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Gedenktag 22. Juli: Maria Magdalena

Gedenktag 22. Juli: Maria Magdalena
Normalerweise werden Heiligenlegenden mit der Zeit immer schöner und strahlender – bei Maria Magdalena war es genau umgekehrt. Als ältestes erhaltenes Zeugnis über sie gilt das Neue Testament, wo sie in allen vier Evangelien als "Maria aus Magdala" eine wichtige Rolle spielt. Gemeinsam mit anderen Jüngerinnen folgt sie Jesus nach und verließ ihn selbst bei der Kreuzigung nicht (vgl. Mk 15,40f). Im Johannesevangelium ist Maria sogar die erste, die dem Auferstandenen begegnet. Als Zeugin soll sie den anderen Jüngern die Osterbotschaft verkünden (vgl. Joh 20,11-18). Bereits ab dem 4. Jahrhundert begann sich Marias Image jedoch zu wandeln: Die geachtete Jüngerin wurde zunehmend mit anderen Frauengestalten identifiziert. Besonders die Gleichsetzung mit der namenlosen "Sünderin" (vgl. Lk 7,36-50) brachte Maria den Ruf einer Prostituierten ein und beflügelte die Fantasie zahlreicher Künstler. Erst ab dem 20. Jahrhundert trat Maria wieder mehr als Glaubensbotin ins kirchliche Bewusstsein. 2016 griff Papst Franziskus Marias antiken Titel "Apostelin der Apostel" wieder auf und erhob ihren Gedenktag in den Rang eines Festes.



Die Heilige ist Schutzpatronin des Ordens

Wie die Dominikaner mit Maria Magdalena Gott neu erfahren 

Für die Dominikaner ist Maria Magdalena von großer Bedeutung. Die Schutzpatronin des Ordens steht für Offenheit und die Haltung, im Gottvertrauen neue Wege zu gehen. Zudem steht sie als Frau in einer wichtigen Schnittstelle der Bibel.

Am 22. Juli feiert die Kirche den Gedenktag der heiligen Maria Magdalena. Im dominikanischen Festkalender wird die Heilige als Jüngerin des Herrn aufgeführt. Sie ist die Schutzpatronin des Ordens und wird deswegen ganz besonders verehrt. Gleichzeitig ist die Heilige aber nicht einfach irgendeine Jüngerin des Herrn, sondern sie ist die erste und unmittelbare Zeugin der Auferstehung.

Maria Magdalena begegnet Jesus am Ostermorgen und hält ihn zuerst für den Gärtner. Nachdem er sie anspricht und Maria erkennt, wen sie vor sich hat, würde sie den Auferstandenen am liebsten festhalten. Sie will am Altbekannten festhalten, an dem Jesus, den sie kennt, aber sie wird von ihm selbst aufgefordert: "Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott." (Joh 20,17)


Ca.1.Minute:
https://youtu.be/X5tkUWrWp5k
Und so geht Maria Magdalena und berichtet den anderen davon, was sie gesehen und mit dem Auferstandenen erlebt hat. Sie lässt sich von ihm senden und trägt so dazu bei, dass die Botschaft davon, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, in die Welt getragen wird. Sie lässt sich auf das Neue und auf ihre neue Aufgabe ein: die Verkündigung dessen, was sie erlebt hat. Auch wenn das nicht gewesen sein kann, was sie erwartet hatte, als sie am Ostermorgen ans Grab kam. Sie verharrt nicht in der Trauer, sie klammert sich nicht am irdischen Jesus fest, sondern nimmt das an, was nun ist: die Botschaft vom Leben und ihre Aufgabe darin.

Maria Magdalena als Inspiration

Die dominikanische Familie lässt sich von Maria Magdalena immer wieder neu inspirieren. So suchen alle Zweige des Ordens immerzu danach, was es heute heißt, das Gewohnte zu verlassen, an die Grenzen zu gehen und allen Menschen die Frohe Botschaft zu bringen. Brüder, Schwestern, Nonnen und Laien sind davon bewegt, allen Menschen mitzuteilen, dass der Gott Jesu auch ihr Gott sein will. Sie lassen sich darauf ein, ihr gewohntes Bild von Jesus zu überprüfen und sich ganz neu von ihm ansprechen zu lassen.

Damit kann Maria Magdalena jede und jeden inspirieren, die und der auf der Suche nach Gott ist. Wie die Jüngerin kann sich jeder auf den Weg zum Grab machen und dort erleben, dass der Herr nicht tot ist, sondern lebt. Eine Erfahrung, die besonders in dieser Zeit wertvoll und heilend sein kann. Jesus ist nicht im Grab geblieben, sondern er lebt. Vielleicht anders, als von uns gedacht und gehofft, aber noch viel umfassender, als es sich ein Mensch überhaupt vorstellen kann.

Und so wie die Apostolin der Apostel vom Auferstandenen höchstpersönlich aufgefordert wird, von ihren Erfahrungen zu berichten, so sind es nicht nur die Mitglieder der dominikanischen Familie, sondern jede und jeder, der eine Erfahrung mit Christus macht. Denn die Botschaft verbreitet sich nur dann weiter, wenn möglichst viele Menschen davon erzählen und anderen die Möglichkeit geben zu erkennen, dass Gott auch ihr Gott sein will. Dabei ist niemand zu klein, zu jung, zu unbedeutend oder zu ungebildet. Denn nicht Petrus, auf den Jesus seine Kirche baut, ist derjenige, dem der Herr zuerst begegnet, sondern eine Frau, die im Laufe der Geschichte noch oft als Sünderin angesehen wurde.

Ansehen spielt keine Rolle

Daher spielt es auch für uns heute keine Rolle, wer wir sind oder welches Ansehen wir genießen, solange wir erfüllt sind von den Erfahrungen mit Christus. Für die Mitglieder der dominikanischen Familie bedeutete das immer wieder auch, das gewohnte Umfeld zu verlassen, neue Orte aufzusuchen oder mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die auf den ersten Blick ganz anders waren.

Maria Magdalena inspiriert aber nicht nur Ordensleute. Jede und jeder darf sich ermutigt fühlen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die anders erscheinen. Die Botschaft Jesu lebt davon, dass Menschen ihre persönlichen Erfahrungen erzählen und teilen, was sie selbst mit Jesus erlebt haben. Nur so überwindet die Kirche alle "toten Punkte", nur so haben Menschen die Möglichkeit, die Schönheit des Glaubens kennenzulernen – so wie Maria Magdalena die überraschende Schönheit des Auferstandenen kennenlernte.

Von Kerstin-Marie Berretz(KNA)




Weiteres:

Maria Magdalena
Maria stammte aus dem Ort Magdala am See Tiberias. Sie taucht in allen vier Evangelien auf. Nachdem Jesus ihr sieben Dämonen ausgetrieben hatte, folgte sie ihm nach und sorgte für ihn und seine Jünger. Sie war bei der Kreuzigung Jesu zugegen und hat beim Begräbnis geholfen. Sie war die erste Zeugin der Auferstehung, womit ihr Auftreten in den Evangelien schließt. 
Außerbiblische Überlieferungen stellen Maria Magdalena als "Apostelgleiche" dar. Den Titel "Apostelin der Apostel" erhielt sie von Hippolyt von Rom. In der Tradition wurde sie allerdings mit der Sünderin gleichgesetzt, die Jesu Füße gewaschen hat. In der "Goldenen Legende" heißt es, dass sie gemeinsam mit Maria, der Mutter des Kleophas, Martha und Lazarus auf einem segellosen Schiff nach Saintes-Maries-de-la-Mer in der Camargue gelangt wäre und dort missioniert hätte. Einer anderen Überlieferung nach begleitete Maria Magdalena Johannes und Maria, die Mutter Jesu, nach Ephesus, wo auch sie gestorben sei.



"Als Erstzeugin und Glaubensbotin ist Maria Magdalena das entscheidende Bindeglied zwischen Karfreitagsverzweiflung und Osterfreude", schreibt die Geistliche Beirätin des Katholischen Deutschen Frauenbunds, Dorothee Sandherr-Klemp.



Für die Kirchenväter Hippolyt, Augustinus, Johannes Chrysostomos und Cyrill von Alexandrien war sie die neue Eva und die erste Osterbotin. Hieronymus (347-420) schließlich bezeichnete sie – und die anderen Frauen am leeren Grab – als "Apostelinnen der Apostel". Die Umdeutung begann mit den Magdalenenpredigten von Papst Gregor dem Großen (590-604): Darin verschmilzt die Figur der Frau aus Magdala mit der namenlosen Sünderin, die Jesus in Lukas 7,36-50 die Füße salbt, und mit Maria von Betanien, der Schwester von Marta und Lazarus.

Die Ostkirche ignoriert diese Lesart des Bischofs von Rom und ehrte Maria Magdalena über all die Jahrhunderte hinweg neben der Apostelin Junia als apostelgleiche Frau. Aber im Westen trat im Mittelalter neben das Bild der Osterbotin, die die Kirche darstellt, auch das Bild der Sünderin, das zudem immer weiter ausgeschmückt wurde: Trotz des neutralen griechischen Begriffs für die Sünderin im Lukasevangelium wird sie primär sexualisiert gedeutet als ehemalige Prostituierte. In der "Legenda aurea" ist sie diejenige, die mit ihren Geschwistern Marta und Lazarus Frankreich missionierte. Zudem werden noch die biblische Samariterin am Jakobsbrunnen (Joh 4) und sogar die Eremitin Maria von Ägypten (um 344-430) in das Magdalenenbild eingewoben.

Daraus ergeben sich dann die vielfältigen Darstellungen in der Kunst: Maria Magdalena bei der Salbung von Jesu Leichnam, aber auch mit Salbgefäß unter dem Kreuz nach seinen Füßen greifend – in Anspielung auf die Salbung durch die Büßerin. Die büßende Sünderin wird als ehemalige Prostituierte "erkenntlich gemacht", indem sie oft nackt oder halbnackt und/oder mit offenem, oft rotem Haar gezeigt wird. Diese Darstellung war besonders während der sogenannten Gegenreformation populär, um die reuige Rückkehr attraktiv zu machen und attraktiv zu zeigen. Wenn Maria Magdalena haarummantelt oder mit behaartem Körper und in einer Höhle gezeigt wird, spielt die Konnotation mit der ägyptischen Einsiedlerin mit eine Rolle. Auch mit den Attributen Totenschädel als Vanitas-Symbol und Kruzifix, Hinweis auf ihre Liebe zu Christus, wird sie dargestellt, etwa von Rubens.


Die Wirkung dieses auf mehreren Frauen beruhenden Magdalenenbildes war immens und führte unter anderem dazu, dass Besserungsanstalten für Prostituierte "Magdalenenheime" genannt wurden. Und die sieben Dämonen, von denen sie geheilt wurde, wurden mit den sieben Todsünden gleichgesetzt und mit einer unkontrollierten weiblichen Sexualität in Verbindung gebracht. Die "Mischgestalt" wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch historisch-kritische Exegese wieder in die einzelnen Personen aufgespalten und setzt sich nur langsam durch. 

Eine ganz eigene Rolle spielen dabei antike Texte, die erst seit Ende des 19. Jahrhunderts gefunden wurden: gnostischen Schriften, die im 2. und 3. Jahrhundert entstanden sind, etwa das "Evangelium von Maria" oder die Codices von Nag Hammadi. Darin ist Maria Magdalena eine wichtige Jüngerin und die Frau, mit der Jesus eine tiefe geistige Beziehung hatte.

In populärer Literatur kommt es immer wieder zu Spekulationen, sie sei die Geliebte oder Ehefrau von Jesus gewesen – bis hin zu angeblichen Kindern und weiteren Nachkommen, von denen Dan Brown in dem Buch "Sakrileg" schreibt. Dass es Gnostikern um das Geistige ging und sie Körperliches ablehnten, scheint den Autor nicht zu interessieren. Aber auch das revidierte Bild der authentischen Maria Magdalena "hatte zunächst keinen Einfluss auf Theologie und Öffentlichkeit", heißt es lapidar im Lexikon für Theologie und Kirche. Erst seit dem neugestalteten liturgischen Kalender von 1969 wird sie in der katholischen Kirche nicht mehr mit der Büßerin oder Sünderin gleichgesetzt.

Von A. Lukassek

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 22.07.2021 08:41
Sehr interessant...Dankeschön! Hab das Meiste nicht gewusst.....🙏
 
Martin123 22.07.2021 09:02
 
Rosenlied 22.07.2021 11:31
⛪Danke @Klavierspielerin2 für die Seite 
über Maria Magdalena,
von der ich jetzt auch einiges gelernt hab...
 
(Nutzer gelöscht) 22.07.2021 12:27
Grüß Dich liebe Julia   ,

herzlichen Dank für den schönen Blog der Hlg. Maria Magdalena   .  Heute ist ein ganz wunderbarer Tag   .   Am Vormittag war ich in der Festmesse zur Hlg. Maria Magdalena ,
das Patrozinium wird im Nachbarort gefeiert  .  

Auch hatte ich allen Grund  ,  um Gott und der Gottesmutter zu danken   .   Seit ich
aus   A l t ö t t i n g    zurück bin  ,    ist mein Knie wieder völlig Schmerz - und
beschwerdefrei  .   Ein kleines Wunder  ,  denn mein Arzt wollte mich zum MRT überweisen .

Dem H i m m e l   s e i     D a n k     .       

wünsche Dir und Allen noch einen sinnerfüllten und sonnigen Tag  ,  lg😊
 
hansfeuerstein 22.07.2021 19:20
Maria Magdalena, eine der interessantesten Gestalten des ganzen NT...
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