Andacht vom 21. März 2021

einSMILEkommtwieder

Wenn er [Esau] sich wieder beruhigt und vergessen Hat, was du ihm angetan hast, werde ich dich von dort holen lassen.

1. Mose 27,45 (Neues Leben Bibel)


Hier wird in der Bibel zum ersten Mal das Wort "vergessen" gebraucht; es geht um das Vergessen von Schuld.
Jakob ist seinem alten, blinden Vater und seinem Bruder Esau gegenüber so sehr schuldig geworden, dass Esau in umzubringen gedachte.
Um dies zu verhindern, rät Mutter Rebekka ihrem Lieblingssohn heimlich zur Flucht zu ihrem Bruder Laban nach Mesopotamien.
Sie entlässt ihn mit dem schwachen Trost, dass sie ihn zurückholen würde, wenn Esau vergessen hat, was ihm angetan wurde.

Kann man Schuld vergessen, auch ohne zu vergeben?
Da Christen angehalten sind zu vergeben, sagen manche:
"Nun gut, ich vergebe dir, aber vergessen kann ich das nie."
Die andere Seite erwidert:
"Vergeben ohne Vergessen reicht nicht.
Das ist keine echte Vergebung."
Nun geben Erstere zu bedenken:
"Wir können uns doch nicht zum Vergessen zwingen!"
Auf den ersten Blick haben sie Recht.

Wenn uns jemand beleidigt, belogen, betrogen oder verletzt hat, dann können wir das nicht so einfach vergessen, wie einem beispielsweise die Kontonummer entfallen ist.

Doch darum geht es hier nicht.
Es geht mehr um die Einstellung; es kommt darauf an, ob wir vergessen möchten.
Wenn wir dazu bereit sind, kann ein Heilungsprozess einsetzen.
Ich werde mit der Zeit immer weniger daran denken.
Und wenn die Angelegenheit doch einmal in der Erinnerung auftaucht, dann ist diese seelische Wunde inzwischen verheilt, weil ich nicht immer wieder in Gedanken daran gerührt habe.
Es tut nicht mehr so weh und ich kann dem anderen wieder unbefangen begegnen.

Vergeben hängt sprachlich mit "weggeben" zusammen.
In diesem Sinne gebrauchen wir das Wort auch heute noch, wir sagen:
"Der Platz ist schon vergeben."
Er ist somit nicht mehr da.
So restlos vergibt uns Gott.
Bei ihm bleibt nicht einmal eine Narbe zurück.
Wenn wir die Voraussetzungen für die Vergebung schaffen, dann wirft er unsere Schuld und Sünde in die Tiefen des Meeres (Mi 7,18-19), aus dem sie nie mehr auftauchen.

Vergeben und Vergessen gehören bei Gott zusammen.
Herr Jesus, hilf uns dabei, so vergeben zu können, wie du uns vergibst!


(Reinhold Paul)