Der Teufel
23.08.2021 16:47
Der Teufel
23.08.2021 16:47
Der Teufel
Wenn wir an das zurückdenken, was wir über die Feindschaft der Welt und des Fleisches gelernt haben, wird deutlich werden, daß die Feindschaft des Teufels sich davon wesentlich unterscheidet. In den ersten beiden Fällen müssen wir immer verstehen, welche Begriffe für „Welt“ und „Fleisch“ wir gerade betrachten.
Nicht so beim Teufel. Die Schrift schildert uns seine Ziele, seine Wesenszüge oder sein Verhalten weder als freundlich, noch als neutral. Menschliche Philosophie bestreitet dies zunehmend - in ihrer ständigen Bewegung vom Rationalismus, der seine Existenz leugnet, hin zum Okkultismus, der ihn als „Luzifer, den höchsten Lichtträger“ erhebt. Wie dem auch sei, für einen Christen kann die Existenz Satans als Person und seine totale Verderbtheit als ein Rebell gegen Gott und als ein Feind des Menschen keine Frage sein.
Deshalb folgt dieses Kapitel nicht der Vorgehensweise der ersten beiden, d.h., wir brauchen ihn nur von einem Standpunkt aus zu sehen. Denn es gibt nur eine biblische Sichtweise von ihm. Wir wollen vielmehr seine Person und seine Laufbahn in fünf grundlegenden Bereichen betrachten:
seinen Fall,
sein Ziel,
seine Aktivitäten,
seine Grenzen,
seine Niederlage.
Ein altes militärisches Sprichwort sagt: „Kenne deinen Feind!“ Wenn wir unseren Feind, den Teufel, kennenlernen, werden wir vor zwei häufig gemachten Fehlern bewahrt werden: ihn auf der einen Seite zu überschätzen und auf der anderen Seite zu unterschätzen. Darüber hinaus werden wir lernen, die mächtigen Waffen unserer Kriegsführung zu gebrauchen, durch die wir in dieser Zeit seines scheinbaren Triumphes befähigt sein werden, sowohl seinen Listen als auch seiner Macht zu widerstehen.
SEIN FALL
Da das Wort Gottes klar feststellt, daß alle Dinge durch den Sohn Gottes geschaffen wurden, (Kolosser 1,16.) ist es offensichtlich, daß auch der Teufel durch Ihn geschaffen wurde. Er wurde aber nicht als Teufel geschaffen. Er begann seine Existenz nicht als Satan, als Widersacher Gottes. Mit vielen anderen Bibelauslegern sehen wir in Jesaja 14 eine anschauliche Beschreibung von Satans Fall. So verstehen wir, daß sein ursprünglicher Name Luzifer 1 war, das „Glanzstern“ oder „Lichtträger“ bedeutet. Er hatte einen Platz hoher Ehre und Würde unter den Engeln Gottes.
Aber er rebellierte! Jesaja 14,12-15 beschreibt seinen schrecklichen moralischen Fall vom Himmel in die tiefsten Tiefen der Grube:
„Wie bist du vom Himmel gefallen,
du Glanzstern, Sohn der Morgenröte!
zur Erde gefällt,
Überwältiger der Nationen!
Und du, du sprachst in deinem Herzen:
'Zum Himmel will ich hinaufsteigen,
hoch über die Sterne Gottes meinen Thron erheben,
und mich niedersetzen auf den Versammlungsberg
im äußersten Norden.
Ich will hinauffahren auf Wolkenhöhen,
mich gleichmachen dem Höchsten.'
- Doch in den Scheol wirst du hinabgestürzt,
in die tiefste Grube.“
Satan verließ den Platz des Gehorsams und der Abhängigkeit des Geschöpfes und strebte nach Herrschaft und Überlegenheit. Fünfmal setzt er seinen Willen in Gegensatz zum Willen Gottes. Und wirklich, „Ich will“ wurde der Schlachtruf seines Aufstands gegen den Allmächtigen. Seine Entschlossenheit, sich dem Höchsten gleichzumachen, war kein heiliger Wunsch der Nachahmung, sondern eine aus Rivalität und Neid gezeugte aufrührerische Gier. Er suchte einen Platz des Vorranges und der Erhöhung, der ihm nicht gebührte.
In einer Schriftstelle, welche die Qualifikation solcher beschreibt, die nach einem Aufseherdienst unter dem Volk Gottes trachten, führt Paulus den Fall Satans auf Hochmut zurück:
„... nicht ein Neuling, auf daß er nicht, aufgebläht, ins Gericht des Teufels verfalle.“ Die Anmerkung lautet: d.h. sich nicht überhebe wie der Teufel, und so unter dasselbe Strafurteil Gottes falle (1. Timotheus 3,6).
F. W. Grant hat zu dieser Stelle treffend geschrieben:
„Wie ernst, zu denken, daß ein Wesen, geschaffen in Vollkommenheit, einer der 'Gewaltigen an Kraft' (Psalm 103,20.) , ... in der vielleicht einzigen Art und Weise fallen sollte, in der wir uns überhaupt die Möglichkeit zu einem Fall eines solchen Wesens vorstellen können, durch Selbstüberhebung, Selbstbewunderung; und was für ein furchtbarer Fall war das!“ 2
Seine Empörung erscheint angesichts der wunderbaren Stellung und Eigenschaften, die Gott ihm gegeben hatte, noch schlimmer:
„Der du das Bild der Vollendung warst, voll von Weisheit und vollkommen an Schönheit ... Du warst ein schirmender, gesalbter Cherub ... du warst auf Gottes heiligem Berge ... Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tage an, da du geschaffen worden, bis Unrecht an dir gefunden wurde“ (Hesekiel 28,12-15).
Als eine Folge dieses Falls wurde Satan in jeder Hinsicht der Feind Gottes. Moralisch wurde er der Gegensatz Gottes, indem er das exakte Gegenteil von allen Wesenszügen und Merkmalen Gottes darstellt. Seine Rebellion führte im Universum ein Prinzip der Opposition gegen Gott ein, das sich auf Engel, Menschen und die ganze Schöpfung auswirkte.
Wir brauchen nicht weit zu schauen, um dieses Prinzip der Opposition anzutreffen. Es wohnt in dem Herzen jeder Person, die in die Welt geboren wird. Jesaja beschreibt dies mit den allereinfachsten Ausdrücken:
„Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns ein jeder auf seinen Weg ...“ (Jesaja 53,6).
Vor 2.500 Jahren zeigte Nebukadnezar diesen Geist der Opposition gegen Gott, als er seinen phantastischen Palast überblickte und prahlte:
„Ist das nicht das große Babel, welches ich zum königlichen Wohnsitz erbaut habe durch die Stärke meiner Macht und zu Ehren meiner Herrlichkeit?“ (Daniel 4,30).
Wenn das zu lange her ist, um heutzutage von Bedeutung zu sein, dann betrachte die Worte von Joseph Smith (Begründer der Mormonen) kurz vor seinem Tod 1844:
„Ich habe mehr als jeder andere Mensch etwas zu rühmen. Ich bin der einzige Mensch, der jemals seit den Tagen Adams fähig war, eine ganze Kirche zusammenzuhalten. Weder Paulus noch Jesus vollbrachten dies jemals. Ich rühme mich, daß kein Mensch je ein solches Werk getan hat, wie ich es tat. Die Jünger Jesu liefen von ihm weg; aber die 'Heiligen der letzten Tage' sind bis jetzt nie von mir weggelaufen.“ 3
Wir kommen der Gegenwart noch näher, wenn Dave Hunt die Aussage eines jungen Atheisten wiedergibt, der sich vor dem Gedanken fürchtete, einem persönlichen Gott gegenüber verantwortlich zu sein. Er machte sich lieber die Idee einer universalen Kraft zu eigen, die zu kontrollieren er lernen könnte. Er drückte es so aus:
„Ich war auf der Suche nach einer Erklärung meiner eigenen Existenz. Ich kam mit TM (Transzendentale Meditation) in Berührung, weil diese Idee versprach, einer Person zu helfen, eine Art Vereinigung mit dem Absoluten zu erreichen, ohne sich mit einem persönlichen Gott befassen zu müssen. Das war für mich sehr ansprechend.“ 4
Eines steht fest. Satan ist ein Rebell gegen Gott, und er hat die menschliche Rasse mit sich in Rebellion gerissen. Durch seinen Fall ist er der Geist geworden, „der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams“. (Epheser 2,2.)
An dieser Stelle müssen wir eine wesentliche Unterscheidung machen. Für Satans Fall gibt es kein Heilmittel. Er wird schließlich in den Feuer- und Schwefelsee geworfen und Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit. (Offenbarung 20,10.) Aber für die gefallenen Söhne von der Rasse Adams hat Gott eine Rettung bereitet.
Laß die volle Auswirkung dieser guten Nachricht deine Seele durchfluten. Durch unumschränkte Gnade hat Gott die Augen einiger geöffnet, deren Sinne einst durch Satan geblendet waren. In ihre Herzen fiel plötzlich der „Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi.“ (2. Korinther 4,4-6.) Sie werden nicht mit Satan im Feuersee vereinigt sein, sondern werden statt dessen den Platz genießen, wo Gott bei Seinem Volk wohnt und bei ihnen ist und ihr Gott ist. (Offenbarung 21,3.)
An jenem Tag wird allgemein erkannt werden, daß sogar der Fall Satans Anlaß dazu gegeben hat, daß Gott durch Seinen Sohn verherrlicht worden ist!
SEIN ZIEL
Seitdem Satan danach trachtet, sich dem Höchsten gleich zu machen, hat er die Herrschaft und die Anbetung gesucht, die allein Gott gehört. Wie C. Fred Dickason es ausgedrückt hat:
„Er zog auch andere Engel vom Weg Gottes ab. Das Wort 'Handel' (oder: Geschäft) in 'die Menge deines Handels' und die 'Unrechtlichkeit deines Handels' (in Hesekiel 28,16.18) kann auf ein Anwerben einer großen Gruppe von Engelgefährten für seine böse Sache anspielen.“ 5
Die Bibel unterstützt diesen Gedanken, indem sie von „dem Teufel und seinen Engeln“ (Matthäus 25,41.) spricht. Er kontrolliert die „geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“ (Epheser 6,12.) , gegen die der Christ kämpfen muß. In dem Kampf im Himmel, der in Offenbarung 12,7-9 beschrieben wird, sieht man Michael und seine Engel (die Engel Gottes) gegen Satan und seine Engel kämpfen.
Wir schließen daraus, daß Gott zugelassen hat, daß einige der Engel für Satan Partei ergriffen und ihm auf diese Weise ein teilweises und vorübergehendes Ergreifen seines Zieles in der Engelwelt ermöglichten. Die Bibel bezeichnet diese gefallenen Engel als Dämonen - jene bösen geistigen Wesen, die von Anfang an in der Welt wirksam gewesen sind, indem sie Götzendienst förderten, die Menschheit unterdrückten und zu okkulten und falschen Religionen antrieben.
Der Garten Eden lieferte die Umgebung für Satans erstes Zusammentreffen mit der Menschheit. Er begab sich in jenes liebliche Paradies, um Adam und Eva von Gott abwendig zu machen. Seine Annäherung an Eva in der Gestalt einer Schlange 6 offenbart viel über seine Ziele. Mit großer Raffiniertheit stellte er Gottes Wort in Frage, ging dann weiter und verneinte Gottes Wort und gab schließlich zu verstehen, daß Gott keine ehrbaren Beweggründe hatte. 1. Mose 3,1-5 gibt uns den traurigen Bericht davon:
„Und die Schlange war listiger als alles Getier des Feldes, das der HERR Gott gemacht hatte; und sie sprach zu dem Weibe: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr sollt nicht essen von jedem Baume des Gartens? Und das Weib sprach zu der Schlange: Von der Frucht der Bäume des Gartens essen wir; aber von der Frucht des Baumes, der in der Mitte des Gartens ist, hat Gott gesagt, davon sollt ihr nicht essen und sie nicht anrühren, auf daß ihr nicht sterbet. Und die Schlange sprach zu dem Weibe: Mitnichten werdet ihr sterben! sondern Gott weiß, daß, welches Tages ihr davon esset, eure Augen aufgetan werden, und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses.“
Die Ziele Satans haben sich im Laufe der Jahre nicht geändert. Er beabsichtigt noch immer, die Menschen zu überreden, Gottes Wort in Frage zu stellen, Gottes Wort zu verneinen und Gott selbst falsch zu beurteilen. Darüber hinaus macht er bezaubernde und einleuchtende Angebote, die sich in den vergangenen 6.000 Jahren wenig verändert haben. Im wesentlichen sagt er: „Gib deinen Wünschen nach, und sei dein eigener Gott.“
Dave Hunt hat gründlich dokumentiert, wie diese Lüge Satans durch die Jahrhunderte hin das Gefüge von Heidentum und Okkultismus gewesen ist; und wie „sie in den letzten Jahren beinahe allgemein angenommen wurde, auch in der westlichen Welt. Sie beeinflußt nicht nur die meisten Religionen, sondern auch weltliche Philosophien und Wissenschaften.“ 7
Satans Gier nach Anbetung erreichte den Höhepunkt der Unverschämtheit, als er dem Herrn Jesus Christus die Königreiche der Welt anbot, wenn Er ihn dafür anbete. (Matthäus 4,9.) Wie unser geliebter Heiland den Teufel bei jener Gelegenheit besiegte, behalten wir uns einer späteren Behandlung in diesem Kapitel vor. Hier wollen wir nur den furchtbaren Umfang der Gier Satans nach Anbetung hervorheben. Zur Zeit scheint er großartig voranzukommen. In der westlichen Welt wird die abtrünnige Christenheit immer mehr eine Beute der Illusionen östlicher Mystik, okkulter Religion und sogar offener Satansanbetung. In den meisten Ländern der Dritten Welt haben falsche Religionen die Macht. All dieses wird in der Offenbarung des Menschen der Sünde gipfeln - jenem Gesetzlosen, welcher:
„... widersteht und sich selbst erhöht über alles, was Gott heißt oder ein Gegenstand der Verehrung ist, so daß er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst darstellt, daß er Gott sei“ (2. Thessalonicher 2,4).
Dieser Mensch der Sünde wird Satans Meisterwerk sein. Vor ihm verblassen alle anderen satanischen „Helden“, einschließlich Nimrod und Hitler, zur Bedeutungslosigkeit. Für einen kurzen Zeitraum von 42 Monaten wird Satan in gotteslästerlicher Anbetung durch Millionen verherrlicht, während die Welt ins taumeln gerät unter dem Gericht Gottes und der Unterdrückung seitens dieses bestialischen Tyrannen, der jede menschliche Bemühung und Aktivität zum Ruhm Satans lenkt.
Aber sein Ruhm wird von kurzer Dauer sein. Zu Gottes Zeit wird diese Schreckensherrschaft zu Ende gehen und Satan für 1.000 Jahre gebunden werden, während der Herr Jesus in Gerechtigkeit über die Erde regiert. (Offenbarung 20,1-4.) Am Ende dieses Zeitabschnitts gewährt Gott dem Satan eine letzte Gelegenheit, die Menschen zu betrügen. Dann wird sein unbarmherziger Drang nach Herrschaft und Erhöhung zu einem endgültigen Stillstand in der ewigen Pein des Feuersees kommen. (Offenbarung 20,10.)
Obwohl Millionen Menschen, die durch ihn betrogen und geblendet worden sind, ihm dort Gesellschaft leisten, wird er sie an diesem Ort weder begeistern noch beherrschen. Menschen mögen Witze darüber machen, daß sie in der Hölle eine Menge Freunde haben, aber in Wirklichkeit wird dort weder Gelächter noch Unbeschwertheit noch gesellschaftlicher Umgang sein; vielmehr Weinen und Zähneknirschen. (Matthäus 13,42.) Das wird die endgültige Bestimmung für alle sein, die es abgelehnt haben, Gott zu verherrlichen, und es vorgezogen haben, Satan in seinem bösen Streben, sich dem Höchsten gleichzumachen, zu folgen.
SEINE AKTIVITÄTEN
Indem Dickason davon ausgeht, daß viele der Namen für Satan in der Bibel auf seine Aktivitäten hinweisen, hat er einige der wichtigsten wie folgt klassifiziert: 8 Angels,
Namen, welche die Stellung beschreiben:
schirmender, gesalbter Cherub - Hesekiel 28,14;
der Fürst dieser Welt - Johannes 12,31;
der Fürst der Gewalt der Luft - Epheser 2,2;
der Gott dieser Welt (dieses Zeitlaufs) - 2. Korinther 4,4;
der Oberste der Dämonen - Matthäus 12,24.
Namen, die den Charakter zum Ausdruck bringen:
Luzifer (bedeutet „Glanzstern&ldquo - Jesaja 14,12;
Satan (bedeutet „Widersacher&ldquo - Sacharja 3,1;
Teufel (bedeutet „Verleumder“ oder „Verkläger&ldquo - Offenbarung 12,9;
die alte Schlange - Offenbarung 12,9;
der Böse - 1. Johannes 5,18.19;
Apollyon (bedeutet „Verderber&ldquo - Offenbarung 9,11.
Namen, die auf eine Tätigkeit hinweisen:
Versucher - 1. Thessalonicher 3,5;
Verkläger - Offenbarung 12,10;
Verführer - Offenbarung 20,3;
der Geist, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams - Epheser 2,2.
Bevor wir uns ansehen, wie Satan der Bedeutung einiger dieser Namen gerecht wird (oder sollten wir sagen: ungerecht wird), möchte ich gern ein kurzes Zitat von J. N. Darby wiedergeben, das die Aktivitäten Satans treffend zusammenfaßt:
„Satan erschafft nichts. Dies ist Gottes Vorrecht. Das Werk Satans ist, zu verderben und niederzureißen, was Gott hervorgebracht hat, wenn dieses nach Seinem Plan der Verantwortlichkeit des Menschen überlassen wurde. Gott erschuf Adam. Satan verdarb das Werk durch die Torheit des Menschen. Es gab aber Einen, den er hier nicht niederstoßen konnte; in dem er, nachdem er seine schmutzigen Hände auf alles andere als Fürst dieser Welt gelegt hatte, nichts finden konnte. Er kann nichts hervorbringen, aber er kann mit gewaltiger Klugheit aufgrund der menschlichen Verdorbenheit ein riesiges System aufbauen, das zu dem Bösen paßt, das in uns ist ...“ 9
Wir wollen nun einige besondere Aktivitäten Satans betrachten.
WIDERSACHER
Obwohl Satan seine Absichten oft verheimlicht, ist sein wahrer Charakter der eines Widersachers. Der Prophet Sacharja sah ihn in diesem Charakter:
„Und er ließ mich den Hohenpriester Josua sehen, der vor dem Engel des HERRN stand; und der Satan stand zu seiner Rechten, ihm zu widerstehen“ (Sacharja 3,1).
Auch Paulus erkannte diesen Wesenszug Satans, als er merkte, wie Satan ihn immer wieder daran hinderte, seine geliebten Brüder in Thessalonich zu besuchen. (1. Thessalonicher 2,1-8.) Satan kann in seinem Werk des Widerstandes sowohl Umstände als auch böse Menschen oder sogar zeitweise auch wahre Christen benutzen. Aber es ist sehr tröstend zu wissen, daß seine ganze Tätigkeit von Gott kontrolliert ist, und er kann sich auch nicht ein Stückchen mehr widersetzen, als Gott erlaubt.
VERLEUMDER
Der Name Teufel deutet seine Tätigkeit als ein Verkläger oder Verleumder an. Er liebt es, die Namen der Kinder Gottes in Mißkredit zu bringen. Es macht ihm wenig aus, ob dies durch wahre oder durch falsche Anschuldigungen zustandekommt. Er liebt es auch, die Kinder Gottes in der Stille ihres eigenen Gewissens anzuklagen, indem er sie an ihr Versagen und ihre Fehler erinnert.
Christen helfen ihm unbewußt bei seinem Werk, wenn sie anfangen, sich gegenseitig zu verleumden und anzuklagen. Nicht, daß wir unsere Augen vor den Fehlern der anderen schließen und vortäuschen sollten, daß sie nicht existieren; wir müssen vielmehr in einer biblischen Art und Weise miteinander umgehen. Das mag Ermahnung, Tadel, Warnung und sogar Meiden des anderen zur Folge haben. Aber es beinhaltet immer Liebe füreinander und schließt niemals Verleumdung mit ein. Jene ist das Werk des Teufels, das sich auf seinen grundlegenden Charakter als „der Verkläger unserer Brüder“ (Offenbarung 12,10.) gründet. Wir wollen ihm dabei nicht helfen.
VERDERBER
In seinem großen Klassiker „Pilgerreise“ 10 beschreibt John Bunyan Satan anschaulich auf diese Weise. Indem er „Christ“ als „ein Ungeheuer, schauerlich anzusehen“, entgegentritt, versucht Apollyon, der Verderber, ihn zuerst einzuschüchtern, dann zu überreden und schließlich anzuklagen. Als dieses alles fehlschlägt, bricht er in rasenden Zorn aus und sucht ihn zu vernichten. Bunyan macht deutlich, daß Apollyon den armen „Christ“ zwar verwunden und heftig bedrängen, ihm aber nicht das Leben nehmen konnte.
Petrus beschreibt den Teufel als jemand, der umhergeht „und sucht, wen er verschlinge.“ (1. Petrus 5,8.) Obwohl er, Gott sei Dank, nur so viel Zerstörung anrichten kann, wie Gott zuläßt, bleiben seine Aktivitäten der Menschheit gegenüber doch gänzlich böse. Seine Tätigkeit als Verderber ist nicht schwierig wahrzunehmen: in den dämonischen Riten der alten Kanaaniter, die ihre Kinder dem Feuergott Molech (3. Mose 18,21; 5. Mose 12,31.) opferten; in dem Erlaß des Königs Herodes, in Bethlehem kurz nach der Geburt Jesu alle männlichen Babys unter zwei Jahren umzubringen; in dem unmenschlichen Plan Hitlers, alle Juden zu vernichten; in den regelmäßigen Säuberungsaktionen unter den kommunistischen Diktatoren Rußlands und Chinas; in den Menschenopfern einiger zeitgenössischer Satanskulte und sogar in den religiösen Verfolgungen und Religionskriegen durch die Jahrhunderte hindurch. Letzteres gibt Satan einen besonderen Bonus, da nicht nur die Körper irregeleiteter Eiferer zerstört werden, sondern auch die Sinne derer verdreht werden, die unbedacht den wahren Gott mit falschen Religionen gleichsetzen und Ihm auf diese Weise wegen der Grausamkeiten Vorwürfe machen.
Wenn Satan das Leben der Menschen nicht vernichten kann, trachtet er danach, ihre Häuser und Familien, ihre gesellschaftlichen Beziehungen, ihren Ruf und ihr körperliches und geistliches Wohl zu zerstören. Weltliche Rockmusik zum Beispiel, mit ihrer zunehmenden Neigung zum Satanismus, läßt Myriaden verwüsteter junger Menschenleben in ihrem Gefolge zurück. Militante gesellschaftliche und politische Bewegungen, die kühn dafür eintreten, daß biblische Autorität in der Familie durch gegenseitige Koexistenz-Vereinbarungen ersetzt wird, lassen verbitterte Erwachsene und verwirrte Kinder zurück.
Eine andere Hauptwaffe in Satans Zerstörungsarsenal ist die Gehirnwäsche geworden. Definiert als „intensive Unterweisung, um die Überzeugung einer Person radikal zu verändern“, ist die Gehirnwäsche oft von Folter und Mißhandlung begleitet. Sie wird zunehmend von politischen, kultischen und okkulten Führern benutzt. Hören wir die Aussage von Bonnie Thielmann, viele Jahre lang ein Insider-Mitglied der „Volkstempelsekte“ von Jim Jones:
„Die meisten Leute denken, daß sie gegen Gehirnwäsche immun sind. Sie denken, daß sie zu widerspenstig und zu schlau sind und daß ihr IQ zu hoch ist, als daß sie einer Gehirnwäsche erliegen könnten. Aber Jim Jones veränderte unsere ganze Einstellung und unser Glaubens-System auf raffinierte Weise. Er brachte uns dazu, die Bibel in Frage zu stellen. Dann zeigte er die Heuchelei der christlichen Führer auf, die nicht auslebten, was sie predigten.“
„Schritt für Schritt wurden wir immer mehr verführt, indem Jim Jones alles unterhöhlte, was wir für heilig hielten, und allmählich das, was wir einst geglaubt hatten, durch marxistische Philosophie ersetzte ... Der Prozeß vollzog sich allmählich, beinahe unmerklich. Bis die Zeit kam, da wir Dinge zu tun schworen, von denen wir niemals gedacht hatten, daß wir dazu fähig wären.“ 11
Als „Fürst der Gewalt der Luft“ während dieses gegenwärtigen Zeitalters versucht Satan sich selbst oft lieber als Baumeister darzustellen und nicht als Zerstörer. Er hat eine Vielzahl von Tarn-Projekten, die von außen hilfreich und menschenfreundlich aussehen, die aber im Innern voller Gift sind. Er ist der Ausbilder derer, „die das Böse gut heißen und das Gute böse; welche Finsternis zu Licht machen und Licht zu Finsternis; welche Bitteres zu Süßem machen und Süßes zu Bitterem!“ (Jesaja 5,20.)
Wenn er jedoch in der Mitte der „Drangsalszeit“ aus dem Himmel herausgeworfen ist, wird er seinen wahren Charakter als Verderber völlig offenbaren. Da er weiß, daß er wenig Zeit hat, wird er voller Wut öffentlich und persönlich versuchen, die Aufgabe zu vollenden, die er verschiedenen Antisemiten durch die Zeiten hindurch übertragen hatte - das ist, das wahre Volk Israel völlig zu vernichten! (Offenbarung 12,7-13.) Aber Gott wird ihm Einhalt gebieten. Er kann nicht über die Grenzen hinausgehen, die Gott ihm gesetzt hat.
VERSUCHER
In gewisser Hinsicht ist dies ein umfassender Ausdruck, der verschiedene satanische Aktivitäten, die wir betrachten, mit einschließt. Es mag jedoch einige überraschen, zu erfahren, daß die meisten Schriftstellen, die von Versuchung sprechen, Satan nicht erwähnen. Wenn Jakobus zum Beispiel darlegt, daß Versuchung nicht von Gott ausgeht, erklärt er:
„Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht; denn Gott kann nicht versucht werden vom Bösen, und selbst versucht er niemand. Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust fortgezogen und gelockt wird“ (Jakobus 1,13.14).
Der Wunsch, reich zu sein, bringt besondere Versuchung mit sich. (1. Timotheus 6,9.) Jene, die nicht wachen und beten, setzen sich der Versuchung aus. (Matthäus 26,41.) Oberflächliche Hörer des Wortes Gottes werden in der Zeit der Versuchung abfallen. (Lukas 8,13) Und wir geben nur zu leicht der Versuchung und Sünde nach und sagen dann: „Der Teufel brachte mich dazu, es zu tun!“
Obwohl Satan eindeutig die Christen versucht, hat er doch nur Erfolg, wenn wir ihm eine Gelegenheit bieten. (Epheser 4,27.) Unsere verkehrten Wünsche, unser Mangel an Selbstbeherrschung, unser Versagen, Gottes Wort eifrig zu beachten, und unser Stolz liefern einen fruchtbaren Boden, auf dem sein Saatgut der Versuchung wachsen und seine häßlichen Früchte hervorbringen kann. Wir haben uns bereits die Versuchung Evas durch Satan unter dem Aspekt der Ziele Satans angesehen. Wir wollen uns noch einmal dieselbe Begebenheit ansehen und ihre Antwort auf seine Versuchung betrachten. Eva machte drei schwerwiegende Fehler.
Erstens unterstellt sie, daß der „Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“ in der Mitte des Gartens war. Warum ist das so ernst? Weil es ihrerseits einen Mangel an Aufmerksamkeit gegenüber dem Wort Gottes offenbart. Gott hatte gesagt, daß „der Baum des Lebens“ in der Mitte des Gartens war, und hinsichtlich dieses Baumes gab Er kein Verbot. Offensichtlich ist das, was verboten war (der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen), zum Zentrum ihres Denkens geworden.
Gott untersagt Seinen Geschöpfen niemals etwas Gutes. Es ist Sein Wohlgefallen, Gutes zu tun und Gutes zu geben, aber Er setzt doch auch Grenzen. Wenn Christen sich für Dinge interessieren, von denen sie fühlen, daß das christliche Leben sie verneint und verbietet, werden sie eine leichte Beute satanischer Versuchung, weil sie an diesem Punkt ihren Heiland-Gott aus dem Auge verlieren, dessen Freude es ist, reichlich zu segnen. (Epheser 1,3.) Er gab das Allerbeste, indem Er Seinen eigenen Sohn dahingab (Römer 8,32) , und Er verweigert denen nichts Gutes, „die in Lauterkeit wandeln.“ (Psalm 84,11.)
Zweitens fügte Eva etwas zum Wort Gottes hinzu. Sie zitiert Gott verkehrt, wenn sie sagt, daß Er ihnen verboten hatte, den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu berühren. Obwohl Er gesagt hatte, „davon sollst du nicht essen“, hatte Er aber in Wirklichkeit nichts über die Berührung des Baumes gesagt.
Manchmal denken wir vielleicht, daß wir Gottes Wort verbessern können, indem wir etwas hinzufügen, aber wenn wir so handeln, begeben wir uns nur in eine satanische Falle. Wir müssen Gottes Stillschweigen genau so sehr beachten wie die Offenbarung Gottes. Durch die Jahrhunderte hin haben religiöse Menschen versucht, das Christentum für sich selbst und andere selbstgerechte Menschen durch Hinzufügungen zum Wort Gottes annehmbarer zu machen. Lange Listen von Geboten und Verboten mögen einen Anschein von Gottesfurcht haben, aber in Wirklichkeit zeigen sie nur, daß die, welche sie aufgestellt haben, in eine der erfolgreichsten Schlingen Satans gefallen sind.
Drittens übernahm Eva Satans Unterstellung, daß Gott nicht ihr Bestes im Sinn hatte - daß Er wahre Einsicht von ihr zurückhielt. Plötzlich wurde der „Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“ etwas Begehrenswertes für sie! Sie fand, daß er gut zur Speise, eine Lust für die Augen und ein begehrenswerter Baum war, um Einsicht zu geben. Und sie aß von seiner Frucht.
Satan benutzt heute wirkungsvoll die gleichen Argumente. Stellen wir uns vor, was geschieht, wenn ein junger Christ in der Oberstufe im naturwissenschaftlichen Unterricht aufsteht und sagt: „Ich glaube an den biblischen Schöpfungsbericht.“ In einer solchen Situation wurde mir gesagt, daß ich geistigen Selbstmord begangen hätte. Wer will so etwas tun? Es ist dasselbe satanische Argument in modernem Gewand. „Verwirf Gott. Lehne Gott ab. Weise Gott zurück. Sei ungehorsam gegen Gott. Dann wirst du weise sein.“ Satan verführt die Menschen ständig durch jedes ihm zur Verfügung stehende Mittel, damit sie dies glauben.
Auf das Risiko hin, den letzten Abschnitt dieses Kapitels vorwegzunehmen, möchte ich eben für einen Augenblick stehenbleiben und über zwei wunderbare Verheißungen des Wortes Gottes jubeln:
„Denn worin er selbst (unser Herr Jesus Christus) gelitten hat, als er versucht wurde, vermag er denen zu helfen, die versucht werden“ (Hebräer 2,18).
„Keine Versuchung hat euch ergriffen, als nur eine menschliche; Gott aber ist treu, der nicht zulassen wird, daß ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen wird, so daß ihr sie ertragen könnt“ (1. Korinther 10,13).
Dwight L. Moody erzählte die Geschichte eines jungen Mannes, der auf dem Weg nach Südafrika war. Er begab sich wissentlich außer Reichweite von christlicher Gemeinschaft und Unterweisung und damit selbst in Versuchung. Als sein Vater erwiderte ein scharfsinniger, alter Gläubiger: „Ja, du bist gerade dabei, den Kopf deines Sohnes in den Rachen eines Löwen zu stecken, und stellst dich dann hin und betest: 'Möge der Löwe ihn nicht zermalmen!'“
VERFÜHRER
Ich erinnere mich gut einiger beratender Gespräche mit einem jungen Ehepaar, deren Geschäft blühte und bei denen die Harmonie der Ehe gestört war. Mit guten Absichten widmete Frank immer mehr Zeit dem Geschäft, um seine Familie besser versorgen zu können. Aber seine Frau vermutete, daß seine häufige Abwesenheit von zu Hause mit mehr als dem Geschäft zu tun hatte, und fiel in tiefe Depression. Als sie anfingen, miteinander zu reden, wurde der Betrug des Teufels offenbar. Jeder hatte sich in eine verkehrte Richtung bewegt, ohne sich dessen wirklich bewußt zu sein. Er hatte sich zu dem Denken verleiten lassen, daß eine schlechte Sache (Vernachlässigung der Familie) gerechtfertigt war. Und sie war überzeugt worden (zum Teil durch einen skrupellosen Psychiater), daß ihre Reaktion auf seinen Mangel an Aufmerksamkeit gerechtfertigt war; daß sie nämlich anderswo Aufmerksamkeit suchen sollte.
Wie dieses feine, junge christliche Ehepaar sind viele durch den Teufel versucht worden. Paulus warnt in 2. Korinther 11,3 davor:
„Ich fürchte aber, daß etwa, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, [also] auch euer Sinn verderbt und abgewandt werde von der Einfalt gegen den Christus.“
Obwohl das Hauptanliegen dieser Schriftstelle die Warnung vor lehrmäßiger Täuschung ist, umfaßt satanischer Betrug sicher ein viel breiteres Gebiet als lehrmäßige Reinheit.
Er verführt durch Stolz, wie in dem Fall der ausgestorbenen Nation Edom (Obadja 3.) und in dem Fall des unreifen Christen, dem über seine Erfahrung hinaus Verantwortung übertragen wird. (1. Timotheus 3,6.) Er verführt durch eine falsche Zurschaustellung von Liebe: „... und überreichlich des Hassers Küsse.“ (Sprüche 27,6.) Die Bibel spricht auch vom Betrug des Reichtums, der das Wort erstickt und bei denen, die es hören, Fruchtlosigkeit verursacht. (Matthäus 13,22.)
Eine gigantische Täuschung, die in der frühen Kirche begann und im 20. Jahrhundert immer noch erfolgreich ist, war der Anlaß für den Heiligen Geist, uns den Kolosserbrief zu schenken. Einfach ausgedrückt philosophierte diese Täuschung, daß - wenn man Fülle von geistlichem Leben und Fruchtbarkeit besitzen wolle - es nötig sei, über die Erkenntnis und den Genuß des Herrn Jesus Christus hinauszugehen. Weitere Dinge wie menschliche Tradition, Grundsätze der Welt, religiöse Bräuche, Bewußtseinserweiterung und Askese müßten hinzugefügt werden.
Der Kolosserbrief bekämpft diese Verblendung, indem er auf der Fülle in Christus besteht - sowohl in dem Vorsatz der Gottheit (Kolosser 1,19.) , als auch in der Vollendung der Gläubigen. (Kolosser 1,28.) Wir müssen heute diese wesentlichen Schriftstellen benutzen, um gegen die rasch wachsenden religiösen Bewegungen innerhalb und außerhalb der evangelikalen Christenheit standzuhalten, die uns ihre besonderen Sichtweisen, Erfahrungen, Techniken oder Lehren als eine notwendige Voraussetzung für geistliche Fülle aufdrängen wollen. Halte fest an dem Wort, das sagt: „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; und ihr seid vollendet in ihm ...“ (Kolosser 2,9.10.)
Sich rasch entwickelnde Ereignisse werden bald allen klar machen, was denen, die an Gottes Wort glauben, bereits offenkundig ist - daß „der große Drache, die alte Schlange, ... der den ganzen Erdkreis verführt“, (Offenbarung 12,9.) Satan ist.
MÖRDER
Es war unser Herr Jesus selbst, der den Teufel als einen „Menschenmörder von Anfang“ (Johannes 8,44) beschrieb. Kain war der erste Menschenmörder. Warum brachte er seinen Bruder Abel um? Im wesentlichen aus demselben Grund, aus dem Menschen heute morden - weil er „aus dem Bösen war“. (1. Johannes 3,12.) Satan, der Mörder, inspirierte Kain, Abel zu töten. Genauso hatte Satan, der Versucher, die Eltern Kains überredet, von der verbotenen Frucht zu essen.
Wie viel von der menschlichen Geschichte ist seit jenem Tag eine Geschichte des Mordens? Die weltliche Geschichte arbeitet in diesem Punkt mit der göttlichen Offenbarung zusammen. Kriege, Schlachten, Massaker, Totschlag, Völkermord, der Holocaust, Säuberungsaktionen und Ausschreitungen. Diese Worte beschreiben das Blutvergießen durch alle Zeiten hindurch, da Menschen durch Satan angetrieben worden sind, einander umzubringen. Das Bild verdunkelt sich weiter. Die Arsenale der Supermächte haben die Kapazität, die menschliche Rasse mehrfach zu zerstören. Sogar die ärmsten der Nationen haben auf Kosten von Nahrung, Kleidung und Unterkünften für ihre Völker hochentwickelte Waffensysteme erworben. Unterdessen sehnt sich die Menschheit nach Frieden. Wie können wir dies ohne Satan, den Mörder, erklären?
Einer seiner letzten Pläne ist es gewesen, der Abtreibung zum Durchbruch zu verhelfen. Unter der Maske femininer Wahlfreiheit und Bevölkerungskontrolle werden jährlich Millionen ungeborener Babys getötet. Bedarf es weiterer Fragen, um zu erkennen, daß diese gegenwärtige böse Welt durch einen Kopf kontrolliert wird, der ein Mörder ist?
NACHAHMER
Von allen Aktivitäten Satans könnte diese eine der gefährlichsten sein. Ein Christ, der Satans Nachahmung nicht entlarven kann, findet sich schnell in eine Gemeinschaft verstrickt, die keine echte Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn (1. Johannes 3,12.) ist; und in Aktivitäten, „die eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen“. (2. Timotheus 3,5.)
J. N. Darby warnt: „Wo Kraft nicht die wahre Kraft des Geistes ist, um Satans Nachahmung aufzudecken und zu verurteilen, da kann Satan einfach seine Nachahmung der Kraft aufbauen, und dies sogar dort, wo wahrer Glaube und ein Bekenntnis zu Gott vorhanden ist ... Solch ein Werk wie dieses wird wahrscheinlich mit einigen Personen unter den Christen verbunden sein, die sich ansonsten durch großes Einfühlungs- oder auch gesundes Urteilsvermögen auszeichnen. 12
Satan zeigte vor ungefähr 3.400 Jahren seine Fertigkeit als Nachahmer am königlichen Hof von Ägypten, als die Zauberer Pharaos einige der Wunder nachahmten, die Moses durch Gottes Kraft ausführte. (2. Mose 7,10-13.) Paulus bezieht sich auf diese Zauberer, wenn er von Jannes und Jambres sagt, daß diese solche darstellen, die der Wahrheit widerstehen. (2. Timotheus 3,8.) Durch derartige Nachahmungen kann Satan die Wirkung der Wahrheit in dem Geist der Menschen (auch Christen) zunichte machen, die nicht gelernt haben, Fälschungen vom Original zu unterscheiden.
Ein anderes Beispiel für Nachahmung erwähnt unser Herr in Seinem Gleichnis vom Weizen und dem Unkraut. 13 Er spricht davon, daß es ein Werk des Feindes war, der das Unkraut unter den Weizen säte, und stellt fest, daß dieser Schaden zugefügt wurde, „während aber die Menschen schliefen“. (Matthäus 13,24-30.36-43.) Wie wahr! In unseren eigenen Tagen hat das schläfrige, halbherzige Werk wahrer Christen dem Feind die Gelegenheit geboten, sein Unkraut zu säen. Sekten haben Erfolg und breiten sich schnell aus, weil ihre Anhänger mit ihrem Eifer, ihrer Begeisterung und der Kenntnis ihrer Lehren in starkem Gegensatz zu der Lauheit und Unkenntnis von so vielen stehen, die sich selbst als bibeltreue Christen bezeichnen.
Dem Gleichnis zufolge wächst das Unkraut mit dem Weizen bis zur Zeit der Ernte zusammen auf. Dann trennen die Engel es voneinander und werfen das Unkraut in den Feuerofen. In der Zwischenzeit stellen solche Menschen weiterhin Satans Nachahmung von gutem Familienleben, Liebe zur Bibel und Hingabe an Gott zur Schau. Paulus beschreibt derartiges Unkraut mit den Worten:
„Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, welche die Gestalt von Aposteln Christi annehmen. Und kein Wunder, denn der Satan nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an; es ist daher nichts großes, wenn auch seine Diener die Gestalt als Diener der Gerechtigkeit annehmen, deren Ende nach ihren Werken sein wird“ (2. Korinther 11,13-15).
Dave Hunt erklärt, wie sich satanische Nachahmung auch in Denken und Handeln evangelikaler Kreise eingeschlichen hat:
„Leider sind auch Christen durch östliche Mystik und Zauberei beeinflußt worden. Techniken der Parapsychologie oder der Magie - gewöhnlich als 'gute Psychologie' angesehen - werden in evangelikalen Kreisen, bewußt oder unbewußt, häufig benutzt und befürwortet, besonders von extremen Charismatikern. Das emotionale Niveau der Zuhörer der Sonntagabend-Zusammenkunft wird durch dieselben Methoden zu einem Höhepunkt der Erregung gebracht, die irgendein guter Hypnotiseur oder Medizinmann benutzen würde, außer daß die sich dauernd wiederholenden Redewendungen mit scheinbar rechtgläubigen Anspielungen auf Gott, Christus und den Glauben gefüllt sind. Es wird ein Zustand der Erwartung erzeugt, der fälschlicherweise für biblischen Glauben gehalten wird, der aber durch das Charisma des Pastors hervorgerufen wurde und seine Wurzeln öfter in den ansteckenden Auswirkungen einer Massenhysterie hat, als in einem ruhigen Vertrauen auf den lebendigen Gott.
Einige der kritischeren Führer erkennen, was geschieht, aber sie verteidigen das alles als die Anwendung gottgegebener Methoden oder als Gehorsam den geistlichen Gesetzen gegenüber, die ihnen Gott offenbart habe. Viele Christen spielen ein Geistes-Spiel, um durch eine 'positive Haltung' zu lernen, diese geistlichen Gesetze zu aktivieren. Das Gebet hört auf, ein Ruf nach Gottes persönlichem Eingreifen zu sein und wird statt dessen eine Methode, geistliche Kraft anzuzapfen. Die Bibel wird zu einer Sammlung von Lebensrezepten, statt uns in eine vertrautere Beziehung zu dem Geber des Lebens zu führen, der sie inspiriert hat. Das Ziel ist weniger Gott selbst als vielmehr die Dinge, die Er in Seinem Wort verheißen hat. Und bestimmte überbetonte Verse, wenn 'durch Glauben in Anspruch genommen', werden der verborgene Schlüssel, der die Tür zu fortwährender Gesundheit und Wohlstand öffnet.
Auf sehr geschickte Weise ist Gott aus dem Gebet herausgenommen worden, selbst wenn wir uns noch an Ihn wenden. Die Antwort hängt nicht so sehr von Gottes Willen oder auch von der Zuwendung Seiner Gnade ab (die durch den Tod, das Begräbnis und die Auferstehung Christi möglich geworden ist), sondern von unserer Denkweise. Der Glaube wird als magische Kraft angesehen, die durch den Geist freigesetzt werden kann, wenn wir nur wirklich 'glauben'. Obwohl der 'Evangelikale' theoretisch noch einen persönlichen Gott anerkennt, handelt er in der Praxis oft so, als ob Gott irgendeine kosmische Kraft wäre, die durch positive Bestätigung biblischer Grundsätze beeinflußt werden kann.“ 14
LÜGNER
Wieder ist der Herr selbst unsere Autorität, denn Er nennt Satan den Vater der Lüge. (Johannes 8,44.) Wir wollen kurz drei seiner Lügen untersuchen, die gegenwärtig Millionen umgarnen:
1. „Mitnichten werdet ihr sterben!“ (1. Mose 3,4.)
Mit dieser Lüge hat Satan scheinbar wie ein Sieger angefangen. Er widersprach Gott, indem er sagte, daß Adam und Eva nicht sterben würden, wenn sie von der verbotenen Frucht essen; und tatsächlich, sie aßen und fielen nicht um! Aber starben sie? Die Antwort auf diese Frage liegt darin, zu verstehen, daß wenigstens drei verschiedene Arten von Tod in Gottes Wort erwähnt werden. In jedem Fall kann der Tod grundsätzlich durch das Wort „Trennung“ erklärt werden.
a) „Körperlicher Tod“
Dies bedeutet die Trennung von Seele und Geist vom Körper. Für den an Christus Glaubenden bedeutet solch ein Tod, „ausheimisch von dem Leibe und einheimisch bei dem Herrn“ (2. Korinther 5,8.) zu sein. Für den Ungläubigen bedeutet er, dieses Leben zu verlassen und in Pein im Hades zu sein. (Lukas 16,22.23.) Jeder körperliche Tod ist eine Bestätigung der Wahrheit von Gottes Wort: „... ebenso wie es den Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht“. (Hebräer 9,27.)
b) „Geistlicher Tod“
Dies geschah in dem Moment, als Adam und Eva von der verbotenen Frucht im Garten Eden aßen. Sie starben geistlich - das heißt, sie wurden geistlich von Gott durch ihre Sünde getrennt. Von jenem Tag an bis jetzt hat jede Person, die in die menschliche Rasse geboren wird (ausgenommen unser Herr Jesus Christus), seine oder ihre irdische Laufbahn in Trennung von Gott begonnen. Nur wenn wir das Wort des Herrn Jesus hören und an den Einen glauben, der Ihn gesandt hat, gehen wir von dem Zustand des geistlichen Todes in den Zustand des geistlichen Lebens über. (Johannes 5,24 15) „... auch euch, die ihr tot waret in euren Vergehungen und Sünden ...“ (Epheser 2,1.)
c) „Der zweite Tod“
Dies wird das schreckliche Ende all derer sein, die Christus verworfen haben. Nachdem sie vor dem großen weißen Throne standen und nach ihren Werken gerichtet worden sind, werden sie in den Feuersee geworfen, den die Schrift den zweiten Tod nennt. (Offenbarung 20,11-15.) Dies bedeutet ewige Trennung von Gott.
Wir wollen nun sehen, was mit Adam und Eva im Garten Eden geschah, als sie von der verbotenen Frucht aßen. In jenem Augenblick starben sie geistlich und brachten außerdem auf sich und ihre Nachkommen den Schrecken von körperlichem Tod und ewiger Trennung von Gott. Wie es das Neue Testament ausdrückt: „... gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen, und durch die Sünde der Tod, und also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben.“ (Römer 5,12.) Und wiederum: „... gleichwie in dem Adam alle sterben ...“ (1. Korinther 15,22.)
Obwohl diese Schriftstellen durch Leichenhallen, trauernde Verwandte, Friedhöfe und tägliche Sterberegister eine erdrückende Bestätigung erhalten, bleibt Satan dabei, zu sagen: „Mitnichten werdet ihr sterben!“ Und wenn er damit nicht durchkommt, versucht er den Ungläubigen Furcht und Schrecken vor dem Tod zu nehmen. Aufgrund angeblich wissenschaftlicher Untersuchungen behauptet er, daß Freude und Annehmlichkeit alle erwartet, die in das Leben nach dem Tode eintreten, obwohl sie den Gott des Lebens und der Liebe verworfen haben. Die Lügen Satans sind nicht unbedingt übereinstimmend. Für die Vielzahl menschlicher Gedanken und Neigungen hat er ein breites Spektrum von Angeboten.
2. „Ihr werdet sein wie Gott“ (1. Mose 3,5.)
Seit dem Anfang der Welt bildet diese verführerische Lüge die grundlegende Voraussetzung heidnischer Machtstrukturen, sowohl religiöser als auch weltlicher. Von Ägypten bis Rom glaubten die alten Könige und Kaiser dies und vergöttlichten sich selbst. Durch Schmeichelei glaubte Darius der Meder dieser Lüge und wurde überlistet, seinen hervorragenden Premierminister den Löwen vorzuwerfen (und das nur, weil dieser glaubte, daß Gott Gott ist und der Mensch Mensch ist; es handelte sich um Daniel); tatsächlich benahm er sich aber während der ganzen Episode in völlig ungöttlicher Weise. (Daniel 6,1-23.) Hitlers Glaube, daß blonde, blauäugige Deutsche die Überlebenden der arischen Rasse und direkte Nachkommen der nordischen Götter wären, trieb ihn unbarmherzig an, das „tausendjährige Reich“ zu errichten; und die auszurotten, von denen er dachte, daß sie seine Herrenrasse befleckten.
Mormonentum und Christliche Wissenschaft lassen ebenso wie zahllose andere Sekten und östliche Religionen den „Treuen“ Göttlichkeit zuteil werden. Joseph Smith, der Gründer des Mormonentums, erklärte:
„Gott selbst war einst so, wie wir jetzt. Er ist ein verherrlichter Mensch und sitzt auf dem Thron im jenseitigen Himmel ... (und ihr werdet auch) ... dieselbe Macht, dieselbe Herrlichkeit, dieselbe Erhöhung erben, bis ihr die Stellung eines Gottes erreicht und den Thron der ewigen Macht besteigt, den auch die euch Vorausgegangenen bestiegen haben.“ 16
Psychologen erklären, daß „wir uns alle in einem Prozeß geistiger Evolution befinden ..., am Ende wird jeder seine Göttlichkeit völlig zum Ausdruck bringen ...“ 17 Hexenkunst und Voodoo versprechen durch geheime Beschwörungen und Rituale göttliche Macht. 18
Bücher und Filme über Science-fiction, den sehr erfolgreichen Film „Krieg der Sterne“ eingeschlossen, schildern solche Menschen zunehmend als die eigentlichen Götter des Universums, die bestens fähig sind, ihr eigenes Schicksal durch geschickte Nutzung einer unpersönlichen „Kraft“ zu kontrollieren.
Brooks Alexander hat treffend zusammengefaßt, wie diese satanische Lüge die ganze westliche Zivilisation und Kultur revolutioniert:
„Innerhalb von zehn Jahren hat der Gegenkultur-Tagtraum einer Gesellschaft, die sich um die Erfahrung 'des Göttlichen im Innern' vereint, angefangen, eine unangenehme, konkrete Wirklichkeit anzunehmen. Es ist nicht länger möglich, Interesse an der Philosophie der östlichen Religionen als eine Art Randfanatismus abzulehnen, der es nicht wert sei, von der christlichen Gemeinschaft kritisch betrachtet zu werden ... Ein grundlegendes Thema durchläuft die heutigen Entwicklungen in Wissenschaft, Geschäfts- und Finanzwesen, Politik, Volkswirtschaft, Kunst, Psychologie und Religion; dieselben Grundideen über Mensch, Sinn und Gott, die traditionell mit den alten orientalischen Religionen verbunden sind, tauchen als Grundvoraussetzungen in den meisten wichtigen Strömungen innerhalb der heutigen westlichen Welt auf.
Die stolze Verblendung des modernen Philosophierens, ob wissenschaftlich oder geistlich, kann als eine Art 'kosmischer Humanismus' beschrieben werden, ... der letztlich den persönlichen Gott der Bibel leugnet, der die Selbständigkeit, Macht und innewohnende Göttlichkeit des Menschen behauptet und jede absolute Feststellung moralischer Werte als überholt verurteilt.“ 19
Eine Variante dieser Lüge bringt uns von den verschwommenen Reichen des Okkulten und der Philosophie in die Hauptrichtung der heutigen Christenheit. Sie beansprucht menschliche Göttlichkeit im Bereich der ewigen Erlösung. Indem das übereinstimmende Zeugnis der Schrift 'bei dem HERRN ist die Rettung' (Jona 2,9.) abgelehnt wird, werden die Menschen ermutigt, ihre eigene Errettung durch gute Werke, religiöse Bräuche und hohe Moral zu erlangen - also auf dem Weg über irgendwelche vermeintliche Brücken zu Gott, außer der, die durch das Erlösungswerk unseres Herrn Jesus Christus bereitgestellt worden ist, das Er am Kreuz von Golgatha vollendet hat.
Millionen in der Christenheit haben dieser satanischen Lüge geglaubt. Millionen anderer aber, Gott sei gepriesen, sind durch die Annahme des einfachen Zeugnisses der Schrift davon errettet worden:
„Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittelst des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, auf daß niemand sich rühme“ (Epheser 2,8.9).
3. „Der Mensch ist das Produkt von Evolution“
Oder um es in den Worten eines evolutionistischen Wissenschaftlers auszudrücken:
„Evolution umfaßt alle Stufen der Entwicklung des Universums: die kosmische, biologische und menschliche oder kulturelle Entwicklung ... Leben ist das Ergebnis der Evolution anorganischer Natur, und der Mensch ist das Ergebnis der Evolution des Lebens ... Unsere gegenwärtige Kenntnis zwingt uns tatsächlich zu der Ansicht, daß die ganze Wirklichkeit Evolution ist - ein einziger Prozeß der Selbstumwandlung ... Biologische Evolution kann schließlich erklärt werden, ohne Zuflucht zu einem Schöpfer oder einer planenden Kraft außerhalb der Organismen selbst zu nehmen. Es gibt keinen Beweis einer Lebenskraft oder innewohnenden Energie, die den Evolutionsprozeß zur Hervorbringung vorgeschriebener Arten von Organismen lenkt.“ 20
Es liegt außerhalb des Rahmens dieses Buches und meiner Fähigkeiten, sorgfältige und ausführliche Argumente der Evolutions-Kreations-Debatte zu diskutieren. Ich stelle hier nur fest, daß verantwortliche Wissenschaftler auf beiden Seiten der Streitfrage deutlich gezeigt haben, daß beide Überzeugungen im Grunde genommen eine Frage des Glaubens sind.
Hierin liegt die große Lüge Satans. Für Jahrzehnte ist „Evolution“ fast allgemein als eine wissenschaftliche Tatsache erklärt worden. Unsere Schulen, Universitäten, Museen, wissenschaftliche Zeitschriften und andere Foren öffentlicher Information posaunen es heraus. Millionen sind zu der Schlußfolgerung gekommen, daß, da sie nicht durch einen ewigen, persönlichen Gott geschaffen wurden, sie keine Verantwortlichkeit Ihm gegenüber, noch die Möglichkeit einer Beziehung zu Ihm haben.
Die majestätischen Worte von 1. Mose 1, „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde“, sind als wissenschaftlich nicht stichhaltig beiseite gesetzt worden. Satan lacht darüber, wie einfach er „Finsternis zu Licht, und Licht zu Finsternis“ (Jesaja 55,20.) machen kann, und ungeschoren davonkommt!
Wenn Ernst Gast die Aktivitäten Satans, wie sie sich im Leben Hiobs darstellen, zusammenfassend beschreibt, sagt er:
„Die Geschichte Hiobs zeigt, daß Satan ein Lügner, ein Nachahmer, ein böser Verkläger der Brüder, ein Anstifter von Krieg und Gewalt und ein Mörder ist. Glücklicherweise zeigt sie auch, daß Gottes Gnade und Barmherzigkeit unendlich größer ist als aller Schaden, den Satan anrichten kann. Dies wird aber erst im Endergebnis offenbar ... Der Hiob, dem wir in Kapitel 42 begegnen, ist viel reicher in der Erkenntnis Gottes als der Hiob von Kapitel 1; er kannte nun nicht nur Gottes Gerechtigkeit, sondern auch Gottes liebevolles Erbarmen und Sein Gnade. Alles gereichte zur Herrlichkeit Gottes. Satan wurde zum Schweigen gebracht.“ 21
SEINE GRENZEN
Ich vergesse nie eine Bibelklasse, mit der ich vor einigen Jahren zu tun hatte. Als wir über den Kampf des Christen gegen Satan sprachen, kamen einige interessante Fragen zum Vorschein: „Ist Satan fähig, unsere Gedanken zu lesen?“ „Ist er in der Lage, gleichzeitig an jedem Ort zu sein?“ „Weiß er alles?“ Ich war höchst erstaunt darüber, wie viele in der Gruppe diesen Fragen ein überwältigendes „Ja“ gaben.
Es gibt wenigstens zwei Gründe für dieses allgemeine Mißverständnis unter Christen. Einer ist der Mangel an biblischem Verständnis dieses Gegenstandes, und der andere ist die Fülle von persönlichen Niederlagen, die zu der Schlußfolgerung führen, daß er unbesiegbar sein muß. Ahnungslos sind viele von uns in die Falle gegangen, Satan drei Eigenschaften zuzuschreiben, die allein Gott gehören - Eigenschaften, die den Schöpfer von allen Seinen Geschöpfen unterscheiden. Diese sind Allmacht (Er ist allmächtig); Allwissenheit (Er kennt alles); und Allgegenwart (Er ist allgegenwärtig).
Psalm 139 beschreibt ergreifend zwei dieser Eigenschaften Gottes:
„HERR ... Du kennst ..., du verstehst ..., du sichtest ..., du weißt es ganz“ (Verse 1-4).
Das ist Allwissenheit.
„Führe ich auf zum Himmel, du bist da; und bettete ich mir in dem Scheol, siehe, du bist da. Nähme ich Flügel der Morgenröte, ließe ich mich nieder am äußersten Ende des Meeres, auch daselbst würde deine Hand mich leiten, und deine Rechte mich fassen“ (Verse 8-10).
Das ist Allgegenwart.
Drei der vielen Schriftstellen, die die Allmacht Gottes beschreiben, sind:
„... der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat die Herrschaft angetreten“ (Offenbarung 19,6).
„... daß die Stärke Gottes sei“ (Psalm 62,11).
„Und Jesus trat herzu und redete mit ihnen und sprach: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden“ (Matthäus 28,18).
Obwohl Satan zweifellos große Macht, Kenntnis und Beweglichkeit besitzt, hat er sehr deutliche Grenzen. Sein gewaltiges Netz mächtiger Dämonen mußte dem Herrn Jesus gehorchen, wenn Er ihnen gebot, als Er hier auf der Erde war (siehe z.B. Matthäus 8,28-34.) - und sie sind es noch immer. Satan hat ungeahnte Erfahrung mit der Menschheit und daher eine gewaltige Kenntnis der menschlichen Natur; trotzdem versagte er bei der Abschätzung von Hiobs Reaktion auf Leiden. Er bewegt sich gegenwärtig als „Fürst der Gewalt der Luft“ frei umher, aber wenn er aus dem Himmel geworfen wird, kann er das nicht mehr länger tun. Er ist nicht allgegenwärtig!
Das Buch Hiob liefert die besten Illustrationen der Grenzen Satans. Er konnte nicht eher den Besitz Hiobs, seine Familie oder seine Person antasten, als bis ihm die Erlaubnis von Gott gegeben wurde. In Wirklichkeit erkennt er klar seine Grenzen, als er sich bei Gott über Hiob beschwert:
„Hast du nicht selbst ihn und sein Haus und alles, was er hat, ringsum eingezäunt?“ (Hiob 1,10).
Wir können uns freuen, daß Satan im Blick auf uns denselben Grenzen gegenübersteht. Obwohl wir es erst später erkennen mögen, erlaubt Gott nur die satanische Einmischung in unser Leben, die unsere Reinigung und schließlich Gottes Ehre zur Folge hat. Betrachte Hiob am Anfang seines Buches. Er war untadelig, aufrichtig, gottesfürchtig, er mied das Böse und war dennoch im Grunde unwissend über die Wege Gottes und seine eigene Selbstgerechtigkeit. Sicherlich erscheint er herrlicher, nachdem satanische Bosheit (unterstützt durch anklagende „Freunde&ldquo seinen Stolz gebrochen hatte, wodurch ihm ein vertrauter Umgang mit Gott geschenkt wurde, den er vorher so nicht gekannt hat. Ebenso wird allein die Ewigkeit den gewaltigen geistlichen Fortschritt offenbaren, den Gott in dem Leben Seiner Kinder durch die von Ihm zugelassene Einmischung Satans in ihr Leben zustande gebracht hat.
Kürzlich hatte ich das Vorrecht, das Zeugnis eines jungen marokkanischen Paares zu hören, das aus einem völlig islamischen Hintergrund zu Christus gefunden hat und nun dem Herrn in Spanien dient. Bei der Frau war es so, daß sie erst anfing, sich für Christus und die Bibel zu interessieren, nachdem sie ein Buch gegen die Bibel gelesen hatte. Es war erstaunlich, zu hören, wie verschiedene satanische Einflüsse nur ihr Verlangen nach dem wahren und lebendigen Gott verstärkten. Ganz bestimmt war Satan tätig; aber nur innerhalb des von Gott zugelassenen Rahmens - ein Rahmen, der am Ende immer zur Ehre Seines Namens gereicht.
SEINE NIEDERLAGE
Obwohl Satan seit dem Augenblick seiner Rebellion gegen Gott letztendlich ein Verlierer ist, hat er viele Schlachten gewonnen (und gewinnt ständig weitere). Die ganze Bibel erbebt von dem Kampf zwischen Gott und Satan. In Seiner vollkommenen Weisheit hat Gott zugelassen, daß der Kampf bis jetzt fortdauert; und Er hat weiter offenbart, daß noch mehr Gefechte bevorstehen. Er hat aber auch Satans völlige Niederlage beschrieben. In dem letzten Abschnitt dieses Kapitels wollen wir vier Aspekte seiner Niederlage betrachten:
in der Wüste von Judäa, Matthäus 4;
an dem Ort, genannt Golgatha, Hebräer 2,14.15;
in dem Leben der Gläubigen, Apostelgeschichte 26,18;
in der Zukunft - endgültige Niederlage, Offenbarung 20.
1. In der Wüste von Judäa
Wir haben bereits Satans Sieg über den ersten Menschen (Adam und seine Frau im Garten Eden) betrachtet. Adams unrühmliche Vorstellung bei diesem Ereignis ruinierte das ganze menschliche Geschlecht und gab Satan einen entschiedenen Vorteil bei seinen Gefechten mit den Nachfolgern Adams. Aber gerade damals sprach Gott von einem anderen Menschen, Einem, den Er den Samen der Frau nannte, der in der Fülle der Zeit kommen und den Kopf der Schlange zermalmen würde. Dieser Zweite Mensch, den die Schrift den letzten Adam (1. Korinther 15,45.) nennt, ist niemand anderes als der ewige Sohn Gottes, unser Herr Jesus Christus.
Schauen wir uns jene trostlose Wüste von Judäa an, wo der Herr vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte! Im Gegensatz zu dem saftigen Grün und den reichlichen Vorräten des Garten Edens war die Wüste kahl und nackt. Wenn Satan den ersten Menschen unter den besten Umständen besiegte, konnte er dann nicht den Zweiten Menschen in den schlechtesten Umständen zu Fall bringen? Unmöglich! Diesmal hatte es Satan nicht mit dem Menschen in Unschuld zu tun, sondern mit dem Menschen in Vollkommenheit. Die gleichen Versuchungen, die im Garten Eden so erfolgreich funktionierten, erwiesen sich in der Wüste als kraftlos. Denke darüber nach und staune:
„Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, daß diese Steine Brot werden“ (Matthäus 4,3).
An sich bedeutet Brot für einen hungernden Menschen nichts Unrechtes. Aber der Herr Jesus durchschaute die Verschlagenheit Satans. Er war nicht dazu bereit, auf den Vorschlag Satans hin Seinen Hunger zu stillen, nicht einmal auf rechtmäßige Art und Weise. Eva verlangte nach einem Baum, der „gut zur Speise“ war, aber unser gepriesener Herr wünschte allein den Willen Gottes zu tun. Trotzdem antwortete Er Satan nicht in göttlicher Macht als Sohn Gottes. Er schlug ihn vielmehr mit genau dem Hilfsmittel, das uns zur Verfügung steht - dem Wort Gottes. Das, womit Eva so nachlässig umgegangen war, zitierte der Herr mit ruhiger Würde:
„Es steht geschrieben: 'Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Worte, das durch den Mund Gottes ausgeht'“ (Matthäus 4,4).
In der nächsten Versuchung, wie sie in dem Evangelium nach Matthäus aufgezeichnet ist, 22 versuchte Satan, sich an den Stolz zu wenden. Indem er die Schrift zitierte, um seine eigenen Absichten zu verkleiden (und Satan ist sich nie zu schade, um genau das zu tun), forderte er Jesus heraus, sich von der Zinne des Tempels hinabzuwerfen und so ein Schauspiel zu verursachen. Diese Versuchung war wiederum sehr raffiniert: „Zeige, wie groß Du bist, wenn Du durch die bewahrende Sorgfalt der Engel den Sturz unversehrt überstehst.“
Erbärmlicher Versucher! Glaubte er wirklich, daß gerade der Eine, der „sich selbst zu nichts machte“, (Philipper 2,7.) durch solch eine billige Demonstration Ansehen zu erlangen suchte, und das lediglich vor Menschen? Wieder antwortet der Herr aus Gottes Wort:
„Wiederum steht geschrieben: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen'“ (Matthäus 4,7).
Die dritte Versuchung enthüllte Satans abscheuliches Ziel - den Sohn Gottes dahin zu bringen, sich niederzubeugen und ihn anzubeten. Als selbsterklärter Austeiler aller „Reiche der Welt und ihrer Herrlichkeit“, (Matthäus 4,8.) bietet er sie dem „Menschen der Armut“ an. Aber dieser gesegnete Mensch, der „arm wurde, auf daß ihr durch seine Armut reich würdet“, (2. Korinther 8,9.) erwiderte einfach:
„Geh hinweg, Satan! denn es steht geschrieben: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen'“ (Matthäus 4,10).
Welch ein Sieg! Gott beabsichtigte, daß Satan nicht einfach durch allmächtige Kraft besiegt werden sollte, sondern durch einen abhängigen Menschen an dem Ort von Schwachheit, Hunger, Durst und scheinbarer Verwundbarkeit. Wie bewegend ist der Schluß dieses bedeutenden Berichtes:
„Dann verläßt ihn der Teufel, und siehe, Engel kamen herzu und dienten ihm“ (Matthäus 4,11).
Der Herr benutzte bei Seinen Antworten gegenüber Satan nur die Schrift. Ferner zitierte Er nur aus dem 5. Buch Mose. Vielleicht, um zu zeigen, daß jeder Teil von Gottes Wort ein Bollwerk gegen den Feind sein kann. Oh, was für Siege würden heute durch Gottes Volk über den Versucher errungen werden, wenn das Wort Gottes unsere tägliche Freude und Andacht wäre! Unsere Niederlagen können oft auf unseren Mangel an abhängigem Studium und weisem Gebrauch von Gottes Wort zurückgeführt werden. Wenn wir nicht das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist, fest im Griff haben, ziehen wir den kürzeren.
2. An dem Ort genannt Golgatha
Obwohl wir den Sieg unseres Herrn in der Wüste bestaunen und uns sogar gegenseitig ermutigen mögen, Seinen vorbildlichen Umgang mit dem Wort Gottes nachzuahmen, könnten wir beides nicht tun, wenn unser Herr Satan nicht am Kreuz besiegt hätte. Denn ich glaube, daß es richtig ist zu sagen, daß unser Herr in der Wüste zwar Satan persönlich schlug, daß Er ihn aber um unseretwillen am Kreuz besiegte. Durch den Tod machte Er den zunichte, der die Macht des Todes hatte (das ist den Teufel), und befreite uns aus der Knechtschaft. (Hebräer 2,14.15.)
Nur wenige Tage, bevor der Herr ans Kreuz ging, sprach Er von drei herrlichen Ergebnissen, die dort zustande gebracht würden:
Der Vater sollte verherrlicht werden.
Der Fürst dieser Welt (Satan) sollte hinausgeworfen werden.
Wenn Er von der Erde erhöht sei, würde Er alle zu sich ziehen. (Johannes 12,28-32.)
Wie sollen wir die Größe des Sieges des Herrn über den Satan am Kreuz von Golgatha ermessen? Indem wir die alte Schöpfung besehen, die durch Satan verdorben wurde und die einer neuen Schöpfung weichen muß, die nie verdorben werden kann? Indem wir versuchen, die unzählbare Schar der Erlösten zu zählen, die aus der Macht der Finsternis errettet und in das Reich „des Sohnes Seiner Liebe“ versetzt wurde? (Kolosser 1,13.) Indem wir dem Apostel Paulus lauschen, wie er gewaltige Menschenmengen beschreibt, die „sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott“? (Apostelgeschichte 26,18.) Indem wir die Auferstehung Christi betrachten, wie sie in 1. Korinther 15 geschildert wird, und uns vergegenwärtigen, daß „gleichwie in dem Adam alle sterben, also werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden“? (1. Korinther 15,22.) Mit anbetenden Herzen können wir sagen: „Alles dieses und weit mehr!“
Preis Dir, großer Überwinder,
der in dunkler Todesnacht
auf dem Kreuz den Sieg errungen
und den Feind zunicht' gemacht.
Göttlich große Herrlichkeiten
leuchten jetzt vom Kreuzesstamm.
Sei erhoben und gepriesen,
Du, Herr Jesus, Gottes Lamm! 23
3. In dem Leben der Gläubigen
Als Christen stehen uns alle Hilfsmittel von Gott zur Verfügung, um Satan in dem geistlichen Kampf, der Teil jedes christlichen Lebens ist, zu schlagen. Wir müssen uns in unserem Kampf mit ihm nicht hinter Entschuldigungen verstecken, indem wir sagen: „Ich bin schwach ... Ich denke, ich bin geboren, um zu straucheln ... usw.“ Wir müssen ihm fest gegenüberstehen. Die Schrift nennt wenigstens drei Methoden, dies zu tun:
„Gebet nicht Raum dem Teufel.“ (Epheser 4,27.) In dem Augenblick, wo wir ihm einen Zentimeter nachgeben, haben wir verloren. Wir gleichen dem sprichwörtlichen Araber, der seinem Kamel nur erlaubte, den Kopf in sein Zelt zu stecken. Aber das war alles, was das Kamel benötigte. Hatte es seinen Kopf erst einmal im Inneren, schob es sich langsam herein, bis sich der Araber draußen befand. Dies alles geschah so allmählich, daß der Araber erst merkte, was sich ereignete, als es zu spät war.
Dieses raffinierte Prinzip des „nach und nach“ stellt eine der erfolgreichsten Methoden des Teufels dar, um sich heute in das Leben der Christen hineinzudrängen. Nehmen wir eine Person, die anfängt, von einigen Teilen des Neuen Testamentes als von der „Meinung des Paulus“ zu sprechen. Er beabsichtigt wirklich nicht, die biblische Unfehlbarkeit aufzugeben, aber der Kopf des Kamels ist im Zelt. Der Teufel hat ein Standbein in seinem Leben. Ein anderes Beispiel ist eine Familie, die beabsichtigt, ihr Fernsehen sorgfältig zu kontrollieren, es aber tatsächlich nie ganz schafft. Im Laufe der Zeit entwickelt sich bei ihnen ein Unterhaltungs-Syndrom, das ernsthaftes geistliches Engagement verhindert und sie moralische Normen dulden läßt, die sie einst als unerträglich angesehen hatten.
Wir können von einem bedauernswerten Ehepaar namens Ananias und Sapphira lernen, die dem Teufel dadurch Raum gegeben haben, daß sie vorgaben, ihre ganze Habe dem Herrn zu geben, während sie einen Teil zurückhielten. Petrus nahm kein Blatt vor den Mund, als er Ananias streng zurechtwies: „Warum hat der Satan dein Herz erfüllt, daß du den Heiligen Geist belogen ... hast?“ (Apostelgeschichte 5,3.) Auf der anderen Seite können wir dem Beispiel des großen, alten Patriarchen Moses nachfolgen. Weil er nicht einen Zentimeter nachgab und alle Kompromisse Pharaos zurückwies, entkam das Volk Israel mit seinen Kindern und seinem Vieh der ägyptischen Knechtschaft. (2. Mose 8,10.)
Dem Satan keinen Raum zu geben bedeutet, daß wir ihn nicht nur vom Spielfeld ausschließen, sondern ihm auch keinen Platz auf der Tribüne geben!
„... damit ihr zu bestehen vermöget wider die Listen des Teufels.“ (Epheser 6,11-18.) Die Position des Christen in bezug auf den Teufel ist eine kämpferische: Stehe! Kämpfe! Widerstehe! Gott stellt in diesem Kampf keine Rüstung für den Rücken zur Verfügung, was nahelegt, daß wir uns nicht zurückziehen sollen. Wir müssen vielmehr dem Feind mit der ganzen Waffenrüstung Gottes entgegenstehen:
Der Gürtel der Wahrheit.
Der Brustharnisch der Gerechtigkeit.
Die Sandalen der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens.
Der Schild des Glaubens.
Der Helm des Heils.
Das Schwert des Geistes (welches das Wort Gottes ist).
Alle diese Dinge stellen die Merkmale dar, die in Vollkommenheit in Christus zu sehen sind - Attribute, die auch in unserem Leben dominant werden müssen. Da uns das Wort Gottes sagt, daß wir sie anziehen sollen, können wir sicher sein, daß diese Tätigkeit wohl innerhalb unserer Fähigkeiten liegt. Der Teufel hat gegen Waffen wie Wahrheit, Gerechtigkeit und Glauben keine Macht, selbst wenn sie von dem schwächsten Gläubigen gehandhabt werden.
Der Christ, der den Listen des Teufels widersteht, gleicht dem früheren israelitischen Kämpfer Schamma, der in der Mitte eines Linsenfeldes stand und dies gegen eine Schar feindlicher Soldaten verteidigte. Sie wollten Israel seiner Nahrungsversorgung berauben, aber Schamma erwiderte wirkungsvoll: „Keineswegs!“ Der Herr bewirkte durch ihn einen großen Sieg, und der Herr kann durch uns das gleiche tun. (2. Samuel 23,11.12.)
„... wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels.“ (2. Timotheus 2,26.) Die Welt ist voll satanischer Fallstricke aller Arten, Größen und Farben. Wenn wir durch sie gefangen werden, verlieren wir geistliche Kraft und Wachsamkeit und fangen sogar unbeabsichtigt an, der Wahrheit Gottes zu widerstehen.
In seinem Brief an den jungen Timotheus beschreibt der Apostel Paulus solche, die durch Satan gefangen wurden; er schildert aber auch solche, die der Herr gebrauchen kann, um diese zu befreien:
„Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern gegen alle Milde sein, lehrfähig, duldsam, der in Sanftmut die Widersacher zurechtweist, ob ihnen Gott nicht etwa Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit und sie wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels ...“ (2. Timotheus 2,24-26).
Eine solche Schlinge, die uns durch die Massenmedien ständig aufgedrängt wird, ist die Illusion, daß materielle Dinge befriedigen. Wenn wir diese Ansicht akzeptieren, ohne uns wirklich klarzumachen, was wir damit tun, verfallen wir in die sinnlose Hetze des „arbeiten, um zu kaufen“, statt zu „arbeiten, um zu geben“. Heim, Familie, Freundschaften und sogar Gemeinschaft mit Gott werden am Altar des „Mammon“ geopfert, wenn wir zu dem illusorischen Sack voll Gold am Ende des Regenbogens unterwegs sind.
Glückselig sind solche, die aus derartigen Fallstricken erwachen! Gesegnet sind solche Diener Gottes, die Alarm schlagen! Groß ist der Herr, der Seinen Kindern Buße schenkt, damit sie sich erheben und den Feind schlagen können, selbst in diesen Tagen seines scheinbaren Triumphes!
„Widerstehet dem Teufel, und er wird von euch fliehen.“ (Jakobus 4,17.) Derartiger Widerstand ist unmöglich, ohne die Worte zu beachten, die diesem Zitat unmittelbar vorausgehen - „Unterwerfet euch nun Gott“. Unterwerfung unter Gott ist das ureigenste Wesen christlichen Fruchtbringens und christlicher Überwindung des Feindes. Ohne dies sind wir verwundbar, wie Adam und Eva im Garten Eden; (1. Mose 3,5.) ohne dies sind wir in der Gesellschaft Davids, den es nach Bathseba gelüstete; (2. Samuel 11,2-4.) ohne dies werden wir die Klagen Hiobs gegen Gott nachsprechen; (Hiob 7,11-24.) ohne dies werden wir mit Petrus zur falschen Zeit am verkehrten Platz stehen und unseren Herrn verleugnen; (Matthäus 26,69-75.) ohne dies werden wir wie Johannes Markus auf den fahrenden Zug des leichten Christseins aufspringen und das Werk des Herrn im Stich lassen, wenn es stürmisch wird. (Apostelgeschichte 13,13.)
Umgekehrt, wenn wir uns Gott unterwerfen, nehmen wir unseren Platz mit Adam und Eva ein, indem wir wie sie vom Herrn „Kleider aus Fell“ erhalten und darin echte Bedeckung für unsere Nacktheit finden; (1. Mose 3,21.) wir finden auch Heilung durch Reue, ebenso wie David nach seiner Sünde mit Bathseba; (2. Samuel 12,13.) wir lernen mit Hiob, daß der Herr solche reichlich segnet, die ihre Leiden im Licht Seines Angesichts sehen; (Hiob 42,12.13.) wir freuen uns mit Petrus, wenn wir den liebenden Blick unseres Herrn und Seine Worte der Wiederherstellung verstehen; (Lukas 22,61.62.) wir erleben mit Johannes Markus, daß sogar ein gescheiterter Diener zurückgebracht werden kann und wiederum nützlich für Gott wird. (2. Timotheus 4,11.)
Wir müssen verstehen, daß uns Satan, weil er uns unsere Errettung nicht rauben kann, jedenfalls unsere Freude nehmen will. Weil er nicht unser Leben vernichten kann, will er unser Zeugnis zerstören. Da er uns das ewige Leben nicht wegnehmen kann, will er unser Fruchtbringen zunichte machen. Deshalb müssen wir ihm mit Einsicht und Nachdruck widerstehen.
„Seid nüchtern, wachet; euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widerstehet standhaft im Glauben ...“ (1. Petrus 5,8.9).
4. IN DER ZUKUNFT
Während Er noch auf der Erde wandelte, sah unser Herr Jesus Christus die endgültige Niederlage Satans mit den folgenden Worten voraus:
„Ich schaute den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen“ (Lukas 10,18).
Der Apostel Paulus nahm den Faden auf, als er die letzte Niederlage Satans prophezeite, indem er schrieb:
„Der Gott des Friedens aber wird in kurzem den Satan unter eure Füße zertreten“ (Römer 16,20).
Diese Verse kündigen Gottes endgültigen Sieg über Seinen Erzfeind an. Während der nachfolgenden Jahrhunderte hat Gott Satan erlaubt, scheinbar ungestraft zu operieren, aber Er hat keinen Zweifel an seinem endgültigen Schicksal gelassen.
Sobald der Herr Seine wahre Kirche bei der Entrückung aus der Welt nimmt, werden sich die Ereignisse, die zur endgültigen Niederlage Satans führen, rasch entwickeln. Zuerst wird er während der Mitte der siebenjährigen Drangsalszeit aus dem Himmel geworfen werden. Dann, am Ende dieses Zeitabschnitts, wird er für 1.000 Jahre in dem Abgrund gebunden sein, während Christus über die Erde herrscht.
Satans letzter Anlauf wird am Ende jener tausendjährigen Regierung unseres Herrn stattfinden, wenn er für einen kurzen Zeitraum losgelassen wird. Diese Freilassung wird sowohl für die Menschheit als auch für Satan die letzte Gelegenheit sein, sich öffentlich gegen Gott aufzulehnen. Feuer von Gott aus dem Himmel wird die Rebellion beenden.
Und dann wird Satans endgültige und völlige Niederlage kommen, wie sie mit einfachen Worten in Offenbarung 20,10 beschrieben wird:
„Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo sowohl das Tier ist als auch der falsche Prophet; und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
FRAGEN ZUR VERSTÄNDNISÜBERPRÜFUNG
Beschreibe kurz die fünf „ich will“ von Satan, wodurch er sich in Widerspruch zu Gott setzte.
Nenne einige der Mittel, durch die Satan gegenwärtig sein Ziel verfolgt, von der Menschheit Anbetung zu erhalten.
Vergleiche den Konflikt zwischen Satan und Adam im Garten Eden mit dem Kampf zwischen Satan und dem Herrn Jesus in der Wüste.
Wähle aus der Liste der satanischen Aktivitäten, die wir untersucht haben (Widersacher, Verleumder, Verderber, Versucher, Verführer, Nachahmer und Lügner), eine aus, die er wirkungsvoll gegen dich benutzt hat. Was hast du gelernt, daß dir bei zukünftigen Konflikten dieser Art helfen kann?
Gib zwei Gründe an, warum es wichtig ist, zu verstehen, daß Satan sowohl Grenzen als auch Stärken hat.
Fasse die vier Aspekte von Satans Niederlage kurz zusammen.
SCHLUSSBEMERKUN
Eins steht fest. Unsere Feinde sind real, und sie werden sich uns bis zu jenem herrlichen Augenblick der Wiederkunft Christi entgegenstellen. In diesem Buch haben wir versucht, aus der Schrift heraus Hilfen aufzuzeigen, wie wir unsere Feinde erkennen und ihnen widerstehen können; und im weiteren Verlauf sind wir sowohl von der Größe als auch von der Kompliziertheit des Kampfes beeindruckt worden. Jeder neue Tag stürzt uns, ob wir wollen oder nicht, in neue Gefechte. Die Siege von gestern liefern keine Garantien für heute und morgen. Die glückselige Umkehrung davon ist jedoch, daß die gestrigen Niederlagen nicht wiederholt zu werden brauchen. Möge Gott uns Gnade schenken, daß wir uns ständig die Widerhall hervorrufende Erklärung jenes großen und gewöhnlich siegreichen Kämpfers, genannt Paulus, zu eigen machen:
„Gott aber sei Dank, der uns allezeit im Triumphzuge umherführt in Christo und den Geruch seiner Erkenntnis an jedem Orte durch uns offenbart!“ (2. Korinther 2,14).
Fußnoten
1So übersetzen die Vulgata und einige englische Bibelübersetzungen das Wort „Glanzstern“ in Jesaja 14.
2The Numerical Bible, Hebrews to Revelation, S. 89.
3Dave Hunt, The Cult Explosion, S. 60.
4a.a.O., S. 116.117.
5Angels, Elect and Evil, S. 129.
6Damals noch keine kriechende Schlange, 1. Mose 3,14.
7The Cult Explosion, S. 67.
8Elect and Evil, S. 120-126.
9Collected Writings, Vol. 20, S. 6.7.
10Pilgerreise zur seligen Ewigkeit, Verlag der SJD, S. 74.
11D. Hunt, The Cult Explosion, S. 221.
12Collected Writings, Vol. 20, S. 7.
13In der Anmerkung der Elberfelder Übersetzung zu dem Wort Unkraut (Matthäus 13,25) heißt es: „Eig. Lolch, ein dem Weizen ähnliches Unkraut.“ Lolch ist dem Weizen ähnlich und dazu noch giftig. Hier wird die gefährliche Imitation Satans noch deutlicher Anm. des Übersetzers.)!
14The Cult Explosion, S. 187.
15siehe auch Matthäus 18,1-14, wo wir belehrt werden, daß kleine Kinder Gegenstand der Liebe und Errettung des Vaters sind. Ich glaube, daß sie - wenn sie sterben bevor sie bewußt in die Irre gehen - aufgrund des Werkes Christi für ewig errettet sind, obwohl sie in Trennung von Gott geboren wurden.
16D. Hunt, The Cult Explosion, S. 56.57.
17a.a.O., S. 76.
18a.a.O., S. 76.
19a.a.O., S. 67.
20Th. Dobzhansky, J. Huxley und F. J. Ayala, zitiert in H. M. Morris, „Scientific Creationism“, S. 11.
21Aus „The Lord is Near“.
22Das Evangelium nach Lukas, das die moralische Reihenfolge nach 1. Mose 3,6 und 1. Johannes 2,15.16 übernommen hat, gibt die zweite und dritte Versuchung in umgekehrter Reiehnfolge wieder - siehe Lukas 4.
23Kleine Sammlung geistlicher Lieder, aus Lied Nr. 151...https://www.bibelkommentare.de/kommentare/k-3362/konflikt-der-christ-im-widerstreit-mit-der-welt-dem-fleisch-und-dem-teufel/kapitel-3-der-teufel,Gruss,Ralf😘
Nicht so beim Teufel. Die Schrift schildert uns seine Ziele, seine Wesenszüge oder sein Verhalten weder als freundlich, noch als neutral. Menschliche Philosophie bestreitet dies zunehmend - in ihrer ständigen Bewegung vom Rationalismus, der seine Existenz leugnet, hin zum Okkultismus, der ihn als „Luzifer, den höchsten Lichtträger“ erhebt. Wie dem auch sei, für einen Christen kann die Existenz Satans als Person und seine totale Verderbtheit als ein Rebell gegen Gott und als ein Feind des Menschen keine Frage sein.
Deshalb folgt dieses Kapitel nicht der Vorgehensweise der ersten beiden, d.h., wir brauchen ihn nur von einem Standpunkt aus zu sehen. Denn es gibt nur eine biblische Sichtweise von ihm. Wir wollen vielmehr seine Person und seine Laufbahn in fünf grundlegenden Bereichen betrachten:
seinen Fall,
sein Ziel,
seine Aktivitäten,
seine Grenzen,
seine Niederlage.
Ein altes militärisches Sprichwort sagt: „Kenne deinen Feind!“ Wenn wir unseren Feind, den Teufel, kennenlernen, werden wir vor zwei häufig gemachten Fehlern bewahrt werden: ihn auf der einen Seite zu überschätzen und auf der anderen Seite zu unterschätzen. Darüber hinaus werden wir lernen, die mächtigen Waffen unserer Kriegsführung zu gebrauchen, durch die wir in dieser Zeit seines scheinbaren Triumphes befähigt sein werden, sowohl seinen Listen als auch seiner Macht zu widerstehen.
SEIN FALL
Da das Wort Gottes klar feststellt, daß alle Dinge durch den Sohn Gottes geschaffen wurden, (Kolosser 1,16.) ist es offensichtlich, daß auch der Teufel durch Ihn geschaffen wurde. Er wurde aber nicht als Teufel geschaffen. Er begann seine Existenz nicht als Satan, als Widersacher Gottes. Mit vielen anderen Bibelauslegern sehen wir in Jesaja 14 eine anschauliche Beschreibung von Satans Fall. So verstehen wir, daß sein ursprünglicher Name Luzifer 1 war, das „Glanzstern“ oder „Lichtträger“ bedeutet. Er hatte einen Platz hoher Ehre und Würde unter den Engeln Gottes.
Aber er rebellierte! Jesaja 14,12-15 beschreibt seinen schrecklichen moralischen Fall vom Himmel in die tiefsten Tiefen der Grube:
„Wie bist du vom Himmel gefallen,
du Glanzstern, Sohn der Morgenröte!
zur Erde gefällt,
Überwältiger der Nationen!
Und du, du sprachst in deinem Herzen:
'Zum Himmel will ich hinaufsteigen,
hoch über die Sterne Gottes meinen Thron erheben,
und mich niedersetzen auf den Versammlungsberg
im äußersten Norden.
Ich will hinauffahren auf Wolkenhöhen,
mich gleichmachen dem Höchsten.'
- Doch in den Scheol wirst du hinabgestürzt,
in die tiefste Grube.“
Satan verließ den Platz des Gehorsams und der Abhängigkeit des Geschöpfes und strebte nach Herrschaft und Überlegenheit. Fünfmal setzt er seinen Willen in Gegensatz zum Willen Gottes. Und wirklich, „Ich will“ wurde der Schlachtruf seines Aufstands gegen den Allmächtigen. Seine Entschlossenheit, sich dem Höchsten gleichzumachen, war kein heiliger Wunsch der Nachahmung, sondern eine aus Rivalität und Neid gezeugte aufrührerische Gier. Er suchte einen Platz des Vorranges und der Erhöhung, der ihm nicht gebührte.
In einer Schriftstelle, welche die Qualifikation solcher beschreibt, die nach einem Aufseherdienst unter dem Volk Gottes trachten, führt Paulus den Fall Satans auf Hochmut zurück:
„... nicht ein Neuling, auf daß er nicht, aufgebläht, ins Gericht des Teufels verfalle.“ Die Anmerkung lautet: d.h. sich nicht überhebe wie der Teufel, und so unter dasselbe Strafurteil Gottes falle (1. Timotheus 3,6).
F. W. Grant hat zu dieser Stelle treffend geschrieben:
„Wie ernst, zu denken, daß ein Wesen, geschaffen in Vollkommenheit, einer der 'Gewaltigen an Kraft' (Psalm 103,20.) , ... in der vielleicht einzigen Art und Weise fallen sollte, in der wir uns überhaupt die Möglichkeit zu einem Fall eines solchen Wesens vorstellen können, durch Selbstüberhebung, Selbstbewunderung; und was für ein furchtbarer Fall war das!“ 2
Seine Empörung erscheint angesichts der wunderbaren Stellung und Eigenschaften, die Gott ihm gegeben hatte, noch schlimmer:
„Der du das Bild der Vollendung warst, voll von Weisheit und vollkommen an Schönheit ... Du warst ein schirmender, gesalbter Cherub ... du warst auf Gottes heiligem Berge ... Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tage an, da du geschaffen worden, bis Unrecht an dir gefunden wurde“ (Hesekiel 28,12-15).
Als eine Folge dieses Falls wurde Satan in jeder Hinsicht der Feind Gottes. Moralisch wurde er der Gegensatz Gottes, indem er das exakte Gegenteil von allen Wesenszügen und Merkmalen Gottes darstellt. Seine Rebellion führte im Universum ein Prinzip der Opposition gegen Gott ein, das sich auf Engel, Menschen und die ganze Schöpfung auswirkte.
Wir brauchen nicht weit zu schauen, um dieses Prinzip der Opposition anzutreffen. Es wohnt in dem Herzen jeder Person, die in die Welt geboren wird. Jesaja beschreibt dies mit den allereinfachsten Ausdrücken:
„Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns ein jeder auf seinen Weg ...“ (Jesaja 53,6).
Vor 2.500 Jahren zeigte Nebukadnezar diesen Geist der Opposition gegen Gott, als er seinen phantastischen Palast überblickte und prahlte:
„Ist das nicht das große Babel, welches ich zum königlichen Wohnsitz erbaut habe durch die Stärke meiner Macht und zu Ehren meiner Herrlichkeit?“ (Daniel 4,30).
Wenn das zu lange her ist, um heutzutage von Bedeutung zu sein, dann betrachte die Worte von Joseph Smith (Begründer der Mormonen) kurz vor seinem Tod 1844:
„Ich habe mehr als jeder andere Mensch etwas zu rühmen. Ich bin der einzige Mensch, der jemals seit den Tagen Adams fähig war, eine ganze Kirche zusammenzuhalten. Weder Paulus noch Jesus vollbrachten dies jemals. Ich rühme mich, daß kein Mensch je ein solches Werk getan hat, wie ich es tat. Die Jünger Jesu liefen von ihm weg; aber die 'Heiligen der letzten Tage' sind bis jetzt nie von mir weggelaufen.“ 3
Wir kommen der Gegenwart noch näher, wenn Dave Hunt die Aussage eines jungen Atheisten wiedergibt, der sich vor dem Gedanken fürchtete, einem persönlichen Gott gegenüber verantwortlich zu sein. Er machte sich lieber die Idee einer universalen Kraft zu eigen, die zu kontrollieren er lernen könnte. Er drückte es so aus:
„Ich war auf der Suche nach einer Erklärung meiner eigenen Existenz. Ich kam mit TM (Transzendentale Meditation) in Berührung, weil diese Idee versprach, einer Person zu helfen, eine Art Vereinigung mit dem Absoluten zu erreichen, ohne sich mit einem persönlichen Gott befassen zu müssen. Das war für mich sehr ansprechend.“ 4
Eines steht fest. Satan ist ein Rebell gegen Gott, und er hat die menschliche Rasse mit sich in Rebellion gerissen. Durch seinen Fall ist er der Geist geworden, „der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams“. (Epheser 2,2.)
An dieser Stelle müssen wir eine wesentliche Unterscheidung machen. Für Satans Fall gibt es kein Heilmittel. Er wird schließlich in den Feuer- und Schwefelsee geworfen und Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit. (Offenbarung 20,10.) Aber für die gefallenen Söhne von der Rasse Adams hat Gott eine Rettung bereitet.
Laß die volle Auswirkung dieser guten Nachricht deine Seele durchfluten. Durch unumschränkte Gnade hat Gott die Augen einiger geöffnet, deren Sinne einst durch Satan geblendet waren. In ihre Herzen fiel plötzlich der „Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi.“ (2. Korinther 4,4-6.) Sie werden nicht mit Satan im Feuersee vereinigt sein, sondern werden statt dessen den Platz genießen, wo Gott bei Seinem Volk wohnt und bei ihnen ist und ihr Gott ist. (Offenbarung 21,3.)
An jenem Tag wird allgemein erkannt werden, daß sogar der Fall Satans Anlaß dazu gegeben hat, daß Gott durch Seinen Sohn verherrlicht worden ist!
SEIN ZIEL
Seitdem Satan danach trachtet, sich dem Höchsten gleich zu machen, hat er die Herrschaft und die Anbetung gesucht, die allein Gott gehört. Wie C. Fred Dickason es ausgedrückt hat:
„Er zog auch andere Engel vom Weg Gottes ab. Das Wort 'Handel' (oder: Geschäft) in 'die Menge deines Handels' und die 'Unrechtlichkeit deines Handels' (in Hesekiel 28,16.18) kann auf ein Anwerben einer großen Gruppe von Engelgefährten für seine böse Sache anspielen.“ 5
Die Bibel unterstützt diesen Gedanken, indem sie von „dem Teufel und seinen Engeln“ (Matthäus 25,41.) spricht. Er kontrolliert die „geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“ (Epheser 6,12.) , gegen die der Christ kämpfen muß. In dem Kampf im Himmel, der in Offenbarung 12,7-9 beschrieben wird, sieht man Michael und seine Engel (die Engel Gottes) gegen Satan und seine Engel kämpfen.
Wir schließen daraus, daß Gott zugelassen hat, daß einige der Engel für Satan Partei ergriffen und ihm auf diese Weise ein teilweises und vorübergehendes Ergreifen seines Zieles in der Engelwelt ermöglichten. Die Bibel bezeichnet diese gefallenen Engel als Dämonen - jene bösen geistigen Wesen, die von Anfang an in der Welt wirksam gewesen sind, indem sie Götzendienst förderten, die Menschheit unterdrückten und zu okkulten und falschen Religionen antrieben.
Der Garten Eden lieferte die Umgebung für Satans erstes Zusammentreffen mit der Menschheit. Er begab sich in jenes liebliche Paradies, um Adam und Eva von Gott abwendig zu machen. Seine Annäherung an Eva in der Gestalt einer Schlange 6 offenbart viel über seine Ziele. Mit großer Raffiniertheit stellte er Gottes Wort in Frage, ging dann weiter und verneinte Gottes Wort und gab schließlich zu verstehen, daß Gott keine ehrbaren Beweggründe hatte. 1. Mose 3,1-5 gibt uns den traurigen Bericht davon:
„Und die Schlange war listiger als alles Getier des Feldes, das der HERR Gott gemacht hatte; und sie sprach zu dem Weibe: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr sollt nicht essen von jedem Baume des Gartens? Und das Weib sprach zu der Schlange: Von der Frucht der Bäume des Gartens essen wir; aber von der Frucht des Baumes, der in der Mitte des Gartens ist, hat Gott gesagt, davon sollt ihr nicht essen und sie nicht anrühren, auf daß ihr nicht sterbet. Und die Schlange sprach zu dem Weibe: Mitnichten werdet ihr sterben! sondern Gott weiß, daß, welches Tages ihr davon esset, eure Augen aufgetan werden, und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses.“
Die Ziele Satans haben sich im Laufe der Jahre nicht geändert. Er beabsichtigt noch immer, die Menschen zu überreden, Gottes Wort in Frage zu stellen, Gottes Wort zu verneinen und Gott selbst falsch zu beurteilen. Darüber hinaus macht er bezaubernde und einleuchtende Angebote, die sich in den vergangenen 6.000 Jahren wenig verändert haben. Im wesentlichen sagt er: „Gib deinen Wünschen nach, und sei dein eigener Gott.“
Dave Hunt hat gründlich dokumentiert, wie diese Lüge Satans durch die Jahrhunderte hin das Gefüge von Heidentum und Okkultismus gewesen ist; und wie „sie in den letzten Jahren beinahe allgemein angenommen wurde, auch in der westlichen Welt. Sie beeinflußt nicht nur die meisten Religionen, sondern auch weltliche Philosophien und Wissenschaften.“ 7
Satans Gier nach Anbetung erreichte den Höhepunkt der Unverschämtheit, als er dem Herrn Jesus Christus die Königreiche der Welt anbot, wenn Er ihn dafür anbete. (Matthäus 4,9.) Wie unser geliebter Heiland den Teufel bei jener Gelegenheit besiegte, behalten wir uns einer späteren Behandlung in diesem Kapitel vor. Hier wollen wir nur den furchtbaren Umfang der Gier Satans nach Anbetung hervorheben. Zur Zeit scheint er großartig voranzukommen. In der westlichen Welt wird die abtrünnige Christenheit immer mehr eine Beute der Illusionen östlicher Mystik, okkulter Religion und sogar offener Satansanbetung. In den meisten Ländern der Dritten Welt haben falsche Religionen die Macht. All dieses wird in der Offenbarung des Menschen der Sünde gipfeln - jenem Gesetzlosen, welcher:
„... widersteht und sich selbst erhöht über alles, was Gott heißt oder ein Gegenstand der Verehrung ist, so daß er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst darstellt, daß er Gott sei“ (2. Thessalonicher 2,4).
Dieser Mensch der Sünde wird Satans Meisterwerk sein. Vor ihm verblassen alle anderen satanischen „Helden“, einschließlich Nimrod und Hitler, zur Bedeutungslosigkeit. Für einen kurzen Zeitraum von 42 Monaten wird Satan in gotteslästerlicher Anbetung durch Millionen verherrlicht, während die Welt ins taumeln gerät unter dem Gericht Gottes und der Unterdrückung seitens dieses bestialischen Tyrannen, der jede menschliche Bemühung und Aktivität zum Ruhm Satans lenkt.
Aber sein Ruhm wird von kurzer Dauer sein. Zu Gottes Zeit wird diese Schreckensherrschaft zu Ende gehen und Satan für 1.000 Jahre gebunden werden, während der Herr Jesus in Gerechtigkeit über die Erde regiert. (Offenbarung 20,1-4.) Am Ende dieses Zeitabschnitts gewährt Gott dem Satan eine letzte Gelegenheit, die Menschen zu betrügen. Dann wird sein unbarmherziger Drang nach Herrschaft und Erhöhung zu einem endgültigen Stillstand in der ewigen Pein des Feuersees kommen. (Offenbarung 20,10.)
Obwohl Millionen Menschen, die durch ihn betrogen und geblendet worden sind, ihm dort Gesellschaft leisten, wird er sie an diesem Ort weder begeistern noch beherrschen. Menschen mögen Witze darüber machen, daß sie in der Hölle eine Menge Freunde haben, aber in Wirklichkeit wird dort weder Gelächter noch Unbeschwertheit noch gesellschaftlicher Umgang sein; vielmehr Weinen und Zähneknirschen. (Matthäus 13,42.) Das wird die endgültige Bestimmung für alle sein, die es abgelehnt haben, Gott zu verherrlichen, und es vorgezogen haben, Satan in seinem bösen Streben, sich dem Höchsten gleichzumachen, zu folgen.
SEINE AKTIVITÄTEN
Indem Dickason davon ausgeht, daß viele der Namen für Satan in der Bibel auf seine Aktivitäten hinweisen, hat er einige der wichtigsten wie folgt klassifiziert: 8 Angels,
Namen, welche die Stellung beschreiben:
schirmender, gesalbter Cherub - Hesekiel 28,14;
der Fürst dieser Welt - Johannes 12,31;
der Fürst der Gewalt der Luft - Epheser 2,2;
der Gott dieser Welt (dieses Zeitlaufs) - 2. Korinther 4,4;
der Oberste der Dämonen - Matthäus 12,24.
Namen, die den Charakter zum Ausdruck bringen:
Luzifer (bedeutet „Glanzstern&ldquo - Jesaja 14,12;
Satan (bedeutet „Widersacher&ldquo - Sacharja 3,1;
Teufel (bedeutet „Verleumder“ oder „Verkläger&ldquo - Offenbarung 12,9;
die alte Schlange - Offenbarung 12,9;
der Böse - 1. Johannes 5,18.19;
Apollyon (bedeutet „Verderber&ldquo - Offenbarung 9,11.
Namen, die auf eine Tätigkeit hinweisen:
Versucher - 1. Thessalonicher 3,5;
Verkläger - Offenbarung 12,10;
Verführer - Offenbarung 20,3;
der Geist, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams - Epheser 2,2.
Bevor wir uns ansehen, wie Satan der Bedeutung einiger dieser Namen gerecht wird (oder sollten wir sagen: ungerecht wird), möchte ich gern ein kurzes Zitat von J. N. Darby wiedergeben, das die Aktivitäten Satans treffend zusammenfaßt:
„Satan erschafft nichts. Dies ist Gottes Vorrecht. Das Werk Satans ist, zu verderben und niederzureißen, was Gott hervorgebracht hat, wenn dieses nach Seinem Plan der Verantwortlichkeit des Menschen überlassen wurde. Gott erschuf Adam. Satan verdarb das Werk durch die Torheit des Menschen. Es gab aber Einen, den er hier nicht niederstoßen konnte; in dem er, nachdem er seine schmutzigen Hände auf alles andere als Fürst dieser Welt gelegt hatte, nichts finden konnte. Er kann nichts hervorbringen, aber er kann mit gewaltiger Klugheit aufgrund der menschlichen Verdorbenheit ein riesiges System aufbauen, das zu dem Bösen paßt, das in uns ist ...“ 9
Wir wollen nun einige besondere Aktivitäten Satans betrachten.
WIDERSACHER
Obwohl Satan seine Absichten oft verheimlicht, ist sein wahrer Charakter der eines Widersachers. Der Prophet Sacharja sah ihn in diesem Charakter:
„Und er ließ mich den Hohenpriester Josua sehen, der vor dem Engel des HERRN stand; und der Satan stand zu seiner Rechten, ihm zu widerstehen“ (Sacharja 3,1).
Auch Paulus erkannte diesen Wesenszug Satans, als er merkte, wie Satan ihn immer wieder daran hinderte, seine geliebten Brüder in Thessalonich zu besuchen. (1. Thessalonicher 2,1-8.) Satan kann in seinem Werk des Widerstandes sowohl Umstände als auch böse Menschen oder sogar zeitweise auch wahre Christen benutzen. Aber es ist sehr tröstend zu wissen, daß seine ganze Tätigkeit von Gott kontrolliert ist, und er kann sich auch nicht ein Stückchen mehr widersetzen, als Gott erlaubt.
VERLEUMDER
Der Name Teufel deutet seine Tätigkeit als ein Verkläger oder Verleumder an. Er liebt es, die Namen der Kinder Gottes in Mißkredit zu bringen. Es macht ihm wenig aus, ob dies durch wahre oder durch falsche Anschuldigungen zustandekommt. Er liebt es auch, die Kinder Gottes in der Stille ihres eigenen Gewissens anzuklagen, indem er sie an ihr Versagen und ihre Fehler erinnert.
Christen helfen ihm unbewußt bei seinem Werk, wenn sie anfangen, sich gegenseitig zu verleumden und anzuklagen. Nicht, daß wir unsere Augen vor den Fehlern der anderen schließen und vortäuschen sollten, daß sie nicht existieren; wir müssen vielmehr in einer biblischen Art und Weise miteinander umgehen. Das mag Ermahnung, Tadel, Warnung und sogar Meiden des anderen zur Folge haben. Aber es beinhaltet immer Liebe füreinander und schließt niemals Verleumdung mit ein. Jene ist das Werk des Teufels, das sich auf seinen grundlegenden Charakter als „der Verkläger unserer Brüder“ (Offenbarung 12,10.) gründet. Wir wollen ihm dabei nicht helfen.
VERDERBER
In seinem großen Klassiker „Pilgerreise“ 10 beschreibt John Bunyan Satan anschaulich auf diese Weise. Indem er „Christ“ als „ein Ungeheuer, schauerlich anzusehen“, entgegentritt, versucht Apollyon, der Verderber, ihn zuerst einzuschüchtern, dann zu überreden und schließlich anzuklagen. Als dieses alles fehlschlägt, bricht er in rasenden Zorn aus und sucht ihn zu vernichten. Bunyan macht deutlich, daß Apollyon den armen „Christ“ zwar verwunden und heftig bedrängen, ihm aber nicht das Leben nehmen konnte.
Petrus beschreibt den Teufel als jemand, der umhergeht „und sucht, wen er verschlinge.“ (1. Petrus 5,8.) Obwohl er, Gott sei Dank, nur so viel Zerstörung anrichten kann, wie Gott zuläßt, bleiben seine Aktivitäten der Menschheit gegenüber doch gänzlich böse. Seine Tätigkeit als Verderber ist nicht schwierig wahrzunehmen: in den dämonischen Riten der alten Kanaaniter, die ihre Kinder dem Feuergott Molech (3. Mose 18,21; 5. Mose 12,31.) opferten; in dem Erlaß des Königs Herodes, in Bethlehem kurz nach der Geburt Jesu alle männlichen Babys unter zwei Jahren umzubringen; in dem unmenschlichen Plan Hitlers, alle Juden zu vernichten; in den regelmäßigen Säuberungsaktionen unter den kommunistischen Diktatoren Rußlands und Chinas; in den Menschenopfern einiger zeitgenössischer Satanskulte und sogar in den religiösen Verfolgungen und Religionskriegen durch die Jahrhunderte hindurch. Letzteres gibt Satan einen besonderen Bonus, da nicht nur die Körper irregeleiteter Eiferer zerstört werden, sondern auch die Sinne derer verdreht werden, die unbedacht den wahren Gott mit falschen Religionen gleichsetzen und Ihm auf diese Weise wegen der Grausamkeiten Vorwürfe machen.
Wenn Satan das Leben der Menschen nicht vernichten kann, trachtet er danach, ihre Häuser und Familien, ihre gesellschaftlichen Beziehungen, ihren Ruf und ihr körperliches und geistliches Wohl zu zerstören. Weltliche Rockmusik zum Beispiel, mit ihrer zunehmenden Neigung zum Satanismus, läßt Myriaden verwüsteter junger Menschenleben in ihrem Gefolge zurück. Militante gesellschaftliche und politische Bewegungen, die kühn dafür eintreten, daß biblische Autorität in der Familie durch gegenseitige Koexistenz-Vereinbarungen ersetzt wird, lassen verbitterte Erwachsene und verwirrte Kinder zurück.
Eine andere Hauptwaffe in Satans Zerstörungsarsenal ist die Gehirnwäsche geworden. Definiert als „intensive Unterweisung, um die Überzeugung einer Person radikal zu verändern“, ist die Gehirnwäsche oft von Folter und Mißhandlung begleitet. Sie wird zunehmend von politischen, kultischen und okkulten Führern benutzt. Hören wir die Aussage von Bonnie Thielmann, viele Jahre lang ein Insider-Mitglied der „Volkstempelsekte“ von Jim Jones:
„Die meisten Leute denken, daß sie gegen Gehirnwäsche immun sind. Sie denken, daß sie zu widerspenstig und zu schlau sind und daß ihr IQ zu hoch ist, als daß sie einer Gehirnwäsche erliegen könnten. Aber Jim Jones veränderte unsere ganze Einstellung und unser Glaubens-System auf raffinierte Weise. Er brachte uns dazu, die Bibel in Frage zu stellen. Dann zeigte er die Heuchelei der christlichen Führer auf, die nicht auslebten, was sie predigten.“
„Schritt für Schritt wurden wir immer mehr verführt, indem Jim Jones alles unterhöhlte, was wir für heilig hielten, und allmählich das, was wir einst geglaubt hatten, durch marxistische Philosophie ersetzte ... Der Prozeß vollzog sich allmählich, beinahe unmerklich. Bis die Zeit kam, da wir Dinge zu tun schworen, von denen wir niemals gedacht hatten, daß wir dazu fähig wären.“ 11
Als „Fürst der Gewalt der Luft“ während dieses gegenwärtigen Zeitalters versucht Satan sich selbst oft lieber als Baumeister darzustellen und nicht als Zerstörer. Er hat eine Vielzahl von Tarn-Projekten, die von außen hilfreich und menschenfreundlich aussehen, die aber im Innern voller Gift sind. Er ist der Ausbilder derer, „die das Böse gut heißen und das Gute böse; welche Finsternis zu Licht machen und Licht zu Finsternis; welche Bitteres zu Süßem machen und Süßes zu Bitterem!“ (Jesaja 5,20.)
Wenn er jedoch in der Mitte der „Drangsalszeit“ aus dem Himmel herausgeworfen ist, wird er seinen wahren Charakter als Verderber völlig offenbaren. Da er weiß, daß er wenig Zeit hat, wird er voller Wut öffentlich und persönlich versuchen, die Aufgabe zu vollenden, die er verschiedenen Antisemiten durch die Zeiten hindurch übertragen hatte - das ist, das wahre Volk Israel völlig zu vernichten! (Offenbarung 12,7-13.) Aber Gott wird ihm Einhalt gebieten. Er kann nicht über die Grenzen hinausgehen, die Gott ihm gesetzt hat.
VERSUCHER
In gewisser Hinsicht ist dies ein umfassender Ausdruck, der verschiedene satanische Aktivitäten, die wir betrachten, mit einschließt. Es mag jedoch einige überraschen, zu erfahren, daß die meisten Schriftstellen, die von Versuchung sprechen, Satan nicht erwähnen. Wenn Jakobus zum Beispiel darlegt, daß Versuchung nicht von Gott ausgeht, erklärt er:
„Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht; denn Gott kann nicht versucht werden vom Bösen, und selbst versucht er niemand. Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust fortgezogen und gelockt wird“ (Jakobus 1,13.14).
Der Wunsch, reich zu sein, bringt besondere Versuchung mit sich. (1. Timotheus 6,9.) Jene, die nicht wachen und beten, setzen sich der Versuchung aus. (Matthäus 26,41.) Oberflächliche Hörer des Wortes Gottes werden in der Zeit der Versuchung abfallen. (Lukas 8,13) Und wir geben nur zu leicht der Versuchung und Sünde nach und sagen dann: „Der Teufel brachte mich dazu, es zu tun!“
Obwohl Satan eindeutig die Christen versucht, hat er doch nur Erfolg, wenn wir ihm eine Gelegenheit bieten. (Epheser 4,27.) Unsere verkehrten Wünsche, unser Mangel an Selbstbeherrschung, unser Versagen, Gottes Wort eifrig zu beachten, und unser Stolz liefern einen fruchtbaren Boden, auf dem sein Saatgut der Versuchung wachsen und seine häßlichen Früchte hervorbringen kann. Wir haben uns bereits die Versuchung Evas durch Satan unter dem Aspekt der Ziele Satans angesehen. Wir wollen uns noch einmal dieselbe Begebenheit ansehen und ihre Antwort auf seine Versuchung betrachten. Eva machte drei schwerwiegende Fehler.
Erstens unterstellt sie, daß der „Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“ in der Mitte des Gartens war. Warum ist das so ernst? Weil es ihrerseits einen Mangel an Aufmerksamkeit gegenüber dem Wort Gottes offenbart. Gott hatte gesagt, daß „der Baum des Lebens“ in der Mitte des Gartens war, und hinsichtlich dieses Baumes gab Er kein Verbot. Offensichtlich ist das, was verboten war (der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen), zum Zentrum ihres Denkens geworden.
Gott untersagt Seinen Geschöpfen niemals etwas Gutes. Es ist Sein Wohlgefallen, Gutes zu tun und Gutes zu geben, aber Er setzt doch auch Grenzen. Wenn Christen sich für Dinge interessieren, von denen sie fühlen, daß das christliche Leben sie verneint und verbietet, werden sie eine leichte Beute satanischer Versuchung, weil sie an diesem Punkt ihren Heiland-Gott aus dem Auge verlieren, dessen Freude es ist, reichlich zu segnen. (Epheser 1,3.) Er gab das Allerbeste, indem Er Seinen eigenen Sohn dahingab (Römer 8,32) , und Er verweigert denen nichts Gutes, „die in Lauterkeit wandeln.“ (Psalm 84,11.)
Zweitens fügte Eva etwas zum Wort Gottes hinzu. Sie zitiert Gott verkehrt, wenn sie sagt, daß Er ihnen verboten hatte, den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu berühren. Obwohl Er gesagt hatte, „davon sollst du nicht essen“, hatte Er aber in Wirklichkeit nichts über die Berührung des Baumes gesagt.
Manchmal denken wir vielleicht, daß wir Gottes Wort verbessern können, indem wir etwas hinzufügen, aber wenn wir so handeln, begeben wir uns nur in eine satanische Falle. Wir müssen Gottes Stillschweigen genau so sehr beachten wie die Offenbarung Gottes. Durch die Jahrhunderte hin haben religiöse Menschen versucht, das Christentum für sich selbst und andere selbstgerechte Menschen durch Hinzufügungen zum Wort Gottes annehmbarer zu machen. Lange Listen von Geboten und Verboten mögen einen Anschein von Gottesfurcht haben, aber in Wirklichkeit zeigen sie nur, daß die, welche sie aufgestellt haben, in eine der erfolgreichsten Schlingen Satans gefallen sind.
Drittens übernahm Eva Satans Unterstellung, daß Gott nicht ihr Bestes im Sinn hatte - daß Er wahre Einsicht von ihr zurückhielt. Plötzlich wurde der „Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“ etwas Begehrenswertes für sie! Sie fand, daß er gut zur Speise, eine Lust für die Augen und ein begehrenswerter Baum war, um Einsicht zu geben. Und sie aß von seiner Frucht.
Satan benutzt heute wirkungsvoll die gleichen Argumente. Stellen wir uns vor, was geschieht, wenn ein junger Christ in der Oberstufe im naturwissenschaftlichen Unterricht aufsteht und sagt: „Ich glaube an den biblischen Schöpfungsbericht.“ In einer solchen Situation wurde mir gesagt, daß ich geistigen Selbstmord begangen hätte. Wer will so etwas tun? Es ist dasselbe satanische Argument in modernem Gewand. „Verwirf Gott. Lehne Gott ab. Weise Gott zurück. Sei ungehorsam gegen Gott. Dann wirst du weise sein.“ Satan verführt die Menschen ständig durch jedes ihm zur Verfügung stehende Mittel, damit sie dies glauben.
Auf das Risiko hin, den letzten Abschnitt dieses Kapitels vorwegzunehmen, möchte ich eben für einen Augenblick stehenbleiben und über zwei wunderbare Verheißungen des Wortes Gottes jubeln:
„Denn worin er selbst (unser Herr Jesus Christus) gelitten hat, als er versucht wurde, vermag er denen zu helfen, die versucht werden“ (Hebräer 2,18).
„Keine Versuchung hat euch ergriffen, als nur eine menschliche; Gott aber ist treu, der nicht zulassen wird, daß ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen wird, so daß ihr sie ertragen könnt“ (1. Korinther 10,13).
Dwight L. Moody erzählte die Geschichte eines jungen Mannes, der auf dem Weg nach Südafrika war. Er begab sich wissentlich außer Reichweite von christlicher Gemeinschaft und Unterweisung und damit selbst in Versuchung. Als sein Vater erwiderte ein scharfsinniger, alter Gläubiger: „Ja, du bist gerade dabei, den Kopf deines Sohnes in den Rachen eines Löwen zu stecken, und stellst dich dann hin und betest: 'Möge der Löwe ihn nicht zermalmen!'“
VERFÜHRER
Ich erinnere mich gut einiger beratender Gespräche mit einem jungen Ehepaar, deren Geschäft blühte und bei denen die Harmonie der Ehe gestört war. Mit guten Absichten widmete Frank immer mehr Zeit dem Geschäft, um seine Familie besser versorgen zu können. Aber seine Frau vermutete, daß seine häufige Abwesenheit von zu Hause mit mehr als dem Geschäft zu tun hatte, und fiel in tiefe Depression. Als sie anfingen, miteinander zu reden, wurde der Betrug des Teufels offenbar. Jeder hatte sich in eine verkehrte Richtung bewegt, ohne sich dessen wirklich bewußt zu sein. Er hatte sich zu dem Denken verleiten lassen, daß eine schlechte Sache (Vernachlässigung der Familie) gerechtfertigt war. Und sie war überzeugt worden (zum Teil durch einen skrupellosen Psychiater), daß ihre Reaktion auf seinen Mangel an Aufmerksamkeit gerechtfertigt war; daß sie nämlich anderswo Aufmerksamkeit suchen sollte.
Wie dieses feine, junge christliche Ehepaar sind viele durch den Teufel versucht worden. Paulus warnt in 2. Korinther 11,3 davor:
„Ich fürchte aber, daß etwa, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, [also] auch euer Sinn verderbt und abgewandt werde von der Einfalt gegen den Christus.“
Obwohl das Hauptanliegen dieser Schriftstelle die Warnung vor lehrmäßiger Täuschung ist, umfaßt satanischer Betrug sicher ein viel breiteres Gebiet als lehrmäßige Reinheit.
Er verführt durch Stolz, wie in dem Fall der ausgestorbenen Nation Edom (Obadja 3.) und in dem Fall des unreifen Christen, dem über seine Erfahrung hinaus Verantwortung übertragen wird. (1. Timotheus 3,6.) Er verführt durch eine falsche Zurschaustellung von Liebe: „... und überreichlich des Hassers Küsse.“ (Sprüche 27,6.) Die Bibel spricht auch vom Betrug des Reichtums, der das Wort erstickt und bei denen, die es hören, Fruchtlosigkeit verursacht. (Matthäus 13,22.)
Eine gigantische Täuschung, die in der frühen Kirche begann und im 20. Jahrhundert immer noch erfolgreich ist, war der Anlaß für den Heiligen Geist, uns den Kolosserbrief zu schenken. Einfach ausgedrückt philosophierte diese Täuschung, daß - wenn man Fülle von geistlichem Leben und Fruchtbarkeit besitzen wolle - es nötig sei, über die Erkenntnis und den Genuß des Herrn Jesus Christus hinauszugehen. Weitere Dinge wie menschliche Tradition, Grundsätze der Welt, religiöse Bräuche, Bewußtseinserweiterung und Askese müßten hinzugefügt werden.
Der Kolosserbrief bekämpft diese Verblendung, indem er auf der Fülle in Christus besteht - sowohl in dem Vorsatz der Gottheit (Kolosser 1,19.) , als auch in der Vollendung der Gläubigen. (Kolosser 1,28.) Wir müssen heute diese wesentlichen Schriftstellen benutzen, um gegen die rasch wachsenden religiösen Bewegungen innerhalb und außerhalb der evangelikalen Christenheit standzuhalten, die uns ihre besonderen Sichtweisen, Erfahrungen, Techniken oder Lehren als eine notwendige Voraussetzung für geistliche Fülle aufdrängen wollen. Halte fest an dem Wort, das sagt: „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; und ihr seid vollendet in ihm ...“ (Kolosser 2,9.10.)
Sich rasch entwickelnde Ereignisse werden bald allen klar machen, was denen, die an Gottes Wort glauben, bereits offenkundig ist - daß „der große Drache, die alte Schlange, ... der den ganzen Erdkreis verführt“, (Offenbarung 12,9.) Satan ist.
MÖRDER
Es war unser Herr Jesus selbst, der den Teufel als einen „Menschenmörder von Anfang“ (Johannes 8,44) beschrieb. Kain war der erste Menschenmörder. Warum brachte er seinen Bruder Abel um? Im wesentlichen aus demselben Grund, aus dem Menschen heute morden - weil er „aus dem Bösen war“. (1. Johannes 3,12.) Satan, der Mörder, inspirierte Kain, Abel zu töten. Genauso hatte Satan, der Versucher, die Eltern Kains überredet, von der verbotenen Frucht zu essen.
Wie viel von der menschlichen Geschichte ist seit jenem Tag eine Geschichte des Mordens? Die weltliche Geschichte arbeitet in diesem Punkt mit der göttlichen Offenbarung zusammen. Kriege, Schlachten, Massaker, Totschlag, Völkermord, der Holocaust, Säuberungsaktionen und Ausschreitungen. Diese Worte beschreiben das Blutvergießen durch alle Zeiten hindurch, da Menschen durch Satan angetrieben worden sind, einander umzubringen. Das Bild verdunkelt sich weiter. Die Arsenale der Supermächte haben die Kapazität, die menschliche Rasse mehrfach zu zerstören. Sogar die ärmsten der Nationen haben auf Kosten von Nahrung, Kleidung und Unterkünften für ihre Völker hochentwickelte Waffensysteme erworben. Unterdessen sehnt sich die Menschheit nach Frieden. Wie können wir dies ohne Satan, den Mörder, erklären?
Einer seiner letzten Pläne ist es gewesen, der Abtreibung zum Durchbruch zu verhelfen. Unter der Maske femininer Wahlfreiheit und Bevölkerungskontrolle werden jährlich Millionen ungeborener Babys getötet. Bedarf es weiterer Fragen, um zu erkennen, daß diese gegenwärtige böse Welt durch einen Kopf kontrolliert wird, der ein Mörder ist?
NACHAHMER
Von allen Aktivitäten Satans könnte diese eine der gefährlichsten sein. Ein Christ, der Satans Nachahmung nicht entlarven kann, findet sich schnell in eine Gemeinschaft verstrickt, die keine echte Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn (1. Johannes 3,12.) ist; und in Aktivitäten, „die eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen“. (2. Timotheus 3,5.)
J. N. Darby warnt: „Wo Kraft nicht die wahre Kraft des Geistes ist, um Satans Nachahmung aufzudecken und zu verurteilen, da kann Satan einfach seine Nachahmung der Kraft aufbauen, und dies sogar dort, wo wahrer Glaube und ein Bekenntnis zu Gott vorhanden ist ... Solch ein Werk wie dieses wird wahrscheinlich mit einigen Personen unter den Christen verbunden sein, die sich ansonsten durch großes Einfühlungs- oder auch gesundes Urteilsvermögen auszeichnen. 12
Satan zeigte vor ungefähr 3.400 Jahren seine Fertigkeit als Nachahmer am königlichen Hof von Ägypten, als die Zauberer Pharaos einige der Wunder nachahmten, die Moses durch Gottes Kraft ausführte. (2. Mose 7,10-13.) Paulus bezieht sich auf diese Zauberer, wenn er von Jannes und Jambres sagt, daß diese solche darstellen, die der Wahrheit widerstehen. (2. Timotheus 3,8.) Durch derartige Nachahmungen kann Satan die Wirkung der Wahrheit in dem Geist der Menschen (auch Christen) zunichte machen, die nicht gelernt haben, Fälschungen vom Original zu unterscheiden.
Ein anderes Beispiel für Nachahmung erwähnt unser Herr in Seinem Gleichnis vom Weizen und dem Unkraut. 13 Er spricht davon, daß es ein Werk des Feindes war, der das Unkraut unter den Weizen säte, und stellt fest, daß dieser Schaden zugefügt wurde, „während aber die Menschen schliefen“. (Matthäus 13,24-30.36-43.) Wie wahr! In unseren eigenen Tagen hat das schläfrige, halbherzige Werk wahrer Christen dem Feind die Gelegenheit geboten, sein Unkraut zu säen. Sekten haben Erfolg und breiten sich schnell aus, weil ihre Anhänger mit ihrem Eifer, ihrer Begeisterung und der Kenntnis ihrer Lehren in starkem Gegensatz zu der Lauheit und Unkenntnis von so vielen stehen, die sich selbst als bibeltreue Christen bezeichnen.
Dem Gleichnis zufolge wächst das Unkraut mit dem Weizen bis zur Zeit der Ernte zusammen auf. Dann trennen die Engel es voneinander und werfen das Unkraut in den Feuerofen. In der Zwischenzeit stellen solche Menschen weiterhin Satans Nachahmung von gutem Familienleben, Liebe zur Bibel und Hingabe an Gott zur Schau. Paulus beschreibt derartiges Unkraut mit den Worten:
„Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, welche die Gestalt von Aposteln Christi annehmen. Und kein Wunder, denn der Satan nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an; es ist daher nichts großes, wenn auch seine Diener die Gestalt als Diener der Gerechtigkeit annehmen, deren Ende nach ihren Werken sein wird“ (2. Korinther 11,13-15).
Dave Hunt erklärt, wie sich satanische Nachahmung auch in Denken und Handeln evangelikaler Kreise eingeschlichen hat:
„Leider sind auch Christen durch östliche Mystik und Zauberei beeinflußt worden. Techniken der Parapsychologie oder der Magie - gewöhnlich als 'gute Psychologie' angesehen - werden in evangelikalen Kreisen, bewußt oder unbewußt, häufig benutzt und befürwortet, besonders von extremen Charismatikern. Das emotionale Niveau der Zuhörer der Sonntagabend-Zusammenkunft wird durch dieselben Methoden zu einem Höhepunkt der Erregung gebracht, die irgendein guter Hypnotiseur oder Medizinmann benutzen würde, außer daß die sich dauernd wiederholenden Redewendungen mit scheinbar rechtgläubigen Anspielungen auf Gott, Christus und den Glauben gefüllt sind. Es wird ein Zustand der Erwartung erzeugt, der fälschlicherweise für biblischen Glauben gehalten wird, der aber durch das Charisma des Pastors hervorgerufen wurde und seine Wurzeln öfter in den ansteckenden Auswirkungen einer Massenhysterie hat, als in einem ruhigen Vertrauen auf den lebendigen Gott.
Einige der kritischeren Führer erkennen, was geschieht, aber sie verteidigen das alles als die Anwendung gottgegebener Methoden oder als Gehorsam den geistlichen Gesetzen gegenüber, die ihnen Gott offenbart habe. Viele Christen spielen ein Geistes-Spiel, um durch eine 'positive Haltung' zu lernen, diese geistlichen Gesetze zu aktivieren. Das Gebet hört auf, ein Ruf nach Gottes persönlichem Eingreifen zu sein und wird statt dessen eine Methode, geistliche Kraft anzuzapfen. Die Bibel wird zu einer Sammlung von Lebensrezepten, statt uns in eine vertrautere Beziehung zu dem Geber des Lebens zu führen, der sie inspiriert hat. Das Ziel ist weniger Gott selbst als vielmehr die Dinge, die Er in Seinem Wort verheißen hat. Und bestimmte überbetonte Verse, wenn 'durch Glauben in Anspruch genommen', werden der verborgene Schlüssel, der die Tür zu fortwährender Gesundheit und Wohlstand öffnet.
Auf sehr geschickte Weise ist Gott aus dem Gebet herausgenommen worden, selbst wenn wir uns noch an Ihn wenden. Die Antwort hängt nicht so sehr von Gottes Willen oder auch von der Zuwendung Seiner Gnade ab (die durch den Tod, das Begräbnis und die Auferstehung Christi möglich geworden ist), sondern von unserer Denkweise. Der Glaube wird als magische Kraft angesehen, die durch den Geist freigesetzt werden kann, wenn wir nur wirklich 'glauben'. Obwohl der 'Evangelikale' theoretisch noch einen persönlichen Gott anerkennt, handelt er in der Praxis oft so, als ob Gott irgendeine kosmische Kraft wäre, die durch positive Bestätigung biblischer Grundsätze beeinflußt werden kann.“ 14
LÜGNER
Wieder ist der Herr selbst unsere Autorität, denn Er nennt Satan den Vater der Lüge. (Johannes 8,44.) Wir wollen kurz drei seiner Lügen untersuchen, die gegenwärtig Millionen umgarnen:
1. „Mitnichten werdet ihr sterben!“ (1. Mose 3,4.)
Mit dieser Lüge hat Satan scheinbar wie ein Sieger angefangen. Er widersprach Gott, indem er sagte, daß Adam und Eva nicht sterben würden, wenn sie von der verbotenen Frucht essen; und tatsächlich, sie aßen und fielen nicht um! Aber starben sie? Die Antwort auf diese Frage liegt darin, zu verstehen, daß wenigstens drei verschiedene Arten von Tod in Gottes Wort erwähnt werden. In jedem Fall kann der Tod grundsätzlich durch das Wort „Trennung“ erklärt werden.
a) „Körperlicher Tod“
Dies bedeutet die Trennung von Seele und Geist vom Körper. Für den an Christus Glaubenden bedeutet solch ein Tod, „ausheimisch von dem Leibe und einheimisch bei dem Herrn“ (2. Korinther 5,8.) zu sein. Für den Ungläubigen bedeutet er, dieses Leben zu verlassen und in Pein im Hades zu sein. (Lukas 16,22.23.) Jeder körperliche Tod ist eine Bestätigung der Wahrheit von Gottes Wort: „... ebenso wie es den Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht“. (Hebräer 9,27.)
b) „Geistlicher Tod“
Dies geschah in dem Moment, als Adam und Eva von der verbotenen Frucht im Garten Eden aßen. Sie starben geistlich - das heißt, sie wurden geistlich von Gott durch ihre Sünde getrennt. Von jenem Tag an bis jetzt hat jede Person, die in die menschliche Rasse geboren wird (ausgenommen unser Herr Jesus Christus), seine oder ihre irdische Laufbahn in Trennung von Gott begonnen. Nur wenn wir das Wort des Herrn Jesus hören und an den Einen glauben, der Ihn gesandt hat, gehen wir von dem Zustand des geistlichen Todes in den Zustand des geistlichen Lebens über. (Johannes 5,24 15) „... auch euch, die ihr tot waret in euren Vergehungen und Sünden ...“ (Epheser 2,1.)
c) „Der zweite Tod“
Dies wird das schreckliche Ende all derer sein, die Christus verworfen haben. Nachdem sie vor dem großen weißen Throne standen und nach ihren Werken gerichtet worden sind, werden sie in den Feuersee geworfen, den die Schrift den zweiten Tod nennt. (Offenbarung 20,11-15.) Dies bedeutet ewige Trennung von Gott.
Wir wollen nun sehen, was mit Adam und Eva im Garten Eden geschah, als sie von der verbotenen Frucht aßen. In jenem Augenblick starben sie geistlich und brachten außerdem auf sich und ihre Nachkommen den Schrecken von körperlichem Tod und ewiger Trennung von Gott. Wie es das Neue Testament ausdrückt: „... gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen, und durch die Sünde der Tod, und also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben.“ (Römer 5,12.) Und wiederum: „... gleichwie in dem Adam alle sterben ...“ (1. Korinther 15,22.)
Obwohl diese Schriftstellen durch Leichenhallen, trauernde Verwandte, Friedhöfe und tägliche Sterberegister eine erdrückende Bestätigung erhalten, bleibt Satan dabei, zu sagen: „Mitnichten werdet ihr sterben!“ Und wenn er damit nicht durchkommt, versucht er den Ungläubigen Furcht und Schrecken vor dem Tod zu nehmen. Aufgrund angeblich wissenschaftlicher Untersuchungen behauptet er, daß Freude und Annehmlichkeit alle erwartet, die in das Leben nach dem Tode eintreten, obwohl sie den Gott des Lebens und der Liebe verworfen haben. Die Lügen Satans sind nicht unbedingt übereinstimmend. Für die Vielzahl menschlicher Gedanken und Neigungen hat er ein breites Spektrum von Angeboten.
2. „Ihr werdet sein wie Gott“ (1. Mose 3,5.)
Seit dem Anfang der Welt bildet diese verführerische Lüge die grundlegende Voraussetzung heidnischer Machtstrukturen, sowohl religiöser als auch weltlicher. Von Ägypten bis Rom glaubten die alten Könige und Kaiser dies und vergöttlichten sich selbst. Durch Schmeichelei glaubte Darius der Meder dieser Lüge und wurde überlistet, seinen hervorragenden Premierminister den Löwen vorzuwerfen (und das nur, weil dieser glaubte, daß Gott Gott ist und der Mensch Mensch ist; es handelte sich um Daniel); tatsächlich benahm er sich aber während der ganzen Episode in völlig ungöttlicher Weise. (Daniel 6,1-23.) Hitlers Glaube, daß blonde, blauäugige Deutsche die Überlebenden der arischen Rasse und direkte Nachkommen der nordischen Götter wären, trieb ihn unbarmherzig an, das „tausendjährige Reich“ zu errichten; und die auszurotten, von denen er dachte, daß sie seine Herrenrasse befleckten.
Mormonentum und Christliche Wissenschaft lassen ebenso wie zahllose andere Sekten und östliche Religionen den „Treuen“ Göttlichkeit zuteil werden. Joseph Smith, der Gründer des Mormonentums, erklärte:
„Gott selbst war einst so, wie wir jetzt. Er ist ein verherrlichter Mensch und sitzt auf dem Thron im jenseitigen Himmel ... (und ihr werdet auch) ... dieselbe Macht, dieselbe Herrlichkeit, dieselbe Erhöhung erben, bis ihr die Stellung eines Gottes erreicht und den Thron der ewigen Macht besteigt, den auch die euch Vorausgegangenen bestiegen haben.“ 16
Psychologen erklären, daß „wir uns alle in einem Prozeß geistiger Evolution befinden ..., am Ende wird jeder seine Göttlichkeit völlig zum Ausdruck bringen ...“ 17 Hexenkunst und Voodoo versprechen durch geheime Beschwörungen und Rituale göttliche Macht. 18
Bücher und Filme über Science-fiction, den sehr erfolgreichen Film „Krieg der Sterne“ eingeschlossen, schildern solche Menschen zunehmend als die eigentlichen Götter des Universums, die bestens fähig sind, ihr eigenes Schicksal durch geschickte Nutzung einer unpersönlichen „Kraft“ zu kontrollieren.
Brooks Alexander hat treffend zusammengefaßt, wie diese satanische Lüge die ganze westliche Zivilisation und Kultur revolutioniert:
„Innerhalb von zehn Jahren hat der Gegenkultur-Tagtraum einer Gesellschaft, die sich um die Erfahrung 'des Göttlichen im Innern' vereint, angefangen, eine unangenehme, konkrete Wirklichkeit anzunehmen. Es ist nicht länger möglich, Interesse an der Philosophie der östlichen Religionen als eine Art Randfanatismus abzulehnen, der es nicht wert sei, von der christlichen Gemeinschaft kritisch betrachtet zu werden ... Ein grundlegendes Thema durchläuft die heutigen Entwicklungen in Wissenschaft, Geschäfts- und Finanzwesen, Politik, Volkswirtschaft, Kunst, Psychologie und Religion; dieselben Grundideen über Mensch, Sinn und Gott, die traditionell mit den alten orientalischen Religionen verbunden sind, tauchen als Grundvoraussetzungen in den meisten wichtigen Strömungen innerhalb der heutigen westlichen Welt auf.
Die stolze Verblendung des modernen Philosophierens, ob wissenschaftlich oder geistlich, kann als eine Art 'kosmischer Humanismus' beschrieben werden, ... der letztlich den persönlichen Gott der Bibel leugnet, der die Selbständigkeit, Macht und innewohnende Göttlichkeit des Menschen behauptet und jede absolute Feststellung moralischer Werte als überholt verurteilt.“ 19
Eine Variante dieser Lüge bringt uns von den verschwommenen Reichen des Okkulten und der Philosophie in die Hauptrichtung der heutigen Christenheit. Sie beansprucht menschliche Göttlichkeit im Bereich der ewigen Erlösung. Indem das übereinstimmende Zeugnis der Schrift 'bei dem HERRN ist die Rettung' (Jona 2,9.) abgelehnt wird, werden die Menschen ermutigt, ihre eigene Errettung durch gute Werke, religiöse Bräuche und hohe Moral zu erlangen - also auf dem Weg über irgendwelche vermeintliche Brücken zu Gott, außer der, die durch das Erlösungswerk unseres Herrn Jesus Christus bereitgestellt worden ist, das Er am Kreuz von Golgatha vollendet hat.
Millionen in der Christenheit haben dieser satanischen Lüge geglaubt. Millionen anderer aber, Gott sei gepriesen, sind durch die Annahme des einfachen Zeugnisses der Schrift davon errettet worden:
„Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittelst des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, auf daß niemand sich rühme“ (Epheser 2,8.9).
3. „Der Mensch ist das Produkt von Evolution“
Oder um es in den Worten eines evolutionistischen Wissenschaftlers auszudrücken:
„Evolution umfaßt alle Stufen der Entwicklung des Universums: die kosmische, biologische und menschliche oder kulturelle Entwicklung ... Leben ist das Ergebnis der Evolution anorganischer Natur, und der Mensch ist das Ergebnis der Evolution des Lebens ... Unsere gegenwärtige Kenntnis zwingt uns tatsächlich zu der Ansicht, daß die ganze Wirklichkeit Evolution ist - ein einziger Prozeß der Selbstumwandlung ... Biologische Evolution kann schließlich erklärt werden, ohne Zuflucht zu einem Schöpfer oder einer planenden Kraft außerhalb der Organismen selbst zu nehmen. Es gibt keinen Beweis einer Lebenskraft oder innewohnenden Energie, die den Evolutionsprozeß zur Hervorbringung vorgeschriebener Arten von Organismen lenkt.“ 20
Es liegt außerhalb des Rahmens dieses Buches und meiner Fähigkeiten, sorgfältige und ausführliche Argumente der Evolutions-Kreations-Debatte zu diskutieren. Ich stelle hier nur fest, daß verantwortliche Wissenschaftler auf beiden Seiten der Streitfrage deutlich gezeigt haben, daß beide Überzeugungen im Grunde genommen eine Frage des Glaubens sind.
Hierin liegt die große Lüge Satans. Für Jahrzehnte ist „Evolution“ fast allgemein als eine wissenschaftliche Tatsache erklärt worden. Unsere Schulen, Universitäten, Museen, wissenschaftliche Zeitschriften und andere Foren öffentlicher Information posaunen es heraus. Millionen sind zu der Schlußfolgerung gekommen, daß, da sie nicht durch einen ewigen, persönlichen Gott geschaffen wurden, sie keine Verantwortlichkeit Ihm gegenüber, noch die Möglichkeit einer Beziehung zu Ihm haben.
Die majestätischen Worte von 1. Mose 1, „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde“, sind als wissenschaftlich nicht stichhaltig beiseite gesetzt worden. Satan lacht darüber, wie einfach er „Finsternis zu Licht, und Licht zu Finsternis“ (Jesaja 55,20.) machen kann, und ungeschoren davonkommt!
Wenn Ernst Gast die Aktivitäten Satans, wie sie sich im Leben Hiobs darstellen, zusammenfassend beschreibt, sagt er:
„Die Geschichte Hiobs zeigt, daß Satan ein Lügner, ein Nachahmer, ein böser Verkläger der Brüder, ein Anstifter von Krieg und Gewalt und ein Mörder ist. Glücklicherweise zeigt sie auch, daß Gottes Gnade und Barmherzigkeit unendlich größer ist als aller Schaden, den Satan anrichten kann. Dies wird aber erst im Endergebnis offenbar ... Der Hiob, dem wir in Kapitel 42 begegnen, ist viel reicher in der Erkenntnis Gottes als der Hiob von Kapitel 1; er kannte nun nicht nur Gottes Gerechtigkeit, sondern auch Gottes liebevolles Erbarmen und Sein Gnade. Alles gereichte zur Herrlichkeit Gottes. Satan wurde zum Schweigen gebracht.“ 21
SEINE GRENZEN
Ich vergesse nie eine Bibelklasse, mit der ich vor einigen Jahren zu tun hatte. Als wir über den Kampf des Christen gegen Satan sprachen, kamen einige interessante Fragen zum Vorschein: „Ist Satan fähig, unsere Gedanken zu lesen?“ „Ist er in der Lage, gleichzeitig an jedem Ort zu sein?“ „Weiß er alles?“ Ich war höchst erstaunt darüber, wie viele in der Gruppe diesen Fragen ein überwältigendes „Ja“ gaben.
Es gibt wenigstens zwei Gründe für dieses allgemeine Mißverständnis unter Christen. Einer ist der Mangel an biblischem Verständnis dieses Gegenstandes, und der andere ist die Fülle von persönlichen Niederlagen, die zu der Schlußfolgerung führen, daß er unbesiegbar sein muß. Ahnungslos sind viele von uns in die Falle gegangen, Satan drei Eigenschaften zuzuschreiben, die allein Gott gehören - Eigenschaften, die den Schöpfer von allen Seinen Geschöpfen unterscheiden. Diese sind Allmacht (Er ist allmächtig); Allwissenheit (Er kennt alles); und Allgegenwart (Er ist allgegenwärtig).
Psalm 139 beschreibt ergreifend zwei dieser Eigenschaften Gottes:
„HERR ... Du kennst ..., du verstehst ..., du sichtest ..., du weißt es ganz“ (Verse 1-4).
Das ist Allwissenheit.
„Führe ich auf zum Himmel, du bist da; und bettete ich mir in dem Scheol, siehe, du bist da. Nähme ich Flügel der Morgenröte, ließe ich mich nieder am äußersten Ende des Meeres, auch daselbst würde deine Hand mich leiten, und deine Rechte mich fassen“ (Verse 8-10).
Das ist Allgegenwart.
Drei der vielen Schriftstellen, die die Allmacht Gottes beschreiben, sind:
„... der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat die Herrschaft angetreten“ (Offenbarung 19,6).
„... daß die Stärke Gottes sei“ (Psalm 62,11).
„Und Jesus trat herzu und redete mit ihnen und sprach: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden“ (Matthäus 28,18).
Obwohl Satan zweifellos große Macht, Kenntnis und Beweglichkeit besitzt, hat er sehr deutliche Grenzen. Sein gewaltiges Netz mächtiger Dämonen mußte dem Herrn Jesus gehorchen, wenn Er ihnen gebot, als Er hier auf der Erde war (siehe z.B. Matthäus 8,28-34.) - und sie sind es noch immer. Satan hat ungeahnte Erfahrung mit der Menschheit und daher eine gewaltige Kenntnis der menschlichen Natur; trotzdem versagte er bei der Abschätzung von Hiobs Reaktion auf Leiden. Er bewegt sich gegenwärtig als „Fürst der Gewalt der Luft“ frei umher, aber wenn er aus dem Himmel geworfen wird, kann er das nicht mehr länger tun. Er ist nicht allgegenwärtig!
Das Buch Hiob liefert die besten Illustrationen der Grenzen Satans. Er konnte nicht eher den Besitz Hiobs, seine Familie oder seine Person antasten, als bis ihm die Erlaubnis von Gott gegeben wurde. In Wirklichkeit erkennt er klar seine Grenzen, als er sich bei Gott über Hiob beschwert:
„Hast du nicht selbst ihn und sein Haus und alles, was er hat, ringsum eingezäunt?“ (Hiob 1,10).
Wir können uns freuen, daß Satan im Blick auf uns denselben Grenzen gegenübersteht. Obwohl wir es erst später erkennen mögen, erlaubt Gott nur die satanische Einmischung in unser Leben, die unsere Reinigung und schließlich Gottes Ehre zur Folge hat. Betrachte Hiob am Anfang seines Buches. Er war untadelig, aufrichtig, gottesfürchtig, er mied das Böse und war dennoch im Grunde unwissend über die Wege Gottes und seine eigene Selbstgerechtigkeit. Sicherlich erscheint er herrlicher, nachdem satanische Bosheit (unterstützt durch anklagende „Freunde&ldquo seinen Stolz gebrochen hatte, wodurch ihm ein vertrauter Umgang mit Gott geschenkt wurde, den er vorher so nicht gekannt hat. Ebenso wird allein die Ewigkeit den gewaltigen geistlichen Fortschritt offenbaren, den Gott in dem Leben Seiner Kinder durch die von Ihm zugelassene Einmischung Satans in ihr Leben zustande gebracht hat.
Kürzlich hatte ich das Vorrecht, das Zeugnis eines jungen marokkanischen Paares zu hören, das aus einem völlig islamischen Hintergrund zu Christus gefunden hat und nun dem Herrn in Spanien dient. Bei der Frau war es so, daß sie erst anfing, sich für Christus und die Bibel zu interessieren, nachdem sie ein Buch gegen die Bibel gelesen hatte. Es war erstaunlich, zu hören, wie verschiedene satanische Einflüsse nur ihr Verlangen nach dem wahren und lebendigen Gott verstärkten. Ganz bestimmt war Satan tätig; aber nur innerhalb des von Gott zugelassenen Rahmens - ein Rahmen, der am Ende immer zur Ehre Seines Namens gereicht.
SEINE NIEDERLAGE
Obwohl Satan seit dem Augenblick seiner Rebellion gegen Gott letztendlich ein Verlierer ist, hat er viele Schlachten gewonnen (und gewinnt ständig weitere). Die ganze Bibel erbebt von dem Kampf zwischen Gott und Satan. In Seiner vollkommenen Weisheit hat Gott zugelassen, daß der Kampf bis jetzt fortdauert; und Er hat weiter offenbart, daß noch mehr Gefechte bevorstehen. Er hat aber auch Satans völlige Niederlage beschrieben. In dem letzten Abschnitt dieses Kapitels wollen wir vier Aspekte seiner Niederlage betrachten:
in der Wüste von Judäa, Matthäus 4;
an dem Ort, genannt Golgatha, Hebräer 2,14.15;
in dem Leben der Gläubigen, Apostelgeschichte 26,18;
in der Zukunft - endgültige Niederlage, Offenbarung 20.
1. In der Wüste von Judäa
Wir haben bereits Satans Sieg über den ersten Menschen (Adam und seine Frau im Garten Eden) betrachtet. Adams unrühmliche Vorstellung bei diesem Ereignis ruinierte das ganze menschliche Geschlecht und gab Satan einen entschiedenen Vorteil bei seinen Gefechten mit den Nachfolgern Adams. Aber gerade damals sprach Gott von einem anderen Menschen, Einem, den Er den Samen der Frau nannte, der in der Fülle der Zeit kommen und den Kopf der Schlange zermalmen würde. Dieser Zweite Mensch, den die Schrift den letzten Adam (1. Korinther 15,45.) nennt, ist niemand anderes als der ewige Sohn Gottes, unser Herr Jesus Christus.
Schauen wir uns jene trostlose Wüste von Judäa an, wo der Herr vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte! Im Gegensatz zu dem saftigen Grün und den reichlichen Vorräten des Garten Edens war die Wüste kahl und nackt. Wenn Satan den ersten Menschen unter den besten Umständen besiegte, konnte er dann nicht den Zweiten Menschen in den schlechtesten Umständen zu Fall bringen? Unmöglich! Diesmal hatte es Satan nicht mit dem Menschen in Unschuld zu tun, sondern mit dem Menschen in Vollkommenheit. Die gleichen Versuchungen, die im Garten Eden so erfolgreich funktionierten, erwiesen sich in der Wüste als kraftlos. Denke darüber nach und staune:
„Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, daß diese Steine Brot werden“ (Matthäus 4,3).
An sich bedeutet Brot für einen hungernden Menschen nichts Unrechtes. Aber der Herr Jesus durchschaute die Verschlagenheit Satans. Er war nicht dazu bereit, auf den Vorschlag Satans hin Seinen Hunger zu stillen, nicht einmal auf rechtmäßige Art und Weise. Eva verlangte nach einem Baum, der „gut zur Speise“ war, aber unser gepriesener Herr wünschte allein den Willen Gottes zu tun. Trotzdem antwortete Er Satan nicht in göttlicher Macht als Sohn Gottes. Er schlug ihn vielmehr mit genau dem Hilfsmittel, das uns zur Verfügung steht - dem Wort Gottes. Das, womit Eva so nachlässig umgegangen war, zitierte der Herr mit ruhiger Würde:
„Es steht geschrieben: 'Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Worte, das durch den Mund Gottes ausgeht'“ (Matthäus 4,4).
In der nächsten Versuchung, wie sie in dem Evangelium nach Matthäus aufgezeichnet ist, 22 versuchte Satan, sich an den Stolz zu wenden. Indem er die Schrift zitierte, um seine eigenen Absichten zu verkleiden (und Satan ist sich nie zu schade, um genau das zu tun), forderte er Jesus heraus, sich von der Zinne des Tempels hinabzuwerfen und so ein Schauspiel zu verursachen. Diese Versuchung war wiederum sehr raffiniert: „Zeige, wie groß Du bist, wenn Du durch die bewahrende Sorgfalt der Engel den Sturz unversehrt überstehst.“
Erbärmlicher Versucher! Glaubte er wirklich, daß gerade der Eine, der „sich selbst zu nichts machte“, (Philipper 2,7.) durch solch eine billige Demonstration Ansehen zu erlangen suchte, und das lediglich vor Menschen? Wieder antwortet der Herr aus Gottes Wort:
„Wiederum steht geschrieben: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen'“ (Matthäus 4,7).
Die dritte Versuchung enthüllte Satans abscheuliches Ziel - den Sohn Gottes dahin zu bringen, sich niederzubeugen und ihn anzubeten. Als selbsterklärter Austeiler aller „Reiche der Welt und ihrer Herrlichkeit“, (Matthäus 4,8.) bietet er sie dem „Menschen der Armut“ an. Aber dieser gesegnete Mensch, der „arm wurde, auf daß ihr durch seine Armut reich würdet“, (2. Korinther 8,9.) erwiderte einfach:
„Geh hinweg, Satan! denn es steht geschrieben: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen'“ (Matthäus 4,10).
Welch ein Sieg! Gott beabsichtigte, daß Satan nicht einfach durch allmächtige Kraft besiegt werden sollte, sondern durch einen abhängigen Menschen an dem Ort von Schwachheit, Hunger, Durst und scheinbarer Verwundbarkeit. Wie bewegend ist der Schluß dieses bedeutenden Berichtes:
„Dann verläßt ihn der Teufel, und siehe, Engel kamen herzu und dienten ihm“ (Matthäus 4,11).
Der Herr benutzte bei Seinen Antworten gegenüber Satan nur die Schrift. Ferner zitierte Er nur aus dem 5. Buch Mose. Vielleicht, um zu zeigen, daß jeder Teil von Gottes Wort ein Bollwerk gegen den Feind sein kann. Oh, was für Siege würden heute durch Gottes Volk über den Versucher errungen werden, wenn das Wort Gottes unsere tägliche Freude und Andacht wäre! Unsere Niederlagen können oft auf unseren Mangel an abhängigem Studium und weisem Gebrauch von Gottes Wort zurückgeführt werden. Wenn wir nicht das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist, fest im Griff haben, ziehen wir den kürzeren.
2. An dem Ort genannt Golgatha
Obwohl wir den Sieg unseres Herrn in der Wüste bestaunen und uns sogar gegenseitig ermutigen mögen, Seinen vorbildlichen Umgang mit dem Wort Gottes nachzuahmen, könnten wir beides nicht tun, wenn unser Herr Satan nicht am Kreuz besiegt hätte. Denn ich glaube, daß es richtig ist zu sagen, daß unser Herr in der Wüste zwar Satan persönlich schlug, daß Er ihn aber um unseretwillen am Kreuz besiegte. Durch den Tod machte Er den zunichte, der die Macht des Todes hatte (das ist den Teufel), und befreite uns aus der Knechtschaft. (Hebräer 2,14.15.)
Nur wenige Tage, bevor der Herr ans Kreuz ging, sprach Er von drei herrlichen Ergebnissen, die dort zustande gebracht würden:
Der Vater sollte verherrlicht werden.
Der Fürst dieser Welt (Satan) sollte hinausgeworfen werden.
Wenn Er von der Erde erhöht sei, würde Er alle zu sich ziehen. (Johannes 12,28-32.)
Wie sollen wir die Größe des Sieges des Herrn über den Satan am Kreuz von Golgatha ermessen? Indem wir die alte Schöpfung besehen, die durch Satan verdorben wurde und die einer neuen Schöpfung weichen muß, die nie verdorben werden kann? Indem wir versuchen, die unzählbare Schar der Erlösten zu zählen, die aus der Macht der Finsternis errettet und in das Reich „des Sohnes Seiner Liebe“ versetzt wurde? (Kolosser 1,13.) Indem wir dem Apostel Paulus lauschen, wie er gewaltige Menschenmengen beschreibt, die „sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott“? (Apostelgeschichte 26,18.) Indem wir die Auferstehung Christi betrachten, wie sie in 1. Korinther 15 geschildert wird, und uns vergegenwärtigen, daß „gleichwie in dem Adam alle sterben, also werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden“? (1. Korinther 15,22.) Mit anbetenden Herzen können wir sagen: „Alles dieses und weit mehr!“
Preis Dir, großer Überwinder,
der in dunkler Todesnacht
auf dem Kreuz den Sieg errungen
und den Feind zunicht' gemacht.
Göttlich große Herrlichkeiten
leuchten jetzt vom Kreuzesstamm.
Sei erhoben und gepriesen,
Du, Herr Jesus, Gottes Lamm! 23
3. In dem Leben der Gläubigen
Als Christen stehen uns alle Hilfsmittel von Gott zur Verfügung, um Satan in dem geistlichen Kampf, der Teil jedes christlichen Lebens ist, zu schlagen. Wir müssen uns in unserem Kampf mit ihm nicht hinter Entschuldigungen verstecken, indem wir sagen: „Ich bin schwach ... Ich denke, ich bin geboren, um zu straucheln ... usw.“ Wir müssen ihm fest gegenüberstehen. Die Schrift nennt wenigstens drei Methoden, dies zu tun:
„Gebet nicht Raum dem Teufel.“ (Epheser 4,27.) In dem Augenblick, wo wir ihm einen Zentimeter nachgeben, haben wir verloren. Wir gleichen dem sprichwörtlichen Araber, der seinem Kamel nur erlaubte, den Kopf in sein Zelt zu stecken. Aber das war alles, was das Kamel benötigte. Hatte es seinen Kopf erst einmal im Inneren, schob es sich langsam herein, bis sich der Araber draußen befand. Dies alles geschah so allmählich, daß der Araber erst merkte, was sich ereignete, als es zu spät war.
Dieses raffinierte Prinzip des „nach und nach“ stellt eine der erfolgreichsten Methoden des Teufels dar, um sich heute in das Leben der Christen hineinzudrängen. Nehmen wir eine Person, die anfängt, von einigen Teilen des Neuen Testamentes als von der „Meinung des Paulus“ zu sprechen. Er beabsichtigt wirklich nicht, die biblische Unfehlbarkeit aufzugeben, aber der Kopf des Kamels ist im Zelt. Der Teufel hat ein Standbein in seinem Leben. Ein anderes Beispiel ist eine Familie, die beabsichtigt, ihr Fernsehen sorgfältig zu kontrollieren, es aber tatsächlich nie ganz schafft. Im Laufe der Zeit entwickelt sich bei ihnen ein Unterhaltungs-Syndrom, das ernsthaftes geistliches Engagement verhindert und sie moralische Normen dulden läßt, die sie einst als unerträglich angesehen hatten.
Wir können von einem bedauernswerten Ehepaar namens Ananias und Sapphira lernen, die dem Teufel dadurch Raum gegeben haben, daß sie vorgaben, ihre ganze Habe dem Herrn zu geben, während sie einen Teil zurückhielten. Petrus nahm kein Blatt vor den Mund, als er Ananias streng zurechtwies: „Warum hat der Satan dein Herz erfüllt, daß du den Heiligen Geist belogen ... hast?“ (Apostelgeschichte 5,3.) Auf der anderen Seite können wir dem Beispiel des großen, alten Patriarchen Moses nachfolgen. Weil er nicht einen Zentimeter nachgab und alle Kompromisse Pharaos zurückwies, entkam das Volk Israel mit seinen Kindern und seinem Vieh der ägyptischen Knechtschaft. (2. Mose 8,10.)
Dem Satan keinen Raum zu geben bedeutet, daß wir ihn nicht nur vom Spielfeld ausschließen, sondern ihm auch keinen Platz auf der Tribüne geben!
„... damit ihr zu bestehen vermöget wider die Listen des Teufels.“ (Epheser 6,11-18.) Die Position des Christen in bezug auf den Teufel ist eine kämpferische: Stehe! Kämpfe! Widerstehe! Gott stellt in diesem Kampf keine Rüstung für den Rücken zur Verfügung, was nahelegt, daß wir uns nicht zurückziehen sollen. Wir müssen vielmehr dem Feind mit der ganzen Waffenrüstung Gottes entgegenstehen:
Der Gürtel der Wahrheit.
Der Brustharnisch der Gerechtigkeit.
Die Sandalen der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens.
Der Schild des Glaubens.
Der Helm des Heils.
Das Schwert des Geistes (welches das Wort Gottes ist).
Alle diese Dinge stellen die Merkmale dar, die in Vollkommenheit in Christus zu sehen sind - Attribute, die auch in unserem Leben dominant werden müssen. Da uns das Wort Gottes sagt, daß wir sie anziehen sollen, können wir sicher sein, daß diese Tätigkeit wohl innerhalb unserer Fähigkeiten liegt. Der Teufel hat gegen Waffen wie Wahrheit, Gerechtigkeit und Glauben keine Macht, selbst wenn sie von dem schwächsten Gläubigen gehandhabt werden.
Der Christ, der den Listen des Teufels widersteht, gleicht dem früheren israelitischen Kämpfer Schamma, der in der Mitte eines Linsenfeldes stand und dies gegen eine Schar feindlicher Soldaten verteidigte. Sie wollten Israel seiner Nahrungsversorgung berauben, aber Schamma erwiderte wirkungsvoll: „Keineswegs!“ Der Herr bewirkte durch ihn einen großen Sieg, und der Herr kann durch uns das gleiche tun. (2. Samuel 23,11.12.)
„... wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels.“ (2. Timotheus 2,26.) Die Welt ist voll satanischer Fallstricke aller Arten, Größen und Farben. Wenn wir durch sie gefangen werden, verlieren wir geistliche Kraft und Wachsamkeit und fangen sogar unbeabsichtigt an, der Wahrheit Gottes zu widerstehen.
In seinem Brief an den jungen Timotheus beschreibt der Apostel Paulus solche, die durch Satan gefangen wurden; er schildert aber auch solche, die der Herr gebrauchen kann, um diese zu befreien:
„Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern gegen alle Milde sein, lehrfähig, duldsam, der in Sanftmut die Widersacher zurechtweist, ob ihnen Gott nicht etwa Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit und sie wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels ...“ (2. Timotheus 2,24-26).
Eine solche Schlinge, die uns durch die Massenmedien ständig aufgedrängt wird, ist die Illusion, daß materielle Dinge befriedigen. Wenn wir diese Ansicht akzeptieren, ohne uns wirklich klarzumachen, was wir damit tun, verfallen wir in die sinnlose Hetze des „arbeiten, um zu kaufen“, statt zu „arbeiten, um zu geben“. Heim, Familie, Freundschaften und sogar Gemeinschaft mit Gott werden am Altar des „Mammon“ geopfert, wenn wir zu dem illusorischen Sack voll Gold am Ende des Regenbogens unterwegs sind.
Glückselig sind solche, die aus derartigen Fallstricken erwachen! Gesegnet sind solche Diener Gottes, die Alarm schlagen! Groß ist der Herr, der Seinen Kindern Buße schenkt, damit sie sich erheben und den Feind schlagen können, selbst in diesen Tagen seines scheinbaren Triumphes!
„Widerstehet dem Teufel, und er wird von euch fliehen.“ (Jakobus 4,17.) Derartiger Widerstand ist unmöglich, ohne die Worte zu beachten, die diesem Zitat unmittelbar vorausgehen - „Unterwerfet euch nun Gott“. Unterwerfung unter Gott ist das ureigenste Wesen christlichen Fruchtbringens und christlicher Überwindung des Feindes. Ohne dies sind wir verwundbar, wie Adam und Eva im Garten Eden; (1. Mose 3,5.) ohne dies sind wir in der Gesellschaft Davids, den es nach Bathseba gelüstete; (2. Samuel 11,2-4.) ohne dies werden wir die Klagen Hiobs gegen Gott nachsprechen; (Hiob 7,11-24.) ohne dies werden wir mit Petrus zur falschen Zeit am verkehrten Platz stehen und unseren Herrn verleugnen; (Matthäus 26,69-75.) ohne dies werden wir wie Johannes Markus auf den fahrenden Zug des leichten Christseins aufspringen und das Werk des Herrn im Stich lassen, wenn es stürmisch wird. (Apostelgeschichte 13,13.)
Umgekehrt, wenn wir uns Gott unterwerfen, nehmen wir unseren Platz mit Adam und Eva ein, indem wir wie sie vom Herrn „Kleider aus Fell“ erhalten und darin echte Bedeckung für unsere Nacktheit finden; (1. Mose 3,21.) wir finden auch Heilung durch Reue, ebenso wie David nach seiner Sünde mit Bathseba; (2. Samuel 12,13.) wir lernen mit Hiob, daß der Herr solche reichlich segnet, die ihre Leiden im Licht Seines Angesichts sehen; (Hiob 42,12.13.) wir freuen uns mit Petrus, wenn wir den liebenden Blick unseres Herrn und Seine Worte der Wiederherstellung verstehen; (Lukas 22,61.62.) wir erleben mit Johannes Markus, daß sogar ein gescheiterter Diener zurückgebracht werden kann und wiederum nützlich für Gott wird. (2. Timotheus 4,11.)
Wir müssen verstehen, daß uns Satan, weil er uns unsere Errettung nicht rauben kann, jedenfalls unsere Freude nehmen will. Weil er nicht unser Leben vernichten kann, will er unser Zeugnis zerstören. Da er uns das ewige Leben nicht wegnehmen kann, will er unser Fruchtbringen zunichte machen. Deshalb müssen wir ihm mit Einsicht und Nachdruck widerstehen.
„Seid nüchtern, wachet; euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widerstehet standhaft im Glauben ...“ (1. Petrus 5,8.9).
4. IN DER ZUKUNFT
Während Er noch auf der Erde wandelte, sah unser Herr Jesus Christus die endgültige Niederlage Satans mit den folgenden Worten voraus:
„Ich schaute den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen“ (Lukas 10,18).
Der Apostel Paulus nahm den Faden auf, als er die letzte Niederlage Satans prophezeite, indem er schrieb:
„Der Gott des Friedens aber wird in kurzem den Satan unter eure Füße zertreten“ (Römer 16,20).
Diese Verse kündigen Gottes endgültigen Sieg über Seinen Erzfeind an. Während der nachfolgenden Jahrhunderte hat Gott Satan erlaubt, scheinbar ungestraft zu operieren, aber Er hat keinen Zweifel an seinem endgültigen Schicksal gelassen.
Sobald der Herr Seine wahre Kirche bei der Entrückung aus der Welt nimmt, werden sich die Ereignisse, die zur endgültigen Niederlage Satans führen, rasch entwickeln. Zuerst wird er während der Mitte der siebenjährigen Drangsalszeit aus dem Himmel geworfen werden. Dann, am Ende dieses Zeitabschnitts, wird er für 1.000 Jahre in dem Abgrund gebunden sein, während Christus über die Erde herrscht.
Satans letzter Anlauf wird am Ende jener tausendjährigen Regierung unseres Herrn stattfinden, wenn er für einen kurzen Zeitraum losgelassen wird. Diese Freilassung wird sowohl für die Menschheit als auch für Satan die letzte Gelegenheit sein, sich öffentlich gegen Gott aufzulehnen. Feuer von Gott aus dem Himmel wird die Rebellion beenden.
Und dann wird Satans endgültige und völlige Niederlage kommen, wie sie mit einfachen Worten in Offenbarung 20,10 beschrieben wird:
„Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo sowohl das Tier ist als auch der falsche Prophet; und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
FRAGEN ZUR VERSTÄNDNISÜBERPRÜFUNG
Beschreibe kurz die fünf „ich will“ von Satan, wodurch er sich in Widerspruch zu Gott setzte.
Nenne einige der Mittel, durch die Satan gegenwärtig sein Ziel verfolgt, von der Menschheit Anbetung zu erhalten.
Vergleiche den Konflikt zwischen Satan und Adam im Garten Eden mit dem Kampf zwischen Satan und dem Herrn Jesus in der Wüste.
Wähle aus der Liste der satanischen Aktivitäten, die wir untersucht haben (Widersacher, Verleumder, Verderber, Versucher, Verführer, Nachahmer und Lügner), eine aus, die er wirkungsvoll gegen dich benutzt hat. Was hast du gelernt, daß dir bei zukünftigen Konflikten dieser Art helfen kann?
Gib zwei Gründe an, warum es wichtig ist, zu verstehen, daß Satan sowohl Grenzen als auch Stärken hat.
Fasse die vier Aspekte von Satans Niederlage kurz zusammen.
SCHLUSSBEMERKUN
Eins steht fest. Unsere Feinde sind real, und sie werden sich uns bis zu jenem herrlichen Augenblick der Wiederkunft Christi entgegenstellen. In diesem Buch haben wir versucht, aus der Schrift heraus Hilfen aufzuzeigen, wie wir unsere Feinde erkennen und ihnen widerstehen können; und im weiteren Verlauf sind wir sowohl von der Größe als auch von der Kompliziertheit des Kampfes beeindruckt worden. Jeder neue Tag stürzt uns, ob wir wollen oder nicht, in neue Gefechte. Die Siege von gestern liefern keine Garantien für heute und morgen. Die glückselige Umkehrung davon ist jedoch, daß die gestrigen Niederlagen nicht wiederholt zu werden brauchen. Möge Gott uns Gnade schenken, daß wir uns ständig die Widerhall hervorrufende Erklärung jenes großen und gewöhnlich siegreichen Kämpfers, genannt Paulus, zu eigen machen:
„Gott aber sei Dank, der uns allezeit im Triumphzuge umherführt in Christo und den Geruch seiner Erkenntnis an jedem Orte durch uns offenbart!“ (2. Korinther 2,14).
Fußnoten
1So übersetzen die Vulgata und einige englische Bibelübersetzungen das Wort „Glanzstern“ in Jesaja 14.
2The Numerical Bible, Hebrews to Revelation, S. 89.
3Dave Hunt, The Cult Explosion, S. 60.
4a.a.O., S. 116.117.
5Angels, Elect and Evil, S. 129.
6Damals noch keine kriechende Schlange, 1. Mose 3,14.
7The Cult Explosion, S. 67.
8Elect and Evil, S. 120-126.
9Collected Writings, Vol. 20, S. 6.7.
10Pilgerreise zur seligen Ewigkeit, Verlag der SJD, S. 74.
11D. Hunt, The Cult Explosion, S. 221.
12Collected Writings, Vol. 20, S. 7.
13In der Anmerkung der Elberfelder Übersetzung zu dem Wort Unkraut (Matthäus 13,25) heißt es: „Eig. Lolch, ein dem Weizen ähnliches Unkraut.“ Lolch ist dem Weizen ähnlich und dazu noch giftig. Hier wird die gefährliche Imitation Satans noch deutlicher Anm. des Übersetzers.)!
14The Cult Explosion, S. 187.
15siehe auch Matthäus 18,1-14, wo wir belehrt werden, daß kleine Kinder Gegenstand der Liebe und Errettung des Vaters sind. Ich glaube, daß sie - wenn sie sterben bevor sie bewußt in die Irre gehen - aufgrund des Werkes Christi für ewig errettet sind, obwohl sie in Trennung von Gott geboren wurden.
16D. Hunt, The Cult Explosion, S. 56.57.
17a.a.O., S. 76.
18a.a.O., S. 76.
19a.a.O., S. 67.
20Th. Dobzhansky, J. Huxley und F. J. Ayala, zitiert in H. M. Morris, „Scientific Creationism“, S. 11.
21Aus „The Lord is Near“.
22Das Evangelium nach Lukas, das die moralische Reihenfolge nach 1. Mose 3,6 und 1. Johannes 2,15.16 übernommen hat, gibt die zweite und dritte Versuchung in umgekehrter Reiehnfolge wieder - siehe Lukas 4.
23Kleine Sammlung geistlicher Lieder, aus Lied Nr. 151...https://www.bibelkommentare.de/kommentare/k-3362/konflikt-der-christ-im-widerstreit-mit-der-welt-dem-fleisch-und-dem-teufel/kapitel-3-der-teufel,Gruss,Ralf😘
Kommentare
Schreib auch du einen Kommentar
Sulzbacher 23.08.2021 16:50
ergänzend dazu...https://horst-koch.de/satan-der-widersacher-gottes/...https://horst-koch.de/satan-fuerst-dieser-welt/...https://horst-koch.de/antichrist-sauer/...Lesezeit,...nur höchstens 12 Stunden...🙂😘Ralf😉
(Nutzer gelöscht) 23.08.2021 20:47
Schön das du da bist ! Wie geht es dir ? später !
Wounded 23.08.2021 22:39
ist das Dein Sulzbach oder gibt es da mehrere?
https://www.gmx.at/magazine/panorama/sulzbach-polizei-befreit-frischling-tornetz-rotte-beobachtet-rettung-36109576
https://www.gmx.at/magazine/panorama/sulzbach-polizei-befreit-frischling-tornetz-rotte-beobachtet-rettung-36109576
Sulzbacher 01.09.2021 18:14
DIE WELT
EINFÜHRUNG IN DIE BIBLISCHE BEDEUTUNG DES BEGRIFFS „WELT“
Was ist die Welt aus christlicher Sicht? Böse, gut oder neutral? Sollen wir sie meiden, benutzen, genießen oder ignorieren? Was lehrt die Bibel über die Welt und ihre Bedeutung für den Christen?
Das Wort „Welt“ im Neuen Testament kann fünf verschiedene Bedeutungen haben. Wir brauchen aber nicht entmutigt zu werden und zu denken, daß unsere Vorstellung dadurch hoffnungslos verwirrt würde. In beinahe jedem Fall wird durch sorgfältiges Lesen des Zusammenhangs in Abhängigkeit vom Heiligen Geist deutlich werden, welche Bedeutung beabsichtigt ist (oder im Vordergrund steht). 1 Hier sind die fünf Bedeutungen:
Die physikalische Welt und ihr rechtmäßiger Gebrauch
Die Welt der Menschheit
Die Welt als ein umfassendes System der Kontrolle über den Menschen, organisiert und geleitet durch Satan im Widerstand gegen Gott
Eine Zeitperiode (oder ein Zeitalter), gekennzeichnet durch bestimmte Merkmale
Die bewohnte Erde (in der „Elberfelder Übersetzung“ stets mit „Erdkreis“ wiedergegeben)
Den ersten drei dieser Bedeutungen liegt das griechische Wort „kosmos“ zugrunde, das ursprünglich „Ordnung“ oder „Anordnung“ bedeutet. (Unsere Worte sind „Kosmetik“ und „Kosmos“ von diesem Wort abgeleitet.) Der vierten Bedeutung liegt das griechische Wort „aion“ zugrunde, das ein Zeitalter oder eine Zeitperiode bezeichnet. Die fünfte - das griechische Wort „oikumene“ verweist auf die bewohnte Welt. Davon ist das Wort „ökumenisch“ abgeleitet.
Wir haben zwei Ziele im Sinn, wenn wir dieses Thema betrachten:
daß wir ein gutes Verständnis des Themas bekommen und so in der Lage sind, Dinge, die sich unterscheiden, auch auseinanderzuhalten;
daß wir folglich besser befähigt sind, die Welt zu überwinden, indem wir verstehen, was sie ist und was unsere Hilfsmittel gegen sie sind.
DIE PHYSIKALISCHE WELT UND IHR RECHTMÄSSIGER GEBRAUC
Die folgenden Schriftstellen beschreiben die Welt in dieser Weise:
„Er war in der Welt und die Welt ward durch ihn ...“ (Johannes 1,10).
„Der Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist ...“ (Apostelgeschichte 17,24).
„... die von Erschaffung der Welt an ...“ (Römer 1,20).
„...es sei Welt oder Leben oder Tod, ... alles ist euer“ (1. Korinther 3,22).
„... die der Welt Gebrauchenden als ihrer nicht als Eigentum Gebrauchende“ (1. Korinther 7,31).
„... denn wir haben nichts in die Welt hineingebracht ...“ (1. Timotheus 6,7).
Trotz allen Verfalls und aller Verunreinigung, welche die Sünde in die Welt gebracht hat, behält diese die prachtvollen Merkmale, die auf ihren Schöpfer hinweisen. Wälder, majestätische Gebirge und sich brechende Wellen sind nur einige der irdischen Herrlichkeiten, an denen wir uns als Christen erfreuen können und sollten. Sie verkünden die Herrlichkeit unseres Gottes und zeigen das Werk Seiner Hände. (Psalm 19,1.) Sie offenbaren auch Seine ewige Kraft und Göttlichkeit. (Römer 1,20.)
Stellen wir uns vor, wir würden durchs Leben gehen, ohne die Lilien auf den Feldern, die Freiheit einer Möwe oder die Schönheit von herabfallendem Schnee zu betrachten. Solche Christen, die sich Zeit nehmen, die Schöpfung zu genießen, belohnt Gott mit Freude und Erholung. Sie gewinnen eine zunehmende Wertschätzung ihres Gottes als des Gottes der Schöpfung.
Aber die Welt gehört den Menschen (Christen oder anderen) nicht in irgendeinem absoluten Sinn. Als Christen dürfen wir ihre Schätze sicherlich nicht in einer selbstsüchtigen und verantwortungslosen Art und Weise verschwenden. Während wir anerkennen, daß die gegenwärtige Natur der Dinge vergänglich ist und bald zu Ende geht, wollen wir den größten Teil unserer Zeit und Bemühungen darauf konzentrieren, lieber Schätze für den Himmel als für die Erde zu sammeln. (Matthäus 6,19.20.)
Wir haben nichts in die Welt hineingebracht, und es ist sicher, daß wir auch nichts hinausbringen können. (1. Timotheus 6,7.) Als solche, die dem lebendigen Gott vertrauen, der uns alles reichlich zum Genuß darreicht, brauchen wir nicht auf ungewisse Reichtümer zu vertrauen. (1. Timotheus 6,17.) Wir können materielle Dinge dankbar als von dem Herrn annehmen, sie als Seine Verwalter besitzen und sie für vergänglich erachten. Wir werden ewigen Gewinn und gegenwärtige Erfüllung finden, wenn wir, was wir von der Welt besitzen, zum Wohl anderer und zur Förderung des Reiches Gottes einsetzen.
Für den Christen bleiben drei Dinge: Glaube, Hoffnung und Liebe. (1. Korinther 13,13.) Dies sind die wahren Wirklichkeiten. Das heißt nicht, daß die materiellen Dinge unwirklich sind, sondern daß sie sehr vergänglich sind. Wir müssen uns an die Tatsache gewöhnen, daß sich unsere materielle Lage in einer sehr kurzen Zeit radikal verändern kann. Das Wort „vergänglich“ muß auch auf den rechtmäßigen Gebrauch der Dinge in dieser Welt gestempelt werden. Mit dieser Perspektive können wir unsere Verwendung von Zeit, Besitz und Fähigkeiten besser festlegen und sie dann zur Verherrlichung Gottes gebrauchen.
Zum Schluß ist es wichtig zu verstehen, daß wenn die Schrift das Wort Welt in bezug auf die physikalische Erde benutzt, es sich nicht auf die Welt als System Satans bezieht (womit wir uns später beschäftigen werden). 2 Wenn Christen sich an der Schöpfungswelt erfreuen und daran Gefallen finden, verbinden sie sich nicht mit Satan und seinem bösen Welt-System.
DIE WELT DER MENSCHHEIT
Hier sind einige Beispiele, in denen die Bibel das Wort Welt so verwendet:
„Ihr seid das Licht der Welt“ (Matthäus 5,14).
„... der Acker aber ist die Welt“ (Matthäus 13,38).
„Gehet in die ganze Welt und predigt das Evangelium ... „ (Markus 16,15).
„Denn also hat Gott die Welt geliebt ... „ (Johannes 3,16).
„... und die ganze Welt dem Gericht Gottes verfallen sei“ (Römer 3,19).
„... denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen“ (1. Johannes 4,1).
Nicht Mars oder Jupiter oder Saturn wurden die Sphäre, in der das Sühnungswerk des Herrn Jesus geschah, sondern der Planet Erde. In unsere Welt hat Gott Seinen eingeborenen Sohn als unseren Heiland gesandt. (1. Johannes 4,14.) Während die Schöpfung die Kraft Gottes darstellt, entfalten die Fleischwerdung, das Leben und der Sühnungstod des Herrn Jesus Seine Liebe.
Warum hat Gott die Welt der Menschheit nicht total zerstört, sobald Adam sündigte? Oder warum hat Er sie nicht während der folgenden Zeitalter zerstört, in denen Seiner Herrlichkeit und Gerechtigkeit durch die Bosheit des Menschen Gewalt angetan wurde? Warum zog es Gott vielmehr vor, Seine Liebe zu zeigen und Versöhnung zu ermöglichen?
Wenn wir über diese Fragen nachdenken, werden unsere Herzen uns besser dienen können, als unser Verstand. Ehrfurchtsvolle Anbetung geziemt uns mehr als verstandesmäßige Erforschung. Wenn wir uns vor Ihm beugen, finden wir in jenen drei kurzen Worten eine Antwort: „Gott ist Liebe.“ (1. Johannes 4,8.16.)
Wie erstaunlich ist es, daß die Welt der Menschheit den Einen nicht beachtete, der kam, um ihrer schrecklichen Not zu begegnen! Gewiß, die Juden ignorierten Ihn nicht, wenn Er sie heilte oder sie auf wunderbare Weise speiste. Sie nahmen Seine Hilfe begierig an, aber oft ohne irgendeine wirkliche Vorstellung davon, wer Er war oder was Sein rechtmäßiger Anspruch auf ihr Leben war.
Es hat sich nichts verändert. Damals wie heute gilt: „... und die Welt kannte ihn nicht.“ (Johannes 1,10.) Hast du jemals beobachtet, wie schnell anständige, ehrbare Leute das Thema wechseln wollen, wenn Christus erwähnt wird? Viele halten sich selbst für zu tolerant und liberal, um Ihn geradeheraus abzulehnen, deshalb ignorieren sie Ihn einfach.
In Wirklichkeit ist die Welt der Menschheit über die Unwissenheit hinaus zur Verwerfung Christi gelangt. Die Volksmenge in der Halle des Pilatus rief aus: „Er werde gekreuzigt!“ (Matthäus 27,22.) Deshalb werden Menschen für alle Ewigkeit verlorengehen, weil sie gesündigt haben und Licht und Errettung von Gott, wie sie in dem Herrn Jesus Christus völlig entfaltet wurden, abgelehnt haben.
Die Klage Jesu über die Stadt Jerusalem veranschaulicht rührend diese Verwerfung Seiner Liebe:
„Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein versammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt!“ (Matthäus 23,37).
Beachte den tiefen und ergreifenden Kontrast: „... ich wollte ..., und ihr habt nicht gewollt.“
Als Christen müssen wir uns darüber im klaren sein, daß wir diese Verwerfung Christi durch die Welt in dem Maße erfahren werden, wie wir Ihm treu sind und für die Wahrheit Zeugnis ablegen. (Johannes 15,18.19.) Gleichzeitig müssen wir erkennen, daß gerade die Welt der Menschheit der Platz ist, an den wir gerufen sind, um Zeugen zu sein. Es mag zwar sein, daß die Menschen uns hassen und ablehnen, weil sie unseren Herrn hassen. Dennoch müssen wir uns in einer liebenden und gewinnenden Art und Weise nach ihnen ausstrecken, wie Er es tat.
An genau diesem Punkt geraten viele Christen in Verwirrung und fangen an zu fragen: „Wie soll ich abgesondert von der Welt bleiben, wenn ich in die Welt gesandt bin? In welchem Umfang sollte ich Freundschaft auf Nicht-Christen ausdehnen?“
Bücher mit dem Thema „Zeugen sein“ fordern uns oft heraus, Kontakt zu bekommen: „Mischt euch unter die Leute! Geht dorthin, wo die Fische sind! Seid keine Einfaltspinsel, die im Eimer fischen, usw.“
Andererseits warnen uns Bücher über Absonderung vor verkehrten Verbindungen: „Vermischt euch nicht mit Ungläubigen. Ihr werdet euch anstecken und verunreinigen. Laßt euch warnen durch die Beispiele von solchen, die durch weltliche Freundschaften irregeführt wurden, usw.“
Auf welchen Standpunkt sollen wir uns stellen? Eigentlich auf beide! Schwierigkeiten und Widersprüche entstehen, wenn wir einen dieser Grundsätze der Wahrheit zu einem Extrem führen.
Vielleicht hilft es uns, wenn wir erkennen, daß die Schrift moralische und geistliche Absonderung lehrt, aber keine körperliche Isolation. Niemand in dieser Welt war so abgesondert von Sündern wie unser gepriesener Herr. Doch wer hat sich mehr als Er unter Sündern aller Art aufgehalten? Die Pharisäer hatten recht, wenn sie Ihm vorwarfen, Sünder aufzunehmen und mit ihnen zu essen. (Lukas 15,2.) Er wollte gerne am Brunnen von Sichar sitzen und mit einer unmoralischen Frau sprechen (Johannes 4,1-26.) oder mit einer Gruppe von Zöllnern im Hause Levis. (Matthäus 9,10-13.) Er wollte einer Hochzeit zu Kana in Galiläa beiwohnen, Wasser in Wein verwandeln und Seine Herrlichkeit zeigen. (Johannes 2,1-11.)
Aber daß Er sich unter Sündern aufhielt verunreinigte Ihn niemals, und es bedeutete auch niemals, daß Er Sünde entschuldigte. Er akzeptierte ihr sündiges Leben nicht, sondern konfrontierte sie mit der Notwendigkeit von Buße und Vergebung.
Seine völlige Trennung von der Welt als der Sphäre von Satans Herrschaftsgebiet blieb aufrechterhalten, auch als Er sich in einer Welt von Sündern aufhielt. Betrachte mit Freude Seine Antwort auf das Angebot Satans, Ihm alle Königreiche der Welt zu geben:
„Geh hinweg Satan! denn es steht geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen“ (Matthäus 4,10).
Wir müssen deshalb die Welt der Menschheit als unseren Zeugnisbereich anerkennen. Wenn wir den Auftrag unseres Herrn beachten, müssen wir in die ganze Welt hinausgehen und das Evangelium der ganzen Schöpfung predigen. (Markus 16,15.) Wir müssen verstehen, daß Gott uns zu „Gesandten für Christus“ gemacht hat und uns das Wort der Versöhnung anvertraut hat. (2. Korinther 5,19.20.) Durch Gnade dürfen wir dem Vorbild unseres Herrn nacheifern und aufrichtig danach streben, moralisch abgesondert, aber nicht körperlich isoliert zu sein.
Wir wollen den Unterschied zwischen Absonderung und Isolation etwas weiter verfolgen. Wenn ich moralisch von der Welt (als dem System Satans) abgesondert bin, werde ich es ablehnen, ihren Zielen und Motiven zu folgen, während ich freundliche Kontakte mit Menschen beibehalte, damit ich einige mit dem Evangelium erreichen kann. Dies bedeutet eine echte geistliche Gratwanderung und erfordert tägliche Abhängigkeit von Gott.
Auf der anderen Seite kann bloßer körperlicher Isolation mit relativer Leichtigkeit nachgestrebt werden, und dies sogar ohne wahre moralische Absonderung. Ich kenne Christen, die absichtlich so wenig wie möglich Kontakt mit Ungläubigen haben und trotzdem durch und durch „weltlich“ zu sein scheinen. Weltlich in den Zielen, die sie verfolgen. Weltlich in ihren Prioritäten. Weltlich in ihrem extravaganten Besitztum. Sie kämpfen sich in der gleichen Weise wie die Ungläubigen mit allen Mitteln die Leiter des Erfolgs hinauf. Körperliche Isolation scheint das einzige zu sein, was sie von der Welt der Ungläubigen trennt.
Die Stellung des Christen als ein Zeuge für Christus ist mit einem Tiefseetaucher verglichen worden. Nicht einem mit Taucherausrüstung (mit eigenem Sauerstoffgerät), sondern mit einem, der durch eine „Lebensader“ mit dem Boot über ihm verbunden ist. Er befindet sich in einem fremden Element und führt eine Arbeit aus. Er ist dort für einen begrenzten Zeitraum. Er hat nicht die Fähigkeit, sich selbst im Wasser zu versorgen, sondern ist vom Sauerstoff von oben abhängig. Wenn seine Arbeit beendet ist, wird er in seine eigentliche Umgebung heraufgeholt.
Gott hat uns mit einem Auftrag in der Welt zurückgelassen. (Johannes 17, 14-24.) Er hat sich schwache und verachtete Werkzeuge für die Verbreitung des Evangeliums ausgewählt. Die Ihn in dieser Welt vertreten haben, wird Er aber bald heimholen. Was für ein Tag herrlicher Freude wird dann anbrechen, wenn all die Kinder Gottes in ihre wahre Umgebung gebracht werden, um Ihn mit überfließenden Herzen zu preisen.
Schließlich ist die Welt der Menschheit die Sphäre falscher Propheten, Antichristen und Betrüger geworden. Je mehr wir die „zweite Serie“ der neutestamentlichen Briefe (2. Timotheus, 2. Petrus, 2. Johannes usw.) studieren, um so weniger werden wir durch das rasche Zunehmen falscher Religionen und Kulte bestürzt und erschüttert sein. Aus dem Wissen, daß Gott alles über den Abfall der letzten Tage im voraus wußte, ziehen wir weder Freude noch Selbstzufriedenheit; vielmehr ermöglicht uns diese Erkenntnis, in Ihm zu ruhen. Von Ihm aus gesehen ist alles unter Kontrolle, egal, wie es aus unserer Sicht scheinen mag.
Darüber hinaus können wir uns darüber freuen, daß wir wissen: Täuschung und Falschheit werden nicht immer von Gott zugelassen werden. Die gegenwärtige Wirksamkeit des Geheimnisses der Gesetzlosigkeit (2. Thessalonicher 2,1-8) wird bald enden. Dann wird der Herr ein großartiges Zeitalter einführen, denn „die Erde wird voll sein der Erkenntnis des HERRN, gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedecken.“ (Jesaja 11,9.)
DIE WELT ALS EIN ORGANISIERTES SYSTEM UNTER SATAN
Einige der vielen Bibelstellen, welche die Welt in dieser Weise beschreiben, sind nachfolgend aufgeführt:
„... jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden“ (Johannes 12,31).
„... seid gutes Mutes, ich habe die Welt überwunden“ (Johannes 16,33).
„Wir haben nicht den Geist der Welt empfangen ... „ (1. Korinther 2,12).
„... durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt“ (Galater 6,14).
„... wisset ihr nicht, daß die Freundschaft der Welt Feindschaft wider Gott ist?“ (Jakobus 4,4).
„... denn alles, was in der Welt ist, ... ist nicht von dem Vater“ (1. Johannes 2,16).
„Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt“ (1. Johannes 5,4).
“... die ganze Welt liegt in dem Bösen“ (1. Johannes 5,19).
Wenn Christen über die Welt reden, geschieht es zumeist in dieser Bedeutung. Und tatsächlich beschreibt das Wort Gottes die Welt klar in dieser Art und Weise - als ein System, daß von Satan, dem Erzfeind Christi, organisiert, angetrieben und kontrolliert wird. Satan hat sich eine Anzahl schöner Dinge aus der Schöpfung Gottes ausgeliehen, sie mißbraucht und verdorben und sie dann zu seinem Welt-System zusammengesetzt.
Wenn unsere Augen geöffnet wurden, um diese Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist, erblicken wir eine gigantische Fälschung, die dazu existiert, die Menschen von Gott abzulenken. Sie gleicht einer aufgeputzten, mit Flitterwerk versehenen Scharade 3. Für die Anbetung Gottes steht religiöse Pflicht, an die Stelle heiligen Verlangens tritt unrechtmäßige Begierde, statt Freude gibt es oberflächliches Vergnügen, stilles Vertrauen auf Gott wird durch stolze Selbstgenügsamkeit ersetzt, und Übereinstimmung mit Christus wird von gesellschaftlicher Anpassung abgelöst.
Dies ist die Welt, die Johannes vor sich sieht, wenn er an die Kinder Gottes schreibt: „Liebet nicht die Welt, noch was in der Welt ist.“ (1. Johannes 2,15.16.) Dies ist die Welt, die Jakobus im Blick hat, wenn er erklärt, „daß die Freundschaft der Welt Feindschaft wider Gott ist.“ (Jakobus 4,4.) Dr. Jowett folgert gedankenschwer, wenn er die Welt in dieser Art und Weise anschaut:
„Weltlichkeit ist ein Geist, eine Wesensart, eine Haltung der Seele. Ihr Blick ist horizontal, niemals vertikal. Ihr Motto ist vorwärts, nie aufwärts. Ihr Ziel ist Erfolg, nicht Heiligkeit. Sie beugt sich nie in tief versunkenem und stillem Staunen im Verborgenen. Sie erlebt nie die Ehrfurcht einflößende Wahrnehmung des verborgen Anwesenden. Sie hat Begierden, aber keine demütigen Bitten. Sie hat Ehrgeiz, aber kein Sehnen. Gott wird nicht verneint. Er wird vergessen und ignoriert.“ (Quelle unbekannt.)
In dem gleichen Maß, wie es Satan gelingt, die Christen in einer derartigen Welt zu umgarnen, macht er ihre Wertschätzung für Gott und ihr Fruchtbringen für Ihn zunichte. Die Liebe des Vaters und die Liebe der Welt können in den Zuneigungen eines Gläubigen nicht gleichzeitig bestehen. Eines muß das andere vertreiben. Jakobus zeigt, daß die Zuneigungen des Gläubigen Gott allein gehören, und er nennt die, die einen Kompromiß mit der Welt eingehen, „Ehebrecher und Ehebrecherinnen“. Vielleicht werden wir eine so harte Sprache besser verstehen, wenn wir uns einige besondere Merkmale in diesem Welt-System ansehen.
EINE WEISHEIT - NICHT AUS GOTT
Die Weisheit der Welt lehrt die Menschen, die verloren sind und sterben, daß die Botschaft vom Kreuz Torheit ist. (1. Korinther 1,18-21.) Besessen von solcher Weisheit wankt der Mensch am Rande der Katastrophe entlang, während er den Einzigen verschmäht, der ihn davor erretten kann. (Sprüche 1,23-29.) Sie macht das inspirierte und unveränderliche Wort Gottes herunter und verspottet es, während sie die Worte der Menschen erhebt. Kein Wunder, wenn Jakobus solche Weisheit als eine „irdische, sinnliche, teuflische“ (Jakobus 3,15.) beschreibt.
EIN GEIST - NICHT AUS GOTT
Paulus stellt diesen Geist der Welt dem Geist Gottes gegenüber. Ist es möglich, daß solche, die den Geist Gottes frei empfangen haben, wünschen würden, in einen Wandel nach dem Geist der Welt zurückzufallen? Würde ein Schmetterling in eine Raupe zurückkehren wollen oder ein befreiter Sklave zurück in die Knechtschaft? Leider drängt sich der Geist dieser Welt durch die Massenmedien, durch den Druck von Mitmenschen, durch die so real erscheinenden fortwährenden Bilder und Klänge des Lebens täglich in unsere Gedanken hinein, während der Geist Gottes durch die Bibel mit einer ganz leisen Stimme zu uns spricht, die wir so leicht überhören.
EINE PHILOSOPHIE - NICHT VON CHRISTUS
Paulus kämpfte im Gebet für die Gläubigen in Kolossä, als er sie in großer Gefahr sah, durch eine weltliche Philosophie betrogen und gefangengenommen zu werden. (Kolosser 2,1-8.) Gott sagt: „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; und ihr seid vollendet in ihm“. (Kolosser 2,9.10.) Die Philosophie dieser Welt sagt dagegen: „Es ist in Ordnung, Christus zu besitzen, solange du versuchst, nüchtern zu bleiben. Sei nur kein religiöser Fanatiker. Dein Leben gehört dir. Du mußt entscheiden, in welche Bereiche Er hineinpaßt.“
Das Endergebnis dieser Philosophie stellt das christliche Leben als „Christus plus etwas anderes“ dar. Gott sagt in Wirklichkeit: „Christus plus nichts!“ Wenn ich in dieser Frage Gottes Gedanken annehme, werde ich Christus in meinem Familien-, Geschäfts- und Gemeindeleben den Vorrang geben, selbst in der Verwendung meiner Freizeit. Er ist mein Leben! Eine weltliche Haltung könnte dies als bedrückend empfinden, wer aber Seine Liebe tief in sich aufnimmt, wird mit Freuden in Ihm wandeln, „gewurzelt und auferbaut in ihm“. (Kolosser 2,6.7.)
EINE FREUNDSCHAFT - NICHT VON GOTT
Freundschaft ist definiert worden als die Beziehung, in der man jemanden oder etwas kennt, mag, ihm vertraut und hilft. Unser geliebter Herr war ein Freund der Zöllner und Sünder, aber Er war kein Freund der Welt. Seine Grundsätze waren so weit von denen des Welt-Systems, in dem Er sich bewegte, entfernt, wie der Osten vom Westen. Er verherrlichte Gott (Johannes 17,4.) - die Welt verherrlicht den Menschen. Er lebte, um anderen zu geben (Matthäus 20,38.) - die Welt lebt, um von anderen zu bekommen. Er suchte die Armen, Unterdrückten und Bedürftigen auf (Lukas 4,18.19.) - die Welt sucht die Reichen, die Mächtigen und die Selbständigen auf. Er war sanftmütig und demütig (Matthäus 11,29.) - die Welt ist grob und überheblich. Bin ich ein Freund der Welt oder ein Freund Gottes?
LUST UND HOCHMUT SIND NICHT VON DEM VATER
Beachte sorgfältig, daß Johannes die Dinge der Welt als „die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und den Hochmut des Lebens“ definiert. (1. Johannes 2,15.16.) Ich brauche diese Definition, weil ich dazu neige, die Dinge der Welt ganz anders zu bestimmen. Ich sehe auf Dinge, Aktivitäten und Beziehungen und sage: „Diese sind weltlich!“
Das Wort Gottes erinnert mich jedoch daran, daß die eigentliche weltliche Gesinnung in meinem Herzen ist, wenn ich nach etwas gelüste, was nicht zur Ehre Gottes ist, und wenn ich den Hochmut des Lebens in irgendeiner seiner verschiedenen Formen annehme: Stolz auf das Aussehen, Stolz auf eine Rasse, Stolz auf eine Stellung und sogar Stolz auf Gnade. Lust und Hochmut können sich beide ganz plötzlich in der Verkleidung von etwas Gutem oder Geistlichem bei uns einschleichen.
Vor ungefähr 120 Jahren schrieb J. N. Darby von der Welt:
„Es ist ein ungeheures System, daß herangewachsen ist, nachdem sich der Mensch von Gott abgewandt hatte, und dessen Gott und Fürst, wenn auch nicht rechtmäßig, in Wirklichkeit Satan ist. Der Mensch wurde aus dem Ort, in den ihn Gott in Unschuld und Frieden gesetzt hatte, vertrieben. Für seine Lüste gab der Mensch, unter dem Einfluß Satans, Gott auf. Auf diese Weise bekam Satan Macht über den Menschen ... Regieren nicht Vergnügen, Gewinn, Eitelkeit und Ehrgeiz die Menschen? Ich spreche nicht von Ausnahmen, sondern von dem, was die Welt charakterisiert ... Was ist die Welt in ihren Motiven? Ein System, in dem Menschen voneinander Ehre suchen und nicht die Ehre, welche von Gott kommt ...“ 4
Gott sei Dank hat Er uns Hilfsmittel gegeben, um die Welt überwinden zu können. Erstens haben wir als aus Gott geboren eine neue Natur, welche die Fähigkeit besitzt, durch den Heiligen Geist unterwiesen zu werden. Dadurch sind wir in der Lage, zwischen dem, was aus Gott ist, und dem, was aus der Welt ist, zu unterscheiden. (1. Johannes 5,4.5.) Zweitens ist der Glaube der Sieg, der die Welt überwindet. Wenn wir durch Glauben wandeln, werden wir die Macht Gottes erfahren, die in uns wirkt, um uns unbefleckt von der Welt zu bewahren.
Ich möchte eine praktische Methode vorschlagen, um durch Glauben zu wandeln. Dazu müssen wir unser Tun immer wieder in Abhängigkeit von Gott und dem Wort Seiner Gnade überprüfen. Die folgenden Fragen können uns helfen zu bestimmen, was „weltlich“ ist und was nicht:
Steht etwas in klarem Gegensatz zum Wort Gottes? Wenn es so ist, dann vermeide es gänzlich, ohne zu zögern.
Dient es meinen normalen und rechtmäßigen Funktionen als Person? Gott hat mich so geschaffen, daß ich essen, schlafen, arbeiten, mich entspannen und eine Menge anderer Dinge tun muß. Aber Er möchte, daß ich das alles in Gemeinschaft mit Ihm selbst tue.
Dient es meinen Lüsten und meinem Hochmut? Zwei Menschen können die gleiche Tätigkeit ausüben, aber die eine Person tut es aus Hochmut und die andere aus Liebe. Die erste Handlung ist weltlich, die zweite nicht.
Konzentriert sich dadurch meine Aufmerksamkeit unverhältnismäßig auf das gegenwärtige Zeitalter, und wird meine himmlische Berufung verdunkelt? Verliere ich etwas von dem Verlangen, mit dem ich mich nach der Wiederkunft des Herrn sehne?
Wächst dadurch meine Wertschätzung für Gott als Schöpfer? Eine Woche in einem Naturpark mag wohl dazu beitragen, einige andere Urlaubsmöglichkeiten vielleicht nicht.
Kann ich es in Gemeinschaft mit einem Gott ausüben, der die Welt der Menschheit liebt, der aber das Welt-System Satans total verabscheut, das in Opposition zu Ihm selbst errichtet wurde?
DIE WELT ALS EIN ZEITALTER ODER EINE ZEITPERIODE
Bisher haben wir die Welt auf drei unterschiedliche Arten betrachtet: als physikalische Erde, als Welt der Menschheit und als Welt-System Satans. Diese drei Begriffe werden durch das griechische Wort „kosmos“ ausgedrückt. Auch in den folgenden Versen steht (zumindest in einigen Bibelübersetzungen) das Wort „Welt“, aber in diesen Fällen ist es eine Übersetzung des griechischen Wortes „aion“ - eines Wortes, das normalerweise ein Zeitalter bezeichnet: 5
„... weder in diesem Zeitalter noch in dem zukünftigen“ (Matthäus 12,32).
„... was ist das Zeichen ... der Vollendung des Zeitalters?“ (Matthäus 24,3).
„Und seid nicht gleichförmig dieser Welt“ (Römer 12,2).
„... in welchen der Gott dieser Welt den Sinn der Ungläubigen verblendet hat“ (2. Korinther 4,4).
„Demas hat mich verlassen, da er den jetzigen Zeitlauf liebgewonnen hat“ (2. Timotheus 4,10).
„... besonnen ... leben in dem jetzigen Zeitlauf“ (Titus 2,12).
„... die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters“ (Hebräer 6,5).
Das Wort Gottes stellt das gegenwärtige Zeitalter, in dem wir leben, dem zukünftigen Zeitalter gegenüber. Das jetzige Zeitalter ist von der Sorge dieses Lebens und von dem Betrug des Reichtums geprägt. (Matthäus 13,22.) Es ist auch gekennzeichnet durch die Macht Satans, der den Sinn der Ungläubigen verblendet. Ihre Fürsten werden ebenso wie ihre Weisheit bald zunichte gemacht. (1. Korinther 2,6.)
Das zukünftige Zeitalter wird hingegen geprägt sein von der wunderbaren Herrschaft unseres Herrn Jesus Christus. Wir können uns vielleicht daran erinnern, wie die Jünger Ihn über das Zeichen Seiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters gefragt haben. In Seiner Antwort beschreibt Er einige der schrecklichen Ereignisse, die mit dem Zu-Ende-Gehen des jetzigen Zeitalters verbunden sind: „... alsdann wird große Drangsal sein, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzthin nicht gewesen ist, noch je sein wird.“ (Matthäus 24,21.)
Aber dann entfaltet Er eine neue und andere Szene: „und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit.“ (Matthäus 24,30.) Zu dieser Zeit führt Er ein neues Zeitalter ein, wo Ruhe an die Stelle der Sorgen des Lebens tritt, wo Reichtümer nicht mehr täuschen, wo Satan für tausend Jahre gebunden ist und wo „die Gerechten leuchten wie die Sonne“. (Matthäus 13,43.)
In welcher Beziehung sollten wir als Christen zu diesem gegenwärtigen Zeitalter stehen? Sollten wir es für einen Feind halten, genau so, wie wir das Welt-System Satans betrachten? Welche Unterweisung gibt uns das Wort Gottes für unser Verhalten in diesem gegenwärtigen Zeitalter?
Erstens können wir uns an der Verheißung unseres Herrn erfreuen, daß Er bei den Seinen ist, auch bis zur Vollendung des Zeitalters. (Matthäus 28,20.) Als nächstes können wir eine Lektion von den Söhnen dieses Zeitlaufs lernen, denn sie „sind klüger als die Söhne des Lichts gegen ihr eigenes Geschlecht“. (Lukas 16,1-9.) Wenn wir beobachten, wie sie durch Versicherungen und Kapitalanlagen Vorkehrungen für ihre Zukunft auf der Erde treffen, können wir lernen, denselben Fleiß und Weitblick beim Anhäufen von Schätzen im Himmel an den Tag zu legen.
Andererseits wollen wir Anpassung an und Gleichförmigkeit mit diesem Zeitalter hinsichtlich der Prioritäten, Ziele und Motive zurückweisen. Es ist weit besser, daß wir ständig durch die Erneuerung unseres Sinnes verwandelt werden, als daß wir in die Schablone eines Zeitalters gepreßt werden, dessen Gott Satan ist. (Römer 12,1-3.)
In dieser Weise bringt Paulus die erstaunlichen Hilfsmittel der Gnade Gottes hinein, die uns unterweist, die Gottlosigkeit und die weltlichen Lüste zu verleugnen und besonnen, gerecht und gottselig zu leben in dem gegenwärtigen Zeitlauf. (Titus 2,11-13.) Als solche, die errettet sind aus Satans Reich der Finsternis, sind wir bevorrechtigt, gerade die Merkmale zu entfalten, die das zukünftige Zeitalter kennzeichnen werden.
Manchmal denke ich über Demas nach. Er verließ Paulus, weil er den gegenwärtigen Zeitlauf (aion) liebgewonnen hatte. (2. Timotheus 4,10.) Was liebte er davon? Das Wort Gottes sagt es nicht, aber unsere eigenen Herzen müssen bekennen, daß wir ihn auch lieben würden, wenn wir nicht durch eine größere Liebe gefesselt wären.
DIE WELT ALS BEWOHNTE ERDE
Das Wort Gottes gibt uns einige sehr interessante Stellen zu dieser letzten Form von Welt, die wir nun betrachten wollen. In jeder der unten aufgeführten Stellen handelt es sich um eine Übersetzung des griechischen Wortes „oikumene“, das „die bewohnte Erde“ bedeutet 6:
„Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis ...“ (Matthäus 24,14).
„... an welchem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit“ (Apostelgeschichte 17,31).
„... ihre Reden (sind ausgegangen) zu den Grenzen des Erdkreises“ (Römer 10,18).
„Wenn er aber den Erstgeborenen wiederum in den Erdkreis einführt ...“ (Heb 1,6).
„... vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird“ (Offenbarung 3,10).
„Satan ... , der den ganzen Erdkreis verführt“ (Offenbarung 12,9).
Dieser Verwendung des Wortes „Welt“ oder „Erdkreis“ liegt ein großartiger Gedanke zugrunde. Gottes Interesse an der Erde, die Er geschaffen hat, richtet sich vornehmlich auf die Menschen, die auf ihr leben. So ist Sein Zeugnis in der Schöpfung zur ganzen Erde ausgegangen.
Aber die Bewohner der Erde haben sich selbst verdorben. Sie haben den Gott der Gnade und Herrlichkeit verworfen. Wie traurig wahr waren die Worte des Silberschmieds aus Ephesus über ihre Göttin Artemis: „... welche ganz Asien und der Erdkreis verehrt.“ (Apostelgeschichte 19,27.) Wie in den Tagen Noahs die Sintflut gegen die bewohnte Erde gerichtet war, weil die Bosheit der Menschen das Maß zum Überlaufen gebracht hatte, so wird sich auch an einem zukünftigen Tag das Gericht Gottes gegen die bewohnte Erde richten.
Im Blick auf dieses kommende Gericht gebietet Gott allen Menschen überall Buße zu tun, denn Er ist langmütig, da Er nicht will, daß irgend welche verlorengehen. (2. Petrus 3,9.) Auch in der kommenden Zeit der Drangsal, wenn die Versammlung (Gemeinde oder Kirche) dem Herrn entgegen in die Luft entrückt worden ist, wird Gott weiterhin Sein Interesse an der bewohnten Erde kundtun. Er wird das Evangelium des Reiches bis in ihre äußersten Enden dringen lassen. (Matthäus 24,10.)
Denke darüber nach! Gerade während der Zeit, in welcher der satanische Betrug überall auf der bewohnten Erde seinen Höhepunkt erreicht, wird das Evangelium des Reiches auf derselben bewohnten Erde verkündigt werden! Wir dürfen wohl über die Gnade und Langmut unseres Gottes staunen.
Aber jetzt wenden wir uns einer unendlich heller leuchtenden Sicht der bewohnten Erde zu. Hebräer 1 und 2 stellt sie als das rechtmäßige Herrschaftsgebiet des wahren Sohnes des Menschen dar. Nach den Drangsalsgerichten wird der Herr Jesus in Macht und großer Herrlichkeit wiederkommen, um Sein tausendjähriges Königreich aufzurichten. (Offenbarung 19,11 - 20,6.) Überdenke sorgfältig die kostbaren Worte von Hebräer 2,5-9:
„Denn nicht Engeln hat er unterworfen den zukünftigen Erdkreis, von welchem wir reden; es hat aber irgendwo jemand bezeugt und gesagt: 'Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, oder des Menschen Sohn, daß du auf ihn siehst? Du hast ihn ein wenig unter die Engel erniedrigt; mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt [und ihn gesetzt über die Werke deiner Hände]; du hast alles seinen Füßen unterworfen.' ... jetzt aber sehen wir ihm noch nicht alles unterworfen. Wir sehen aber Jesum, der ein wenig unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt war, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.“
Adam und Christus sind in diesen Versen beide zu sehen. Aber Adam verlor seine Herrlichkeit und Ehre, als er gegen Gott sündigte. Durch seine elende Tat des Ungehorsams kam die Sünde in die Welt. (Römer 5,12.) Die Herrlichkeit Adams verwandelte sich in Scham und seine Ehre in Schande; nicht nur für ihn selbst, sondern für alle seine Nachkommen. Er hatte von Gott die Aufgabe übertragen bekommen zu herrschen, aber er begab sich selbst unter die Herrschaft dessen, der ihn zu Fall gebracht hatte - das ist Satan. Der Mensch wurde so ein Sklave der Sünde und wandelte gemäß „dem Fürsten der Gewalt der Luft“. (Epheser 2,2.) Er blieb bis zur Ankunft des zweiten Menschen - des letzten Adam - des Herrn aus dem Himmel, in diesem traurigen Zustand!
Der zweite Mensch, unser Herr Jesus Christus, hat den Satan in genau der Welt besiegt, in welcher der erste Mensch die Schlacht verlor. Als Mensch hat unser Herr Sein Recht, über diese Erde zu herrschen, bewiesen. Nachdem Er sich selbst erniedrigt hat bis zum Tod am Kreuz, hat Gott Ihn hoch erhoben:
„... auf daß in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, daß Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (Philipper 2,10.11).
Bald wird auf der bewohnten Erde das Lob Gottes erklingen, wenn sie unter der vollkommenen Verwaltung des Sohnes des Menschen erblüht. Jede einzelne Sache wird unter Seine Kontrolle gebracht, bis hin zum Verhalten der Tiere. Zu dieser Zeit werden wir, die wir mit Ihm gelitten haben, auch mit Ihm regieren (2. Tim 2,12). Mit Freude erwarten wir diese Zeit: „Das Reich der Welt unseres Herrn und seines Christus ist gekommen, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ (Offenbarung 11,15.)
FRAGEN ZUR VERSTÄNDNISÜBERPRÜFUNG
Erkläre in kurzen und einfachen Worten die fünf verschiedenen Begriffe, die in dem Wort „Welt“ 7 in Gottes Wort enthalten sind.
Was sind einige der Vorteile, wenn wir uns an der Erde, auf der wir leben, erfreuen? Welches sind die Grenzen für diese Freude?
Betrachte noch einmal diese Aussage, die gestattet, die Welt zu benutzen, aber nicht, sie als Eigentum (oder: völlig) zu gebrauchen (1. Korinther 7,31). Was bedeutet dieser Ausdruck? Gib einige Beispiele.
Erläutere drei Arten, in denen die Bibel die Welt der Menschheit beschreibt. Erkläre den Unterschied zwischen moralischer Trennung und körperlicher Absonderung in bezug auf Ungläubige.
Gib einige praktische Beispiele aus deiner eigenen Erfahrung vom Welt-System Satans, über das in diesem Buch gesprochen wurde (Weisheit, Geist, Philosophie, Freundschaft, Lust ... der Welt.)
Untersuche einige der Gegensätze zwischen dem gegenwärtigen und dem zukünftigen Zeitalter.
Nenne einige Gründe, warum der Herr Jesus Christus der rechtmäßige Herrscher über die bewohnte Erde ist.
Fußnoten
1] Sowohl an dem Wort „Welt“ als auch an dem Wort „Fleisch“ wird deutlich, daß einzelnen Wörtern oft mehrere Begriffe zugeordnet sind. Hinzu kommt bei der Übersetzung die Schwierigkeit, daß solche Zuordnungen in den verschiedenen Sprachen häufig auf sehr unterschiedliche Weise erfolgen. Das bedeutet hier auch, daß die Bedeutungen der betr. griechischen Wörter für „Welt“ und auch für „Fleisch“ in einem bestimmten Textzusammenhang nicht immer nur auf einen einzigen Begriff beschränkt werden können. Übersetzung und Auslegung müssen sich daher bei jedem Vorkommen dieser Wörter am jeweiligen Textzusammenhang und an der Gesamtaussage der Heiligen Schrift orientieren. Anmerkung des Hrsg.
2Ein kurzer Hinweis auf das griechische Wort „ge“ mag hier hilfreich sein. Dieses Wort wird normalerweise mit „Erde“ bzw. „Land“ übersetzt und bezieht sich einfach auf den physikalischen Planeten, auf dem wir leben. Von diesem Wort stammt das Präfix „geo“ in unserer Sprache (Geologie, Geopgraphie usw.). Dieses Wort ist mit dem Aspekt der Welt verwandt, den wir in diesem Abschnitt untersucht haben.
3Rätsel, bei dem das Lösungswort in Silben zerlegt wird und jede Silbe pantomimisch dargestellt wird.
4Collected Writings, Vol. 34, S. 111.112.
5Trench definiert „Zeitalter“ als „jene treibende Masse von Gedanken, Meinungen, Maximen, Spekulationen, Hoffnungen, Impulsen, Absichten und Bestrebungen, die jederzeit in der Welt vorherrschend ist, aber vielleicht unmöglich zu fassen und genau zu bestimmen ist und dennoch eine reale, wirksame Macht darstellt. Die moralische oder unmoralische Atmosphäre, die wir in jedem Augenblick unseres Lebens einatmen, um sie unweigerlich wieder auszuatmen“. (Zitiert aus K. S. Wuest, Word Studies from the Greek New Testament, Vol. 3, Studies in the Vocabulary of the New Testament, S. 58.)
6In der Elberfelder Übersetzung stets mit „Erdkreis“ wiedergegeben.
7D.h. in den drei griechischen Wörtern „kosmos“, „aion“ und „oikumene“, die im Deutschen z.T. mit „Welt“ wiedergegeben werden. Anmerkung des Hrsg.
EINFÜHRUNG IN DIE BIBLISCHE BEDEUTUNG DES BEGRIFFS „WELT“
Was ist die Welt aus christlicher Sicht? Böse, gut oder neutral? Sollen wir sie meiden, benutzen, genießen oder ignorieren? Was lehrt die Bibel über die Welt und ihre Bedeutung für den Christen?
Das Wort „Welt“ im Neuen Testament kann fünf verschiedene Bedeutungen haben. Wir brauchen aber nicht entmutigt zu werden und zu denken, daß unsere Vorstellung dadurch hoffnungslos verwirrt würde. In beinahe jedem Fall wird durch sorgfältiges Lesen des Zusammenhangs in Abhängigkeit vom Heiligen Geist deutlich werden, welche Bedeutung beabsichtigt ist (oder im Vordergrund steht). 1 Hier sind die fünf Bedeutungen:
Die physikalische Welt und ihr rechtmäßiger Gebrauch
Die Welt der Menschheit
Die Welt als ein umfassendes System der Kontrolle über den Menschen, organisiert und geleitet durch Satan im Widerstand gegen Gott
Eine Zeitperiode (oder ein Zeitalter), gekennzeichnet durch bestimmte Merkmale
Die bewohnte Erde (in der „Elberfelder Übersetzung“ stets mit „Erdkreis“ wiedergegeben)
Den ersten drei dieser Bedeutungen liegt das griechische Wort „kosmos“ zugrunde, das ursprünglich „Ordnung“ oder „Anordnung“ bedeutet. (Unsere Worte sind „Kosmetik“ und „Kosmos“ von diesem Wort abgeleitet.) Der vierten Bedeutung liegt das griechische Wort „aion“ zugrunde, das ein Zeitalter oder eine Zeitperiode bezeichnet. Die fünfte - das griechische Wort „oikumene“ verweist auf die bewohnte Welt. Davon ist das Wort „ökumenisch“ abgeleitet.
Wir haben zwei Ziele im Sinn, wenn wir dieses Thema betrachten:
daß wir ein gutes Verständnis des Themas bekommen und so in der Lage sind, Dinge, die sich unterscheiden, auch auseinanderzuhalten;
daß wir folglich besser befähigt sind, die Welt zu überwinden, indem wir verstehen, was sie ist und was unsere Hilfsmittel gegen sie sind.
DIE PHYSIKALISCHE WELT UND IHR RECHTMÄSSIGER GEBRAUC
Die folgenden Schriftstellen beschreiben die Welt in dieser Weise:
„Er war in der Welt und die Welt ward durch ihn ...“ (Johannes 1,10).
„Der Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist ...“ (Apostelgeschichte 17,24).
„... die von Erschaffung der Welt an ...“ (Römer 1,20).
„...es sei Welt oder Leben oder Tod, ... alles ist euer“ (1. Korinther 3,22).
„... die der Welt Gebrauchenden als ihrer nicht als Eigentum Gebrauchende“ (1. Korinther 7,31).
„... denn wir haben nichts in die Welt hineingebracht ...“ (1. Timotheus 6,7).
Trotz allen Verfalls und aller Verunreinigung, welche die Sünde in die Welt gebracht hat, behält diese die prachtvollen Merkmale, die auf ihren Schöpfer hinweisen. Wälder, majestätische Gebirge und sich brechende Wellen sind nur einige der irdischen Herrlichkeiten, an denen wir uns als Christen erfreuen können und sollten. Sie verkünden die Herrlichkeit unseres Gottes und zeigen das Werk Seiner Hände. (Psalm 19,1.) Sie offenbaren auch Seine ewige Kraft und Göttlichkeit. (Römer 1,20.)
Stellen wir uns vor, wir würden durchs Leben gehen, ohne die Lilien auf den Feldern, die Freiheit einer Möwe oder die Schönheit von herabfallendem Schnee zu betrachten. Solche Christen, die sich Zeit nehmen, die Schöpfung zu genießen, belohnt Gott mit Freude und Erholung. Sie gewinnen eine zunehmende Wertschätzung ihres Gottes als des Gottes der Schöpfung.
Aber die Welt gehört den Menschen (Christen oder anderen) nicht in irgendeinem absoluten Sinn. Als Christen dürfen wir ihre Schätze sicherlich nicht in einer selbstsüchtigen und verantwortungslosen Art und Weise verschwenden. Während wir anerkennen, daß die gegenwärtige Natur der Dinge vergänglich ist und bald zu Ende geht, wollen wir den größten Teil unserer Zeit und Bemühungen darauf konzentrieren, lieber Schätze für den Himmel als für die Erde zu sammeln. (Matthäus 6,19.20.)
Wir haben nichts in die Welt hineingebracht, und es ist sicher, daß wir auch nichts hinausbringen können. (1. Timotheus 6,7.) Als solche, die dem lebendigen Gott vertrauen, der uns alles reichlich zum Genuß darreicht, brauchen wir nicht auf ungewisse Reichtümer zu vertrauen. (1. Timotheus 6,17.) Wir können materielle Dinge dankbar als von dem Herrn annehmen, sie als Seine Verwalter besitzen und sie für vergänglich erachten. Wir werden ewigen Gewinn und gegenwärtige Erfüllung finden, wenn wir, was wir von der Welt besitzen, zum Wohl anderer und zur Förderung des Reiches Gottes einsetzen.
Für den Christen bleiben drei Dinge: Glaube, Hoffnung und Liebe. (1. Korinther 13,13.) Dies sind die wahren Wirklichkeiten. Das heißt nicht, daß die materiellen Dinge unwirklich sind, sondern daß sie sehr vergänglich sind. Wir müssen uns an die Tatsache gewöhnen, daß sich unsere materielle Lage in einer sehr kurzen Zeit radikal verändern kann. Das Wort „vergänglich“ muß auch auf den rechtmäßigen Gebrauch der Dinge in dieser Welt gestempelt werden. Mit dieser Perspektive können wir unsere Verwendung von Zeit, Besitz und Fähigkeiten besser festlegen und sie dann zur Verherrlichung Gottes gebrauchen.
Zum Schluß ist es wichtig zu verstehen, daß wenn die Schrift das Wort Welt in bezug auf die physikalische Erde benutzt, es sich nicht auf die Welt als System Satans bezieht (womit wir uns später beschäftigen werden). 2 Wenn Christen sich an der Schöpfungswelt erfreuen und daran Gefallen finden, verbinden sie sich nicht mit Satan und seinem bösen Welt-System.
DIE WELT DER MENSCHHEIT
Hier sind einige Beispiele, in denen die Bibel das Wort Welt so verwendet:
„Ihr seid das Licht der Welt“ (Matthäus 5,14).
„... der Acker aber ist die Welt“ (Matthäus 13,38).
„Gehet in die ganze Welt und predigt das Evangelium ... „ (Markus 16,15).
„Denn also hat Gott die Welt geliebt ... „ (Johannes 3,16).
„... und die ganze Welt dem Gericht Gottes verfallen sei“ (Römer 3,19).
„... denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen“ (1. Johannes 4,1).
Nicht Mars oder Jupiter oder Saturn wurden die Sphäre, in der das Sühnungswerk des Herrn Jesus geschah, sondern der Planet Erde. In unsere Welt hat Gott Seinen eingeborenen Sohn als unseren Heiland gesandt. (1. Johannes 4,14.) Während die Schöpfung die Kraft Gottes darstellt, entfalten die Fleischwerdung, das Leben und der Sühnungstod des Herrn Jesus Seine Liebe.
Warum hat Gott die Welt der Menschheit nicht total zerstört, sobald Adam sündigte? Oder warum hat Er sie nicht während der folgenden Zeitalter zerstört, in denen Seiner Herrlichkeit und Gerechtigkeit durch die Bosheit des Menschen Gewalt angetan wurde? Warum zog es Gott vielmehr vor, Seine Liebe zu zeigen und Versöhnung zu ermöglichen?
Wenn wir über diese Fragen nachdenken, werden unsere Herzen uns besser dienen können, als unser Verstand. Ehrfurchtsvolle Anbetung geziemt uns mehr als verstandesmäßige Erforschung. Wenn wir uns vor Ihm beugen, finden wir in jenen drei kurzen Worten eine Antwort: „Gott ist Liebe.“ (1. Johannes 4,8.16.)
Wie erstaunlich ist es, daß die Welt der Menschheit den Einen nicht beachtete, der kam, um ihrer schrecklichen Not zu begegnen! Gewiß, die Juden ignorierten Ihn nicht, wenn Er sie heilte oder sie auf wunderbare Weise speiste. Sie nahmen Seine Hilfe begierig an, aber oft ohne irgendeine wirkliche Vorstellung davon, wer Er war oder was Sein rechtmäßiger Anspruch auf ihr Leben war.
Es hat sich nichts verändert. Damals wie heute gilt: „... und die Welt kannte ihn nicht.“ (Johannes 1,10.) Hast du jemals beobachtet, wie schnell anständige, ehrbare Leute das Thema wechseln wollen, wenn Christus erwähnt wird? Viele halten sich selbst für zu tolerant und liberal, um Ihn geradeheraus abzulehnen, deshalb ignorieren sie Ihn einfach.
In Wirklichkeit ist die Welt der Menschheit über die Unwissenheit hinaus zur Verwerfung Christi gelangt. Die Volksmenge in der Halle des Pilatus rief aus: „Er werde gekreuzigt!“ (Matthäus 27,22.) Deshalb werden Menschen für alle Ewigkeit verlorengehen, weil sie gesündigt haben und Licht und Errettung von Gott, wie sie in dem Herrn Jesus Christus völlig entfaltet wurden, abgelehnt haben.
Die Klage Jesu über die Stadt Jerusalem veranschaulicht rührend diese Verwerfung Seiner Liebe:
„Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein versammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt!“ (Matthäus 23,37).
Beachte den tiefen und ergreifenden Kontrast: „... ich wollte ..., und ihr habt nicht gewollt.“
Als Christen müssen wir uns darüber im klaren sein, daß wir diese Verwerfung Christi durch die Welt in dem Maße erfahren werden, wie wir Ihm treu sind und für die Wahrheit Zeugnis ablegen. (Johannes 15,18.19.) Gleichzeitig müssen wir erkennen, daß gerade die Welt der Menschheit der Platz ist, an den wir gerufen sind, um Zeugen zu sein. Es mag zwar sein, daß die Menschen uns hassen und ablehnen, weil sie unseren Herrn hassen. Dennoch müssen wir uns in einer liebenden und gewinnenden Art und Weise nach ihnen ausstrecken, wie Er es tat.
An genau diesem Punkt geraten viele Christen in Verwirrung und fangen an zu fragen: „Wie soll ich abgesondert von der Welt bleiben, wenn ich in die Welt gesandt bin? In welchem Umfang sollte ich Freundschaft auf Nicht-Christen ausdehnen?“
Bücher mit dem Thema „Zeugen sein“ fordern uns oft heraus, Kontakt zu bekommen: „Mischt euch unter die Leute! Geht dorthin, wo die Fische sind! Seid keine Einfaltspinsel, die im Eimer fischen, usw.“
Andererseits warnen uns Bücher über Absonderung vor verkehrten Verbindungen: „Vermischt euch nicht mit Ungläubigen. Ihr werdet euch anstecken und verunreinigen. Laßt euch warnen durch die Beispiele von solchen, die durch weltliche Freundschaften irregeführt wurden, usw.“
Auf welchen Standpunkt sollen wir uns stellen? Eigentlich auf beide! Schwierigkeiten und Widersprüche entstehen, wenn wir einen dieser Grundsätze der Wahrheit zu einem Extrem führen.
Vielleicht hilft es uns, wenn wir erkennen, daß die Schrift moralische und geistliche Absonderung lehrt, aber keine körperliche Isolation. Niemand in dieser Welt war so abgesondert von Sündern wie unser gepriesener Herr. Doch wer hat sich mehr als Er unter Sündern aller Art aufgehalten? Die Pharisäer hatten recht, wenn sie Ihm vorwarfen, Sünder aufzunehmen und mit ihnen zu essen. (Lukas 15,2.) Er wollte gerne am Brunnen von Sichar sitzen und mit einer unmoralischen Frau sprechen (Johannes 4,1-26.) oder mit einer Gruppe von Zöllnern im Hause Levis. (Matthäus 9,10-13.) Er wollte einer Hochzeit zu Kana in Galiläa beiwohnen, Wasser in Wein verwandeln und Seine Herrlichkeit zeigen. (Johannes 2,1-11.)
Aber daß Er sich unter Sündern aufhielt verunreinigte Ihn niemals, und es bedeutete auch niemals, daß Er Sünde entschuldigte. Er akzeptierte ihr sündiges Leben nicht, sondern konfrontierte sie mit der Notwendigkeit von Buße und Vergebung.
Seine völlige Trennung von der Welt als der Sphäre von Satans Herrschaftsgebiet blieb aufrechterhalten, auch als Er sich in einer Welt von Sündern aufhielt. Betrachte mit Freude Seine Antwort auf das Angebot Satans, Ihm alle Königreiche der Welt zu geben:
„Geh hinweg Satan! denn es steht geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen“ (Matthäus 4,10).
Wir müssen deshalb die Welt der Menschheit als unseren Zeugnisbereich anerkennen. Wenn wir den Auftrag unseres Herrn beachten, müssen wir in die ganze Welt hinausgehen und das Evangelium der ganzen Schöpfung predigen. (Markus 16,15.) Wir müssen verstehen, daß Gott uns zu „Gesandten für Christus“ gemacht hat und uns das Wort der Versöhnung anvertraut hat. (2. Korinther 5,19.20.) Durch Gnade dürfen wir dem Vorbild unseres Herrn nacheifern und aufrichtig danach streben, moralisch abgesondert, aber nicht körperlich isoliert zu sein.
Wir wollen den Unterschied zwischen Absonderung und Isolation etwas weiter verfolgen. Wenn ich moralisch von der Welt (als dem System Satans) abgesondert bin, werde ich es ablehnen, ihren Zielen und Motiven zu folgen, während ich freundliche Kontakte mit Menschen beibehalte, damit ich einige mit dem Evangelium erreichen kann. Dies bedeutet eine echte geistliche Gratwanderung und erfordert tägliche Abhängigkeit von Gott.
Auf der anderen Seite kann bloßer körperlicher Isolation mit relativer Leichtigkeit nachgestrebt werden, und dies sogar ohne wahre moralische Absonderung. Ich kenne Christen, die absichtlich so wenig wie möglich Kontakt mit Ungläubigen haben und trotzdem durch und durch „weltlich“ zu sein scheinen. Weltlich in den Zielen, die sie verfolgen. Weltlich in ihren Prioritäten. Weltlich in ihrem extravaganten Besitztum. Sie kämpfen sich in der gleichen Weise wie die Ungläubigen mit allen Mitteln die Leiter des Erfolgs hinauf. Körperliche Isolation scheint das einzige zu sein, was sie von der Welt der Ungläubigen trennt.
Die Stellung des Christen als ein Zeuge für Christus ist mit einem Tiefseetaucher verglichen worden. Nicht einem mit Taucherausrüstung (mit eigenem Sauerstoffgerät), sondern mit einem, der durch eine „Lebensader“ mit dem Boot über ihm verbunden ist. Er befindet sich in einem fremden Element und führt eine Arbeit aus. Er ist dort für einen begrenzten Zeitraum. Er hat nicht die Fähigkeit, sich selbst im Wasser zu versorgen, sondern ist vom Sauerstoff von oben abhängig. Wenn seine Arbeit beendet ist, wird er in seine eigentliche Umgebung heraufgeholt.
Gott hat uns mit einem Auftrag in der Welt zurückgelassen. (Johannes 17, 14-24.) Er hat sich schwache und verachtete Werkzeuge für die Verbreitung des Evangeliums ausgewählt. Die Ihn in dieser Welt vertreten haben, wird Er aber bald heimholen. Was für ein Tag herrlicher Freude wird dann anbrechen, wenn all die Kinder Gottes in ihre wahre Umgebung gebracht werden, um Ihn mit überfließenden Herzen zu preisen.
Schließlich ist die Welt der Menschheit die Sphäre falscher Propheten, Antichristen und Betrüger geworden. Je mehr wir die „zweite Serie“ der neutestamentlichen Briefe (2. Timotheus, 2. Petrus, 2. Johannes usw.) studieren, um so weniger werden wir durch das rasche Zunehmen falscher Religionen und Kulte bestürzt und erschüttert sein. Aus dem Wissen, daß Gott alles über den Abfall der letzten Tage im voraus wußte, ziehen wir weder Freude noch Selbstzufriedenheit; vielmehr ermöglicht uns diese Erkenntnis, in Ihm zu ruhen. Von Ihm aus gesehen ist alles unter Kontrolle, egal, wie es aus unserer Sicht scheinen mag.
Darüber hinaus können wir uns darüber freuen, daß wir wissen: Täuschung und Falschheit werden nicht immer von Gott zugelassen werden. Die gegenwärtige Wirksamkeit des Geheimnisses der Gesetzlosigkeit (2. Thessalonicher 2,1-8) wird bald enden. Dann wird der Herr ein großartiges Zeitalter einführen, denn „die Erde wird voll sein der Erkenntnis des HERRN, gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedecken.“ (Jesaja 11,9.)
DIE WELT ALS EIN ORGANISIERTES SYSTEM UNTER SATAN
Einige der vielen Bibelstellen, welche die Welt in dieser Weise beschreiben, sind nachfolgend aufgeführt:
„... jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden“ (Johannes 12,31).
„... seid gutes Mutes, ich habe die Welt überwunden“ (Johannes 16,33).
„Wir haben nicht den Geist der Welt empfangen ... „ (1. Korinther 2,12).
„... durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt“ (Galater 6,14).
„... wisset ihr nicht, daß die Freundschaft der Welt Feindschaft wider Gott ist?“ (Jakobus 4,4).
„... denn alles, was in der Welt ist, ... ist nicht von dem Vater“ (1. Johannes 2,16).
„Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt“ (1. Johannes 5,4).
“... die ganze Welt liegt in dem Bösen“ (1. Johannes 5,19).
Wenn Christen über die Welt reden, geschieht es zumeist in dieser Bedeutung. Und tatsächlich beschreibt das Wort Gottes die Welt klar in dieser Art und Weise - als ein System, daß von Satan, dem Erzfeind Christi, organisiert, angetrieben und kontrolliert wird. Satan hat sich eine Anzahl schöner Dinge aus der Schöpfung Gottes ausgeliehen, sie mißbraucht und verdorben und sie dann zu seinem Welt-System zusammengesetzt.
Wenn unsere Augen geöffnet wurden, um diese Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist, erblicken wir eine gigantische Fälschung, die dazu existiert, die Menschen von Gott abzulenken. Sie gleicht einer aufgeputzten, mit Flitterwerk versehenen Scharade 3. Für die Anbetung Gottes steht religiöse Pflicht, an die Stelle heiligen Verlangens tritt unrechtmäßige Begierde, statt Freude gibt es oberflächliches Vergnügen, stilles Vertrauen auf Gott wird durch stolze Selbstgenügsamkeit ersetzt, und Übereinstimmung mit Christus wird von gesellschaftlicher Anpassung abgelöst.
Dies ist die Welt, die Johannes vor sich sieht, wenn er an die Kinder Gottes schreibt: „Liebet nicht die Welt, noch was in der Welt ist.“ (1. Johannes 2,15.16.) Dies ist die Welt, die Jakobus im Blick hat, wenn er erklärt, „daß die Freundschaft der Welt Feindschaft wider Gott ist.“ (Jakobus 4,4.) Dr. Jowett folgert gedankenschwer, wenn er die Welt in dieser Art und Weise anschaut:
„Weltlichkeit ist ein Geist, eine Wesensart, eine Haltung der Seele. Ihr Blick ist horizontal, niemals vertikal. Ihr Motto ist vorwärts, nie aufwärts. Ihr Ziel ist Erfolg, nicht Heiligkeit. Sie beugt sich nie in tief versunkenem und stillem Staunen im Verborgenen. Sie erlebt nie die Ehrfurcht einflößende Wahrnehmung des verborgen Anwesenden. Sie hat Begierden, aber keine demütigen Bitten. Sie hat Ehrgeiz, aber kein Sehnen. Gott wird nicht verneint. Er wird vergessen und ignoriert.“ (Quelle unbekannt.)
In dem gleichen Maß, wie es Satan gelingt, die Christen in einer derartigen Welt zu umgarnen, macht er ihre Wertschätzung für Gott und ihr Fruchtbringen für Ihn zunichte. Die Liebe des Vaters und die Liebe der Welt können in den Zuneigungen eines Gläubigen nicht gleichzeitig bestehen. Eines muß das andere vertreiben. Jakobus zeigt, daß die Zuneigungen des Gläubigen Gott allein gehören, und er nennt die, die einen Kompromiß mit der Welt eingehen, „Ehebrecher und Ehebrecherinnen“. Vielleicht werden wir eine so harte Sprache besser verstehen, wenn wir uns einige besondere Merkmale in diesem Welt-System ansehen.
EINE WEISHEIT - NICHT AUS GOTT
Die Weisheit der Welt lehrt die Menschen, die verloren sind und sterben, daß die Botschaft vom Kreuz Torheit ist. (1. Korinther 1,18-21.) Besessen von solcher Weisheit wankt der Mensch am Rande der Katastrophe entlang, während er den Einzigen verschmäht, der ihn davor erretten kann. (Sprüche 1,23-29.) Sie macht das inspirierte und unveränderliche Wort Gottes herunter und verspottet es, während sie die Worte der Menschen erhebt. Kein Wunder, wenn Jakobus solche Weisheit als eine „irdische, sinnliche, teuflische“ (Jakobus 3,15.) beschreibt.
EIN GEIST - NICHT AUS GOTT
Paulus stellt diesen Geist der Welt dem Geist Gottes gegenüber. Ist es möglich, daß solche, die den Geist Gottes frei empfangen haben, wünschen würden, in einen Wandel nach dem Geist der Welt zurückzufallen? Würde ein Schmetterling in eine Raupe zurückkehren wollen oder ein befreiter Sklave zurück in die Knechtschaft? Leider drängt sich der Geist dieser Welt durch die Massenmedien, durch den Druck von Mitmenschen, durch die so real erscheinenden fortwährenden Bilder und Klänge des Lebens täglich in unsere Gedanken hinein, während der Geist Gottes durch die Bibel mit einer ganz leisen Stimme zu uns spricht, die wir so leicht überhören.
EINE PHILOSOPHIE - NICHT VON CHRISTUS
Paulus kämpfte im Gebet für die Gläubigen in Kolossä, als er sie in großer Gefahr sah, durch eine weltliche Philosophie betrogen und gefangengenommen zu werden. (Kolosser 2,1-8.) Gott sagt: „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; und ihr seid vollendet in ihm“. (Kolosser 2,9.10.) Die Philosophie dieser Welt sagt dagegen: „Es ist in Ordnung, Christus zu besitzen, solange du versuchst, nüchtern zu bleiben. Sei nur kein religiöser Fanatiker. Dein Leben gehört dir. Du mußt entscheiden, in welche Bereiche Er hineinpaßt.“
Das Endergebnis dieser Philosophie stellt das christliche Leben als „Christus plus etwas anderes“ dar. Gott sagt in Wirklichkeit: „Christus plus nichts!“ Wenn ich in dieser Frage Gottes Gedanken annehme, werde ich Christus in meinem Familien-, Geschäfts- und Gemeindeleben den Vorrang geben, selbst in der Verwendung meiner Freizeit. Er ist mein Leben! Eine weltliche Haltung könnte dies als bedrückend empfinden, wer aber Seine Liebe tief in sich aufnimmt, wird mit Freuden in Ihm wandeln, „gewurzelt und auferbaut in ihm“. (Kolosser 2,6.7.)
EINE FREUNDSCHAFT - NICHT VON GOTT
Freundschaft ist definiert worden als die Beziehung, in der man jemanden oder etwas kennt, mag, ihm vertraut und hilft. Unser geliebter Herr war ein Freund der Zöllner und Sünder, aber Er war kein Freund der Welt. Seine Grundsätze waren so weit von denen des Welt-Systems, in dem Er sich bewegte, entfernt, wie der Osten vom Westen. Er verherrlichte Gott (Johannes 17,4.) - die Welt verherrlicht den Menschen. Er lebte, um anderen zu geben (Matthäus 20,38.) - die Welt lebt, um von anderen zu bekommen. Er suchte die Armen, Unterdrückten und Bedürftigen auf (Lukas 4,18.19.) - die Welt sucht die Reichen, die Mächtigen und die Selbständigen auf. Er war sanftmütig und demütig (Matthäus 11,29.) - die Welt ist grob und überheblich. Bin ich ein Freund der Welt oder ein Freund Gottes?
LUST UND HOCHMUT SIND NICHT VON DEM VATER
Beachte sorgfältig, daß Johannes die Dinge der Welt als „die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und den Hochmut des Lebens“ definiert. (1. Johannes 2,15.16.) Ich brauche diese Definition, weil ich dazu neige, die Dinge der Welt ganz anders zu bestimmen. Ich sehe auf Dinge, Aktivitäten und Beziehungen und sage: „Diese sind weltlich!“
Das Wort Gottes erinnert mich jedoch daran, daß die eigentliche weltliche Gesinnung in meinem Herzen ist, wenn ich nach etwas gelüste, was nicht zur Ehre Gottes ist, und wenn ich den Hochmut des Lebens in irgendeiner seiner verschiedenen Formen annehme: Stolz auf das Aussehen, Stolz auf eine Rasse, Stolz auf eine Stellung und sogar Stolz auf Gnade. Lust und Hochmut können sich beide ganz plötzlich in der Verkleidung von etwas Gutem oder Geistlichem bei uns einschleichen.
Vor ungefähr 120 Jahren schrieb J. N. Darby von der Welt:
„Es ist ein ungeheures System, daß herangewachsen ist, nachdem sich der Mensch von Gott abgewandt hatte, und dessen Gott und Fürst, wenn auch nicht rechtmäßig, in Wirklichkeit Satan ist. Der Mensch wurde aus dem Ort, in den ihn Gott in Unschuld und Frieden gesetzt hatte, vertrieben. Für seine Lüste gab der Mensch, unter dem Einfluß Satans, Gott auf. Auf diese Weise bekam Satan Macht über den Menschen ... Regieren nicht Vergnügen, Gewinn, Eitelkeit und Ehrgeiz die Menschen? Ich spreche nicht von Ausnahmen, sondern von dem, was die Welt charakterisiert ... Was ist die Welt in ihren Motiven? Ein System, in dem Menschen voneinander Ehre suchen und nicht die Ehre, welche von Gott kommt ...“ 4
Gott sei Dank hat Er uns Hilfsmittel gegeben, um die Welt überwinden zu können. Erstens haben wir als aus Gott geboren eine neue Natur, welche die Fähigkeit besitzt, durch den Heiligen Geist unterwiesen zu werden. Dadurch sind wir in der Lage, zwischen dem, was aus Gott ist, und dem, was aus der Welt ist, zu unterscheiden. (1. Johannes 5,4.5.) Zweitens ist der Glaube der Sieg, der die Welt überwindet. Wenn wir durch Glauben wandeln, werden wir die Macht Gottes erfahren, die in uns wirkt, um uns unbefleckt von der Welt zu bewahren.
Ich möchte eine praktische Methode vorschlagen, um durch Glauben zu wandeln. Dazu müssen wir unser Tun immer wieder in Abhängigkeit von Gott und dem Wort Seiner Gnade überprüfen. Die folgenden Fragen können uns helfen zu bestimmen, was „weltlich“ ist und was nicht:
Steht etwas in klarem Gegensatz zum Wort Gottes? Wenn es so ist, dann vermeide es gänzlich, ohne zu zögern.
Dient es meinen normalen und rechtmäßigen Funktionen als Person? Gott hat mich so geschaffen, daß ich essen, schlafen, arbeiten, mich entspannen und eine Menge anderer Dinge tun muß. Aber Er möchte, daß ich das alles in Gemeinschaft mit Ihm selbst tue.
Dient es meinen Lüsten und meinem Hochmut? Zwei Menschen können die gleiche Tätigkeit ausüben, aber die eine Person tut es aus Hochmut und die andere aus Liebe. Die erste Handlung ist weltlich, die zweite nicht.
Konzentriert sich dadurch meine Aufmerksamkeit unverhältnismäßig auf das gegenwärtige Zeitalter, und wird meine himmlische Berufung verdunkelt? Verliere ich etwas von dem Verlangen, mit dem ich mich nach der Wiederkunft des Herrn sehne?
Wächst dadurch meine Wertschätzung für Gott als Schöpfer? Eine Woche in einem Naturpark mag wohl dazu beitragen, einige andere Urlaubsmöglichkeiten vielleicht nicht.
Kann ich es in Gemeinschaft mit einem Gott ausüben, der die Welt der Menschheit liebt, der aber das Welt-System Satans total verabscheut, das in Opposition zu Ihm selbst errichtet wurde?
DIE WELT ALS EIN ZEITALTER ODER EINE ZEITPERIODE
Bisher haben wir die Welt auf drei unterschiedliche Arten betrachtet: als physikalische Erde, als Welt der Menschheit und als Welt-System Satans. Diese drei Begriffe werden durch das griechische Wort „kosmos“ ausgedrückt. Auch in den folgenden Versen steht (zumindest in einigen Bibelübersetzungen) das Wort „Welt“, aber in diesen Fällen ist es eine Übersetzung des griechischen Wortes „aion“ - eines Wortes, das normalerweise ein Zeitalter bezeichnet: 5
„... weder in diesem Zeitalter noch in dem zukünftigen“ (Matthäus 12,32).
„... was ist das Zeichen ... der Vollendung des Zeitalters?“ (Matthäus 24,3).
„Und seid nicht gleichförmig dieser Welt“ (Römer 12,2).
„... in welchen der Gott dieser Welt den Sinn der Ungläubigen verblendet hat“ (2. Korinther 4,4).
„Demas hat mich verlassen, da er den jetzigen Zeitlauf liebgewonnen hat“ (2. Timotheus 4,10).
„... besonnen ... leben in dem jetzigen Zeitlauf“ (Titus 2,12).
„... die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters“ (Hebräer 6,5).
Das Wort Gottes stellt das gegenwärtige Zeitalter, in dem wir leben, dem zukünftigen Zeitalter gegenüber. Das jetzige Zeitalter ist von der Sorge dieses Lebens und von dem Betrug des Reichtums geprägt. (Matthäus 13,22.) Es ist auch gekennzeichnet durch die Macht Satans, der den Sinn der Ungläubigen verblendet. Ihre Fürsten werden ebenso wie ihre Weisheit bald zunichte gemacht. (1. Korinther 2,6.)
Das zukünftige Zeitalter wird hingegen geprägt sein von der wunderbaren Herrschaft unseres Herrn Jesus Christus. Wir können uns vielleicht daran erinnern, wie die Jünger Ihn über das Zeichen Seiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters gefragt haben. In Seiner Antwort beschreibt Er einige der schrecklichen Ereignisse, die mit dem Zu-Ende-Gehen des jetzigen Zeitalters verbunden sind: „... alsdann wird große Drangsal sein, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzthin nicht gewesen ist, noch je sein wird.“ (Matthäus 24,21.)
Aber dann entfaltet Er eine neue und andere Szene: „und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit.“ (Matthäus 24,30.) Zu dieser Zeit führt Er ein neues Zeitalter ein, wo Ruhe an die Stelle der Sorgen des Lebens tritt, wo Reichtümer nicht mehr täuschen, wo Satan für tausend Jahre gebunden ist und wo „die Gerechten leuchten wie die Sonne“. (Matthäus 13,43.)
In welcher Beziehung sollten wir als Christen zu diesem gegenwärtigen Zeitalter stehen? Sollten wir es für einen Feind halten, genau so, wie wir das Welt-System Satans betrachten? Welche Unterweisung gibt uns das Wort Gottes für unser Verhalten in diesem gegenwärtigen Zeitalter?
Erstens können wir uns an der Verheißung unseres Herrn erfreuen, daß Er bei den Seinen ist, auch bis zur Vollendung des Zeitalters. (Matthäus 28,20.) Als nächstes können wir eine Lektion von den Söhnen dieses Zeitlaufs lernen, denn sie „sind klüger als die Söhne des Lichts gegen ihr eigenes Geschlecht“. (Lukas 16,1-9.) Wenn wir beobachten, wie sie durch Versicherungen und Kapitalanlagen Vorkehrungen für ihre Zukunft auf der Erde treffen, können wir lernen, denselben Fleiß und Weitblick beim Anhäufen von Schätzen im Himmel an den Tag zu legen.
Andererseits wollen wir Anpassung an und Gleichförmigkeit mit diesem Zeitalter hinsichtlich der Prioritäten, Ziele und Motive zurückweisen. Es ist weit besser, daß wir ständig durch die Erneuerung unseres Sinnes verwandelt werden, als daß wir in die Schablone eines Zeitalters gepreßt werden, dessen Gott Satan ist. (Römer 12,1-3.)
In dieser Weise bringt Paulus die erstaunlichen Hilfsmittel der Gnade Gottes hinein, die uns unterweist, die Gottlosigkeit und die weltlichen Lüste zu verleugnen und besonnen, gerecht und gottselig zu leben in dem gegenwärtigen Zeitlauf. (Titus 2,11-13.) Als solche, die errettet sind aus Satans Reich der Finsternis, sind wir bevorrechtigt, gerade die Merkmale zu entfalten, die das zukünftige Zeitalter kennzeichnen werden.
Manchmal denke ich über Demas nach. Er verließ Paulus, weil er den gegenwärtigen Zeitlauf (aion) liebgewonnen hatte. (2. Timotheus 4,10.) Was liebte er davon? Das Wort Gottes sagt es nicht, aber unsere eigenen Herzen müssen bekennen, daß wir ihn auch lieben würden, wenn wir nicht durch eine größere Liebe gefesselt wären.
DIE WELT ALS BEWOHNTE ERDE
Das Wort Gottes gibt uns einige sehr interessante Stellen zu dieser letzten Form von Welt, die wir nun betrachten wollen. In jeder der unten aufgeführten Stellen handelt es sich um eine Übersetzung des griechischen Wortes „oikumene“, das „die bewohnte Erde“ bedeutet 6:
„Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis ...“ (Matthäus 24,14).
„... an welchem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit“ (Apostelgeschichte 17,31).
„... ihre Reden (sind ausgegangen) zu den Grenzen des Erdkreises“ (Römer 10,18).
„Wenn er aber den Erstgeborenen wiederum in den Erdkreis einführt ...“ (Heb 1,6).
„... vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird“ (Offenbarung 3,10).
„Satan ... , der den ganzen Erdkreis verführt“ (Offenbarung 12,9).
Dieser Verwendung des Wortes „Welt“ oder „Erdkreis“ liegt ein großartiger Gedanke zugrunde. Gottes Interesse an der Erde, die Er geschaffen hat, richtet sich vornehmlich auf die Menschen, die auf ihr leben. So ist Sein Zeugnis in der Schöpfung zur ganzen Erde ausgegangen.
Aber die Bewohner der Erde haben sich selbst verdorben. Sie haben den Gott der Gnade und Herrlichkeit verworfen. Wie traurig wahr waren die Worte des Silberschmieds aus Ephesus über ihre Göttin Artemis: „... welche ganz Asien und der Erdkreis verehrt.“ (Apostelgeschichte 19,27.) Wie in den Tagen Noahs die Sintflut gegen die bewohnte Erde gerichtet war, weil die Bosheit der Menschen das Maß zum Überlaufen gebracht hatte, so wird sich auch an einem zukünftigen Tag das Gericht Gottes gegen die bewohnte Erde richten.
Im Blick auf dieses kommende Gericht gebietet Gott allen Menschen überall Buße zu tun, denn Er ist langmütig, da Er nicht will, daß irgend welche verlorengehen. (2. Petrus 3,9.) Auch in der kommenden Zeit der Drangsal, wenn die Versammlung (Gemeinde oder Kirche) dem Herrn entgegen in die Luft entrückt worden ist, wird Gott weiterhin Sein Interesse an der bewohnten Erde kundtun. Er wird das Evangelium des Reiches bis in ihre äußersten Enden dringen lassen. (Matthäus 24,10.)
Denke darüber nach! Gerade während der Zeit, in welcher der satanische Betrug überall auf der bewohnten Erde seinen Höhepunkt erreicht, wird das Evangelium des Reiches auf derselben bewohnten Erde verkündigt werden! Wir dürfen wohl über die Gnade und Langmut unseres Gottes staunen.
Aber jetzt wenden wir uns einer unendlich heller leuchtenden Sicht der bewohnten Erde zu. Hebräer 1 und 2 stellt sie als das rechtmäßige Herrschaftsgebiet des wahren Sohnes des Menschen dar. Nach den Drangsalsgerichten wird der Herr Jesus in Macht und großer Herrlichkeit wiederkommen, um Sein tausendjähriges Königreich aufzurichten. (Offenbarung 19,11 - 20,6.) Überdenke sorgfältig die kostbaren Worte von Hebräer 2,5-9:
„Denn nicht Engeln hat er unterworfen den zukünftigen Erdkreis, von welchem wir reden; es hat aber irgendwo jemand bezeugt und gesagt: 'Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, oder des Menschen Sohn, daß du auf ihn siehst? Du hast ihn ein wenig unter die Engel erniedrigt; mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt [und ihn gesetzt über die Werke deiner Hände]; du hast alles seinen Füßen unterworfen.' ... jetzt aber sehen wir ihm noch nicht alles unterworfen. Wir sehen aber Jesum, der ein wenig unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt war, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.“
Adam und Christus sind in diesen Versen beide zu sehen. Aber Adam verlor seine Herrlichkeit und Ehre, als er gegen Gott sündigte. Durch seine elende Tat des Ungehorsams kam die Sünde in die Welt. (Römer 5,12.) Die Herrlichkeit Adams verwandelte sich in Scham und seine Ehre in Schande; nicht nur für ihn selbst, sondern für alle seine Nachkommen. Er hatte von Gott die Aufgabe übertragen bekommen zu herrschen, aber er begab sich selbst unter die Herrschaft dessen, der ihn zu Fall gebracht hatte - das ist Satan. Der Mensch wurde so ein Sklave der Sünde und wandelte gemäß „dem Fürsten der Gewalt der Luft“. (Epheser 2,2.) Er blieb bis zur Ankunft des zweiten Menschen - des letzten Adam - des Herrn aus dem Himmel, in diesem traurigen Zustand!
Der zweite Mensch, unser Herr Jesus Christus, hat den Satan in genau der Welt besiegt, in welcher der erste Mensch die Schlacht verlor. Als Mensch hat unser Herr Sein Recht, über diese Erde zu herrschen, bewiesen. Nachdem Er sich selbst erniedrigt hat bis zum Tod am Kreuz, hat Gott Ihn hoch erhoben:
„... auf daß in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, daß Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (Philipper 2,10.11).
Bald wird auf der bewohnten Erde das Lob Gottes erklingen, wenn sie unter der vollkommenen Verwaltung des Sohnes des Menschen erblüht. Jede einzelne Sache wird unter Seine Kontrolle gebracht, bis hin zum Verhalten der Tiere. Zu dieser Zeit werden wir, die wir mit Ihm gelitten haben, auch mit Ihm regieren (2. Tim 2,12). Mit Freude erwarten wir diese Zeit: „Das Reich der Welt unseres Herrn und seines Christus ist gekommen, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ (Offenbarung 11,15.)
FRAGEN ZUR VERSTÄNDNISÜBERPRÜFUNG
Erkläre in kurzen und einfachen Worten die fünf verschiedenen Begriffe, die in dem Wort „Welt“ 7 in Gottes Wort enthalten sind.
Was sind einige der Vorteile, wenn wir uns an der Erde, auf der wir leben, erfreuen? Welches sind die Grenzen für diese Freude?
Betrachte noch einmal diese Aussage, die gestattet, die Welt zu benutzen, aber nicht, sie als Eigentum (oder: völlig) zu gebrauchen (1. Korinther 7,31). Was bedeutet dieser Ausdruck? Gib einige Beispiele.
Erläutere drei Arten, in denen die Bibel die Welt der Menschheit beschreibt. Erkläre den Unterschied zwischen moralischer Trennung und körperlicher Absonderung in bezug auf Ungläubige.
Gib einige praktische Beispiele aus deiner eigenen Erfahrung vom Welt-System Satans, über das in diesem Buch gesprochen wurde (Weisheit, Geist, Philosophie, Freundschaft, Lust ... der Welt.)
Untersuche einige der Gegensätze zwischen dem gegenwärtigen und dem zukünftigen Zeitalter.
Nenne einige Gründe, warum der Herr Jesus Christus der rechtmäßige Herrscher über die bewohnte Erde ist.
Fußnoten
1] Sowohl an dem Wort „Welt“ als auch an dem Wort „Fleisch“ wird deutlich, daß einzelnen Wörtern oft mehrere Begriffe zugeordnet sind. Hinzu kommt bei der Übersetzung die Schwierigkeit, daß solche Zuordnungen in den verschiedenen Sprachen häufig auf sehr unterschiedliche Weise erfolgen. Das bedeutet hier auch, daß die Bedeutungen der betr. griechischen Wörter für „Welt“ und auch für „Fleisch“ in einem bestimmten Textzusammenhang nicht immer nur auf einen einzigen Begriff beschränkt werden können. Übersetzung und Auslegung müssen sich daher bei jedem Vorkommen dieser Wörter am jeweiligen Textzusammenhang und an der Gesamtaussage der Heiligen Schrift orientieren. Anmerkung des Hrsg.
2Ein kurzer Hinweis auf das griechische Wort „ge“ mag hier hilfreich sein. Dieses Wort wird normalerweise mit „Erde“ bzw. „Land“ übersetzt und bezieht sich einfach auf den physikalischen Planeten, auf dem wir leben. Von diesem Wort stammt das Präfix „geo“ in unserer Sprache (Geologie, Geopgraphie usw.). Dieses Wort ist mit dem Aspekt der Welt verwandt, den wir in diesem Abschnitt untersucht haben.
3Rätsel, bei dem das Lösungswort in Silben zerlegt wird und jede Silbe pantomimisch dargestellt wird.
4Collected Writings, Vol. 34, S. 111.112.
5Trench definiert „Zeitalter“ als „jene treibende Masse von Gedanken, Meinungen, Maximen, Spekulationen, Hoffnungen, Impulsen, Absichten und Bestrebungen, die jederzeit in der Welt vorherrschend ist, aber vielleicht unmöglich zu fassen und genau zu bestimmen ist und dennoch eine reale, wirksame Macht darstellt. Die moralische oder unmoralische Atmosphäre, die wir in jedem Augenblick unseres Lebens einatmen, um sie unweigerlich wieder auszuatmen“. (Zitiert aus K. S. Wuest, Word Studies from the Greek New Testament, Vol. 3, Studies in the Vocabulary of the New Testament, S. 58.)
6In der Elberfelder Übersetzung stets mit „Erdkreis“ wiedergegeben.
7D.h. in den drei griechischen Wörtern „kosmos“, „aion“ und „oikumene“, die im Deutschen z.T. mit „Welt“ wiedergegeben werden. Anmerkung des Hrsg.
Sulzbacher 01.09.2021 19:08
DAS FLEISCH
Dieses Kapitel will versuchen, die verschiedenen Bedeutungen des Wortes „Fleisch“ im Neuen Testament, die alle aus dem gleichen griechischen Wort übersetzt sind, in vier Hauptgruppen 1 einzuteilen:
Das Fleisch als der menschliche Körper
Das Fleisch als unser Menschsein.
Das Fleisch in Verbindung mit unseren natürlichen Beziehungen
Das Fleisch als die sündige menschliche Natur.
Wenn wir als Christen über das Fleisch reden, denken wir meist an die vierte Bedeutung. Und es ist tatsächlich nötig, über die sündige Natur in uns, die wir von Adam empfangen haben, zu sprechen und sie zu verstehen. Sie befindet sich im Widerstand gegen Gott. Anders als die Welt um uns her ist das Fleisch ein innerer Feind. Es gelüstet gegen den Geist und bringt häßliche Werke hervor. Wir müssen uns im Licht der Schrift damit befassen, um das Vollbringen seiner Lüste zu vermeiden.
Das Wort Gottes gebraucht das Wort „Fleisch“ aber auch in anderer Hinsicht. Es ist wichtig, dies zu verstehen, um das Wort der Wahrheit recht zu teilen. (2. Timotheus 1,15.) Obwohl diese verschiedenen Verwendungen zu unterscheiden sind, können sie nicht immer völlig getrennt werden. Dies ist gut, denn es erfordert demütige Abhängigkeit vom Heiligen Geist, wenn wir die Gedanken Gottes aus Seinem Wort zu verstehen suchen.
Weiterhin brauchen wir dem Herrn ergebene Herzen sowie ein richtiges Verständnis. Ohne solche Herzen können wir über die Lehre von der Welt, dem Fleisch und dem Teufel reden und sogar ein klares Verständnis über diese Feinde haben, sie jedoch in der Praxis nicht überwinden.
DAS FLEISCH ALS DER MENSCHLICHE KÖRPER
Die folgenden Schriftstellen beschreiben das Fleisch in dieser Weise:
„... denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe“ (Lukas 24,39).
„... laßt uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes“ (2. Korinther 7,1).
„ ... wurde mir ein Dorn für das Fleisch gegeben“ (2. Korinther 12,7).
„... was ich aber jetzt lebe im Fleische, lebe ich durch Glauben ... „ (Galater 2,20).
„Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehaßt“ (Epheser 5,29).
„... das Bleiben im Fleische aber ist nötiger um euretwillen“ (Philipper 1,24).
„Da nun Christus im Fleische gelitten hat“ (1. Petrus 4,1).
Wenn die Bibel das Wort „Fleisch“ in bezug auf den menschlichen Körper gebraucht, schließt dies nicht ein, daß es an sich böse ist. Eine solche Folgerung kommt eher aus der griechischen Philosophie als von Gott, und sie ist die Ursache von vielem Mißverständnis über rein menschliche Funktionen gewesen. Sie ist der Urheber solcher Mißbräuche wie Askese und erzwungener Ehelosigkeit (Zölibat). Zahllose Ehen sind des von Gott beabsichtigten Segens und Genusses beraubt worden, weil ein oder beide Ehepartner in ehelicher Liebe sündige Lust gesehen haben. Ein derartiges Durcheinander reduziert die schöne Intimität der Ehe zu einem notwendigen Übel zur Erhaltung der menschlichen Rasse.
Natürlich wird das Herz des Menschen seine betrügerische und zu allem fähige Bosheit durch den Leib zum Ausdruck bringen. Auf diese Weise untermauert Paulus die Anklage, daß sowohl Juden als auch Griechen alle unter der Sünde sind. Er zitiert alttestamentliche Schriftstellen, die über Dinge wie betrügerische Zungen, giftige Lippen, fluchende Münder und Füße, die schnell Blut vergießen, sprechen. (Römer 3,9–18.)
Als Christen werden wir ermahnt, uns selbst von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes zu reinigen. (2. Korinther 7,1.) Gegründet auf unsere Einsmachung mit Christus in Seinem Tod und Seiner Auferstehung werden wir angetrieben, der Sünde nicht mehr zu erlauben, in unseren sterblichen Leibern zu herrschen, und unsere Glieder nicht mehr der Sünde als Werkzeuge der Ungerechtigkeit darzustellen. (Römer 6,1–13.)
Der Brief an die Kolosser stellt uns die gegenwärtigen und zukünftigen Segnungen in Christus vor und sagt: „Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Hurerei, Unreinigkeit ...“ (Kolosser 3,1–5.) Wenn wir den Text weiterlesen, wird deutlich werden, daß sich der Ausdruck „eure Glieder“ auf die verschiedenen Möglichkeiten bezieht, wie jemand seinen Leib mißbrauchen kann. Zu sagen, daß der Leib für böse Absichten benutzt werden kann, oder zu sagen, daß der Leib selbst böse ist, ist zweierlei.
Es wird uns die überwältigende Überzeugung dämmern, daß sich das Wort Fleisch nicht immer auf etwas Böses bezieht, wenn wir merken, daß dieses Wort für den Leib und die Menschheit unseres unvergleichlichen Erlösers verwendet wird:
„Gott ist offenbart worden im Fleische ...“ (1. Timotheus 3,16).
„Da nun Christus [für uns] im Fleische gelitten hat ...“ (1. Petrus 4,1)
„... noch sein Fleisch die Verwesung gesehen hat“ (Apostelgeschichte 2,31).
MENSCHLICHE SCHWACHHEIT
Wenn die Schrift von dem Fleisch als Bezeichnung unseres menschlichen Körpers spricht, redet sie auch von leiblicher Schwachheit. Paulus spricht im Galaterbrief von seiner körperlichen Gebrechlichkeit – seine Versuchung, die in seinem Fleisch war. (Galater 4,13.14.) Solche Gebrechlichkeit und Krankheit zeigt sich im Fleisch der Gläubigen und Ungläubigen. Manchmal läßt Gott einen „Dorn im Fleisch“ zu, um uns, wie Paulus, demütig zu halten. (2. Korinther 12,7–10.) Zu anderen Zeiten heilt Er uns vielleicht von solchen Gebrechen und erweist uns Seine Gnade, wie Er es bei Epaphroditus tat. (Philipper 2,25–27.)
Derartige körperliche Schwachheit müssen wir deutlich von der Sünde im Fleisch unterscheiden. Im Hinblick auf das erste entfaltet die Schrift unseren Herrn Jesus Christus als unseren großen Hohenpriester; (Hebräer 4,14–16.) im Hinblick auf das Zweite ist Er unser Fürsprecher oder Sachwalter bei dem Vater. (1. Johannes 2,1.2.) Gottes Maßstab ist, daß wir nicht sündigen. Wenn wir aber doch gesündigt haben, können wir uns auf die Sachwalterschaft Christi stützen, die sich auf Sein vollbrachtes Sühnungswerk am Kreuz gründet. Aber für die Schwachheit und Gebrechlichkeit unseres Fleisches ist Sein Priestertum vorgesehen worden. Er weiß alles über uns. Er ist sich dessen bewußt, daß wir Staub sind. Er hat unsere Schwachheit tief empfunden, da Er in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde. 2
Eine Illustration kann hier hilfreich sein. Wenn ich in das Zimmer meiner kleinen Tochter komme und sie weinend vorfinde, werde ich sie trösten und ermutigen. Vielleicht sagt sie: „Andere Kinder waren heute in der Schule gemein zu mir.“ Dann werde ich ihr versichern, daß ich mit den gleichen Dingen zu tun hatte, als ich zur Schule ging, und gebe ihr Anleitung, wie sie in der Zukunft mit diesem Problem umgehen kann. Dies ist ähnlich der hohenpriesterlichen Tätigkeit des Herrn – Barmherzigkeit erweisen (für die gegenwärtige Not) und Gnade bereitstellen (im Umgang mit zukünftigen Problemen).
Aber angenommen, ihre Tränen sind Tränen des Zorns und der Enttäuschung. Sie hatte einen Streit mit ihrer Freundin, und beide haben bittere, häßliche Dinge gesagt. Nun benötigt sie eher Wiederherstellung statt Trost – Wiederherstellung dem Herrn gegenüber, gegen den sie durch ihr Verhalten gesündigt hat, und Wiederherstellung ihrer Freundin gegenüber. Hier tritt die Sachwalterschaft unseres Herrn ein – Er nimmt sich, wenn wir sündigen, in genau dem Moment unserer Angelegenheit an, oft, bevor wir merken, daß wir gesündigt haben, und führt uns zu Sündenbekenntnis und Wiederherstellung.
LEIDEN
Es gibt außerdem so etwas wie Leiden im Fleisch. Petrus spricht von dem großen Wert derartiger Leiden: „... denn wer im Fleisch gelitten hat, ruht von der Sünde.“ (1. Petrus 4,1.2.) Paulus bezieht sich zweifellos auf solche Leiden, wenn er schreibt: „Hinfort mache mir keiner Mühe, denn ich trage die Malzeichen [des Herrn] Jesus an meinem Leibe.“ (Galater 6,17.) Inmitten so großer Leiden erfuhr Paulus großartige Siege.
Ich möchte einen letzten Punkt im Blick auf das Fleisch als den menschlichen Körper nennen – Gott erwartet von mir, daß ich darauf achte. Es wäre durchaus falsch, sein eigenes Fleisch (unter dem Gesichtspunkt des menschlichen Körpers) zu hassen. Als ein Christ muß ich die erstaunliche Wahrheit, daß mein Körper der Tempel des Heiligen Geistes geworden ist, nicht verringern oder übersehen. Er ist in mir! Ich gehöre mir nicht selbst! Ich bin durch einen Preis erkauft worden. Mein Körper gehört nun Gott, auf daß ich Ihn darin verherrliche. (1. Korinther 6,10.20.)
Dinge wie Essen, Trinken, Leibesübungen, Arbeiten und sogar Schlafen bekommen eine ganz neue Perspektive, wenn ich erkenne, daß ich in all diesen gewöhnlichen Tätigkeiten des Lebens Gott verherrlichen kann. Wie wunderbar, daß die Glieder meines Leibes, die einst Werkzeuge der Ungerechtigkeit waren, Werkzeuge der Gerechtigkeit werden können! (Römer 6,19.)
DAS FLEISCH ALS UNSER MENSCHSEIN
Hier sind einige der Schriftstellen, die vom Fleisch in dieser Art und Weise reden:
„... und alles Fleisch wird das Heil Gottes sehen“ (Lukas 3,6).
„Gleichwie du ihm Gewalt gegeben hast über alles Fleisch ...“ (Johannes 17,2).
„Ich rede menschlich, wegen der Schwachheit eures Fleisches“ (Römer 6,19).
„... damit sich vor Gott kein Fleisch rühme“ (1. Korinther 1,29).
„... kämpfen wir nicht nach dem Fleische“ (2. Korinther 10,3).
„... alles Fleisch ist wie Gras“ (1. Petrus 1,24). 3
Wenn Menschen Kinder Gottes werden, hören sie nicht auf, ein Teil der menschlichen Rasse zu sein. Heilige und Sünder sind in gleicher Weise in die biblische Aussage mit einbezogen: „Alles Fleisch ist wie Gras.“ (1. Petrus 1,24.) Wir haben teil an einer gemeinsamen menschlichen Natur.
Auch unser Herr Jesus Christus hat an der menschlichen Natur teilgenommen hat, ohne jedoch in irgendeiner Weise an ihrer Sünde teilzuhaben.
„Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“ (Johannes 1,14.) Er war vollkommen Mensch und auch vollkommener Mensch! Mit ehrfürchtigen und anbetenden Herzen können wir die Evangelien studieren und die Tage Seines Fleisches betrachten. (Hebräer 5,7.) Gerade das Bekenntnis, daß Jesus im Fleisch gekommen ist, ist es, was den Geist der Wahrheit von dem Geist des Irrtums unterscheidet. (1. Johannes 4,1–3.)
Aber laßt uns etwas weiter über die vollkommene Menschheit unseres Herrn Jesus Christus nachdenken. Das Wort Gottes macht deutlich, daß der Herr Jesus keine Spur von dieser bösen Natur hatte, die ein Teil unseres Menschseins ist. Er war nicht nur ohne Sünde, sondern es war absolut nichts in Ihm, was für Sünde empfänglich gewesen wäre. Es war gar nichts in Ihm, was auf die Vorschläge Satans geantwortet hätte. (Johannes 14,30.) Er konnte Seine Feinde mit der Frage herausfordern: „Wer von euch überführt mich der Sünde?“ (Johannes 8,46.)
Ich würde hier das Wort Sündlosigkeit gebrauchen, das sich in einzigartiger Weise auf die Menschheit unseres Herrn bezieht. Bei diesem Wort gehen wir über den gewöhnlichen Gedanken hinaus, daß Er keine Sünde tat, und bejahen, daß Er nicht sündigen konnte. Sein moralisches Wesen machte dies zu einer völligen Unmöglichkeit. Seine unveränderliche Heiligkeit konnte bei Seiner Menschwerdung keinen Kompromiß eingehen. In Wahrheit war Er die personifizierte Heiligkeit
jene Natur, die sich an Reinheit erfreut und Böses zurückweist.
Von Ewigkeit her war Er heilig! Offenbarung 4,8.
Bei Seiner Geburt war Er heilig! Lukas 1,35.
In Seinem Leben war Er heilig! Apostelgeschichte 4,30.
In Seinem Tod war Er persönlich ohne Fehl und ohne Flecken! 1. Petrus 1,18.19.
Als erhöhter Mensch zur Rechten Gottes in der Herrlichkeit ist Er heilig! Offenbarung 3,7; 6,10.
Trotzdem nahm Er wahrhaftig an der menschlichen Natur 4 teil, indem Er das Menschsein in Seine Person aufnahm. Er wußte, was es heißt, hungrig und durstig zu sein. (Johannes 4,7.) Er wurde durch den Teufel versucht. (Matthäus 4.) Er konnte sich über den Glauben eines heidnischen Fremden wundern, (Matthäus 8,10.) und an dem Grab Seines Freundes Lazarus weinen. (Johannes 11,35.) Was für ein Heiland! Wir wollen uns vor Ihm beugen und Ihn anbeten, der untrennbar Gott und Mensch in einer Person ist. Tatsächlich, Gott offenbart im Fleisch. (1. Timotheus 3,16.)
UNSER MENSCHSEIN
Der Apostel Paulus zeigt etwas von diesem Menschsein an sich, wenn er in 2. Korinther 7,5.6 schreibt:
„Denn auch als wir nach Macedonien kamen, hatte unser Fleisch keine Ruhe, sondern allenthalben waren wir bedrängt; von außen Kämpfe, von innen Befürchtungen. Der aber die Niedrigen tröstet, Gott, tröstete uns durch die Ankunft des Titus.“
Wie warm und menschlich sind diese Worte! Paulus wurde durch die Ankunft seines lieben Freundes und Mitarbeiters Titus getröstet. Wer wie eine Maschine oder ein Roboter arbeitet, muß sich sagen lassen, daß er weder die Notwendigkeit noch die Freude dieses menschlichen Trostes jemals empfunden hat. Diese Liebe zur Gemeinschaft ist ein Bestandteil unseres elementaren Menschseins und so weit wie möglich entfernt von irgendeinem Gedanken an fleischliche Sünde.
Was jedoch den geistlichen Kampf betrifft, brauchen wir mächtigere Waffen als diese menschliche Natur. Und so schreibt Paulus in 2. Korinther 10,3 weiter:
„Denn obwohl wir im Fleische wandeln, kämpfen wir nicht nach dem Fleische.“
Da wir in einem geistlichen Kampf sind, können wir nicht mit den Mitteln kämpfen, die uns als Menschen, auch wenn wir Christen geworden sind, zur Verfügung stehen.
Wir müssen so in die Schlacht gehen, wie sich David gegen Goliath wandte. Nicht in der Waffenrüstung Sauls, sondern „im Namen des HERRN der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels“. (1. Samuel 17,45.) Hier sind die geistlichen Waffen! Waffen, die durch Gott mächtig sind, Festungen zu zerstören. Wie David dem mächtigen Goliath gegenüberstand, so stehen wir geistlichen Festungen gegenüber, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erheben. Falsche Meinungen und ungehorsame Gedanken drängen sich fortwährend in unsere Sinne und beeinflussen bald unser Verhalten. Was sollen wir tun?
Wir müssen gründlich verstehen, daß – obwohl wir im Fleisch wandeln – wir nicht nach dem Fleische kämpfen. Wir müssen die Waffen ergreifen, die Gott uns zur Verfügung gestellt hat – dieses völlige Vertrauen auf Ihn, daß es uns ermöglicht, Vernunftschlüsse zu zerstören und jeden Gedanken gefangenzunehmen unter den Gehorsam des Christus. (2. Korinther 10,3–6.)
ALLES FLEISCH
Wenn wir nun unsere Aufmerksamkeit dem Ausdruck „alles Fleisch“ – die Gesamtheit der Menschen – zuwenden, so fragen wir vielleicht: „Was sind Gottes Absichten damit?“ Wir wollen uns zuerst jene wunderbare Prophetie aus Jesaja 40 anschauen, die durch Johannes den Täufer ausgerufen wurde:
„... und alles Fleisch wird das Heil Gottes sehen“ (Lukas 3,6).
Dieser Vers sagt nicht, daß alle Menschen oder auch nur die Mehrzahl der Menschen, weder damals noch jetzt, Erlösung empfingen. Leider ist genau das Gegenteil wahr. Aber während unser Herr Jesus Christus auf der Erde unter den Menschen wandelte, verkörperte Er dieses „Heil Gottes“, das von allen gesehen werden konnte. In Ihm ist die Gnade Gottes erschienen, „heilbringend für alle Menschen“. (Titus 2,11.) Seinetwegen konnte die Aufforderung Jesajas jedem Stamm und jeder Nation verkündet werden:
„Wendet euch zu mir und werdet gerettet, alle ihr Enden der Erde! denn ich bin Gott, und keiner sonst“ (Jes 45,22).
An einem zukünftigen Tag wird tatsächlich alles Fleisch das Heil Gottes sehen, wenn jedes Knie sich beugt und jede Zunge bekennt, „daß Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.“ (Philipper 2,9–11.) Auch die großen Scharen, die keine Buße getan haben und in den Feuersee gehen werden, werden zuvor, an einem zukünftigen Tag, ihre Knie vor Ihm beugen, weil Ihm Gewalt über „alles Fleisch“ gegeben worden ist. (Johannes 17,2.)
Zweitens ist es im Blick auf „alles Fleisch“ Gottes Absicht, daß sich niemand in Seiner Gegenwart rühme. Er hat absichtlich das Törichte, das Schwache, das Unedle und das Verachtete zur Errettung ausgewählt. Wenn auch einige derer gerufen sind, die von den Menschen als weise, mächtig und edel geachtet werden, so bleibt doch das Urteil bestehen: „damit sich vor Gott kein Fleisch rühme“. (1. Korinther 1,26–29.)
Darüber sind Humanisten und Religiöse jeder Richtung, Schattierung und Bezeichnung seit den Tagen Kains gestolpert. Sie wollen gern rituelle Opfer, Sittlichkeit, Bruderschaft und auch eine Form der Frömmigkeit akzeptieren, nur um dafür zu sorgen, daß etwas vom Ruhm des Menschen bewahrt bleibt. Auch wahre Christen können manchmal auf diesen humanistischen Wagen aufspringen und zu einem Denken verleitet werden, daß ihre Leistung nach der Bekehrung irgendwie zu einem Platz im Himmel beiträgt. Wie sind doch die Menschen entschlossen, um jeden Preis selbst ein Stückchen von der „Herrlichkeit“ des natürlichen Menschen festzuhalten!
Aber das kann nicht sein! Die Herrlichkeit des ersten Menschen zerfiel vor dem Angriff des Feindes im Garten Eden zu Staub. Des weiteren bestätigt die Szene auf Golgatha, nach einer Erprobungszeit von über 4.000 Jahren schrecklicher Menschheitsgeschichte, nochmals das Urteil: „alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes.“ (Römer 3,23.)
Dasselbe gewaltige Werk auf Golgatha hat jedoch die Grundlage für eine neue Art der Menschheit gelegt – eine riesige Menge, die für Gott erkauft worden ist durch das Blut Christi, „aus jedem Stamm und Sprache und Volk und Nation“. (Offenbarung 5,9.) Verbunden mit dem zweiten Menschen – dem Herrn aus dem Himmel (1. Korinther 15,47.) – haben diese den „Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi“ dankbar aufgenommen. (2. Korinther 4,6.) Sie haben das Urteil, daß die Herrlichkeit allein Gott gebührt, voll und ganz angenommen und vereinigen sich auf diese Weise mit einem alten Glaubensmann in dem Ausruf:
„Dein, HERR, ist die Größe und die Stärke und der Ruhm und der Glanz und die Pracht; denn alles im Himmel und auf Erden ist dein. Dein, HERR, ist das Königreich, und du bist über alles erhaben als Haupt“ (1. Chr 29,11).
DAS FLEISCH IN VERBINDUNG MIT UNSEREN NATÜRLICHEN BEZIEHUNGEN
Diese dritte Gruppe von Schriftstellen in bezug auf das Fleisch 5 kann wie folgt kurz zusammengefaßt werden:
„... und es werden die zwei ein Fleisch sein“ (Matthäus 19,5).
„... der aus dem Samen Davids gekommen ist dem Fleische nach“ (Römer 1,3).
„... meine Brüder, meine Verwandten nach dem Fleische“ (Römer 9,3).
„Denn wir sind die Beschneidung, die wir ... nicht auf Fleisch vertrauen“ (Philipper 3,3).
„... als einen geliebten Bruder, ... sowohl im Fleische als im Herrn“ (Philemon 16).
Wie in den beiden vorhergehenden Abschnitten dieses Kapitels, wird auch in diesem das Wort Fleisch in einer Art und Weise gebraucht, die Böses nicht direkt und unbedingt mit einschließt. Rechtmäßige natürliche Beziehungen wie Ehe- und Familienbande sind von Gott schon vor dem Fall des Menschen eingesetzt worden; und Er hat sie seit dem Fall nicht aufgehoben!
Gott sieht mit Freude, wenn zwischen den Familienangehörigen Wärme und Hilfsbereitschaft strömt. Obwohl wir durch die Bekehrung sogar zu engeren und tieferen Beziehungen in der Familie Gottes kommen, können wir doch, was unsere natürlichen menschlichen Bindungen betrifft, deren Vorrechte genießen und die damit verbundenen Verpflichtungen übernehmen.
In Römer 9 macht Paulus in seiner Klage über Israel deutlich, wie sich Gläubige im Blick auf unbekehrtes „Fleisch und Blut“, die „Verwandten nach dem Fleische“, verhalten sollen. Er war sich ihrer früheren Vorteile, der Verwerfung ihres Messias, der gegenwärtigen Blindheit, die sie umhüllte, und ihrer zukünftigen nationalen Wiederherstellung wohl bewußt.
Obgleich wir über die Intensität seiner Worte staunen mögen (er wünschte sich selbst durch einen Fluch von Christus für sie entfernt zu sein), würden wir gut daran tun, uns wenigstens einen kleinen Teil seines Geistes anzueignen. Wie viele von uns haben nahe Familienangehörige, die ohne Gott und ohne Hoffnung in der Welt sind? Wünschen wir ernstlich ihre Errettung?
WURZELN
Ein letzter Punkt in den natürlichen Beziehungen ist die „Wurzel-Mentalität“. Besonders seit dem außergewöhnlichen Erfolg von Alex Haley's Familiensaga „Roots“ und der gleichnamigen TV-Serie haben viele in Stammbäumen, Ahnentafeln und alten Photoalben gegraben. Irgendwie legt die Zeit einen Glorienschein auf die Köpfe gewöhnlicher Menschen, und mein Urgroßvater wurde beinahe zur Legende, weil er im Bürgerkrieg kämpfte.
Für solche von uns, die neue Wurzeln in Christus Jesus gefunden haben, sollte vielleicht etwas Ahnenstudium mit aufgeschlagenem Kapitel 3 des Philipperbriefes fortgesetzt werden. Denn wenn sich irgend jemand seiner natürlichen Abstammung rühmen konnte, dann Paulus. Er sagt:
„Beschnitten am achten Tage, vom Geschlecht Israel, vom Stamme Benjamin, Hebräer von Hebräern ... „ (Philipper 3,5).
Dennoch wollte er nichts davon wissen! Seine einfache Schlußfolgerung war, daß er um Christi willen selbst natürliche Vorteile für Verlust achtete. Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß unsere geistlichen Beziehungen in Christus Jesus die einzige wahre Grundlage für echtes Vertrauen liefern, werden wir uns Paulus glücklich anschließen, wenn er sagt:
„Denn wir sind die Beschneidung, die wir durch den Geist Gottes dienen und uns Christi Jesu rühmen und nicht auf Fleisch vertrauen“ (Philipper 3,3).
DAS FLEISCH ALS DIE SÜNDIGE MENSCHLICHE NATUR
Wir kommen nun zu einem Wendepunkt in diesem Kapitel. Wir haben das Wort „Fleisch“ in seinem positiven biblischen Gebrauch gesehen: als den Leib, als menschliche Natur und in unseren natürlichen Beziehungen.
In diesem Abschnitt wollen wir jene Schriftstellen betrachten, die das Fleisch in einer ganz anderen Weise beschreiben – als den unerbittlichen und unveränderlichen Feind alles Gottesfürchtigen und von Gott selbst. Die folgende Aufzählung von Versen ist nur ein Auszug von vielen, die das Fleisch in dieser Weise schildern:
„Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleische, nichts Gutes wohnt ...“ (Römer 7,18).
„Denn das dem Gesetz unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war ...“ (Römer 8,3).
„... die Sünde im Fleische verurteilte“ (Römer 8,3).
„Die aber, welche im Fleische sind, vermögen Gott nicht zu gefallen“ (Römer 8,8).
„Ihr aber seid nicht im Fleische, sondern im Geiste“ (Römer 8,9).
„So denn, Brüder, sind wir Schuldner, nicht dem Fleische ...“ (Römer 8,12).
„... treibet nicht Vorsorge für das Fleisch zur Erfüllung seiner Lüste“ (Römer 13,14).
„... gebrauchet nicht die Freiheit zu einem Anlaß für das Fleisch“ (Galater 5,13).
„Wandelt im Geiste, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht vollbringen“ (Galater 5,16).
„Die aber des Christus sind, haben das Fleisch gekreuzigt“ (Galater 5,24).
„... die Lust des Fleisches ... ist nicht von dem Vater“ (1. Johannes 2,16).
Wenn wir diese Verse untersuchen, erfahren wir bald einige Schlüsselmerkmale des Fleisches:
Es ist weder gut, noch ist es in irgendeiner Weise Gott untertan.
Es ist voller Begierden (unrechtmäßiger Wünsche).
Es reagiert von Natur aus auf das Welt-System Satans.
Es hat sein gerechtes Verdammungsurteil empfangen, als Christus starb.
Es hat keinen rechtmäßigen Anspruch auf solche, die zu Christus gehören.
Diese Merkmale sind in einigen kurzen Beschreibungen des Fleisches treffend zusammengefaßt, die wir den Schriften zuverlässiger Ausleger des Wortes Gottes entnommen haben:
„Der Sitz der Sünde im Menschen.“ 6
„Der Wille des Menschen in Auflehnung gegen Gott.“ 7
„Es ist durch und durch selbstsüchtig; es hat nichts, was es Gott geben könnte; seine Gedanken, Hoffnungen und Bestrebungen drehen sich um sich selbst. Alles, was es hat, hat es für 'sich allein'.“ 8
„Es hat sich schon als unverbesserlich erwiesen, unfähig zu irgendeiner Veränderung, Gott völlig entgegengesetzt. Nichts konnte es zu Ende bringen als die Kreuzigung; keine Vergebung, keine Verbesserung, es muß unter das Verdammungsurteil.“ 9
„Es ist eine Wurzel, die nur Böses hervorbringt, wie man es auch zu verbessern sucht. Es ist einzig Feindschaft gegen Gott.“ 10
„Das Fleisch ist in keinerlei Hinsicht verbesserungsfähig, noch wird es dies jemals sein. Das Fleisch im ältesten und gottesfürchtigsten Christen ist genauso unverbesserlich wie im übelsten Sünder. Alle Anstrengungen, es zu verbessern oder zu läutern, sind vergeblich.“ 11
Bevor sich jemand bekehrt, hat er in bezug auf das Fleisch keine Wahl. Es beherrscht seine Gedanken, sein Streben und seine Handlungen im Widerstand gegen Gott. Aus biblischer Sicht lebt er „nach dem Fleisch“, „im Fleisch“, und „wandelt nach den Lüsten des Fleisches“. Deshalb bestätigt das Wort Gottes eindeutig: „Die aber, welche im Fleische sind, vermögen Gott nicht zu gefallen.“ (Römer 8,8.) Beachte, daß es nicht heißt, daß die, welche im Fleische sind, nicht einander gefallen können oder daß sie sich nicht selbst gefallen können oder daß sie nicht erfreuliche und nützliche Dinge auf einer menschlichen Ebene tun können. Die Stelle sagt allein, daß sie Gott nicht gefallen können.
Dieser unglückliche Zustand trifft ohne Ausnahme auf jeden unbekehrten Menschen zu, ohne Rücksicht auf soziale Stellung, Wohlstand, Erziehung, Temperament und Benehmen. Einige mögen vielleicht aufgrund ihrer persönlichen Erfahrung gegen so eine harte Beurteilung Einwände erheben. Es ist jedoch Gott, der die gesamte Lebenspraxis jedes einzelnen vollkommen kennt und der diese Beurteilung abgibt. In diesem Licht fangen wir an, die Worte Jesu an einen ehrbaren religiösen Führer namens Nikodemus zu verstehen:
„Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geiste geboren ist, ist Geist. Verwundere dich nicht, daß ich dir sagte: Ihr müsset von neuem geboren werden“ (Johannes 3,6.7).
Aber was ist mit denen, die wahrhaftig wiedergeboren sind – die mit Gott durch den Tod Seines Sohnes versöhnt worden sind? (Kolosser 1,21.22.) Diese Menschen sehen sich mit einem neuen Leben in Christus, mit neuen Zielen und neuen Interessen. Sie sind durch das Blut des Christus nahe zu Gott gebracht, haben den Geist der Sohnschaft empfangen und kennen Gott jetzt als ihren Vater. (Römer 8,15.) In Gottes Familie hineingeboren, erkennen sie andere Glieder als ihre Brüder und Schwestern in Christus. (1. Johannes 3,14; 5,1.) Vor ihren geöffneten Augen entfaltet sich eine ganz neue Perspektive, wenn sie erkennen, daß ihre Sünden vergeben worden sind (1. Johannes 2,12.) und daß sie in Christus für ewig sicher sind. (Johannes 10,37–29.) Kann es möglich sein, daß solche wahren Christen nach wie vor „im Fleisch“ sind?
Das Wort Gottes macht hier einen wesentlichen Unterschied – einen, den wir begreifen müssen, wenn wir die praktische Befreiung von der Macht der Sünde in unserem Leben erfahren wollen. Es ist dies:
Als Christen sind wir nicht im Fleisch, sondern das Fleisch ist noch in uns. Beachte sorgfältig die Worte des Textes, der den Unterschied aufzeigt:
„Nun aber vollbringe nicht mehr ich dasselbe, sondern die in mir wohnende Sünde. Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleische, nichts Gutes wohnt ...“ (Römer 7,17.18).
„Ihr aber seid nicht im Fleische, sondern im Geiste“ (Römer 8,9).
Hast du verstanden, worum es in der ersten Schriftstelle geht? Es ist die klare Bestätigung durch Paulus, daß die Sünde noch in seinem Fleisch wohnt. Er bestätigt diesen Punkt weiter, wenn er klagt:
„... daß das Böse bei mir vorhanden ist“ (Römer 7,21).
Wenn das Fleisch tatsächlich nicht mehr in uns als Gläubigen wäre, würden die folgenden Ermahnungen unnötig sein:
„... treibet nicht Vorsorge für das Fleisch zur Erfüllung seiner Lüste“ (Römer 13,14).
„... gebrauchet nicht die Freiheit zu einem Anlaß für das Fleisch“ (Galater 5,13).
Was für eine unglückselige Entdeckung für einen Christen! H. A. Ironside hat den sich daraus ergebenden Widerstreit gut beschrieben:
„Er findet sich selbst ständig im Gegensatz zu dem innersten Wunsch seiner von Gott eingepflanzten neuen Natur. Er praktiziert Dinge, die er nicht tun will. Er versagt in der Ausführung seiner Bestimmung, Gutes zu tun. Die Sünden, die er begeht, haßt er. Er liebt das Gute, aber er hat nicht die Kraft, es auszuführen. Aber dies bestätigt ihm, daß da etwas in ihm ist, das von seiner wahren Persönlichkeit als Kind Gottes unterschieden werden muß. Er besitzt noch immer die fleischliche Natur, obwohl er aus Gott geboren ist ... Fest davon überzeugt, daß der Kampf während des ganzen Weges seiner irdischen Existenz andauert, ruft er in Qualen aus: „Wer wird mich erretten von diesem Leibe des Todes?“ Er ist wie ein lebender Mann an einen befleckten, weil faulenden Leichnam gefesselt und unfähig, die Ketten zu zerreißen. Er kann den Leichnam nicht rein und sich unterwürfig machen, egal wie heftig er dies versucht. Es ist der Schrei der Hoffnungslosigkeit, soweit es eigene Anstrengung betrifft. Er ist am Ende menschlicher Fähigkeiten angelangt.“ 12
Jedesmal, wenn jemand diesen Punkt erreicht, ist es Gottes Freude, die andere Seite unserer wichtigen Unterscheidung hineinzubringen – daß, obwohl das Fleisch noch in uns ist, wir nicht im Fleische sind. Warum ist dies so wichtig? Weil es bestätigt, daß wir vor Gott in eine völlig neue Stellung gebracht worden sind. Er sieht uns nun als in Christus Jesus und somit jenseits der Verdammung, die dem Fleisch anhaftet. Wir stehen jetzt vor Gott „in Christus“ und nicht mehr „im Fleische“.
J. T. Mawson drückt es folgendermaßen aus:
„Im Tode Christi sehen wir also die vollständige Beiseitesetzung des Fleisches, weil der Tod sein Ende bedeutete. Obwohl wir nicht wirklich gestorben sind, sind wir in Gottes Augen nicht mehr im Fleische, und so sollen wir uns auch im Glauben betrachten. Wir stehen vor Gott nicht mehr auf der Grundlage dessen, was wir sind, denn dann bliebe für uns nur das Gericht, sondern vor Ihm in Christus und deshalb in Seiner ungetrübten Gunst.“ 13
In seiner Auslegung zu Römer 8 gibt uns William Kelly weitere Hilfen, zu erfassen, was die gewaltige Auswirkung des „Nicht-im-Fleische-Sein“ ist:
„Aber hier wird der alte Mensch als gekreuzigt gesehen, und die Gläubigen als mit Christus gestorben und Gott lebend in der Kraft Seiner Auferstehung aus den Toten. Kurz gesagt, sie werden in einer ganz und gar neuen Stellung in Christus Jesus gesehen, wo keine Verdammnis ist, noch sein kann. Es ist keine Frage des Grades, sondern eine absolute Tatsache, wahr für alle echten Christen ... Es ist eine Frage der Stellung, die ihnen die Gnade in Christus gibt, und nicht ihrer Einschätzung, es ihren Gefühlen und Mitteln nach gut zu machen. 'In Christus', recht verstanden, sind Fragen des Grades und Zweifels ausgeschlossen.“
„Befreiung geschieht durch Tod – durch den Tod Christi, mit welchem wir gestorben sind. Aber in Ihm sind wir lebend für Gott, und der Geist wohnt in uns. Wir können somit ohne Anmaßung sagen, daß wir nicht im Fleische sind. Wir werden nicht bloß als Menschen gesehen, die durch den Zustand und die Verantwortung des ersten Menschen charakterisiert sind ... 'Ihr seid nicht im Fleische'. Nichts als dieses ist die angemessene Sprache des Christen.“ 14
An dieser Stelle scheint ein bewegender Appell aus der Feder von H. A. Ironside angebracht:
„Oh, du Zweifelnder, schau ganz weg von dir selbst und deinem Zustand. Schau von Stimmungen und Gefühlen weg, hin zu dem auferstandenen Christus, der nun für immer jenseits des Kreuzes ist, wohin deine Sünden Ihn einst gebracht haben, und sieh dich selbst in Ihm, dort verherrlicht zur Rechten Gottes. Er wäre nicht dort, wenn die Frage der Sünde nicht zur Zufriedenheit Gottes entschieden wäre. Die Tatsache, daß Er dort ist und du von Gott in Ihm gesehen wirst, ist das bestmögliche Zeugnis deiner Befreiung von aller Verdammnis.“ 15
SO WEIT, SO GUT
In Christus sind wir jenseits der Reichweite der Verdammung und nicht mehr im Fleisch. Aber das Fleisch ist noch immer in uns. Wie sollen wir es behandeln?
An diesem kritischen Punkt müssen wir erkennen, was wir tun können und was nicht. Charles Trumball erklärt:
„Ein Leben ohne eigene Anstrengungen bedeutet nicht ein willen-loses Leben. Wir benutzen unseren Willen, um zu glauben, zu empfangen, aber nicht um uns anzustrengen, das vollbringen zu können, was allein Gott zu tun vermag. Unsere Hoffnung auf einen Sieg über die Sünde ist nicht 'Christus und meine Anstrengung', sondern 'Christus und mein Annehmen'. Von Ihm Sieg zu empfangen heißt, Seinem Wort zu glauben, daß Er uns allein durch Seine Gnade in diesem Moment von der Macht der Sünde befreit. Und der Glaube an Ihn ist das Mittel, anzuerkennen, daß Er für uns ausführt, was wir nicht vollbringen können.“
Obwohl wir uns nicht auf eine falsche Art und Weise bemühen dürfen, so haben wir doch eine Verantwortung, zu wissen – zu glauben – zu schätzen und darzustellen. William Kelly beschreibt dies als:
„Eine Verantwortung eines neuen Charakters, gegründet auf die neue Beziehung, die uns durch Gnade bei der Befreiung von unserem alten Zustand des verdorbenen Menschen geschenkt wurde.“ 16
Wir wollen vier Schriftstellen untersuchen, die diese Verantwortung darlegen:
1. „ALSO AUCH IHR, HALTET EUCH DER SÜNDE FÜR TOT, GOTT ABER LEBEND IN CHRISTO JESU“ (RÖMER 6,11).
„Dafürhalten“ heißt, diese Dinge, welche Gott von uns sagt, als wahr anzuerkennen und sie allein durch Glauben anzunehmen – nicht, weil sie sich so gut anhören oder weil wir sie völlig verstehen oder weil wir ihre Wahrheit in unseren eigenen Erfahrungen erprobt haben. In Wirklichkeit werden wir ihre Wahrheit in unserem praktischen Leben erst dann anfangen zu erfahren, wenn wir sie allein im Glauben angenommen haben.
Ich bin der Sünde gestorben, weil ich mit Christus gestorben bin. Dies habe ich bei meiner Taufe bekannt. Und jetzt weiß ich: So sicher wie Christus für meine Sünden als Stellvertreter gestorben ist, so sicher bin ich mit Ihm gestorben – natürlich nicht buchstäblich, sondern indem ich anerkenne, daß meine Geschichte als ein Kind Adams auf Golgatha ein Ende fand. Dort eröffnete sich mir ein neues Leben – ein Leben, das in der Beziehung zu meinem auferstandenen Herrn gewurzelt ist.
J. T. Mawson veranschaulicht unseren Tod im Blick auf die Sünde sehr schön mit den folgenden Worten:
„Das Fleisch wird immer nur dem Gesetz der Sünde dienen, und die Sünde ist ein grausamer Lehrmeister, ähnlich, wie es die Ägypter für das Volk Israel waren. Die einzige Möglichkeit, von diesem Bedrücker freizukommen, ist der Tod. Ein Mann kann einen Sklaven besitzen und ihn hart knechten, aber einmal kommt der Tag, wo dieser Sklave seinem Herrn nicht mehr gehorcht, und zwar dann, wenn er tot ist und sich dadurch der Herrschaft des Sklavenhalters entzogen hat.
'Aber', könnte man sagen, 'ich bin nicht tot, ich habe den Lohn, den die Sünde zahlt, nicht bekommen.'
Das ist richtig, aber es ist ebenso richtig, daß der Herr Jesus ihn in Seiner vollkommenen Liebe für uns empfangen hat, so daß wir jetzt den Platz des Todes mit Ihm einnehmen und von unserem alten Zuchtmeister frei sein können, um Gott zu dienen. Es ist unser Vorrecht, den Tod unseres Stellvertreters als den unsrigen anzusehen.“ 17
2. „STELLET AUCH NICHT EURE GLIEDER DER SÜNDE DAR ZU WERKZEUGEN DER UNGERECHTIGKEIT, SONDERN STELLET EUCH SELBST GOTT DAR ALS LEBENDE AUS DEN TOTEN, UND EURE GLIEDER GOTT ZU WERKZEUGEN DER GERECHTIGKEIT“ (RÖMER 6,13).
An dieser Stelle müssen wir uns an einige Dinge erinnern, die wir früher über das Fleisch in bezug auf den Leib besprochen haben – das in diesem Sinn an sich nicht böse ist. In der uns nun vorliegenden Schriftstelle wird dies offenbar. Denn es ist nicht möglich, böse Glieder eines bösen Leibes einem heiligen Gott darzustellen. Aber, Sein Name sei gepriesen, gerade dieser Körper, der einst durch die Sünde versklavt war, kann nun als ein lebendiges Schlachtopfer Gott dargestellt werden. (Römer 12,1.) Die Glieder, die einst Werkzeuge der Ungerechtigkeit waren, können nun dargestellt werden als „geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werke bereitet.“ (2. Timotheus 2,21.)
Diese befreiende Wahrheit sollte unsere Seelen erfassen und unsere Herzen bewegen! Füße, die einst eilten, um Blut zu vergießen, können lieblich werden, wenn sie mit dem Evangelium des Friedens ausziehen. (Römer 10,15.) Zungen, die einst Falschheit redeten, können nun lernen, zur rechten Zeit jemandem, der müde ist, ein Wort zu sagen. (Jesaja 50,4.) Augen, die einst ein Kanal der Lust waren, können sich an den Schriften ergötzen und die Herrlichkeiten des Lammes erblicken. (Psalm 119,18.) Das Lied der Hingabe von Frances Havergal bringt dies gut zum Ausdruck:
Nimm mein Leben, Jesu, Dir,
übergeb ich's für und für.
Nimm Du meine Hände an,
zeig mir, wie ich dienen kann;
Nimm Du meiner Liebe Füll;
Jesu, all mein Sehnen still;
nimm mich selbst und laß mich sein
ewig, einzig, völlig Dein.
3. „WENN IHR ABER DURCH DEN GEIST DIE HANDLUNGEN DES LEIBES TÖTET, SO WERDET IHR LEBEN“ (RÖMER 8,13).
Beachte den kurzen Ausdruck „durch den Geist“ in diesem Vers. Der Heilige Geist ist die Kraft des christlichen Lebens. Es gibt keine andere. Es ist gut, wenn wir, wie in Römer 6 zu finden ist, über „dafürhalten“ und „darstellen“ reden. Aber wir brauchen mehr. Wir müssen die Kraft des Heiligen Geistes haben, um für Christus zu leben!
Dies wird deutlich werden, wenn wir kurz Römer 5 bis 8 überdenken. Die ersten vier Verse von Römer 8 geben uns einen Überblick:
Vers 1: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, welche in Christo Jesu sind.“ Dies ist eine Zusammenfassung von Römer 5. Durch die Gnade Gottes sind wir von Adam als Haupt zu Christus als Haupt übergewechselt. „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben worden ist.“
Vers 2: „Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“ Dies ist eine Zusammenfassung von Römer 6. Das Prinzip der Sünde und des Todes ist durch einen Grundsatz des Lebens für die ersetzt worden, die mit Christus in Seinem Tod und Seiner Auferstehung einsgemacht wurden.
Vers 3: „Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er seinen eigenen Sohn ... sendend ...“ Das heilige Gesetz Gottes konnte niemals die Grundlage für die Rechtfertigung des Menschen bereitstellen, denn der Mensch ist ein Sünder. Deshalb verurteilt das Gesetz vielmehr den Menschen, statt ihn zu rechtfertigen. Auch der Gläubige, von dem Gesetz befreit, um in Neuheit des Lebens zu wandeln, findet zwei entgegengesetzte Kräfte in sich, die im Widerstreit miteinander sind. Er hat einen inneren Menschen, der seine Freude am Gesetz Gottes findet, der aber trotzdem die Notwendigkeit eines Befreiers erkennt. Gute Absichten genügen eben nicht, um dies zu schaffen.
Vers 4: „... auf daß das Recht des Gesetzes erfüllt würde in uns, die nicht nach dem Fleische, sondern nach dem Geiste wandeln.“ Dies ist eine Zusammenfassung von Kapitel 8. Das, was schon immer die Absicht Gottes war – ein Volk, das in freudigem Gehorsam Ihm gegenüber wandelt und Freude daran findet, Seinen Willen zu tun – hat Er für sich selbst erworben und sichergestellt. Zuerst hat Er dies getan, indem Er Seinen eigenen Sohn dahingegeben hat, um Gottlose zu rechtfertigen und sie zur Neuheit des Lebens zu bringen; und dann durch die Sendung des Heiligen Geistes, der in ihnen wohnen, ihnen Vollmacht geben, sie leiten und ihnen in ihrer Schwachheit helfen und schließlich auch verbürgen sollte, daß ihre sterblichen Körper belebt und zur Gleichförmigkeit mit dem „Leib der Herrlichkeit“ unseres Herrn umgestaltet werden.
In seiner Auslegung hat L. M. Grant zu dieser Schriftstelle treffend geschrieben:
„Es ist das gesegnete Vorrecht des Gläubigen, sich selbst zu vergessen – sich ganz vom Fleisch wegzuwenden und dem Geist gemäß zu wandeln. Sein Ziel ist also Christus allein, nicht mehr er selbst und sein eigenes Verhalten. Denn der Geist Gottes stellt vor allem Christus Jesus vor die Seele, und damit verglichen wird alles andere Nichtigkeit. Würden wir daran denken, dem Heiligen Geist ein Gesetz aufzuerlegen, um recht zu handeln? Das wäre äußerst töricht – wir wissen, daß es für Ihn eine Unmöglichkeit ist, falsch zu handeln. Kann das Gesetz solchen auferlegt werden, die den Geist Gottes haben, um von ihnen Rechtschaffenheit zu fordern? Gewiß nicht. Sie sind frei – frei, um uneingeschränkte, willige Diener Christi zu sein. Dies ist wahre Befreiung. Die Knechtschaft gehört der Vergangenheit an, und die Seele ist in Freiheit in der Gegenwart Gottes. Möge Seine grenzenlose Gnade dies zu einer lebendigen Realität in zahllosen Seelen machen.“ 18
4. „WANDELT IM GEISTE, UND IHR WERDET DIE LUST DES FLEISCHES NICHT VOLLBRINGEN“ (GALATER 5,16).
Dieser Vers liefert einen sehr geeigneten Schluß für dieses Kapitel über das Fleisch. Es hebt den völligen Widerstreit zwischen dem Geist Gottes und dem Fleisch des Menschen hervor und gibt denen, die fest in der Freiheit zu stehen wünschen, mit der Christus sie freigemacht hat, einfache Unterweisung. (Galater 5,1.) Kenneth Wuest hilft uns mit den folgenden Worten, diese Schriftstelle zu verstehen:
„Wir müssen sorgfältig beachten, daß Paulus die Verantwortung auf den Gläubigen legt, den Anordnungen der bösen Natur den Gehorsam zu verweigern, indem er sich selbst unter die Kraft und Kontrolle des Heiligen Geistes begibt ... Der Heilige Geist ist kein Perpetuum mobile, das automatisch in dem Leben des Gläubigen arbeitet. Er ist eine göttliche Person, die darauf wartet, daß wir von Seinem Dienst abhängig sind, und Er erwartet von dem Gläubigen, daß er mit Ihm darin zusammenarbeitet. Also liegt die Wahl bei dem Gläubigen, ob er sich dem Heiligen Geist übergibt oder der bösen Natur gehorcht. Der Geist ist immer da, um ihm Sieg ... zu geben, wenn der Gläubige direkt NEIN zur Sünde sagt und gleichzeitig dem Geist vertraut, ihm Sieg darüber zu geben.“ 19
Etwas weiter in Galater 5 steht die Frucht des Geistes in erfreulichem Gegensatz zu den Werken des Fleisches. (Galater 5,19–23.) Wenn wir diese Frucht in unserem Leben darstellen, bringen wir Gott Ehre, anderen Segen und uns selbst wahre Zufriedenheit. Aber die schmutzige Liste fleischlicher Werke kann nur das Gegenteil dieser Dinge hervorbringen.
Es gibt eine Geschichte von einem kleinen Affen, der Äpfel über alles liebte. Eines Tages sah er einen schönen, großen roten Apfel in bequemer Reichweite seines Käfigs auf dem Boden liegen. Triumphierend schnappte er ihn mit einem Aufschrei des Entzückens und riß ihn zu seinem Maul hin. Und dann verwandelte sich die Freude in Enttäuschung, als er merkte, daß er den Apfel nicht durch die Stäbe seines Käfigs bringen konnte.
Sein Herr, der ihn mit lebhaftem Interesse beobachtete, näherte sich dem Käfig und sagte: „Laß den Apfel los, und ich lasse ihn durch die Tür oben im Käfig zu dir herabfallen.“ Aber der Affe hörte weder, noch verstand er. Indem er den Apfel festhielt – er besaß ihn und besaß ihn doch nicht –, weigerte er sich, loszulassen und seinem Meister zu erlauben, etwas für ihn zu tun, was er nicht für sich selbst tun konnte.
Wie sehr gleichen wir diesem Affen! Wir halten mit jedem Funken unserer fleischlichen Energie die Stückchen und Fetzen des Lebens fest und weisen so einfach die sanften Bitten unseres Herrn zurück, wenn Er sagt: „Laß los und laß Mich für dich tun, was du nicht für dich tun kannst. Die Barrieren des Fleisches werden nicht weichen. Hör mit dem Versuch auf, das Unmögliche ausführen zu wollen. Aber Ich kann dein Leben mit der Frucht des Geistes durchdringen, so einfach, wie der Mann seinem Affen den Apfel geben konnte. Gib jetzt auf!“
Ich will dieses Kapitel mit einigen gewichtigen Worten aus der Feder von J. T. Mawson beenden:
„Vielleicht hast du schon versucht, das Fleisch zu richten, und hast doch immer und immer wieder versagt und meinst jetzt, das sei zu schwer für dich. Du hast recht, denn es ist in der Tat zu schwer für uns, aber wir dürfen nicht vergessen, daß Gott Seinen Geist in unsere Herzen gesandt hat und daß Dieser da ist, um das Fleisch zu verdrängen und Christus Raum zu schaffen. Es hängt jetzt von uns ab, ob das unser Wunsch ist. Ist Christus für dich unentbehrlich geworden? Hast du in Ihm und Seiner Liebe solch ein Teil gefunden, daß du ausrufst: 'Er allein kann mir volle Genüge schenken!'? Wenn das der Fall ist, wird dein Weg in der Abhängigkeit vom Geist Gottes ganz hell werden. Vergiß aber nie, den Blick auf den Tod Christi zu richten; das Kreuz Christi muß dein Rühmen sein, denn dieses Kreuz ist der Weg zum Sieg ...“ 20
FRAGEN ZUR VERSTÄNDNISÜBERPRÜFUNG
Nenne die vier Begriffe, für die die Bibel das Wort Fleisch gebraucht.
Untersuche den Unterschied zwischen Schwachheit im Fleisch und Sünde im Fleisch.
Wie würdest du die Menschheit des Herrn Jesus beschreiben?
Nenne drei Merkmale des Fleisches in bezug auf die sündige menschliche Natur.
Erkläre die Stellung des Christen als „nicht im Fleische“.
Welche Hilfsmittel hat uns Gott gegeben, damit wir in unserem tagtäglichen Leben gegen die Versuchungen aus dem Fleisch bestehen können?
Fußnoten
1vgl. dabei noch einmal die Fußnote 1 in Kapitel 1 : Die Welt
2Die Schwachheit des Menschen zeigt sich in der Neigung, der Sünde nachzugeben, wenn Versuchung an ihn herantritt. Eine solche Schwachheit oder Neigung hatte der Herr Jesus in Seinem Menschsein auf dieser Erde nicht. Dies ist auch in bezug auf die folgende Illustration wichtig. Sein Dienst als Hoherpriester stellt daher „rechtzeitige Hilfe“ für uns bereit, damit unsere Schwachheit in der Versuchung nicht zur Sünde führt (Anmerkung des Hrsg.).
3In den aufgeführten Stellen schließt das Wort „Fleisch“ neben dem Gedanken des Menschseins an sich (d.h. abgesehen von dem moralischen Aspekt) z.T. auch mehr oder weniger den Sündenfall und seine Folgen mit ein (Anmerkung des Hrsg.).
4D.h. also an der menschlichen Natur an sich, nicht an dem moralischen Zustand, der den Menschen seit dem Sündenfall kennzeichnet (Anmerkung des Hrsg.).
5vgl. dabei noch einmal die Fußnote 1 in Kapitel 1 : Die Welt
6W. E. Vine, Expository Dictionary of New Testament Words, S. 448.
7J. N. Darby, Collected Writings, Vol. 3, S. 168.
8J. T. Mawson, Überwinden ... aber wie€ S. 30.31.
9L. M. Grant, Romans, S. 77.
10Charles Stanley, Romans, S. 98.
11H. A. Ironside, Romans, S. 99.
12Romans, S. 90.91.
13Überwinden ... aber wie€ S. 38.
14Romans, S. 112.128.
15Romans, S. 96.
16Romans, S. 128.
17Überwinden ... aber wie€ S. 38.39.
18Romans, S. 78.
19Word Studies in the Greek NT, Vol. 1, Galatians, S. 153.154.
20Überwinden ... aber wie€ S. 42.
Dieses Kapitel will versuchen, die verschiedenen Bedeutungen des Wortes „Fleisch“ im Neuen Testament, die alle aus dem gleichen griechischen Wort übersetzt sind, in vier Hauptgruppen 1 einzuteilen:
Das Fleisch als der menschliche Körper
Das Fleisch als unser Menschsein.
Das Fleisch in Verbindung mit unseren natürlichen Beziehungen
Das Fleisch als die sündige menschliche Natur.
Wenn wir als Christen über das Fleisch reden, denken wir meist an die vierte Bedeutung. Und es ist tatsächlich nötig, über die sündige Natur in uns, die wir von Adam empfangen haben, zu sprechen und sie zu verstehen. Sie befindet sich im Widerstand gegen Gott. Anders als die Welt um uns her ist das Fleisch ein innerer Feind. Es gelüstet gegen den Geist und bringt häßliche Werke hervor. Wir müssen uns im Licht der Schrift damit befassen, um das Vollbringen seiner Lüste zu vermeiden.
Das Wort Gottes gebraucht das Wort „Fleisch“ aber auch in anderer Hinsicht. Es ist wichtig, dies zu verstehen, um das Wort der Wahrheit recht zu teilen. (2. Timotheus 1,15.) Obwohl diese verschiedenen Verwendungen zu unterscheiden sind, können sie nicht immer völlig getrennt werden. Dies ist gut, denn es erfordert demütige Abhängigkeit vom Heiligen Geist, wenn wir die Gedanken Gottes aus Seinem Wort zu verstehen suchen.
Weiterhin brauchen wir dem Herrn ergebene Herzen sowie ein richtiges Verständnis. Ohne solche Herzen können wir über die Lehre von der Welt, dem Fleisch und dem Teufel reden und sogar ein klares Verständnis über diese Feinde haben, sie jedoch in der Praxis nicht überwinden.
DAS FLEISCH ALS DER MENSCHLICHE KÖRPER
Die folgenden Schriftstellen beschreiben das Fleisch in dieser Weise:
„... denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe“ (Lukas 24,39).
„... laßt uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes“ (2. Korinther 7,1).
„ ... wurde mir ein Dorn für das Fleisch gegeben“ (2. Korinther 12,7).
„... was ich aber jetzt lebe im Fleische, lebe ich durch Glauben ... „ (Galater 2,20).
„Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehaßt“ (Epheser 5,29).
„... das Bleiben im Fleische aber ist nötiger um euretwillen“ (Philipper 1,24).
„Da nun Christus im Fleische gelitten hat“ (1. Petrus 4,1).
Wenn die Bibel das Wort „Fleisch“ in bezug auf den menschlichen Körper gebraucht, schließt dies nicht ein, daß es an sich böse ist. Eine solche Folgerung kommt eher aus der griechischen Philosophie als von Gott, und sie ist die Ursache von vielem Mißverständnis über rein menschliche Funktionen gewesen. Sie ist der Urheber solcher Mißbräuche wie Askese und erzwungener Ehelosigkeit (Zölibat). Zahllose Ehen sind des von Gott beabsichtigten Segens und Genusses beraubt worden, weil ein oder beide Ehepartner in ehelicher Liebe sündige Lust gesehen haben. Ein derartiges Durcheinander reduziert die schöne Intimität der Ehe zu einem notwendigen Übel zur Erhaltung der menschlichen Rasse.
Natürlich wird das Herz des Menschen seine betrügerische und zu allem fähige Bosheit durch den Leib zum Ausdruck bringen. Auf diese Weise untermauert Paulus die Anklage, daß sowohl Juden als auch Griechen alle unter der Sünde sind. Er zitiert alttestamentliche Schriftstellen, die über Dinge wie betrügerische Zungen, giftige Lippen, fluchende Münder und Füße, die schnell Blut vergießen, sprechen. (Römer 3,9–18.)
Als Christen werden wir ermahnt, uns selbst von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes zu reinigen. (2. Korinther 7,1.) Gegründet auf unsere Einsmachung mit Christus in Seinem Tod und Seiner Auferstehung werden wir angetrieben, der Sünde nicht mehr zu erlauben, in unseren sterblichen Leibern zu herrschen, und unsere Glieder nicht mehr der Sünde als Werkzeuge der Ungerechtigkeit darzustellen. (Römer 6,1–13.)
Der Brief an die Kolosser stellt uns die gegenwärtigen und zukünftigen Segnungen in Christus vor und sagt: „Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Hurerei, Unreinigkeit ...“ (Kolosser 3,1–5.) Wenn wir den Text weiterlesen, wird deutlich werden, daß sich der Ausdruck „eure Glieder“ auf die verschiedenen Möglichkeiten bezieht, wie jemand seinen Leib mißbrauchen kann. Zu sagen, daß der Leib für böse Absichten benutzt werden kann, oder zu sagen, daß der Leib selbst böse ist, ist zweierlei.
Es wird uns die überwältigende Überzeugung dämmern, daß sich das Wort Fleisch nicht immer auf etwas Böses bezieht, wenn wir merken, daß dieses Wort für den Leib und die Menschheit unseres unvergleichlichen Erlösers verwendet wird:
„Gott ist offenbart worden im Fleische ...“ (1. Timotheus 3,16).
„Da nun Christus [für uns] im Fleische gelitten hat ...“ (1. Petrus 4,1)
„... noch sein Fleisch die Verwesung gesehen hat“ (Apostelgeschichte 2,31).
MENSCHLICHE SCHWACHHEIT
Wenn die Schrift von dem Fleisch als Bezeichnung unseres menschlichen Körpers spricht, redet sie auch von leiblicher Schwachheit. Paulus spricht im Galaterbrief von seiner körperlichen Gebrechlichkeit – seine Versuchung, die in seinem Fleisch war. (Galater 4,13.14.) Solche Gebrechlichkeit und Krankheit zeigt sich im Fleisch der Gläubigen und Ungläubigen. Manchmal läßt Gott einen „Dorn im Fleisch“ zu, um uns, wie Paulus, demütig zu halten. (2. Korinther 12,7–10.) Zu anderen Zeiten heilt Er uns vielleicht von solchen Gebrechen und erweist uns Seine Gnade, wie Er es bei Epaphroditus tat. (Philipper 2,25–27.)
Derartige körperliche Schwachheit müssen wir deutlich von der Sünde im Fleisch unterscheiden. Im Hinblick auf das erste entfaltet die Schrift unseren Herrn Jesus Christus als unseren großen Hohenpriester; (Hebräer 4,14–16.) im Hinblick auf das Zweite ist Er unser Fürsprecher oder Sachwalter bei dem Vater. (1. Johannes 2,1.2.) Gottes Maßstab ist, daß wir nicht sündigen. Wenn wir aber doch gesündigt haben, können wir uns auf die Sachwalterschaft Christi stützen, die sich auf Sein vollbrachtes Sühnungswerk am Kreuz gründet. Aber für die Schwachheit und Gebrechlichkeit unseres Fleisches ist Sein Priestertum vorgesehen worden. Er weiß alles über uns. Er ist sich dessen bewußt, daß wir Staub sind. Er hat unsere Schwachheit tief empfunden, da Er in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde. 2
Eine Illustration kann hier hilfreich sein. Wenn ich in das Zimmer meiner kleinen Tochter komme und sie weinend vorfinde, werde ich sie trösten und ermutigen. Vielleicht sagt sie: „Andere Kinder waren heute in der Schule gemein zu mir.“ Dann werde ich ihr versichern, daß ich mit den gleichen Dingen zu tun hatte, als ich zur Schule ging, und gebe ihr Anleitung, wie sie in der Zukunft mit diesem Problem umgehen kann. Dies ist ähnlich der hohenpriesterlichen Tätigkeit des Herrn – Barmherzigkeit erweisen (für die gegenwärtige Not) und Gnade bereitstellen (im Umgang mit zukünftigen Problemen).
Aber angenommen, ihre Tränen sind Tränen des Zorns und der Enttäuschung. Sie hatte einen Streit mit ihrer Freundin, und beide haben bittere, häßliche Dinge gesagt. Nun benötigt sie eher Wiederherstellung statt Trost – Wiederherstellung dem Herrn gegenüber, gegen den sie durch ihr Verhalten gesündigt hat, und Wiederherstellung ihrer Freundin gegenüber. Hier tritt die Sachwalterschaft unseres Herrn ein – Er nimmt sich, wenn wir sündigen, in genau dem Moment unserer Angelegenheit an, oft, bevor wir merken, daß wir gesündigt haben, und führt uns zu Sündenbekenntnis und Wiederherstellung.
LEIDEN
Es gibt außerdem so etwas wie Leiden im Fleisch. Petrus spricht von dem großen Wert derartiger Leiden: „... denn wer im Fleisch gelitten hat, ruht von der Sünde.“ (1. Petrus 4,1.2.) Paulus bezieht sich zweifellos auf solche Leiden, wenn er schreibt: „Hinfort mache mir keiner Mühe, denn ich trage die Malzeichen [des Herrn] Jesus an meinem Leibe.“ (Galater 6,17.) Inmitten so großer Leiden erfuhr Paulus großartige Siege.
Ich möchte einen letzten Punkt im Blick auf das Fleisch als den menschlichen Körper nennen – Gott erwartet von mir, daß ich darauf achte. Es wäre durchaus falsch, sein eigenes Fleisch (unter dem Gesichtspunkt des menschlichen Körpers) zu hassen. Als ein Christ muß ich die erstaunliche Wahrheit, daß mein Körper der Tempel des Heiligen Geistes geworden ist, nicht verringern oder übersehen. Er ist in mir! Ich gehöre mir nicht selbst! Ich bin durch einen Preis erkauft worden. Mein Körper gehört nun Gott, auf daß ich Ihn darin verherrliche. (1. Korinther 6,10.20.)
Dinge wie Essen, Trinken, Leibesübungen, Arbeiten und sogar Schlafen bekommen eine ganz neue Perspektive, wenn ich erkenne, daß ich in all diesen gewöhnlichen Tätigkeiten des Lebens Gott verherrlichen kann. Wie wunderbar, daß die Glieder meines Leibes, die einst Werkzeuge der Ungerechtigkeit waren, Werkzeuge der Gerechtigkeit werden können! (Römer 6,19.)
DAS FLEISCH ALS UNSER MENSCHSEIN
Hier sind einige der Schriftstellen, die vom Fleisch in dieser Art und Weise reden:
„... und alles Fleisch wird das Heil Gottes sehen“ (Lukas 3,6).
„Gleichwie du ihm Gewalt gegeben hast über alles Fleisch ...“ (Johannes 17,2).
„Ich rede menschlich, wegen der Schwachheit eures Fleisches“ (Römer 6,19).
„... damit sich vor Gott kein Fleisch rühme“ (1. Korinther 1,29).
„... kämpfen wir nicht nach dem Fleische“ (2. Korinther 10,3).
„... alles Fleisch ist wie Gras“ (1. Petrus 1,24). 3
Wenn Menschen Kinder Gottes werden, hören sie nicht auf, ein Teil der menschlichen Rasse zu sein. Heilige und Sünder sind in gleicher Weise in die biblische Aussage mit einbezogen: „Alles Fleisch ist wie Gras.“ (1. Petrus 1,24.) Wir haben teil an einer gemeinsamen menschlichen Natur.
Auch unser Herr Jesus Christus hat an der menschlichen Natur teilgenommen hat, ohne jedoch in irgendeiner Weise an ihrer Sünde teilzuhaben.
„Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“ (Johannes 1,14.) Er war vollkommen Mensch und auch vollkommener Mensch! Mit ehrfürchtigen und anbetenden Herzen können wir die Evangelien studieren und die Tage Seines Fleisches betrachten. (Hebräer 5,7.) Gerade das Bekenntnis, daß Jesus im Fleisch gekommen ist, ist es, was den Geist der Wahrheit von dem Geist des Irrtums unterscheidet. (1. Johannes 4,1–3.)
Aber laßt uns etwas weiter über die vollkommene Menschheit unseres Herrn Jesus Christus nachdenken. Das Wort Gottes macht deutlich, daß der Herr Jesus keine Spur von dieser bösen Natur hatte, die ein Teil unseres Menschseins ist. Er war nicht nur ohne Sünde, sondern es war absolut nichts in Ihm, was für Sünde empfänglich gewesen wäre. Es war gar nichts in Ihm, was auf die Vorschläge Satans geantwortet hätte. (Johannes 14,30.) Er konnte Seine Feinde mit der Frage herausfordern: „Wer von euch überführt mich der Sünde?“ (Johannes 8,46.)
Ich würde hier das Wort Sündlosigkeit gebrauchen, das sich in einzigartiger Weise auf die Menschheit unseres Herrn bezieht. Bei diesem Wort gehen wir über den gewöhnlichen Gedanken hinaus, daß Er keine Sünde tat, und bejahen, daß Er nicht sündigen konnte. Sein moralisches Wesen machte dies zu einer völligen Unmöglichkeit. Seine unveränderliche Heiligkeit konnte bei Seiner Menschwerdung keinen Kompromiß eingehen. In Wahrheit war Er die personifizierte Heiligkeit
jene Natur, die sich an Reinheit erfreut und Böses zurückweist.
Von Ewigkeit her war Er heilig! Offenbarung 4,8.
Bei Seiner Geburt war Er heilig! Lukas 1,35.
In Seinem Leben war Er heilig! Apostelgeschichte 4,30.
In Seinem Tod war Er persönlich ohne Fehl und ohne Flecken! 1. Petrus 1,18.19.
Als erhöhter Mensch zur Rechten Gottes in der Herrlichkeit ist Er heilig! Offenbarung 3,7; 6,10.
Trotzdem nahm Er wahrhaftig an der menschlichen Natur 4 teil, indem Er das Menschsein in Seine Person aufnahm. Er wußte, was es heißt, hungrig und durstig zu sein. (Johannes 4,7.) Er wurde durch den Teufel versucht. (Matthäus 4.) Er konnte sich über den Glauben eines heidnischen Fremden wundern, (Matthäus 8,10.) und an dem Grab Seines Freundes Lazarus weinen. (Johannes 11,35.) Was für ein Heiland! Wir wollen uns vor Ihm beugen und Ihn anbeten, der untrennbar Gott und Mensch in einer Person ist. Tatsächlich, Gott offenbart im Fleisch. (1. Timotheus 3,16.)
UNSER MENSCHSEIN
Der Apostel Paulus zeigt etwas von diesem Menschsein an sich, wenn er in 2. Korinther 7,5.6 schreibt:
„Denn auch als wir nach Macedonien kamen, hatte unser Fleisch keine Ruhe, sondern allenthalben waren wir bedrängt; von außen Kämpfe, von innen Befürchtungen. Der aber die Niedrigen tröstet, Gott, tröstete uns durch die Ankunft des Titus.“
Wie warm und menschlich sind diese Worte! Paulus wurde durch die Ankunft seines lieben Freundes und Mitarbeiters Titus getröstet. Wer wie eine Maschine oder ein Roboter arbeitet, muß sich sagen lassen, daß er weder die Notwendigkeit noch die Freude dieses menschlichen Trostes jemals empfunden hat. Diese Liebe zur Gemeinschaft ist ein Bestandteil unseres elementaren Menschseins und so weit wie möglich entfernt von irgendeinem Gedanken an fleischliche Sünde.
Was jedoch den geistlichen Kampf betrifft, brauchen wir mächtigere Waffen als diese menschliche Natur. Und so schreibt Paulus in 2. Korinther 10,3 weiter:
„Denn obwohl wir im Fleische wandeln, kämpfen wir nicht nach dem Fleische.“
Da wir in einem geistlichen Kampf sind, können wir nicht mit den Mitteln kämpfen, die uns als Menschen, auch wenn wir Christen geworden sind, zur Verfügung stehen.
Wir müssen so in die Schlacht gehen, wie sich David gegen Goliath wandte. Nicht in der Waffenrüstung Sauls, sondern „im Namen des HERRN der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels“. (1. Samuel 17,45.) Hier sind die geistlichen Waffen! Waffen, die durch Gott mächtig sind, Festungen zu zerstören. Wie David dem mächtigen Goliath gegenüberstand, so stehen wir geistlichen Festungen gegenüber, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erheben. Falsche Meinungen und ungehorsame Gedanken drängen sich fortwährend in unsere Sinne und beeinflussen bald unser Verhalten. Was sollen wir tun?
Wir müssen gründlich verstehen, daß – obwohl wir im Fleisch wandeln – wir nicht nach dem Fleische kämpfen. Wir müssen die Waffen ergreifen, die Gott uns zur Verfügung gestellt hat – dieses völlige Vertrauen auf Ihn, daß es uns ermöglicht, Vernunftschlüsse zu zerstören und jeden Gedanken gefangenzunehmen unter den Gehorsam des Christus. (2. Korinther 10,3–6.)
ALLES FLEISCH
Wenn wir nun unsere Aufmerksamkeit dem Ausdruck „alles Fleisch“ – die Gesamtheit der Menschen – zuwenden, so fragen wir vielleicht: „Was sind Gottes Absichten damit?“ Wir wollen uns zuerst jene wunderbare Prophetie aus Jesaja 40 anschauen, die durch Johannes den Täufer ausgerufen wurde:
„... und alles Fleisch wird das Heil Gottes sehen“ (Lukas 3,6).
Dieser Vers sagt nicht, daß alle Menschen oder auch nur die Mehrzahl der Menschen, weder damals noch jetzt, Erlösung empfingen. Leider ist genau das Gegenteil wahr. Aber während unser Herr Jesus Christus auf der Erde unter den Menschen wandelte, verkörperte Er dieses „Heil Gottes“, das von allen gesehen werden konnte. In Ihm ist die Gnade Gottes erschienen, „heilbringend für alle Menschen“. (Titus 2,11.) Seinetwegen konnte die Aufforderung Jesajas jedem Stamm und jeder Nation verkündet werden:
„Wendet euch zu mir und werdet gerettet, alle ihr Enden der Erde! denn ich bin Gott, und keiner sonst“ (Jes 45,22).
An einem zukünftigen Tag wird tatsächlich alles Fleisch das Heil Gottes sehen, wenn jedes Knie sich beugt und jede Zunge bekennt, „daß Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.“ (Philipper 2,9–11.) Auch die großen Scharen, die keine Buße getan haben und in den Feuersee gehen werden, werden zuvor, an einem zukünftigen Tag, ihre Knie vor Ihm beugen, weil Ihm Gewalt über „alles Fleisch“ gegeben worden ist. (Johannes 17,2.)
Zweitens ist es im Blick auf „alles Fleisch“ Gottes Absicht, daß sich niemand in Seiner Gegenwart rühme. Er hat absichtlich das Törichte, das Schwache, das Unedle und das Verachtete zur Errettung ausgewählt. Wenn auch einige derer gerufen sind, die von den Menschen als weise, mächtig und edel geachtet werden, so bleibt doch das Urteil bestehen: „damit sich vor Gott kein Fleisch rühme“. (1. Korinther 1,26–29.)
Darüber sind Humanisten und Religiöse jeder Richtung, Schattierung und Bezeichnung seit den Tagen Kains gestolpert. Sie wollen gern rituelle Opfer, Sittlichkeit, Bruderschaft und auch eine Form der Frömmigkeit akzeptieren, nur um dafür zu sorgen, daß etwas vom Ruhm des Menschen bewahrt bleibt. Auch wahre Christen können manchmal auf diesen humanistischen Wagen aufspringen und zu einem Denken verleitet werden, daß ihre Leistung nach der Bekehrung irgendwie zu einem Platz im Himmel beiträgt. Wie sind doch die Menschen entschlossen, um jeden Preis selbst ein Stückchen von der „Herrlichkeit“ des natürlichen Menschen festzuhalten!
Aber das kann nicht sein! Die Herrlichkeit des ersten Menschen zerfiel vor dem Angriff des Feindes im Garten Eden zu Staub. Des weiteren bestätigt die Szene auf Golgatha, nach einer Erprobungszeit von über 4.000 Jahren schrecklicher Menschheitsgeschichte, nochmals das Urteil: „alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes.“ (Römer 3,23.)
Dasselbe gewaltige Werk auf Golgatha hat jedoch die Grundlage für eine neue Art der Menschheit gelegt – eine riesige Menge, die für Gott erkauft worden ist durch das Blut Christi, „aus jedem Stamm und Sprache und Volk und Nation“. (Offenbarung 5,9.) Verbunden mit dem zweiten Menschen – dem Herrn aus dem Himmel (1. Korinther 15,47.) – haben diese den „Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi“ dankbar aufgenommen. (2. Korinther 4,6.) Sie haben das Urteil, daß die Herrlichkeit allein Gott gebührt, voll und ganz angenommen und vereinigen sich auf diese Weise mit einem alten Glaubensmann in dem Ausruf:
„Dein, HERR, ist die Größe und die Stärke und der Ruhm und der Glanz und die Pracht; denn alles im Himmel und auf Erden ist dein. Dein, HERR, ist das Königreich, und du bist über alles erhaben als Haupt“ (1. Chr 29,11).
DAS FLEISCH IN VERBINDUNG MIT UNSEREN NATÜRLICHEN BEZIEHUNGEN
Diese dritte Gruppe von Schriftstellen in bezug auf das Fleisch 5 kann wie folgt kurz zusammengefaßt werden:
„... und es werden die zwei ein Fleisch sein“ (Matthäus 19,5).
„... der aus dem Samen Davids gekommen ist dem Fleische nach“ (Römer 1,3).
„... meine Brüder, meine Verwandten nach dem Fleische“ (Römer 9,3).
„Denn wir sind die Beschneidung, die wir ... nicht auf Fleisch vertrauen“ (Philipper 3,3).
„... als einen geliebten Bruder, ... sowohl im Fleische als im Herrn“ (Philemon 16).
Wie in den beiden vorhergehenden Abschnitten dieses Kapitels, wird auch in diesem das Wort Fleisch in einer Art und Weise gebraucht, die Böses nicht direkt und unbedingt mit einschließt. Rechtmäßige natürliche Beziehungen wie Ehe- und Familienbande sind von Gott schon vor dem Fall des Menschen eingesetzt worden; und Er hat sie seit dem Fall nicht aufgehoben!
Gott sieht mit Freude, wenn zwischen den Familienangehörigen Wärme und Hilfsbereitschaft strömt. Obwohl wir durch die Bekehrung sogar zu engeren und tieferen Beziehungen in der Familie Gottes kommen, können wir doch, was unsere natürlichen menschlichen Bindungen betrifft, deren Vorrechte genießen und die damit verbundenen Verpflichtungen übernehmen.
In Römer 9 macht Paulus in seiner Klage über Israel deutlich, wie sich Gläubige im Blick auf unbekehrtes „Fleisch und Blut“, die „Verwandten nach dem Fleische“, verhalten sollen. Er war sich ihrer früheren Vorteile, der Verwerfung ihres Messias, der gegenwärtigen Blindheit, die sie umhüllte, und ihrer zukünftigen nationalen Wiederherstellung wohl bewußt.
Obgleich wir über die Intensität seiner Worte staunen mögen (er wünschte sich selbst durch einen Fluch von Christus für sie entfernt zu sein), würden wir gut daran tun, uns wenigstens einen kleinen Teil seines Geistes anzueignen. Wie viele von uns haben nahe Familienangehörige, die ohne Gott und ohne Hoffnung in der Welt sind? Wünschen wir ernstlich ihre Errettung?
WURZELN
Ein letzter Punkt in den natürlichen Beziehungen ist die „Wurzel-Mentalität“. Besonders seit dem außergewöhnlichen Erfolg von Alex Haley's Familiensaga „Roots“ und der gleichnamigen TV-Serie haben viele in Stammbäumen, Ahnentafeln und alten Photoalben gegraben. Irgendwie legt die Zeit einen Glorienschein auf die Köpfe gewöhnlicher Menschen, und mein Urgroßvater wurde beinahe zur Legende, weil er im Bürgerkrieg kämpfte.
Für solche von uns, die neue Wurzeln in Christus Jesus gefunden haben, sollte vielleicht etwas Ahnenstudium mit aufgeschlagenem Kapitel 3 des Philipperbriefes fortgesetzt werden. Denn wenn sich irgend jemand seiner natürlichen Abstammung rühmen konnte, dann Paulus. Er sagt:
„Beschnitten am achten Tage, vom Geschlecht Israel, vom Stamme Benjamin, Hebräer von Hebräern ... „ (Philipper 3,5).
Dennoch wollte er nichts davon wissen! Seine einfache Schlußfolgerung war, daß er um Christi willen selbst natürliche Vorteile für Verlust achtete. Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß unsere geistlichen Beziehungen in Christus Jesus die einzige wahre Grundlage für echtes Vertrauen liefern, werden wir uns Paulus glücklich anschließen, wenn er sagt:
„Denn wir sind die Beschneidung, die wir durch den Geist Gottes dienen und uns Christi Jesu rühmen und nicht auf Fleisch vertrauen“ (Philipper 3,3).
DAS FLEISCH ALS DIE SÜNDIGE MENSCHLICHE NATUR
Wir kommen nun zu einem Wendepunkt in diesem Kapitel. Wir haben das Wort „Fleisch“ in seinem positiven biblischen Gebrauch gesehen: als den Leib, als menschliche Natur und in unseren natürlichen Beziehungen.
In diesem Abschnitt wollen wir jene Schriftstellen betrachten, die das Fleisch in einer ganz anderen Weise beschreiben – als den unerbittlichen und unveränderlichen Feind alles Gottesfürchtigen und von Gott selbst. Die folgende Aufzählung von Versen ist nur ein Auszug von vielen, die das Fleisch in dieser Weise schildern:
„Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleische, nichts Gutes wohnt ...“ (Römer 7,18).
„Denn das dem Gesetz unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war ...“ (Römer 8,3).
„... die Sünde im Fleische verurteilte“ (Römer 8,3).
„Die aber, welche im Fleische sind, vermögen Gott nicht zu gefallen“ (Römer 8,8).
„Ihr aber seid nicht im Fleische, sondern im Geiste“ (Römer 8,9).
„So denn, Brüder, sind wir Schuldner, nicht dem Fleische ...“ (Römer 8,12).
„... treibet nicht Vorsorge für das Fleisch zur Erfüllung seiner Lüste“ (Römer 13,14).
„... gebrauchet nicht die Freiheit zu einem Anlaß für das Fleisch“ (Galater 5,13).
„Wandelt im Geiste, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht vollbringen“ (Galater 5,16).
„Die aber des Christus sind, haben das Fleisch gekreuzigt“ (Galater 5,24).
„... die Lust des Fleisches ... ist nicht von dem Vater“ (1. Johannes 2,16).
Wenn wir diese Verse untersuchen, erfahren wir bald einige Schlüsselmerkmale des Fleisches:
Es ist weder gut, noch ist es in irgendeiner Weise Gott untertan.
Es ist voller Begierden (unrechtmäßiger Wünsche).
Es reagiert von Natur aus auf das Welt-System Satans.
Es hat sein gerechtes Verdammungsurteil empfangen, als Christus starb.
Es hat keinen rechtmäßigen Anspruch auf solche, die zu Christus gehören.
Diese Merkmale sind in einigen kurzen Beschreibungen des Fleisches treffend zusammengefaßt, die wir den Schriften zuverlässiger Ausleger des Wortes Gottes entnommen haben:
„Der Sitz der Sünde im Menschen.“ 6
„Der Wille des Menschen in Auflehnung gegen Gott.“ 7
„Es ist durch und durch selbstsüchtig; es hat nichts, was es Gott geben könnte; seine Gedanken, Hoffnungen und Bestrebungen drehen sich um sich selbst. Alles, was es hat, hat es für 'sich allein'.“ 8
„Es hat sich schon als unverbesserlich erwiesen, unfähig zu irgendeiner Veränderung, Gott völlig entgegengesetzt. Nichts konnte es zu Ende bringen als die Kreuzigung; keine Vergebung, keine Verbesserung, es muß unter das Verdammungsurteil.“ 9
„Es ist eine Wurzel, die nur Böses hervorbringt, wie man es auch zu verbessern sucht. Es ist einzig Feindschaft gegen Gott.“ 10
„Das Fleisch ist in keinerlei Hinsicht verbesserungsfähig, noch wird es dies jemals sein. Das Fleisch im ältesten und gottesfürchtigsten Christen ist genauso unverbesserlich wie im übelsten Sünder. Alle Anstrengungen, es zu verbessern oder zu läutern, sind vergeblich.“ 11
Bevor sich jemand bekehrt, hat er in bezug auf das Fleisch keine Wahl. Es beherrscht seine Gedanken, sein Streben und seine Handlungen im Widerstand gegen Gott. Aus biblischer Sicht lebt er „nach dem Fleisch“, „im Fleisch“, und „wandelt nach den Lüsten des Fleisches“. Deshalb bestätigt das Wort Gottes eindeutig: „Die aber, welche im Fleische sind, vermögen Gott nicht zu gefallen.“ (Römer 8,8.) Beachte, daß es nicht heißt, daß die, welche im Fleische sind, nicht einander gefallen können oder daß sie sich nicht selbst gefallen können oder daß sie nicht erfreuliche und nützliche Dinge auf einer menschlichen Ebene tun können. Die Stelle sagt allein, daß sie Gott nicht gefallen können.
Dieser unglückliche Zustand trifft ohne Ausnahme auf jeden unbekehrten Menschen zu, ohne Rücksicht auf soziale Stellung, Wohlstand, Erziehung, Temperament und Benehmen. Einige mögen vielleicht aufgrund ihrer persönlichen Erfahrung gegen so eine harte Beurteilung Einwände erheben. Es ist jedoch Gott, der die gesamte Lebenspraxis jedes einzelnen vollkommen kennt und der diese Beurteilung abgibt. In diesem Licht fangen wir an, die Worte Jesu an einen ehrbaren religiösen Führer namens Nikodemus zu verstehen:
„Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geiste geboren ist, ist Geist. Verwundere dich nicht, daß ich dir sagte: Ihr müsset von neuem geboren werden“ (Johannes 3,6.7).
Aber was ist mit denen, die wahrhaftig wiedergeboren sind – die mit Gott durch den Tod Seines Sohnes versöhnt worden sind? (Kolosser 1,21.22.) Diese Menschen sehen sich mit einem neuen Leben in Christus, mit neuen Zielen und neuen Interessen. Sie sind durch das Blut des Christus nahe zu Gott gebracht, haben den Geist der Sohnschaft empfangen und kennen Gott jetzt als ihren Vater. (Römer 8,15.) In Gottes Familie hineingeboren, erkennen sie andere Glieder als ihre Brüder und Schwestern in Christus. (1. Johannes 3,14; 5,1.) Vor ihren geöffneten Augen entfaltet sich eine ganz neue Perspektive, wenn sie erkennen, daß ihre Sünden vergeben worden sind (1. Johannes 2,12.) und daß sie in Christus für ewig sicher sind. (Johannes 10,37–29.) Kann es möglich sein, daß solche wahren Christen nach wie vor „im Fleisch“ sind?
Das Wort Gottes macht hier einen wesentlichen Unterschied – einen, den wir begreifen müssen, wenn wir die praktische Befreiung von der Macht der Sünde in unserem Leben erfahren wollen. Es ist dies:
Als Christen sind wir nicht im Fleisch, sondern das Fleisch ist noch in uns. Beachte sorgfältig die Worte des Textes, der den Unterschied aufzeigt:
„Nun aber vollbringe nicht mehr ich dasselbe, sondern die in mir wohnende Sünde. Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleische, nichts Gutes wohnt ...“ (Römer 7,17.18).
„Ihr aber seid nicht im Fleische, sondern im Geiste“ (Römer 8,9).
Hast du verstanden, worum es in der ersten Schriftstelle geht? Es ist die klare Bestätigung durch Paulus, daß die Sünde noch in seinem Fleisch wohnt. Er bestätigt diesen Punkt weiter, wenn er klagt:
„... daß das Böse bei mir vorhanden ist“ (Römer 7,21).
Wenn das Fleisch tatsächlich nicht mehr in uns als Gläubigen wäre, würden die folgenden Ermahnungen unnötig sein:
„... treibet nicht Vorsorge für das Fleisch zur Erfüllung seiner Lüste“ (Römer 13,14).
„... gebrauchet nicht die Freiheit zu einem Anlaß für das Fleisch“ (Galater 5,13).
Was für eine unglückselige Entdeckung für einen Christen! H. A. Ironside hat den sich daraus ergebenden Widerstreit gut beschrieben:
„Er findet sich selbst ständig im Gegensatz zu dem innersten Wunsch seiner von Gott eingepflanzten neuen Natur. Er praktiziert Dinge, die er nicht tun will. Er versagt in der Ausführung seiner Bestimmung, Gutes zu tun. Die Sünden, die er begeht, haßt er. Er liebt das Gute, aber er hat nicht die Kraft, es auszuführen. Aber dies bestätigt ihm, daß da etwas in ihm ist, das von seiner wahren Persönlichkeit als Kind Gottes unterschieden werden muß. Er besitzt noch immer die fleischliche Natur, obwohl er aus Gott geboren ist ... Fest davon überzeugt, daß der Kampf während des ganzen Weges seiner irdischen Existenz andauert, ruft er in Qualen aus: „Wer wird mich erretten von diesem Leibe des Todes?“ Er ist wie ein lebender Mann an einen befleckten, weil faulenden Leichnam gefesselt und unfähig, die Ketten zu zerreißen. Er kann den Leichnam nicht rein und sich unterwürfig machen, egal wie heftig er dies versucht. Es ist der Schrei der Hoffnungslosigkeit, soweit es eigene Anstrengung betrifft. Er ist am Ende menschlicher Fähigkeiten angelangt.“ 12
Jedesmal, wenn jemand diesen Punkt erreicht, ist es Gottes Freude, die andere Seite unserer wichtigen Unterscheidung hineinzubringen – daß, obwohl das Fleisch noch in uns ist, wir nicht im Fleische sind. Warum ist dies so wichtig? Weil es bestätigt, daß wir vor Gott in eine völlig neue Stellung gebracht worden sind. Er sieht uns nun als in Christus Jesus und somit jenseits der Verdammung, die dem Fleisch anhaftet. Wir stehen jetzt vor Gott „in Christus“ und nicht mehr „im Fleische“.
J. T. Mawson drückt es folgendermaßen aus:
„Im Tode Christi sehen wir also die vollständige Beiseitesetzung des Fleisches, weil der Tod sein Ende bedeutete. Obwohl wir nicht wirklich gestorben sind, sind wir in Gottes Augen nicht mehr im Fleische, und so sollen wir uns auch im Glauben betrachten. Wir stehen vor Gott nicht mehr auf der Grundlage dessen, was wir sind, denn dann bliebe für uns nur das Gericht, sondern vor Ihm in Christus und deshalb in Seiner ungetrübten Gunst.“ 13
In seiner Auslegung zu Römer 8 gibt uns William Kelly weitere Hilfen, zu erfassen, was die gewaltige Auswirkung des „Nicht-im-Fleische-Sein“ ist:
„Aber hier wird der alte Mensch als gekreuzigt gesehen, und die Gläubigen als mit Christus gestorben und Gott lebend in der Kraft Seiner Auferstehung aus den Toten. Kurz gesagt, sie werden in einer ganz und gar neuen Stellung in Christus Jesus gesehen, wo keine Verdammnis ist, noch sein kann. Es ist keine Frage des Grades, sondern eine absolute Tatsache, wahr für alle echten Christen ... Es ist eine Frage der Stellung, die ihnen die Gnade in Christus gibt, und nicht ihrer Einschätzung, es ihren Gefühlen und Mitteln nach gut zu machen. 'In Christus', recht verstanden, sind Fragen des Grades und Zweifels ausgeschlossen.“
„Befreiung geschieht durch Tod – durch den Tod Christi, mit welchem wir gestorben sind. Aber in Ihm sind wir lebend für Gott, und der Geist wohnt in uns. Wir können somit ohne Anmaßung sagen, daß wir nicht im Fleische sind. Wir werden nicht bloß als Menschen gesehen, die durch den Zustand und die Verantwortung des ersten Menschen charakterisiert sind ... 'Ihr seid nicht im Fleische'. Nichts als dieses ist die angemessene Sprache des Christen.“ 14
An dieser Stelle scheint ein bewegender Appell aus der Feder von H. A. Ironside angebracht:
„Oh, du Zweifelnder, schau ganz weg von dir selbst und deinem Zustand. Schau von Stimmungen und Gefühlen weg, hin zu dem auferstandenen Christus, der nun für immer jenseits des Kreuzes ist, wohin deine Sünden Ihn einst gebracht haben, und sieh dich selbst in Ihm, dort verherrlicht zur Rechten Gottes. Er wäre nicht dort, wenn die Frage der Sünde nicht zur Zufriedenheit Gottes entschieden wäre. Die Tatsache, daß Er dort ist und du von Gott in Ihm gesehen wirst, ist das bestmögliche Zeugnis deiner Befreiung von aller Verdammnis.“ 15
SO WEIT, SO GUT
In Christus sind wir jenseits der Reichweite der Verdammung und nicht mehr im Fleisch. Aber das Fleisch ist noch immer in uns. Wie sollen wir es behandeln?
An diesem kritischen Punkt müssen wir erkennen, was wir tun können und was nicht. Charles Trumball erklärt:
„Ein Leben ohne eigene Anstrengungen bedeutet nicht ein willen-loses Leben. Wir benutzen unseren Willen, um zu glauben, zu empfangen, aber nicht um uns anzustrengen, das vollbringen zu können, was allein Gott zu tun vermag. Unsere Hoffnung auf einen Sieg über die Sünde ist nicht 'Christus und meine Anstrengung', sondern 'Christus und mein Annehmen'. Von Ihm Sieg zu empfangen heißt, Seinem Wort zu glauben, daß Er uns allein durch Seine Gnade in diesem Moment von der Macht der Sünde befreit. Und der Glaube an Ihn ist das Mittel, anzuerkennen, daß Er für uns ausführt, was wir nicht vollbringen können.“
Obwohl wir uns nicht auf eine falsche Art und Weise bemühen dürfen, so haben wir doch eine Verantwortung, zu wissen – zu glauben – zu schätzen und darzustellen. William Kelly beschreibt dies als:
„Eine Verantwortung eines neuen Charakters, gegründet auf die neue Beziehung, die uns durch Gnade bei der Befreiung von unserem alten Zustand des verdorbenen Menschen geschenkt wurde.“ 16
Wir wollen vier Schriftstellen untersuchen, die diese Verantwortung darlegen:
1. „ALSO AUCH IHR, HALTET EUCH DER SÜNDE FÜR TOT, GOTT ABER LEBEND IN CHRISTO JESU“ (RÖMER 6,11).
„Dafürhalten“ heißt, diese Dinge, welche Gott von uns sagt, als wahr anzuerkennen und sie allein durch Glauben anzunehmen – nicht, weil sie sich so gut anhören oder weil wir sie völlig verstehen oder weil wir ihre Wahrheit in unseren eigenen Erfahrungen erprobt haben. In Wirklichkeit werden wir ihre Wahrheit in unserem praktischen Leben erst dann anfangen zu erfahren, wenn wir sie allein im Glauben angenommen haben.
Ich bin der Sünde gestorben, weil ich mit Christus gestorben bin. Dies habe ich bei meiner Taufe bekannt. Und jetzt weiß ich: So sicher wie Christus für meine Sünden als Stellvertreter gestorben ist, so sicher bin ich mit Ihm gestorben – natürlich nicht buchstäblich, sondern indem ich anerkenne, daß meine Geschichte als ein Kind Adams auf Golgatha ein Ende fand. Dort eröffnete sich mir ein neues Leben – ein Leben, das in der Beziehung zu meinem auferstandenen Herrn gewurzelt ist.
J. T. Mawson veranschaulicht unseren Tod im Blick auf die Sünde sehr schön mit den folgenden Worten:
„Das Fleisch wird immer nur dem Gesetz der Sünde dienen, und die Sünde ist ein grausamer Lehrmeister, ähnlich, wie es die Ägypter für das Volk Israel waren. Die einzige Möglichkeit, von diesem Bedrücker freizukommen, ist der Tod. Ein Mann kann einen Sklaven besitzen und ihn hart knechten, aber einmal kommt der Tag, wo dieser Sklave seinem Herrn nicht mehr gehorcht, und zwar dann, wenn er tot ist und sich dadurch der Herrschaft des Sklavenhalters entzogen hat.
'Aber', könnte man sagen, 'ich bin nicht tot, ich habe den Lohn, den die Sünde zahlt, nicht bekommen.'
Das ist richtig, aber es ist ebenso richtig, daß der Herr Jesus ihn in Seiner vollkommenen Liebe für uns empfangen hat, so daß wir jetzt den Platz des Todes mit Ihm einnehmen und von unserem alten Zuchtmeister frei sein können, um Gott zu dienen. Es ist unser Vorrecht, den Tod unseres Stellvertreters als den unsrigen anzusehen.“ 17
2. „STELLET AUCH NICHT EURE GLIEDER DER SÜNDE DAR ZU WERKZEUGEN DER UNGERECHTIGKEIT, SONDERN STELLET EUCH SELBST GOTT DAR ALS LEBENDE AUS DEN TOTEN, UND EURE GLIEDER GOTT ZU WERKZEUGEN DER GERECHTIGKEIT“ (RÖMER 6,13).
An dieser Stelle müssen wir uns an einige Dinge erinnern, die wir früher über das Fleisch in bezug auf den Leib besprochen haben – das in diesem Sinn an sich nicht böse ist. In der uns nun vorliegenden Schriftstelle wird dies offenbar. Denn es ist nicht möglich, böse Glieder eines bösen Leibes einem heiligen Gott darzustellen. Aber, Sein Name sei gepriesen, gerade dieser Körper, der einst durch die Sünde versklavt war, kann nun als ein lebendiges Schlachtopfer Gott dargestellt werden. (Römer 12,1.) Die Glieder, die einst Werkzeuge der Ungerechtigkeit waren, können nun dargestellt werden als „geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werke bereitet.“ (2. Timotheus 2,21.)
Diese befreiende Wahrheit sollte unsere Seelen erfassen und unsere Herzen bewegen! Füße, die einst eilten, um Blut zu vergießen, können lieblich werden, wenn sie mit dem Evangelium des Friedens ausziehen. (Römer 10,15.) Zungen, die einst Falschheit redeten, können nun lernen, zur rechten Zeit jemandem, der müde ist, ein Wort zu sagen. (Jesaja 50,4.) Augen, die einst ein Kanal der Lust waren, können sich an den Schriften ergötzen und die Herrlichkeiten des Lammes erblicken. (Psalm 119,18.) Das Lied der Hingabe von Frances Havergal bringt dies gut zum Ausdruck:
Nimm mein Leben, Jesu, Dir,
übergeb ich's für und für.
Nimm Du meine Hände an,
zeig mir, wie ich dienen kann;
Nimm Du meiner Liebe Füll;
Jesu, all mein Sehnen still;
nimm mich selbst und laß mich sein
ewig, einzig, völlig Dein.
3. „WENN IHR ABER DURCH DEN GEIST DIE HANDLUNGEN DES LEIBES TÖTET, SO WERDET IHR LEBEN“ (RÖMER 8,13).
Beachte den kurzen Ausdruck „durch den Geist“ in diesem Vers. Der Heilige Geist ist die Kraft des christlichen Lebens. Es gibt keine andere. Es ist gut, wenn wir, wie in Römer 6 zu finden ist, über „dafürhalten“ und „darstellen“ reden. Aber wir brauchen mehr. Wir müssen die Kraft des Heiligen Geistes haben, um für Christus zu leben!
Dies wird deutlich werden, wenn wir kurz Römer 5 bis 8 überdenken. Die ersten vier Verse von Römer 8 geben uns einen Überblick:
Vers 1: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, welche in Christo Jesu sind.“ Dies ist eine Zusammenfassung von Römer 5. Durch die Gnade Gottes sind wir von Adam als Haupt zu Christus als Haupt übergewechselt. „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben worden ist.“
Vers 2: „Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“ Dies ist eine Zusammenfassung von Römer 6. Das Prinzip der Sünde und des Todes ist durch einen Grundsatz des Lebens für die ersetzt worden, die mit Christus in Seinem Tod und Seiner Auferstehung einsgemacht wurden.
Vers 3: „Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er seinen eigenen Sohn ... sendend ...“ Das heilige Gesetz Gottes konnte niemals die Grundlage für die Rechtfertigung des Menschen bereitstellen, denn der Mensch ist ein Sünder. Deshalb verurteilt das Gesetz vielmehr den Menschen, statt ihn zu rechtfertigen. Auch der Gläubige, von dem Gesetz befreit, um in Neuheit des Lebens zu wandeln, findet zwei entgegengesetzte Kräfte in sich, die im Widerstreit miteinander sind. Er hat einen inneren Menschen, der seine Freude am Gesetz Gottes findet, der aber trotzdem die Notwendigkeit eines Befreiers erkennt. Gute Absichten genügen eben nicht, um dies zu schaffen.
Vers 4: „... auf daß das Recht des Gesetzes erfüllt würde in uns, die nicht nach dem Fleische, sondern nach dem Geiste wandeln.“ Dies ist eine Zusammenfassung von Kapitel 8. Das, was schon immer die Absicht Gottes war – ein Volk, das in freudigem Gehorsam Ihm gegenüber wandelt und Freude daran findet, Seinen Willen zu tun – hat Er für sich selbst erworben und sichergestellt. Zuerst hat Er dies getan, indem Er Seinen eigenen Sohn dahingegeben hat, um Gottlose zu rechtfertigen und sie zur Neuheit des Lebens zu bringen; und dann durch die Sendung des Heiligen Geistes, der in ihnen wohnen, ihnen Vollmacht geben, sie leiten und ihnen in ihrer Schwachheit helfen und schließlich auch verbürgen sollte, daß ihre sterblichen Körper belebt und zur Gleichförmigkeit mit dem „Leib der Herrlichkeit“ unseres Herrn umgestaltet werden.
In seiner Auslegung hat L. M. Grant zu dieser Schriftstelle treffend geschrieben:
„Es ist das gesegnete Vorrecht des Gläubigen, sich selbst zu vergessen – sich ganz vom Fleisch wegzuwenden und dem Geist gemäß zu wandeln. Sein Ziel ist also Christus allein, nicht mehr er selbst und sein eigenes Verhalten. Denn der Geist Gottes stellt vor allem Christus Jesus vor die Seele, und damit verglichen wird alles andere Nichtigkeit. Würden wir daran denken, dem Heiligen Geist ein Gesetz aufzuerlegen, um recht zu handeln? Das wäre äußerst töricht – wir wissen, daß es für Ihn eine Unmöglichkeit ist, falsch zu handeln. Kann das Gesetz solchen auferlegt werden, die den Geist Gottes haben, um von ihnen Rechtschaffenheit zu fordern? Gewiß nicht. Sie sind frei – frei, um uneingeschränkte, willige Diener Christi zu sein. Dies ist wahre Befreiung. Die Knechtschaft gehört der Vergangenheit an, und die Seele ist in Freiheit in der Gegenwart Gottes. Möge Seine grenzenlose Gnade dies zu einer lebendigen Realität in zahllosen Seelen machen.“ 18
4. „WANDELT IM GEISTE, UND IHR WERDET DIE LUST DES FLEISCHES NICHT VOLLBRINGEN“ (GALATER 5,16).
Dieser Vers liefert einen sehr geeigneten Schluß für dieses Kapitel über das Fleisch. Es hebt den völligen Widerstreit zwischen dem Geist Gottes und dem Fleisch des Menschen hervor und gibt denen, die fest in der Freiheit zu stehen wünschen, mit der Christus sie freigemacht hat, einfache Unterweisung. (Galater 5,1.) Kenneth Wuest hilft uns mit den folgenden Worten, diese Schriftstelle zu verstehen:
„Wir müssen sorgfältig beachten, daß Paulus die Verantwortung auf den Gläubigen legt, den Anordnungen der bösen Natur den Gehorsam zu verweigern, indem er sich selbst unter die Kraft und Kontrolle des Heiligen Geistes begibt ... Der Heilige Geist ist kein Perpetuum mobile, das automatisch in dem Leben des Gläubigen arbeitet. Er ist eine göttliche Person, die darauf wartet, daß wir von Seinem Dienst abhängig sind, und Er erwartet von dem Gläubigen, daß er mit Ihm darin zusammenarbeitet. Also liegt die Wahl bei dem Gläubigen, ob er sich dem Heiligen Geist übergibt oder der bösen Natur gehorcht. Der Geist ist immer da, um ihm Sieg ... zu geben, wenn der Gläubige direkt NEIN zur Sünde sagt und gleichzeitig dem Geist vertraut, ihm Sieg darüber zu geben.“ 19
Etwas weiter in Galater 5 steht die Frucht des Geistes in erfreulichem Gegensatz zu den Werken des Fleisches. (Galater 5,19–23.) Wenn wir diese Frucht in unserem Leben darstellen, bringen wir Gott Ehre, anderen Segen und uns selbst wahre Zufriedenheit. Aber die schmutzige Liste fleischlicher Werke kann nur das Gegenteil dieser Dinge hervorbringen.
Es gibt eine Geschichte von einem kleinen Affen, der Äpfel über alles liebte. Eines Tages sah er einen schönen, großen roten Apfel in bequemer Reichweite seines Käfigs auf dem Boden liegen. Triumphierend schnappte er ihn mit einem Aufschrei des Entzückens und riß ihn zu seinem Maul hin. Und dann verwandelte sich die Freude in Enttäuschung, als er merkte, daß er den Apfel nicht durch die Stäbe seines Käfigs bringen konnte.
Sein Herr, der ihn mit lebhaftem Interesse beobachtete, näherte sich dem Käfig und sagte: „Laß den Apfel los, und ich lasse ihn durch die Tür oben im Käfig zu dir herabfallen.“ Aber der Affe hörte weder, noch verstand er. Indem er den Apfel festhielt – er besaß ihn und besaß ihn doch nicht –, weigerte er sich, loszulassen und seinem Meister zu erlauben, etwas für ihn zu tun, was er nicht für sich selbst tun konnte.
Wie sehr gleichen wir diesem Affen! Wir halten mit jedem Funken unserer fleischlichen Energie die Stückchen und Fetzen des Lebens fest und weisen so einfach die sanften Bitten unseres Herrn zurück, wenn Er sagt: „Laß los und laß Mich für dich tun, was du nicht für dich tun kannst. Die Barrieren des Fleisches werden nicht weichen. Hör mit dem Versuch auf, das Unmögliche ausführen zu wollen. Aber Ich kann dein Leben mit der Frucht des Geistes durchdringen, so einfach, wie der Mann seinem Affen den Apfel geben konnte. Gib jetzt auf!“
Ich will dieses Kapitel mit einigen gewichtigen Worten aus der Feder von J. T. Mawson beenden:
„Vielleicht hast du schon versucht, das Fleisch zu richten, und hast doch immer und immer wieder versagt und meinst jetzt, das sei zu schwer für dich. Du hast recht, denn es ist in der Tat zu schwer für uns, aber wir dürfen nicht vergessen, daß Gott Seinen Geist in unsere Herzen gesandt hat und daß Dieser da ist, um das Fleisch zu verdrängen und Christus Raum zu schaffen. Es hängt jetzt von uns ab, ob das unser Wunsch ist. Ist Christus für dich unentbehrlich geworden? Hast du in Ihm und Seiner Liebe solch ein Teil gefunden, daß du ausrufst: 'Er allein kann mir volle Genüge schenken!'? Wenn das der Fall ist, wird dein Weg in der Abhängigkeit vom Geist Gottes ganz hell werden. Vergiß aber nie, den Blick auf den Tod Christi zu richten; das Kreuz Christi muß dein Rühmen sein, denn dieses Kreuz ist der Weg zum Sieg ...“ 20
FRAGEN ZUR VERSTÄNDNISÜBERPRÜFUNG
Nenne die vier Begriffe, für die die Bibel das Wort Fleisch gebraucht.
Untersuche den Unterschied zwischen Schwachheit im Fleisch und Sünde im Fleisch.
Wie würdest du die Menschheit des Herrn Jesus beschreiben?
Nenne drei Merkmale des Fleisches in bezug auf die sündige menschliche Natur.
Erkläre die Stellung des Christen als „nicht im Fleische“.
Welche Hilfsmittel hat uns Gott gegeben, damit wir in unserem tagtäglichen Leben gegen die Versuchungen aus dem Fleisch bestehen können?
Fußnoten
1vgl. dabei noch einmal die Fußnote 1 in Kapitel 1 : Die Welt
2Die Schwachheit des Menschen zeigt sich in der Neigung, der Sünde nachzugeben, wenn Versuchung an ihn herantritt. Eine solche Schwachheit oder Neigung hatte der Herr Jesus in Seinem Menschsein auf dieser Erde nicht. Dies ist auch in bezug auf die folgende Illustration wichtig. Sein Dienst als Hoherpriester stellt daher „rechtzeitige Hilfe“ für uns bereit, damit unsere Schwachheit in der Versuchung nicht zur Sünde führt (Anmerkung des Hrsg.).
3In den aufgeführten Stellen schließt das Wort „Fleisch“ neben dem Gedanken des Menschseins an sich (d.h. abgesehen von dem moralischen Aspekt) z.T. auch mehr oder weniger den Sündenfall und seine Folgen mit ein (Anmerkung des Hrsg.).
4D.h. also an der menschlichen Natur an sich, nicht an dem moralischen Zustand, der den Menschen seit dem Sündenfall kennzeichnet (Anmerkung des Hrsg.).
5vgl. dabei noch einmal die Fußnote 1 in Kapitel 1 : Die Welt
6W. E. Vine, Expository Dictionary of New Testament Words, S. 448.
7J. N. Darby, Collected Writings, Vol. 3, S. 168.
8J. T. Mawson, Überwinden ... aber wie€ S. 30.31.
9L. M. Grant, Romans, S. 77.
10Charles Stanley, Romans, S. 98.
11H. A. Ironside, Romans, S. 99.
12Romans, S. 90.91.
13Überwinden ... aber wie€ S. 38.
14Romans, S. 112.128.
15Romans, S. 96.
16Romans, S. 128.
17Überwinden ... aber wie€ S. 38.39.
18Romans, S. 78.
19Word Studies in the Greek NT, Vol. 1, Galatians, S. 153.154.
20Überwinden ... aber wie€ S. 42.