weiße TaubeChrist sucht Christ Logo ohne Taube

Herbsttag 🍂

Herbsttag  🍂 
Herbsttag

Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage, 
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.



Rainer Maria Rilke, 21.9.1902, Paris

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar
 
(Nutzer gelöscht) 23.09.2021 21:30
Meine Lieblingszeilen im Herbst......

....'seasons of mists and mellow fruitfulness......' ......aus der Ode to Autumn......

🍎🍇🌾🍃
 
(Nutzer gelöscht) 23.09.2021 21:34
https://youtu.be/OvOAatrDKSs
 
(Nutzer gelöscht) 23.09.2021 22:21
Im Herbst Habe ich Geburtstag 🙂😇
 
ClaudiaC 23.09.2021 22:26
Prima Boris hast du auch ein schönes Herbstlied oder Herbstgedicht? Darum geht es hier.
 
(Nutzer gelöscht) 23.09.2021 22:30
Ist zwar Schulstoff.....bleibt  aber genial..... lachendes Smiley

To Autumn

Season of mists and mellow fruitfulness
Close bosom-friend of the maturing sun
Conspiring with him how to load and bless
With fruit the vines that round the thatch-eves run;
To bend with apples the moss’d cottage-trees,
And fill all fruit with ripeness to the core;
To swell the gourd, and plump the hazel shells
With a sweet kernel; to set budding more,
And still more, later flowers for the bees,
Until they think warm days will never cease,
For Summer has o’er-brimm’d their clammy cells.

Who hath not seen thee oft amid thy store?
Sometimes whoever seeks abroad may find
Thee sitting careless on a granary floor,
Thy hair soft-lifted by the winnowing wind;
Or on a half-reap’d furrow sound asleep,
Drows’d with the fume of poppies, while thy hook
Spares the next swath and all its twined flowers:
And sometimes like a gleaner thou dost keep
Steady thy laden head across a brook;
Or by a cider-press, with patient look,
Thou watchest the last oozings hours by hours.

Where are the songs of Spring? Ay, where are they?
Think not of them, thou hast thy music too,–
While barred clouds bloom the soft-dying day,
And touch the stubble-plains with rosy hue;
Then in a wailful choir the small gnats mourn
Among the river sallows, borne aloft
Or sinking as the light wind lives or dies;
And full-grown lambs loud bleat from hilly bourn;
Hedge-crickets sing; and now with treble soft
The red-breast whistles from a garden-croft;
And gathering swallows twitter in the skies.

Erstdruck in: John Keats: Lamia, Isabella, The Eve of St. Agnes,
and Other Poems. London, Taylor and Hessey 1820.
An die Herbstzeit

Du Zeit der Nebel und der reifen Fruchtbarkeit,
Der späten Sonne wie ein Herzensfreund verbunden,
Die, mit der Zeit dazu verschworen, zu segnen alle Reben,
Die ums Strohdach ranken, und sie mit Frucht zu füllen.
Die Bäume, moosbedeckt, mit Äpfeln zu beladen
Und alle Früchte bis zum Kern hinein zu reifen;
Den Kürbis aufzuschwellen, und die süßen Haselkerne
In ihre pralle Schal’ zu treiben; die späte Pracht
Der Blüten für die Bienen anzusetzen,
Die glauben, dass die Sonnentage niemals enden,
Solang der Sommer ihre Waben bis zum Rande füllt.

Wer sah dich nicht in deinem Speicher oft?
Wer draußen suchte, fand dich manchmal dort
Sorglos am Boden des Getreidelagers sitzen,
Dein Haar erhoben von dem sanften Wind;
Oder im Tiefschlaf auf der abgeerntet’ Furche
Vom Hauch des Mohns betäubt, derweil dein Haken
Die nächste Schwade schont, mit den umschlungenen Blumen;
Manchmal, dem ruhigen Ährenleser gleich
Querst du mit schwer beladnem Kopf den Bach,
Und bei der Apfelpresse, mit beruhigtem Blick
Siehst du die letzten Stunden still versickern.

Wo sind des Frühlings Lieder? Ja, wo sind sie?
Denk nicht an diese, hast du doch auch die deinen, –
Wolken wie Federn lassen sanft den Toten-Tag erblühen
Und in Berührung alle Stoppelfelder rosenfarbig scheinen;
In Totenklage tönt sodann der Chor der Mücken
Über dem Flusse auf- und abgetragen in den Weiden
Von leichtem Wind, der immer anschwillt und erstirbt;
Und große Lämmer blöken laut vom Bach am Hang;
Grillengesang ertönt; und nun mit Pfeifen sanft
Ertönt ein Rotkehlchen vom Gartenzaune her;
Und in den Himmeln zwitschern froh vereint die Schwalben.

Aus: John Keats: Gedichte (= Druck der Ernst-Ludwig-Presse. 9).
Übertragen von Gisela Etzel. Leipzig, Insel-Verlag 1910
Keats - To Autumn




Knapp eineinhalb Jahre, nachdem er dieses Gedicht, das auch das Absterben und Neugeboren werden im Kreislauf der Natur verhandelt, verstarb John Keats im Alter von 25 Jahren.

Auf Lyrikwelt findet sich eine jüngere Übertragung von Mirko Bonné: An den Herbst.

Mehr zu John Keats in der englischsprachigen Wikipedia.

[Die lose Reihe »merk=würdig« widmet sich Büchern und texten, die aus ganz unterschiedlichen Gründen einen besonderen Platz in meiner Lesebiographie und in der Bibliothek einnehmen. Es sind Werke die würdig sind, bemerkt zu werden.]

teilen
twittern
merken
E-Mail

    drucken

Gefällt mir:
Wird geladen...
Eine gewaltige Preußenphantasie – »Zeithain« von Michael Roes
Schweine und Salamander – »Die Hauptstadt« von Robert Menasse
Ähnliche Beiträge
Die Erstausgabe als Geschenk

Betrachtung, Kurz Mitgeteilt
Die Erstausgabe – Ein ganz besonderes Geschenk
Ovid - Liebeskunst

Besprechung, Fiktion
Parship und Tinder im alten Rom – Ovid lehrt die »Liebeskunst«
Carr - Steeple Sinderby

Besprechung, Fiktion
Helden auf dem Fußballacker – »Wie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holten« von J. L. Carr
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Kommentar

Name *

E-Mail *

Website

Back To Top
lustauflesen.de
© Jochen Kienbaum 2010 - 2021
Kolophon
lustauflesen.de
Miszellen zur Literatur
von Jochen Kienbaum

Schub­laden

    Besprechung – [Alle]
    Besprechung – [Fiktion]
    Besprechung – [Nicht Fiktion]
    Betrachtung
    merk=würdig

Folgen sie mir

    Facebook
    Twitter
    Instagram
    RSS
 
(Nutzer gelöscht) 23.09.2021 22:31
Sorry......Liebe  Claudi.... zuuu viiiiiel kopiert

.....kicher
 
(Nutzer gelöscht) 23.09.2021 22:33
Hebbel, Christian Friedrich (1813-1863)

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.

O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.
 
(Nutzer gelöscht) 23.09.2021 22:48
https://youtu.be/4gBIxQvbWEc
 
(Nutzer gelöscht) 23.09.2021 22:56
.....eigentlich ein bißchen schade , dass diese Rilke Zeilen allzu oft als Nachruf bemüht werden ausschließlich......

......, die Blätter fallen...fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten...............
.........wir alle fallen............es ist in allen.....und doch ist einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.'
 
(Nutzer gelöscht) 23.09.2021 22:58
Es gibt ein Lied für Herbst wenn man in Kindergarten Sing das Lied geht so 



Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da
Er bringt uns Wind, hei hussassa
Schüttelt ab die Blätter
Bringt uns Regenwetter
Heia hussassa, der Herbst ist da
Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da
Er bringt uns Obst, hei hussassa
Macht die Blätter bunter
Wirft die Äpfel runter
Heia hussassa, der Herbst ist da
Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da
Er bringt uns Wein, hei hussassa
Nüsse auf den Teller
Birnen in den Keller
Heia hussassa, der Herbst ist da
Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da
Er bringt uns Spaß, hei hussassa
Rüttelt an den Zweigen
Lässt die Drachen steigen
Heia hussassa, der Herbst ist da
Heia hussassa, der Herbst ist da
 
(Nutzer gelöscht) 23.09.2021 23:02
https://youtu.be/yVGtSqYcNZc
 
(Nutzer gelöscht) 23.09.2021 23:06
Erntezeit....

https://youtu.be/m-AEVuz1Dww
 
ClaudiaC 24.09.2021 00:09
Das kenne ich ein sehr schönes fröhliches Lied.Danke Boki!https://m.youtube.com/watch?v=BGob6Duj8lI
 
pieter49 24.09.2021 02:51
Vielen Dank liebe @Claudia, für das Friedliche Intermezzo!

Selbstverständlich möchte ich mich auch bedanken bei @alle mitwirkenden.

Man sieht es; es ist möglich...
 
(Nutzer gelöscht) 24.09.2021 08:49
Jetzt ist wieder Birnenzeit, und ich mag auch unheimlich gern die Geschichte vom Herrn von Ribbeck. Hier mal eine etwas andere Version, an der meine Tochter als Kind auch Spaß hatte.
 
(Nutzer gelöscht) 24.09.2021 09:00
Tut mir leid, es klappt mal wieder nicht. Ich dachte an die Rap Version von "Junge Dichter und Denker".
 
ClaudiaC 24.09.2021 09:04
Guten Morgen Dieu Merci ich probiere es mal.https://m.youtube.com/watch?v=cCRI-nlq_AE
 
ClaudiaC 24.09.2021 09:06
Das ist eine schöne Version,die war mir bislang nicht bekannt! 🍂😀
 
(Nutzer gelöscht) 24.09.2021 10:11
Es gibt auch eine "Karaoke"-Version davon. Ich habe die mal an einem Kindergeburtstag verwendet. Hat den Kids Spaß gemacht. Am Ende bekam jedes eine schöne Birne.
 
(Nutzer gelöscht) 24.09.2021 10:12
Danke schön, Claudia, fürs Einstellen! 😘
 
FrausuchtMann 24.09.2021 10:13
Ich habe auch ein kleines Herbstgedicht gefunden von Cicely Mery Barker

Wolliger Schneeball
(Viburnum lantana)

Frau Libelle kam vorbei,
fragte, ob ich fertig sei,
"für die weite, weite Reise",
sagte sie libellenleise,
"zum Vergleich der schönsten Flügel
auf dem moosbedeckten Hügel."

Ich war fertig angezogen,
und so sind wir losgeflogen.
 
(Nutzer gelöscht) 24.09.2021 10:18
Oh, wie schön, Schneeball und Libellee gehen zusammen auf die Reise! 
 
babblegabble 24.09.2021 17:22
… ein schöner Post mit fröhlichem Herbstlied von Dir - danke Boris.

Schön, dass du dich dort mit eingebracht hast.

 
(Nutzer gelöscht) 24.09.2021 17:33
Jo ich habe auch da früher gesungen 🙂😇
 
babblegabble 24.09.2021 17:49
... hast dich gut daran erinnert 🙂
 
Laban 24.09.2021 22:05
Blätter fallen bunt von allen Bäumen und der Herbst beginnt
Wald und Feld und Flur beginnt zu träumen
und der wilde Fluss fängt an zu schäumen
Wenn aus grauen Wolken dunkler Regen niederrinnt.

Nebel steigen auf vom Wiesenraine;
Wind streicht drüber hin.
Glitzern überm nahen Birkenhaine
fliehen vor dem hellen Sonnenscheine
in das Tal.

Und da geht uns ein Herbstlied nicht aus dem Sinn🍂🍁🌾 

Autor unbekannt 🤔
weiße TaubeJetzt kostenlos registrieren