weiße TaubeChrist sucht Christ Logo ohne Taube

6. Gebot: Du sollst nicht ehebrechen!"

6. Gebot: Du sollst nicht ehebrechen!"
Im Alten Israel stand Ehebruch unter Todesstrafe. Davon spricht der Dekalog nicht, doch auch im sechsten Gebot wird der Geschlechtsverkehr zwischen einer verheirateten Frau mit einem anderen Mann scharf verurteilt - im Vergleich zu anderen Gesetzen jedoch mit einer veränderten Bedeutungsnuance.


Der Ehebruch ist gemäß dem Alten Testament kein Kavaliersdelikt: "Wenn ein Mann dabei ertappt wird, wie er bei einer verheirateten Frau liegt, dann sollen beide sterben, der Mann, der bei der Frau gelegen hat, und die Frau. Du sollst das Böse aus Israel wegschaffen." (Deuteronomium 22,22) Im Vergleich zu anderen altorientalischen Gesetzen ist das Alte Testament rigoros.

Im Codex Hammurapi, einer babylonischen Gesetzessammlung aus dem 18. Jahrhundert v. Chr., kann Gnade vor Recht gelten, wenn der betrogene Ehemann seiner Frau verzeiht: "Gesetzt, die Gattin eines Mannes ist ertappt worden, wie sie bei einem anderen Manne gelegen hat, so wird man sie (beide) binden und ins Wasser werfen. Gesetzt, der Gatte will seine Gattin leben lassen, so wird der König seinen Sklaven (auch) am Leben lassen." Die Gesetze des Alten Testaments bestehen hingegen auf die Todesstrafe sowohl für den Ehebrecher als auch die Ehebrecherin – in den Worten des Buches der Sprichwörter: "Wer Ehebruch treibt mit einer Frau, ist ohne Verstand, nur wer sich selbst vernichten will, tut das." (Sprichwörter 6,32)

Nicht nur die Ehe wird im Alten Testament als ein Gut angesehen, sondern auch die Ehefrau. In der hebräischen Sprache wird der verheiratete Mann als בַּעַל (gesprochen: ba’al) bezeichnet. Dieses Wort bedeutet nicht nur "Ehemann", sondern die Grundbedeutung ist "Besitzer/Eigentümer". Eine Ehefrau wird als ‎בְּעֻלַת בָּעַל (gesprochen: be’ulat ba’al) bezeichnet. Diese Wendung könnte man, um das Wortspiel der sich wiederholenden Wurzel abzubilden mit "des Gemahls Vermählte" übersetzen. Die zugrundliegende Bedeutung ist jedoch eine andere: die Ehefrau ist der Besitz des Ehemanns – wörtlich: "die, die der Besitzer besitzt".

Während in alttestamentlicher Zeit eine Mutterschaft unzweifelhaft nachgewiesen werden konnte, war die Vaterschaft immer nur eine angenommene. In einer Gesellschaft, in der die Erbfolge und auch die religiöse Zugehörigkeit patrilinear, also entsprechend der Abstammung vom Vater geregelt war, ist der Schutz der Ehe als Entstehungsort der nachfolgenden Generation grundlegend wichtig. Dementsprechend konnte nach dem alttestamentlichen Gesetz ein Mann nur die Ehe eines anderen Mannes brechen – nicht seine eigene – und eine Frau nur ihre eigene. Kurzum: Ehebruch ist der Geschlechtsverkehr irgendeines Mannes mit einer verheirateten Frau eines anderen Mannes.

Auch in den Zehn Geboten wird der Ehebruch ausdrücklich verboten. Kurz und prägnant steht dort: "Du sollst nicht die Ehe brechen." (Exodus 20,14; siehe auch Deuteronomium 5,18) Grammatikalisch gesprochen, richtet sich das Gebot an einen männlichen Plural. Diese Form kann jedoch auch Frauen als Angeredete einschließen – so sind in diesem Gebot wie im gesamten Dekalog alle Männer und Frauen Israels angesprochen. Nicht wird definiert, wer wessen Ehe bricht.

Im Buch Levitikus wird deutlich der Ehebruch als ein "Einbrechen" des Mannes in die Ehe einer Frau mit einem anderen Mann definiert: "Ein Mann, der mit der Frau seines Nächsten die Ehe bricht, hat den Tod verdient, der Ehebrecher und die Ehebrecherin." (Levitikus 20,10) Und die hier verwendeten hebräischen Wörter für Ehebrecher (נֹאֵף, gesprochen: no‘ef) und Ehebrecherin (נֹאָפֶת, gesprochen: no‘efet), leiten sich von dem auch im sechsten Gebot verwendeten Verb für "ehebrechen" ab (נאף, gesprochen: na‘af). Scheinbar hat es zwei verschiedene Bedeutungen: Wenn Männer die Handelnden sind, dann brechen sie die Ehe eines anderen Mannes. Wenn Frauen die Handelnden sind, dann brechen sie die eigene Ehe. Diese Unterscheidung ist jedoch im sechsten Gebot so nicht explizit ausgedrückt, sondern ganz Israel ist aufgerufen, egal ob unverheiratet oder verheiratet, keine Ehe – also weder die eigene noch die eines anderen – zu brechen. Die Ehe wird als ein zu schützendes Gut definiert, ohne dass sie auf ein Besitzverhältnis reduziert wird.

Von T. Steiner


" Ich bin JHWH, dein Gott": Der Schlüssel zu den Zehn Geboten
https://www.christ-sucht-christ.de/christliches-forum/Klavierspielerin2/81275/

5. Gebot:" Du sollst nicht töten"
https://www.christ-sucht-christ.de/christliches-forum/Klavierspielerin2/82825/

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar
 
(Nutzer gelöscht) 30.08.2021 15:43
Ich bin immer wieder beeindruckt, wieviel Mühe sich viele User machen, die Bibel zu erklären. Vielen Dank dafür! Die Ehe ist ein hohes Gut, die es zu pflegen und zu schützen gilt. Das hast Du, liebe Klavierspielerin noch einmal in Deinen Ausführungen deutlich gemacht. Aber was mich persönlich immer wieder erschüttert, ist die Tatsache, dass wer geschieden, weil die Zerrüttung unumkehrbar ist, keine neue Chance mit einem neuen Partner bekommt und allein bleiben muss, auch dann, wenn sie Opfer von Gewalt, Lieblosigkeit und Missbrauch in der Ehe geworden sind. 
 
Klavierspielerin2 30.08.2021 16:15
Alleine bleiben muss ich nicht, allerdings befände ich mich im Falle einer weiteren Ehe - nicht einfach, nochmals einen lieben Mann zu finden- im Sündenstand.

Je älter man wird, desto schwieriger wird( man)s 🤷
 
(Nutzer gelöscht) 30.08.2021 17:41
So ist es und das ist sehr tragisch. 
 
Klavierspielerin2 30.08.2021 17:47
glaubt man in deiner Denomination, dass man sich wiederverheirateten soll?
 
Klavierspielerin2 30.08.2021 18:00
Antwortest du noch?
 
(Nutzer gelöscht) 30.08.2021 18:07
In der Landeskirche wozu ich gehöre, schert sich kein Mensch um diese Fragen. Ich bin aber schon länger in einer Freikirche. Dort nimmt man die Sache sehr viel ernster und prüft die Umstände. Da geht's schon um die Wahrnehmung von Schuld und Versagen. Ich denke, da Ehe in der katholischen Kirche ein Sakrament ist, kann es auch nicht beliebig in Anspruch genommen werden. Verstehe ich das richtig? Letztendlich zählt, was biblisch ist. Menschlich finde ich es sehr hart, alleine bleiben zu müssen. Die Jünger fanden es ja auch hart und kamen zu dem Schluss, dass es dann besser ist, nicht zu heiraten. 
 
Klavierspielerin2 30.08.2021 18:21
Na dann kannst du ja ' hinswitchen', wo es für dich praktischer ist.


Aber das Blog-Thema lautet " du sollst nicht ehebrechen", da möchte ich gerne bleiben.

Mich hat dies überrascht:

"Nicht nur die Ehe wird im Alten Testament als ein Gut angesehen, sondern auch die Ehefrau. In der hebräischen Sprache wird der verheiratete Mann als בַּעַל (gesprochen: ba’al) bezeichnet. Dieses Wort bedeutet nicht nur "Ehemann", sondern die Grundbedeutung ist "Besitzer/Eigentümer". Eine Ehefrau wird als ‎בְּעֻלַת בָּעַל (gesprochen: be’ulat ba’al) bezeichnet. Diese Wendung könnte man, um das Wortspiel der sich wiederholenden Wurzel abzubilden mit "des Gemahls Vermählte" übersetzen. Die zugrundliegende Bedeutung ist jedoch eine andere: die Ehefrau ist der Besitz des Ehemanns – wörtlich: "die, die der Besitzer besitzt"."

Was hältst du davon, Clementine?
 
(Nutzer gelöscht) 30.08.2021 20:31
Liebe Klavierspielerin2, vielen Dank für deine interessante Blogreihe. Clementines Kommentar um 15:43 hat mich nachdenklich gestimmt. Deine Antwort darauf um 16:15 bezieht sich auf das katholische Verständnis, aber wahrscheinlich nicht auf das evangelische, verstehe ich das richtig?
 
Klavierspielerin2 30.08.2021 21:18
Nein, meine Antwort entspricht meinem Bibelverstandnis.
 
(Nutzer gelöscht) 30.08.2021 21:27
Ich finde die Übersetzung "die der  Besitzer besitzt" interessant. Auch wenn es sich in heutiger Zeit sehr befremdlich anhört, als Frau der Besitz eines Mannes zu sein. Aber Im historischen Kontext war es wohl so. Ich habe noch einen anderen Gedanken. Man sagt ja auch: Das ist "mein Mann" oder "meine Frau", womit die Verbundenheit und die Zusammengehörigkeit gemeint ist. Man gehört einander. 
 
(Nutzer gelöscht) 30.08.2021 21:30
Ja, ich denke auch, dass es nicht um katholisch oder protestantisch geht, sondern um Bibelverständnis. 
 
(Nutzer gelöscht) 30.08.2021 21:37
okay, Danke für die Erklärung
 
HelenaSeverin 30.08.2021 21:44
Danke für den verständigen Eingangstext!
 
Klavierspielerin2 30.08.2021 22:23
@Clementine, 21:30h, mein Bibelverstandnis zum Thema Wiederheirat (das du hier eingebracht hast) deckt sich mit der katholischen Lehre!
 
hansfeuerstein 31.08.2021 00:31
Ehen, Familien, sie waren auch mal als Schutzräume für Kinder gedacht. Wenn jeder Karriere machen will, und jeder seinen Interessen nachgehen will, sind das halt schlechte Voraussetzungen... und es driftet früher oder später alles auseinander.
weiße TaubeJetzt kostenlos registrieren