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Andacht vom 8. August 2021

Andacht vom 8. August 2021
Denn nach zwölf Monaten, als der König auf dem Dach des königlichen Palastes in Babel sich erging, hob er an und sprach:
Das ist das große Babel, das ich erbaut habe zur Königsstadt durch meine große Macht zu Ehren meiner Herrlichkeit.

(Daniel 4,26-27)


1935 schrieb Bertolt Brecht das Gedicht "Fragen eines lesenden Arbeiters".
Es beginnt mit der Frage, wer die Stadt Theben eigentlich erbaute.
In den Büchern würden zwar Namen von Königen stehen, aber die wirkliche körperliche Arbeit hätten doch wohl andere erledigt.
Auch Babylon wird angesprochen – mit der selben Frage danach, wer die eigentlichen Arbeiter dieser mehrfach neu erbauten Stadt waren.

Nun gut, Brecht sah die Sache mit dem Wiederaufbau Babylons klassenkämpferisch.
Er ironisierte: Nicht Nebukadnezar hat gebaut, sondern Sklaven.
Dennoch sagen auch wir heute, wenn wir einen privaten Hausbau finanzieren und erfolgreich beendet haben: "Ich habe ein Haus gebaut."
Dabei haben wir wahrscheinlich nicht jeden Stein, Ziegel oder Balken selbst in der Hand gehabt.
So mag auch Nebukadnezar auf der Zinne seines Palastes gestanden haben, wie im Eingangstext beschrieben.
Voller Befriedigung schaut er auf die Stadt, die von seinen Vorfahren und ihm zu dem momentanen Glanz geführt worden war.
Wenig später fällt der König unter ein göttliches Strafgericht.

Was war es, das Gott nicht gefiel?
Es waren der Stolz, die Selbstherrlichkeit und Überheblichkeit des Königs.
Aber andererseits: Kenne ich das Gefühl Nebukadnezars nicht auch?
Da habe ich ein Problem lösen können, das Manuskript ist endlich fertig geworden oder die angestrebte Einigung in der Firma ist endlich zustande gekommen – welch ein Glücksgefühl!
Sind das nicht Situationen wie bei Nebukadnezar?

Die Freude über einen Erfolg ist uns sicher gestattet, aber als Menschen stehen wir in der Versuchung, so zu denken, wie es Goethe in seinem Gedicht "Prometheus" schildert:
"Hast du nicht alles selbst vollendet, heilig glühend Herz?"
Wer so denkt wie Nebukadnezar oder Prometheus, der lebt gefährlich.
Seine Arroganz und Selbstverliebtheit werden Gott nicht gefallen, und die Einbildung der eigenen Kraft und Klugheit wird sich rasch verlieren.

Lieber Gott, ich danke dir, dass so manches in meinem Leben mit deiner Hilfe geglückt ist.
Und ich bitte dich, hilf mir, dich nicht zu vergessen, wenn ich auf der Zinne des Erfolgs stehe!


(Heinz Wietrichowski)

Kommentare

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hansfeuerstein 08.08.2021 15:22
Dem Herrn können wir nur dankar sein, alle Zeit, ja. Und im Erfolg heisst es Demut.
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