte Wahrheit”?
Es ist nicht die Bibel allein, sondern auch die katholische “Tradition” zählt zur ganzen geoffenbarten Wahrheit.
Das bedeutet, die Konzilbeschlüsse von Trient, die die Mitwirkung von Werken zum Heil dogmatisierten. Zum “Glauben”, von dem die Katholische Kirche nun unterschreibt,
dass er “allein rettet”, gehört demnach auch die Zustimmung zu Seelenmessen, der Verdienstlichkeit von Wallfahrten und Gebeten zu den Heiligen und des Messopfers.348
Hat der Lutherische Weltbund übersehen, dass Papst Johannes Paul II. einen besonderen Ablass für das Jahr 2000
verkündigt hat?34
 
Sulzbacher 30.09.2021 18:16
Schlussgedanke
Die letzten Monate des 20. Jahrhunderts waren von vielfältigen ökumenischen Aktivitäten geprägt. Teilweise
nannte sie sogar die weltliche Presse “Entwicklungen von
kirchengeschichtlicher Bedeutung”.
350 Obwohl Papst Johannes Paul II. nach Römisch-Katholischer Tradition351
zum Jahr 2000 einen Ablass (Jubiläumsablass) verkündete, kam es zur größten Annäherung der Lutheraner und
der Katholiken in den letzten fünf Jahrhunderten. Im Jahr
1517 war ein ähnlicher Vorgang Anlass für Luthers Thesenanschlag an die Schlosskirche zu Wittenberg, der die
Reformation nach sich zog. Trotz des erneuten Ablasses
erfüllte tosender Beifall die Augsburger Kirche, in der
Kardinal Cassidy und Bischof Christian Krause die gemeinsame Erklärung des Lutherischen Weltbundes mit Rom
unterschrieben. Wie zum Hohn für die Reformatoren geschah diese Unterschrift am 1. Oktober 1999, dem Reformationsfest.
In der Schweiz gingen Zwinglis und Calvins Nachfolger
noch einen Schritt weiter. Es wurde nicht nur ein Signal
der Verbrüderung mit Rom gesetzt, sondern auch Gemeinschaft mit Heidentum und fremden Religionen praktiziert.
In der Genfer Kathedrale St. Pierre, der Kirche des Schweizer Reformators Johannes Calvin, predigte am 8. August
1999 der Dalai Lama vor etwa 5000 Menschen. Unter den
Teilnehmern waren Vertreter der Großkirchen, der Juden,
des Islams und der Baha’i.352 Das zuständige Presbyterium
hat nicht nur einen einmaligen Auftritt des Oberhauptes
der tibetanischen Buddhisten erlaubt, sondern auch zukünftigen Aufritten des sich als Gottkönig ausgebenden Dalai
Lama vorgesehen.
157
Leider sind nicht nur Kirchenpolitiker in den ökumenischen Strudel geraten. Auch weite Teile der Evangelikalen
und Pietisten sind dem Geist des Ökumenismus erlegen.
Einige haben ihn freudig begrüßt und unterstützt. Andere
nehmen seinen Machtanspruch und dessen Auswirkungen
einfach stillschweigend hin. Wie war das möglich? Es gibt
nur eine Antwort: Die eindeutigen Hinweise der Bibel auf
die endzeitlichen Verführungen der Gemeinde wurden nicht
mehr ernst genommen. Dadurch drang zunehmende Toleranz gegen unbiblische Lehren bis in Kreise der biblisch
ausgerichteten Christen ein. Unter dem Mantel der brüderlichen Liebe kam es zu einer Weitherzigkeit, die übersah, dass Satan durchaus religiöse Züge einnimmt, um Einfluss auf die Gemeinde zu gewinnen (2. Kor. 11,14). Es ist
anzunehmen, dass dieser Geist einer rein humanistischen
aber unbiblischen Toleranz noch weiter unter den gläubigen Kreisen um sich greifen wird.
Trotz eindeutiger Richtlinien und Stellungnahmen der
Leitung der Evangelischen Allianz, war diese an vielen Orten schon lange kein Bund einzelner wiedergeborener Christen mehr. Vielmehr wurden Amtsträger von Kirchen, bei
denen man wusste, dass sie die Bibel nicht mehr als Gottes
Wort betrachten, als Brüder in Christi begrüßt. So übernahmen ungläubige Pastoren Wortdienste bei Allianzgebetswochen und ein linkslastiger Präses der Rheinischen
Kirche, der gläubige Pfarrer aufgrund ihrer Bekenntnistreue
aus dem kirchlichen Dienst entlassen hat, sprach ein Gebet
bei ProChrist 93. Die feministische Theologin Helga Jepsen wurde als Glaubensschwester beim von der Allianz mitgetragenen Willow Creek Kongress in Hamburg 1996 begrüßt und durfte eine Rede halten.353 Hätten diese Amtsträger einen bürgerlichen Beruf – kein wiedergeborener
Christ würde sie als Jünger Jesu einstufen. Aber auch unter
Gotteskindern erweckt eine unnüchterne Gesinnung den
158
Eindruck, dass ein kirchlicher Titel oder ein Talar aus einem ungläubigen Spötter einen Bruder (oder eine Schwester) in Christus macht.
Von einer Allianzgesinnung, die sich nicht mehr vollständig vom Wort Gottes korrigieren und lenken lässt, sondern
nur noch die im Ort oder der Region vertretenen Glaubensgemeinschaften zueinander führen will, ist es nur ein kleiner Schritt zur Ökumene. Nicht zuletzt deshalb verändern
sich viele örtliche Allianzkreise und werden Regionalabteilungen des ACK. Gemeinsames Beten und gemeinsames
Missionieren ist noch kein Wert an sich. Es muss auch einen Konsens geben zu wem man betet. Ist dies der Gott
der Bibel, der sich in seinem irrtumslosen Wort offenbart
und in Jesu Leben, Opfertod und Auferstehung gehandelt
hat? Oder ist es ein höheres Wesen, dass sich auch in fremden Religionen offenbart. Mit Ökumenikern, die das Wirken des Heiligen Geistes auch in fremden Religionen erkennen wollen, kann es keine Bruderschaft geben. Evangelisation mit ihnen ist bestenfalls Mitgliederwerbung für eine
Kirche, aber nicht Dienst mit dem Ziel der Rettung von
verlorenen Menschen.
Auch mit (katholischen) Brüdern, die sich nicht von den
spiritistischen Wundern (Totenkontakten in Heiligenerscheinungen und Verehrungen), von der Irrlehre der Mitwirkung des Menschen am Heil (gute Werke der Frömmigkeit) und einem magischen Sakramentsverständnis lossagen, kann es keine Zusammenarbeit geben. Irrgeister sind
übertragbar. Wir sprechen damit keine Verurteilung anderer aus, müssen aber Gottes Wort treu sein, das keine Gemeinschaft mit Irrlehren duldet (2. Tim. 3,5; Tit. 3,1). Das
Gleiche gilt für Zusammenarbeit mit Sektierern, deren Erkenntnismittelpunkt irdische Gesundheit und Fröhlichkeit
(Spaß, Glück) ist.
Hier gilt es zu beachten, was Jesu leiblicher Bruder
159
schrieb: “Ihr Lieben, nachdem ich ernstlich vorhatte, euch
zu schreiben von unser aller Heil, hielt ich’s für nötig, euch
in meinem Brief zu ermahnen, dass ihr für den Glauben
kämpft, der ein für allemal den Heiligen überliefert ist. Denn
es haben sich einige Menschen eingeschlichen, über die
schon längst das Urteil geschrieben ist; Gottlose sind sie,
missbrauchen die Gnade unseres Gottes für ihre Ausschweifung und verleugnen unsern alleinigen Herrscher und Herrn
Jesus Christus” (Jud. 3-4).
Wie verhalten wir uns in konkreten Situationen
Da die Akzeptanz der Ökumene in weite Kreise der Evangelikalen und einst bibeltreuen Christen hinein reicht, sind
wir in einer schwierigen Lage. Besonders wenn es um unseren Missionsauftrag geht. Da ist eine Evangelisation angesetzt. Wir wissen, dass der Evangelist ein vollmächtiger
Zeuge Jesu ist. Aber die Mannschaft vor Ort ist nicht eindeutig. Können wir mit Geschwistern und Werken zusammen arbeiten, die keine Abgrenzung zur Ökumene halten?
Mit wem können wir es noch und wo ist eine Grenze, die
wir nicht ohne Schaden überschreiten dürfen? Wir sollten
hier auf unser vom Wort Gottes geprägtes Gewissen hören.
Mit Sicherheit können wir keine Gemeinschaft und Zusammenarbeit mehr haben, wenn Gottes Wort nicht mehr
als Maßstab beachtet wird. Im Vorfeld dieser Entartungen
sollten wir aber nicht zu schnell aufgeben. Allerdings ist auch
hier Wachsamkeit geboten. Es darf keine pharisäische Überheblichkeit gegen Glaubensgeschwister geben, die nicht
ganz unserer Erkenntnis sind. Auf der anderen Seite müssen wir Gott mehr gehorchen als den Menschen. Brüderliche Liebe darf nicht zu einer Blindheit führen, durch die
wir dann gemeinsam mit den schon Verblendeten in die
Grube fallen (Mt. 15,14).
160
Der einsame Zustand der Zeugen Jesu angesichts der
Ökumene
Ob es in absehbarer Zeit eine Welteinheitskirche oder gar
eine Welteinheitsreligion geben wird, ist trotz aller heute
erkennbaren Entwicklungen und Indizien nicht zweifelsfrei
absehbar. Gottes Wort zeigt zwar grobe prophetische Linien im Blick auf die Entwicklung der Welt und der Gemeinde. Es gilt aber, was Paulus über Jesu Wiederkunft sagte:
“Von den Zeiten und Stunden aber, liebe Brüder, ist es nicht
nötig, euch zu schreiben” (1. Thess. 5,1). Hier voreilige
Beurteilungen zu treffen ist gefährlich.
In der Zeit der Renaissance hatte man zeitweise den Eindruck, als würde das abendländische Christentum ganz untergehen. Dann schenkte Gott Europa die Reformation und
Gottes Wort wurde wieder einflussreicher. Es kam zu einer
Rückbesinnung weiter Kreise aufs Evangelium. Ähnlich war
es zur Zeit der Aufklärung. Während der Rationalismus die
Kirchen kraftlos machte, erweckte Gott einzelne Persönlichkeiten, durch die es Erweckung und die Entstehung der
neueren Mission gab. Sollten wir allerdings, wie es den
Anschein hat, im letzten Abschnitt der Endzeit stehen, dann
könnte es zu einer Welteinheitskirche und eventuell sogar
einer Welteinheitsreligion unter einer, wie auch immer gearteten Federführung der Katholischen Kirche kommen.
Diese Kirche wird dann auch organisatorisch identisch
mit der endzeitlichen Laodiceagemeinde sein:354 “Du
sprichst: Ich bin reich und habe genug und brauche nichts
und weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm,
blind und bloß” (Offb. 3,17). Diese Religionsgemeinschaft
ist dann, auch wenn sie sich auf christliche Wurzeln und
Ethik beruft, so weit vom Evangelium abgeirrt, dass Jesus
sie ausspucken muss: “Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wä-
161
rest! Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde” (Offb. 3,15-16).
Zwar liebt Jesus auch jetzt noch jedes der Glieder dieser
Gemeinde. Er selbst aber ist nicht mehr “mitten unter ihnen” (Mt. 18,20). Jesus steht außen vor: “Siehe, ich stehe
vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme
hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir”
(Offb. 3,20).
Wenn dieser Zeitpunkt erreicht ist, können die wirklichen Jünger Jesu nicht mehr in einer solchen Kirche bleiben. Sie ist nicht Jesu Tempel, sondern eine Behausung der
Finsternismächte (Offb. 18,2.3). Spätestens jetzt gilt der
Aufruf: “Und ich hörte eine andere Stimme vom Himmel,
die sprach: Geht hinaus aus ihr, mein Volk, dass ihr nicht
teilhabt an ihren Sünden und nichts empfangt von ihren
Plagen!” (Offb. 18,4). Standen die Jünger Jesu schon oft
einsam in den Organisationen ihrer Kirchen (3. Joh. 10b;
Offb. 2,24f; 3,4), so gilt ihnen jetzt der Zuruf aus dem Hebräerbrief: “So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem
Lager und seine Schmach tragen” (Hebr. 13,13). Allerdings
wird man jetzt nicht mehr vom Austritt aus der Katholischen Kirche oder der Evangelischen Kirche reden können.
Alle organisierten Gemeinden werden mehr oder weniger
vom Laodiceakeim befallen sein. Es geht dann ganz raus
“vor das Lager”, wie es der Hebräerbrief schreibt.
Das wird ein einsamer Weg; aber wie Lot nur außerhalb
von Sodom Rettung fand, ist es der Weg der Geretteten.
Im Blick auf diese Zeit ermuntert Paulus im Timotheusbrief: “Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was
dir anvertraut ist; du weißt ja, von wem du gelernt hast”
(2.Tim. 3,14). Heute gilt mehr denn je, was Dr. WasserzugTraeder 1963 schreibt: “Wir müssen uns bereit machen zu
dem größten aller Kämpfe, zu der Auseinandersetzung in-
162
nerhalb der christlichen Kirche zwischen Glaube und Unglaube, zwischen Christus und Antichristus, zwischen dem
Heiligen Geist und dem falschen Propheten. Lasst uns der
Versuchung zu einer unbiblischen Vereinigung widerstehen,
wie Jesus Christus ihr widerstanden hat und lasst uns völlig
klar die Bewegung unserer Zeit sehen und beurteilen und
Stellung dazu nehmen. Wer Ja zu Jesus und der Einheit der
wahren Gemeinde sagt, der muss Nein sagen zu einer organisatorischen Vereinigung von Kirchen, die auf einem
menschlichen Fundament aufgebaut ist, die von einem
menschlichen Geist durchströmt ist und die ein menschliches Ziel hat.”
weiße TaubeJetzt kostenlos registrieren