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Liebesmittel und Liebestöter

Liebesmittel und Liebestöter
In Anlehnung an Erich Fromm: Zur Liebe gehören Disziplin, Konzentration und Geduld.

Faulenzen ist eine Reaktion auf Routine, die uns anstrengt. Menschen leben in autoritären (Arbeits-) Verhältnissen, die ihnen Disziplin aufzwingt für den Einsatz von Zielen, die nicht die ihren sind. In der Folge wird Disziplin als etwas für die Arbeit Erforderliches, ansonsten aber als etwas Negatives konnotiert und im privaten Bereich eher abgelehnt. Ein regelmässiger Rhythmus, täglich eine bestimmte Zeit mit beten/meditieren, lesen, Musik hören, spazieren gehen, nicht zu viel essen und trinken gehört zu den Grundregeln. Wichtig ist, dass Disziplin gewollt ist und nicht aufgezwungen wird. Wir üben uns in Disziplin und empfinden sie als angenehm. Wir gewöhnen uns ein Verhalten an, welches wir vermissen würden, wenn wir es wieder aufgeben sollten.
Disziplin wird oft für recht mühsam gehalten und meint, sie könne nur etwas Gutes sein, weil sie einem schwerfällt. Ohne Disziplin aber wird das Leben zersplittert und chaotisch. Dem Menschen fehlt es an Konzentration.

Die Konzentration ist eine zwingend erforderliche Fähigkeit zum Erfolg. Eine Meisterschaft, egal auf welchem Gebiet, ist ohne Konzentration nicht möglich. Jeder, der jemals eine Kunst zu erlernen versuchte, weiß das. Trotzdem ist die Konzentration in der westlichen Gesellschaft noch weniger zu finden als Selbstdisziplin. Ganz im Gegenteil führt unsere Kultur zu einer unkonzentrierten, zerstreuten Lebensweise. Man tut vielerlei gleichzeitig. Zur gleichen Zeit liest man, hört Radio, redet, raucht, isst und trinkt. Wir sind die Konsumenten mit dem stets geöffneten Mund, begierig und bereit, alles zu verschlingen: Bilder, Musik, Bier und Wissen. Der Mangel an Konzentration kommt auch darin deutlich zum Ausdruck, dass es uns schwerfällt, mit uns alleine zu sein. Still zu sitzen, ohne zu reden, zu rauchen und zu trinken, ist den meisten Menschen unmöglich. Sie werden nervös und zappelig und müssen etwas tun – mit dem Mund, mit den Händen. Das Rauchenmüssen ist eines der Symptome dieses Mangels an Konzentrationsfähigkeit; es beschäftigt Hände, Mund, Augen und Nase zugleich. Vielen Menschen fällt es schwer, ein Buch zu lesen.

Der wichtigste Schritt zum Erlernen der Konzentrationsfähigkeit ist zu lernen, mit sich selbst allein zu sein, ohne zu lesen, zu rauchen, zu essen oder zu trinken. Sich konzentrieren zu können bedeutet dasselbe, mit sich allein sein zu können. Paradoxerweise ist eben diese Fähigkeit des Alleinseins eine Vorbedingung für die Fähigkeit zu lieben.

Wenn ich an einem Menschen hänge, weil ich nicht alleine sein kann, kann er vielleicht mein Lebensretter sein, aber unsere Beziehung ist nicht von Liebe geprägt. Jeder, der versucht, mit sich allein zu sein, wird anfangs erkennen, wie schwer das ist. Er wird eine innere Unruhe verspüren, wird zappelig werden und evt. sogar Angst bekommen. Er wird bald keine Lust mehr haben, mit dieser Übung fortzufahren und wird die Unlust damit rationalisieren, dass es ja doch keinen Wert habe, dass es dummes Zeug sei, dass es zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Außerdem wird er merken, dass ihm allerlei Gedanken durch den Kopf gehen und von ihm Besitz ergreifen. Er wird den Kopf mit vielen Dingen füllen, anstatt sich einmal davon zu befreien. 

Dabei können ein paar sehr einfach Übungen helfen, wie z.B. eine entspannte Haltung, Augen schließen, Ausschalten störender Bilder, das Verfolgen der eigenen Atmung. Nicht darüber nachdenken, auch nicht gewaltsam beeinflussen.
Neben solchen Übungen sollte man lernen, sich bei allem, was man tut, zu konzentrieren: wenn man Musik hört, ein Buch liest, sich mit jemandem unterhält oder eine Aussicht bewundert. Nur das, was wir im Augenblick tun, darf uns interessieren.

Triviale Unterhaltungen
Wenn man lernen will, sich zu konzentrieren, sollte man triviale Unterhaltungen, das heißt oberflächlich geführte Gespräche, möglichst meiden. Ein Hinweis auf oberflächliche Gespräche sind solche, die keinen konkreten sondern einen abstrakten Inhalt haben. Ein Gespräch z.B. über Politik oder über Religion ist oberflächlich bzw. trivial, wenn beide Gesprächspartner in Gemeinplätzen (Verallgemeinerungen) miteinander reden und bei dem, was sie sagen, nicht mit dem Herzen dabei sind. Solche Gespräche sind Zeichen einer schlechten Gesellschaft. 

Unter schlechter Gesellschaft verstehe ich nicht nur lasterhafte und destruktive Menschen. Ihnen sollte man aus dem Wege gehen, weil sie um sich herum eine vergiftete und deprimierende Atmosphäre verbreiten.

Mit schlechter Gesellschaft meine ich auch Menschen, die innerlich abgestorben sind, deren Seele tot wirkt, obgleich der Körper noch lebt. Es sind Menschen, deren Gedanken und Gespräche aus Allgemeinplätzen bestehen, anstatt eigene Gedanken vorzutragen, die trivial sind, die schwätzen, anstatt zu reden.
Das positive Gegenteil ist der Fall, z.B. wenn beide etwas erlebt haben, worüber sie sich austauschen.

Konzentriert sein heißt, ganz in der Gegenwart, im Hier und Jetzt leben, und nicht, während man das Eine tut, bereits an das Nächste denken, was anschließend zu tun ist. Es versteht sich von selbst, dass Konzentration vor allem von Menschen geübt werden muss, die sich lieben. Sie müssen lernen sich nahe zu sein, ohne gleich wieder auseinanderzulaufen.

Auf andere Menschen konzentriert sein heißt, vor allem zuhören zu können. Die meisten hören sich an, was andere sagen, oder erteilen sogar Ratschläge, ohne ihnen wirklich zuzuhören.

Neben Disziplin und Konzentration ist die Geduld die dritte Disziplin, um das Lieben zu lernen. Wenn man auf schnelle Erfolge aus ist, lernt man nie eine Kunst.
Gerade aber Geschwindigkeit ist eine wichtige Grundlage in unserem gesellschaftlichen System. Alle Maschinen sind auf Geschwindigkeit ausgelegt. Arbeitsgeschwindigkeit ist aus wirtschaftlichen Gründen zum Maßstab für Menschen geworden. Und so geschieht es, dass menschliche Werte von wirtschaftlichen Gesichtspunkten bestimmt werden. Der moderne Mensch meint, er würde etwas verlieren – nämlich Zeit – wenn er nicht alles schnell erledigt; und dann weiß er nicht, was er mit der gewonnenen Zeit anfangen soll – und schlägt sie tot.

Zu den Vorbedingungen einer Kunst gehört es, dass es einem sehr wichtig ist, darin Meister zu werden. Wenn die Kunst (dies oder das zu tun) dem Lehrling nicht von großer Wichtigkeit ist, wird er sie nie erlernen. Er wird bestenfalls ein guter Dilettant, aber niemals Meister darin werden. Es sieht so aus, als ob in der Kunst des Liebens noch mehr als in anderen Künsten die Dilettanten gegenüber den Meistern in der Überzahl wären.

Indirekte Lernmethode
Ein Tischlerlehrling lernt zuerst hobeln, ein angehender Pianist übt zunächst Tonleitern, ein Sportler fängt mit Atemübungen an. Wenn man in irgendeiner Kunst zur Meisterschaft gelangen will, muß die gesamte Persönlichkeit zu einem Instrument dieser Kunst werden. 


Bezüglich der Kunst des Liebens bedeutet das, dass jeder, der ein Meister dieser Kunst werden möchte, in jeder Phase seines Lebens Disziplin, Konzentration und Geduld praktisch üben muss.

Kommentare

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Stephanus79 19.04.2021 09:24
Ist das dein geistiges Eigentum oder fehlt hier die Quelleangabe?
 
Bluehorse 19.04.2021 09:27
Ich empfehle Dir, Stephanus: Fang mit dem Lesen in der ersten Zeile an. Der Mangel an Konzentration führt schnell zum Überlesen.
 
Autumn 19.04.2021 09:49
Lieber Bluehorse, erlaubst du mir einen humorvollen Beitrag zum Schmunzeln?
Musste gerade daran denken, als ich deune Blog-Überschrift las:  😊
 
rehpinab 19.04.2021 11:22
Automatismus - schon mal gut z.B. beim Autofahren, Routine auch hilfreich, täglich anfallende Aufgaben anzugehen. Lieben - wenn ich ganz wach, offenen Auges und Ohren - schon morgens und den Tag hindurch Freudenquellen weiß, neu entdecke..." Wie schön ist es, dem Herrn zu danken, deinem Namen, du Höchster, zu singen, am Morgen deine Huld zu verkünden , in der Nacht deine Treue, zur zehnsaitigen Zither, zur Harfe, zum Klang der Laute!"
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