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Andacht vom 13. April 2021

Andacht vom 13. April 2021
Du sagst: "Ich bin reich und habe alles im Überfluss, es fehlt mir an nichts", und dabei merkst du nicht, in was für einem jämmerlichen und erbärmlichen Zustand du bist – arm, blind und nackt.

Offenbarung 3,17 (Neue Genfer Übersetzung)


Stefan Zweig erzählt in seiner Novelle Die unsichtbare Sammlung eine erschütternde Episode aus der Zeit der Inflation in den 1920er-Jahren.
Ein Kunsthändler aus Berlin entdeckte bei der Durchsicht alter Unterlagen ein ganzes Bündel Briefe.
Die Korrespondenz reicht fast 60 Jahre zurück und stammt von dem wohl ältesten Kunden, der schon beim Vater und Großvater gekauft hat.
Der Händler stellt fest, dass sich dieser Mann im Laufe der Jahre eine enorm wertvolle Sammlung von Kupferstichen aufgebaut hat.

Er besuchte den betagten Sammler in seiner kleinen Heimatstadt in Sachsen.
Der Alte ist überglücklich, dass ihn in seiner Einsamkeit ein Kunstkenner besucht, dem er seine Schätze zeigen kann.
Die Besichtigung wird jedoch zu einer gespenstigen Angelegenheit: Sie sind gar nicht mehr vorhanden!
Die Mappen sind leer, wertloses Papier liegt darin.
Davon weiß der schon lange erblindete Mann aber nichts.
Die wirtschaftliche Not hatte Frau und Tochter dazu getrieben, ein Blatt nach dem anderen zu verkaufen.
Das musste heimlich geschehen, denn der leidenschaftliche Sammler hätte es nie zugelassen.
Die Tochter bittet den Kunsthändler flehentlich, ihrem Vater seine Illusion nicht zu rauben.
Der Mann aus Berlin hatte Mitleid mit dieser verarmten Familie und erlebt so eine Bilderschau, die nur im Kopf des Blinden stattfindet.
Der ist mit seiner Sammlung so vertraut, dass er jedes grafische Blatt mit allen Details erklären und "zeigen" kann.
Dabei blickt der Gast immer nur auf leeres Papier!

Meisterhaft schildert Zweig die tragische Illusion eines alten Mannes, der als Opfer der Inflation seine Kostbarkeiten verloren hat.
Unser Bibeltext spricht von einer viel schlimmeren Illusion, die Millionen betrifft.
Da geht es um die Frage, wie Gott uns sieht.
Unsere Selbstwahrnehmung und Gottes Urteil klaffen weit auseinander.
In den Augen unseres Schöpfers löst sich alle menschliche Herrlichkeit und Großspurigkeit wie Nebel auf.
Hinsichtlich der wahren Werte im Leben sind wir Habenichtse, die mit leeren Händen dastehen.
Wer das aber erkennt und bekennt, dem kann geholfen werden, denn der ist bereit für die schenkende Gnade des Erlösers.
Gott sei Dank.


(Klaus Kästner)

Kommentare

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Rosenlied 13.04.2021 10:20
⛪Danke, liebe @EinSMILEkommtw... für Deine 
denkwürdige Seite. Die Geschichte von dem alten 
Kunstsammler hat mich sehr berührt. 
Gut, dass dem erblindeten Mann nicht seine schöne 
Illusion geraubt wurde!!... 
 
einSMILEkommtwieder 13.04.2021 14:35
Liebe Rosenlied,
DANKE für DEINEN Kommentar mit:
Gut, dass dem erblindeten Mann nicht seine schöne
Illusion geraubt wurde!!…

Da möchte ich noch mit den Worten von Klaus Kästner hinzufügen:
… "Gott sei Dank, dass wir durch die schenkende Gnade des Erlösers vor viel schlimmeren Illusionen bewahrt werden können!"

Herzliche Grüße
Vera
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