Sehnsucht und ihre Tücken

Bluehorse

Nachstehend stelle ich meine Gedanken zum Thema vor. Meine Meinung muss niemand teilen. 

Seit dem Rauswurf aus dem Paradies kennen Menschen das Phänomen der Angst. Angst drückt Verlust aus, Verlust an Sicherheit und Geborgenheit. Seit dem Rauswurf gibt es noch ein zweites Phänomen: die Sehnsucht 

Sehnsucht drückt sich aus 
1. Wunsch nach Zuneigung
2. Wunsch nach Entfaltung der Kreativität
3. Wunsch nach Produktivität

Wenn uns unsere Wünsche erfüllt werden - dann ist jede Wunscherfüllung ein Geschenk. Auch wenn ein Wunsch in Erfüllung geht, ist unsere Sehnsucht nicht bis ans Ende unseres Lebens gestillt.  

Aber was machen wir, wenn andere so ein Geschenk erhalten haben - wir aber (noch) nicht? Werden wir dann ungeduldig und nehmen die Dinge selbstherrlich in die Hand?
 
Beispiele für die möglichen Folgen der Ungeduld: 
1) Ein alleinstehender Mann wünscht sich eine Liebes- und Lebenspartnerin. Da seine Sehnsucht groß ist, will er nicht auf das Geschenk warten und entscheidet "selbstherrlich". Er entscheidet sich für eine Frau, die nicht wirklich zu ihm passt, auch wenn er damit sein Leben und das der Partnerin versaut.

2) Eine verheiratete junge Frau ist nicht wirklich glücklich in ihrer Ehe. Ihre Sehnsucht nach einem eigenen Kind wird immer größer. Sie will unbedingt Mutter sein. Da sie nicht schwanger wird, adoptiert sie (mit ihrem Mann) ein Kind. Das Kind dient ihr nun, um ihr affektives Bedürfnis nach Zuneigung zu befriedigen.   

Wir können Gott um Erfüllung unserer Wünsche bitten - aber wir haben kein Recht auf das Geschenk. Leicht wird übersehen: Sehnsucht zu haben, bedeutet nicht das Recht zu haben, auf welche Weise der dazugehörige Wunsch erfüllt wird. Nehmen wir uns einfach das Recht zu entscheiden, beginnt eine besondere Form des Unglücks.  

Sehnsucht ist völlig menschlich. An Sehnsucht ist nichts Schlechtes. Problematisch wird es, wenn wir eine feste Vorstellung davon haben, wie und wann diese Sehnsucht zu stillen ist. 

Gott kennt viele Möglichkeiten, mit unserer Sehnsucht umzugehen, auf unsere Wünsche einzugehen. Gott weiß, was wir brauchen. Bietet uns Gott ein Geschenk (eine Möglichkeit) an, unsere Sehnsucht zu stillen, können wir dazu "ja" oder "nein" sagen. Jedoch können wir über das "Wie" - also über die Art Seines Geschenks - nicht entscheiden. 

Das Leben erscheint mir wie eine Wanderung durch die Natur. Ich kann entscheiden, ob ich an einer Weggabelung rechts oder links gehen will. Aber welche Bäume und Blumen ich sehen werde, kann ich nicht entscheiden.

Ähnliche Beispiele, wie es sie bei Sehnsucht Nr. 1 (Zuneigung) gibt, gibt es auch für die Sehnsucht nach Entfaltung der Kreativität sowie der Produktivität.  

Kreativität und Produktivität gehören n.m.M. zu einem erfüllten Leben unbedingt dazu. Auch hier gibt es jeweils das Geschenk der von Gott gewollten Möglichkeiten sowie die Möglichkeit der Ungeduld, die uns veranlasst, ohne Gott eigene Entscheidungen zu treffen.