weiße TaubeChrist sucht Christ Logo ohne Taube

Josef 2.0

Josef 2.0
Josef 2.0           3.3.2021

Von Maria 2.0 haben wir uns angeregt gefühlt, ähnliche Thesen zum Thema Kirche und Arbeitnehmer zu verfassen. Papst Franziskus hat ja auch das „Jahr des hl. Josef“ ausgerufen.

1. Jesus hat mit Josef als Zimmermann oder Bauschreiner gearbeitet.
Joseph Cardijn, der Gründer der Weltbewegung der CAJ (Christliche Arbeiter-Jugend) hat gesagt: „Eine Kirche ohne die Arbeiter ist nicht die Kirche Jesu Christi.“ Papst Pius XI. sagte zu Cardijn 1931: „Die ersten Apostel der Arbeiter werden Arbeiter sein.“ Tatsächlich hat die Kirche als erste soziale Gruppe vor etwa 150 Jahren, lange vor der Jugend und den Frauen, die Arbeiter verloren, bzw. nie als neue soziale Schicht wahrge-nommen und angenommen. Ansatz zur Lösung: Einstellung von Arbeitnehmer- und Betriebsseelsorgern (m/w).

2. Klerikalismus, akademische Sprache und bürgerliche Prägung der
Kirche machen es den Arbeitnehmern schwer, die Kirche als Heimat zu erfahren. Die oft genannte „Option für die Armen“ und die Katholische Soziallehre sind den meisten Katholiken unbekannt und werden in den meisten Gemeinden vorwiegend als Caritas, nicht aber als Anwaltschaft
für Gerechtigkeit gelebt. Ansatz zur Lösung: Schwerpunkt Arbeitnehmer-pastoral in der Kirchenentwicklung.

3. Viele Arbeitnehmer (auch die ausländischen) erfahren die Kirche als mit den Reichen und Mächtigen verbündet (siehe Bischof Tebartz van Elst). Menschen wie Prälat Kossen (KAB-Mitglied), der sich seit Jahren für die osteuropäischen Arbeiter bei Tönnies einsetzt, sind in der Kirche selten. Den meisten Pfarrern und Pfarrgemeinderäte sind die Gottes-dienste wichtig, die Katechese, aber kaum die Situation der Arbeitneh-mer in ihren Pfarreien. Es gibt alle möglichen Ausschüsse, aber kaum einen für Berufs-und Arbeitswelt oder ähnliches. In den Predigten kommt die Arbeitswelt nicht vor. Ansatz zur Lösung: Achtsamkeit für die Arbeit-nehmer und ihre Familien in den Pfarreien. Unterstützung der KAB.

4. In den Pfarrhäusern sind die Seelsorgerinnen und Seelsorger zum Teil abgesondert vom Leben der Menschen in den Betrieben. Kurzarbeit, Stellenkürzungen, Streik, Schichtarbeit, Arbeitsverdichtung, Dumping--löhne, Leiharbeit usw. bleiben ihnen fremd und interessieren sie wenig. In der Ausbildung der Theologen spielt die Arbeitswelt kaum eine Rolle. Ansatz zur Lösung: Betriebspraktikum in der Ausbildung der Priester und
pastoralen Mitarbeiter. Religionsunterricht nicht nur an Primar- und Sekundarstufe, sondern auch an Berufsbildenden Schulen.

5. Durch die Digitalisierung verändert sich die Arbeitswelt rapide. Es sollte der Kirche wichtig sein, dass dabei die Arbeitnehmer nicht unter die Räder kommen. Probleme sind unter anderem: Gestaltung der nötigen Qualifizierung, Stellenstreichungen, Erschwerung der Mitbestimmung, gerechte Verteilung der Gewinne. Ansatz zur Lösung:
Einstellung eines Arbeitnehmerseelsorgers (m/w) mit dem Schwerpunkt
Arbeit 4.0 /Digitalisierung.
6. Vor 1700 Jahren wurde von Kaiser Konstantin der Sonntag zum arbeitsfreien Tag erklärt. Als Christen sollten wir dafür dankbar sein und ihn schützen. Dafür setzen sich aber neben KAB, evangelischen Organisationen und Gewerkschaften die katholische Kirche zu wenig ein.
Der Sonntag ist nicht nur wichtig als Tag des Gottesdienstes, sondern auch als Tag der Erholung, der Familie, der Kultur, des sozialen und politischen Engagements. Ansatz zur Lösung: Bearbeitung dieses Anlie-gens in Predigt, Pfarrbrief usw.

7. Es ist der Auftrag der Kirche, das Evangelium zu verkünden und den Menschen zu helfen, danach zu leben. Betriebsräte nehmen für ihre Kolleginnen und Kollegen oft seelsorgliche Aufgaben wahr (zuhören, Mittragen familiärer Probleme, Bestärkung&hellipzwinkerndes Smiley. Die Arbeitswelt ist der Bereich, wo die Menschen ihre meiste wache Zeit verbringen. Es darf kein glaubensfreier Bereich sein!

Albert Seelbach (Pfr. i.R.)
Wolfgang Steinmetz (Berufsschulpfarrer i.R.)

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar
 
(Nutzer gelöscht) 06.09.2021 08:08
Interessanter Ansatz, @ Winfried, arbeitest du in einer Gruppe zum Synodalen Weg mit?
weiße TaubeJetzt kostenlos registrieren