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Mit dem Rücken zum Volk Teil 14

Mit dem Rücken zum Volk Teil 14
Hanc igitur

Das Hanc igitur wird durch ein Glockenzeichen an­ge­kündigt. Es enthält die letzte Bitte um Annahme des Opfers, unmittelbar vor dem eigentlichen Höhepunkt: „Dieses Opfer unseres Dienstes und Deiner ganzen Familie nimm denn, so bitten wir, Herr, gnädig an.“ Dargebracht wird es zu unserem zeitlichen und ewigen Heil: „Ordne unsere Tage in Deinem Frieden und gebiete, dass wir (der Gefahr) der ewigen Verdammnis entrissen und der Schar Deiner Auser­wähl­ten zugezählt werden.“

Dazu breitet der Priester seine Hände über die Opfer­gaben aus, wie schon Aaron und seine Söhne es bei den vorbildlichen Opfern des Alten Bundes taten, denn so sprach Gott zu Moses: „Hole dann den einen Widder; Aaron und seine Söhne sollen ihre Hände auf den Kopf des Widders legen. Schlachte darauf den Widder, nimm sein Blut, und sprenge es ringsum an den Altar!“ (Ex 29, 15 f.)

Quam oblationem

Die letzte Kanonstrophe vor der heilige Wandlung ist eine Art Epiklese (= Wandlungsbitte). Die zur Beschreibung der Opfergabe verwendeten Begriffe sind teilweise der Rechtssprache entnommen: Sie möge von Gott in jeder Hinsicht gesegnet sein (benedicta), angenommen und eingetragen (adscripta), rechtsgültig gleich einem Vertrag (rata). Vom Geist Gottes erfasst, soll sie ein ‚lebendiges‘ und ‚geistiges‘ Opfer werden (rationabilis), im höchsten Maß Gott wohlgefällig und angenehm (acceptabilis): „Damit sie uns werde Leib und Blut Deines vielgeliebten Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus.“
Die je fünf darüber gezeichneten Kreuzzeichen können sinnbildlich als Hinweis auf die heiligen fünf Wunden Jesu gedeutet werden.

Konsekration des Brotes

Alles Bisherige diente zur Vorbereitung auf das Große, das nun geschieht, denn „der Konsekrationsmoment ist der wichtigste und feier­lichste, der erhabenste und ergreifendste, der weihevollste und gnaden­reichste Augenblick der Messfeier“ (Gihr, S. 595).

Niemals ist der Priester so sehr Priester wie jetzt, da er ganz und gar in persona Christi handelt, indem er Christus als Werkzeug dient und IHM gleichsam seinen Mund und seine Hände leiht, damit ER durch sie dem Vater das sakramentale Opfer der Erlösung darbringen kann (vgl. Direktorium für Dienst und Leben der Priester Nr. 48).
Als eigentlich Handelnden erkennen wir im Glauben den ewigen Hohenpriester Jesus Christus.

Sehr schön wird dies ver­an­schau­licht, indem nun der Ministrant direkt hinter dem Priester niederkniet und den Saum des Messgewandes ergreift, wie es ganz ähnlich einst die Frau in Ka­phar­naum tat: „Und siehe, eine Frau, die seit zwölf Jah­ren an Blutfluss litt, trat von rückwärts hinzu und berührte den Saum seines Kleides, denn sie sagte sich: Wenn ich nur sein Kleid berühre, werde ich gesund. Jesus wandte sich um, sah sie und sprach: ‚Sei getrost, Tochter, dein Glaube hat dir geholfen!‘ Und die Frau war geheilt von jener Stunde an.“ (Mt 9, 20-22)
Und: „Wo er Dörfer oder Städte oder Gehöfte betrat, legten sie die Kranken auf die offenen Plätze und baten ihn, dass sie wenigstens den Saum seines Kleides berühren dürften, und alle, die ihn berührten, wurden geheilt.“ (Mk 6, 56) Geistigerweise sollen auch wir den Saum SEINES Gewandes berühren, im Glauben, dass Jesus selbst im zele­brierenden Priester gegenwärtig und dass ER unser Heiland ist.

Der Form nach handelt es sich bei den Wand­lungs­worten nicht um einen ‚Bericht‘, sondern vielmehr um ein an Gott den Vater gerichtetes Gebet: „Dieser nahm am Abend, bevor er litt, Brot in seine heiligen und ehrwürdigen Hände, und indem er mit zum Himmel, zu Dir, Gott, seinem allmächtigen Vater, erhobenen Augen Dir Dank sagte, segnete er es, brach es und gab es seinen Jüngern mit den Worten: Nehmet hin und esset alle davon ...“

Durch die begleitenden Riten wird im Tun des Priesters dem Vater die actio Christi dargestellt, denn er tut genau das, was auch Jesus tat:
Er nimmt das Brot und den Kelch, erhebt die Augen, verneigt das Haupt und segnet die Gaben. Das Brechen und die Austeilung finden aller­dings erst später statt, während das Danken bereits zuvor in der Präfation entfaltet wurde.

Die Einleitung „am Abend, bevor er litt“ erinnert an den Zusammenhang zwischen Messopfer und Passion. Auch beim Letzten Abendmahl hat Jesus ganz ausdrücklich von seinem Leiden gesprochen: „Sehnlichst habe ich danach verlangt, dieses Pascha mit euch zu essen, bevor ich leide (antequam patiar).“ (Lk 22, 15) Dieses heilbringende Leiden wird in jeder heiligen Messe mit all seinen Früchten auf geheimnisvolle Weise gegenwärtig.

Zum ersten Teil der Wandlung beugt sich der Priester über das Brot und spricht die Worte: „Hoc est enim Corpus meum. - Das ist mein Leib.“ Danach hält er nicht mehr Brot in den Händen, sondern den geopferten Leib Jesu.

Von der eucharistischen We­sens­verwandlung sagt das Konzil von Trient: „Zu Beginn lehrt die heilige Kirchenversammlung, und sie bekennt offen und ohne Rückhalt, dass in dem erhabenen Sakrament der heiligen Eucharistie nach der Konsekration von Brot und Wein unser Herr Jesus Christus als wahrer Gott und Mensch wahrhaft, wirklich und wesentlich unter der Gestalt jener sichtbaren Dinge gegenwärtig ist.“ (13. Sitzung (1551), DS 1636)

Der hl. Thomas von Aquin besingt dieses Geheimnis mit den Worten: „Gesicht, Gefühl, Geschmack, sie täuschen sich in Dir, doch das Gehör verleiht den sichern Glauben mir. Was Gottes Sohn gesagt, das glaub ich hier allein. Es ist der Wahrheit Wort, und was kann wahrer sein?“ (Hymnus ‚Adoro te devote&lsquozwinkerndes Smiley

Der Glaube an die wirk­liche Gegenwart des Herrn (= Realpräsenz) fin­det im überlieferten römi­schen Ritus einen passenden Ausdruck, indem nun der Prie­ster IHN sofort - noch vor der Erhebung - mit gebeugtem Knie anbetet (genuflexus adorat). Dabei ahmt er die drei Weisen nach, die sogleich, als sie das Kind sahen, anbetend vor ihm nieder­fielen und ihm huldigten (vgl. Mt 2, 11).

„Die kleine Hostie schließt jetzt unendlich mehr Schät­ze, Reichtümer und Herrlichkeiten in sich, als auf dem Weltall sich finden. ... Der Priester trägt seinen Schöpfer, Erlöser, Richter in Händen: Was liegt da näher, als dass er vor demselben in heiliger Furcht und seliger Freude anbetend auf die Knie niedersinkt?“ (Gihr, S. 600 f.)

Nach der Knie­beuge erhebt er die heilige Ho­stie, gleich der im Osten aufgehenden Sonne, hoch über sein Haupt (= Elevation).

Der Priester zeigt die heilige Hostie dem gläubigen Volk (ost­en­dit po­pu­lo), damit es anschaue und anbete: „Jesus, den verborgen jetzt mein Auge sieht, stille mein Verlangen, das mich heiß durchglüht: Lass die Schleier fallen einst in Deinem Licht, dass ich selig schaue, Herr, Dein Angesicht.“ (hl. Thomas von Aquin, Hymnus ‚Adoro te devote&lsquozwinkerndes Smiley - Die Glückseligkeit der Heiligen im Himmel besteht ja wesentlich in der beseligenden Anschauung Gottes (= visio beatifica).

Zugleich aber zeigt der Priester den geopferten Leib Jesu auch dem himmlischen Vater:
„Was stellt der Priester hier Gott dem Herrn vor Augen? Es ist die vergöttlichte Menschheit seines eingeborenen Sohnes, das vortrefflichste Ebenbild der allerheiligsten Dreifaltigkeit, das allerkostbarste Kleinod, wie keines zu finden ist in allen Schätzen der Welt.“ (Martin von Cochem, Erklärung des heiligen Messopfers, S. 336)

In der erhobenen Hostie trifft sich der anbetende Blick der Gläubigen mit dem Blick des himmlischen Vaters, der uns wie damals bei der Taufe im Jordan oder bei der Verklärung auf dem Tabor sagen möchte: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ (Mt 3, 17 und 17, 5)

WandlungVon jetzt an fällt die besondere Fingerhaltung des Priesters auf. Auch sie kündet ein­drücklich vom Glauben an die wirk­liche Gegenwart des Herrn. Bei der Priesterweihe wurden Dau­men und Zeigefinger des Neupriesters eigens gesalbt. Von der ersten Berührung im Moment der Wandlung an hält er sie beisammen, und aus Ehrfurcht berührt er mit ihnen nichts anderes mehr als nur die heilige Hostie.

Konsekration des Weines

Nach dem Vorbild Jesu wird die Wandlung in zwei Teilen vollzogen. Zur Konsekration des Weines beugt sich der Priester über den Kelch und spricht die Worte: „Das ist der Kelch meines Blutes, des neuen und ewigen Bundes, Geheimnis des Glaubens, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“

Der heilige Leib und das Kostbare Blut Jesu werden getrennt gegenwärtig, um zur mystischen Darstellung des gewaltsamen Opfer­todes am Kreuz die Trennung von Leib und Seele anzudeuten. Beide Teile der Wandlung ent­sprechen einander in genauer Symmetrie.

Unde et memores

Sogleich nach der Wandlung des Kostbaren Blutes steht die Auf­forderung Jesu: „Sooft ihr dies tut, tut es zu meinem Gedächtnis.“

Eben dieses Gedächtnis wird nun aufgegriffen, denn aus dem Gedenken an das Große, das Gott für uns getan hat, wächst der Dank, und dieser drängt danach, sich auszudrücken im Opfer: „Indem wir nun das Gedächtnis vollziehen (memores), Herr, wir, Deine Diener, aber auch Dein heiliges Volk, des so seligen Leidens, der Auferstehung von den Toten und der glorreichen Himmelfahrt Deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, bringen wir (offerimus) Deiner erhabenen Majestät“ das Gotteslamm dar, dessen ge­­opfer­ter Leib nun vor uns auf dem Altar liegt. Jesus selbst ist die hostia pura, sancta und immaculata, die reine, heilige und makellose Opfergabe. Er selbst ist das „heilige Brot des ewigen Lebens“ (vgl. Joh 6, 51).

Die fünf Kreuzzeichen über die Opfergaben erin­nern wieder an die heiligen fünf Wunden und an Jesu Leiden und Tod.

„Werden die eucharistischen Opfer­gaben genannt, dann tritt passend das Symbol des Kreuzes hinzu, um auch für das Auge anschaulich zu machen, dass auf dem Altar der nämliche Leib und das nämliche Blut geopfert werde wie einst am Kreuz.“ (Gihr, S. 616)

Neben den geweihten Priestern („nos servi tui&ldquozwinkerndes Smiley werden auch die Gläubigen als Mitopfernde genannt („sed et plebs tua sancta&ldquozwinkerndes Smiley. Da­rin ist wieder der übernatürliche Adel des Gottesvolkes im allgemeinen Priestertum ausgesprochen, von dem der hl. Apostel Pe­trus sagt: „Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priester­schaft, ein geheiligtes Volk.“ (1 Petr 2, 9)

Supra quæ

Im Supra quæ bittet die Kirche den himmlischen Vater, ihr mit dem Opfer Jesu vereintes Opfer wohl­gefällig anzunehmen. Dazu erinnert sie an die heils­geschichtlichen Zusam­men­­hänge vom ers­ten Opfer des Abel an über die Opfer Abrahams und Melchisedechs bis hin zu ihrer Erfüllung im Kreuzesopfer Jesu. So heißt es in der Se­cret vom 7. Sonntag nach Pfingsten: „Gott, der Du die verschiedenen Opfer des alten Gesetzes durch die Vollkommenheit des einen Opfers besiegelt hast, nimm das Opfer Deiner Dir ergebenen Diener an und heilige es mit dem gleichen Segen wie die Gaben Abels, damit, was jeder einzelne zur Ehre Deiner Majestät dargebracht hat, allen zum Heil gereiche.“

Der vorbildhafte Charakter wird in den drei erwähn­ten Opfern sehr schön deutlich:

    Abel, der Gerechte, opfert ein Lamm.
    Abraham, der Vater, opfert den Sohn.
    Melchisedech, der Priester, opfert Brot und Wein.

Vom „gerechten Diener Abel“ heißt es ausdrücklich: „Der Herr blickte auf Abel und seine Opfergabe.“ (Gen 4, 4) Jesus selbst nennt den „gerechten Abel“ (Mt 23, 35), der sein Opfer in seinem eigenen schuldlos vergossenen Blut vollendet hat und dadurch zum Vorbild für den wurde, dessen Blut „wirksamer redet als das Blut Abels“ (Hebr 12, 24) und von dem Pilatus sagt: „Ich bin unschuldig am Blute dieses Gerechten.“ (Mt 27, 24)

Eine ganz vorzügliche vorbildhafte Beziehung be­steht zwischen dem Kreuzesopfer Jesu und dem Opfer Abrahams, denn wie Isaak ist auch Jesus der einzig geliebte Sohn, der selbst das Holz zur Stätte des Opfers hinaufgetragen hat. In ihm finden die Worte Ab­ra­­hams ihre letzte Erfüllung:
„Gott selbst wird sich ein Opfer­lamm ersehen (= providebit).“ (Gen 22, 8)

Auch der Priesterkönig Melchisedech ist Vorbild für den Mes­sias, von dem prophezeit ist, er werde Priester sein auf ewig „nach der Ordnung des Melchisedech“ (Hebr 5, 10 und Ps 109, 4). Stellvertretend für sein ganzes Geschlecht entrichtete ihm Abraham den Zehnten, als Melchisedech zur Ehre des allerhöchsten Gottes Brot und Wein zum Opfer brachte (vgl. Gen 14, 18).

Kommentare

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Martin123 13.07.2021 18:43
 
Martin123 13.07.2021 18:43
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Engelslhaar 13.07.2021 19:14
Das Opfer, das in der Eucharistie bereitet wird, ist nicht bloß eine Erinnerung an etwas, was vor 2000 Jahren geschehen ist, sondern die Vergegenwärtigung und Verlebendigung von etwas, was ewig gültig ist
 
Engelslhaar 13.07.2021 19:16
"Alles Bisherige diente zur Vorbereitung auf das Große, das nun geschieht, denn „der Konsekrationsmoment ist der wichtigste und feier­lichste, der erhabenste und ergreifendste, der weihevollste und gnaden­reichste Augenblick der Messfeier“ (Gihr, S. 595)."

für mich ist das auch der feierlichste Moment der Messe und ich versuche, möglichst konzentriert zu sein
 
Engelslhaar 13.07.2021 19:23
Dieser Satz spricht mich an:

"Jesus selbst ist die hostia pura, sancta und immaculata, die reine, heilige und makellose Opfergabe. Er selbst ist das „heilige Brot des ewigen Lebens“ (vgl. Joh 6, 51)."

Ja, wir begegnen Jesus selber, er schenkt sich uns, er macht sich für uns klein, so dass wir ihn aufnehmen können und dadurch zum lebendigen Tabernakel werden
 
Rosenlied 15.07.2021 18:49
⛪Danke @Martin für Deine Mühe auf der 
wunderbaren Seite...

⛪Ja @Engelslhaar "wir begegnen Jesus selber, 
er schenkt sich uns......."
Das ist das größte Geschenk, das wir haben 
können...

⛪Ich bin so froh und dankbar für diesen 
schönen Glauben..
 
Engelslhaar 15.07.2021 18:52
Ja, liebe Rosenlied, und es ist so schön, immer wieder Neues zu entdecken, manchmal fällt es mir wie Schuppen von den Augen , wie man so sagt, da denke ich mir, hättest du das nicht schon längst erkennen müssen? Von daher helfen mir so blogs wie von Martin, so kann ich die Dinge besser einordnen
 
Engelslhaar 15.07.2021 18:52
ich bin schon gespannt, was heute wieder von Martin kommt!
 
Rosenlied 15.07.2021 21:04
⛪Ja, @Martin123 kennt sich sehr gut aus. 
Er hat immer so schöne Themen über unsern
Glauben..
 
Engelslhaar 15.07.2021 21:28
Ja, die Themen bauen auch sehr schön aufeinander auf, so entsteht ein Spannungsbogen, also, ich freue mich immer auf die Fortsetzung!
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