DIE VERLORENEN STÄMME ISRAELS
30.06.2021 18:16
DIE VERLORENEN STÄMME ISRAELS
30.06.2021 18:16
DIE VERLORENEN STÄMME ISRAELS
Es gibt eine populäre, fast universelle Vorstellung, dass zur Zeit der babylonischen Gefangenschaft zehn der zwölf Stämme völlig verloren waren und nur zwei gesammelt werden konnten, um am Ende der siebzig Jahre in das Land Palästina zurückzukehren. Diese Vorstellung ist so tief verwurzelt, dass fast jeder sofort weiß, worauf man sich bezieht, wenn der Ausdruck "Die zehn verlorenen Stämme" verwendet wird. Wie sich diese Vorstellung durchsetzen konnte, wollen wir jetzt nicht weiter untersuchen, sondern uns damit begnügen, festzustellen, was die Bibel zum Thema der verlorenen Israeliten zu sagen hat.
Zunächst ist es jedoch hilfreich, ein häufiges Missverständnis bezüglich der Begriffe "Juda" und "Israel" zu beachten. Als das [gesamte] Königreich [Israel] nach dem Tod Salomos geteilt wurde, war der südliche Teil, bestehend aus den Stämmen Juda und Benjamin mit Jerusalem als Hauptstadt, als Königreich Juda, und der nördliche Teil, bestehend aus den übrigen Stämmen, als Königreich Israel mit dem Hauptsitz in Samaria bekannt. Dieses nördliche Königreich war es, welches zuerst [durch ???] eingenommen wurde, und die Stämme, aus denen es sich zusammensetzte, sind diejenigen, die als verloren galten.
Der Irrtum besteht darin, dass sich der Begriff "Juden" auf das Volk des Südreiches beschränkt, nämlich auf die Stämme Juda und Benjamin, und dass der Begriff "Israeliten" nur die Stämme, die das Nordreich bilden, bezeichnet, welche als verloren gelten. In Übereinstimmung mit dieser Annahme hat "die blühende, unbeherrschte Phantasie" einiger spekulativer Theologen zur Einbildung geführt, dass die Menschen, die allgemein als Juden bekannt sind, nur aus den Stämmen Juda und Benjamin stammen und dass die angelsächsische Rasse, oder genauer gesagt, die Menschen in Großbritannien und Amerika, die [übrigen] "Israeliten", oder, mit anderen Worten, die wiederentdeckten "zehn verlorenen Stämme" sind.
Es ist leicht zu erkennen, wie diese Theorie entstanden ist. Sie entstand aus einem völligen Versagen, die Verheißungen des Evangeliums zu begreifen. Sie wurde erfunden, um die angelsächsische Rasse als Erben der Verheißungen an Abraham ins Spiel zu bringen, wobei die Tatsache aus den Augen verloren wurde, dass diese Verheißungen die ganze Welt umfassten, ohne Rücksicht auf die Nationalität, und dass "Gott die Person nicht ansieht, sondern dass in jedem Volk derjenige ihm angenehm ist, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit übt!" [APG. 10,34-35] [SLT] Wenn die Menschen geglaubt hätten, dass "ein wahrer Israelit" jemand ist, "in dem keine Falschheit ist!" [JOH. 1,47], hätten sie die Torheit der Idee erkannt, dass Menschen, egal wie böse und ungläubig sie sein mögen, Israeliten sein müssten, nur weil sie Teil einer bestimmten Nation sind. Aber die Idee einer nationalen Kirche und einer nationalen Religion ist wunderbar faszinierend, weil es für die Menschen so viel angenehmer ist, anzunehmen, dass sie dazu bestimmt sind, ungeachtet ihres Charakters, in der Masse gerettet werden, anstatt durch individuellen Glauben und Rechtschaffenheit.
Einige wenige Texte der Heiligen Schrift reichen aus, aufzuzeigen, dass die Begriffe "Jude" und "Israelit" austauschbar verwendet werden und jeweils auf dieselbe Person zutreffen. Zum Beispiel lesen wir im Buch Esther "Es war aber ein jüdischer Mann zu Schloß Susan, der hieß Mardochai, ein Sohn Jairs, des Sohnes Simeis, des Sohnes des Kis, ein Benjaminiter." [EST. 2,5] Und im Römerbrief haben wir die Aussage des Apostels Paulus: "ich bin auch ein Israeliter von dem Samen Abrahams, aus dem Geschlecht Benjamin." [RÖ. 11,1] und derselbe Apostel sagte auch: "Ich bin ein jüdischer Mann von Tarsus." [APG.21,39] Hier haben wir [zwei Männer, Mardochai und Paulus] einen Mann aus dem Stamm Benjamin, einen Juden, und einen anderen Mann aus demselben Stamm, einen Israeliten, der gleichzeitig ein Jude war.
Des Weiteren, Ahas war einer der Könige von Juda, und regierte in Jerusalem. Siehe 2. Könige 16:1, 2; Jes. 1:1. Er war ein Nachkomme Davids und einer der Vorfahren Jesu dem Fleische nach. 2 Könige 16,2; Matthäus 1,9. Doch in 2. Chronik, in einem Bericht über die Invasion des "Südens von Juda" durch die Philister, wird uns gesagt, "der HERR demütigte Juda um Ahas’ willen, des Königs von Israel, weil er in Juda Zügellosigkeit getrieben und sich schwer an dem HERRN versündigt hatte." [2. CHR: 28,19] Als der Apostel Paulus von einer seiner Missionsreisen nach Jerusalem zurückgekehrt war, "sahen ihn die Juden aus Asien im Tempel und erregten das ganze Volk, legten die Hände an ihn und schrieen: Ihr Männer von Israel, helft!" [APG. 21,27-28]
Man kann die Selbstverständlichkeit dessen leicht erkennen, wenn man daran denkt, dass alle zwölf Stämme von einem Mann, Jakob oder [wie Gott ihn später nannte] Israel, abstammten. Der Begriff "Israel" ist daher auf jeden oder alle [der zwölf] Stämme anwendbar, während der Begriff "Jude" wegen der Vorrangstellung Judas auf alle Kinder Israels, unabhängig von ihrem Stamm, angewendet wurde. Wenn GOTT von den Bündnissen spricht, sagt ER, dass ER "mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde" [HEBR.8,8] [SLT], um [damit] unmissverständlich klarzustellen, dass der neue Bund mit dem ganzen, ungeteilten Volk geschlossen werden sollte, so wie es der alte Bund war.
So sehen wir, dass der Begriff "Juden" mit Recht auf dasselbe Volk angewandt wird, wie der Begriff "Israeliten", aber wir dürfen nicht vergessen, dass, streng genommen [das gilt] "das ist nicht ein Jude, der auswendig ein Jude ist, auch ist das nicht eine Beschneidung, die auswendig am Fleisch geschieht; sondern das ist ein Jude, der's inwendig verborgen ist, und die Beschneidung des Herzens ist eine Beschneidung, die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht. Eines solchen Lob ist nicht aus Menschen, sondern aus Gott." [RÖ. 2,28-29] Die Identifikation der Stämme ist unter den Menschen, die Juden genannt werden, verloren gegangen, aber das macht keinen Unterschied, sie können genauso richtigerweise Israeliten wie Juden genannt werden, aber keiner der beiden Begriffe ist in strenger Korrektheit [nach dem Wort Gottes] auf irgendeinen von ihnen anwendbar, außer auf diejenigen, die einen wirklichen Glauben an Jesus Christus haben und beide Begriffe sind im streng biblischen Sinn [aber] auf jeden anwendbar, der einen solchen Glauben hat, auch wenn er [beispielsweise] Engländer, Franzose, Grieche, Türke oder Chinese ist.
Dass die zehn Stämme nach dem Ende der babylonischen Gefangenschaft nicht mehr verloren waren als zuvor, geht aus der Heiligen Schrift ebenso klar hervor wie die Stämme Juda und Benjamin, die nicht verloren waren. Wie kann jemand wissen, dass diese beiden Stämme nicht verloren gingen, d.h. dass sie aus den Augen verloren gingen? Nun, durch die einfache Tatsache, dass wir sehen, dass nach der Gefangenschaft auf sie Bezug genommen wird [indem] Personen, die zu diesen Stämmen gehören, namentlich erwähnt werden. Genauso wissen wir, dass auch die anderen Stämme nach der Gefangenschaft so eindeutig wie zuvor existierten.
Nicht das gesamte Volk Israel wurde nach Babylon verschleppt, die Ärmsten und am wenigsten Prominenten wurden in ihrem eigenen Land zurückgelassen. Aber die Mehrheit aller Stämme wurde weggebracht, und so wurde in der königlichen Proklamation am Ende der siebzig Jahre die Erlaubnis zur Rückkehr wie folgt allgemein erteilt:
"Im ersten Jahr des Kores, des Königs in Persien (daß erfüllt würde das Wort des HERRN durch den Mund Jeremia's geredet), erweckte der HERR den Geist des Kores, des Königs in Persien, daß er ausrufen ließ durch sein ganzes Königreich, auch durch Schrift, und sagen: So spricht Kores, der König in Persien: Der HERR, der Gott des Himmels, hat mir alle Königreiche der Erde gegeben, und hat mir befohlen, ihm ein Haus zu bauen zu Jerusalem in Juda. Wer nun unter euch seine Volkes ist, mit dem Sei Gott, und er ziehe hinauf gen Jerusalem in Juda und baue das Haus des HERRN, des Gottes Israels. Er ist der Gott, der zu Jerusalem ist." [ESRA 1,1-3]
Die Erlaubnis zur Rückkehr war unbegrenzt, aber nicht alle Angehörige der Stämme machten davon Gebrauch. Es waren jedoch alle Stämme vertreten, aber diejenigen, die blieben, gingen dadurch nicht unbedingt verloren. Eine Familie kann nicht als "verloren" bezeichnet werden, weil sie in einem fremden Land lebt. Später schrieb Artaxerxes in seinem Befehl an Esra: "Es ist von mir befohlen worden, dass jeder mit dir ziehen soll, der in meinem Reich vom Volk Israel und seinen Priestern und Leviten willens ist, nach Jerusalem zu gehen." [ESRA 7,13] [SLT]
Unmittelbar nach der Verkündigung des Cyrus lesen wir: "Da machten sich auf die Obersten der Vaterhäuser aus Juda und Benjamin und die Priester und Leviten, alle, deren Geist Gott erweckte, hinaufzuziehen und zu bauen das Haus des HERRN zu Jerusalem." [ESRA 1,5] Wir wissen, dass die Dienste des Heiligtums wiederhergestellt wurden, und niemand außer den Leviten konnte darin beschäftigt werden. Diesbezüglich wird bestätigt: "da die Bauleute den Grund legten am Tempel des HERRN, standen die Priester in ihren Kleidern mit Drommeten und die Leviten, die Kinder Asaph, mit Zimbeln, zu loben den HERRN." [ESRA 3,10] Und in der Apostelgeschichte wird sogar nach der Auferstehung Christi von Barnabas berichtet und dieser war "ein Levit aus Zypern." [APG. 4,36]
Im Lukasevangelium lesen wir "es war eine Prophetin, Hanna, eine Tochter Phanuels, vom Geschlecht Asser;" [LUK. 2,36] welche das Jesuskind als den HERRN erkannte und "redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung warteten in Jerusalem." [LUK. 2,38] [SLT]
Hier sehen wir Vertreter von zwei der zehn Stämme, die auf mysteriöse Weise verschwunden sein sollen, ausdrücklich namentlich als in Jerusalem ansässig erwähnt. Es ist höchst sicher, dass eine Sache nicht verloren gehen kann, wenn man genau weiß, wo sie sich befindet.
Die anderen Stämme sind nicht genau angegeben, aber in Esra lesen wir: "Und die Priester und die Leviten und die aus dem Volk und die Sänger und die Torhüter und die Tempeldiener ließen sich in ihren Städten nieder und alle Israeliten in ihren Städten." [ESRA 2,70] [SLT]
Als der Apostel Paulus um sein Leben vor König Agrippa vor Gericht stand, sagte er: "Und jetzt stehe ich vor Gericht wegen der Hoffnung auf die Verheißung, die von Gott an die Väter ergangen ist, zu welcher unsere zwölf Stämme durch Tag und Nacht anhaltenden Gottesdienst zu gelangen hoffen. Wegen dieser Hoffnung werde ich, König Agrippa, von den Juden angeklagt!" [APG. 26,6-7] Hier finden wir, dass die zwölf Stämme zur Zeit des Apostels Paulus existierten und sich in der Hoffnung auf die Erfüllung der Verheißung, die Gott den Vätern gegeben hat, freuten.
Weiter richtet sich der Apostel Jakobus seinen Brief an die zwölf Stämme wie folgt: "Jakobus, Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus, grüßt die zwölf Stämme, die in der Zerstreuung sind!" [JAK. 1,1] [SLT]
Wir haben also genügend Beweise dafür, dass kein Stamm Israels jemals mehr verloren war als ein anderer. Alle Stammesunterschiede sind nun verloren, und kein Jude kann sagen, zu welchem der zwölf Stämme er gehört und so gesehen sind nun nicht nur zehn, sondern alle Stämme verloren, obwohl alle zwölf Stämme im jüdischen Volk vertreten sind, das über die Erde verstreut ist. Gott jedoch führt die Liste, und in der zukünftigen Welt wird jeder Mensch an seinen Platz gesetzt, denn die Stadt, die Abraham auf die er schaute, die Hauptstadt des ihm und seinem Samen verheißenen Erbes, das neue Jerusalem, hat zwölf Tore, und "Namen darauf geschrieben, nämlich der zwölf Geschlechter der Kinder Israel." [OFFB. 21,12]
Die letzten beiden Texte legen eine weitere Tatsache nahe, nämlich, dass Gottes Abrechnung mit den Stämmen nicht nach der Abrechnung mit den Menschen erfolgt, denn. "der Mensch sieht auf das, was vor Augen ist, der HERR aber sieht das Herz an!" [1. SAM 16,7] [SLT] und "Denn das ist nicht ein Jude, der auswendig ein Jude ist, ... sondern das ist ein Jude, der's inwendig verborgen ist, und die Beschneidung des Herzens ist eine Beschneidung, die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht." [RÖ. 2:28-29] Alle, die gerettet sind, werden "zu den Toren hineingehen in die Stadt." [OFFB 22,14] Aber auf jedem dieser Tore steht der Name eines der zwölf Stämme, was zeigt, dass die Erlösten die zwölf Stämme Israels bilden. Dies ist auch aus der Tatsache ersichtlich, dass [der Name] "Israel" einen Überwinder kennzeichnet. Der Jakobusbrief richtet sich an die zwölf Stämme, und doch gibt es keinen Christen, der nicht erkannt hat, dass seine Belehrungen und Verheißungen für ihn bestimmt sind.
Und das bringt uns zu der Tatsache, dass in Wirklichkeit alle Stämme verloren sind, "Denn es ist kein Unterschied; denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit, die sie vor Gott haben sollten." [RÖ. 3,22-23] [SLT] "Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, ein jeglicher sah auf seinen Weg; aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn." JES. 53,6] [Und] als CHRISTUS kam, sagte ER: "Denn des Menschen Sohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, das verloren ist." [LUK. 19,10] Er erklärte: "Ich bin nicht gesandt denn nur zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israel." [MATTH. 15,24]
Endlich haben wir hier die verlorenen Stämme Israels ausfindig gemacht. Nicht nur zehn, sondern alle Stämme sind verloren, so vollständig verloren, dass die einzige Hoffnung auf ihre Rettung im Tod und in der Auferstehung Christi liegt. In diesem Zustand befinden wir uns, und deshalb können wir mit Freude die Verheißungen über die Sammlung Israels lesen, die uns betreffen. Wer sich selbst als verloren erkennt und für seine Errettung ganz auf Jesus angewiesen ist, wird sicher gerettet und zu den zwölf Stämmen gezählt werden.
( Ellet J. Waggoner, August 1902 )
Zunächst ist es jedoch hilfreich, ein häufiges Missverständnis bezüglich der Begriffe "Juda" und "Israel" zu beachten. Als das [gesamte] Königreich [Israel] nach dem Tod Salomos geteilt wurde, war der südliche Teil, bestehend aus den Stämmen Juda und Benjamin mit Jerusalem als Hauptstadt, als Königreich Juda, und der nördliche Teil, bestehend aus den übrigen Stämmen, als Königreich Israel mit dem Hauptsitz in Samaria bekannt. Dieses nördliche Königreich war es, welches zuerst [durch ???] eingenommen wurde, und die Stämme, aus denen es sich zusammensetzte, sind diejenigen, die als verloren galten.
Der Irrtum besteht darin, dass sich der Begriff "Juden" auf das Volk des Südreiches beschränkt, nämlich auf die Stämme Juda und Benjamin, und dass der Begriff "Israeliten" nur die Stämme, die das Nordreich bilden, bezeichnet, welche als verloren gelten. In Übereinstimmung mit dieser Annahme hat "die blühende, unbeherrschte Phantasie" einiger spekulativer Theologen zur Einbildung geführt, dass die Menschen, die allgemein als Juden bekannt sind, nur aus den Stämmen Juda und Benjamin stammen und dass die angelsächsische Rasse, oder genauer gesagt, die Menschen in Großbritannien und Amerika, die [übrigen] "Israeliten", oder, mit anderen Worten, die wiederentdeckten "zehn verlorenen Stämme" sind.
Es ist leicht zu erkennen, wie diese Theorie entstanden ist. Sie entstand aus einem völligen Versagen, die Verheißungen des Evangeliums zu begreifen. Sie wurde erfunden, um die angelsächsische Rasse als Erben der Verheißungen an Abraham ins Spiel zu bringen, wobei die Tatsache aus den Augen verloren wurde, dass diese Verheißungen die ganze Welt umfassten, ohne Rücksicht auf die Nationalität, und dass "Gott die Person nicht ansieht, sondern dass in jedem Volk derjenige ihm angenehm ist, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit übt!" [APG. 10,34-35] [SLT] Wenn die Menschen geglaubt hätten, dass "ein wahrer Israelit" jemand ist, "in dem keine Falschheit ist!" [JOH. 1,47], hätten sie die Torheit der Idee erkannt, dass Menschen, egal wie böse und ungläubig sie sein mögen, Israeliten sein müssten, nur weil sie Teil einer bestimmten Nation sind. Aber die Idee einer nationalen Kirche und einer nationalen Religion ist wunderbar faszinierend, weil es für die Menschen so viel angenehmer ist, anzunehmen, dass sie dazu bestimmt sind, ungeachtet ihres Charakters, in der Masse gerettet werden, anstatt durch individuellen Glauben und Rechtschaffenheit.
Einige wenige Texte der Heiligen Schrift reichen aus, aufzuzeigen, dass die Begriffe "Jude" und "Israelit" austauschbar verwendet werden und jeweils auf dieselbe Person zutreffen. Zum Beispiel lesen wir im Buch Esther "Es war aber ein jüdischer Mann zu Schloß Susan, der hieß Mardochai, ein Sohn Jairs, des Sohnes Simeis, des Sohnes des Kis, ein Benjaminiter." [EST. 2,5] Und im Römerbrief haben wir die Aussage des Apostels Paulus: "ich bin auch ein Israeliter von dem Samen Abrahams, aus dem Geschlecht Benjamin." [RÖ. 11,1] und derselbe Apostel sagte auch: "Ich bin ein jüdischer Mann von Tarsus." [APG.21,39] Hier haben wir [zwei Männer, Mardochai und Paulus] einen Mann aus dem Stamm Benjamin, einen Juden, und einen anderen Mann aus demselben Stamm, einen Israeliten, der gleichzeitig ein Jude war.
Des Weiteren, Ahas war einer der Könige von Juda, und regierte in Jerusalem. Siehe 2. Könige 16:1, 2; Jes. 1:1. Er war ein Nachkomme Davids und einer der Vorfahren Jesu dem Fleische nach. 2 Könige 16,2; Matthäus 1,9. Doch in 2. Chronik, in einem Bericht über die Invasion des "Südens von Juda" durch die Philister, wird uns gesagt, "der HERR demütigte Juda um Ahas’ willen, des Königs von Israel, weil er in Juda Zügellosigkeit getrieben und sich schwer an dem HERRN versündigt hatte." [2. CHR: 28,19] Als der Apostel Paulus von einer seiner Missionsreisen nach Jerusalem zurückgekehrt war, "sahen ihn die Juden aus Asien im Tempel und erregten das ganze Volk, legten die Hände an ihn und schrieen: Ihr Männer von Israel, helft!" [APG. 21,27-28]
Man kann die Selbstverständlichkeit dessen leicht erkennen, wenn man daran denkt, dass alle zwölf Stämme von einem Mann, Jakob oder [wie Gott ihn später nannte] Israel, abstammten. Der Begriff "Israel" ist daher auf jeden oder alle [der zwölf] Stämme anwendbar, während der Begriff "Jude" wegen der Vorrangstellung Judas auf alle Kinder Israels, unabhängig von ihrem Stamm, angewendet wurde. Wenn GOTT von den Bündnissen spricht, sagt ER, dass ER "mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde" [HEBR.8,8] [SLT], um [damit] unmissverständlich klarzustellen, dass der neue Bund mit dem ganzen, ungeteilten Volk geschlossen werden sollte, so wie es der alte Bund war.
So sehen wir, dass der Begriff "Juden" mit Recht auf dasselbe Volk angewandt wird, wie der Begriff "Israeliten", aber wir dürfen nicht vergessen, dass, streng genommen [das gilt] "das ist nicht ein Jude, der auswendig ein Jude ist, auch ist das nicht eine Beschneidung, die auswendig am Fleisch geschieht; sondern das ist ein Jude, der's inwendig verborgen ist, und die Beschneidung des Herzens ist eine Beschneidung, die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht. Eines solchen Lob ist nicht aus Menschen, sondern aus Gott." [RÖ. 2,28-29] Die Identifikation der Stämme ist unter den Menschen, die Juden genannt werden, verloren gegangen, aber das macht keinen Unterschied, sie können genauso richtigerweise Israeliten wie Juden genannt werden, aber keiner der beiden Begriffe ist in strenger Korrektheit [nach dem Wort Gottes] auf irgendeinen von ihnen anwendbar, außer auf diejenigen, die einen wirklichen Glauben an Jesus Christus haben und beide Begriffe sind im streng biblischen Sinn [aber] auf jeden anwendbar, der einen solchen Glauben hat, auch wenn er [beispielsweise] Engländer, Franzose, Grieche, Türke oder Chinese ist.
Dass die zehn Stämme nach dem Ende der babylonischen Gefangenschaft nicht mehr verloren waren als zuvor, geht aus der Heiligen Schrift ebenso klar hervor wie die Stämme Juda und Benjamin, die nicht verloren waren. Wie kann jemand wissen, dass diese beiden Stämme nicht verloren gingen, d.h. dass sie aus den Augen verloren gingen? Nun, durch die einfache Tatsache, dass wir sehen, dass nach der Gefangenschaft auf sie Bezug genommen wird [indem] Personen, die zu diesen Stämmen gehören, namentlich erwähnt werden. Genauso wissen wir, dass auch die anderen Stämme nach der Gefangenschaft so eindeutig wie zuvor existierten.
Nicht das gesamte Volk Israel wurde nach Babylon verschleppt, die Ärmsten und am wenigsten Prominenten wurden in ihrem eigenen Land zurückgelassen. Aber die Mehrheit aller Stämme wurde weggebracht, und so wurde in der königlichen Proklamation am Ende der siebzig Jahre die Erlaubnis zur Rückkehr wie folgt allgemein erteilt:
"Im ersten Jahr des Kores, des Königs in Persien (daß erfüllt würde das Wort des HERRN durch den Mund Jeremia's geredet), erweckte der HERR den Geist des Kores, des Königs in Persien, daß er ausrufen ließ durch sein ganzes Königreich, auch durch Schrift, und sagen: So spricht Kores, der König in Persien: Der HERR, der Gott des Himmels, hat mir alle Königreiche der Erde gegeben, und hat mir befohlen, ihm ein Haus zu bauen zu Jerusalem in Juda. Wer nun unter euch seine Volkes ist, mit dem Sei Gott, und er ziehe hinauf gen Jerusalem in Juda und baue das Haus des HERRN, des Gottes Israels. Er ist der Gott, der zu Jerusalem ist." [ESRA 1,1-3]
Die Erlaubnis zur Rückkehr war unbegrenzt, aber nicht alle Angehörige der Stämme machten davon Gebrauch. Es waren jedoch alle Stämme vertreten, aber diejenigen, die blieben, gingen dadurch nicht unbedingt verloren. Eine Familie kann nicht als "verloren" bezeichnet werden, weil sie in einem fremden Land lebt. Später schrieb Artaxerxes in seinem Befehl an Esra: "Es ist von mir befohlen worden, dass jeder mit dir ziehen soll, der in meinem Reich vom Volk Israel und seinen Priestern und Leviten willens ist, nach Jerusalem zu gehen." [ESRA 7,13] [SLT]
Unmittelbar nach der Verkündigung des Cyrus lesen wir: "Da machten sich auf die Obersten der Vaterhäuser aus Juda und Benjamin und die Priester und Leviten, alle, deren Geist Gott erweckte, hinaufzuziehen und zu bauen das Haus des HERRN zu Jerusalem." [ESRA 1,5] Wir wissen, dass die Dienste des Heiligtums wiederhergestellt wurden, und niemand außer den Leviten konnte darin beschäftigt werden. Diesbezüglich wird bestätigt: "da die Bauleute den Grund legten am Tempel des HERRN, standen die Priester in ihren Kleidern mit Drommeten und die Leviten, die Kinder Asaph, mit Zimbeln, zu loben den HERRN." [ESRA 3,10] Und in der Apostelgeschichte wird sogar nach der Auferstehung Christi von Barnabas berichtet und dieser war "ein Levit aus Zypern." [APG. 4,36]
Im Lukasevangelium lesen wir "es war eine Prophetin, Hanna, eine Tochter Phanuels, vom Geschlecht Asser;" [LUK. 2,36] welche das Jesuskind als den HERRN erkannte und "redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung warteten in Jerusalem." [LUK. 2,38] [SLT]
Hier sehen wir Vertreter von zwei der zehn Stämme, die auf mysteriöse Weise verschwunden sein sollen, ausdrücklich namentlich als in Jerusalem ansässig erwähnt. Es ist höchst sicher, dass eine Sache nicht verloren gehen kann, wenn man genau weiß, wo sie sich befindet.
Die anderen Stämme sind nicht genau angegeben, aber in Esra lesen wir: "Und die Priester und die Leviten und die aus dem Volk und die Sänger und die Torhüter und die Tempeldiener ließen sich in ihren Städten nieder und alle Israeliten in ihren Städten." [ESRA 2,70] [SLT]
Als der Apostel Paulus um sein Leben vor König Agrippa vor Gericht stand, sagte er: "Und jetzt stehe ich vor Gericht wegen der Hoffnung auf die Verheißung, die von Gott an die Väter ergangen ist, zu welcher unsere zwölf Stämme durch Tag und Nacht anhaltenden Gottesdienst zu gelangen hoffen. Wegen dieser Hoffnung werde ich, König Agrippa, von den Juden angeklagt!" [APG. 26,6-7] Hier finden wir, dass die zwölf Stämme zur Zeit des Apostels Paulus existierten und sich in der Hoffnung auf die Erfüllung der Verheißung, die Gott den Vätern gegeben hat, freuten.
Weiter richtet sich der Apostel Jakobus seinen Brief an die zwölf Stämme wie folgt: "Jakobus, Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus, grüßt die zwölf Stämme, die in der Zerstreuung sind!" [JAK. 1,1] [SLT]
Wir haben also genügend Beweise dafür, dass kein Stamm Israels jemals mehr verloren war als ein anderer. Alle Stammesunterschiede sind nun verloren, und kein Jude kann sagen, zu welchem der zwölf Stämme er gehört und so gesehen sind nun nicht nur zehn, sondern alle Stämme verloren, obwohl alle zwölf Stämme im jüdischen Volk vertreten sind, das über die Erde verstreut ist. Gott jedoch führt die Liste, und in der zukünftigen Welt wird jeder Mensch an seinen Platz gesetzt, denn die Stadt, die Abraham auf die er schaute, die Hauptstadt des ihm und seinem Samen verheißenen Erbes, das neue Jerusalem, hat zwölf Tore, und "Namen darauf geschrieben, nämlich der zwölf Geschlechter der Kinder Israel." [OFFB. 21,12]
Die letzten beiden Texte legen eine weitere Tatsache nahe, nämlich, dass Gottes Abrechnung mit den Stämmen nicht nach der Abrechnung mit den Menschen erfolgt, denn. "der Mensch sieht auf das, was vor Augen ist, der HERR aber sieht das Herz an!" [1. SAM 16,7] [SLT] und "Denn das ist nicht ein Jude, der auswendig ein Jude ist, ... sondern das ist ein Jude, der's inwendig verborgen ist, und die Beschneidung des Herzens ist eine Beschneidung, die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht." [RÖ. 2:28-29] Alle, die gerettet sind, werden "zu den Toren hineingehen in die Stadt." [OFFB 22,14] Aber auf jedem dieser Tore steht der Name eines der zwölf Stämme, was zeigt, dass die Erlösten die zwölf Stämme Israels bilden. Dies ist auch aus der Tatsache ersichtlich, dass [der Name] "Israel" einen Überwinder kennzeichnet. Der Jakobusbrief richtet sich an die zwölf Stämme, und doch gibt es keinen Christen, der nicht erkannt hat, dass seine Belehrungen und Verheißungen für ihn bestimmt sind.
Und das bringt uns zu der Tatsache, dass in Wirklichkeit alle Stämme verloren sind, "Denn es ist kein Unterschied; denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit, die sie vor Gott haben sollten." [RÖ. 3,22-23] [SLT] "Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, ein jeglicher sah auf seinen Weg; aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn." JES. 53,6] [Und] als CHRISTUS kam, sagte ER: "Denn des Menschen Sohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, das verloren ist." [LUK. 19,10] Er erklärte: "Ich bin nicht gesandt denn nur zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israel." [MATTH. 15,24]
Endlich haben wir hier die verlorenen Stämme Israels ausfindig gemacht. Nicht nur zehn, sondern alle Stämme sind verloren, so vollständig verloren, dass die einzige Hoffnung auf ihre Rettung im Tod und in der Auferstehung Christi liegt. In diesem Zustand befinden wir uns, und deshalb können wir mit Freude die Verheißungen über die Sammlung Israels lesen, die uns betreffen. Wer sich selbst als verloren erkennt und für seine Errettung ganz auf Jesus angewiesen ist, wird sicher gerettet und zu den zwölf Stämmen gezählt werden.
( Ellet J. Waggoner, August 1902 )
Für diejenigen, die gerne noch weitere solche (zeitgeistfreien, nah am Wort Gottes ausgerichteten ) Artikel lesen möchten, nachstehend zwei entsprechende Links:
Übersicht ARTIKEL Ellet J. Waggoner
https://www.christ-sucht-christ.de/weblog/JesusComesBackSoon/63068/
Übersicht Artikel Alonzo T. Jones
https://www.christ-sucht-christ.de/weblog/JesusComesBackSoon/63067/
Mein Wunsch ist, dass jeder Leser durch den (bzw. die) Artikel reichlich gesegnet wird und das Gelesene in seinem Leben Frucht zur Ehre Gottes bringen möge.
Die angegebenen Bibelverse wurden, sofern nicht speziell angegeben, aus LUTHER 1912 entnommen. Die Abkürzungen [KJV] [LUT2017] [ELB] [SLT1951] und [SLT] stehen falls vorhanden für King James Version, Luther 2017, Elberfelder, Schlachter 1951 und Schlachter 2000.
Eckige Klammern im Text beinhalten Einfügungen von mir, die einer besseren Verständlich-keit nach Übertragung des Artikels ins Deutsche dienen sollen.