Auch wenn der Inhalt dieser Artikel von Ellet J. Waggoner bereits vor etwa 120 Jahren verfasst wurde, hat er deswegen nichts an seiner Bedeutsamkeit für das persönliche, insbesondere auch geistige Leben eines jeden Nachfolgers des Sohnes Gottes verloren.
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Mein Wunsch ist, dass jeder Leser durch den (bzw. die) Artikel reichlich gesegnet wird und das Gelesene in seinem Leben Frucht zur Ehre Gottes bringen möge.
Die angegebenen Bibelverse wurden, sofern nicht speziell angegeben, aus LUTHER 1912 entnommen. Die Abkürzungen [KJV] [LUT2017] [ELB] [SLT1951] und [SLT] stehen falls vorhanden für King James Version, Luther 2017, Elberfelder, Schlachter 1951 und Schlachter 2000.
Eckige Klammern im Text beinhalten Einfügungen von mir, die einer besseren Verständlich-keit nach Übertragung des Artikels ins Deutsche dienen sollen.
DAS SECHSTE GEBOT [DES LEBENS]
25.04.2021 13:27
DAS SECHSTE GEBOT [DES LEBENS]
25.04.2021 13:27
DAS SECHSTE GEBOT [DES LEBENS]
[Das sechste Gebot des Dekalogs lautet:] "Du sollst nicht morden." [2. MO. 20,13] [KJV]
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die meisten von denen, welche dies lesen, geneigt wären zu sagen: "Das alles habe ich gehalten von meiner Jugend an." [LUK. 18,21] [SLT] Die Zahl der Menschen, die böswillig oder mit Gewalt das Leben irgendeines Mitgeschöpfes nehmen, ist vergleichsweise gering und deshalb haben die meisten Menschen zweifellos das Gefühl, dieses Gebot würde sie nicht besonders betreffen. Natürlich erkennen sie an, dass es richtig ist, denken aber nicht, jemals unter seine Verurteilung gefallen zu sein. Sie sind sich nicht bewußt, jemals auch nur den Wunsch gehabt zu haben, jemanden zu töten, und so nehmen sie an, dass, soweit es sie betrifft, dieses Gebot niemals gegeben worden zu sein bräuchte. Aber auch diesbezüglich sollten wir uns wieder an die Tatsache erinnern, daß die Tragweite der Gebote außerordentlich breit ist, und dass die Tragweite auch von diesem nicht weniger breit ist als die vorhergehenden. Das Gebot wird zu allen gesprochen und ist für alle notwendig, weil Gott niemals [etwas] vergeblich spricht. In dem Moment, in dem wir ein Synonym für das Wort "morden" verwenden, beginnen wir, ein wenig [mehr] von der Breite des Gebots zu sehen: "Du sollst nicht morden." Dieser Ausdruck ist so gebräuchlich, dass kaum ein Gedanken daran verschwendet wird. Aber man könnte [ja auch] sagen: "Du sollst nicht das Leben nehmen", was dasselbe in anderen Worten ist. Und so bekommen wir sofort eine breitere Sicht. Wie viel darin enthalten ist, wird sich im weiteren Verlauf [dieser Betrachtung] noch zeigen.
DIE WURZEL DES MORDES
Von CHRISTUS wurde prophezeit, "daß er das Gesetz herrlich und groß mache." [JES. 42,21] Im fünften Kapitel von Matthäus sehen wir, wie das Gesetz durch SEINE Lehren erhöht wird. ER bezeugte [dort]: "Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber töten wird, der wird dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch, dass jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird." [MATTH. 5,21-22] [ELB] Diese Aussage ist absolut, Jeder, der auf seinen Bruder zornig ist, ist des Mordes schuldig. CHRISTUS setzt die Lehre der alten Zeit nicht herab, ER SELBST ist der Anfang, und ER kam, um klarzustellen, was von Anfang an gelehrt wurde. ER meinte nicht, dass das Gebot "Du sollst nicht morden" unvollständig sei und dass ER etwas Besseres und Größeres zu geben hätte, sondern ER zeigte, wie umfassend das Gebot ist [und] dass die Worte "Du sollst nicht morden" auch bedeuten: "Du sollst nicht zornig sein." [Gottes Wort bestätigt dies wie folgt:] "So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung." [RÖ. 13,10] und die Liebe "läßt sich nicht erbittern." [1. KOR. 13,5]
Gott schaut nicht auf das, auf was Menschen schauen. Der "Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an." [1. SAM. 16,7] In jedem Fall ist die Sünde nicht [nur] das tatsächlich Getane, das der Mensch sehen kann, sondern [auch] der Zustand im Menschen, der ihn dazu verleitet hat, es zu tun. Solange die Wurzel, aus welcher Mord wächst, im Herzen ist, wird der Mensch als Mörder angesehen. Die Menschen teilen die Sünden natürlich in verschiedene Grade ein, und in der Geschichte der abtrünnigen Kirche wurde von den Menschen verlangt, Buße zu tun, je nach dem anerkannten Grad der Schuld. Einige Sünden wurden als verzeihlich eingestuft, andere als tödlich. Für einige Sünden würde die Zahlung einer kleinen Summe Genugtuung verschaffen, während andere nur durch eine riesige Menge an Schätzen oder Werken gesühnt werden konnten. Das entspricht der Religion der menschlichen Natur.
Manche Sünden sind unbeliebter als andere, für manche Sünden wird der Sünder geächtet, während andere das Ansehen in der Gesellschaft nicht beeinträchtigen, sondern vielleicht sogar die Aufnahme in die sogenannte "beste Gesellschaft" ermöglichen. Aber es gibt keinen Hinweis in der Heiligen Schrift, dass der HERR die Sünde einstuft. Wir haben keinen Grund anzunehmen, dass ER die vom Menschen gemachte Unterscheidung von "Mord ersten Grades" oder "zweiten Grades" anerkennt. "Sünde ist die Gesetzesübertretung" [1. JOH. 3,4] [SLT1951] und "der Lohn der Sünde ist der Tod." [RÖ.6,23] [SLT] Das umfasst die ganze Angelegenheit völlig.
Damit soll die Schuld des Mordes nicht verharmlost, sondern gezeigt werden, wo die Sünde liegt. Wer einem anderen das Leben genommen hat, hat etwas Schreckliches getan, aber er ist nicht notwendigerweise schuldiger als jemand, der etwas getan hat, das von der Welt nicht so angesehen wird. Betrachten wir die Sache bezüglich des Zorns. Wer war nicht schon einmal wütend? In der Tat denkt man oft, dass das Zeigen von Zorn ein Zeichen von Geist und Charakterstärke ist, und dass derjenige, der nicht zum Zorn gereizt werden kann, ein Dummkopf ist, oder jemand dem es an Ehrgeiz fehlt. Aber der Zorn ist in Wirklichkeit ein kurzer Wahnsinn, und ihm nachzugeben, ist wie jeder anderen Leidenschaft, ein Zeichen von Schwäche und nicht von Stärke. Wie viele Morde resultieren aus Streitigkeiten, die wegen einer Kleinigkeit entstanden sind. Zwei Freunde geraten in einen Streit, sie sind beide jähzornig, der eine nimmt Anstoß an etwas, was der andere gesagt hat, eine Erwiderung wird gegeben, die Männer verlieren beide die Kontrolle über sich selbst, und es kommt zu einem Schlagabtausch. In einem vorübergehenden Wahnsinn wird ein schwerer Schlag ausgeführt, und einer von ihnen wird getötet. Dann kommt das Erwachen, der Mann hätte so etwas nie getan, wenn er gewusst hätte, was er tat, aber er war so wütend, dass er es [eben] nicht wusste. Wie oft ist dies als eine Entschuldigung für etwas, das man getan hat, gegeben worden und es ist wahr, denn eine Person in diesem Zustand ist nicht ein Zerstörer seiner selbst.
In gewissem Sinne ist ein unter solchen Bedingungen begangener Mord ein Unfall, er war sicher nicht vorsätzlich. Dennoch ist der Täter ein Mörder. Die Schuld liegt nicht in dem Schlag, der in einem Moment der Bewusstlosigkeit ausgeführt wurde, sondern in der Disposition, die den Schlag ermöglichte. Wie viele gibt es, die nur durch Zufall vor dem Galgen gerettet wurden. Denn jeder Mensch, der jemals so wütend war, dass er auch nur für einen Augenblick die Beherrschung verloren hat, möge sich daran erinnern, dass er in diesem Augenblick ein Leben hätte nehmen können, und dass die Tatsache, dass er es hätte tun können, und dass es nur ein Zufall oder die Gnade Gottes war, die ihn vor der eigentlichen Tat bewahrt hat, zeigt, dass er an dem möglichen Mord wirklich schuldig war. Diesen schrecklichen Gedanken sollte man sich zu Herzen nehmen und gestatten einen wirksamen Dienst zu tun.
Betrachten wir den Fall des ersten Mordes, der je begangen wurde. Über das Geheimnis davon finden wir von Johannes geschrieben: "das ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt, dass wir einander lieben sollen; nicht wie Kain, der aus dem Bösen war und seinen Bruder erschlug. Und warum erschlug er ihn? Weil seine Werke böse waren, die seines Bruders aber gerecht." [1. JOH. 3,11-12] [SLT] Die Geschichte ist bekannt. Kain und Abel brachten dem HERRN jeweils eine Opfergabe, die von Abel wurde angenommen, aber die von Kain abgelehnt. Welche böse Eigenschaft wird [oft] geweckt, wenn jemand empfindet, dass ein anderer ihm vorgezogen wird? Es ist Eifersucht. Kain tötete Abel, weil er eifersüchtig auf ihn war. Jedes eifersüchtige Gefühl ist der Keim für einen Mord. Nein, mehr als das, wie es bei Wut geschieht, so ist es [auch] bei Eifersucht, sie führt nicht einfach zum Mord, sondern sie ist Mord. Jeder, der sich verletzt fühlt, weil ein anderer geehrt und er übergangen wird, jeder, der sich sauer oder verdrießlich fühlt, weil er nicht mit der Rücksicht behandelt wurde, die ihm seiner Meinung nach zusteht, verstößt gegen das Gebot welches lautet: "Du sollst nicht morden."
Das geht eindeutig aus dem zuletzt im Zusammenhang mit der Betrachtung über die Liebe zitierten Text hervor. Die "Liebe tut dem Nächsten nichts Böses." [RÖ. 13,10] Die Liebe "sucht nicht das Ihre." [1. KOR. 13,5] [SLT] Liebe zieht den anderen in Ehren vor, wo aber keine Liebe ist, da ist Mord. Überdenke [bitte] noch einmal die Verse aus dem 1. Johannesbrief. Das Gebot [dort] lautet: "dass wir einander lieben sollen; nicht wie Kain, der aus dem Bösen war und seinen Bruder erschlug" Hier wird uns nicht gesagt, was Liebe ist, sondern was sie nicht ist. Liebe ist das Gegenteil des Geistes, den Kain an den Tag legte. Wer [auch immer] dem Gesetz der Liebe nicht gehorcht, wird mit Kain gleichgesetzt, der von dem Bösen war und seinen Bruder ermordete.
Das zeigt sich auch im Fall von Joseph und seinen Brüdern: Joseph hatte besondere Gunstbezeugungen von seinem Vater erhalten und war genoss wegen seines edlen Charakters stärker dessen Vertrauen aufgenommen als seine Brüder. Als diese sahen, dass er zu ihnen kam, um ihnen eine Gunst zu erweisen, sagten sie: "Seht, da kommt der Träumer daher! Und nun kommt und lasst uns ihn töten." [1. MO. 37,19-20] [SLT] Sie nahmen ihm nicht wirklich das Leben, aber sie wurden von Ruben nur aus Zweckdienlichkeit davon abgehalten. In Wirklichkeit [aber] töteten sie ihn. Sie verkauften ihn nur deshalb nach Ägypten, weil sie dachten, dass sie ihn so effektiver loswerden könnten, als wenn sie sein Blut vergießen würden. Das war das natürliche Werk des Neides, denn wir lesen: "die Erzväter neideten Joseph und verkauften ihn nach Ägypten." [APG.7,9] Neid also, der Bruder der Eifersucht, ist auch Mord. Jeder, welcher einen anderen um seine Güte oder sein Glück beneidet, hat gegen das Gebot verstoßen: "Du sollst nicht morden."
WOHER KOMMEN KRIEGE?
Nehmen wir eine andere Entwicklung der Verletzung dieses Gebots. Die Heilige Schrift stellt die Frage: "Woher kommt Streit, woher Krieg unter euch?" Kommt's nicht daher: aus euren Gelüsten, die da streiten in euren Gliedern?" [JAK. 4,1] [LUT2017] und gibt zugleich die Antwort: "Kommt's nicht daher: aus euren Gelüsten, die da streiten in euren Gliedern?" [JAK. 4,1] [LUT2017] Dann führt das Wort weiter aus: "Ihr seid begehrlich und habt es nicht, ihr mordet und neidet und könnt es doch nicht erlangen; ihr streitet und kämpft, doch ihr habt es nicht, weil ihr nicht bittet."[JAK. 4,2] [SLT] Nichts ist so verbreitet wie Krieg und der Kriegsgeist. Krieg wird im Allgemeinen nicht mit Abscheu betrachtet, auch nicht von den meisten bekennenden Christen, sondern in vielen Fällen als eine Sache, die verherrlicht werden sollte. In jedem Krieg, aus jeder Zeitung und von fast jeder Kanzel ist das Wort, das an erster Stelle steht, wenn es um irgendeine Provokation von Seiten einer anderen Nation gibt, Krieg. [Und] wenn der Krieg [auch] nicht befürwortet oder herbeigesehnt wird, so wird seine Möglichkeit [doch] wenigstens in Betracht gezogen, obwohl die die Menschen, die so reden und denken, über den Vorwurf erschrecken würden, dass sie das sechste Gebot brechen. Worin besteht aber der Krieg? [Nun] im Kämpfen und Töten und das Töten ist durch das sechste Gebot verboten. Es kann sicherlich keinen Krieg geben, wenn niemand getötet wird und keine Absicht zu töten besteht. [Paulus schreibt:] "Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung." [RÖ. 13,10] und CHRISTUS sagte: "Liebet eure Feinde" [MATTH. 5,44], insofern kann [doch] Liebe unmöglich damit vereinbar sein Feinde zu töten.
Krieg entspringt den "Gelüsten, die in den Gliedern der Menschen streiten". Ein Krieg, in dem Tausende getötet werden, kommt aus genau derselben Quelle wie der Mord an einem einzelnen Individuum, und ist einfach der eine Fall multipliziert. Ein Mensch ist neidisch auf das Glück eines anderen, ist eifersüchtig, weil der andere eine Auszeichnung erlangt hat, die er nicht hat, er begehrt irgendeinen Besitz, den der eine hat, er ist zornig auf ihn wegen respektloser oder verächtlicher Sprache, und so tötet er ihn. So ist es auch unter den Völkern. Sie ziehen in den Krieg, weil einer eine undiplomatische Sprache benutzt hat und sie nicht zurücknehmen will. Der eine verschafft dem anderen einen Vorteil im Handel, der eine eignet sich ein Gebiet an, das der andere haben will oder von Rechts wegen für sich beansprucht. So ziehen sie in den Krieg, Tausende werden getötet, und die Welt und die Kirche vereinen sich, um die glorreichen Taten zu preisen, die getan wurden. In der Zwischenzeit wurde der Mann, der einen einzigen Menschen getötet hat, gehängt. Ständig bezeugt das Gebot: "Du sollst nicht morden" und kein Maß an Kasuistik oder Argumentation kann irgendeinen Krieg mit diesem Gebot in Einklang bringen. Da es falsch ist, einen einzelnen Menschen zu töten, kann es [auch] nicht richtig sein, Tausende zu töten.
WAS BEINHALTET SELBSTVERTEIDIGUNG?
"Aber", werden einige sagen, "wir sind niemals die Aggressoren wir kämpfen nicht, außer zur Selbstverteidigung, um unsere Rechte zu wahren, und wir glauben nicht daran, unter anderen Bedingungen zu kämpfen." Es scheint allgemein akzeptiert zu sein, dass die Menschen sich selbst und ihre Rechte verteidigen müssen, obwohl wir die Zusicherung haben, "dass der HERR die Sache des Elenden führen wird und den Armen Recht schaffen wird." [PS. 140,13] [SLT] und ER sagt: "Die Rache ist mein, ich will vergelten." [HEBR. 10,30] Wer also meint, sich selbst verteidigen oder sein eigenes Unrecht rächen zu müssen, der nimmt ein Werk in die Hand, das GOTT allein gehört, und zeigt [damit], dass er meint, seine Sache besser regeln zu können als der HERR es kann.
Lasst uns sehen, was im Gesetz geschrieben steht: Jesus sagte: "Ihr habt gehört, dass gesagt ist »Auge um Auge, Zahn um Zahn.« Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar." [MATTH. 5,38-39] [LUT2017] Wer über dieses Zitat nachschlägt, wird feststellen, dass es nicht an Einzelpersonen gerichtet ist, sondern eine Regel zur Anleitung der Richter für die Fällen war, die vor sie gebracht wurden. Das ganze Gesetz, von dem dies ein Teil war, wurde den Israeliten nur wegen ihres Unglaubens gegeben, und weil sie Gott als ihren alleinigen König und Richter ablehnten. In diesem, wie in vielen anderen Dingen, müssen wir glauben, dass es "von Anfang an nicht so war", und CHRISTI Werk ist immer, die Menschen zum Anfang, zu IHM SELBST, zurückzubringen. Die Worte Christi: "Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen", zeigen in diesem Zusammenhang, dass SEINE Nachfolger nicht einmal auf den Rechtsweg zurückgreifen sollen. Das zeigt besonders auch das, was CHRISTUS in SEINER Rede im nächsten Vers, zum Ausdruck bringt "Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel." [MATTH. 5,40] [LUT2017] Wie viel weniger sollte also jemand die Initiative ergreifen und einen anderen vor dem Gesetz verklagen. Und da selbst "legale" Maßnahmen zur Selbstverteidigung durch das Evangelium, das die Offenbarung des Gebotes ist, verboten sind, wie klar sollte dann sein, dass niemand das Recht hat, Dinge selbst in die Hand zu nehmen oder etwas zur Selbstverteidigung zu tun.
Nicht selten ist zu hören, dass diese Lehre als unklug bezeichnet wird, aber die Last, den HERRN zu verteidigen, ist nicht uns auferlegt. CHRISTUS wusste, was ER sagte, und meinte [auch], was ER sagte, und SEIN EIGENES Leben liefert das Beispiel für SEINE Lehren. Als eine bewaffnete Gruppe kam, um IHN mit Gewalt zu ergreifen, und Petrus eifrig versuchte, IHN zu verteidigen, tadelte ER ihn mit den Worten: "wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen." [MATTH. 26,52] Wenn es jemals einen Fall von angegriffenem Recht gab, einen Fall für Selbstverteidigung gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Gewalt, der zu rechtfertigen war, dann war das [gerade] der Fall. Aber CHRISTUS demonstrierte SEINE EIGENE Lehren und hinterließ uns ein Beispiel. Als ER geschmäht wurde, drohte ER nicht, sondern übergab SEINEN Fall DEM, DER gerecht richtet.
Jemand ist sicher bereit, die Frage zu stellen: "Was würden Sie tun, wenn ein Räuber Sie überfallen und Ihr Geld oder Ihr Leben fordern würde?" [Nun] wir brauchen uns niemals Sorgen über die Zukunft zu machen oder darüber zu spekulieren, wie die Gebote CHRISTI unter verschiedenen Bedingungen befolgt werden könnten. Wenn wir glauben, wird [uns] Gnade für die Zeit der Not gegeben werden. In dem angenommenen Fall scheint es ganz offensichtlich, dass der Weg der Weisheit darin bestünde, das Geld aufzugeben und das Leben zu retten. Aber angenommen, jemand widersetzt sich in einem solchen Fall, lassen Sie uns einen Vergleich zwischen ihm und dem Räuber anstellen. Wenn man sich weigert, sein Geld herauszugeben, kann der Räuber ihn töten und es an sich nehmen. In diesem Fall würde man den Räuber mit Recht einen Mörder nennen. Es ist ein schäbiger Mord, da der Räuber seinem Opfer für eine armselige Summe Geld das Leben genommen hat. Aber nehmen wir an, der Räuber erreicht sein Ziel nicht, nehmen wir an, sein beabsichtigtes Opfer ist der schnellere und stärkere von beiden und tötet ihn stattdessen, wäre er dann nicht auch ein Mörder? [Nun auch] er hätte einen Menschen nur für eine Summe Geld getötet. Der Räuber hätte ihn getötet, um es zu bekommen, er hätte den Räuber getötet, um es zu retten. In beiden Fällen wäre es ein für Geld genommenes Leben. Wer kann sagen, dass der eine weniger schuldig ist als der andere? Selbstverteidigung scheint [also doch] nicht so attraktiv zu sein, wenn man sie in dieser Form betrachtet, oder?
Aber ein Einwender mag [weiter] sagen, dass der Mann den Räuber nicht für Geld tötet, sondern um sein eigenes Leben zu retten. Nun gut, dann soll es so sein. Dann nimmt der Mann die Verantwortung auf sich, zu entscheiden, wer sterben und wer leben soll. Er handelt in der Annahme, dass sein eigenes Leben mehr wert ist als das des Räubers, und nimmt den Fall in seine eigenen Hände, indem er sowohl als Richter als auch als Henker agiert. Das ist etwas, über das wir nachdenken sollten. Das Gebot sagt nicht: "Du sollst nicht morden, es sei denn in Notwehr oder unter Provokation; du sollst niemanden ermorden, es sei denn einen Dieb oder einen sehr schlechten Menschen oder einen, von dem du glaubst, dass er nicht so lebensfähig ist wie du." Es gibt keine Ausnahme [hinsichtlich des Gebotes] "Du sollst nicht morden."
Die ganze Frage der Selbstverteidigung oder des Eintretens für die eigenen Rechte wird durch die [nachstehende] Aussage über die Liebe geregelt, [welche besagt] "sie suchet nicht das Ihre." [1.KOR. 13,5] Das Verteidigen der eigenen Rechte zeigt die Abwesenheit von Liebe. Wo keine Liebe ist, gibt es Hass, und Hass ist Mord, also können wir die Schlussfolgerung nicht vermeiden, dass Selbstverteidigung auch Mord ist. Das Gebot, "Du sollst nicht morden", verbietet Gewalt in jeder Form und jedem Grad. Egal, wie viele Einwände auftauchen mögen, Tatsache ist, dass das Gebot leicht gehalten werden kann, wenn die Liebe Gottes im Herzen ist: "Denn das ist die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer." [1. JOH. 5,3] Es ist nur unmöglich, das Gesetz zu halten, wenn dem Gesetz Gottes kein Platz im Herzen eingeräumt wird. Es gibt keine Tiefe für die Grausamkeit, zu welcher die menschliche Natur fähig ist, wenn sie nicht durch das Gesetz oder die Liebe Gottes beeinflusst wird und es gibt kein Maß für die Gerechtigkeit, die möglich ist, wenn die Liebe Gottes vollen Einfluss hat.
EINE TÖDLICHE WAFFE
Es gibt verschiedene Arten von Waffen, mit denen ein Mord begangen werden kann. Man kann ein Messer benutzen oder Gift, und unter den Giften gibt es einige, die schlimmer sind als andere. So wird die Zunge bezeichnet als "das unruhige Übel, voll tödlichen Giftes." [JAK. 3,8] Von natürlichen, nicht wiedergeborenen Menschen heißt es: "Otterngift ist unter ihren Lippen." [PS. 40,4] Wer will sagen, dass es weniger sündhaft ist, einen Menschen mit der Zunge zu vergiften, als ihn mit Arsen zu vergiften? Der HERR sagt: "Du sollst nicht als Verleumder umhergehen unter deinem Volk! Du sollst auch nicht auftreten gegen das Blut deines Nächsten!" [3. MO. 19,16] Das ganze Leben eines Menschen kann durch ein paar wenige unbedachte Worte vergiftet werden. Nicht nur derjenige, über den geredet wird, wird verletzt, sondern [auch] derjenige, dem die böse Geschichte erzählt wird, kann durch ihren Einfluss auf ewig zerstört werden. Und das Übel wird nicht gemildert, sondern sogar verschlimmert durch die Tatsache, dass das Böse, das berichtet wird, wahr ist. Wir müssen also ganz ernsthaft beten: "HERR, behüte meinen Mund und bewahre meine Lippen." [PS. 141,3]
DAS GEBOT SOLLTE IN POSITIVEM SINNE VERSTANDEN WERDEN
Das Gesetz sagt weiter: "Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern du sollst deinen Nächsten zurechtweisen, auf daß du nicht seineshalben Schuld tragen müssest." [3. MO. 19,17] Hass ist Mord, und die Abwesenheit von Liebe Hass. Daraus erkennen wir, dass derjenige, der wissentlich zulässt, dass sein Nächster in Sünde bleibt, ohne zu versuchen, ihn zu retten, ihn nicht liebt. Es wird ihm als Hass angerechnet, und er ist deshalb sein Mörder. [Johannes bezeugt:] "Daran haben wir erkannt die Liebe, daß er sein Leben für uns gelassen hat; und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen." [1. JOH. 3,16] "Die Brüder", von denen hier die Rede ist, sind nicht nur diejenigen, die in unmittelbarer Gemeinschaft mit uns stehen, sondern die ganze Menschheit, denn CHRISTUS, DER SEIN Leben gab, um die Welt zu retten, sagte: "Ich will deinen Namen predigen meinen Brüdern." [PS. 22,22], womit die gemeint sind, welche hasserfüllt waren und Gott und einander hassten. Unser HERR kam als die lebendige Verkörperung des Gesetzes, und SEINE Mission war es, Leben zu retten. Daran sehen wir, dass das Gesetz nicht negativ, sondern positiv ist; es verlangt nicht nur, dass wir es unterlassen sollten, Leben zu nehmen, sondern verlangt [auch], dass wir alles tun sollen, um Leben zu retten. [Wenn Johannes aussagt:] "dass kein Mörder ewiges Leben bleibend in sich hat." [1. JOH. 3,15] so lehrt das, dass wir uns nur durch die Erkenntnis des ewigen Lebens von der Übertretung des Gebots fernhalten [können]. Dieses Leben, das [dann] in uns wohnt, lässt uns die Heiligkeit des Lebens erkennen, so dass wir, wenn wir sehen, dass unser Bruder einen Weg geht, der zum Tod führt, genötigt sind, uns hinzugeben, um ihn zu retten.
DIE HEILIGKEIT DES LEBENS
Die Heiligkeit dieses Gebots zeigt sich [auch], wenn wir erkennen, dass das Leben ein Geschenk Gottes ist, nicht das Geschenk von etwas unabhängig von IHM, sondern das Geschenk von IHM SELBST. Das Leben ist so heilig wie GOTT, weil ER unser Leben ist. Deshalb würde derjenige, der das Leben zerstören will, wenn es möglich wäre, GOTT zerstören. Das ist nur eine weitere Aussage der Wahrheit des Wortes Gottes: "Wer Sünde tut, der ist vom Teufel" [1. JOH. 3,8], und der Teufel ist "ein Mörder von Anfang." [JOH. 8,44] Satan hat sich gegen GOTT gestellt, und obwohl er den HERRN nicht tötete, weil er es nicht konnte, war er doch von Anfang an ein Mörder, denn er hatte Mord im Herzen und diese Tatsache wurde demonstriert, als er die Fürsten dieser Welt anstiftete, den Fürsten des Lebens zu töten.
Das Leben gehört nicht uns, um es zu geben oder zu nehmen. Das Gebot "Du sollst nicht morden" ist absolut, und wir dürfen unser eigenes Leben genauso wenig nehmen wie das Leben unseres Nächsten. Der Grund dafür ist, dass es ein heilig Anvertrautes von Gott ist. Wenn jemand einen anderen tötet, nimmt er ihm das Leben für eine gewisse Zeit. Es kann sein, dass er ihm Leben um Jahre verkürzt, es kann aber auch sein, dass er sein Opfer nur um einige Augenblicke des Lebens beraubt. Aber selbst wenn der Getötete nur noch fünf Minuten zu leben hätte, ist die Tat genauso ein Mord, als hätte er noch fünf Jahre zu leben gehabt. Diese Wahrheit gilt sowohl für den Umgang mit sich selbst, als auch für den Umgang mit anderen. Wer durch gemeine Praktiken, Vernachlässigung oder Missbrauch von Gottes Gaben sein eigenes Leben verkürzt, verstößt direkt gegen das Gebot: "Du sollst nicht morden."
Was für eine heilige Verantwortung ruht auf einem jeden, das ewige Leben durch den Glauben zu ergreifen, indem er von allen Mitteln Gebrauch macht, die Gott zur Erhaltung des Lebens gegeben hat, und indem er jede sündige Begierde verleugnet, die gegen die Seele, oder das Leben, kämpft. Den Körper und die Gesundheit zu erhalten, ist eine ebenso heilige Pflicht wie die Seele vor Sünde zu bewahren. Der Mensch, der den Körper eines anderen verletzt, wird mit Recht als Verbrecher betrachtet. Aber sein eigener Körper ist genauso heilig wie der eines anderen, und er ist eigentlich nicht sein eigener, [so wie Paulus bezeugt:] "Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?" [1. KOR. 6,19] [SLT] "So jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben." [1. KOR. 3,16] Den eigenen Körper mutwillig oder durch Vernachlässigung zu verletzen, ist also eine Verunreinigung des Tempels Gottes und damit Sünde gegen Gott.
WIR SIND GOTTES MITARBEITER
Wir sind Mitarbeiter Gottes. GOTT nimmt uns in Partnerschaft mit SICH SELBST in SEINEM Lebenswerk. Jeder ist damit Teil des Kanals des Flusses des Lebens, dem Strom, der aus dem Herzen Gottes kommt, fließt durch jeden, der ihn nicht blockiert. CHRISTUS, DER das lebendige Wasser gibt, sagt, dass dieses lebendige Wasser aus jedem fließen soll, welcher glaubt. Indem Gott dem Menschen die Macht gibt, die Menschheit fortzuführen, macht Gott ihn zu einem Partner mit SICH SELBST bezüglich dessen Leben zu spenden. Wer diese Gabe missbraucht oder auf irgendeine Weise die Möglichkeit oder die Aussicht auf Leben beendet oder sich selbst unfähig macht, seinen Nachkommen ein möglichst erfülltes Leben zu schenken, macht sich unmittelbar schuldig, das Gebot zu verletzen: "Du sollst nicht morden." Das Leben ist eine wunderbare, heilige Sache, und es ist eine furchtbare Sünde, damit zu spielen.
Wenn wir nur diese Seite der Frage sehen würden, könnten wir wohl ausrufen: "Wer kann dann überhaupt errettet werden?" [LUK. 18,26] Für jeden trifft zu [was Paulus schreibt:] "alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit, die sie vor Gott haben sollten." [RÖ. 3,23] [SLT] Aber es gibt Hoffnung. [So schreibt der Psalmist:] "Wenn du, o HERR, Sünden anrechnest, Herr, wer kann bestehen? Aber bei dir ist die Vergebung, damit man dich fürchte." [PS. 130,3-4] Hierdurch werden wir mit der Erkenntnis getröstet, dass alle Gebote Gottes Verheißungen sind, und je größer das Gebot ist, desto größer und kostbarer ist die Verheißung, die es enthält - die Verheißung, wie andere auch zu dem Zweck, "damit ihr durch dieselben göttlicher Natur teilhaftig werdet, nachdem ihr dem Verderben entflohen seid, das durch die Begierde in der Welt herrscht." [2. PETR. 1,4] Welch kostbare Verheißung! "Du sollst nicht morden." Es ist nicht länger eine harte, rein negative Vorschrift, sondern es ist die gesegnete Gewissheit, dass GOTT in SEINER unendlichen Barmherzigkeit und durch seine wunderbare Gnade den Strom des Lebens weiterhin so frei durch uns fließen lässt, dass ER das wiederherstellt, was verloren war, und uns vor jedem Weg des Todes bewahrt. Es ist die Gewissheit der Erlösung von jeder schlechten Gewohnheit, der Errettung von jedem Laster, das zur Zerstörung von Seele und Körper neigt. Nicht nur das, sondern dass wir Spender jenes Stromes sein werden, der alles zum Leben erweckt, wo immer er hinfließt. Lasst uns also den guten Kampf des Glaubens kämpfen und das ewige Leben ergreifen.
( Ellet J. Waggoner, Mai 1901 )
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die meisten von denen, welche dies lesen, geneigt wären zu sagen: "Das alles habe ich gehalten von meiner Jugend an." [LUK. 18,21] [SLT] Die Zahl der Menschen, die böswillig oder mit Gewalt das Leben irgendeines Mitgeschöpfes nehmen, ist vergleichsweise gering und deshalb haben die meisten Menschen zweifellos das Gefühl, dieses Gebot würde sie nicht besonders betreffen. Natürlich erkennen sie an, dass es richtig ist, denken aber nicht, jemals unter seine Verurteilung gefallen zu sein. Sie sind sich nicht bewußt, jemals auch nur den Wunsch gehabt zu haben, jemanden zu töten, und so nehmen sie an, dass, soweit es sie betrifft, dieses Gebot niemals gegeben worden zu sein bräuchte. Aber auch diesbezüglich sollten wir uns wieder an die Tatsache erinnern, daß die Tragweite der Gebote außerordentlich breit ist, und dass die Tragweite auch von diesem nicht weniger breit ist als die vorhergehenden. Das Gebot wird zu allen gesprochen und ist für alle notwendig, weil Gott niemals [etwas] vergeblich spricht. In dem Moment, in dem wir ein Synonym für das Wort "morden" verwenden, beginnen wir, ein wenig [mehr] von der Breite des Gebots zu sehen: "Du sollst nicht morden." Dieser Ausdruck ist so gebräuchlich, dass kaum ein Gedanken daran verschwendet wird. Aber man könnte [ja auch] sagen: "Du sollst nicht das Leben nehmen", was dasselbe in anderen Worten ist. Und so bekommen wir sofort eine breitere Sicht. Wie viel darin enthalten ist, wird sich im weiteren Verlauf [dieser Betrachtung] noch zeigen.
DIE WURZEL DES MORDES
Von CHRISTUS wurde prophezeit, "daß er das Gesetz herrlich und groß mache." [JES. 42,21] Im fünften Kapitel von Matthäus sehen wir, wie das Gesetz durch SEINE Lehren erhöht wird. ER bezeugte [dort]: "Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber töten wird, der wird dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch, dass jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird." [MATTH. 5,21-22] [ELB] Diese Aussage ist absolut, Jeder, der auf seinen Bruder zornig ist, ist des Mordes schuldig. CHRISTUS setzt die Lehre der alten Zeit nicht herab, ER SELBST ist der Anfang, und ER kam, um klarzustellen, was von Anfang an gelehrt wurde. ER meinte nicht, dass das Gebot "Du sollst nicht morden" unvollständig sei und dass ER etwas Besseres und Größeres zu geben hätte, sondern ER zeigte, wie umfassend das Gebot ist [und] dass die Worte "Du sollst nicht morden" auch bedeuten: "Du sollst nicht zornig sein." [Gottes Wort bestätigt dies wie folgt:] "So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung." [RÖ. 13,10] und die Liebe "läßt sich nicht erbittern." [1. KOR. 13,5]
Gott schaut nicht auf das, auf was Menschen schauen. Der "Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an." [1. SAM. 16,7] In jedem Fall ist die Sünde nicht [nur] das tatsächlich Getane, das der Mensch sehen kann, sondern [auch] der Zustand im Menschen, der ihn dazu verleitet hat, es zu tun. Solange die Wurzel, aus welcher Mord wächst, im Herzen ist, wird der Mensch als Mörder angesehen. Die Menschen teilen die Sünden natürlich in verschiedene Grade ein, und in der Geschichte der abtrünnigen Kirche wurde von den Menschen verlangt, Buße zu tun, je nach dem anerkannten Grad der Schuld. Einige Sünden wurden als verzeihlich eingestuft, andere als tödlich. Für einige Sünden würde die Zahlung einer kleinen Summe Genugtuung verschaffen, während andere nur durch eine riesige Menge an Schätzen oder Werken gesühnt werden konnten. Das entspricht der Religion der menschlichen Natur.
Manche Sünden sind unbeliebter als andere, für manche Sünden wird der Sünder geächtet, während andere das Ansehen in der Gesellschaft nicht beeinträchtigen, sondern vielleicht sogar die Aufnahme in die sogenannte "beste Gesellschaft" ermöglichen. Aber es gibt keinen Hinweis in der Heiligen Schrift, dass der HERR die Sünde einstuft. Wir haben keinen Grund anzunehmen, dass ER die vom Menschen gemachte Unterscheidung von "Mord ersten Grades" oder "zweiten Grades" anerkennt. "Sünde ist die Gesetzesübertretung" [1. JOH. 3,4] [SLT1951] und "der Lohn der Sünde ist der Tod." [RÖ.6,23] [SLT] Das umfasst die ganze Angelegenheit völlig.
Damit soll die Schuld des Mordes nicht verharmlost, sondern gezeigt werden, wo die Sünde liegt. Wer einem anderen das Leben genommen hat, hat etwas Schreckliches getan, aber er ist nicht notwendigerweise schuldiger als jemand, der etwas getan hat, das von der Welt nicht so angesehen wird. Betrachten wir die Sache bezüglich des Zorns. Wer war nicht schon einmal wütend? In der Tat denkt man oft, dass das Zeigen von Zorn ein Zeichen von Geist und Charakterstärke ist, und dass derjenige, der nicht zum Zorn gereizt werden kann, ein Dummkopf ist, oder jemand dem es an Ehrgeiz fehlt. Aber der Zorn ist in Wirklichkeit ein kurzer Wahnsinn, und ihm nachzugeben, ist wie jeder anderen Leidenschaft, ein Zeichen von Schwäche und nicht von Stärke. Wie viele Morde resultieren aus Streitigkeiten, die wegen einer Kleinigkeit entstanden sind. Zwei Freunde geraten in einen Streit, sie sind beide jähzornig, der eine nimmt Anstoß an etwas, was der andere gesagt hat, eine Erwiderung wird gegeben, die Männer verlieren beide die Kontrolle über sich selbst, und es kommt zu einem Schlagabtausch. In einem vorübergehenden Wahnsinn wird ein schwerer Schlag ausgeführt, und einer von ihnen wird getötet. Dann kommt das Erwachen, der Mann hätte so etwas nie getan, wenn er gewusst hätte, was er tat, aber er war so wütend, dass er es [eben] nicht wusste. Wie oft ist dies als eine Entschuldigung für etwas, das man getan hat, gegeben worden und es ist wahr, denn eine Person in diesem Zustand ist nicht ein Zerstörer seiner selbst.
In gewissem Sinne ist ein unter solchen Bedingungen begangener Mord ein Unfall, er war sicher nicht vorsätzlich. Dennoch ist der Täter ein Mörder. Die Schuld liegt nicht in dem Schlag, der in einem Moment der Bewusstlosigkeit ausgeführt wurde, sondern in der Disposition, die den Schlag ermöglichte. Wie viele gibt es, die nur durch Zufall vor dem Galgen gerettet wurden. Denn jeder Mensch, der jemals so wütend war, dass er auch nur für einen Augenblick die Beherrschung verloren hat, möge sich daran erinnern, dass er in diesem Augenblick ein Leben hätte nehmen können, und dass die Tatsache, dass er es hätte tun können, und dass es nur ein Zufall oder die Gnade Gottes war, die ihn vor der eigentlichen Tat bewahrt hat, zeigt, dass er an dem möglichen Mord wirklich schuldig war. Diesen schrecklichen Gedanken sollte man sich zu Herzen nehmen und gestatten einen wirksamen Dienst zu tun.
Betrachten wir den Fall des ersten Mordes, der je begangen wurde. Über das Geheimnis davon finden wir von Johannes geschrieben: "das ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt, dass wir einander lieben sollen; nicht wie Kain, der aus dem Bösen war und seinen Bruder erschlug. Und warum erschlug er ihn? Weil seine Werke böse waren, die seines Bruders aber gerecht." [1. JOH. 3,11-12] [SLT] Die Geschichte ist bekannt. Kain und Abel brachten dem HERRN jeweils eine Opfergabe, die von Abel wurde angenommen, aber die von Kain abgelehnt. Welche böse Eigenschaft wird [oft] geweckt, wenn jemand empfindet, dass ein anderer ihm vorgezogen wird? Es ist Eifersucht. Kain tötete Abel, weil er eifersüchtig auf ihn war. Jedes eifersüchtige Gefühl ist der Keim für einen Mord. Nein, mehr als das, wie es bei Wut geschieht, so ist es [auch] bei Eifersucht, sie führt nicht einfach zum Mord, sondern sie ist Mord. Jeder, der sich verletzt fühlt, weil ein anderer geehrt und er übergangen wird, jeder, der sich sauer oder verdrießlich fühlt, weil er nicht mit der Rücksicht behandelt wurde, die ihm seiner Meinung nach zusteht, verstößt gegen das Gebot welches lautet: "Du sollst nicht morden."
Das geht eindeutig aus dem zuletzt im Zusammenhang mit der Betrachtung über die Liebe zitierten Text hervor. Die "Liebe tut dem Nächsten nichts Böses." [RÖ. 13,10] Die Liebe "sucht nicht das Ihre." [1. KOR. 13,5] [SLT] Liebe zieht den anderen in Ehren vor, wo aber keine Liebe ist, da ist Mord. Überdenke [bitte] noch einmal die Verse aus dem 1. Johannesbrief. Das Gebot [dort] lautet: "dass wir einander lieben sollen; nicht wie Kain, der aus dem Bösen war und seinen Bruder erschlug" Hier wird uns nicht gesagt, was Liebe ist, sondern was sie nicht ist. Liebe ist das Gegenteil des Geistes, den Kain an den Tag legte. Wer [auch immer] dem Gesetz der Liebe nicht gehorcht, wird mit Kain gleichgesetzt, der von dem Bösen war und seinen Bruder ermordete.
Das zeigt sich auch im Fall von Joseph und seinen Brüdern: Joseph hatte besondere Gunstbezeugungen von seinem Vater erhalten und war genoss wegen seines edlen Charakters stärker dessen Vertrauen aufgenommen als seine Brüder. Als diese sahen, dass er zu ihnen kam, um ihnen eine Gunst zu erweisen, sagten sie: "Seht, da kommt der Träumer daher! Und nun kommt und lasst uns ihn töten." [1. MO. 37,19-20] [SLT] Sie nahmen ihm nicht wirklich das Leben, aber sie wurden von Ruben nur aus Zweckdienlichkeit davon abgehalten. In Wirklichkeit [aber] töteten sie ihn. Sie verkauften ihn nur deshalb nach Ägypten, weil sie dachten, dass sie ihn so effektiver loswerden könnten, als wenn sie sein Blut vergießen würden. Das war das natürliche Werk des Neides, denn wir lesen: "die Erzväter neideten Joseph und verkauften ihn nach Ägypten." [APG.7,9] Neid also, der Bruder der Eifersucht, ist auch Mord. Jeder, welcher einen anderen um seine Güte oder sein Glück beneidet, hat gegen das Gebot verstoßen: "Du sollst nicht morden."
WOHER KOMMEN KRIEGE?
Nehmen wir eine andere Entwicklung der Verletzung dieses Gebots. Die Heilige Schrift stellt die Frage: "Woher kommt Streit, woher Krieg unter euch?" Kommt's nicht daher: aus euren Gelüsten, die da streiten in euren Gliedern?" [JAK. 4,1] [LUT2017] und gibt zugleich die Antwort: "Kommt's nicht daher: aus euren Gelüsten, die da streiten in euren Gliedern?" [JAK. 4,1] [LUT2017] Dann führt das Wort weiter aus: "Ihr seid begehrlich und habt es nicht, ihr mordet und neidet und könnt es doch nicht erlangen; ihr streitet und kämpft, doch ihr habt es nicht, weil ihr nicht bittet."[JAK. 4,2] [SLT] Nichts ist so verbreitet wie Krieg und der Kriegsgeist. Krieg wird im Allgemeinen nicht mit Abscheu betrachtet, auch nicht von den meisten bekennenden Christen, sondern in vielen Fällen als eine Sache, die verherrlicht werden sollte. In jedem Krieg, aus jeder Zeitung und von fast jeder Kanzel ist das Wort, das an erster Stelle steht, wenn es um irgendeine Provokation von Seiten einer anderen Nation gibt, Krieg. [Und] wenn der Krieg [auch] nicht befürwortet oder herbeigesehnt wird, so wird seine Möglichkeit [doch] wenigstens in Betracht gezogen, obwohl die die Menschen, die so reden und denken, über den Vorwurf erschrecken würden, dass sie das sechste Gebot brechen. Worin besteht aber der Krieg? [Nun] im Kämpfen und Töten und das Töten ist durch das sechste Gebot verboten. Es kann sicherlich keinen Krieg geben, wenn niemand getötet wird und keine Absicht zu töten besteht. [Paulus schreibt:] "Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung." [RÖ. 13,10] und CHRISTUS sagte: "Liebet eure Feinde" [MATTH. 5,44], insofern kann [doch] Liebe unmöglich damit vereinbar sein Feinde zu töten.
Krieg entspringt den "Gelüsten, die in den Gliedern der Menschen streiten". Ein Krieg, in dem Tausende getötet werden, kommt aus genau derselben Quelle wie der Mord an einem einzelnen Individuum, und ist einfach der eine Fall multipliziert. Ein Mensch ist neidisch auf das Glück eines anderen, ist eifersüchtig, weil der andere eine Auszeichnung erlangt hat, die er nicht hat, er begehrt irgendeinen Besitz, den der eine hat, er ist zornig auf ihn wegen respektloser oder verächtlicher Sprache, und so tötet er ihn. So ist es auch unter den Völkern. Sie ziehen in den Krieg, weil einer eine undiplomatische Sprache benutzt hat und sie nicht zurücknehmen will. Der eine verschafft dem anderen einen Vorteil im Handel, der eine eignet sich ein Gebiet an, das der andere haben will oder von Rechts wegen für sich beansprucht. So ziehen sie in den Krieg, Tausende werden getötet, und die Welt und die Kirche vereinen sich, um die glorreichen Taten zu preisen, die getan wurden. In der Zwischenzeit wurde der Mann, der einen einzigen Menschen getötet hat, gehängt. Ständig bezeugt das Gebot: "Du sollst nicht morden" und kein Maß an Kasuistik oder Argumentation kann irgendeinen Krieg mit diesem Gebot in Einklang bringen. Da es falsch ist, einen einzelnen Menschen zu töten, kann es [auch] nicht richtig sein, Tausende zu töten.
WAS BEINHALTET SELBSTVERTEIDIGUNG?
"Aber", werden einige sagen, "wir sind niemals die Aggressoren wir kämpfen nicht, außer zur Selbstverteidigung, um unsere Rechte zu wahren, und wir glauben nicht daran, unter anderen Bedingungen zu kämpfen." Es scheint allgemein akzeptiert zu sein, dass die Menschen sich selbst und ihre Rechte verteidigen müssen, obwohl wir die Zusicherung haben, "dass der HERR die Sache des Elenden führen wird und den Armen Recht schaffen wird." [PS. 140,13] [SLT] und ER sagt: "Die Rache ist mein, ich will vergelten." [HEBR. 10,30] Wer also meint, sich selbst verteidigen oder sein eigenes Unrecht rächen zu müssen, der nimmt ein Werk in die Hand, das GOTT allein gehört, und zeigt [damit], dass er meint, seine Sache besser regeln zu können als der HERR es kann.
Lasst uns sehen, was im Gesetz geschrieben steht: Jesus sagte: "Ihr habt gehört, dass gesagt ist »Auge um Auge, Zahn um Zahn.« Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar." [MATTH. 5,38-39] [LUT2017] Wer über dieses Zitat nachschlägt, wird feststellen, dass es nicht an Einzelpersonen gerichtet ist, sondern eine Regel zur Anleitung der Richter für die Fällen war, die vor sie gebracht wurden. Das ganze Gesetz, von dem dies ein Teil war, wurde den Israeliten nur wegen ihres Unglaubens gegeben, und weil sie Gott als ihren alleinigen König und Richter ablehnten. In diesem, wie in vielen anderen Dingen, müssen wir glauben, dass es "von Anfang an nicht so war", und CHRISTI Werk ist immer, die Menschen zum Anfang, zu IHM SELBST, zurückzubringen. Die Worte Christi: "Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen", zeigen in diesem Zusammenhang, dass SEINE Nachfolger nicht einmal auf den Rechtsweg zurückgreifen sollen. Das zeigt besonders auch das, was CHRISTUS in SEINER Rede im nächsten Vers, zum Ausdruck bringt "Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel." [MATTH. 5,40] [LUT2017] Wie viel weniger sollte also jemand die Initiative ergreifen und einen anderen vor dem Gesetz verklagen. Und da selbst "legale" Maßnahmen zur Selbstverteidigung durch das Evangelium, das die Offenbarung des Gebotes ist, verboten sind, wie klar sollte dann sein, dass niemand das Recht hat, Dinge selbst in die Hand zu nehmen oder etwas zur Selbstverteidigung zu tun.
Nicht selten ist zu hören, dass diese Lehre als unklug bezeichnet wird, aber die Last, den HERRN zu verteidigen, ist nicht uns auferlegt. CHRISTUS wusste, was ER sagte, und meinte [auch], was ER sagte, und SEIN EIGENES Leben liefert das Beispiel für SEINE Lehren. Als eine bewaffnete Gruppe kam, um IHN mit Gewalt zu ergreifen, und Petrus eifrig versuchte, IHN zu verteidigen, tadelte ER ihn mit den Worten: "wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen." [MATTH. 26,52] Wenn es jemals einen Fall von angegriffenem Recht gab, einen Fall für Selbstverteidigung gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Gewalt, der zu rechtfertigen war, dann war das [gerade] der Fall. Aber CHRISTUS demonstrierte SEINE EIGENE Lehren und hinterließ uns ein Beispiel. Als ER geschmäht wurde, drohte ER nicht, sondern übergab SEINEN Fall DEM, DER gerecht richtet.
Jemand ist sicher bereit, die Frage zu stellen: "Was würden Sie tun, wenn ein Räuber Sie überfallen und Ihr Geld oder Ihr Leben fordern würde?" [Nun] wir brauchen uns niemals Sorgen über die Zukunft zu machen oder darüber zu spekulieren, wie die Gebote CHRISTI unter verschiedenen Bedingungen befolgt werden könnten. Wenn wir glauben, wird [uns] Gnade für die Zeit der Not gegeben werden. In dem angenommenen Fall scheint es ganz offensichtlich, dass der Weg der Weisheit darin bestünde, das Geld aufzugeben und das Leben zu retten. Aber angenommen, jemand widersetzt sich in einem solchen Fall, lassen Sie uns einen Vergleich zwischen ihm und dem Räuber anstellen. Wenn man sich weigert, sein Geld herauszugeben, kann der Räuber ihn töten und es an sich nehmen. In diesem Fall würde man den Räuber mit Recht einen Mörder nennen. Es ist ein schäbiger Mord, da der Räuber seinem Opfer für eine armselige Summe Geld das Leben genommen hat. Aber nehmen wir an, der Räuber erreicht sein Ziel nicht, nehmen wir an, sein beabsichtigtes Opfer ist der schnellere und stärkere von beiden und tötet ihn stattdessen, wäre er dann nicht auch ein Mörder? [Nun auch] er hätte einen Menschen nur für eine Summe Geld getötet. Der Räuber hätte ihn getötet, um es zu bekommen, er hätte den Räuber getötet, um es zu retten. In beiden Fällen wäre es ein für Geld genommenes Leben. Wer kann sagen, dass der eine weniger schuldig ist als der andere? Selbstverteidigung scheint [also doch] nicht so attraktiv zu sein, wenn man sie in dieser Form betrachtet, oder?
Aber ein Einwender mag [weiter] sagen, dass der Mann den Räuber nicht für Geld tötet, sondern um sein eigenes Leben zu retten. Nun gut, dann soll es so sein. Dann nimmt der Mann die Verantwortung auf sich, zu entscheiden, wer sterben und wer leben soll. Er handelt in der Annahme, dass sein eigenes Leben mehr wert ist als das des Räubers, und nimmt den Fall in seine eigenen Hände, indem er sowohl als Richter als auch als Henker agiert. Das ist etwas, über das wir nachdenken sollten. Das Gebot sagt nicht: "Du sollst nicht morden, es sei denn in Notwehr oder unter Provokation; du sollst niemanden ermorden, es sei denn einen Dieb oder einen sehr schlechten Menschen oder einen, von dem du glaubst, dass er nicht so lebensfähig ist wie du." Es gibt keine Ausnahme [hinsichtlich des Gebotes] "Du sollst nicht morden."
Die ganze Frage der Selbstverteidigung oder des Eintretens für die eigenen Rechte wird durch die [nachstehende] Aussage über die Liebe geregelt, [welche besagt] "sie suchet nicht das Ihre." [1.KOR. 13,5] Das Verteidigen der eigenen Rechte zeigt die Abwesenheit von Liebe. Wo keine Liebe ist, gibt es Hass, und Hass ist Mord, also können wir die Schlussfolgerung nicht vermeiden, dass Selbstverteidigung auch Mord ist. Das Gebot, "Du sollst nicht morden", verbietet Gewalt in jeder Form und jedem Grad. Egal, wie viele Einwände auftauchen mögen, Tatsache ist, dass das Gebot leicht gehalten werden kann, wenn die Liebe Gottes im Herzen ist: "Denn das ist die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer." [1. JOH. 5,3] Es ist nur unmöglich, das Gesetz zu halten, wenn dem Gesetz Gottes kein Platz im Herzen eingeräumt wird. Es gibt keine Tiefe für die Grausamkeit, zu welcher die menschliche Natur fähig ist, wenn sie nicht durch das Gesetz oder die Liebe Gottes beeinflusst wird und es gibt kein Maß für die Gerechtigkeit, die möglich ist, wenn die Liebe Gottes vollen Einfluss hat.
EINE TÖDLICHE WAFFE
Es gibt verschiedene Arten von Waffen, mit denen ein Mord begangen werden kann. Man kann ein Messer benutzen oder Gift, und unter den Giften gibt es einige, die schlimmer sind als andere. So wird die Zunge bezeichnet als "das unruhige Übel, voll tödlichen Giftes." [JAK. 3,8] Von natürlichen, nicht wiedergeborenen Menschen heißt es: "Otterngift ist unter ihren Lippen." [PS. 40,4] Wer will sagen, dass es weniger sündhaft ist, einen Menschen mit der Zunge zu vergiften, als ihn mit Arsen zu vergiften? Der HERR sagt: "Du sollst nicht als Verleumder umhergehen unter deinem Volk! Du sollst auch nicht auftreten gegen das Blut deines Nächsten!" [3. MO. 19,16] Das ganze Leben eines Menschen kann durch ein paar wenige unbedachte Worte vergiftet werden. Nicht nur derjenige, über den geredet wird, wird verletzt, sondern [auch] derjenige, dem die böse Geschichte erzählt wird, kann durch ihren Einfluss auf ewig zerstört werden. Und das Übel wird nicht gemildert, sondern sogar verschlimmert durch die Tatsache, dass das Böse, das berichtet wird, wahr ist. Wir müssen also ganz ernsthaft beten: "HERR, behüte meinen Mund und bewahre meine Lippen." [PS. 141,3]
DAS GEBOT SOLLTE IN POSITIVEM SINNE VERSTANDEN WERDEN
Das Gesetz sagt weiter: "Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern du sollst deinen Nächsten zurechtweisen, auf daß du nicht seineshalben Schuld tragen müssest." [3. MO. 19,17] Hass ist Mord, und die Abwesenheit von Liebe Hass. Daraus erkennen wir, dass derjenige, der wissentlich zulässt, dass sein Nächster in Sünde bleibt, ohne zu versuchen, ihn zu retten, ihn nicht liebt. Es wird ihm als Hass angerechnet, und er ist deshalb sein Mörder. [Johannes bezeugt:] "Daran haben wir erkannt die Liebe, daß er sein Leben für uns gelassen hat; und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen." [1. JOH. 3,16] "Die Brüder", von denen hier die Rede ist, sind nicht nur diejenigen, die in unmittelbarer Gemeinschaft mit uns stehen, sondern die ganze Menschheit, denn CHRISTUS, DER SEIN Leben gab, um die Welt zu retten, sagte: "Ich will deinen Namen predigen meinen Brüdern." [PS. 22,22], womit die gemeint sind, welche hasserfüllt waren und Gott und einander hassten. Unser HERR kam als die lebendige Verkörperung des Gesetzes, und SEINE Mission war es, Leben zu retten. Daran sehen wir, dass das Gesetz nicht negativ, sondern positiv ist; es verlangt nicht nur, dass wir es unterlassen sollten, Leben zu nehmen, sondern verlangt [auch], dass wir alles tun sollen, um Leben zu retten. [Wenn Johannes aussagt:] "dass kein Mörder ewiges Leben bleibend in sich hat." [1. JOH. 3,15] so lehrt das, dass wir uns nur durch die Erkenntnis des ewigen Lebens von der Übertretung des Gebots fernhalten [können]. Dieses Leben, das [dann] in uns wohnt, lässt uns die Heiligkeit des Lebens erkennen, so dass wir, wenn wir sehen, dass unser Bruder einen Weg geht, der zum Tod führt, genötigt sind, uns hinzugeben, um ihn zu retten.
DIE HEILIGKEIT DES LEBENS
Die Heiligkeit dieses Gebots zeigt sich [auch], wenn wir erkennen, dass das Leben ein Geschenk Gottes ist, nicht das Geschenk von etwas unabhängig von IHM, sondern das Geschenk von IHM SELBST. Das Leben ist so heilig wie GOTT, weil ER unser Leben ist. Deshalb würde derjenige, der das Leben zerstören will, wenn es möglich wäre, GOTT zerstören. Das ist nur eine weitere Aussage der Wahrheit des Wortes Gottes: "Wer Sünde tut, der ist vom Teufel" [1. JOH. 3,8], und der Teufel ist "ein Mörder von Anfang." [JOH. 8,44] Satan hat sich gegen GOTT gestellt, und obwohl er den HERRN nicht tötete, weil er es nicht konnte, war er doch von Anfang an ein Mörder, denn er hatte Mord im Herzen und diese Tatsache wurde demonstriert, als er die Fürsten dieser Welt anstiftete, den Fürsten des Lebens zu töten.
Das Leben gehört nicht uns, um es zu geben oder zu nehmen. Das Gebot "Du sollst nicht morden" ist absolut, und wir dürfen unser eigenes Leben genauso wenig nehmen wie das Leben unseres Nächsten. Der Grund dafür ist, dass es ein heilig Anvertrautes von Gott ist. Wenn jemand einen anderen tötet, nimmt er ihm das Leben für eine gewisse Zeit. Es kann sein, dass er ihm Leben um Jahre verkürzt, es kann aber auch sein, dass er sein Opfer nur um einige Augenblicke des Lebens beraubt. Aber selbst wenn der Getötete nur noch fünf Minuten zu leben hätte, ist die Tat genauso ein Mord, als hätte er noch fünf Jahre zu leben gehabt. Diese Wahrheit gilt sowohl für den Umgang mit sich selbst, als auch für den Umgang mit anderen. Wer durch gemeine Praktiken, Vernachlässigung oder Missbrauch von Gottes Gaben sein eigenes Leben verkürzt, verstößt direkt gegen das Gebot: "Du sollst nicht morden."
Was für eine heilige Verantwortung ruht auf einem jeden, das ewige Leben durch den Glauben zu ergreifen, indem er von allen Mitteln Gebrauch macht, die Gott zur Erhaltung des Lebens gegeben hat, und indem er jede sündige Begierde verleugnet, die gegen die Seele, oder das Leben, kämpft. Den Körper und die Gesundheit zu erhalten, ist eine ebenso heilige Pflicht wie die Seele vor Sünde zu bewahren. Der Mensch, der den Körper eines anderen verletzt, wird mit Recht als Verbrecher betrachtet. Aber sein eigener Körper ist genauso heilig wie der eines anderen, und er ist eigentlich nicht sein eigener, [so wie Paulus bezeugt:] "Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?" [1. KOR. 6,19] [SLT] "So jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben." [1. KOR. 3,16] Den eigenen Körper mutwillig oder durch Vernachlässigung zu verletzen, ist also eine Verunreinigung des Tempels Gottes und damit Sünde gegen Gott.
WIR SIND GOTTES MITARBEITER
Wir sind Mitarbeiter Gottes. GOTT nimmt uns in Partnerschaft mit SICH SELBST in SEINEM Lebenswerk. Jeder ist damit Teil des Kanals des Flusses des Lebens, dem Strom, der aus dem Herzen Gottes kommt, fließt durch jeden, der ihn nicht blockiert. CHRISTUS, DER das lebendige Wasser gibt, sagt, dass dieses lebendige Wasser aus jedem fließen soll, welcher glaubt. Indem Gott dem Menschen die Macht gibt, die Menschheit fortzuführen, macht Gott ihn zu einem Partner mit SICH SELBST bezüglich dessen Leben zu spenden. Wer diese Gabe missbraucht oder auf irgendeine Weise die Möglichkeit oder die Aussicht auf Leben beendet oder sich selbst unfähig macht, seinen Nachkommen ein möglichst erfülltes Leben zu schenken, macht sich unmittelbar schuldig, das Gebot zu verletzen: "Du sollst nicht morden." Das Leben ist eine wunderbare, heilige Sache, und es ist eine furchtbare Sünde, damit zu spielen.
Wenn wir nur diese Seite der Frage sehen würden, könnten wir wohl ausrufen: "Wer kann dann überhaupt errettet werden?" [LUK. 18,26] Für jeden trifft zu [was Paulus schreibt:] "alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit, die sie vor Gott haben sollten." [RÖ. 3,23] [SLT] Aber es gibt Hoffnung. [So schreibt der Psalmist:] "Wenn du, o HERR, Sünden anrechnest, Herr, wer kann bestehen? Aber bei dir ist die Vergebung, damit man dich fürchte." [PS. 130,3-4] Hierdurch werden wir mit der Erkenntnis getröstet, dass alle Gebote Gottes Verheißungen sind, und je größer das Gebot ist, desto größer und kostbarer ist die Verheißung, die es enthält - die Verheißung, wie andere auch zu dem Zweck, "damit ihr durch dieselben göttlicher Natur teilhaftig werdet, nachdem ihr dem Verderben entflohen seid, das durch die Begierde in der Welt herrscht." [2. PETR. 1,4] Welch kostbare Verheißung! "Du sollst nicht morden." Es ist nicht länger eine harte, rein negative Vorschrift, sondern es ist die gesegnete Gewissheit, dass GOTT in SEINER unendlichen Barmherzigkeit und durch seine wunderbare Gnade den Strom des Lebens weiterhin so frei durch uns fließen lässt, dass ER das wiederherstellt, was verloren war, und uns vor jedem Weg des Todes bewahrt. Es ist die Gewissheit der Erlösung von jeder schlechten Gewohnheit, der Errettung von jedem Laster, das zur Zerstörung von Seele und Körper neigt. Nicht nur das, sondern dass wir Spender jenes Stromes sein werden, der alles zum Leben erweckt, wo immer er hinfließt. Lasst uns also den guten Kampf des Glaubens kämpfen und das ewige Leben ergreifen.
( Ellet J. Waggoner, Mai 1901 )
Kommentare
JesusComesBackSoon 25.04.2021 21:02
Nachdem inzwischen in einem anderen Blog behauptet wurde, Hass würde keinem Mord entsprechen, als Ergänzung ein Zeugnis der Schrift, welches das Gegenteil davon beziehungsweise die entsprechende Aussage im Eingangstext des Blogs bestätigt:
Wer seinen Bruder hasst, der ist ein Mörder, und ihr wisst, dass kein Mörder das ewige Leben bleibend in sich hat. [1. JOH. 3,15]
Wer seinen Bruder hasst, der ist ein Mörder, und ihr wisst, dass kein Mörder das ewige Leben bleibend in sich hat. [1. JOH. 3,15]
Wer gerne auch die Zusammenstellung bezüglich des ersten Gebotes lesen möchte kann dies unter nachstehendem Linkt tun:
https://www.christ-sucht-christ.de/christliches-forum/JesusComesBackSoon/75364/