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Mit dem Rücken zum Volk Teil 15

Mit dem Rücken zum Volk Teil 15
Supplices

Ähnlich wie die Seraphim in der Vision des Isaias vor dem hohen und erhabenen göttlichen Thron ihr Angesicht verhüllen (vgl. Is 6, 2), senkt nun der Priester den Blick und spricht tief verbeugt: „Demütig flehend bitten wir Dich, allmächtiger Gott: Lass dies durch die Hände Deines heiligen Engels zu Deinem himmlischen Altar gelangen (perferri), vor das Angesicht Deiner göttlichen Majestät.“

Der Engel und der Altar erinnern an die Schau der himmlischen Litur­gie in der Offenbarung des Johannes: „Und als es (das Lamm) das siebte Siegel öffnete, wurde es still im Himmel, wohl eine halbe Stunde lang. Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen, und es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben. Ein anderer Engel kam und trat vor den Altar, eine goldene Rauchschale tragend, und viel Räucher­werk ­wurde ihm gegeben, dass er es darbringe unter dem Gebet aller Heiligen auf dem goldenen Altar vor dem Throne Gottes.
Und der Rauch des Räucherwerkes stieg unter den Gebeten der Heiligen aus der Hand des Engels empor zu Gott.“ (Offb 8, 1-4)

Der hl. Thomas von Aquin (S. th. III,83,4 ad 9) deutet den Opfer­engel auf Christus selbst, der als „Bote des großen Ratschlusses“ (mag­ni consilii Angelus)“ (Is 9, 6) das Opfer der Kirche zum himmlischen Altar trägt.

Während der erste Teil ganz zu Gott empor gerichtet ist, tritt nach den Worten „ut quotquot“ eine Wende ein. Nun küsst der Priester den Altar und erbittet als Frucht des Opfers den göttlichen Segen, „damit wir alle, die wir durch diese Teilnahme am Altar den hochheiligen + Leib und das + Blut Deines Sohnes empfangen, mit allem himmlischen Segen und mit Gnade erfüllt werden (repleamur).“

Memento für die Verstorbenen

Nachdem er den Segen für die Lebenden erbeten hat, betet der Priester für die leidende Kirche, die Seelen im Fegfeuer, die in ihrem gegenwärtigen Zustand nicht mehr selbst opfern können, sondern passiv geläutert werden: „Gedenke auch, Herr, Deiner Diener und Dienerinnen, die uns mit dem Zeichen des Glaubens vorangegangen sind und die nun ruhen im Frieden.“

In den Worten „die uns vorangegangen sind“ liegt eine Mahnung für die strei­tende Kirche auf Er­den, denn auch sie wird einmal diesen Weg gehen. Es ist heilsam, an den Tod zu denken, um im Blick auf den Tag der Rechenschaft stets bereit zu sein, „denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht vermutet“ (Mt 24, 44).

Das „Zeichen des Glaubens“ (signum fidei) ist das unauslöschliche Merkmal, das in der Taufe der Seele eingeprägt wird zum Zeichen unbedingter Zugehörigkeit und unverbrüchlicher Treue zu Christus und seiner Kirche.

Der Zustand der Seelen im Fegfeuer wird sehr positiv beschrieben als ein „Ruhen im Frieden“, denn obgleich sie der Vollendung ihrer Erlösung noch entgegenharren, ist ihnen der Friede doch gesichert. Zwar sind sie noch nicht am Ziel, aber sie sind auf dem Weg, auf dem sie das Ziel nicht mehr verlieren können. „Selig sind von jetzt an die Toten, die im Herrn sterben! Wahrlich, spricht der Geist, sie werden ausruhen von ihren Mühen, denn ihre Werke folgen ihnen nach.“ (Offb 14, 13)

Die himmlische Seligkeit wird dreifach umschrieben als Ort er­quick­ender Kühle (refrigerii), des Lichtes (lucis) und des Friedens (pacis).

Die erfrischende Kühle deutet darauf hin, dass die läuternden Strafen des Fegfeuers beendet sein werden: „Transivimus per ignem et aquam: et eduxisti nos in refrigerium. - Durch Feuer und Wasser sind wir geschritten; und Du hast uns hinausgeführt zum Ort der Erfrischung.“ (Ps 65, 12) Im Kontrast dazu steht die Bitte des reichen Prassers im Gleichnis vom armen Lazarus: „Als er in der Unterwelt in der Qual seiner Schmerzen seine Augen erhob, sah er Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, erbarme dich meiner, und sende den Lazarus, dass er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge erfrische, denn ich leide große Pein in dieser Glut.“ (Lk 16, 23 f.)

Als ‚Ort des Lichtes‘ schildert Johannes das himm­lische Jerusalem: „Die Stadt bedarf weder der Sonne noch des Mondes, dass sie scheinen in ihr, denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtete sie, und ihre Leuchte ist das Lamm.“ (Offb 21, 23) Und im Psalm 35 stehen die herrlichen Verse: „Am Reichtum Deines Hauses laben sie sich, mit dem Strom Deiner Wonnen tränkst Du sie. Ja, bei Dir ist die Quelle des Lebens, in Deinem Lichte schauen wir das Licht.“ (Ps 35, 9 f.)

Bei den abschließenden Worten „Per eundem Christum Dominum nostrum“ neigt der Priester das Haupt. Dies ist ungewöhnlich, weil an dieser Stelle der Name Jesus gar nicht genannt wird. Nach einer schönen allegorischen Deutung soll diese Verneigung den Tod Jesu darstellen, der mit geneigtem Haupt (vgl. Joh 19, 30) gestorben ist: „Sterbend hat Christus am Kreuz sein Haupt geneigt und ist dann in die Tiefe des Totenreiches hinabgestiegen, um die Frommen der Vorzeit dort zu trösten und aus ihrer Gefangenschaft zu befreien. Daran will der Priester nun erinnern durch Neigung seines Hauptes, da er ja hier für alle in Christus Ruhenden betet und fleht.“ (Gihr, S. 635)

Kommentare

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Martin123 14.07.2021 18:07
Nobis quoque

Da sonst der ganze Kanon in Stille vollzogen wird, fällt es auf, dass nun der Priester die Stimme ein wenig hebt und drei Worte ganz deutlich ausspricht, wobei er sich mit der rechten Hand an die Brust schlägt: „Nobis quoque peccatoribus ... - Auch uns Sündern, Deinen Dienern, die auf die Fülle Deiner Barmherzigkeit hoffen, schenke gnädig Anteil und Gemeinschaft mit Deinen Heiligen.“ Der Grund liegt darin, dass er hier für sich selbst und für den anwesenden Kle­rus betet. Durch die Erhebung der Stimme soll die Aufmerksamkeit der übrigen Geistlichen geweckt werden, damit auch sie sich an die Brust schlagen und sich mit dem Gebet des Zelebranten vereinen.

Das Schlagen an die Brust ist hier nicht nur Ausdruck von Reue und Zerknirschung, sondern kann in direkter Anknüpfung an die Allegorese der vorherigen Strophe gedeutet werden. Nachdem nämlich Jesus sterbend sein Haupt geneigt hatte, schlugen sich die Umstehenden an die Brust: „Als der Hauptmann sah, was geschah, pries er Gott und sprach: ‚Wirklich, dieser Mensch war ein Gerechter!‘ Und all die Volksscharen, die sich zu diesem Schauspiel eingefunden hatten und sahen, was vorging, schlugen an die Brust und gingen von dannen.“ (Lk 23, 47 f.)

In den Worten „die auf die Fülle Deiner Barm­herzigkeit hoffen“ ist ein starker Anklang an den Psalm Miserere, den König David angestimmt hat, nachdem er in schwere Sünde gefallen war: „Nach der Fülle Deiner Barmherzigkeit, tilge mein Vergehen!“ (Ps 50, 3)

In der Bitte um Anteil und Gemeinschaft mit den Heiligen findet sich die Wendung „partem aliquam“: Wir bitten in Demut wenigstens um einen „kleinen Anteil“, denn so sagt der Psalmist: „Wahrlich, ein Tag in Deinen Vorhöfen ist besser als tausend andere. Lieber auf der Schwelle liegen im Haus meines Gottes, als in den Zelten der Frevler wohnen!“ (Ps 83, 11)

Angeführt von Johannes dem Täufer werden dann 14 Martyrer aufge­listet: 7 Männer und 7 Frauen.
 
Martin123 14.07.2021 18:10
                                            Johannes
Stephanus                                                           Felicitas
Matthias                                                              Perpetua  
Barnabas                                                             Agatha
Ignatius                                                               Lucia
Alexander                                                            Agnes
Marcellinus                                                           Cäcilia
Petrus                                                                  Anastasia
 
Martin123 14.07.2021 18:12
Aus der Zahl dieser Heiligen sei hier nur einer herausgegriffen, nämlich der hl. Ignatius, Bischof von Antiochien, der um das Jahr 107 in Rom den Martertod starb. Von seiner letzten Reise besitzen wir sieben Briefe, von denen besonders jener an die römische Christengemeinde in ergreifender und eindrücklicher Weise von seiner Opfergesinnung zeugt. Aus Sorge, die römischen Christen könnten versuchen, sein Martyrium zu verhindern, schrieb er: „Ihr könnt mir nicht besser eure zärtliche Liebe beweisen, als wenn ihr es geschehen lasst, dass ich mich zum Opfer weihe - jetzt, wo der Altar errichtet ist: Begnügt euch, im heiligen Chore der Liebe Dank zu singen dem Vater in Christo Jesu. Wohl mir, wenn ich der Welt untergehe, um für Gott aufzugehen! Lasset mich den Tieren zur Speise werden, damit ich durch sie zu Gott gelange. Ich bin der Weizen Gottes und muss durch die Zähne der Tiere gemahlen werden, um reines Brot Christi zu sein. Feuer und Kreuz, Scharen wilder Tiere, Zerreißung des Leibes, Zer­stückelung meiner Glieder, Zermalmung meiner Gebeine, - kurz, was immer der Teufel an Qualen ersinnen kann, alles möge über mich kommen, wenn ich nur Jesum Christum gewinne. Alle Vergnügungen der Erde achte ich für nichts, für nichts alle Königreiche der Welt: Besser ist es für mich, zu sterben für Jesus Christus, als zu herrschen über alle Grenzen der Erde. Lasset mich nachahmen das Leiden meines Gottes. Meine Liebe ist ja gekreuzigt. Kein Feuer glüht in mir, das nach dem Irdischen zielt, sondern ein Quell lebendigen Wassers sprudelt in meinem Herzen und ruft mir zu: Komm zum Vater! Nur das Brot Gottes verlange ich, das Himmelsbrot des Lebens, welches ist das Fleisch Jesu Christi, des Sohnes Gottes: nur den Trank verlange ich, sein Blut, welches ist die unvergängliche Liebe und das ewige Leben!“ (Ignatius
von Antiochien, Brief an die Römer, zitiert nach: Gihr, S. 640 f.)

Die abschließende Bitte um Aufnahme ins „Consortium Sanctorum“ (= Lebens- und Güter­gemein­schaft mit den Heiligen) erinnert an das Wort des hl. Apostels Paulus: „Möget ihr in Freude Dank sagen dem Vater, der uns befähigt hat, Anteil zu erhalten am Los seiner Heiligen im Lichte.“ (Kol 1, 12)
 
Martin123 14.07.2021 18:13
 
Martin123 14.07.2021 18:17
 
Engelslhaar 14.07.2021 19:08
Zu den Supplices

Der hl. Thomas von Aquin (S. th. III,83,4 ad 9) deutet den Opfer­engel auf Christus selbst, der als „Bote des großen Ratschlusses“ (mag­ni consilii Angelus)“ (Is 9, 6) das Opfer der Kirche zum himmlischen Altar trägt."

Eine interessante Deutung, die Thomas von Aquin da bringt
Letztlich stimmt ja auch die Gemeinde mit dem Priester in den Chor der Engel ein
 
Engelslhaar 14.07.2021 19:10
Im Memento mori wird der Toten gedacht, so werden diese nicht vergessen, es kann auch den Schmerz der Hinterbliebenen mildern, wenn diese nicht vergessen werden
Das Fegefeuer muss nichts Furchterregendes haben, wenn man es als "Reinigung-Bad" versteht, purificare
 
Engelslhaar 14.07.2021 19:12
„Wahrlich, ein Tag in Deinen Vorhöfen ist besser als tausend andere. Lieber auf der Schwelle liegen im Haus meines Gottes, als in den Zelten der Frevler wohnen!“ (Ps 83, 11)"

an diesen Vers denke ich gerne, wenn ich mich zu viel im Weltlichen verliere und vielleicht dies oder jenes haben möchte, besonders, wenn ich Zuwendung haben möchte, letztlich kann meine Sehnsucht nur bei Gott gestillt werden
 
Martin123 14.07.2021 19:56
Liebe Engelslhaar🙂

Danke für dein miteinbringen in diese Themenreihe.
 
Engelslhaar 14.07.2021 20:54
ich liebe diese Themenreihe! Einer der wertvollsten Blogs für mich, dieser erquickt mein Herz!
 
Martin123 14.07.2021 21:06
Weniger negative Stimmen

Inzwischen feierten zahlreiche Diözesan- und Ordenspriester beide Formen des römischen Ritus und die kritischen und negativen Stimmen gegenüber dem „alten Messe“ seien leiser und weniger geworden. Das Verständnis und die Wertschätzung des „alten Ritus“, der für die jüngere und mittlere Generation inzwischen der „neuen Ritus“ geworden sei, sei dadurch deutlich gewachsen.

Angesichts des Glaubensschwundes betrachte er es als ein positives Zeichen, dass es junge Menschen gebe, die allen Schwierigkeiten und Widerständen zum Trotz ihr Leben auf eine Karte setzen und sich Gott weihten. Wörtlich sagte Gerstle: „Unsere beiden Priesterseminare in Wigratzbad und Denton sind mit jeweils über achtzig Seminaristen gesteckt voll. Es sind wunderbare junge Männer, die den Ruf Gottes vernommen haben und aus Liebe zu ihm bereit sind auf Familie und Karriere in der Welt zu verzichten.“

Bernhard Gerstle Distriktoberer
 
Engelslhaar 14.07.2021 21:18
Ja, lieber Martin , und bald wirst du einer von diesen jungen Männern sein, die den Ruf Gottes vernommen haben!
 
Rosenlied 14.07.2021 21:20
⛪Danke @Martin123 und @Engelslhaar...
Von Euch kann man viel lernen. 
Die Seite ist wieder so schön.....
 
Engelslhaar 14.07.2021 21:36
Ja, Rosenlied, es ist doch so schön, wenn junge Menschen sich zum Priesteramt berufen fühlen! 
 
Martin123 14.07.2021 21:49
 
Rosenlied 14.07.2021 22:22
⛪Ja, lb. @Engelslhaar, ich bewundere 
auch die jungen Menschen, die so eine
große Entscheidung treffen. 
Das geht aber bestimmt nur mit dem 
Hl.Geist..... 
 
hansfeuerstein 14.07.2021 22:34
Denke auch, dass im Glauben nur die vorgelebte Entschiedenheit der Apostel eine Zukunft hat.
 
Engelslhaar 14.07.2021 22:55
@Rosenlied
Ich denke, wenn man sich erst mal entschieden hat , ist es ganz leicht
Natürlich können ja dann auch noch Zweifel kommen, da ich aber davon ausgehe, dass Gott diese Männer beruft, wird auch eine große Sicherheit erwachsen
 
Rosenlied 15.07.2021 10:39
⛪Ja @Engelslhaar, das stell ich mir 
auch so vor: 

Wenn Gott einen Menschen beruft,
dann führt Er ihn immer weiter, 
und derjenige kann sich mit der 
Zeit in seiner Entscheidung immer 
sicherer fühlen..
 
Engelslhaar 15.07.2021 13:53
ja, Rosenlied, auch wir sollten aus dieser Berufung leben und das machen wir ja auch, indem wir unserer Kirche die Treue halten und uns in die Reihe der Sünder stellen!
Bei den Texten , die Martin einstellt, sehe ich noch, wie viel ich lernen kann und das freut mich, diesen Schatz zu entdecken!
Ich schätze auch das Weltliche, so ist es ja nicht!
War gerade mit einer Freundin im Café Riese/ Schildergasse
Dieser kleine Köln-Schwenker musste jetzt sein!!
 
Rosenlied 15.07.2021 14:20
⛪O wie schöööön, lb. @Engelslhaar. 
In der Region bin ich damals tgl. rumgelaufen....!
Wie gut Du alles "auf den Punkt bingst"...

⛪Ja, wir sollten nicht hochmütig werden und 
JESUS❤ immer die Treue halten. Die Treue gehört 
ja zu jeder Liebe dazu.....
 
Engelslhaar 15.07.2021 14:23
Ja, für mich gehört die Lebensfreude unbedingt zu den Texten, die Martin hier einstellt dazu, die Lebensfreude, die Freude an der lebendigen Liturgie!
 
Engelslhaar 15.07.2021 14:24
Und Latein ist keine tote Sprache! Diese verbindet 1 Milliarde Katholiken, ein Stück weit ist so die babylonische Sprachverwirrung aufgehoben
 
Rosenlied 15.07.2021 20:24
⛪Ja, lb. @Engelslhaar, die Liturgie 
in unserm schönen Glauben hat mir 
auch schon immer so gut gefallen.....🎨
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