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Andacht vom 22. Januar 2021

Andacht vom 22. Januar 2021
Eine linde Antwort stillt den Zorn; aber ein hartes Wort erregt Grimm.

Sprüche 15,1


Mein Opa Martin war der Held meiner Kindheit.
Ihn im Gefängnis zu besuchen, war stets ungeheuer aufregend.
Er arbeitete dort bis zu seinem Ruhestand als Justizvollzugsbeamter im offenen Vollzug.
Weit entfernt davon, ein Heiliger zu sein, und trotz seines aufbrausenden Temperaments wurde er von vielen Insassen "Vater Skuplik" genannt.
Er wusste zu Hause auch immer die spannendsten Geschichten zu erzählen.
Eine machte besonderen Eindruck auf mich:

Eines Tages wurde Opa Martin von der Anstaltsleitung gebeten, einen besonders schwierigen Fall zu übernehmen.
Ein Häftling war in den Hungerstreik getreten, weil er sich ungerecht behandelt fühlte.
Seit Tagen hatte er nichts mehr gegessen, sich nicht gewaschen und rasiert, und alle Versuche, ihn umzustimmen, waren bisher fehlgeschlagen.
Nun sollte Opa Martin ihn überzeugen.
Er betrat die Zelle, setzte sich auf einen Stuhl und wartete still.
Man konnte die Spannung in der Luft regelrecht spüren.
Nach einer Weile sagte Opa freundlich: "Wie geht es dir, mein Junge?"
Ungläubig drehte sich der Häftling ihm zu: "Was? DU fragst mich, wie es mir geht?!"
Und dann brach alles aus ihm heraus, was ihn belastete.
Er tobte und zählte auf, wo er ungerecht behandelt und von Beamten gedemütigt worden war.
Er brüllte eine lange Zeit, wurde dann immer leiser und schließlich still.
Opa hörte zu und sagte daraufhin: "Junge, du hast jetzt zwei Möglichkeiten.
Entweder es wird alles noch schlimmer oder es wird besser.
Du musst das entscheiden.
Bei uns hier bekommst du eine Chance im offenen Vollzug.
Wenn du die nicht nutzt, kommst du zurück hinter Gitter.
Was möchtest du?"
Der Mann blieb still und Opa fuhr fort: "Ich denke, es ist gut, wenn du jetzt mal ein Brot isst und dich danach rasierst."
Opa erhob sich und ging aus der Zelle.
Die Tür ließ er bewusst offen stehen.
Und tatsächlich: Der Mann beendete seinen Streik.
Die Anstaltsleitung konnte es kaum glauben: "Wie haben Sie das nur gemacht?
Wir haben doch alles versucht."
Opa sagte nur: "Ich habe mit ihm geredet, einfach nur geredet und zugehört."

Auch in der Bibel ist vom Ruhebewahren die Rede, wie hier in den Sprüchen.
Aggressionen können sich schnell aufschaukeln und tiefe Wunden verursachen, doch eine "linde Antwort – das heißt ein sanftes, freundliches Wort - kann manchmal Wunder wirken; versuchen wir es heute doch auch einmal.


(Claudia Mohr)

Kommentare

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Autumn 22.01.2021 09:30
Liebe Vera, ich musste an folgendes "freundliche" Wort denken,
auch aus dem Buch der Sprüche:  🐝

 
(Nutzer gelöscht) 22.01.2021 09:32
In der Schule, die mein Sohn besucht, gibt es einen Hausmeister, der von den Kindern nicht selten als unbeherrscht und ungerecht erlebt wird. Mein Sohn war außer sich, als er von dieser Art des Verhaltens des Hausmeisters dieser Tage betroffen nach Hause kam. Als er mit dem Hausmeister reden wollte, wurde ihm das Wort abgeschnitten und er wurde des Lügens beschuldigt. Das muss ihn sehr verletzt haben. Wir haben das besprochen und er hat es auch mit einem Lehrer seines Vertrauens besprochen, der ihm riet, ruhig weiterzusprechen, wenn ihm das Wort verboten wird. Er lernt, dass es nun mal Menschen mit solchen Verhaltensweisen gibt, man sich von ihnen aber nicht einschüchtern lassen muss.
Man muss nicht alles aushalten und schlucken, sonst läuft man Gefahr, aus seinem Herzen eine Mördergrube zu machen.
Deine Geschichte werde ich meinem Sohn für den Hausmeister anbieten. Vielen Dank!
 
Rosenlied 22.01.2021 10:50
⛪Ja, wie wahr ist der Spruch. Und dazu passt 
die "Geschichte" von dem streikenden Häftling, 
dem ein ruhiges verständnisvolles Gespräch 
geholfen hat!....... Wie gut, dass es Menschen 
gibt, die durch ihre ruhige Art Friedensstifter 
sind. 

⛪Das bist Du, lb. @Rosanna, bestimmt auch 
bei Deinem Sohn, den die "Bekanntschaft" mit 
dem unbeherrschten Hausmeister bestimmt sehr
verletzt hat. Da wär ich auch erschrocken. 
Leider müssen unsere jungen Menschen auch 
solche Erfahrungen machen... 
Mein einziger Trost in solchen Situationen ist 
immer mein Glauben.. LG 
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