Die Krähen und das liebe Vieh

RolfK

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Die Krähen und das liebe Vieh

Vor meinem Fenster grasen in Sichtweite oft einige Schafe. Manchmal fällt eine kleine Horde Spatzen ein und sucht um die wolligen Tiere herum nach vielleicht sichtbar gewordenem Kleinstgetier. Auch Stare kamen schon im Trupp. Manchmal spazierte dann ein Star so dicht vor der Nase eines Schafes herum, dass das Tier ärgerlich auf den Star losging, um weiter ungestört grasen zu können. Und gelegentlich flog sogar ein Star mal kurz auf ein Schaf, um da vielleicht ein Insekt zu erhaschen. Aber das schien das Tier gar nicht zu bemerken.

Doch dann tauchten neulich zwei Krähen auf. Sie suchten ebenfalls auf dem Boden die Nähe der Schafe. Als ich sie bemerkte, trug eine der Krähen etwas weißes Wolliges im Schnabel. Sie hatte offenbar eine Wollflocke ergattert. Die Flocke war wohl irgendwo zu Boden gegangen. Und sie sollte offenbar der wärmenden Innenausstattung des gerade im Bau befindlichen Nestes dienen.

Aber dann fand sich noch eine andere Erklärung: Plötzlich flog die andere Krähe auf ein Schaf und begann, da im Fell zu zupfen – und das mit offensichtlichem Zupferfolg. Sie hatte nun auch etwas Weißes im Schnabel. Das Schaf begann sofort, sich wie ein Kreisel zu drehen, um die Wollschmarotzerin loszuwerden. Die versuchte erst, sich mit Geflatter auf ihrem Reittier zu halten. Dann aber gab sie auf. Doch die Krähen wiederholten die Zupfprozedur unverdrossen noch zwei- oder dreimal - trotz Gekreisel der Schafe. Dann hatten sie offenbar, was sie wollten. Und ich habe sie auch nicht wieder gesehen.

Vermutlich sitzt Frau Krähe nun zu Ostern längst auf selbstgelegten Eiern.