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Mit dem Rücken zum Volk Teil 11

Mit dem Rücken zum Volk Teil 11
Inzens

Im feierlichen Hochamt folgt an dieser Stelle die Beweihräucherung der Opfergaben und des Altares. Dieser Ritus fasst die gesamte Opferung noch einmal zusammen.

Das Gebet zur Segnung des Weihrauchs beruft sich auf die Fürsprache des hl. Erzengels Michael und er­in­nert an die vom hl. Apo­stel Johannes geschaute himm­lische Liturgie: „Ein an­derer Engel kam und trat vor den Altar, eine goldene Rauchschale tragend, und viel Räucherwerk wurde ihm gegeben, dass er es darbringe unter dem Gebet aller Heiligen auf dem goldenen Altar vor dem Throne Gottes. Und der Rauch des Räucherwerkes stieg unter den Gebeten der Heiligen aus der Hand des Engels empor zu Gott.“ (Offb 8, 3 f.)


Nach der Segnung erhebt der Priester das Rauchfass zu genau festgelegten kreuz- und kreisförmigen Schwingungen über die Opfer­gaben (siehe Seite 13*). Einen ähnlichen Schwingritus gab es schon bei den Opfern des Alten Bundes: „Dies alles lege Aaron und seinen Söhnen auf die Hände, und lass sie es hin und her schwingen als Weihe­gabe vor dem Herrn. Sodann nimm ihnen alles wieder aus den Händen, und lass es auf dem Altar als Ganzopfer in Rauch aufgehen zu einem lieblichen Wohlgeruch vor dem Herrn.“ (Ex 29, 24 f.) Durch das Schwingen des Rauchfasses über Kelch und Hostie wird deren Aussonderung und Bestimmung zur Opfergabe ausgedrückt.

Danach zieht das Rauchfass ganz feierlich immer weitere Kreise, indem auch der zelebrierende Priester und das anwesende Volk inzensiert und so auf symbolträchtige Weise ins heilige Opfer mit hineingenommen werden.

Jeder einzelne Zug des Rauchfasses ist von Gebetsworten begleitet. Während der Priester die Opfergaben umkreist, spricht er: „Dieser von Dir gesegnete Weihrauch steige empor zu Dir, o Herr, und es steige auf uns her­ab Deine Barmherzigkeit.“ Darin enthalten ist eine ganze Opfertheologie, denn in jeder Opfer­handlung unterscheidet man eine aufsteigende (anabatische) und eine absteigende (katabatische) Linie. Wir bitten Gott, er möge zunächst das Opfer annehmen und dann zu unserem Heil uns seine Gnade schenken. Dies bringt sehr schön der Weihrauch zum Ausdruck, denn nachdem sich die Weihrauchwolken droben im Gewölbe der Kirche gesammelt haben, senken sie sich langsam wieder herab und werden so zum Zeichen der auf uns herabkommenden göttlichen Gnade.

Die glühende Kohle ist Symbol der Liebe zu Gott. Wie die Weihrauchkörner in ihrer Glut schmelzen, um dann als angenehmer Opfer­duft emporzusteigen, so werden auch unsere guten Werke, Opfer und Gebete erst durch die Liebe zu einer Gott wohlgefälligen Gabe: „Wenn ich mit den Zungen der Menschen und der Engel rede, doch Liebe nicht habe, bin ich ein tönendes Metall oder eine klingende Schelle. Und wenn ich Prophetengabe besitze und um alle Geheim­nisse weiß und alle Erkenntnis, und wenn ich allen Glauben habe, dass ich Berge versetze, doch Liebe nicht habe, so bin ich nichts. Und wenn ich all meine Habe austeile zur Speise für die Armen, und wenn ich meinen Leib hingebe zum Verbrennen, doch Liebe nicht habe, nützt es mir nichts.“ (1 Kor 13, 1-3)

Während der Priester das Rauchfass wieder abgibt, spricht er: „Es entzünde in uns der Herr das Feuer seiner Liebe und die Flamme ewiger Hingabe.“

Lavabo

Beim Lavabo rei­nigt der Priester gerade jene vier Fingerspitzen, mit denen er später den Leib des Herrn berühren wird. Dazu sagt der hl. Thomas von Aquin: „Wir pflegen nicht etwas Kostbares anzurühren, außer mit gewaschenen Hän­den. Deshalb erscheint es ganz unschicklich, wenn zu solch einem hohen Sak­ra­ment jemand mit befleckten Händen hinzutritt.“ (S. th. III,83,5 ad 1)

Der begleitende Psalm gleicht gewissermaßen einer Liebeserklärung: „Unter Unschuldigen will ich meine Hände waschen und Deinen Altar umschreiten, Herr, um die Stimme des Lobes zu hören und all Deine Wunder zu erzählen. Ich liebe, Herr, die Schönheit Deines Hauses und den Wohnort Deiner Herrlichkeit!“ (Ps 25, 6-8)

Suscipe sancta Trinitas

Nach dem Lavabo erhebt der Priester die Augen zum Kreuz, senkt sie wieder, legt in leicht verbeugter Haltung die Hände auf den Altar und spricht das Aufopferungsgebet Suscipe sancta Trinitas: „Nimm an, heilige Dreifaltigkeit, diese Opfergabe, die wir Dir darbringen zum Gedächtnis des Leidens, der Auferstehung und der Himmelfahrt unseres Herrn Jesus Christus und zu Ehren der seligen immerwährenden Jung­frau Maria, des heiligen Johannes des Täufers, der heiligen Apos­tel Petrus und Paulus sowie dieser (d. h. deren Reliquien im Altar ruhen) und aller Heiligen, damit sie ihnen zur Ehre, uns aber zum Heil gereiche und im Himmel jene unsere Fürsprecher seien, deren Gedächtnis wir auf Erden begehen.“

Orate fratres

Mit den Worten: „Betet, Brüder, dass mein und euer Opfer wohlgefällig werde bei Gott, dem allmächtigen Vater“, wendet sich der Priester noch einmal zum Volk, bevor er endgültig das Innerste des Heiligtums betritt, um - wie Moses - ganz mit Gott allein zu sein.

Einerseits wird durch die Worte „mein und euer Opfer“ deutlich gesagt, dass die tätige Teilnahme der Gläubigen in einem wirklichen geistigen Mitopfern besteht und dass Priester und Volk am Altar in heiliger Opfergemeinschaft verbunden sind. Andererseits wird aus der Antwort des Volkes deutlich, dass es keinerlei Vermischung geben darf und dass der wesentliche eucharistische Opferakt allein durch die Hände des zelebrierenden Priesters geschieht: „Der Herr nehme das ­Opfer an aus deinen Händen zum Lob und Ruhme seines Namens, zum Segen für uns und seine ganze heilige Kirche.“

Secret

Ihren endgültigen Abschluss findet die Opferung in der Secret, durch die sich der Bogen vom anfänglichen Oremus wieder schließt. Ihren Namen trägt sie, weil sie still (secrete) gesprochen wird und zugleich die Aussonderung (segregatio) der Opfergaben besiegelt.

Gewöhnlich wird in ihren wechselnden Texten ganz besonders der Opfergedanke betont, wie beispielsweise am Pfingstmontag: „Herr, wir bitten Dich, heilige gnädig diese Gaben, und nachdem Du sie als geistiges Opfer angenommen hast, vollende auch uns zu einer ewigen Opfergabe für Dich.“

Kommentare

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Martin123 10.07.2021 08:35
 
Martin123 10.07.2021 08:47
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hansfeuerstein 10.07.2021 15:08
Das gemeinsame Ausrichten auf den ganz anderen, auf Gott. Das kommt hier in einer Weise zum Ausdruck, wie es nicht ausgedacht und gemacht und mit einem Mal beschlossen werden kann, sondern wie es sich nur über Jahrhunderte und Jahrtausende wachsen und im Glauben verwirklichen kann.
 
Engelslhaar 10.07.2021 21:18
Das höre ich jetzt zum ersten Mal, dass die Beweihräucherung quasi vom Erzengel Michael eingesetzt wurde! So hat doch letztlich alles seinen Sinn, was in der Heiligen Messe geschieht, bis in die kleinsten Details! Der Erzengel Michael ist mir sowieso sympathisch und ich fühle mich von ihm gut beschützt! ich mag auch das Gebet, das speziell an ihn gerichtet wird
 
(Nutzer gelöscht) 10.07.2021 23:13
Danke lieber Martin für diesen wunderschönen Gottesdienst! Habe ihn mit gefeiert und meine Räume mit Weihrauch vernebelt.   Schon lange nicht mehr so etwas Wunderbares  gefeiert.
So sollen die Gottesdienst sein und nicht dieser moderne, furchterregende, lauwarme Plunder!
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