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Nächstenliebe: Pardon, Herr Fromm, Sie irren sich

Nächstenliebe: Pardon, Herr Fromm, Sie irren sich
Nächstenliebe: Pardon, Herr Fromm, sie irren sich.

Sie schreiben:
1) Die humanistische Ethik ist anthropozentrisch, freilich nicht in dem Sinne, daß der Mensch der Mittelpunkt des Universums ist, vielmehr in dem Sinne, daß seine Werturteile, wie alle anderen Urteile und Wahrnehmungen, in der Besonderheit seiner Existenz ihren Ursprung haben und nur in Beziehung zu diese sinnvoll sind. Der Mensch ist tatsächlich das Maß aller Dinge. Vom humanistischen Standpunkt aus gibt es nichts Höheres und Erhabeneres als die menschliche Existenz.

2) Gegen diese Auffassung wurde eingewandt, daß es gerade im Wesen des ethischen Verhaltens liege, daß es auf etwas bezogen sei, was den Menschen transzendierte und daß deshalb ein System, das nur den Menschen und sein Interesse anerkenne, nicht wirklich ethisch sein könne, denn es könne lediglich das isolierte egoistische Individuum zum Gegenstand haben.

3) Dieses Argument hält Erich Fromm für falsch, denn – seiner Meinung nach – beruht es auf dem Fehlschluß, dass der Mensch nicht über die Fähigkeit verfügt, für sein Leben gültige Normen selbst zu erstellen und beurteilen zu können.

4) Denn der Grundsatz: „Gut ist, was für den Menschen gut ist“ bedeutet nicht, daß für ihn Isolation und Egoismus von Natur aus gut sind. Folglich kann es auch nicht heißen, daß der Sinn des menschlichen Daseins in der Beziehungslosigkeit zur Welt – außerhalb des eigenen Ichs – erfüllt werden kann.

5) Wie schon viele Verfechter der humanistischen Ethik dargelegt haben, besteht in der Tat eines der Charakteristika der menschlichen Natur darin, daß der Mensch Erfüllung und Glück nur in der Bezogenheit auf seine Mitmenschen und in der Solidarität mit ihnen findet.

6) Seinen Nächsten zu lieben, ist jedoch kein Phänomen, das den Menschen transzendiert. Es ist vielmehr etwas, das ihm innewohnt und von ihm seinen Ausgang nimmt. Liebe ist keine höhere Macht, die von oben zum Menschen hinuntersteigt. Sie ist auch keine Pflicht, die ihm auferlegt wird. Sie ist eine dem Menschen eigene Kraft, durch die er sich zur Welt in Beziehung setzt und durch die er die Welt zu seiner Welt macht.

=== soweit der ehrenwerte kluge Denker Herr Erich Fromm== 

Meine Zustimmung und meine Einwände:

Sinn ist ohne ein Ziel noch nicht einmal denkbar. Alle menschlichen Ziele liegen in einer Zeit- und Raumphase, die der Mensch a) überblicken und beurteilen kann – oder b) eben nicht. Vor vielen hundert Jahren wurden menschliche Entscheidungen getroffen, deren Auswirkungen bis heute erlebbar sind. Die gute Absicht, „heute“ auch für nachfolgende Generationen Entscheidungen zu treffen, die für den Menschen gut sein werden, beruht auf einer verzerrten Wahrnehmung inkompetenter Menschen, die ihr eigenes Wissen und Können überschätzen. Diese Neigung wieder beruht auf der grundsätzlichen Unfähigkeit, sich mittels Metakognition selbst objektiv zu beurteilen.
Wann immer wir Werturteile fällen, beruhen diese auf Kompetenzvermutungen.

Ich stimme zu, dass der Mensch über Fähigkeiten verfügt, für sein Leben gültige Normen selbst zu erstellen und beurteilen zu können. Die Gültigkeit alleine ist jedoch kein Kriterium, welches die unendliche Dauerhaftigkeit bestätigt. Was heute dem Menschen gut deucht, kann morgen bereits falsch sein. Natürlich kann man ungültig gewordene Kriterien durch neue gültige Kriterien ersetzen. Jedoch sind ungültig gewordene Kriterien ein Beweis für die Fehlerhaftigkeit des Menschen einerseits und andererseits ergibt die Summe aller ungültig gewordenen Kriterien keine Gesamtgültigkeit. Fehlt es an Gesamtgültigkeit, darf auch die Fähigkeit des Menschen, zu entscheiden, was gut ist, bezweifelt werden. Die vermutete hohe Beurteilungsfähigkeit erscheint mir daher als Illusion.

Auch besagt das Vorhandensein dieser Fähigkeit nicht, dass der Mensch auch entsprechend seiner Normen leben kann. Die Realität zeigt uns, dass wir „so“ denken aber „so“ (also anders) leben. Die Kluft zwischen Anspruch und Realität wird um so größer, je mehr sich der Mensch mit der Welt in Beziehung setzt. Natürlich kann man abgeschieden von der Welt leben und dadurch die Welt ausblenden, mit sich alleine zufrieden sein. Dies ändert jedoch nichts an der endenden Gültigkeit seiner erkannten Normen und lässt die Frage offen: Welches Ziel – dass den Menschen vom Tier unterscheidet - bleibt in der Abgeschiedenheit erreichbar? Durch Selbst-Isolation entmenschlicht sich der Mensch, raubt seinem Leben jeden Sinn, da er ein auf Gemeinschaft ausgerichtetes Wesen ist. 

Durch die in der Realität festzustellende Kluft zwischen Anspruch und Realität wird deutlich, daß als gültig erkannte Normen nicht ausreichend sind, denn die Kluft bleibt weiterhin bestehen und scheint eher noch größer zu werden.

Zu Punkt 6)
Die Liebe ist auch in meinen Augen die größte Kraft, die heilt und Trennungen aller Art überwindet. Auch wenn die Liebe die größte Kraft ist, endet ihre Wirksamkeit durch die Freiheit des Menschen, dazu „nein“ zu sagen. Diese Freiheit ist unverzichtbar, denn Liebe ist eben ohne Freiheit noch nicht mal denkbar.

Es wäre ja schön, lieber Herr Fromm, wenn nur durch die Liebe der Mensch sich in Beziehung zur Welt setzt und so eben die Welt zu seiner machen würde. Jedoch wird die Welt aus meiner Sicht immer menschenfeindlicher, was einen Widerspruch bildet zu den Aussagen des Humanismus:
1) Der Mensch ist das Maß aller Dinge
2) Der Mensch kann ethisch leben, weil er für sein Leben gültige Normen selbst erstellen und beurteilen kann.
3) Der Mensch lebt nach dem Grundsatz „gut ist, was für den Menschen gut ist“

Die Welt, die der Mensch durch die Liebe zu seiner machen soll, ist nicht sein Eigentum, sondern ihm nur anvertraut. Und es zeigt sich, dass der Mensch sich dieses Vertrauens als nicht würdig erweist.

Das Grundproblem liegt in mangelndem Vertrauen in die Kraft der Liebe. Der Mensch erfährt, dass die Liebe scheitert an dem Mangel an Freiheit, an Vorurteilen, an Egoismus und an Grenzen, die wir Menschen errichten. So wird Liebe bestenfalls mit angezogener Handbremse gelebt. Dies scheint über alle Jahrhunderte so zu sein. Der Mensch kommt aus eigener Kraft nicht aus seinem in ihm wohnenden Widerspruch heraus.

Deswegen brauchen wir Gott, der diese Grenzen der Liebe überwunden hat und immer wieder überwindet. Nur Gottes Liebe ist selbstlos, vorurteilsfrei und grenzenlos. Und nur mit Hilfe dieser Gottesliebe kann es eine Welt geben, in der gut ist, was für alle Menschen gut ist.

Ohne diesen Aspekt, sehr geehrter Herr Fromm, bleiben Ihre Ausführungen eine nicht lebensfähige Theorie.

Kommentare

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Weinrebe 04.05.2021 17:01
Wo bleiben denn die zwei netten Schwestern ?😉
 
(Nutzer gelöscht) 04.05.2021 18:12
Die Grundsätze des Humanismus sind m. E. keinesfalls fehlerhaft, sondern in sich schlüssig, auch in ihrer Ethik. Dem Humanismus nun verantwortlich machen zu wollen mit dem Argument, dass Theorie und Praxis weit auseinander liegen, für die fehlerhafte menschliche Welt, halte ich für, Pardon, sehr naiv.
Da könnte man ja ebenso die Christliche Religion verantwortlich machen wollen, für die fehlerhafte menschliche Welt.

Ich halte die ganze Diskussion für sehr anspruchsvoll, deshalb klinke ich mich hier aus. Ich kann nicht erkennen, welchen Sinn, in Raum und Zeit, diese Diskussion haben soll. Da fehlt mir eine konkrete These. 

Viel Spass beim diskutieren. Mir fehlt dafür ausserdem die Zeit. 
 
Bluehorse 04.05.2021 18:56
"Dem Humanismus nun verantwortlich machen zu wollen mit dem Argument, dass Theorie und Praxis weit auseinander liegen, für die fehlerhafte menschliche Welt, halte ich für, Pardon, sehr naiv."

Verantwortlichkeit für die Welt liegt immer beim Menschen, nicht bei seiner Philosophie. Die Philosophie zeigt das Denken auf, welches eine Reflexion unserer Wahrnehmung ist. Bildung ist aus meiner Sicht kein Selbstzweck, da sie sinnfrei wäre. Der Mensch kann Sinnfreiheit ebenso erkennen, wie das Vorhandensein von Sinn, oder wie gut und böse, richtig und falsch. Wir haben unsere (Beurteilungs-) Fähigkeiten und sollten der Frage nachgehen: Wozu?

Der Humanismus stellt eine Antwort dar auf die Frage: Wie sollen wir denn leben? Wenn wir (als Christen) ernstgenommen werden wollen, sollten wir auch andere Denk- und Glaubensrichtungen ernsthaft prüfen. Das ist nicht jedermanns Sache, wie auch nicht jeder Busfahrer oder Ingenieur werden kann. Ich tue was ich tue, weil ich es kann und es mir auch noch Freude macht. Daran lasse ich gerne teilhaben. Vielleicht inspiriert es jemanden. Niemand sollte sich gezwungen fühlen, mir zuzustimmen oder gar das Gleiche zu tun.  
     
 
(Nutzer gelöscht) 04.05.2021 20:10
Lieber Bluehorse, 
                           ein anspruchsvoller Text....es war aber ein Vergnügen ihn zu lesen.
 
(Nutzer gelöscht) 04.05.2021 20:23
        Das Grundproblem liegt in mangelndem Vertrauen in die Kraft der Liebe. 

Es gibt mangelndes Vertrauen in die Kraft der Liebe, weil man wahrscheinlich selbst nie geliebt wurde.  

 ich gehe davon aus, dass Menschen, die geliebt wurden, kennen die Liebe und ihre Auswirkungen.  Solche Menschen können  auch  andere lieben. Weil sie selbst von Liebe gesättigt wurden

Tiefgründiger,  GOTT ist die Quelle der Liebe, wenn wir zu IHM gehen und von seiner eigentliche Liebe gesättigt werden, dann sind wir auch in der Lage andere Liebe zu geben.

Wenn GOTT uns unsere schlimme vergibt, sind dann wir vielleicht barmherziger mit anderen.

Der Antrieb, der dieser Welt positiv verändert kann ist nur die Liebe. Und die Liebe ist GOTT selbst.
 
JesusComesBackSoon 04.05.2021 20:26
Wer meint, dass Humanismus und die Lehre CHRISTI vereinbar oder gar das Gleiche wären?
 
(Nutzer gelöscht) 04.05.2021 21:08
Hier, bisher glaube ich keiner JCBS@
 
Bluehorse 04.05.2021 21:49
psalmiproxyfreundin
es ist ja schön, dass Dir Aussagen von Karl Barth zu irgendwelchen Themen zusagen. In diesem Blog sind sie nicht relevant. Negative Aussagen über andere User sind auch nicht erwünscht. 
 
Alberlix 05.05.2021 00:08
Whouw das muss ich erst einmal bei mir Sitzen lassen Bluehorse
 
Schneeball 05.05.2021 11:13
Guten Morgen - an die denkende "Männerwelt" und - meine Schwester @Saliah.

Zuerst zu ihr : Es kommt immer wieder vor,daß Saliah aus ihrem - von Christus bewohnten
Herzen ( diese Quelle ist verläßlich,wenn Christus dort leiten kann ) -  Gedanken
einstellt,die für mich als weibliches Wesen vertrauter sind,als die denkerische
Annäherung an die "großen Fragen" des Seins - entwickelt und "gedacht" vom
männlichen Menschen.
 
Zu @meandyou2,18.12/4.5.21 wäre die These : Alle weltanschaulichen Denksysteme
bleiben Erklärungsstücke.
Es bleibt meist der wichtigste Punkt,den wir überhaupt nicht mehr wahrhaben
wollen: "Der Mensch ist seinem Schöpfer gegenüber 'schuldig' geworden" im
Denkansatz total außer Betracht.Das
meint in heutiger Sprache : Der denkerische Lösungsansatz geht am Problem
vorbei.
Es erfordert wirklich "Denkarbeit",die Fehler in den weltanschaulichen Ideologien,
Denkansätzen,Ethiken zu entdecken.
---
Die Aussage von Paulus im zweiten Brief an die Korinther : "Wir - also Menschen,
die sich durch Gottes Geist leiten,inspirieren lassen - nehmen gefangen,alle Vernunft
unter den Gehorsam Christi." (Kapitel 10.5) wäre der Hinweis,wie mit
Denkangeboten umzugehen wäre.
Oder - andere Übersetzung - : "Bringen falsche Gedankengebäude zum Einsturz".Reißen
den "Hochmut" ( das ist letztlich die Quelle jeglichen Denkansatzes,der Gott außen vor
läßt ) nieder.
In Bezug auf "Systeme" - Humanismus,Marxismus, - ja auch Religionen - selbst die
"christlichen" muß unbedingt immer wieder nach den Gedanken und Absichten Gottes
gesucht,gefragt,geprüft werden.
--
Die denkerische Verwirrung in der heutigen Zeit ist stark.
Für mich ist eine Zusage von Gott sehr hilfreich :"Dem Aufrichtigen läßt es Gott
gelingen" (Spr.2.7)
--
Dann noch eine Gedanken zu dem Wort : "an-spruch-s-voll".
Ich persönlich finde es immer wieder gut,wenn Menschen,Texte,
Herausforderungen mich "an-sprechen".Wenn sie "voll" sind mit
"An-spruch". So wachse ich - und das ist gut.
Bei allem ist zu lernen,beim Skifahren,beim Programmieren,
beim Kochen . . .
Warum nicht auch beim Denken ????
--
Auch das Gehirn sitzt da oben nicht zum Schlafen und Rosten !!!!
---
Ein durch Christus - und seinen Geist zum richtigen Denken befreites Gehirn
kann viele gute Weichen stellen!!! Die Geschichte ist voller Beispiele!
--
Nachahmer/innen immer gesucht,gebraucht - willkommen !!! 😅
--
So - schließlich noch ein "Dickes Sorry" für den wahscheinlich wieder
sehr "zerstückelt" wiedergegebenen Text . 😭
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