Verletzungen

einSMILEkommtwieder

Es sei dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten, Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

Micha 6,8


Wir lesen im Worte Gottes häufig vom Gebot der Nächsten- bzw. Feindesliebe.
Wirkliche Feinde hat wohl kaum jemand von uns.
Doch wie steht es mit meinem Nächsten, den zu lieben mir Gott aufgetragen hat?
Ja, wir können Menschen lieben, die freundlich, nett und sympathisch sind.
Aber gibt es in unserem Umfeld nicht auch richtig unangenehme Zeitgenossen, die uns so gar nicht liegen?
Wie weit ist es da mit meiner Nächstenliebe bestellt?

Unser Text enthält drei Begriffe, die unbedingt zusammengehören.
Gottes Wort halten (mein Herzenswunsch, das möchte ich doch auch), Liebe üben (das sieht nach Arbeit aus, wer übt schon gerne?) und demütig sein vor deinem Gott.
Nur mit einem demütigen Herz kann Gott mich zur Liebe befähigen.
So wie die Entscheidung zur Nächstenliebe über den Kopf zum Herzen geht, beginnt auch die Tat in Gedanken.
Mit dem Üben kann ich am besten bei mir selbst beginnen.
Wenn ich allen Grund hätte, mich zu ärgern, wenn nichts rund laufen will, welche Gedanken bewegen mich?
Welche Worte verlassen meinen Mund?
Nun erzählen uns Mediziner, Ärger, Frust und Zorn müssen "raus", sonst wird man krank.
Da ist was dran!

Heute ist es weitgehend gesellschaftsfähig, derbe und unschöne Worte zu gebrauchen.
Dadurch entstehen viele Verletzungen und dabei sehnt sich jeder nach Harmonie und Frieden.
Mit meinem Verhalten kann ich dazu beitragen, ein harmonisches Miteinander zu ermöglichen.

Wie entsorge ich als Kind Gottes meine aufgewühlten Gefühle von Ärger und Wut?
Ich kann dir nur empfehlen, breite deinen ganzen Kummer erstmal vor Gott aus.

Nachdem ich einmal durch Wort und Gestik sehr verletzt wurde, nur weil ich bei jemanden die Erwartungen nicht erfüllte, von denen ich nichts ahnte, war ich geschockt, zu keiner Erwiderung fähig.
An einem ruhigen Ort brachte ich auf Knien und unter Tränen mein ganzes Leid vor Gott und bekannte ihm: "Herr, mein ICH ist getroffen, aber ich will es nicht!"
Nach diesem Ringen im Gebet fand ich Erleichterung und konnte dieser Person ohne Groll im Herzen begegnen.
Später, in einem ruhigen, klärenden Gespräch, war Einsicht zu erkennen.
Ich war froh, bei ihr derzeit nicht meinen Unmut abgelassen zu haben, womöglich mit unüberlegten oder verletzenden Worten.
So konnte ich vor mir selbst bestehen.
Sollte man einen Christen nicht daran erkennen, wie er etwas sagt, oder nicht sagt?

Durch meine ganze Hingabe an Gott möchte ich meinem Nächsten innerlich zugetan sein.
Geben wir ihm diesen Vorschuss an freundlicher Zuwendung.
Du wirst staunen, was da manchmal zurückkommt.

Liebe und Zuwendung darf nicht von Sympathie oder vom Verhalten anderer abhängig sein.
Sie ist viel mehr eine Haltung.
Gott will sie uns schenken, wenn wir es wollen.


(aus "Augenblicke der Liebe" von Hilde Vielweber)